Das deutsche Reich bis zum Ende des Interregnums.
zuweilen gelehrten Unterricht; im Verein mit der huslichen Erziehung durch die Mutter befhigte er sie, als Hausfrau ein anmutiges Familien-und geistig angeregtes Gesellschaftsleben zu pflegen.
b) Die Stadtbevlkerung.
Das Stdtewesen entwickelte sich in Deutschland erst seit etwa dem Beginn des 10. Jahrhunderts, als Handel und Gewerbe einen lang-samen, aber stetigen Aufschwung nahmen. Anfangs war der lange Zeit unbedeutende Handel noch meistens in den Hnden der Juden und im Sden der Lombarden, im Norden der Friesen. Die Gewerbe kamen zunchst an den Hfen der Groen, wo der gesteigerte Wohlstand auf eine verfeinerte Lebenshaltung hindrngte, nach und nach in ihrer vielfachen Gliederung in Aufnahme. Von groer Bedeutung fr die Entfaltung des Gewerbes und Handels wurde die Entwicklung des Bergbaus, zumal die Erschlieung der Silberlager in den deutschen Gebirgen.
Lebhafter Handel verband seit der Zeit der Kreuzzge die Städte im sdlichen Deutschland mit Italien. Eine wichtige Handelsstrae fhrte, dem Laufe der Donau folgend, nach den Lndern des Orients. Den Rhein hinunter und hinauf fand ein reger Warenaustausch statt zwischen Sd- und Norddeutschland, zwischen den deutschen Gauen und England sowie den nordischen Reichen. Das Handelsgebiet des norddeutschen Kaufmannes reichte ostwrts weit in die flanschen Lnder hinein. Die Waren wurden in der Regel auf Wagen, im hohen Gebirge auf Saumtieren befrdert. Wo sich aber Gelegenheit bot, bevorzugte man den Wasserweg vor der beschwerlichen Landstrae, wobei die Schiffe mittels Seilen auf Leinpfaden vorwrts gezogen oder auch durch Ruder und Segel bewegt wurden.
Die Städte in Deutschland wuchsen teils aus jenen alten Rmer-stdten im Rhein- und Donaugebiet (Cln, Mainz), die wegen ihrer gnstigen Handelslage wieder aus der Asche der Zerstrung oder dem Verfalle entstanden, teils aus Ortschaften empor, in denen bischfliche Kirchen, Pfalzen oder Burgen errichtet wurden, oder welche um solche entstanden waren. Die dort stattfindenden Mrkte (Messen) lockten den Hndler und den Gewerbetreibenden zu bleibender Ansiedlung an. Solche Pltze wurden bald allgemein durch Wall und Graben. Mauern und Trme geschtzt (Burgen, Brger). In Sachsen, das, fern den groen Verkehrsstraen, noch lange stdtearm blieb, legte Heinrich I. durch seine militrischen Befestigungen den Grund zu der Entwicklung der ersten Städte.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Italien Donau Rhein Norddeutschland England Deutschland Rhein- Mainz Sachsen
199
ein Heer zu Hilfe gesandt (f. S. 196), und englische Kaperschiffe unter khnen Kapitnen, roie dem Seehelden Franz Drake (spr. Dreek), hatten mitten im Frieden die westindischen Besitzungen der Spanier geplndert und sogar im Hasen von Eadir eine Menge spanischer Fahrzeuge vernichtet.
Daher rstete Philipp eine stolze Flotte, 130 Schiffe von ungewhnlicher Gre, die und erroindliche Armada", um England zu demtigen. Als aber diese unter dem Herzoge von Medina Sidonia den Kanal durchsegelte, rourde sie auf der Hhe von Dnkirchen durch bestndige kleine. Angriffe der leichten englischen Schiffe unter dem Admiral Howard (spr. Haurd) und vom Sturm so bel zugerichtet, da Medina Sidonia sich entschlo, um die Nordspitze Schottlands herum die Rckkehr anzutreten. Doch neue schwere Strme vollendeten die Vernichtung der stolzen Flotte (1588).
3. Innere Entwicklung Englands. Der groartige Aufschwung der.kriegsmacht Englands war begleitet von einer fortschreitenden Hebung des inneren Wohlstandes. Dem Gewerb e war die Aufnahme der aus den Niederlanden geflchteten Protestanten frderlich, die manche neue Industriezweige (Leinenweberei, Tuch- und Spitzenfabri-fation) einfhrten. Ein khner Unternehmungsgeist trieb die englischen Kaufleute auf die See. Handelsgesellschaften fr den Handel nach Rußland und dem Orient wurden begrndet, und die englisch-o st i n d i f ch e Kompagnie begann ihre ersten Eroberungen. Khne Entdecker (Davis) suchten die nordwestliche Durchfahrt nach dem Groen Ozean, und Walter Raleigh (spr. Rli) grndete die zu Ehren seiner Knigin Virginien benannte Kolonie (an der Ostkste von Nord-amerika). Die lngst ohnmchtige deutsche Hansa aber wurde ihrer alten Handelsvorrechte in England fr verlustig erklrt. Auch die Dicht-, funst entfaltete sich unter der Regierung Elisabeths zur schnsten Blte (s. am Schlu).
Dieser Glanz der Herrschaft der Knigin wird verdunkelt durch die Hrte, mit der sie in den letzten Jahrzehnten die Katholiken und besonders die Bewohner von Irland verfolgte. Die alte keltische Bevlkerung dieser (um 1170 unterworfenen) Insel war in dem katholischen Glauben verblieben. Da die Iren von den englischen Statthaltern und Gutsherren hart bedrckt wurden, so machte sich der durch die Verschiedenheit der Religion genhrte Stammesha in mehreren Aufstnden Luft, in denen spanische Hilfe die Unterwerfung der Iren nicht ver-hinderte. Elisabeths Nachfolg'er war Jakob I., der Sohn ihrer Feindin Maria Stuart.
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Extrahierte Personennamen: Franz_Drake Franz Philipp Philipp Walter_Raleigh Elisabeths Jakob_I. Maria_Stuart Maria
Extrahierte Ortsnamen: England Medina_Sidonia Schottlands Englands Niederlanden Rußland Nord-amerika England Irland
Deutschland im Zeitalter der Hohenstaufen. 101
Da nahmen die Kreuzfahrer im Sturm die Stadt, plnder-ten sie, brannten ganze Stadtteile mit zahlreichen Kunstschtzen nieder und verteilten die reiche Beute unter sich. Nach dem^Falle der Hauptstadt leisteten die brigen Teile des Reiches wenig Widerstand. Man errichtete in dem eroberten Lande ein latei-nisches Kaisertum. Zum Kaiser wurde Graf Balduin von Flandern gewhlt und ihm der vierte Teil des eroberten Landes zu unmittelbarem Besitz verliehen. Aus den anderen Landes-teilen wurden Lehnsfrstentmer (ein Knigreich Thessalonich, ein Herzogtum Athen u. a.) gegrndet, und die Venetianer bekamen die fr ihre Handelszwecke und ihre Seefahrt wichtigsten Inseln und Kstenstriche.
Das neue Reich hatte nicht lange Bestand. Im Jahre 1261 machte der Grieche Michael Pallogus von dem selbstndig gebliebenen griechischen Reiche zu Nica aus dem lateinischen Kaisertum ein Ende.
Wie sehr die Begeisterung fr die Kreuzzge zur Zeit Innocenz' Iii. alle Gemter erfllte, bewies das eigentmliche Unternehmen der Kinder-kreuzzge.
Von einem begeisterten franzsischen Hirtenknaben angeregt, sammelten sich (1212) Scharen von Kindern, angeblich 30000, um ihn und gelangten bls Marseille. Hier wurden sie grtenteils von Sklavenhndlern auf Schiffe gelockt und in gypten als Sklaven verkauft. Auch am Rhein vereinigte sich zur Pilgerfahrt eine groe Anzahl deutscher Knaben, die in regellosem Zuge teilweise bis Brundisium kamen. Der dortige Bischof hinderte ihre Einschiffung; die jugendlichen Pilger erlagen groenteils auf dem Rckzge oder verkamen in der Fremde.
9. Friedrich Ii. (12151250).
Friedrich Ii. war nach Begabung und Bildung der bedeutendste unter den Staufen, tchtig als Feldherr, noch grer als Staatsmann. Mehr Italiener als Deutscher, wollte er vor allem sein festgefgtes unter-italisches Reich zur Hauptsttze seiner Herrschaft machen. ' Die deutschen m rvj1 touri)en burc^ bermige Zugestndnisse zur Untersttzung seiner Politik gewonnen. Aber wie vordem Friedrich I. sollte auch sein Enkel vm Kampfe mit dem Papste und den lombardischen Stdten, den alten Bundesgenossen der Ppste, schlielich unterliegen.
a. Die letzten Erfolge des Kaisertums.
a) Personalunion von Sicilien und Deutschland. Friedrich hatte dem Papste Innocenz Iii. versprochen, das unteritalische
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Extrahierte Personennamen: Balduin_von_Flandern Michael_Pallogus Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_I. Friedrich Friedrich Innocenz_Iii Innocenz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Thessalonich Athen Marseille Rhein Staufen Sicilien Deutschland
Englands Emporsteigen unter Elisabeth. 211
gefangene Knigin zu befreien, mit dem Tode. Obwohl Maria als Knigin dem englischen Gesetze nicht unterstanb, liefe Elisabeth sie vor einem auerorbentlichen Gerichtshof anklagen, an dem Plane Babingtons zur Ermorbung der englischen Knigin und zum Umsturz der Regierung teilgenommen zu haben. Wenngleich Maria die Teilnahme leugnete, sprach das Gericht boch das Tobesurteil der sie aus. So starb Maria Stuart nach neunzehnjhriger Gefangenschaft auf dem Blutgerste (1587).
2- Der Krieg mit Spanien. Als Rcher der unglcklichen schottischen Knigin trat König Philipp Ii. von Spanien auf, dem Elisabeth ohnehin genug Anla zur Feinbschaft gegeben hatte. Denn sie hatte krzlich den anfstnbischen Nieber-lrtbern ein Heer zu Hilfe gesanbt (f. S. 208), und englische Kaperschiffe unter khnen Kapitnen, tvie dem Seehelben Franz Drake (spr. Dreek), hatten mitten im Frieden die west-inbischen Besitzungen der Spanier geplnbert und sogar im Hafen von Eabii eine Menge spanischer Fahrzeuge ver-nichtet.
Daher rstete Philipp eine stolze Flotte, 130 Schiffe von ungewhnlicher Gre, die unberwindliche Armaba", um England zu bemtigen. Als aber diese unter dem Herzoge von Mebina Sibonia den Kanal burchsegelte, wrbe sie auf der Hhe von Dnkirchen durch bestnbige kleine Angriffe der leichten englischen Schiffe unter dem Abmiral Howarb (fpr. Haurb) und vom Sturm so bel zugerichtet, bah Mebina Sibonia sich entschlo, um die Norbspitze Schottlanbs herum die Rckkehr anzutreten. Doch neue schwere Strme oollenbeten das Ver-nichtungswerk der stolzen Flotte (1588).
3. Innere Entwicklung Englands. Der groartige Aufschwung der Kriegsmacht Englanbs war begleitet von einer fortschreitend Hebung des inneren Wohlstanbes. Das Gewerbe wrbe durch die Aufnahme der aus den Rieberlcmben geflchteten Protestanten gefrbert, die manche neue Jnbustrie-ztveige (Leinenweberei, Tuch- und Spitzenfabrikation) einfhrten. Em khner Unternehmungsgeist trieb die englischen Kaufleute auf bte See. Handelsgesellschaften fr den Handel nach Rußland und dem Orient wrben begrrtbet, und die englisch-o st inbische Kompagnie begann ihre ersten Eroberungen. Khne
14*
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Maria Maria Maria_Stuart Maria Philipp_Ii Philipp Franz_Drake Franz Philipp Philipp Mebina_Sibonia Mebina_Sibonia Norbspitze_Schottlanbs Englanbs
Extrahierte Ortsnamen: Englands Spanien Spanien Eabii England Englands
1. Damit alle diejenige, welche sich in Unseren Landen niederzulassen resolviren*) werden, desto mehrere Bequemligkeit haben mögen, nmb dahin zugelangen und überzukommen, so haben Wir Unseren Envoye extraordinaire2) bey denen Herrn General Staten3) der vereinigten Niederlande, dem von Diest, und Unserm Commissario4) 9?om§wincm in Amsterdam anbefohlen, allen denen srantzösischen Leuten, von der Religion, welche sich bey ihnen an* geben werden, Schisse und andere Nothwendigkeiten zu verschaffen, umb sie und die ihrige aus Holland biß nach Hamburg zu trans-portiren, allwo Unser Hoffrath und Resident5) im Nieder-Sächsischen Crayse, der von Gericken, ihnen ferner alle facilität6) I und gute Gelegenheit an Hand geben wird. deren sie werden be- ; nöthiget seyn, umb an Ort und Stelle, welche sie in Unseren Landen zu ihrem etablissement7) erwählen werden zu gelangen. 1
2. So viel diejenige anbetrifft, welche über Sedan aus Champagnen, Lothringen, Burgundien und aus denen nach Mittag gelegenen Frantzösischen Provincien, ohne durch Holland zu gehen, i nach Unsern Landen sich werden begeben wollen, selbige haben ihren Weg auf Franckfnrt am Mayn zu nehmen, und sich daselbst bey unserm Rath und Residenten Merian, oder auch zu Cölln am Rhein, bey Unserm Agenten Lely, anzugeben, gestalt wir denn denenselben beyderseits anbesohlen, ihnen mit Gelde, Passeporten8) \ und Schiffen beförderlich zu seyn, und sie den Rhein hinunter biß in Unser Hertzogthum Cleve fort zuschaffen, woselbst Unsere Regierung Sorge tragen wird, damit sie entweder in Unserm Cleo- und Märckischen Landen etabliret, oder, da sie weiter in andere Unsere Provincien zu gehen willens, mit aller dessalls erforderten Noth-durfft versehen werden mögen.
3. Weilen Unsere Lande nicht allein mit allen zu des Lebens
*) beschließen. 2) außerordentlichen Gesandten. 3) regierenden Abgeordneten.
4) dem Bevollmächtigten. 5) Regierungsvertreter. 6) Leichtigkeit. ^ Nieder-
lassung. 8) Pässen.
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Amsterdam Holland Hamburg Nieder-Sächsischen_Crayse Sedan Lothringen Burgundien Frantzösischen_Provincien Holland Rhein Rhein
— 148 —
Der Kieler Hafen und der Jadehafen sind Reichskriegshäfen_______
Art. 54. Die Kauffahrteischiffe aller Bundesstaaten bilden eine einheitliche Handelsmarine.
Xi. Reichskriegswesen.
Art. 57. Jeder Deutsche ist wehrpflichtig und kann sich in Ausübung dieser Pslicht nicht vertreten lassen.
Art. 63. Die gesamte Landmacht des Reichs wird ein ein-
heitliches Heer bilden, welches in Krieg und Frieden unter dem Befehle des Kaisers steht. . . .
Art. 64. Alle deutschen Truppen sind verpflichtet, den Be-
fehlen des Kaisers unbedingte Folge zu leisten. Diese Verpflichtung ist in den Fahneneid aufzunehmen (Für die Bayern gilt diese Verpflichtung nur im Krieg.)
Xii. Reichsfinanzen.
Art. 69. Alle Einnahmen und Ausgaben des Reichs müssen für jedes Jahr veranschlagt und aus den Reichshaushallsetat J) gebracht werden. Letzterer wird vor Beginn des Etatsjahres nach folgenden Grundsätzen durch ein Gesetz festgestellt.
Art. 70. Zur Bestreitung aller gemeinschaftlichen Ausgaben
dienen zunächst die etwaigen Überschüsse der Vorjahre, sowie die
aus den Zöllen, den gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern und aus dem Post- und Telegraphenwesen fließenden gemeinschaftlichen Einnahmen. Insoweit dieselben durch diese Einnahmen nicht gedeckt werden, sind sie, solange Reichssteuern nicht eingeführt sind, durch Beiträge der einzelnen Bundesstaaten nach Maßgabe ihrer Bevölkerung aufzubringen, welche bis zur Höhe des budgetmäßigen Betrages durch den Reichskanzler ausgeschrieben werden.
Alt. 73. In Fällen eines außerordentlichen Bedürfnisses kann im Wege der Reichsgesetzgebung die Ausnahme einer Anleihe,
*) Reichshaushaltsvoranschlag.
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— 155 —
Zu dieser bedeutungsvollen Feier waren der Kaiser und viele deutsche Fürsten, Abgeordnete des Reichs- und Landtags und auf des Kaisers Einladung Vertreter aus allen Ländern Europas auf ihren Schiffen erschienen; selbst außereuropäische Länder hatten Schiffe geschickt. So bot dieses Fest das Bild einer großartigen friedlichen Vereinigung und zeigte zugleich das Ansehen und die Bedeutung des deutschen Reichs.
Möge es unserem Kaiser beschickn sein, die Macht unseres deutschen Vaterlandes und seine Weltstellung, die auf einem starken Heere und auf einer starken Flotte beruhen, aufrecht zu erhalten, um nach wie vor ein Hort des Friedens mit seinen Segnungen und ein Schirmherr der idealen Güter der Menschheit bleiben zu können.
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197
len unvorsichtig gelenkte Schiffe zerschellen. Dieser Theil des Rheines
ist der, welcher alljährlich von einer Unzahl Reisender besucht wird. —
Von Koblenz ab wird das Thal zwar breiter, aber bei Andernach ver-
engt es sich wieder. Hier bricht der Rhein zwischen Eisel und Sieben-
gebirge durch und tritt endlich bei Bonn in die Ebene.
Im Unterlaufe werden die Ränder des Rheines niedrig und
deshalb bis gegen seine Mündung hin häufig von Dämmen und Deichen
begrenzt. Unterhalb Emmerich, 20 M. von der Mündung, theilt sich
der Rhein in verschiedene Arme. Der Hauptarm heißt anfangs Waal,
nimmt bei Gorkum die Maas aus und heißt nun selbst Maas. Sie
mündet unterhalb Rotterdam. Der rechte Arm, der Rhein, theilt sich
auch wieder in mehrere Arme; der westl. derselben, der den Namen Rhein
behält, mündet durch einen Kanal in das deutsche Meer.
Durch die Ausdehnung seines Laufes, durch seine Lage im Herzen
Europas, durch sein mäßiges Gefälle und seine fast stets sich gleich bleibende
Wasserfülle und durch das ausgebildete Ebenmaß seines weitverzweigten
Stromshstems (2000 Dm. auf jeder der beiden Seiten) ist der Rhein
von Alters her nicht nur die große Handels- und Verkehrsstraße zwi-
schen N. und S., sondern auch der Ausgangspunkt der Kultur für das
übrige Deutschland.
Seine Nebenflüsse auf der rechten Seite sind:
a. Die Schwarzwaldflüßchen Elz mit der Dreisam, deren oberes
Thal das wildeste (Höllenpaß) des Gebirges ist; Kinzig und Murg, mit
dem schönsten Thale des Schwarzwaldes (Kniebispaß).
b. Der Neckar, vom Schwarzwalde, 2 Stdn. von Donaueschingen
kommend, bespült in nach O. greifendem Bogen den Nordabhang des
schwäbischen Iura, beugt sich aberjn seinem Unterlaufe so nach Nw., daß
Quelle und Mündung ziemlich unter gleichem Meridiane liegen. Er durch-
bricht gegen W. bis Heidelberg den Odenwald und mündet bei Mannheim.
Links empfängt er die Enz, durch welche er schiffbar wird, r?chts Kocher
und Jaxt. (An der untern Jaxt die Heimat des Ritter Götz von Ber-
lichingen.) Die Ufer des Neckar sind meist romantisch und weinreich.
Von Kannstadt aus ist er schiffbar.
e. Der Main entsteht am Fichtelgebirge aus dem weißen Maine
vom Ochsenkopfe und dem rothen aus den südwestl. Vorhöhen dieses
Gebirges. Er hat durchaus westl. Richtung, fließt aber mit so starken
Windungen (um den 50" Breitenkreis), wie sie kein anderer deutscher
Strom macht. Er hat schöne, meist hohe, weinbekränzte Ufer, wird ober-
halb Schweinfurt schiffbar und mündet in ansehnlicher Breite bei Mainz.
Es strömen ihm zu
rechts: Die Jtz (Koburg), die fränkische Saale, welche von den
dem Thüringerwalde vorliegenden Henneberger Höhen kommt und an der
Nordwestspitze des Maindreiecks mündet, die Kinzig von der Rhön und
die Nidda vom Vogelsberge.
links: Die Regnitz, der größte Zufluß des Main, nimmt die
Pegnitz aus, wird bei Bamberg kahnbar, von wo auch der Ludwigskanal
gegen S. in die Donau führt, und mündet unterhalb dieser Stadt. Die
Tauber mündet bei Wertheim an der Südseite des Mainvierecks.
d. Die Lahn kommt vom Ederkopfe, windet sich in einer großen
Spirale zwischen Taunus und Westerwald und wird bei Gießen schiffbar.
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Extrahierte Ortsnamen: Rheines Koblenz Andernach Rhein Bonn Rhein Gorkum Rotterdam Rhein Rhein Europas Rhein Deutschland Donaueschingen Heidelberg Odenwald Mannheim Main Maine Mainz Maindreiecks Nidda Main Bamberg Donau Wertheim Mainvierecks Taunus Westerwald
188
Aisne (ahne), ein waldiges Bergland, 400" (1300') hoch, mit tiefen Längen-
thälern, das gegen W. in die Tiefebene der Champagne (schangpanje)
und gegen N. zu in den Ardennenwald übergeht. Die Ardennen
sind ein rauhes, kaltes, waldiges Bergland, von der Mosel dnrchbro-
chen, und daher in die östl. und westl. geschieden. Die Thäler der
durchbrechenden Flüsse sind sämmtlich sehr tief eingesenkt. Wölfe und
Bären finden sich in diesem rauhen Gebirge.
b. Das westniederrheinische Bergland zeigt ebenfalls eine
große Uebereinstimmung mit den aus der Ostseite des Rheines liegenden
Gebirgen. Es ist ebenfalls plateauartig und hat keine bedeutenden Gipfel.
Beide Bergländer faßt mau auch unter dem Namen niederrheini-
sches Schiefergebirge zusammen. — Seine Glieder:
aa. Der Hunsrück (d. h. hohe Rücken), die deutliche Fortsetzung
des Taunus, zwischen Nahe und Mosel, Rhein und Saar, ist eine wel-
lenförmige Hochfläche mit steilen Flußthalrändern. Aus dieser Hochfläche
erheben sich einzelne starkbewaldete Berggruppen, der Hochwald, Idar-
wald und der Soonwald. Die Pässe über dieses Gebirge sind meist sehr
beschwerlich.
bb. Die Eifel, zwischen Mosel undmaas,ist die Wiederholung des
Sauerlandes und Westerwaldes, nur noch einförmiger als diese. Dieses
mehrentheils vulkanische Schiefergebirge bildet eine, von tiefen Flußthä-
lern durchsetzte, plateauartige Masse, aus welcher sich kegelförmige Berge,
oft mit ausgebrannten Kratern versehen, erheben. In diesen Kratern
finden sich nicht selten Seen und Moräste. Der höchste Berg ist die
hohe Acht, 750-° (2400').
cc. Das hohe Veen (d. i. Moor)ist der nördl. Theil der Eifel. Es
breitet sich zu einer weiten moorigen Hochfläche aus, die steil, oft mit
felsigen Böschungen ansteigt, von sehr tiefen, kluftartigen Flußthälern
durchfurcht, auf ihrer Höhe fast gar keine Erhebungen zeigt, so daß man
sich in einer Moorfläche Niederdeutschlands wähnt. Es ist meist ganz
unfruchtbar.
Die südliche Hälfte:
a. Das Verbindungsglied zwischen den Vogesen und dem südsran-
zösischen Berglaude:
Hochburgund, zu beiden Seiten der obern Saone (ßohn) und des
untern Doubs (dubs). Es ist im N. hügelig, im S. aber eben und
besteht aus:
aa. dem P lateau von Langres (—ger), im nördl. Theile von Hoch-
burgund, einer flachen Wasserscheidehöhe zwischen diesem und dem Plateau
von Lothringen. Es ist ohne Gipfel, gegen das Tiefland sehr sanft, gegen
die obere Saone hin steiler abgedacht und birgt die Quellen der Maas,
Marne, Saone und Seine (ßähn). Von der Quelle der Saone nordw.
zur Quelle der Mosel ziehen sich die niedrigen Höhen der Sichelberge.
bb. dem Cote d'or. Dasselbe wird von jenem durch den Kanal
von Burgund getrennt. Es ist ein wenig höherer, ähnlich geformter
Rücken, welcher westwärts in breitere Hügellandschaften übergeht und
im S. durch einen zweiten Einschnitt (Kanal von Charolais) begrenzt
wird. Die beiderseitigen Abhänge sind dem Weinbaue dienstbar.
b. Das südfranzösische Bergland.
aa. Aehnliche Plateanhöhen laufen unter dem Namen Gebirge
von Charolais (scharoläh) und von Lyonnais (—näh) auf der
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196
sie sogar unter den hemmenden Felsen (Perte du Rhone). Gleich nach
ihrem Durchbruche wird sie schiffbar und geht in breilerem Thale, aber
immer noch zwischen steilen Hängen, bis Lyon. War ihre Richtung bis-
her vorherrschend eine westl., so wird sie nun eine entschieden südliche.
Sie hat von nun an links, mit wenigen Ausnahmen ebenes Land, rechts
aber die Abfälle der Sevennen. Bei Arles (arl) theilt sie sich in vier
Arme, die aber ganz versandet sind, und strömt durch niedrige, morastige
Gegenden in den Busen von Lion. Sie nimmt auf
rechts: Die Saone, den bedeutendsten aller Nebenflüsse, von
den Sichelbergen, die verstärkt durch den Doubs (vom Jura) an dem
Rhoneknie bei Lyon mündet;
links: Die Alpenzuflüsse: Die Arve bei Gens, vom M. Blanc;
die Isere bei Valence und die Dnrance (dürangs) bei Avignon.
D. Zum deutschen Meere:
Der Rhein, fast 200 M. lang, ist der wichtigste und wasserreichste
Strom von ganz Westeuropa.
Der Oberlauf des Stromes wird von der Quelle bis Mainz
gerechnet. Der Rhein entspringt an der Ostseite des St. Gotthard in
drei Quellflüssen. Der vorzüglichste darunter ist der Vorderrhein, der
sich später mit dem Mittel- und Hinterrheine verbindet. Der vereinigte
Strom fließt nordwärts. Das Bett ist ans dieser Strecke breit, aber
nicht tief, voller Kies und Steine, auch, namentlich bei hohem Wasser-
stande, sehr veränderlich. (Früher ging das Bett des Rheines wahr-
scheinlich dnrch den Wallenstädter- und Zürichersee.) Dann durchströmt
er den fast 10 M. großen Bodensee, der zumeist herrliche, wein-
reiche User hat, sehr tief und reich an Fischen ist. Seine nordwestliche
Zunge wird der Ueberlingersee genannt; in ihm liegt das reizende In-
selchen Meinau. — Indem der Rhein aus dem eigentlichen Bodensee
tritt, bildet er den kleineren, nicht tiefen Untersee und verläßt ihn als
schiffbarer Fluß. Er strömt nun, immer in westl. Richtung, zwischen
hohen, waldbewachsenen Ufern nach Schaffhausen zu, in dessen Nähe er
den 18 —21m (60 —70') hohen und 94m (300') breiten Rheinsall
bildet, durchbricht dann unter vielen Stromschnellen den Jura und
Schwarzwald und kommt nun nach Basel. Hier nimmt der Rhein wie-
der seine Hauptrichtung, die gegen N., an und strömt im breiten Thale
bis gen Mainz. Er zeigt zuerst viele kleine Krümmungen, bildet sandige
Werder, und erst von Straßburg ab tritt er in ein tiefes, selbst für
große Flußfahrzeuge schiffbares Bett. Seine Ufer sind bei Mainz niedrig
und im unteren Theile seines Laufes trennt er sich in mehrere Arme,
sumpfige, buschreiche Werder bildend.
Der Mittellauf des Rheines von Mainz bis Bonn. Nach
der Vereinigung seiner Arme wird sein Thal von Mainz bis Bingen
wieder enger, und die Berge treten näher an das Ufer; er durchströmt, in
westl. Richtung den wein-, ruhten- und sagenreichen Rheingau. Bei
Bingen beginnt der eigentliche Durchbruch; früher war hier durch
Felsen unter dem Wasser die gefährliche Stromschnelle des Binger-
loches, jetzt ist die Stelle durch Sprengung der Felsen ziemlich un-
gefährlich. Im Rheine steht der Mäusethurm (Sage vom Erzbischof
Hatto) und weiterhin die Pfalz; noch weiter abwärts liegt die jetzt
von einem Eisenbahntunnel durchbrochene Lurley, an welcher zuwei-
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