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das Klaggeschrei der verwundeten, von den Dächern herabgeftürzten,
halb verbrannten und zerquetschten Greise, Kinder und Frauen, welche
sich in den Häusern verborgen hatten. Noch schrecklicher war das
Schicksal der Unglücklichen, welche von den Arbeitern, die den Schutt
wegräumten, um einen Weg für die heranrückenden Truppen zu bahnen,
mit eisernen Hacken hin und her gezogen und lebendig begraben wurden,
so daß noch die Beine oder der Kopf aus dem Schutt hervorragten,
worüber dann die Reiterei schonungslos hinwegsprengte und Alles zer-
trat. Die Hitze des Kampfes, die Aussicht auf den nahen Sieg, der
Eifer des ganzen Heeres, das Geschrei der Herolde, das Schmettern
der Trompeten, das Rufen der hin- und herrennenden Obersten und
Hauptleute mit der ablösenden Mannschaft, hatte in dieser Blutarbeit
alles menschliche Gefühl erstickt; nicht Schonung, sondern Vertilgung
war die allgemeine Losung. So dauerte der schreckliche Kampf sechs
Tage und sechs Nächte, in welchen Scipio ohne Rast und Schlaf
auf dem Platze blieb, bis er abgemattet niedersank und von der Höhe
herab den Schauplatz der gräßlichsten Zerstörung überblickte.
Endlich erschienen am siebenten Tage Abgeordnete aus der Byrsa
und baten um freien Abzug für die, welche dieselbe verlassen wollten.
Scipio gewährte ihnen diese Bitte, nur nahm er die Ueberläufer von
dieser Begünstigung aus. So zogen an 60,000 Männer und Frauen
durch eine Mauerlücke, die man ihnen öffnete, heraus und erhielten
eine Wache. Hasdrubal, der jede Aufforderung zur Uebergabe abwies,
rettete sich und seine Familie mit etwa neunhundert Ucberläufern in den
festen Tempel des Aesculapius, der auf dem höchsten Felsengipfel lag,
wohin man auf sechzig Stufen hinaufstieg. Noch vertheidigte sich
diese kleine Schaar aus Verzweiflung eine Zeit lang. Als aber Hunger
und Schlaflosigkeit ihre Kräfte verzehrt hatte, rannten sie in den Tempel
und auf dessen Dach, während Hasdrubal als Schutzflehender, mit
Oetzweigen in der Hand, heimlich zum Scipio floh. Dieser zeigte den
treulosen Ueberläufer der verlassenen Schaar, welche nun unter schreck-
lichen Verwünschungen den Tempel in Flammen steckte und sich mit
demselben verbrannte. Hasdrubals edle Gattin aber trat mst ihren
beiden Knaben auf die Zinne des brennenden Tempels und schrie zum
Scipio hinüber: »Ueber dich, o Römer, keine Rache der Götter, du
stehst ja in Feindesland im Felde. Aber diesen Hasdrubal, der zum Ver-
räther geworden ist am Vaterlande, an dessen Heiligthümern, an mir
und seinen Kindern, mögen die Rachegötter Karthago's heimsuchen
und du, zunächst den Rachegöttern!" Hierauf rief sie zum Hasdrubal:
»»O du frevelhafter, treuloser, feigster unter den Männern! für mich
12
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208
Tätigkeit gewöhnte und zu dem bevorstehenden Kampfe vorberckteke,
während die cimbrischen Schaaren nach den Pyrenäen zogen und ohne
Erfolg gegen celtiberische Stämme kämpften. Nach ihrer Rückkehr
theilten sich die Deutschen: die Teutonen und Ambronen wählten den
Weg durch das südliche Gallien nach Italien, die Cimbrer zogen durch
Tyrol und wollten mit den Tigurinern vereinigt über die Alpen Vor-
dringen.
Marius stand in einem verschanzten Lager, als die Cimbrer ihn
zu einer Schlacht reizten, der er vorsichtig auswich, um in den Sol-
daten die Furcht vor den nordischen Barbaren zu schwächen und ihren
Muth zu.stärken, als sie einen Angriff der Feinde auf das Lager ab-
schlugen. Als nun sein Heer zu einer Hauptschlacht gegen die vor-
überziehenden Germanen geführt zu werden verlangte, gebot ejt zu
warten, bis seine Orakel es bestimmen würden. Er führte nämlich
eine syrische Seherin, Namens Martha, bei sich, nach deren Gebot
er opferte. Gewöhnlich erschien sie dabei in purpurnem Gewände, eine
mit Bändern und Kränzen geschmückte Lanze haltend, und erregte durch
das Ungewöhnliche ihres Aufzugs auch bei den Soldaten Bewunderung.
Diese wurde noch vermehrt durch zwei Geier, welche gewöhulich vor
glücklichen Unternehmungen sich dem Heere des Marius zeigten und
an den ehernen Halsbändern kenntlich waren, welche die Soldaten
ihnen angelegt hatten. Daher war ihre Erscheinung auch jetzt eine
glückliche Vorbedeutung.
(Siehe die Abbildung N= 51.)
Sechs Tage dauerte der Vorbeimarsch der Cimbrer, welche höhnisch
den Römern, die vom Lagerwalle zusahen, zuriefen, ob sie etwas an
ihre Frauen zu bestellen hätten, denn sie, die Cimbrer, würden bald
bei ibnen seyn. Jetzt erst zog Marius, zum vierten Male Consul im
I. 102, ihnen nach und erreichte sie bei Aqnä Sertiä. Da sein
Lagerplatz ohne Wasser war und die Soldaten über Durst klagten,
zeigte er ihnen einen Fluß, der in der Nähe des feindlichen Lagers
strömte, mit den Worten: »Dort kauft man für Blnt einen Trunk.»
Während aber die Soldaten das Lager befestigten, eilten einige Troß-
knechte bewaffnet zum Wasserholen dahin. So entspann sich anfangs
ein Gefecht, das bald in einen allgemeinen mörderischen Kampf über-
ging, der erst am zweiten Tage mit der gänzlichen Vernichtung der
Teutonen endigte. Weder ihr furchtbarer Schlachtruf, noch die Ver-
bindung ihrer Schlachtreihen durch Ketten, noch der Verzweiflungs-
kampf der teutonischen Frauen an der Wagenburg vermochte etwas
gegen das mit Begeisterung geführte Schwert der Römer und ihre
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Namens_Martha Marius Marius Marius Marius
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sammelte Romulus auf dem palatinischen Hügel seine Genossen zu einer
Opferfeier, wo ihm bei der Vogelschau Adler zu Gesicht kamen; dann
zog er, wie es der heilige Gebrauch der Etrusker verlangte, mit einem
Pfluge, den ein Stier und eine Kuh von weißer Farbe zogen, eine
Furche um den Hügel in einem Viereck, um so den Umkreis der
Mauer oder das Pomörium zu bestimmen. Wo ein Thor stehen sollte,
wurde der Pstug über das Land getragen (a portando aratro porta).
(Siehe die Abbildung ix- ).)
Hierauf opferte Romulus beide Rinder und andere Opferthiere den
Göttern. Dieser Tag der Gründung Roms soll der 21. April gewesen
seyn, an welchem die Landleute das Fest der Hirtengöttin Pales
feierten und über angezündete Strohhanfen springend sich reinigten.
Daß aber dieser Tag als der Geburtstag des ewigen Roms nur an-
genommen worden ist, laßt sich bei dieser durch Dichtung und Sage
ausgebildeten Geschichte nicht bezweifeln. Auch die zwölf Geier sind
nur eine bildliche Bezeichnung, entstanden aus einer etruskischen Weis-
sagung, daß Rom überhaupt zwölf Sacula bestehen, sechs davon aber
blühen werde, wie es auch wirklich eingetroffen ist, denn das weströ-
mische Reich hat nicht viel langer als zwölf Jahrhunderte gedauert.
Auch war der Ort, wo das alte Rom (Roma quadraia) im
Viereck nach der Form der römischen Feldlager sich erhob, schon lange
vor Romulus angebaut und bewohnt. Denn hier hatten die S ikuler
und Pelasger eine Ansiedelung, Palantium genannt; in der
Nahe lagen Remuria, Vati ca und einige andere Flecken, deren
Namen zweifelhaft sind, vielleicht Ouirium, woher der Name Qui-
rites, Quirinales und Quirinus entstanden ist, von Sabinern bewohnt,
und ein von Etruskern bewohnter Ort, dessen Einwohner Luceres
hießen. Dazu kamen noch die von Romulus geführten Ansiedler. Die
Bevölkerung der neuen Stadt vermehrte sich bald durch eine Freistätte,
Asylum. Da aber die Nachbarn mit diesen zusammengelaufenen Leu-
ten keine Eheverbindungen eingehen wollten, so beschlossen die jungen
Römer Gewalt zu gebrauchen. Romulus lud einst die benachbarten
Latiner und Sabiner zu einem Ritterspiele ein, das er unter dem Na-
men Consuallen dem ritterlichen oder berathenden Neptun (equestris,
Consus) anstellte, denn der Gott des Meeres war zugleich Schöpfer
des Pferdes, weil aus Libyen, der heutigen Barbarei, wo Poseidon
vorzüglich verehrt wurde, über das Meer die ersten Pferde nach den
Küstenländern des mittelländischen Meeres durch die Phonicier gebracht
wurden. Als nun dem Kampfspicle, wozu sich viele Nachbarn mit
ihren Frauen und Töchtern eingefunden hatten, die Versammlung ohne
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das Wunderthier feierlich ausgestellt, damit Jeder es sehen und über seinen Besitz sich freuen möge.
So fröhlich der Tag, so schrecklich war die ihm folgende Nacht. Während Alles in tiefem Schlafe lag, schleicht Sinon sich zu dem hölzernen Pferde, öffnet leise die Thür und die geharnischten Männer steigen aus dem finstern Bauche hervor. Sie gehen nach den Thoren der Stadt; die Wächter schlafen, man tödtet sie. Draußen aber harren schon der Griechen beutelustige Schaaren. Die Thore werden geöffnet und mit freudigem Siegesgeschrei dringen die Danaer in die wehrlose Stadt. Sinon läuft mit Brandfackeln in den Straßen umher und zündet die Häuser an. Zu spät merken die Trojaner den Verrath. In allen Straßen, in allen Häusern wird blutig gekämpft. Bald steht die ganze Stadt in Flammen und was nicht vom Schwerte der Griechen fortgerafft wird, stirbt den Tod durch's Feuer. Nur ein kleines Häuflein rettet sich, mit ihm der fromme Aeneas. Wie er Alles verloren sah, wie schon die Flamme aus dem Giebel seines Daches helllodernd gen Himmel schlug: da nahm er hurtig seinen alten Vater Anchises auf die Schultern, sein Söhnlein Askanius bei der Hand, und so entkam er dem Verderben.
Nicht so glücklich war der König Priamus. Er hatte sich mit Weib und Kind in das Innere des Pala^es geflüchtet und sich dort vor den Altären der Hausgötter flehend niedergeworfen. An dieser heiligen Stätte hoffte der unglückliche Greis Gnade zu finden bei den erzürnten Feinden. Aber wie hatte er sich geirrt. Mit entblößten Schwertern drangen sie herein, erst stachen sie die Söhne nieder vor den Augen des Vaters, dann diesen selbst. Sein Weib und seine Kinder schleppten sie auf die Schiffe und theilten dann die Sklaven unter sich. Menelaus bekam seine Helena wieder; aber das schöne Ilion lag zertrümmert!
Ii. Die Irrfahrten des Odysseus.
1.
Als Odysseus nach der Zerstörung von Troja mit seinen zwölf Schiffen der Heimath zusegelte, verschlug ihn ein Sturm an das Land der Cyklopen, der ungeschlachten Riesen, die weder pflanzten noch säeten, denn ohne Arbeit erwuchs ihnen Weizen und Gerste und die edle Rebe, nur von Zeus' Regen befruchtet. Sie kannten weder Gesetze, noch Versammlungen des Volkes zu gemeinsamer Berathung; sie wohnten einsam in gewölbten Felsgrotten des Gebirges. Vor dem Lande der Cyklopen lag eine kleine Insel voll Wälder, in denen zahllose Heerden wilder Ziegen umherstreiften. Dahin kamen die Schiffe des Odysseus in dunkler, mondloser Nacht; mit Anbruch des Tages machten sich die Griechen auf und durchwanderten das Eiland, mit ihren Pfeilen wilde
4*
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von dem man wisse, daß er frisch und gesund im Lande der Thesprotier sich aufhalte und bald in die Heimath zurückkehren werde.
Diese Erzählung klang so wahrscheinlich, daß Penelope, im Herzen darüber erfreut, dem armen Bettler sehr gewogen war und ihrer Schaffnerin Euryklea gebot, dem Gaste die Füße zu waschen. Die gute Eury-klea holte schnell eine Wanne, goß warmes Wasser hinein, fühlte sich aber von einer freudigen Ahnung bewegt, denn sie hatte an dem fremden Manne bekannte Züge entdeckt. Als sie aber die Wanne dem Gaste unter die Füße schob und an dem Bein des Fremden die ihr wohlbekannte Narbe gewahrte, erschrak sie so sehr, daß sie das Gefäß umwarf und alles Wasser verschüttete. Penelope war schon hinausgegangen und bemerkte das nicht; aber Odysseus gebot der hocherfreuten Schaffnerin mit strenger Miene, zu schweigen.
Nachdem noch der Jüngling Telemach die Waffen gebracht hatte, hüllte sich Odysseus in eine Stierhaut und streckte sich auf den Fußboden des Saales zur Ruhe hin; aber der Schlaf kam nicht in seine Augen.
10.
Mit dem andern Morgen brach der Tag der Entscheidung an. Die Freier kamen und begannen ihr wüstes Treiben noch ärger als sonst, ohne sich durch die Zeichen des nahen Verderbens warnen zu lassen; sie aßen blutbesudeltes Fleisch und die Thränen standen ihnen in den Augen. Doch sie achteten nicht darauf, denn Minerva hatte ihre Augen mit Blindheit geschlagen.
Penelope veranstaltete nun einen Kampf und versprach dem Sieger ihre Hand zu geben. Sie stellte zwölf Beile hinter einander im Saale auf und gebot den Freiern, einen Pfeil mit dem gewaltigen Bogen des Odysseus durch die zwölf Oehre der Beile zu schießen. Die Freier nahmen den Kamps an, doch keiner vermochte den schweren Bogen zu spannen, obschon sie ihn durch Salbe und Wärme geschmeidig zu machen suchten. Da wurden die Männer ungeduldig und sprachen: „Lasten wir die Sache bis morgen!" Doch Odysseus bat sie in aller Demuth, daß sie ihm doch auch einmal den Bogen überlassen möchten. Die Freier lachten und ergrimmten über die Unverschämtheit des Bettlers, aber Telemach reichte ihm die Waffe. Eine Weile betrachtete der Held kunstverständig den ihm wohlbekannten Bogen, dann faßte er mit kräftiger Hand die Sehne und spannte sie — es krachte und der Pfeil flog durch die Oehre der Veile, ohne ein einziges zu verfehlen.
Jetzt aber war auch Telemach bereit; auf einen Wink des Odysseus gürtete er sein Schwert um, trat zu dem Vater heran und beide stellten sich auf die Schwelle des Saales. Daun die Pfeile aus dem Köcher schüttend, rief Odysseus mit lauter Stimme zu den Freiern: „Ein Wettkamps ist vollendet, aber ein anderer kommt noch. Jetzt wähle ich ein Ziel, das noch kein Schütze getroffen hat!" Kaum hatte er die Worte gesprochen, so flog sein Pfeil dem Antinous in die Kehle; der sank
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Diese und andere Handlungen der unsinnigsten Wuth hatten die Gemüther von ihm entfernt. Ein Meder benutzte dieses Mißvergnügen und bemächtigte sich unter dem Namen Smerdis, dessen Tod man verheimlicht hatte, des Thrones. Kambyses war entschlossen, nach Susa zu gehen, um den Betrüger zu bestrafen, als er beim Aufsteigen auf das Pferd sich mit seinem Säbel in der Hüfte verwundete. Er starb an dieser Wunde, ohne Kinder zu hinterlassen.
Iii. Darius.
Nach dem Tode des Kambyses herrschte der falsche Smerdis (Pseudo-Smerdis) sieben Monate lang und bewies gegen alle seine Unterthanen eine außerordentliche Milde, indem er ihnen auf drei Jahre alle Abgaben erließ und sie von jedem Kriegszuge besreiete. Doch erregte die strenge Zurückgezogenheit des Königs, der sich nirgends blicken ließ, den Verdacht des Otanes, eines angesehenen Persers. Dieser Verdacht wurde bald zur Gewißheit. Es hatte einst Cyrus dem Magier Smerdis wegen eines Vergehens die Ohren abschneiden lassen, das war dem Otanes nicht unbekannt. Nun war eine von den Töchtern des Otanes die Gemahlin des Smerdis und diese bestätigte die Vermuthung ihres Vaters, daß der König keine Ohren habe.
Darauf thaten sich sieben vornehme Perser, die keinen Meder über sich dulden wollten, in einer Verschwörung zusammen, drangen eines Tages mit Dolchen bewaffnet in das königliche Schloß und stachen den falschen Smerdis nieder. Sie waren unschlüssig, ob sie dem Volke wieder einen König geben, oder die Herrschaft unter sich theilen sollten. D a r i u s, der Sohn des Hystaspes, stimmte für die Wahl eines Königs und seine Stimme drang durch. Sie verabredeten aber unter sich, daß Derjenige König werden sollte, dessen Pferd am andern Morgen, wenn sie vor die Stadt ritten, zuerst wiehern würde.
Darius hatte einen klugen Stallmeister; dieser führte am Abend des Darius Pferd, einen Hengst, mit einer Stute zusammen an jenem Orte, wo die sieben sich einfinden wollten. Als nun der Morgen dämmerte , stiegen die Perser zu Pferde und ritten vor die Stadt; da wieherte des Darius Roß, das sich der Stute erinnerte. Zugleich aber kam auch Blitz und Donner aus heiterer Luft. Sogleich sprangen die Anderen von ihren Pferden'und begrüßten den Darius als ihren König.
Die lange Abwesenheit des Kambyses und die Regierung des falschen Smerdis hatten vielen Unordnungen im Lande freien Lauf gelassen. Zuerst suchte Darius diese abzustellen. Dann theilte er das ganze Land in zwanzig Satrapien oder Statthalterschaften und bestimmte für jede die erforderlichen Abgaben. Bald aber rief ihn eine große Empörung in
Grube, Geschichtsbilder. 1. 6
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göttlichen Weisung und murrte nicht, als ihm der strenge Eurystheus Schwereres auferlegte, als je ein Mensch vollbrachte.
1. Die erste Aufgabe war, einen Löwen zu erlegen, welcher in den Wäldern der Landschaft Argolis, zwischen N e m e a und Kleonä, große Verheerungen anrichtete und von keinem Geschosse erlegt werden konnte, da alle Pfeile von seinem zottigen Felle absprangen. Herkules griff das Raubthier mit seinen Fäusten an, drückte es zusammen und erschlug es dann mit seiner Keule. Das undurchdringliche Fell zog er ihm ab und hing es sich als Mantel um.
2. Er tödtete die Lernäische Schlange oder Hyder, ein schlangenarüges Ungeheuer mit hundert Köpfen, die immer wieder wuchsen, wenn sie auch abgehauen waren. Dieses Ungethüm hauste beilernä, in den sumpfigen Einöden der Landschaft Argolis. Kein Mensch, kein Thier durfte sich in seine Nähe wagen, es zog sie alle in seinen Schlupfwinkel und verspeiste sie dann. Herkules ging diesem Ungeheuer zu Leibe in Begleitung seines Freundes Jo laus. Dieser mußte einen Wald anzünden und ihm einen brennenden Stamm reichen; sobald Herkules mit einem sichelförmigen Schwerte einen Kopf der Hyder abgehauen hatte, hielt er sogleich den Feuerbrand auf den Rnmpf, und der Kopf konnte nicht wieder neu wachsen. Als er so die Schlange glücklich erlegt hatte, tauchte er seine Pfeile in die Galle des Ungeheuers, wodurch sie vergiftet und unfehlbar tödtlich wurden.
3. Herkules mußte eine der Diana geweihte Hindin (Hirschkuh) einfangen. Dieses Thier hatte eherne Füße und goldene Hörner und lief so schnell, daß kaum der Pfeil es einholte. Aber Herkules ließ nicht nach; unverdrossen hetzte er das Thier so lange, bis es ermüdet niedersank und seine Beute wurde.
4. Er fing den erymantischen Eber, welcher um den Berg Erymantus her die Ebene Thessaliens verwüstete, lud ihn lebendig auf seine Schultern und brachte ihn dem erschrockenen Eurystheus nach Mycene.
5. Er reinigte in einem Tage die Ställe des Augias, Königs von Elis. Dreitausend Rinder hatten geraume Zeit in diesen Ställen gestanden, ohne daß der Dünger hinweggeräumt worden wäre. _ Die Aufgabe zu lösen, schien daher unmöglich. Aber Herkules riß eine Wand des Stalles ein, leitete einen Arm des Flusses Peneus in dieselbe, und so spülten die Fluchen den Unrath weg.
6. Er tödtete die Stymphaliden, ungeheure Raubvögel mit ehernen Flügeln und Schnäbeln, die sich in den dichten Waldungen am See Stymphalis in Arkadien aufhielten und in der Umgegend großen Schaden anrichteten.
7. Er fing den wüthenden Stier, der die Felder von Kreta verheerte. Minos derjüngere hatte sich denselben einst vom Neptun erbeten, ihn aber unter seine Heerde gebracht, wo er in Wuth gerieth imd Alles niederstieß. Herkules bemächtigte sich dieses wüthenden Stieres
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Herkules, und wurde die Erste, welche die göttliche Verehrung des Heros einführte.
4. Herkules schafft in Aegypten die Menschenopfer ab und bezwingt den Riesen Antäus.
In Aegypten lebte ein Tyrann mit Namen Busiris. Der galt für einen Sohn Neptuns und hatte die Gewohnheit, alle Jahre einen Fremdling, der sein Land betrat, dem Jupiter zum Opfer zu schlachten. Dieses war ihm angerathen worden von dem Wahrsager Phrasius aus Cypern bei einer großen Dürre, die Aegyptenland heimsuchte. Busiris versuchte das Mittel zuerst an jenem Wahrsager, und siehe! die Dürre hörte auf. ^ feo hielt er die Gewohnheit aufrecht und opferte alle Jahre einen Menschen. Als Herkules ankam, führte man ihn gleichfalls zum Opferaltar; aber der Held besann sich nickt lange, er schlug den Busiris sammt seinem Sohne und Herolde todt und damit hatte das Menschenopfern ein Ende.
*
Noch war ein Menschenwürger vorhanden, der Riese Antäus. Der war ein Sohn der Erde, und wenn er seine Mutter berührte, gewann er immer wieder neue Kraft. So überwältigte er Jeden, der es wagte, mit ihm zu ringen, denn seine Mutter leistete ihm stets Hülfe. Als der Riese den Herkules zum Kampfe aufforderte, salbte sich dieser mit Del und jener bcjtreute itch mit Sand. Herkules warf seinen Feind zur Erde; weil er aber merkte, daß jener immer neu gestärkt wieder aufsprang, hob er ihn tu die Höhe und erdrückte ihn zwischen seinen Armen.
5. Tod des Herkules.
Nachdem Herkules noch viele rühmliche Thaten vollbracht hatte, kehrte er nach Theben zurück. Von der großen Anstrengung ermattet, fiel er biet in eine Gemüthskrankheit, die zum heftigen Wahnsinn sich steigerte. In solchen trüben Anfällen verübte er leider manche Unglücksthat, plünderte sogar das delphische Orakel und beleidigte die Gottheit des Apoll. Da verkündigte ihm die weissagende Priesterin: „Du wirst nur dann von deinem Wahnsinn genesen, wenn du abermals auf drei Jahre als Sklave dich vermiethest!" Herkules befolgte den Rath und trat in den Dienst der Königin Omphale von Lydien. Diese bediente sich der Gewalt, die er ihr freiwillig über seine Person gegeben hatte, so wohl, daß sie ihn sogar vermochte, ^ ihre Kleider anzuziehen und sich an den Spinnrocken zu setzen, während sie sich mit seiner Löwenhaut bedeckte und seine Keule ergriff.
Nachdem er die drei Jahre wieder gehorsam überstanden hatte, vermählte er sich mit der Deianira. Ihr Vater hieß Oeneus, und da er sie keinem der mächtigen Freier abschlagen wollte, versprach er sie demjenigen, der in einem Wettkampf obsiegen würde. Herkules gewann den Preis. Als er mit seiner jungen Frau fortzog, kam er an den reißenden
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Fresser, diesen Tellerlecker, diesen beschwerlichen Bettler in die Stadt, der, die Schultern an den Thürpfosten sich reibend, um Brocken bittet? Wenn er zum Hüter eines Geheges, zum Ausfegen der Ställe taugte, könnte er Molken trinken und Fett auf die Lenden gewinnen; doch zur Landarbeit wird er keine Lust haben und lieber für seinen unersättlichen Vauch um Futter betteln. Im Palast des Odysseus werden ihn die Freier mit Schemeln werfen und ihm die Rippen zerschmettern!"
Diese und andere Schmähungen ertrug der Held mit ruhiger Gelassenheit; der Ziegenhirt Melantheus enteilte zum Palaste und auch Eumäus und der Bettler langten nach ihm an. Vor der Wohnung auf einem Haufen Dünger lag ein alter Hund des Odysseus, der, vormals ein stattlicher Jagdhund, verachtet und von Ungeziefer verzehrt wurde. Das treue Thier erkannte sogleich den Herrn und wedelte mit dem Schwänze, doch vermochte es aus Schwäche nicht mehr zu ihm zu gehen. Sein Herr unterdrückte heimlich eine Thräne, der Hund aber fiel, als ob er des Herrn Wiederkehr habe abwarten wollen, todt nieder.
Jetzt trat Odysseus in den Saal, und als er von Telemach Speise empfangen hatte, flehete er der Reihe nach auch die Freier um Gaben an, die ihm auch alle von ihrem Ueberfluß mittheilten; nur der Vornehmste und Uebermüthigste, Antinous, wies ihn mit Scheltworten ab und warf ihn mit dem Schemel an die Schultern; doch Odysseus duldete schweigend die Mißhandlung. Da kam noch ein Bettler, Namens Jros, in den Saal, der bei den Freiern Zutritt hatte. Dieser ward unwillig, einen andern Bettler an seinem Platze zu sehen, stieß den Odysseus zurück und drohete ihm mit Faustschlägen. „Laßt die Bettler kämpfen" — riefen die Freier — „das wird ein ergötzliches Schauspiel sein!" „Dem Sieger einen fettgebratenen Geismagen zur Belohnung!" riefen wieder Einige. Odysseus war gleich bereit und als er seine gewaltigen Schultern und Arme entblößte, erstaunten die Freier über den kräftigen Gliederbau. Bald war der Kampf beendet; denn Odysseus schlug dem Jros unter dem Ohr an den Hals, daß die Knochen zerbrachen und ein Blutstrom seinem Munde entquoll. Dann zog er den Geschlagenen auf den Vorhof und setzte ihn dort an einer Mauer nieder.
Als der Abend herankam, wurden Feuer angezündet, den großen Märmersaal zu erleuchten. Die Freier kamen von ihren Spielen zurück und das tobende Gastmahl begann auf's Neue. Odysseus fand sich auch wieder ein und bettelte bei den Gästen in demüthiget Stellung. Da mußte er wieder manches Schmähwort erdulden, vorzüglich von Antinous, dem der Bettler besonders zuwider war. Endlich begaben sich die ausgelassenen Männer in ihre eigenen Häuser zur Ruhe. Da trat die schöne Penelope mit ihren Mägden aus dem Gemach, denn sie hatte durch den treuen Eumäus vernommen, es sei ein fremder Bettler angekommen, der viel vom Helden Odysseus zu erzählen wisse. Man setzte dem verkleideten Alten einen Sessel zurecht und dieser erzählte nun, wie er aus Kreta gebürtig sei, vor Troja gekämpft, auch den Odysseus gesehen habe,
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glaublich, bis er eine Schaar von Korinthern, die den Lacedämoniern zu Hülfe zogen, schlug und ihre Anführer tödtele. Nach dieser That brachte er dem Jupiter das Opfer dar, welches man Hekatomphonia nennt und das jeder Messenier, der hundert Feinde erlegt hatte, verrichtete. Aristo-menes hatte es zum ersten Male dargebracht, als er am Denkmale des Ebers gefochten hatte; auch zum dritten Male soll er es in der Folge wiederholt haben.
3.
Die Laccdämonier schlossen einst, als sie das Fest der Hyacinthiert feierten, mit den Messeniern in Eira einen Waffenstillstand auf vierzig Tage. Als nun Aristomenes, ohne etwas zu fürchten, sich eine Strecke von Eira entfernt hatte, wurde er von kretischen Bogenschützen, die in Messenien umherschwärmten, gefangen und mit den Riemen, die sie an ihren Köchern hatten, gebunden. Sie brachten ihn in einen Meierhof im messenischen Gebiete, wo eine Mutter mit ihrer Tochter wohnte; der Vater war gestorben. Dieser Jungfrau war in der vorhergehenden Nacht ein Traumgesicht erschienen: Wölfe führten zu ihnen in den Meierhof einen gefesselten Löwen, der feine Klauen hatte; sie selbst löste dem Löwen die Fesseln, fand seine Klauen und gab sie ihm, so wurden im Traume die Wölfe von dem Löwen zerrissen. Jetzt, da die Kreter den Aristomenes hereinführten, merkte die Jungfrau, daß das in der Nacht erschienene Traumgesicht in Erfüllung gehe, und fragte ihre Mutter, wer das wäre. Als sie seinen Namen erfuhr, faßte sie Muth, das auszuführen, was ihr im Traume befohlen worden war. Sie schenkte daher den Kretern so viel Wein ein, als sie nur trinken wollten, und als sie berauscht waren, entwendete sie dem, welcher am tiefsten schlief, sein Messer und zerschnitt die Fesseln des Aristomenes; er aber ergriff das Schwert und tödtete die Kreter. Die Jungfrau aber gab er, um ihr den Lohn der Rettung zu zahlen, seinem Sohne zur Gemahlin.
Aber im elften Jahre der Belagerung war es vom Schicksal bestimmt, daß Eira erobert und die Messenier vertrieben werden sollten. Als Aristomenes und der Wahrsager Theoklos nach der Niederlage am Graben nach Delphi kamen und das Orakel wegen ihrer Rettung befragten, erhielten sie vom Gotte folgende Antwort:
„Wenn ein Tragos*) trinket der Neda sich schlängelndes Wasser,
Schütz' ich Messena nicht mehr, denn es naht sich schon das Verderben."
Nach diesem Orakelspruche hüteten die Messenier die Böcke, daß sie nicht aus der Neda trinken möchten. Doch damals stand an diesem Flusse ein wilder Feigenbaum, der nicht gerade in die Höhe gewachsen war, sondern sich zu dem Strome der Neda hinneigte und das Wasser mit den Spitzen seiner Blätter berührte. Als dies der Wahrsager Theoklos sah,
*) Das Wort Tragos bedeutet einen Ziegenbock und einen wilden Feigenbaum. Die Neda ist ein Fluß, der viele Krümmungen macht.
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