24 Das Christentum in Deutschland.
zwar schon mit den römischen Legionen über die Alpen gedrungen und hatte da und dort in den römischen Kolonien des Rhein- und Donaugebietes Anhänger gefunden. Noch ums Jahr 480 scharte sich zu Lorch an der Donau eine christliche Gemeinde um den heiligen Severin, in dessen niedriger Zelle Gdovakar seine Waffen hatte segnen lassen. Aber mit den römischen Soldaten verschwanden auch die römischen Bürger und die christlichen Gemeinden aus Deutschland. Kaum daß sich in Lorch das Andenken des heiligen giorian, in Augsburg das der heiligen Afra erhielt, welche beide unter Diokletian den Itlärtyrertob erlitten. Etwas besser stand es in den rheinischen Städten. Aber auch hier drang das Licht des Evangeliums wenig über die Stadtmauern hinaus.
Chlodwig, der Gründer des $ran$enreichs, hat trotz seiner Greueltaten den Ruhm das Christentum in seinem Reiche begründet zu haben. Sein Nachkomme Dagobert erließ (um 630) den Befehl, daß sich jedermann in seinem Reiche taufen lasse. So kam durch die fränkische Herrschaft das Christentum zu den Schwaben, Bayern, Thüringern, Friesen und schließlich auch zu den Sachsen.
Die ersten christlichen Glaubensboten, die den Rhein zu überschreiten wagten, kamen indes nicht aus dem $rankenreich, sondern aus Irland und Schottland. Irische Mönche brachten das Christentum nach (Dberfchwaben, schottische nach Gstfranken. Kolumban und Gallus predigten am Bodensee zu Anfang des 7. Jahrhunderts, gegen Ende desselben Kilian zu Würzburg, wie sich die aus der Zremde gekommenen Mönche die Landessprache zu eigen machten, zeigen die noch heute erhaltenen Übersetzungsproben kirchlicher Texte. Dagegen waren es fränkische Missionare, die zur Zeit des frommen Herzogs Theodo Ii. (690—717) in Bayern wirkten. Der heilige Emmeram, Bischof von poitiers, kam an den herzoglichen Hof nach Regensburg und gründete dort das nach ihm benannte Kloster. Sein Werk setzte der Bischof von Worms Rupert fort; er beschloß sein Leben in Salzburg, wo er auf den Trümmern der alten Römerstabt Iuvavum das Kloster St. Peter gestiftet hatte. Noch zu bessen Lebzeiten begann Korbinian, ebenfalls ein Zranke, in Kreising zu lehren.
So zählte das Christentum in allen bebeutenben Stäbten Sübbeutsch-lanbs zahlreiche Anhänger. Aber es fehlte noch an einer festen Kirchen-orbnung. Um eine solche zu schaffen und um die Sprengel der Bistümer abzugrenzen erbat sich Herzog Theobo Ii. den Beirat des Papstes Gregor Ii. Es war das erstemal, daß ein beutscher $ürst betenb und Rat heischenb nach Rom kam. 3m Auftrag des nämlichen Papstes hat einige Jahre später Bonifatius die kirchlichen Verhältnisse Deutschland geregelt.
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Extrahierte Personennamen: Severin Chlodwig Kolumban Gallus Kilian Kilian Emmeram Worms_Rupert Peter Korbinian Theobo Gregor_Ii Gregor Bonifatius
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Heinrich_von_Niederbayern Heinrich Ludwig Ludwig Heinrich Heinrich
104
Mbrecht Ii.
1415
1437
1438
Kaiserkrone, zwei Jahre zuvor die Eiserne Krone der Lombarden erworben, von höchster Bedeutung wurden jedoch die Veränderungen, die durch ihn im Rurfürstenkollegium vorgingen:
1415 belehnte Siegmund zu Konstanz den Burggrafen Zriedrich (Vi.) von Nürnberg mit der Ihadgrafschaft Brandenburg,
1423 nach dem Aussterben der Assanier den Markgrafen Zriedrich von Meißen mit dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg.
Dadurch kamen die hohenzollern und die Wettiner in das Kurfürstenkollegium. Die böhmische Kurwürde aber samt dem ganzen luxemburgischen Erbe, darunter Ungarn, das Siegmund durch seine Gemahlin Maria zugefallen war, ging an das Haus Habsburg, und zwar an Herzog Albrecht über, mit dem Siegmunds einzige Tochter Elisabeth vermählt war.
Anfang der habsbnrgischen ttaiserreihe.
Albrecht Ii. 1438—1439.
Albrecht Ii. eröffnet die Reihe der Habsburger, die in ununterbrochener Solge bis 1740, in weiblicher Linie bis 1806 die deutsche Kaiserkrone getragen haben. Der Schwerpunkt Deutschlands war damit auf drei Jahrhunderte in den Südosten des Reiches verlegt, zunächst zum wohle Deutschlands und des christlichen Europas überhaupt, da von Südosten eine schwere Gefahr drohte. Die Türken hatten von Asien aus bereits den größten Teil der Balkanhalbinsel erobert und 1365 ihre Residenz nach Adrianopel verlegt, von da aus erweiterten sie allmählich ihre Herrschaft bis zur Donau; 1453 wurde Konstantinopel von ihnen eingenommen.
wie schon Siegmund, so mußte auch Albrecht Ii. Ungarn gegen die Türken schützen. Dabei wurde er von einer tödlichen Krankheit befallen und starb, bevor er seine große Macht, die (Österreich, Böhmen, Mähren, Schlesien, Lausitz und Ungarn umfaßte, zum Besten des Reiches verwenden konnte, 1439.
Friedrich Iii. 1440—1493.
Zriedrich Iii., Herzog von Steiermark, Detter des vorigen und Haupt des Habsburgischen Hauses, wurde 1440 zum deutschen König gewählt. Den vielen Angriffen von innen und außen, die das Reich erschütterten, war der schlaffe, nur im Ausharren bewundernswerte Mann unmöglich gewachsen. Anfangs erklärte er zwar „von der Bürde seines königlichen Amtes wegen mit allem Zleiß der großen Not und Verderbnis" im Reiche steuern zu wollen, aber nach einem mißglückten versuche hielt er sich fast
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Extrahierte Ortsnamen: Rurfürstenkollegium Nürnberg Herzogtum_Sachsen-Wittenberg Ungarn Haus_Habsburg Deutschlands Deutschlands Europas Asien Donau Schlesien Ungarn
120
Zeittafel.
Zeittafel
zu einer zusammenfassenden Wiederholung
der
bayerischen Geschichte.
554—788 Bayern unter herzögen aus dem Hause der Kgilolfinger.
Um 500 wandern die Bajuroarier, ein deutscher Völkerbund, dessen Kern die Markomannen bildeten, aus Böhmen in das Land zwischen Enns und Lech, Donau und Alpen ein. Dies Land, nach seinen neuen Bewohnern Bayern genannt, war vorher von keltischen Völkerschaften bewohnt und seit 15 v. (Ihr. den Römern untertan.
554 Aufkommen der Agilolfinger unter Garibald.
Seine Tochter Theodelinde heiratet den Langobardenkönig Hutari.
600—750 Christliche Glaubensboten aus Irland, Frankreich und (England: in Schwaben Gallus um 600 (Kloster St. Gallen), in Zranken Kilian in lvürzburg (f 689), in Bayern zur Zeit des Herzogs Theodo Ii. (690—717), (Emmeram in Regensburg, Rupert in Salzburg, Korbinian in $reifing.
Bonifatius ordnet die bayerischen Bistümer (f 755). Willibald, der Neffe des Bonifatius, erster Bischof von (Eichstätt.
788 Tassilo von Karl dem Großen abgesetzt.
Bayern unter fränkischer Herrschaft, von Grafen verwaltet.
791 Beginn der ctvarenkriege und der bayerischen Kolonisation in der Ostmark zwischen Enns und Raab.
Salzburg zum (Erzbistum erhoben.
817 Ludwig der Deutsche erhält Bayern. Regensburg Residenz.
895—907 Markgraf Luitpold.
907 Luitpold fällt an der (Enns gegen die Ungarn. Die Ostmark verloren.
907—947 herzöge aus dem Hause der iuitpolöinger*).
x) Luitpold 895—907
flrnulf f 937 Bertold f 947
(Eberhard. strnulf, Pfalzgraf, Judith, Gemahlin Heinrichs 947—955
der^Mttelsbacher. ^mrich der Zänker, hadwig, Herzogin v. Schwaben.
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Extrahierte Ortsnamen: Donau Langobardenkönig_Hutari Irland Frankreich England Schwaben_Gallus Regensburg Salzburg Ostmark Salzburg Regensburg_Residenz Ungarn Schwaben
16 Karls V. Kriege.
Mailand und Burgund zu verzichten. Aber vom Papste Klemens Vii. unterstützt begann er schon 1527 aufs neue den Krieg. Der Friede von Cambrai 1529 beließ das Herzogtum Burgund bei Frankreich, dafür entsagte Franz I. seinen Ansprüchen auf Italien. Bei diesem Abkommen hatte es sein verbleiben, obwohl Franz I. noch zweimal (1536 und 1542) den Krieg gegen Karl V. erneuerte, und zwar im Bunde mit den Türken.
Bei pavia wurden die kaiserlichen Landsknechte von Georg von Frundsberg aus Ihindelheim angeführt.
Türkenkriege. Die Türken hatten im 14. und 15. Jahrhundert fast alles Land südlich von der Donau und Save samt der Walachei ihrer Herrschaft unterworfen. Suleiman, genannt der prächtige, nahm (1521) Belgrad ein 1526und schlug 1526 die Ungarn in der Schlacht bei Zttohacs an der Donau. Ludwig Ii., König von Ungarn und Böhmen, verlor dabei sein Leben und hinterließ als nächsten (Erben Ferdinand I., den Gemahl seiner Schwester Anna. Allein die Türken stellten in dem von ihnen eroberten Teile Ungarns den Statthalter von Siebenbürgen Johann Zlpol^a (spr. Sapola) als tributpflichtigen 1529 König auf. Diesem zog Suleiman 1529 gegen Ferdinand I. zu Hilfe und drang unter schrecklichen Verwüstungen bis Wien vor. Die Stadt wurde tapfer verteidigt, so daß Suleiman nach dreiwöchiger Belagerung abziehen nutzte. Im Jahre 1532 erschien Karl V. selbst mit einem stattlichen Heere und vertrieb die Türken von den deutschen Grenzen. Um die Küsten seiner spanischen und italienischen Länder zu schützen unternahm Karl V. 1535 einen Zug nach Tunis und zerstörte den Seeräuberstaat, den (Thaireddin Barbarossa mit türkischer Hilfe dort aufgerichtet hatte. Lin späterer Zug Karls V. gegen Algier mißlang (1541) und im gleichen Jahre nahm Suleiman Ofen, das mit dem größten Teile von Ungarn 145 Jahre lang im Besitze der Türken blieb.
Streitigkeiten mit den Päpsten. Karl V. war der römischen Kirche von herzen zugetan und hätte auch aus politischen Gründen ein gutes (Einvernehmen mit dem Papste gewünscht um die verschiedenartigen Völker seines Weltreiches mit Hilfe der Kirche zusammenzuhalten. Aber die Päpste, die den Kirchenstaat ausbauen und Italien womöglich ganz von der Fremdherrschaft befreien wollten, zeigten Karl V., dem Herrn von halb Italien und ihrem unmittelbaren Grenznachbar, wenig (Entgegenkommen. Zumal die beiden Mediceer Leo X. (1513—1521) und Klemens Vii. (1523 bis 1534) vertraten allzu eifrig die Interessen des Kirchenstaates und des Hauses Medici. Das zuchtlose kaiserliche Heer, das in Italien stand, verlangte gegen 1527hont geführt zu werden,- Hont wurde erstürmt und geplündert 1527. Nur schwer kam es zu einer Aussöhnung zwischen Kaiser und Papst,- sie ward dadurch besiegelt, daß Karl V. von Klemens Vii. in Bologna zum Kaiser
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Extrahierte Personennamen: Karls V. Karls V. Klemens_Vii Franz_I. Franz_I. Karl_V. Karl_V. Georg_von_Frundsberg Suleiman Ludwig_Ii Ludwig Ferdinand_I. Ferdinand_I. Anna Siebenbürgen_Johann_Zlpol^a Johann Suleiman Ferdinand_I. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Barbarossa Barbarossa Karls_V. Karls_V. Suleiman Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Leo_X Leo Klemens_Vii Karl_V._von_Klemens_Vii Karl_V.
pfälzischer Erbfolgekrieg. 61
endlich noch die Reichstruppen und die Bayern in den Kampf eingriffen, wandten sich die Türken zur §lucht. Ihre ganze Artillerie und das Zeltlager wurden eine Beute der Sieger. Im Zelte des Großwesirs fand man Kostbarkeiten im werte von Millionen. Selbst für die Bürger von Wien, die von den Wällen der Stadt mit Bangen der (Entscheidung des Kampfes entgegengeharrt hatten und tags darauf in Scharen das türkische Lager besuchten, gab es noch reiche Nachlese; 15000 Dchsen und Maultiere, 5000 zum Teil schon bepackte Kamele, unübersehbare Vorräte an Lebensrnitteln, Leinwand und pelzwerk kamen zur Verteilung. Bischof Kollonits aber wählte sich aus der Beute 500 im türkischen Lager zurückgebliebene Kinder, denen er bis zu seinem Tode ein helfender Vater blieb (v. Zwiedineck).
Wien mar befreit; weitere (Erfolge wurden aber erst erzielt, nachdem der Kaiser mit Ludwig Xiv. (1684) Waffenstillstand geschlossen und den Großen Kurfürsten versöhnt hatte. Die Türken verloren 1686 das so lange behauptete (Dfen, 1687 die Schlacht bei Zttohacs und 1688 sogar das starke Belgrad. Beim Sturm auf diese Zestung erstieg der bayerische 1688 Kurfürst Max (Emanuel, der schon bei Wien und Ofen mitgekämpft hatte, als (Erster die feindlichen Mauern. Die Ungarn mutzten für ihre (Empörung büßen und den Habsburgern ihr Land als Erdreich übergeben. Schon rückten deutsche Heere siegreich in Serbien vor, als ein Rückschlag eintrat. Ludwig Xiv. erklärte dem Kaiser den Krieg.
Der dritte Raubkrieg Ludwigs Xiv. oder der pfälzische (Erbfolgekrieg 1688—1697. Die Linie Stmmern, die seit 1559 die pfälzische Kurwürde inne hatte, starb 1685 mit Karl, dem Sohne Karl 1685 Ludwigs und (Enkel Friedrichs V., aus. Der Schwester des (Erblassers (Elisabeth dharlotte, Gemahlin Philipps von Orleans, des Bruders Ludwigs Xiv., wäre nach Verträgen und herkommen nur auf den Kllodial-besitz des pfälzischen Hauses ein (Erbrecht zugestanden; aber der französische König forderte ohne seine Schwägerin zu fragen die gesamten Simmernjchen Lande für sie, deren Besitz den Herzog von Orleans zu einem deutschen Reichsfürsten gemacht haben würde.
während die Verhandlungen darüber noch schwebten, schuf Ludwig Xiv. einen neuen Streitfall: er wollte den französisch gesinnten Wilhelm von Zürstenberg, einen Bruder des Straßburger Bischofs, auf den 16881688 erledigten erzbischöflichen Stuhl von Köln bringen. Das Kölner (Erzbistum hatten seit einem Jahrhundert (S. 37) bayerische Prinzen inne und nach dem willen des Papstes und des Kaisers sollte auch jetzt wieder ein bayerischer Prinz, nämlich Joseph Klemens, ein Bruder Max (Emanuels, (Erzbischof von Köln werden.
Sogleich nach der (Erstürmung Belgrads schickte Ludwig Xiv. ein Heer an den Rhein. Da er für einen langwierigen Krieg nicht genügend
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Extrahierte Ortsnamen: Wien Belgrad Wien Serbien Ludwigs_Xiv Belgrads Rhein
Prinz Eugen. 63
bürg und Breisach an den Kaiser und alle Reunionen an die früheren Besitzer zurückgegeben,- Strafeburg jedoch und die 1648 abgetretenen linksrheinischen Gebiete blieben französisch.
Schluß des Türkenkrieges. Da der Kaiser wegen des Angriffs der Franzosen 1688 seine Streitkräfte hatte teilen müssen, machten die Türken wieder Fortschritte und eroberten 1690 Belgrad zurück. Ludwig von Baden gewann zwar 1691 bei Salänfemen, wo die Theiß mündet, einen großen Sieg; da er aber bald darnach auf den rheinischen Kriegsschau5
Beloebere in tüten. Französische Gartenkunst, ctus Gothein, Geschichte der Gartenkunst.
platz abgerufen wurde, gewannen die Türken in Ungarn wieder an Boden.
Erst der herrliche Sieg Prinz (Eugens bei Zenta an der Theiß 1697 zwang 1697 sie zur Flucht. (Eugen hätte den Krieg gerne fortgesetzt, aber Leopold I. schloß, ebenfalls wegen des spanischen (Erbes, 1699 Frieden zu Karlo-1699 witz. Die Türken traten ganz Ungarn außer dem Banat (zwischen Donau,
Theiß und Maros), dazu Siebenbürgen und Slavonien an Österreich ab.
Prinz (Eugen (1663—1736), der größte Feldherr und Staatsmann Österreichs, stammte aus einer Seitenlinie des Hauses Saooyen und verlebte seine Iugendjahre am französischen Hofe. Da ihn Ludwig Xiv. wegen seiner unansehnlichen Gestalt nicht zum Offizier machen wollte, trat er 1683 in österreichische
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Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Ludwig_von_Baden Ludwig Eugens Eugens Zenta Eugen Leopold_I. Eugen_( Eugen Staatsmann_Österreichs Ludwig_Xiv Ludwig
Bauernkrieg. 23
ftiedenen Bauern im Elsaß der Bundschuh (Bundschuh = gebundener Bauernschuh, im Gegensatz zu dem Stiefel der Ritter), 1514 in Württemberg der Hrme Konrad gegründet. Der große Bauernkrieg brach 1524 in Gberschwaben los und verbreitete sich rasch über Tirol ins Salzburgische, von den Alpen bis zum harz, von dem Wasgenwald bis zum Böhmerwald. Nur im Herzogtum Bayern, wo die Bauern strenger Übermacht und in ihren Rechten besser geschützt waren, blieb die Ordnung ungestört.
Itiit den aufständischen Bauern machte an vielen Orten auch die besitzlose Bevölkerung der Städte gemeinsame Sache. Der Gegensatz war arm und reich, Knecht und Herr. Doch wußten die Anführer der (Empörer, Schenkwirte, stellenlose Pfarrer oder auch unzufriedene Ritter wie (Bötz von Berlichingen, Luthers Lehre von der evangelischen Freiheit für ihre Zwecke auszunützen. Die Bauern stellten ihre Forderungen in 12 Artikeln zusammen und verlangten das Recht ihre Pfarrer selbst zu wählen, Abschaffung der Leibeigenschaft, Verminderung der Fronen und Zehnten. Als es zum handeln kam, zeigten sie sich unschlüssig, unkriegerisch und roh.
Besonders hatten es die Bauern auf die reichen Vorräte in den Klöstern abgesehen, unter denen sie ordentlich aufräumten. Line blutige Gewalttat verübten sie in dem Städtchen weinsberg, hier befehligte der Graf Ludwig von helf enstein. Aber ein Teil der Bürgerschaft hielt es mit den Bauern und so gelang es diesen den (Drt einzunehmen. Der Graf und eine Artzahl Edle wurden durch die Spieße der Bauern gejagt, während einer von ihnen mit der Pfeife aufspielte.
Der erschreckte Adel in Franken und am Rhein beugte sich vor den Bauern; er gelobte Gehorsam gegen die 12 Artikel, einzelne von ihnen lieferten den Bauern Geschütz. viele Städte folgten ihrem Beispiel.
Götz (Gottfried) von Berlichingen, 1480 auf dem Stammschlosse seines Geschlechtes zu Jagsthausen im heutigen Württemberg geboren, verlor im Lands-huter (Erbfolgekrieg vor Landshut durch einen Schutz die rechte Hand, die er durch eine eiserne ersetzen ließ. (Er war der bekannteste Vertreter des zu Gewalt und Selbsthilfe neigenden Reichsrittertums am Ende des mittelalters. 3n zahllosen Fehden griff er namentlich Reichsstädte und geistliche Fürsten an und übernahm 1525 im Bauernkrieg unfreiwillig die Führung des Gdenwälder Haufens, legte aber den (Oberbefehl bald wieder nieder. Das Reichskammergericht erklärte ihn wegen seines Verhaltens für schuldlos; dagegen wurde er auf Betreiben des Schwäbischen Bundes gefangen genommen und über 10 Jahre in haft gehalten.
(Er starb 1562. Die Beschreibung seines Lebens, die er selbst versetzt hatte, lieferte Goethe den Stoff zu seinem ersten größeren Drama „Götz von Berlichingen".
3m Frühjahr 1525 begann das schwäbische Bundesheer unter Georg 1525 Truchseß von Waldburg den Kampf gegen die Bauern. Im Sommer war
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Extrahierte Personennamen: Konrad Konrad Bötz_von_Berlichingen Ludwig_von Ludwig Gottfried)_von_Berlichingen Goethe Georg_1525_Truchseß_von_Waldburg
60 Türkenkrieg.
und Sachsen von Frankreich los. Da aber im Osten gegen die Türken zu kämpfen mar, mußte Leopold I. 1684 einen zwanzigjährigen Waffenstillstand schließen, wonach Straßburg und einstweilen auch alles bis zum 1. August 1681 Keunieite den Franzosen verbleiben sollte.
Oie Bürgerschaft von Straßburg war damals noch überwiegend deutsch gesinnt. Aber der dortige Bischof Franz Egon von Fürstenberg hielt es mit den Franzosen. Ais Ludwig Xiv. in der Stadt seinen prunkvollen (Einzug hielt, begrüßte ihn der Bischof ant Portal des Münsters mit dem Bibelwort: „Herr! nun lässest Du Deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben Deinen Eiland gesehen." Dauban, der berühmte $estungsbaumeister Ludwigs Xiv., begann unmittelbar darauf den Bau der neuen Befestigungen der Stadt, durch welche Straßburg zum gefährlichsten Ausfallstor Frankreichs gegen Deutschland wurde.
Der zweite Türkenkrieg 1683—1699 und Ludwigs Xiv. dritter Raubkrieg 1688—1697.
Beginn des Türkenkrieges. Der Waffenstillstand von 1664 war noch nicht völlig abgelaufen, da stand der Großwesir Kara Mustafa mit 200000 Türken bei Belgrad bereit die aufständischen Ungarn gegen den 1683 Kaiser zu unterstützen. Am 12. Juli 1683 langten die ersten türkischen Heiter vor Wien an. Leopold I. hatte sich wenige Tage vorher nach Passau geflüchtet; die Verteidigung Wiens übernahm mit nur 20000 Mann der tapfere Graf Rüdiger von Starhemberg. Trotz aller Tapferkeit und Aufopferung, welche Besatzung und Bürgerschaft in edlem Wettstreit bewiesen, war die Stadt gegen die Stürme der Türken kaum mehr zu halten. Endlich wurden die vom Stephansturm emporgesandten Notzeichen von Nordwesten her beantwortet; am Kahlenberg erschien ein Thristenheer von 84000 Trann unter Karl von Lothringen. Die Schlacht, welche dem Halbmond für immer seine Furchtbarkeit nehmen sollte, ward am 12. September geschlagen. Auf dem linken Flügel standen die Kaiserlichen, in der Mitte die Reichstruppen, darunter 8000 Bayern und 10000 Sachsen, von ihren Kurfürsten angeführt. Die 20000 Polen, die unter ihrem tapfern König Johann Sobieski auf dem rechten Flügel standen, griffen erst am Nachmittag in den Kampf ein.
Die Schlacht am Kahlenberg war eine der denkwürdigsten der Geschichte. Ais sie im vollen Gange war — um die Mittagszeit — ließ der Großwesir die grüne $ahne des Propheten entfalten. (Ein ungeheurer Heerhaufe von Fußvolk und Reiterei stürzte sich auf die Polen und brachte sie zum weichen, aber dem Angriff der sächsischen Kürassierschwadronen vermochten sie nicht standzuhalten und diese wie die polnischen Husaren warfen schließlich den $eind zurück. Als
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Frankreich Frankreichs Deutschland Ludwigs_Xiv Belgrad Wien Wiens Kahlenberg Sachsen Polen Kahlenberg
pragmatische Sanktion. 85
Zaustschlägen traktteren und beteiligte sich persönlich an Hinrichtungen. Selbst seine besten Freunde hatten Grund vor ihm zu zittern. Im Essen war er nicht wählerisch, er nahm mit der einfachsten Kost vorlieb und schlief, auch wo es zu vermeiden war, auf den bloßen holzdielen; dagegen frönte er namentlich in jüngeren Jahren sehr dem Trunke. Seine Arbeitskraft war unerschöpflich. Um 4 Uhr morgens schon pflegte er aufzustehen und fuhr um 6 Uhr in die Admiralität oder in den Senat; die kurzen Pausen, die ihm die Erledigung der Staatsgeschäfte während des Tages frei ließ, füllte er mit Drechseln und anderer gewerblicher Hantierung aus. Bezeichnend für sein Wesen ist auch das (Ende dieses Herrschers. Er beobachtete, daß einige Soldaten, die in einem Boot fuhren, in Gefahr waren. Bei dem Bemühen ihnen zu helfen geriet er bis an den Gürtel ins Wasser. Er zog sich eine heftige Erkältung zu und stand vom Krankenlager nicht mehr auf. Im Januar 1725 ist er gestorben.
Karl Vi., der letzte Habsburger.
1711—1740.
Türkenkrieg 1716—1718. Der Spanische (Erbfolgekrieg war kaum zu Ende, da entschloß sich Karl Vi. in den Krieg der Türken gegen Venedig einzugreifen, voll Kampfeseifer zog Prinz Eugen, „der edle Ritter", mit 65000 Mann dem dreifach überlegenen Türkenheer entgegen und schlug es bei Peterwardein 1716. Dann schritt er zur Belagerung von 1716 Belgrad und nahm die Zestung nach einem glänzenden Sieg über ein 1717 großes türkisches Lntsatzheer 1717. Im Zrieden von passarowitz 17181718 wurden das Banat, Belgrad .mit Umgebung und die Walachei bis an die flluta zu Österreich geschlagen.
pragmatische Sanktion. Nach dem Zrieden von passarowitz besaß Österreich den größten Umfang, den es je erreicht hat. ctber das alte Herrscherhaus der Habsburger war dem Aussterben nahe.
Karl Vi. hatte, wie sein Bruder Joseph I., keinen Sohn, sondern nur Töchter.
Die beiden Töchter Josephs I., von denen die eine an den bayerischen Kurprinzen Karl Albrecht, die andere an den sächsischen Kurprinzen August verheiratet war, sollten nach einer Verordnung Leopolds I. zunächst erbberechtigt sein. Aber Karl Vi. gab, um die Thronfolge seiner eigenen Tochter Maria Theresia und deren Gemahl Zranz von Lothringen zuzuwenden, ein neues Erbfolgegesetz, die sogenannte Pragmatische Sank-1713 tion. Als beste Bürgschaft für dieses Hausgesetz empfahl Prinz Eugen ein starkes Heer und einen gefüllten Staatsschatz, aber der Kaiser wollte es lieber schriftlich haben und erkaufte die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion von den europäischen Höfen mit großen (Dpfem.
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