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1. Die neue Zeit - S. 56

1877 - Leipzig : Brandstetter
56 Pizarro sogleich bett Prozeß macht und ihn als einen Hochverräter hinrichten läßt. Der König von Spanien, der zuerst durch Almagro's Freunbe diese schänblichethat erfuhr, sanbte sogleich einen klugen Mann, Don Christoval Vacabe Castro, Richter im königlichen Gerichtssaale zu Valla-bolib ab, die Sache zu untersuchen. Ferbinanb Pizarro, der gleich bamitf am Throne erschien, konnte selbst durch ein großes Geschenk die Sache nicht Hinbern, sonbern würde vielmehr selbst zurückbehalten und ist vermuthlich im Gefängniß gestorben. 5. Neue Entdeckungen. Gonzalo Pizarro, der attbere Bruder, welcher Statthalter von Quito war, versuchte unterbessen die Entbeckung des Landes jenseits der Anben-gebirge mit 340 Soldaten und 400 Jnbianern, die das Gepäck tragen mußten. Die üppige Vegetation in bett feuchten Gegenbeit hemmte so sehr alles Fortschreiten, daß man sich durch die Bäume bnrchbrängen und sich Schritt vor Schritt erst mit dem Schwerte Bahn durch das Gesträuch machen mußte. Wo die Wälber aufhörten, begannen die Sümpfe, und diese wechselten wie der mit bett höchsten Gebirgen ab, die eine viel größere Höhe als unsere Alpen erreichen. Dabei fattb matt wenig Lebensrnittel, ttirgettbs angebautes Land, überall viel giftiges Ungeziefer und zwei Monate hinter eittanbcr regnete es unaufhörlich. Es waren Schwierigkeiten zu über-toinben, von welchen sich ein in Betten und wohlgeheizten Zimmern aufgezogener Knabe keinen Begriff macht. En blich, fast nach einem Jahre täglichen angestrengten Wanberns, kommen die kühnen stanbhaften Männer an einen der großen Flüsse, die sich in bett Marannon ober Amazonenfluß ergießen. Mit vieler Mühe warb hier eine Barke gezimmert. Sie faßte aber nur 50 Mann und über diese erhält ein gewisser Franz Orellana das Kommanbo, mit dem Aufträge, die Ufer bieses Flusses bis an bett Marannon zu untersuchen und dann Bescheib zu bringen. Dieser aber, froh des beschwerlichen Durchkriechens der Wälber und Sümpfe überhoben zu sein, berebet seine Gefährten, mit ihm nach Spanien zu gehen, und setzt einen Einzigen, der so treulos nicht sein will, an's Land aus. Dann rubert er munter bett Ma-rannott hinab, tauscht Lebensrnittel von bett Milben ein und erreicht die Insel Kubagua,woer spanische Schiffe antrifft, die ihn und die Seinen aufnehmen. Es beliebte biesem Abenteurer, von seiner Reise wunberbare Fabeln auszubreiten, z. B. von einer Amazonenrepublik, einem Elborabo, wo die Dächer mit Golb- und Silberblech gebeckt wären, u. bgl. m. Die armen Zurückgebliebenen warteten inbeß so lange auf ihn vergebens, bis jener Ausgesetzte unter tauienb Tobesängsten sich zu ihnen hinburchgewunben hatte. Ihren Zorn und Schrecken kann man sich benken. Sie waren über 200 Meilen von Quito entfernt. Wurzeln, wilbe Beeren, dann ihre Hunbe und Pferbe und zuletzt Ungeziefer und das Leber von den Sätteln und Degengehängen warb ihre Nahrung. Der Rückweg war

2. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 734

1847 - Leipzig : Engelmann
734 Napoleon Bonarpate's Machtherrschaft. wenn er nicht alle Volksliebe verlieren wollte. Darum machte er Halt 7. Sept. und führte dadurch die mörderische Schlacht von Borodino an der 1812' Moskwa herbei, in der zwar die Franzosen die Wahlstatt behaupteten, aber die Russen in Ordnung abziehen lassen mußten. Ueber 70,000 Leichen deckten das Schlachtfeld; Ney Fürst von der Moskwa") war der Held des Tages. Am 14. Sept. zogen die Franzosen in die mit zahl» losen Thürmen und vergoldeten Kuppeln versehne alte Hauptstadt Moskau ein, die aber vorher von dem Adel und der wohlhabenden Bürgerschaft verlassen worden, so daß die meisten Hauser leer standen und der Pöbel im Besitz der Stadt war. Schon beim Einzug über- fiel ein unheimliches Grauen die Soldaten, als sie in den Straßen blos einiges Gesindel herumschleichen sahen, aber wer schildert ihr Entsetzen, als der viertägige Brand von Moskau, der bei dem Abgang aller Löschanstalten bald zu einem Flammenmeer sich gestaltete, neun Zehntel der aus Holz gebauten Stadt, nebst der alten Zarenburg (Kreml), die sich Napoleon als Wohnstätte ausersehn, in Asche legte, und mit einem Schlag alle ihre Hoffnungen zu nichte machte? Der Statthalter von Moskau, Rostopschin, hatte ohne des Kaisers Be- fehl diese entsetzliche That angeordnet, um der großen Armee die Win- terquartiere zu rauben und sie zu einem verderblichen Rückzug zu zwin- gen. — Aller Zucht und Ordnung vergessend stürzten sich die Soldaten in die brennenden Häuser, um ihre Raublust und Leidenschaften zu be- friedigen. §. 734. Rückzug der großen Armee. Aus Allem ging her- vor, daß die Russen einen Vernichtungskrieg führten, und dennoch ließ sich Napoleon, in unbegreiflicher Verblendung, durch die arglistig unterhaltene Hoffnung eines Friedens zu einem Aufenthalt von 34 Tagen in Moskau verleiten, ohne begreifen zu wollen, daß Kutusoff ihn bis zum Eintritt des Winters hinzuhalten suche, damit die Kälte die schlecht gekleideten und am Nothdürftigsten Mangel leidenden Soldaten auf dem Rückzug vernichte. Er erreichte seinen Zweck. Ende Oktober wurde der verhängnißvolle Rückzug angetreten, der in der Geschichte der Kriegsleiden seines Gleichen nicht hat. Der anfängliche Plan, gen Kaluga zu ziehen, wurde nach der entsetzlichen Schlacht von Malo-Iaroslavetz aufgegeben, und der Weg über das mit Leichen und Blut bedeckte Schlachtfeld von Borodino nach Smolensk einge- schlagen. Im November stieg die Kälte bereits auf 18 Grad und er- reichte später 27. Wer vermöchte alle Leiden, Kämpfe und Mühselig- keiten zu schildern, durch welche die große Armee in dem strengen Winter allmählig aufgerieben wurde? Hunger, Frost und Ermattung

3. Geschichte der Griechen für Gymnasien und Realschulen - S. 220

1873 - Münster : Coppenrath
220 wall auf, um von diesem au die Mauer selbst zu ersteigen. Die Belagerten dagegen erbheten ihre Mauer, um von oben herab die Feinde abzuwehren und die Wirkung der Mauerbrecher zu hemmen; zu gleicher Zeit machten sie heimlich Offnun-gen in die Mauer und brachten unbemerkt die Erde durch unterirdische Gnge hinweg, so da die Arbeit durchaus nicht fortrckte. Dann trafen die Feinde groe und knstliche Anstalten , um bte Stadt in Branb zu.stecken; schon brannte sie an mehren Stellen: ba kam ein heftig einfallenber Regen bcn treuen Platern zu Hlfe. Enblich verzweifelten bte Laeedmo-nter, bte Stadt durch Gewalt zu erobern, und sie beschlossen, die Belagerung in eine Sperrung zu verwandeln. Sie fhrten deshalb eine doppelte Mauer auf, bte eine hinter ihrem Lager zum Schutze gegen bte Athener, wenn diese zu Hlfe kommen sollten, bte anbere gegen bte Plataer und errichteten zwischen beiben Mauern hohe Wachthrme. Archibamus lie eine Besatzung von Peloponnesiern und Thebanern zurck; mit bett brigen Truppen brach er wieber nach dem Peloponnes auf. Das Jahr 428. Im Sommer biefts Jahres, als schon bte Ernbte nahe war, rckte wieber ein peloponnesisches Heer in Attika ein und zerstrte alle Saaten und Frchte. Nur das nchste Stadtgebiet blieb verschont, indem die athenische Reiterei es deckte. Bald aber zwang Mangel an Lebensmitteln die Peloponnesier wieber zum Rckzge. Kurz nach diesem Einfalle kam auch die Schreckensnachricht nach Athen, ba die Insel Lesbos abzufallen brohe. Lesbos war die Mutter vieler olischen Pflanzstdte und durch Fruchtbarkeit, Handel und Reichthum vor allen anderen berhmt. Die beiben Hauptstabte auf berfelben waren Mitylene und Mechymna, bte wetteifernd um den Vorrang stritten. Die Verschiebenheit der Verfassung dieser beiben Stbte erhhete noch ihre gegenseitige Feinbschaft; denn in Mitylene herrschte eine aristokratische, in Methymna eine demokratische Verfassung Allein Mitylene gewann bald den Vorrang der ihre Nebenbuhlerin. Frher stand Lesbos unter der Herrschaft der Perser, hatte sich aber nach der Vertreibung derselben freiwillig unter athenischen Schutz begeben. Als aber diese Schutzherrschaft immer drckender und anma-

4. Geschichte der Griechen für Gymnasien und Realschulen - S. 215

1873 - Münster : Coppenrath
215 griffe de Archidamu auf Hno, und der Muth der t'aceb monier fing schon an zu erkalten. Endlich brach er auf und zog bis Acharn, nur sechzig Stadien von Athen. Hier schlug er sein Lager auf und verwstete ringsum Alles mit Feuer und Schwert, in der festen Erwartung, da nun wohl die Ge-duld der Athener ermden, und sie zum Kampfe im offenen Felde herauskommen wrden. Und wirklich wurde das Volk beim Anblicke der schrecklichen Verwstungen hchst ungehalten und forderte laut, gegen den immer naher rckenden Verderbet gefhrt zu werden. Nur mit Mhe gelang es dem Perikles, den ffentlichen Unwillen zu beschwichtigen und die streitlustige Jugend zu zgeln. Er schickte blo einzelne Reite scharen aus der Stadt, um die zu verwegen vordringenden Horden abzu-wehren; zugleich aber lie er eine Flotte von hundert Segeln auslaufen, zu der noch fnfzig Schiffe von Koreyra stieen. Nun wurden die Ksten des Peloponnes geplndert und ver-heert, die Insel Eephalenia erobert, alle gineten mit Weib und Kind vertrieben, und die Insel mit athenischen Kolonisten besetzt. Eine andere Flotte verheerte die Ksten von Lokris und eroberte die Stadt Thronion. Diese Vorflle, noch mehr aber der Mangel an Lebensmitteln, nthigten die Peloponnesier zum Rckzge. Sie eilten, verwstend wie sie gekommen wa-ren, durch das botische Gebiet nach der Heimath zurck, ein jeder zu den Seinigen. Gleich nach ihrem Abzge fielen die Athener unter Anfhrung des Perikles in das Gebiet von Me-gara ein und plnderten und verwsteten Alles ringsumher. Auch schlssen sie mit Sitalkes, dem Könige von Thraeien, und Perdikkas, dem Könige von Maeedonien, ein Bndni. der diese Unternehmungen war der Winter eingebrochen, und der Krieg ruhete. In Athen wurde nun nach frommer Sitte der Vter eine Todtenfeier gehalten fr die zur Bestat-tung heimgebrachten Gefallenen. Perikles selbst hielt hiebei jene derhmte Leichenrede, die uns Thuepdides aufbewahrt hat.3) Das Jahr 430. Mit dem Frhlinge dieses Jahres kamen auch die Peloponnesier wieder nach Attika. Der Himmel 1 El c. 3547

5. Geschichte des Mittelalters - S. 126

1876 - Münster : Coppenrath
126 Den Zug erffneten die Bischfe nebst der brigen Geistlichkeit, alle wei gekleidet, Kreuze, Reliquien und Bilder vor sich her tragend. Dann folgten die Fürsten, Ritter und die brigen Pilger, Alle in ihrer besten Waffenrstung, aber grtentheils mit bloen Fen. Feierlich und langsam, unter heiligen Gesngen und Gebeten, bewegte sich der Zug zuerst nach dem Oelbergs, wo ein Geistlicher, Namens Arnulf, dann Peter der Einsiedler ihre Stimme erhoben und in Reden voll Feuer zur Tapferkeit, Ausdauer und Einigkeit ermahnten. Die Saracenen dort oben wuten nicht, was dieses Ziehen hin und her, dieses Singen und Lobpreisen da unten zu bedeuten habe. Sie verhhnten die Christen von der Mauer herab, fften ihre heiligen Gebruche nach und schssen mit Pfeilen nach ihnen. In der folgenden Nacht wurden in aller Stille die beiden Thrme rasch an der ueren Mauer aufgerichtet. Andere brachten Sturmleitern, Wurfmaschinen und Mauerbrecher herbei. Mit dem Anbruche des Tages begann der Sturm. Gleich wtheuden Lwen rannten die Christen gegen die Mauern an; aber die Saracenen schleuderten Steine, Balken und Gefe mit Schwefel und siedendem Dele angefllt auf ihre Kpfe hinab; brennende Pfeile setzten ihre Kriegs-gerthe in Brand. So kam der Abend heran; ermattet muten die Christen sich zurckziehen; alles Blut, aller Schwei war vergebens ver-rnnen. Nur der Umstand trstete sie, da die Feinde nicht im Stande gewesen waren, das heilige Kreuz zu verletzen, welches man auf dem Thurme Gottfrieds von Bouillon errichtet hatte. Am folgenden Tage erneuerte sich der Kampf noch grimmiger, als am vorhergehenden; denn jener milungene Versuch hatte ihre Wuth nur noch mehr entflammt. Aber alle Tapferkeit der Christen brach sich an der verzweifelten Gegenwehr der Trken. Sieben Stunden hatte bereits der mrderische Kampf ohne Erfolg gewhrt, viele Christen wichen ermdet zurck und verzweifelten an dem glcklichen Ausgange; da, so heit es, erschien pltzlich auf der Hhe des Oelberges ein Ritter in stralender Rstung und verklrter Gestalt und streckte seine Waffen der die unten tosende Schlacht aus, als wollte er die Christen zu rstiger Fortsetzuug des Kampfes ermahnen. Er wurde allgemein fr einen Ge-sandten Gottes angesehen, und neuer Muth kehrte sogleich in Aller Herzen zurck. Alle drangen wieder rastlos vorwrts, selbst Kranke, selbst Weiber ergriffen die Waffe. Die mit Stroh und Wolle gefllten Scke, welche die Belagerten zum Schutze der Mauern aufgehngt hatten, um

6. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 173

1875 - Münster : Coppenrath
— 173 — nachmalige Kaiserin Katharina I., rettete ihn. Sie bestach den Groß-Er, daß er die Russen abziehen ließ. Im Jahre 1711 kam ein Friedensschluß zu Stande, in welchem die Russen die wichtige Festung Asow, den Schlüssel des gleichnamigen Meeres, wieder abtreten mußten. Nun erhielt Karl, der mit etwa dreihundert Schweden bei Bender gelagert war, von dem Sultan den Befehl, das türkische Gebiet zu verlassen; allein dieser kehrte sich nicht an den Befehl und blieb. Der Sultan dro-hete; vergebens! Da war seine Geduld erschöpft. Er befahl dem Pascha von Bender, sich des lästigen Gastes mit Gewalt zu bemächtigen. Auch der Pascha wollte zuvor den Weg der Güte versuchen und ihn zur Nachgiebigkeit bewegen, allein Karl rief ihm mit höhnendem Stolze zu: „Gehorche Deinem Herrn, wenn Du Muth hast!" Da ließ der Pascha ganze Haufen Janitschaaren mit schwerem Geschütz gegen ihn anziehen. Karl aber schlug sich mit seinem Häuflein durch die Tausende der Feinde nach seinem hölzernen Hause Warnitza durch, trieb die Türken, welche es besetzt hatten, hinaus, verrammte die Thür und vertheidigte sich hier mit fünfzig Mann sieben Stunden lang gegen den stürmenden Angriff eines ganzen Heeres auf das Heldenmütigste. Ganze Hügel von Todten und Verwundeten lagen um sein Haus. Endlich wurde das Dach in Brand geschossen, und nun, als schon die brennenden Sparren herabfielen, mußte er das Haus verlassen. In der einen Hand den Degen, in der andern ein Pistol, stürzte er wüthend hinaus in den Feind, stolperte aber über seine Sporen, fiel hin und wurde nun schnell ergriffen. Die über solchen Muth hoch erstaunten Türken nannten diesen Kampf „Kalabalik" oder Löwenjagd. Nun wurde er nach Bender und von dort nach Demotika gemcht und unter Aufsicht gestellt. Dennoch blieb er, bald unter diesem, bald unter jenem Vorwande über ein ganzes Jahr, und versuchte noch fortwährend die Pforte gegen Rußland in Waffen zu bringen. Als er aber vernahm, daß die schwedische Reichsversammlung selbst einen Frieden mit Rußland und Polen unterhandle, verließ er, um diesen zu verhindern, augenblicklich die Türkei. Mit allen Beschwerden und Entbehrungen vertraut, jagte er voraus mit der Eile eines Kuriers, unter dem Nansen Karl Frisch, durch Ungarn, durch Deutschland und erschien, aller Welt zum^rstaunen, im November 1714 vor den Thoren Stralsunds, nachdem er fünf Jahre in der Türkei zugebracht hatte. Friede zu Nystädt (1721), — Jedoch kehrte sein früheres Glück nicht mit ihm zurück. Er war der Uebermacht seiner Feinde nicht gewach-

7. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 300

1875 - Münster : Coppenrath
— 300 — sich genöthigt, jetzt selbst dem Besiegten den Frieden anzubieten. Der Kaiser Alexander hielt den Feind listig hin, verwarf dann endlich alle Anträge, mit den Worten: „Erft jetzt werde der Krieg für die Russen eigentlich beginnen!" Durch die äußerste Noth gezwungen, trat Napoleon am 18. Oktober den Rückzug an und zwar auf demselben Wege, den er gekommen war. Aber welch ein Rückzug! Kein Beispiel gleicher Gräßlichkeit hat die Geschichte aufzuweisen. Der Himmel selbst schien mit den Russen in einen Bund getreten zu sein; denn ein ungewöhnlich früher und strenger Winter trat ein und überraschte die Feinde auf ihrem kläglichen Rückzüge. Menschen und Pferde sanken vor Kälte und Hunger erschöpft dahin, und wie mit einem Leichentuche bedeckte der Schnee die gefallenen Opfer. Der Weg durch die unwirthbare Wüste war bald mit todten Menschen und Pferden, mit Trümmern von Geschütz und Gepäck bedeckt. Jeder Tag lieferte Tausende von Gefangenen in die Hände der nachsetzenden Russen; Tausende von Nachzüglern fielen unter den Lanzen der Kosaken, unter den Keulen der ergrimmten Bauern. Am gräßlichsten war das Unglück an der Ber es ina, über welche Napoleon eine Brücke hatte schlagen lassen. Kaum war die Hälfte hinübergerückt, als plötzlich das furchtbare Hurrahgeschrei der Kosaken und das Donnern der russischen Kanonen gehört wurde. Und auf einmal stürzte sich der ganze Haufen der Franzosen, Menschen, Pferde, Wagen und Kanonen in rath- und planloser Flucht durch- und übereinander auf die Brücke. Jeder wollte der Erste sein; hier galt fein Befehl, kein Rang mehr; Jeder kämpfte um sein Leben. Viele wurden in dem Gedränge erdrückt, viele von den Rädern der Kanonen und Wagen zerquetscht, viele von der Brücke hinunter in den Strom gestürzt. In diese wilde Menschenstuth hinein bonnerten die Kanonen der Russen und richteten eine entsetzliche Verwüstung an. Zuletzt brach die Brücke ein; Tausende fanden ihren Tod in den Fluthen, und Alle, welche noch am jenseitigen Ufer standen, waren abgeschnitten und gefangen. Ueber 30,000 Mann verloren die Franzosen bei diesem Uebergange am 27. November. Napoleon selbst, überzeugt von der Hoffnungslosigkeit seiner Lage, verließ am 5. Dezember das Heer. Wie Terxes einst, der Führer von Millionen, aus Griechenland fliehend, in einem Kahne in seinem Asien wieder anlangte, so durchjagte jetzt Napoleon in einem Schlitten, den Trümmern seines Heeres voraus, die öden Schnee- und Eisfelder Rußlands, nach Wilna, und von da über Warschau, Dresden und Mainz nach Paris, um schnell die Bildung eines neuen Heeres zu

8. Für einen einjährigen Unterricht in einer mittleren Klassen berechnet - S. 260

1861 - Hildburghausen : Nonne
260 -er Zaar sich mit seinem ganzen Heere hätten ergeben müssen, kam er nun mit dem Verluste von Asow davon. Karl tobte vor Wuth, als er die Russen abziehen sah, doch ließ es der Sultan bei dem verabredeten Frieden. Der schwedische König hatte sonach in der Türkei keine Hoffnung mehr und batte abreisen sollen. Auch bedurfte sein verwaistes Land sehr seiner Anwesenheit. Bald nach der Schlacht bei Pultawa war der Bund der feindlichen Nachbarn wieder ausgelebt: August 1. hatte den Stanislaus Leszinsky vertrieben und den polnischen Thron wieder eingenommen; der Zaar hatte Livland und Esthland, svwie einen Theil von Finnland in seine Gewalt gebracht, und Friedrich Iv. war nur durch die Tapferkeit des Generals Stenbock aus Schweden selbst verdrängt worden. Karl mochte aber noch immer aus eine ihm günstige Veränderung des türkischen Mini- steriums hoffen und blieb ruhig zu Warnitza (bei Beuder), wo er ein, mit einem Wall umgebenes Haus bewohnte. Zuletzt erhielt er vom Sultan den Befehl, das türkische Gebiet zu verlassen. Er kehrte sich aber nicht daran und blieb. Doch nun war des Sultans Großmuth erschöpft: mit Geneh- migung des Divans befahl er dem Pascha von Bender, sich des trotzigen Gastes mit Gewalt zu bemächtigen. Auch der Pascha brachte in Erfah- rung, daß mit Güte nichts auszurichten sei und ließ ganze Haufen Ia- nitscharen mit schwerem Geschütze gegen Karl's Wohnung anrücken. Die- ser hatte nur 196 Schweden um sich, war aber tollkühn genug, sich mit diesem Häuflein gegen ein ganzes Heer zu vertheidigen. Die Kanonen donnerten (11. Febr. 1713); in wenig Augenblicken waren die Umwallun- gen erstiegen, die meisten Schweden gefangen genommen. Da beschloß Karl, sich in ein hölzernes Haus zuwerfen und sich da bis auf das Aeußerste zu wehren. Er hieb sich bis zur Hausthüre hindurch, raffte hier die um- stehenden Soldaten, Offiziere und Knechte. 50 an der Zahl, zusammen und trieb die Türken, welche bereits die Zimmer besetzt hatten, wieder her- aus. Dann verrammelte er die Thüren und ließ aus den Fenstern feuern. Sieben Stunden lang hielt er so den ungleichen Kampf aus und fügte den Angreifenden großen Verlust zu. Endlich gelang es diesen, das Dach in Brand zu stecken, worauf ein erstickender Qualm und das Herabfallen brennender Balken das längere Verbleiben in dem Hause unmöglich machte. Da kam Karl auf den Gedanken, sich nach einem andern seiner Häuser durchzuschlagen. Er ordnete sein Häuflein zur Sturmkolonne, ließ die Thür öffnen und stürzte als Erster des Zuges, mit Säbel und Pistole bewaffnet, wüthend unter die Feinde. Aber er verwickelte sich mit seinen langen Sporen, fiel nieder und ward sogleich von den Janitscharen er- griffen und entwaffnet. Die Türken betrachteten den König mit Bewun- derung; denn solche Tapferkeit hatten sie noch nie gesehen; den Kampf gegen ihn nannten sie nicht anders als „Kalabalik" d. i. Löwenjagd. Karl ward nun nach Demotika^) gebracht. Als er dort vernahm, daß die schwedische Reichsversammlung einen Frieden mit Rußland und Polen unterhandle, trat er sofort die Heimreise an (1714). Um nicht erkannt zu werden, hatte er sich als Kourier gekleidet und den Namen Karl Frisch angenommen. Wie im Finge eilte er dahin: in 14 Tagen ') Demotika, Städtchen südlich von Adrianopel.

9. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 296

1871 - Braunschweig : Wreden
— 296 — Plötzlich sahen sich die Russen von ungeheuern Schwärmen Türken und Tataren eingeschlossen. Sie konnten weder vor- noch rückwärts und alle Lebensmittel waren ausgegangen. Peter schien dem Untergange nahe Da half ihm seine Frau, Katharina I. oder Kathinka, welche ihn in den Krieg begleitete. Sie wußte, wie leicht die türkischen Großen sich bestechen ließen und schickte einen Friedensboten an den Großvezier mit ihrem Ju-weleukästchen und einer großen Summe Geldes ab. Das wirkte. Die Augen Mehemets wurden von den glänzenden Steinen so geblendet, daß er die hoffnungslose Lage der Russen nicht mehr sah und mit ihnen so schnell emen Frieden schloß, daß Karl ihn zu hindern nicht mehr im Stande war. Wüthend vor Zorn verließ Karl ohne Abschied das Zelt des Veziers und verklagte ihn beim Sultan. Dieser setzte den Vezier ab und verwies ihn; aber der Friede mit Rußland wurde nicht umgestoßen. Karls Mühe, den Sultan zu einem neuen Kriege gegen Rußland zu bewegen, war vergeblich. Seine Lage wurde von Tag zu Tag schwieriger. Zuletzt aber ließ Achmed Karl'u merken, sein langer Aufenthalt sei ihm lästig, er möchte doch endlich an die Abreise denken. Aber Karl war so erbittert auf ihn, daß er alle ihm erwiesene Gastfreundschaft vergaß und gerade ihm zum Aerger bleiben wollte. Jetzt bekam der Pascha von Bender den Auftrag, den König zur Abreise zu nöthigen, und, falls er sich weigere, ihn todt oder lebendig nach Adrianopel zu bringen. Wenig gewohnt, einem fremden Willen zu folgen, und in der Beforgniß, seinen Feinden überliefert zu werden, beschloß Karl, mit 200 Mann, aus denen sein Gefolge bestand, der Macht der Pforte zu trotzen und sein Schicksal mit dem Schwerte in der Hand zu erwarten. Die Türken griffen nun den König von Schweden an; bis aufs Aeußerste vertheidigte er sich in seinem hölzernen Hause und wich nur Schritt vor Schritt. Durch 40 Janitscharen, die ihn umringten, hieb er sich bis zur Hausthür durch. Sieben Stunden lang wehrte er sich. Da gelang es den Janitscharen endlich, das Haus in Brand zu setzen. Nun erst entschloß er sich, es zu verlassen. In der einen Hand ein Pistol, in der andern Hand dm Degen brach er heraus, um sich nach einem benachbarten Hause zu flüchten, verwickelte sich aber mit den Sporen und fiel zu Boden. Schnell sprangen die Türken herzu und ergriffen ihn. Man brachte ihn nun nach einer anderen türkischen Stadt, wo er kürzer gehalten wurde. Dennoch blieb er noch 1 >/., Jahre. Endlich, nachdem er über 5 Jahre in der Türkei gewesen war, erklärte er, er wolle abreisen. Mit allen Beschwerden und Entbehrungen vertraut, setzte Karl zu Pferde seine Reise Tag und Nacht mit solcher Eile fort, daß nur einer seiner Begleiter im Stande war, ihm zu folgen. Er nahm den Weg durch die Staaten des Kaisers von Deutschland. In 14 Tagen legte er 286 Meilen zurück. Endlich, ermattet und entstellt, kam er um 1 Uhr Nachts am 11. November 1714 vor Stralsunds Thoren an. Er gab sich als einen mit wichtigen Depeschen aus der Türkei kommenden Courier aus, und ließ sich sogleich zum Commandanten, dem Grafen Dunker, bringen. Dieser fragte ihn angelegentlich nach dem Könige und erkannte ihn erst, als er zu sprechen anfing. Freudig sprang er ans dem Bette und umfaßte die Kniee seines Herrn. Die Nachricht von Karls Ankunft verbreitete

10. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Großen Krieges - S. 73

1904 - Halle : Gesenius
— 73 — Handwerks und der fremden Konkurrenz. Als die Zünfte sich also organisiert hatten, nahmen sie den Kampf mit den Geschlechtern auf. Sie erzwangen meist, daß die Hälfte des Stadtrats aus ihnen gewählt wurde, und daß die Patrizier auch die Steuerlast tragen halfen. Diese Veränderung der Zustände war den Städten von Vorteil; denn nun konnten sie geschlossen nach außen hin auftreten und ihren Feinden widerstehen. Das Aussehen einer mittelalterlichen Stadt war in der ältesten Zeit nicht sehr anziehend. Um den Dom oder die Pfalz drängten sich die Häuser in wirren Haufen zusammen; gleich Schwalbennestern hatten die Schutzsuchenden ihre Siedelungen an das starke steinerne Gemäuer jener Bauwerke gebaut. Allmählich fing man dann an, vom Mittelpunkte aus Gassen anzulegen. Sie waren meist eng und krumm. In den Gassen wohnten die Handwerker nach ihrer Berufsart zusammen und gaben jenen den Namen (Schuster-, Metzger-, Weber-, Häfnergasse). Gerber und Färber ließen sich an einem durchfließenden Wasser nieder. Freie Plätze gab es wenige; einer lag stets vor dem großen und schön aus Stein errichteten Rathause, wo sich auch der Markt befand mit dem Stadtbrunnen und dem Roland, dem Zeichen der Stadtgerichtsbarkeit, einer steinernen Figur mit dem Schwerte in der Hand. Die meisten Häuser waren anfangs ein-, höchstens zweistöckig, aus Balkenwerk und Fachwand, mit Stroh gedeckt und ohne Glasfenster. Nur die Häuser der Patrizier sahen besser aus; sie waren oft von Stein, hatten mehrere Stockwerke, die übereinander vorsprangen, Erker und Giebel mit Schnitzereien, innen Höfe mit Galerien, Keller- und Speicherräume. Von den übrigen Einwohnern gesondert, in einem kleinen Stadtviertel zusammengedrängt, abgesperrt und abends eingeschlossen, wohnten die Juden, die noch besondere Steuern zahlten. Für Reinlichkeit wurde in den alten Städten schlecht gesorgt. Krankheiten entstanden daher sehr leicht. Die Pest verheerte die Städte von Zeit zu Zeit aufs furchtbarste. Am schrecklichsten war die Erinnerung an das große Sterben, den „Schwarzen Tod", der und 1350 vier Jahre lang ganz Europa, besonders Deutschland heimsuchte. Die Leute wurden im Nu von der gräßlichen Krankheit befallen, von schwarzen Flecken bedeckt und fielen oft plötzlich tot nieder. Es gab keine Flucht vor der Pest; überallhin drang der Tod nach. Eine Anzahl Städte verlor ihre Einwohnerschaft bis zur Hälfte; manche starben ganz aus. Erst allmählich erholte sich die Bevölkerung wieder. 34. Die oberdeutschen und rheinischen Städte. Landhandelsstraßen. Als Karl der Große sein Reich aufrichtete und Straßen auch durch Germanien anlegte, fand ein großer Aufschwung in Handel und Verkehr statt. Bedeutend für letzteren waren die großen Handelsstraßen. Die eine zog von Genua am Mittelmeer über den Gotthard durchs Rheintal, wo die Mosel- und Mainstraße einliefen, bis zur Mündung des Rheins und seitwärts von Köln über den Hellweg und Braunschweig zur Ostsee. Eine andere folgte dem Donaulaufe; sie kam von Konstantinopel durch Bulgarien und Serbien über Belgrad und Wien herüber. Später ging ein dritter Hauptweg der Warenzüge von Venedig aus über die Ost-
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