236
Schwager, gestorben war und die Römer zu Erben seines Reiches ein-
gesetzt hatte. Die Gültigkeit des Testaments, welche jene sich wahr-
scheinlich erschlichen hatten, erkannte Mithridates nicht an und machte
mit den Waffen in der Hand seine Ansprüche auf Bithynien geltend.
Den Befehlshaber in der neuen Provinz, den Consnl M. Aurelius
Cotta schloß er in Chalcedon am thracischen Bosporus ein, und zer-
störte dessen Flotte. Darauf belagerte er mit seiner Land- und See-
macht die mächtige Stadt Cyzicus an der Propontis, aber die Bürger
vertheidigten sich kräftig, da sie auf baldigen Entsatz durch die Römer
rechnen konnten. Und zu rechter Zeit erschien der Cvnsul Lucullus
mit einem Heere von 32,500 Mann. Zwar gaben ihm einige den
Rath, er solle ohne Aufenthalt in das unbesetzte Königreich Pontus
eindringen und den Cotta im Stiche lassen; er entgegnete ihnen aber:
77 Ich will lieber einen einzigen Römer aus der Gewalt der Feinde
retten, als den Feinden ihr ganzes Haab und Gut abnehmen." Lucullus
zog also gegen das an Zahl weit überlegene Heer der Feinde, schnitt
diesem die Zufuhr ab, schlug einzelne Heereshaufen, und nöthigte den
König, die Belagerung aufzuheben. Die abziehende Armee wurde
größtentheils vom Lucullus aufgerieben; auch die Flotte durch einen
Sturm zerstört, und kaum entkam Mithridates auf einem Seeräuber-
schiffe, da sein eigenes Schiff unterging. Nun zog Lucullus durch Bi-
thynien und Galarien nach Pontus, während der König bei Kabira
an der Grenze Armeniens, welches sein Schwiegersohn Tigranes be-
herrschte, ein neues Heer sammelte. Aber auch hier wurde der König
in einem nächtlichen Ueberfall von Lucullus geschlagem und entfloh nur
durch den Umstand seinen Verfolgern, daß ein mit königlichen Schätzen
beladenes Maulthier diese aufhielt. Seine Frauen und Schwestern ließ
er grausam ermorden, damit sie nicht in Feindes Gewalt fielen, wäh-
rend er selbst nach Armenien floh, um den stolzen König Tigranes, der
sich 77könig der Könige" nannte, in der Hauptstadt Tigranokerta um
Schutz anzusprechen. Dieser wies ihm zwar einen Pallast zum Auf-
enthalt an, wollte ihn aber nicht sehen, und verband sich erst dann
mit ihm, als Lucullus gebieterisch die Auslieferung des Flüchtlinges
verlangte. Lucullus unterwarf inzwischen die übrigen kleinasiatischen
Provinzen und gab weise Verordnungen gegen den unerhörten Wucher,
indem er das Zinsmaaß bestimmte (monatlich eins von hundert), alle
Zinsen aufhob, die das Kapital überstiegen, die Zinsen zum Kapital
zu schlagen bei Verlust des Ganzen verbot und verordnete, daß jeder
Gläubiger den vierten Theil seiner Forderungen von den jährlichen Ein-
künften des Schuldners haben sollte. So unzufrieden auch die römi-
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36i
würden befördert worden. Galba schickte ihn nach Unter-Germanien,
wo er sich bei dem zur Meuterei geneigten Heere in Köln durch seine
Nachsicht und Nachgiebigkeit bald beliebt machte. Nach Verlauf eines
Monats holten die Soldaten ihn plötzlich aus seinem Schlafgemache
und begrüßten ihn als Imperator. Da auch das Heer im oberu Ger-
manien beistimmte und die Nachricht von Galba's Ermordung eintraf,
so ließ er einen Theili seines Heeres schnell nach Italien gegen Otho
aufbrechen, er selbst zog langsamer nach. Als er das Schlachtfeld bei
Bedriacum besuchte, und einige aus seiner Umgebung vor dem Leichen-
geruche sich entsetzten, versicherte er, »daß der erschlagene Feind sehr
gut-rieche , aber noch besser der Bürger. " Den Dolch, womit sich
Otho getodtet hatte, schickte er nach Köln als ein Weihgeschenk in
den Tempel des Kriegsgortes. Nachdem er in Rom eingezogen war,
überließ er die Regierungsgeschafte Schauspielern, Wagenlenkern und
andern Günstlingen, wahrend er für die Herbeischaffung der kostbarsten
Leckerbissen aus den entferntesten Provinzen sorgte. In einigen Mo-
naten verpraßte er eine Summe von 22 oder gar 42 Mill. Thalern,
und richtete die vornehmsten Familien zu Grunde, wenn er sich bei
ihnen zu Gaste bat. Er pstegte drei oder viermal zu schmausen. Auf
das Frühstück (ssntaeulum) folgte das Mittagsessen (prandium), dann
die Hauptmahlzeit (eoena) um vier oder sechs Uhr Nachmittags, und
auf diese ließ er noch ein Nachtessen mit Trinkgelage (eomi88atio) fol-
gen. Ju einem jeden dieser täglichen Schmause lud er sich oft bei
einem andern vornehmen Römer ein, und jedem Wirthe kostete diese
Ehre wenigstens 10,000 Thaler! Sein Bruder gab ihm einen Em-
pfangsschmaus, wo 2o0o ausgesuchte Fische und 7000 Vögel aufge-
tischt wurden. Eine von dem Kaiser selbst erfundene Art Kuchen hieß
noch lange nachher Vitellianischer Kuchen. Den größten Schmaus ver-
anstaltete er bei der Einweihung einer Schüssel, die er wegen ihrer
ungeheuren Größe »den Schild Minerva's" nannte. Wahrend dieser
Schwelgereien in Rom empörten sich aber die Legionen an der Donau
und in Aegypten und Syrien, welche den Feldherrn Titus Flavius
Vespasianus, der damals Jerusalem belagerte, zum Imperator
ausriefen , zu Alerandria am 1. Juli 69. Dieser überließ nun seinem
Sohne Titus die Fortsetzung der Belagerung und rüstete sich in
Aegypten zum Kriege. Die paunonischen Legionen zogen unter Anto-
nius Primus zuerst nach Italien, schlugen die Vitellianer bei Betria-
cum und Cremona, eroberten und zerstörten diese Stadt, und rückten
gegen Rom, wo Vitellins sich anfangs mit Vespasians Bruder Sabi-
nus in Unterhandlungen eingelassen, dann aber das Kapitol erstürmt
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Extrahierte Personennamen: Galba Otho Otho Schmaus Titus_Flavius
Vespasianus Titus
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Rom Donau Syrien Alerandria Italien Cremona Rom
270
in die Winterquartiere nach Ncmetocenna, dem h. Arras, der Haupt-
stadt der Atrebaten im h. Artois. Da jetzt sein Streben nach Rom
gerichtet war, wo er um das Consulat sich bewerben wollte, so ver-
mied er jede Veranlassung zu einem neuen Kriege. Durch ehrenvolle
Unterhandlungen mit den Städten, durch Beschenkung des Adels,
durch Vermeidung neuer Auflagen hielt er das durch so viele Nieder-
lagen entkräftete Gallien, das jetzt selbst die Vortheile des Gehorchens
einsah, leicht in Ruhe. In acht Feldzügen hatte er über achthundert
Städte erobert, dreihundert Volker bezwungen, nach und nach mit drei
Millionen Menschen gefochten, eine Million in Schlachten getodtet
und eben so viel zu Gefaugenen gemacht. Dem eroberten Lande legte
er einen jährlichen Tribut von vierzig Millionen Sestertien (eine und
eine halbe Million Thaler) auf. Außerdem hatte er für sich uner-
meßliche Schatze erbeutet, die er zu Bestechungen in Rom verwendete,
wo seine Parthei für ihn gegen des Pompejus Anhang thatig arbeitete.
Au Anfänge des Jahres 50 verließ er Gallien und begab sich nach
Oberitalien, wo der Sieger mit großem Jubel in allen Städten em-
pfangen wurde. Darauf ging er wieder nach Gallien, musterte im
Gebiet der Trevirer seine Legionen, von denen er auf Befehl des Se-
nats zwei für den parthischen Krieg abgeben mußte, schickte dann vier
Legionen in die Winterquartiere nach Belgien, und vier in das Land
der Aeduer und begab sich nach Italien, wo er mit Unwillen vernahm,
daß jene zwei Legionen Pompejus in Italien behalten habe.
Xxxix.
Der Bürgerkrieg zwischen Cäsar und Pompejus.
Casar hatte nur fünftausend Mann bei sich, als er den Senats-
beschluß erfuhr, die Armee zu verlassen; er beschloß, durch Schnellig-
keit und Kühnheit seinen Gegner, der noch keine Armee zusammen-
gezogen hatte, in Schrecken und Furcht zu setzen. Schnell ließ er
von einer kleinen aber kühnen Schaar des Nachts Ariminum, j. Ri-
mini, die erste Stadt, wenn man aus der Provinz Gallien nach Ita-
lien geht, heimlich besetzen. Er selbst besorgte den Tag über seine ge-
wöhnlichen Geschäfte, Abends speiste er mit seinen Offizieren. Unter
irgend einem Vorwand verließ er sie, fuhr auf einem Miethwagen aus
Ravenna zu einem Thore hinaus, welches der Stadt Ariminum ent-
gegengesetzt war, schlug aber dann die Straße nach Ariminum ein,
verirrte sich in der Finsterniß der Nacht, bis er einen Führer fand, der
ihn bei Anbruch des Tages auf engen Pfaden zu Fuß auf den rechten
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Extrahierte Personennamen: Volker Cäsar Casar
Extrahierte Ortsnamen: Ncmetocenna Arras Rom Gallien Rom Gallien Oberitalien Gallien Belgien Italien Italien Gallien Ita- Ravenna Ariminum Ariminum
254
Allein der Consul des Jahres 57, Lentulus Spinther, erneuerte
sogleich nach dem Antritte seines Amtes am ersten Januar den Vorschlag
und erklärte dabei diejenigen, die sich widersetzen würden, für Feinde
des Vaterlandes. Sein College Metellns Nepos, obgleich des Clodius
Schwager, hinderte ihn nicht daran. Clodius hatte aber an dem Tage,
an welchem die Sache dem Volke vorgetragen werden sollte, das Co-
mitinm mit seinen bewaffneten Gladiatoren und Sklaven besetzt. Als
der für Cicero gestimmte Tribun Fabricius dasselbe thun wollte, so
kam es zwischen beiden Partheien zu einem blutigen Gefecht, und die
Anhänger des Senats wurden nebst einigen Tribunen voni Markt-
Platze vertrieben. Clodius, durch diesen Sieg übermüthig gemacht, er-
griff eine brennende Fackel und steckte mit eigener Hand den Tempel
der Nymphen an, um die Bücher der Ceusoren und die öffentlichen
städtischen Register und andere Urkunden, die in demselben aufbewahrt
wurden, zu vernichten; auch die Häuser des Tribuns Milo und des
Prätors Eäcilius gingen in Feuer auf. Cicero's Bruder Quintus ent-
kam nur dadurch, daß er sich unter die Leichname der Sklaven steckte,
die bei der Vertheidiguug seines Hauses umgekommen waren. Der
Tribun Sertius blieb im Kampfe todt liegen.
(Siehe die Abbildung Ix- 63.)
Eine von Milo gegen Clodius angebrachte Klage suchte dessen
Bruder, der Prätor war, zu vereiteln, und der Verklagte ließ die
Richter mit seinen Fechtern vertreiben. Auch Milo kaufte sich eine
solche Bande und lieferte nun mit der Gegenparthei förmliche Gefechte
auf den Straßen der Stadt. Indem dadurch des Clodius Macht ge-
brochen wurde und Pompejus sich besonders der Sache annahm, so
brachte der Consul Lentulus am 4. August den Vorschlag noch einmal
in einer zahlreichen Versarumlung des Volkes vor, das ihn jetzt geneh-
migte. Cicero, der schon früher von Thessalom'ce nach Dyrrhachium
gereist war, landete nun am 5. August in Brundustum, von wo er,
nach einem kurzen Aufenthalte, unter dem Jubel der begleitenden
Menge, die ihm unterwegs aus allen Städten glückwünschend entge-
genkam, am 4. September in Rom eintraf, wo er sogleich am folgen-
den Tage dem Senate und dem Volke in besonderen Reden seinen
Dank abstattete. Er konnte sich rühmen, auf den Schultern Italiens
zurückgetragen zu seyn. Für sein Haus erhielt er als Entschädigung
zwei Millionen Sesterzien (16,145 Pf. Sterling); für seine verwüste-
ten Landgüter Tusculanum und Formianum aber nur 750,000 Sester-
zien (6054 Pf. Sterl.). Da gerade damals durch schlechte Verwal-
tung des Proviantwesens Theuerung und Hungersnoth in der Stadt
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Extrahierte Personennamen: Lentulus_Spinther Metellns_Nepos Clodius Clodius Milo Milo Clodius Milo Consul_Lentulus August August
Extrahierte Ortsnamen: Prätors_Eäcilius Dyrrhachium Brundustum Rom Italiens
M
wieder abfahren. Kaufleute, die nach Sardinien oder Libyen kommen,
sollen keinen gültigen Kauf schließen können, als im Beiseyn eines Ge-
richtsdieners und eines Schreibers. Was in deren Gegenwart verkauft
wird, für dessen Bezahlung soll dem Verkäufer der Staat haften.
Kommt ein Römer in das karthagische Gebiet auf Sicilien, so soll er
in allem gleiche Rechte (mit dem Karthager) haben. Die Karthager
sollen nicht beleidigen das Volk von Ardea, Antium, Aricia, Eirceji,
Terracina, noch ein anderes Volk der Latiner, das den Römern unter-
worfen ist. Auch sollen sie sich enthalten von den Städten der übrigen
Latiner, die den Römern nicht unterworfen find; nehmen sie dieselben
aber, so sollen sie den Römern dieselben unversehrt ausliefern. Sie
sollen kein Kastell in Latium anlegen, und wenn sie bewaffnet kommen,
keine Nacht im Lande bleiben."
Wir kehren zum Tarquinius zurück. Dieser fand neue Unterstützung
bei dem reichen und mächtigen Lars (König oder Fürst) Porsena in
Clusium. Ein etruskisches Heer drang bis in die Schanzen des Ja-
niculums und würde den über die Tiberbrücke fliehenden Römern nach-
geeilt seyn, wenn nicht Horatius Cocles die Brücke vertheidigt
hätte, bis sie hinter ihm abgebrochen war. Als sie zusammengestürzt
war, sprang er, selbst verwundet, in voller Rüstung in den Strom,
betend: »Vater Tiberinus, nimm diese Waffen und diesen Krieger in
deinen heiligen Strom gnädig auf und schütze ihn. " Glücklich schwamm
er an das jenseitige Ufer. Eine andere Sage läßt ihn aber in der
Tiber umkommen. Zur Belohnung erhielt Roms Retter so viel Land,
als er an einem Tage umpflügen konnte, und eine Statue, auch
reichte ihm jeder, als Hungersnoth in der von Porsena eingeschlossenen
Stadt einriß, etwas Speise.
In der Stadt verschworen sich aber dreihundert vornehme Jüng-
linge, den König zu ermorden. Den C. Mucius traf das Loos, den
ersten Versuch zu machen. Unerkannt kam er in das etruskische Lager
vor die Richterbühne des Porsena, erstach aber aus Unbekanntschaft
dessen Schreiber. Er wurde ergriffen und erklärte, daß der König noch
viele solcher Angriffe zu fürchten habe. Und als dieser ihm mit der
Feuermarter drohete, wenn er nicht sogleich die gegen sein Leben ge-
machten Anschläge entdecke, da streckte Mucius seine Rechte in das auf
einem Opferbecken lodernde Feuer. Diese Festigkeit rührte den König;
er entließ den kühnen Jüngling, der vom Verluste seiner rechten Hand
den Zunamen Scävola (Linkhand) erhielt. Porsena schloß Frieden
mit Rom, das sich ergeben mußte, unter harten Bedingungen: er un-
tersagte den Römern den Gebrauch des Eisens, ausgenommen zum
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74
Geschichte des Mittelalters.
Naturallieferungen, die Ernennung der Stadtobrigkeiten, die Belehnun-
gen, Münzen, Zoll, Weg- und Brückengelder, Fischenzen, Salinen und
Bergwerke.
Das war zu viel von den Städten verlangt, daher Mailand sich
schon im folgenden Jahre empörte und im Bunde mit anderen Städten
den hartnäckigsten Widerstand leistete. Deutsche und Italiener wüthe-
ten in diesem Kriege schonungslos gegen einander und als der Kaiser
Mailand abermals durch Hunger zur Uebergabe gezwungen hatte, ließ
Mailand zer- er die Stadt mit Ausnahme der Kirchen Niederreißen und die Einwoh-
siort 1162. ner in vier offene Orte ausiedeln.
Streit des Kaisers mit dem Pap st e. Neuer Lombarden krieg.
8 218. Schon mit Adrian Iv. gerieth der Kaiser in sehr gespannte
Verhältnisse, und als nach dessen Tod (1159) eine zwiespältige Papst-
wahl erfolgte, erklärte sich der Kaiser für Victor Iv. gegen Alexan-
der Iii. Dieser mußte zwar aus Italien entstiehen, allein das christ-
liche Europa, mit Ausnahme Deutschlands, anerkannte ihn als den
rechtmäßigen Papst, protestierte somit gegen die Obergewalt des
Synode zu Kasers über den päpstlichen Stuhl, und eine Synode zu Tours
»urs 63* tele^te den Kaiser, den Gegenpapst und seine Anhänger mit dem
Banne. Zugleich erhoben sich die Lombarden und die Römer;
Friedrich eroberte zwar An ko na, erstürmte einen Theil der Stadt
Rom und zwang den Papst abermals zur Flucht (1167); allein setzt
brach im deutschen Heere eine Krankheit aus, welche über 2000 Ritter
1168. hinwegraffte und den Kaiser zur Rückkehr nach Deutschland zwang.
§ 219. Er blieb ungebeugt; durch den Tod seines Neffen Friedrich
siel dessen Erbgut an das kaiserliche Haus, und da auch Welf Vil. vor
Rom ein Opfer der Seuche geworden war, benutzte der Kaiser die
Geldverlegenheit des alten Welf Vi. und brachte die welsifchen Besitzun-
gen in Italien (Spoleto, Tuscien re.) sowie die Anwartschaft auf die
welsifchen Stammgüter in Schwaben, Bayern und Tyrol au sich, er-
regte aber auch dadurch den Groll Heinrichs des Löwen.
8 220. Im Herbste 1174 zog Friedrich zum fünftenmale nach Ita-
lien, wo die Lombarden ihren Bund erneuert, Mailand wieder auf-
v^'messan. gebaut und dem Papste zu Ehren die neue Stadt Alessandria ge-
dria. gründet hatten. Der Kaiser griff sie vergeblich an, verwüstete seitdem
Schlacht bei das offene Land, erlitt aber am 29. Mai 1176 bei Legnano eine
Legnano. vollständige Niederlage; denn sein Heer war klein, da alle Norddeut-
schen mit Heinrich dem Löwen ausgeblieben waren. Er eilte sich mit
1177. dem Papste zu versöhnen, was zu Venedig geschah, schloß mit den
Lombarden einen Waffenstillstand auf sechs Jahre und 1183 den
Konstanzer Konstanzer Frieden. In demselben behauptete der Kaiser einige
Friede 1183 Regalien, das Recht von acht zu acht Jahren die Konsuln der Städte
zu ernennen, sowie Appellationen von den Stadtgerichten anzunehmen.
Sturz Heinrichs des Löwen (1181).
§ 221. Noch war der feste Friede mit den Lombarden nicht abge-
schloffen, als der Kaiser seinen Gegner Heinrich den Löwen angriff.
Dieser war schon als Herzog von Sachsen und Bayern der mächtigste
Fürst des Reiches, außerdem eroberte er im Kriege gegen die Slaven
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Extrahierte Personennamen: Adrian_Iv Victor_Iv Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Welf_Vil Heinrichs Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Mailand Mailand Mailand Italien Europa Deutschlands Rom Deutschland Italien Spoleto Schwaben Bayern Tyrol Ita- Mailand Alessandria Sachsen
47
Stilicho rettete noch einmal Italien und vernichtete das Heer des Rhadegast bei Florenz, so daß Wenige entkamen. Dies hinderte aber keineswegs andere deutsche Stämme, auch die von Truppen entblößten römischen Grenzen zu überschreiten. Stilicho sah das Schlimmste voraus, denn es regte sich schon wieder Alarich, der unterdeß Kräfte gesammelt hatte und sich nun anschickte, abermals in Italien einzufallen. Stilicho sah nicht ab, wie er mit den erschöpften Kräften seines Landes einem so mächtigen Feinde widerstehen sollte und er beschloß, den Alarich lieber zu seinem Freunde zu machen. So versprach er ihm denn 4000 Pfund Gold, wenn er von seinem Zuge abstehen wollte. Alarich war es zufrieden, doch der wackere Stilicho zog sich dadurch den Verdacht zu, als stände er mit den Gothen in einem heimlichen Einverständnisse. Unter den Höflingen hatte der kräftige Minister viele Feinde, die schwärzten ihn jetzt bei dem schwachen Honorius an, als ob er nach dem Kaiserthrone strebe und beit Kaiser verrathen wolle. Diese Anklagen würden geglaubt, Stilicho in Verhaft genommen und im Jahre 408 zu Ravenna enthauptet. Sein Anbeuten würde geschänbet, seine Güter würden eingezogen und seine Anhänger erwürgt.
Mit Stilicho sank die letzte Stütze des schwachen Thrones bahrn utib die unklugen Rathgeber des Kaisers verleiteten ihn zu Maßregeln, die das Unglück des Staates beschleunigten. Auf ihren Rath wurden auch die Weiber und Kinder der fremben Truppen, die in römischen Diensten statt-bett, erntorbet, bettn man wollte sich an bett beutscheu Barbaren rächen. Nun aber schlossen sich über 30,000 Mann, größtenteils Verwanbte der Ermorbeten, zusammen und beschlossen, sich mit Alarich zu verbinben. Der gothische König, dem man das versprochene Gelb nicht gezahlt hatte, war gern dazu bereit, und im Oktober des Jahres 408 brach er aus Jllyrien auf, brang ohne Wiberstanb in Italien ein und verbanb sich mit den mißvergnügten Deutschen. Der kaiserliche Hof hatte sich in dem wohl-befestigten Ravenna eingeschlossen, aber Alarich kehrte sich nicht an biefe Festung, brang durch die unbewachten Pässe der Apenninen und schlug sein Lager unterhalb der Mauern Roms auf.
Rom war immer noch die erste und vornehmste Stadt des Erbbobens, ob es gleich in den ersten Jahrhunberten nach Christo durch den allgemeinen Verfall des Reichs und durch die Entfernung des kaiserlichen Hoflagers viel verloren hatte. Es zählte in seinen vierzehn Quartieren die ungeheure Anzahl von 40,382 Wohnungen, unter betten 1780 Paläste waren, bereu jeber mit seinen Umgebungen wieberum für eine kleine Stadt gelten konnte. Es behüte sich also die Hauptstabt der Welt in einer viel zu großen Ebene aus, als daß jeber Vertheidigungsposten hätte hinlänglich besetzt werden können. Innerhalb der Mauern gab es wohl Menschen genug, aber keine im Felde und Kriege gestählten Römer mehr. Die Reichen waren durch Ausschweifungen aller Art entnervt; die Armen waren ein faules Bettelvolk ohne Zucht, das durch öffentliche Almosen gefüttert werbett mußte.
Bet dem Anblick der Barbaren, die es wagten, die Hauptstabt des
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Extrahierte Personennamen: Stilicho Stilicho Stilicho Honorius Honorius Stilicho
48
Erdkreises zu belagern, brach Alles in Wuth aus. An wem aber rächte man sich? An einer armen, wehrlosen, unschuldigen Frau, an Stiücho's Wittwe, Serena. Sie ward eines geheimen Einverständnisses mit Alarich beschuldigt und ohne Untersuchung vom Senat zum Tode verurtheilt und erdrosselt. Damit war alle Wuth gestillt und man hoffte nun, Honorms werde aus Ravenna Hülfe senden, um die Stadt zu retten. Allein dieser elende Regent beschäftigte sich lieber mit einem großen Hahn, den er wegen seiner ansehnlichen Gestalt „Rom" nannte, als mit seinem wirklichen Nom. Er war auch nicht im Stande, etwas für die bedrängten Römer zu thun, da die meisten Soldaten nach Gallien geschickt waren. Weil nun keine auswärtige Hülfe kam, so suchten die bedrängten Römer durch Zauberei dem Himmel seine Blitze zu entlocken, um sie ins feindliche Lager zu schleudern; aber leider war solches Bemühen vergeblich!
Alarich begnügte sich indessen, die Stadt einzuschließen. Durch die möglichst vortheilhafte Vertheilung feiner Truppen gelang es ihm, jeden wichtigen Posten zu besetzen, die zwölf Hauptthore zu bestreichen, alle Zufuhr zu hemmen und die Schifffahrt auf der Tiber durchaus zu hindern. Die Folgen wurden in Kurzem fühlbar. Die Nahrungsmittel wurden seltener und das Korn stieg zu unerschwinglichen Preisen. Die tägliche Austheilung des Brodes und Oeles ward auf die Hälfte, dann auf ein Drittheil herabgesetzt und bald hörte sie ganz auf. Hunderttausende fielen nun dem wüthenden Hunger anheim. In dieser traurigen Lage blieb nichts übrig, als zur Gnade des gothischen Königs seine Zuflucht zu nehmen. Der Senat beorderte zwei Gesandte an ihn, welche erklären sollten: „das römische Volk sei geneigt, den Frieden einzugehen, wenn ihm derselbe unter annehmbaren Bedingungen angetragen würde. Widrigenfalls werde es zeigen, daß ihm die Ehre theurer fei als das Leben. Die Belagerer würden ein zahlreiches, in den Waffen geübtes Volk zum Kampfe bereit finden." Laut auflachend erwiederte Alarich auf diesen der Noth Roms wenig entsprechenden Antrag: „Je dichter das Gras steht, um so leichter ist es zu mähen."
Bald ward der Uebermuth der Gesandten um viele Grade herabgestimmt und in einem bescheidenen Tone fragten sie: „Unter welchen Bedingungen die Stadt von der Belagerung loskommen könnte?" Alarich forderte alles Gold und Silber, es möchte nun öffentliches oder Privateigenthum sein; alle kostbaren Gerätschaften, alle Sklaven von deutscher Abkunft. Auf die Frage: „Und was denkst du uns denn zu lassen?" folgte die Antwort: „Euer Leben!" Doch meinte es Alarich nicht so schlimm. Er begnügte sich mit 5u00 Pfund Gold, 30,000 Pfund Silber, 4000 seidenen Kleidern, 3000 Häuten Saffian und 3000 Pfund Pfeffer. Dafür hielt er auch strenge Mannszucht und nahm in dem nahen Tuscien feine Winterquartiere. Hier kam fein Schwager Athaulf (Adolf) mit einer ansehnlichen Verstärkung von Gothen und Hunnen zu ihm; diese Schaareu hatten sich mit Gewalt den Weg von der Donau her geöffnet Nun liefen auch eine Menge Sklaven aus Rom davon und sammelten sich
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Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Serena Ravenna Gallien Noth_Roms Donau Rom
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Alles in neue Wuth; noch einmal verlangte man nach einem Ausfall und Trochu ließ am Morgen des 19. Januar 1871 150,000 Mann unter dem Schutze der Kanonen des Mont Valerien, des stärksten Forts, unter der Leitung des Generals Vinoy ausbrechen, der auch im ersten Anlaufe zwei Verschanzungen der Deutschen nahm, dann aber von den preußischen Feldkanonen so blutig zurückgewiesen wurde, daß 9000 Franzosen auf dem Schlachtfelde blieben.
Darauf legte Trochu den Oberbefehl nieder und Favre unternahm es, wegen der Uebergabe zu unterhandeln. Unterdessen hatte General Werder mit seiner geringen Schaar von Badensern und preußischer Landwehr in schrecklicher Kälte des hatten Winters die Angriffe der Bourbaki'ichen Armee mit heroischer Tapferkeit zurückgeschlagen; das ganze schlecht verpflegte, halb zerlumpte Franzosenheer mußte, da von verschiedenen Seiten deutsche Truppeneorps im Anzuge waren, sich auf neutralen Schweizer Boden retten, wo es entwaffnet wurde. Die Verhandlungen zwischen Favre und Bismarck waren am 28. Januar so weit gediehen, daß ein Waffenstillstand für 3 Wochen unterzeichnet wurde, welcher die Forts vor Paris den Preußen auslieferte und die Berufung einer Nationalversammlung nach Bordeaux gestattete, die über den Abschluß des Friedens Beschluß fassen sollte. Die Deutschen beeilten sich, den ausgehungerten Parisern Lebensrnittel zuzuführen.
Am 13. Februar konnte die assembläe zu Bordeaux von Favre eröffnet werden; der alte erfahrene gewandte Thiers war von 20 Departements zugleich gewählt worden und wurde am 16. zum Chef der Republik ernannt. Als solcher begab er sich mit Favre zum Kanzler Bismark, um die Friedensbedingungen festzustellen. Nach so ungeheuren Opfern, welche Deutschland in diesem Kampfe gebracht, zu welchem es von den Franzosen auf so leichtfertige Weise herausgefordert war, durfte es mit Fug und Recht einige Landstriche verlangen, welche früher ohnehin zu Deutschland gehört hatten: Elsaß und Lothringen. Zwei so ausgezeichnete Festungen wie Metz und Straßburg sollten fortan den Franzosen ihren Ausfall zum deutschen Rhein nicht mehr erleichtern und stützen. Das war die eine Hauptbedingung. Die zweite war die Zahlung einer Kriegsentschädigung von 5 Milliarden (5000 Millionen Franken); die Räumung der einstweilen besetzten französischen Departements sollte nach Maßgabe der geleisteten Zahlung erfolgen. Das feste Belfort ward wieder an Frankreich zurückgegeben. *)
Wie viel leichteren Kaufes wäre das bethörte Volk davon gekommen, wenn es nach der Schlacht bei Sedan zum Frieden sich bequemt hätte! Nun mußte es die Folgen feines eigenen Thuns und Wollens tragen und die Versammlung zu Bordeaux nahm (546 gegen 107 Stimmen) die Friedensbedingungen mit schwerem Herzen an. Um dem tief ge-
*) Geschloffen wurden die Friedensverhandlungen zu Frankfurt a. M. den 10. Mai 1871.
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Extrahierte Personennamen: Bismark Metz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Lothringen Rhein Frankreich Sedan Frankfurt_a._M.
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Zeitalter der Revolution.
Rußland und dem zerfallenen Deutschen Reiche wegrumte: sie starb am 16. November 1796.
Ilevotutiouierung und Plnderung der Schweiz. (1798.)
8 23. Die schweizerische Eidgenossenschaft war wohl ein Bund republikanischer Staaten, allein ein groer Teil der Bevlkerung den alten Kantonen uuterthan, z. B. Waadt und ein Teil des Aargaus der Stadt Bern, Thnrgau der Stadt Zrich und den innern Kantonen u. s. w. (Vogteien, S. 13). Der aus Frankreich herber-schallende Ruf: Freiheit und Gleichheit! fand sein Echo zuerst in der welschen Schweiz; schon 1792 emprte sich die pruntrntische Herrschaft des Frstbischofs von Basel und lie sich von der franzsischen Republik annexieren; 1794 erhoben sich die gemeinen Brger in Genf gegen die aristokratischen, ahmten die Pariser nach und verhngten auch der Genf eine Schreckenszeit, bis Rousseaus Vaterstadt in der sranz-sischen Republik aufging. Im Frhjahr 1798 erklrten sich alle deutschen und italienischen Vogteien frei, und als die Waadt dasselbe Bern gegenber that, lie das franzsische Direktorium ein Corps durch die Waadt gegen die Grenzen von Freiburg und Bern vorrcken. Whrend nun die Rte in Bern und in andern Stdten der die Re-form der Bundesverfassung und der Kantonsverfassungen stritten und die diktatorische Einmischung der franzsischen Regierung zurckwiesen, erhielten die franzsischen Generale den Befehl zum Angriffe. der Basel rckte Schauenburg in das Aarthal und nahm Solothnrn ohne Wider-stand, aus der Waadt Brune der Freiburg gegen Bern, das sich nach einigen blutigen Gefechten ergab. Der hartnckige Widerstand der drei Urkantone wurde durch die bermacht gebrochen, und als das kleine Nidw alden sich ganz allein erhob und verzweifelten Widerstand leistete, wurde es in barbarischer Weise (wie Praga) beruhigt (18. September).' Aus den schweizerischen Zeughusern fhrten die Franzosen bei 500 Geschtze fort, aus den Kassen 40 Millionen Franken, berdies leerten sie alle Magazine. Dafr wurde die alte Eidgenossenschaft in eine helve-tische Republik verwandelt und stellte 18 000 Mann in den Dienst der franzsischen Republik.
- ?ie rmische Republik. (10. Jebrnar 1798.)
24. Als am 28. Dezember 1797 in Rom der franzsische Ge-neral Duphot dnrch eigene Schuld von einer Schildwache erschossen wurde, marschierte Bert hier auf Befehl des Direktoriums nach Rom und formte es mit dem Reste des Kirchenstaates in eine Republik
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Extrahierte Personennamen: Bert
Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Bern Frankreich Basel Genf Genf Rousseaus Waadt Freiburg Bern Bern Basel franzsischen_Republik Rom Rom