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bezahlen. Der Kommunal-Empfänger ist dazu bestimmt, die Ge-
meindesteuer zu empfangen und die Gemeindekasse zu verwalten. Der
Bürgermeister, der Gemeinde-Empfänger, der Polizeidiener
u. s. w. haben ein Amt in der Gemeinde; sie sind Gemeinde-Beamte.
Jeder brave Einwohner der Gemeinde befolgt pünktlich die Anordnungen
der Gemeinde-Obrigkeit. Er bezahlt gerne die ihn treffende Gemeinde-
steuer und ist überall bereit, für das Gemeinwohl nach seinen Kräften
mitzuwirken; denn jeder gute Mensch freut sich darüber, wenn es allen
Gemeindegliedern wohlergeht. — In unserer Gemeinde wohnen_____
Menschen. —
Hat eine bürgerliche Gemeinde eine Kirche, so bildet sie auch
eine kirchliche Gemeinde oder eine Pfarre. Es giebt aber auch
bürgerliche Gemeinden, welche aus mehreren Pfarren bestehen. Die
Kirchengemeinden sind entweder katholische oder evangelische Ge-
meinden; an einigen Orten giebt es aber auch israelitische oder
jüdische Gemeinden, deren Kirchen Synagogen heißen. Jeder
Kirchengemeinde ist ein Pfarrer vorgesetzt. Der Pfarrer ist die
geistliche Obrigkeit in seiner Gemeinde. Er unterrichtet die Kinder
m der Religion, verkündigt Gottes Wort, hält den Gottesdienst,
spendet die Heilsmittel der Kirche, tröstet die Kranken und be-
gleitet die Todten zu ihrer Ruhestätte. — Jede Gemeinde hat gewöhn-
lich auch ihre eigene Schule mit' einem oder mehreren Lehrern. In
der Schule werden die Geisteskräfte der Kinder geweckt und ge-
übt. Durch Unterricht und Erziehung sollen sie hier zu guten
Menschen herangebildet werden. Kinder, welche ihre Jugendzeit gut
anwenden, durch regelmäßigen Schulbesuch, Fleiß und gutes
Betragen ihren Eltern und Lehrern Freude machen, werden der-
einst nichliche Mitgliederder bürgerlichen und kirchlichen Gemeinde.
Die Jugend ist die Zeit der Saat,
Das Alter erntet Früchte,
Wer jung nicht, was er sollte, that,
Deß' Hoffnung wird zunichte. —
Den Fleiß belohnt die Ewigkeit;
Doch die verlor'ne Jugendzeit
Kann Gott nicht wiedergeben.
Wie heisst unser Wohnort? — In welcher bürgerlichen Gemeinde leben
wir? — In welcher kirchlichen Gemeinde? — Wer ist die Obrigkeit in der
bürgerlichen Gemeinde? — In der kirchlichen? — Welche Pflichten haben
wir gegen die Gemeinde-Obrigkeit? — Welche gegen die geistliche
Obrigkeit? — Was wisst ihr von der Entstehung unseres Wohnortes?
— Nennt die bedeutendsten Gebäude unseres Wohnortes! — Gebt an, nach
welcher Himmelsrichtung sie von unserer Schule liegen! — Wie führt die
Strasse an unserer Schule vorbei? — Von — nach! — Gebt die Richtung
der übrigen Strassen unseres Wohnortes an!
Zeichnet jetzt unsere Schule und die Haup tgebäude unseres Wohn-
ortes mit ! 1. die Strassen aber mit Linien auf eure Schiefertafeln! —
Schreibet auf, wie diese Gebäude von unserer Schule liegen und nach
weichen Bichtungen die Strassen führen t —
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
225
Entscheidung eines allgemeinen Concils verbot, protestirten. Als
die Versuche des Kaisers, die Religionsstreitigkeiten friedlich beizulegen,
aus den Reichstagen zu Augsburg (1530) und zu Trient (1545)
gescheitert waren, entbrannte jener Religionskrieg, der schmalkaldische
Krieg genannt, der 1555 durch den Religionsfrieden auf dem
Reichstage zu Augsburg damit endete, daß den Protestanten freie
Religionsübung im Reiche gestattet wurde.
27. Der dreißigjährige Krieg.
Ungeachtet des Augsburger Religionsfriedens blieb aber die Er-
bitterung der Parteien, so daß zuletzt ein weit furchtbarerer Krieg, der
dreißigjährige Krieg (von 1618 — 1648) hereinbrach. Alle
Schrecknisse der Verheerung, des Raubes, Brandes und Mordes
wurden in diesem Kriege über das unglückliche deutsche Vaterlan
verhängt — durch die kaiserlichen Schaaren unter Tilly und
Wallenstein sowohl, als auch durch die Dänen unter Christian Iv.,
die Schweden unter Gustav Adolph, und die Franzosen unter
Türenne und Conds. Ströme von Blut wurden vergossen, wehr-
lose Weiber und Kinder ermordet und Städte und Dörfer verwüstet.
Wo früher Wohlstand blühte, herrschte Noth und Elend, ganze Ge-
genden waren entvölkert, Räuber und wilde Thiere hausten, wo
früher der Pflug gegangen war, und machten Wege, Dörfer und
Städte unsicher, und erst, nachdem Deutschland eine große Einöde ge-
worden, kam zu Münster und Osnabrück der westfälische Friede
zu Stande (1648), in welchem den Protestanten gleiche Rechte
mit den Katholiken eingeräumt und zugleich festgesetzt wurde, daß
sie alle Kirchen und Kirchengüter behalten sollten, die sie seit dem
Jahre 1624, welches das Normaljahr genannt wird, besaßen. Dort,
wo Hermann einst die Legionen des Varus schlug und sein Vaterland
von der Herrschaft der Römer befreite, da beugte jetzt Deutschland
seinen Nacken und ließ von beutelustigen Fremden sich einen schmach-
vollen Frieden diktiren, denn verschiedene Theile wurden jetzt vom deut-
schen Reiche abgerissen. Frankreich erhielt das schöne Elsaß; Schweden
bekam einen Theil von Pommern und die Insel Rügen und außer-
dem 5 Millionen Thaler Kriegsentschädigung. Die ver-
einigten Niederlande wurden als neuer Staat vom deutschen
Reichsverbande losgerissen, und die Unabhängigkeit der Schweiz
von Deutschland wurde anerkannt.
Als daher die Friedenstrompeten das Ende des 30jährigen Krieges
durch Deutschland verkündeten, da tönten wohl die Glocken hinab in
die Straßen, um einzuladen zum Dankgebet im Tempel des Herrn.
Aber man sah nicht zahlreiche, fröhliche Schaaren herbeieilen zum Gottes-
hause; denn mehr als die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands war
nicht mehr. Väter und Brüder waren im Kriege gefallen, Mütter und
Töchter hatte der Gram verzehrt und Kinder und Enkel der Hunger
dahin gerafft.
Haesters' Lesebuch ftir Oberks, Simultair-Aus^. 16
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Christian_Iv. Gustav_Adolph Gustav Hermann Varus
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Frankreich Schweden Pommern Deutschland Deutschland Deutschlands
229
dieser dir Schweden aufgehetzt, in die Marken des Kurfürsten zu
fallen. Alle Greuel des 30 jährigen Krieges wurden von diesen er-
neuert. Rasch eilte daher der Kurfürst vom Rhein zur Rettung herbei.
Nachdem der tapfere Derslinger — der aus einem Schneiderburschen
ein General geworden war — bei Rathenow an der Havel
die Schweden überrascht und einen großen Theil derselben niederge-
hauen hatte, kam es am 28. Juni 1675 bei Fehrbellin zur Schlacht.
Es entspann sich ein heftiges Gefecht. Die Kugeln der Schweden
schlugen dicht um den Kurfürsten her: man zielte auf seinen Schimmel.
Da bat ihn sein Stallmeister Emannel Froben, unter dem Vor-
geben, der Schimmel sei scheu, das Pferd mit ihm zu wechseln. Kaum
war's geschehen, da sank der treue Diener, von einer Kugel getroffen,
todt herab. Die Schweden drangen wüthend auf die Brandenburger
ein. Tapfer wehrten sich diese. „Muth" — rief der Kurfürst, indem
er sich an die Spitze eines Truppenteils stellte, der seinen Haupt-
mann verloren hatte — „Muth, ich, euer Fürst, bin nun euer
Hauptmann und will siegen oder ritterlich mit euch sterben."
Nach zweistündigem Kampf waren die Schweden geschlagen. — Es
war eine denkwürdige Schlacht, die erste, welche die Brandenburger
allein und über einen Feind gewannen, der sich für unbesiegbar hielt.
3v. Frobens Aufopferung.
(28. Juni 1675 Bei Fehrbellin.)
Herr Kurfürst Friedrich Wilhelm, der große Kriegesheld,
Seht, wie er auf dem Schimmel vor den Geschützen hält;
Das war ein rasches Reiten vom Rhein bis an den Rhin,
Das war ein heißes Streiten am Tag von Fehrbellin.
Wollt ihr, ihr trotz'gen Schweden, noch mehr vom deutschen Land?
Was tragt ihr in die Marken den wüth'gen Kriegesbrand?
Herr Ludwig von der Seine, der hat euch aufgehetzt,
Daß Deutschland von der Peene zum Elsaß werd' zerfetzt.
Doch nein, Graf Gustav Wrangel, hier steh' nun einmal still;
Dort kommt Herr Friedrich Wilhelm, der mit dir reden will.
Gesellschaft aller Arten bringt er im raschen Ritt
Sammt Fahnen und Standarten zur Unterhaltung mit.
Nun seht ihn auf dem Schimmel, ein Kriegsgott ist er traun;
Den Boden dort zum Tanze will er genau beschau'n.
Und unter seinen Treuen, da reitet hintenan
Zuletzt, doch nicht aus Scheuen, Stallmeister Froben an.
Und wie Herr Wrangel drüben den Schimmel nun erblickt,
Rust er den Kanonieren: „Ihr Kinder, zielt geschickt!
Der aus dem Schimmel sitzet, der große Kurfürst iffs.
Nun donnert und nun blitzet, aus wen's geschieht, ihr wißt'sl"
Die donnern und die blitzen und zielen wohl nichts Schlecht's,
Und um den Herren fallen die Seinen links und rechts;
Dem Derslinger, dem Alten, fast wird es ihm zu warm,
Er ist kein Freund vom Halten mit dein Gewehr im Arni.
Und dicht und immer dichter schlägt in die Heeresreih'n
Dort in des Schimmels Nähe der Kugelregen ein.
-Um Gott, Herr Kurfürst, weichet!" Der Kurfürst hört es nicht,
Es schaut sein Blick, der gleiche, dem Feind ins Angesicht.
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TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Emannel Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig Ludwig Gustav_Wrangel Gustav Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
264
behülflich zu sein, um die Sterbenden zu trösten, um für Beide Briefe
in die Heimath zu schreiben und viele andere Dienste zu leisten. Das
ist das stille Heer des Friedens auf dem Schlachtfelde, kenntlich
durch eine weiße Armbinde mit einem rothen Kreuz.
Sobald von Frankreich uns der Krieg erklärt war, rüstete sich
dieses stille Heer zu seinen Liebeswerken, allen voran die Johanniter
und Maltheser. Diese Orden sind Verbindungen von Männern, die
es schon in alten Zeiten für ihre Aufgabe hielten, Kranke zu bedienen
und zu verpflegen und zu diesem Zwecke Krankenhäuser zu errichten, die
sie theils selbst bedienten, theils leiteten*). Wie im schleswig-holstein-
schen und im böhmischen Feldzug, so wollten sie auch in diesem Kriege
ihre Hülfe den Kranken und Verwundeten zuwenden. Gleich beim Be-
ginn desselben meldeten sich mehrere hundert von ihnen zum Dienste
im Felde, und über 1000 Betten wurden in ihren Krankenhäusern für
die Verwundeten bereit gestellt. Diese Männer, theils ausgebildete
Krankenpfleger, theils junge Leute aus verschiedenen Ständen: Stu-
denten, Lehrer, Kaufleute, Handwerker, zogen nach einer kurzen Vor-
bereitung in einem Krankenhause und Unterweisung in der Verband-
lehre mit der Armee hinaus, um den im Kampfe verwundeten und ermat-
teten Soldaten Samariterdienste zu erweisen durch Pflege des Leibes und
Trost des bekümmerten Herzens. — Dazu kamen Hunderte von Feld-
diakonen, von Diakonissinnen und barmherzigen Schwestern,
die ebenfalls auf den Schlachtfeldern, besonders aber in den Laza-
rethen, die Verwundeten und Kranken bedienen und pflegen wollten.
Aber auch die ruhigen Friedensleute in der Heimath, die nicht mit
hinausziehen konnten, besonders die Frauen, regten ihre Hände, die
Noth des Krieges zu lindern. Am 18. Juli hatte die Königin August«
von Preußen, die Beschützerin des „vaterländischen Frauen-
vereins", folgenden Aufruf erlassen:
„Das Vaterland erwartet, daß alle Frauen bereit sind, ihre Pflicht
zu thun! Hülfe zunächst an den Rhein zu senden."
Am folgenden Tage forderte die Kronprinzessin Viktoria den Vor-
stand der unter ihrem Schutze stehenden „Jnvalidenstiftung" auf,
Sammlungen von Liebesgaben zu veranstalten, um damit die Tausende
von Frauen und Kindern, die während des Krieges ihrer Ernährer
beraubt sind, vor äußerer Noth zu bewahren. „Möge freie Liebes-
thätigkeit sich vereinen" — sagte die Kronprinzessin —, „um die An-
gehörigen derjenigen vor Entbehrung zu schützen, welche Gesundheit
und Leben für uns hinzugeben bereit sind."
Allenthalben traten sofort zahllose Vereine ins Leben, welche Gaben
sammelten für die zurückgebliebenen Familien einberufener Soldaten
und für die im Felde verwundeten und erkrankten Krieger. Alle Städte
Deutschlands wetteiferten mit einander — überall die Frauen voran.
Da saßen um den Familientisch neben der Mutter Mädchen vom zartesten
Alter bis zur Jungfrau und zupften Charpie; die älteren Tochter
""ft Siehe Ii. Asschti.'Iv. Seite 447.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Viktoria
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Rhein Deutschlands
i\t es, ihn nicht selbst pflegen zu können, wenn die schweren Wunden
seinen Transport in die Heimath unmöglich machen!
Bei dieser wehmüthigen Klage war es ein schöner Trost, zu wisten,
daß draußen auch für die Verwundeten und Todten gesorgt wird, daß
sie vom Kampfplatz aufgehoben, verbunden und gepflegt werden, ja
daß es den Sterbenden auch an liebevollem geistlichen Trost nicht fehlt,
daß die Todten — soweit es möglich — nach christlichem Gebrauch
begraben werden. Denn wo das bewaffnete Heer eine Schlacht ge-
schlagen hat, da ist auch das unbewaffnete, das stille Heer auf dem
Kampfplatze zu seiner Liebesarbeit gerüstet.
Die Schlacht hat begonnen! Die Erde erbebt unter dem Brüllen
des Kanonendonners. Dazwischen knattern die Flintensalven und das
Mitrailleusenfeuer. Pulverdampf hüllt die Kämpfer ein. Blitze, welche
dem Schusse vorhergehen, leuchten dazwischen. Hier und da — abseits
vom Kampfplatz — hat man den Verbandplatz errichtet; ringsherum
stehen bewegliche Feldlazarethe, „ in denen Leinenzeug und die
ärztlichen Instrumente liegen. Über ihnen weht die weiße Fahne
mit dem rothen Kreuz. Ärzte, Feldgeistliche, militärische
Krankenträger, freiwillige Krankenträger und-Pfleger: Jo-
hanniter, Maltheser, Diakonen, Diakonissinnen und barm-
herzige Schwestern stehen dabei, bereit, die Verwundeten aus dem
Gefecht zu holen, sie zu verbinden und zu erquicken. Von dem Ver-
bandplätze werden die Verwundeten in bereitstehenden Wagen langsam
weggefahren, dem nächsten Lazarethe zu.
Der Kampf ist zu Ende! Auf den weiten fruchtbaren Ebenen,
wo einst das Getreide goldig wogte, herrscht die Zerstörung. Ein ödes
Schweigen, nur durch das Stöhnen der Verwundeten und Sterbenden
unterbrochen, lagert über dem Schlachtfelde, dessen Blutlachen überall
einen röthlichen Schein verbreiten. Hat der Kampf um ein Dorf herum
oder in demselben gewüthet, so liegen die Verwundeten und Todten in
den Gärten oder auf der Straße. Da ist es wiederum die Arbeit
des stillen Heeres, sie zusammenzutragen, sie in überdeckte Räume zu
schaffen, auf Stroh zu betten und dann den Ärzten zur weiteren Be-
handlung zu überlassen.
Unversehrt gebliebene Häuser und Scheunen, Schulgebäude und
Kirchen sind überfüllt mit Verwundeten, ja auf den Straßen und
freien Plätzen liegen dieselben in langen Reihen neben einander —
fortwährend kommen noch leichter Verwundete nachgehinkt, mit immer
neuen Lasten kehren die Wagen zurück — es scheint gar kein Ende
nehmen zu wollen.
Anerkennung, Ehre und Dank sei all den wackern Männern,
Jünglingen, Frauen und Jungfrauen dargebracht, welche hier
auf den Schlachtfeldern und in den Lazarethen mit eigener Lebensgefahr
Tag und Nacht unermüdlich thätig waren, den Verwundeten und Ster-
benden Samariterdienste zu erweisen! Anerkennung, Ehre und Dank
aber auck all den Vereinen in der Heimath, in Stadt und Land, welche
Haester»' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Ausg. 18
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
446
22. Das Rltterthum Lrn Mittelalter.
Anfänglich bestanden die Heere der Deutschen und der meisten übrigen
Völker Europas größtenteils aus Fußgängern. Die wenigen Neiter
trugen Helme und Panzer, ihre Waffen waren Lanzen und furcht-
bare Schwerter. Wegen dieser kostspieligen Rüstung konnten aber
nur die Reichen und Vornehmen zu Pferde dienen. Darum gab
der Reiterdienst eine Art von Ansehen und Adel. Um einen sol-
chen Vorzug zu erhalten und zu vermehren, war das ganze Leben des
Adels kriegerisch von Jugend auf. Körperliche Kraft und Ge-
wandtheit ging ihm über alles; von Jugend auf lernte der Adelige
ein wildes Roß tummeln und Lanze und Schwert mit Gewandt-
heit führen. Kein leichter Fußgänger konnte sich mit einem geübten
Reiter messen, der vom Kopfe bis zu den Füßen mit Eisen bedeckt
war. So machten in den damaligen Zeiten die Adeligen die vor-
nehmsten Krieger aus, und von ihrem Neiterdienst erhielten sie den
Namen Ritter. — Mit der Zeit bildeten die Ritter einen besonderen
Stand. Religion, Ehre, Tapferkeit und Hochachtung gegen das
weibliche Geschlecht waren die vier Haupttugenden der Mitglieder.
Zur Zeit der Kreuzzüge stand das Ritterthum in seiner schön-
sten Blüthe. Es bildeten sich, gleich den Mönchsorden, drei engere
Verbrüderungen der Ritter unter einander. Das waren die Orden
der Johanniter, der Tempelherrn und der Deutschen. Schon im
Jahre 1048 hatten Kaufleute aus Amalfi (in Unteritalten) in der
Nähe des heil. Grabes ein Kloster bauen lassen zur unentgeltlichen Auf-
nahme und Verpflegung armer und kranker Pilger. Als Gottfried
von Bouillon 1099 nach Eroberung der heil. Stadt dieses Spital
besuchte, wurde er von der hingebenden Treue der Mönche, die hier
ihr Leben der Krankenpflege widmeten, so gerührt, daß er der Stiftung
eines seiner Güter in Brabant zum Geschenk machte. Nun traten
einige Ritter seines Gefolges in das Kloster als dienende Brüder ein,
entsagten der Welt, verpflichteten sich zu den gewöhnlichen Kloster-
gelübden des Gehorsams, der Ehelosigkeit und der Armuth,
und bezeichneten ihre schwarze Ordenstracht mit einem achtspitzigen,
weißen Kreuze. Schnell verbreitete die Dankbarkeit heimkehrender
Pilger, die bei ihnen Aufnahme und Verpflegung gefunden hatten, ihren
Ruhm durch ganz Europa, und in allen Ländern wetteiferte die Mild-
thätigkeit der Frommen, durch reiche Gaben sich einen Antheil an diesem
Verdienste zu erwerben. Jetzt erhoben sich statt des armseligen Obdachs,
das die Brüder bisher zur Aufnahme bieten konnten, Paläste, und da-
neben wurde ein prächtiger Tempel zu Ehren des heil. Johannes des
Täufers erbaut, und die Brüderschaft führte von nun an den Namen
Johanniterordrn. — Ihre Güter mehrten sich bald in allen europäischen
Ländern, und sie selbst schlugen sich lange heldenmüthig mit den Türken
herum, bis auch sie der Übermacht weichen mußten. Sie ließen sich dann
auf der Insel Cypern nieder, und als sie auch hier vertrieben wurden, auf
der Insel Rhodus. Als sie aber endlich auch hier keine bleibende Stätte
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TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Gottfried
von_Bouillon Johannes
Extrahierte Ortsnamen: Europas Amalfi Brabant Europa Rhodus