s
Von den vielen bedeutenden Städten der Rheinprovinz können hier
nur noch aufgezählt werden: die Festungen Wesel und Saar-
louis — die bedeutende Fabrikstadt Crefeld — das durch seine
Malerschule und einen schönen Lustw ald (Hofgarten genannt) aus-
gezeichnete Düsseldorf mit 69,000 Einwohnern — die alte Stadt
Trier, Sitz eines katholischen Bischofs, mit 21,000 Einwohnern —
und die Universitätsstadt Bonn dem Siebengebirge gegenüber.
Von den vielen wohlthätigen Anstalten der Rheinprovinz ließe sich
noch viel erzählen, z. B. von der Provinzial-Jrrenanstalt zu
Siegburg am Siebengebirge. Dort werden Menschen, welche das
Unglück hatten, ihren Verstand zu verlieren, in ärztliche Pflege ge-
nommen, um sie durch sanfte und geschickte Behandlung von ihrer Geistes-
krankheit zu heilen, was auch bei sehr vielen gelingt. —
7. Der Dom zu Köln.
Unter den vielen Kirchen der Stadt Köln und überhaupt unter
allen Kirchen Deutschlands ist eine der merkwürdigsten und vorzüglichsten
der herrliche Dom. Der Bau des Domes begann im Jahre 1248
durch den Erzbischof Conrad von Hochsteden. Das große Vermögen
dieses Erzbischofs, so wie der damalige Reichthum der Bewohner Kölns
machte den Beginn eines so großartigen Baues möglich. Auch brachten
die unzähligen Pilger, die aus entfernten Gegenden zur Verehrung der
Reliquien der heil, drei Könige (der Weisen aus dem Morgenlande)
dorthin wallfahrteten, zum Bau des Domes große Schätze zusammen.
Aber die Kosten wurden doch endlich zu groß, so daß der Bau, woran
noch 1599 gearbeitet wurde, dann eingestellt werden mußte, ehe noch
die Hälfte fertig war. Der Dom ist in der Form eines Kreuzes ge-
baut; seine Länge beträgt 125“ und seine Breite 72™. Das Ge-
wölbe wird von hundert Säulen getragen, die in vier Reihen neben
einander stehen und von denen die der mittlern Reihen mehr als 9"
im Umfang haben. Gleich den Bäumen eines uralten Waldes stehen
diese schlanken Säulen da; nur am höchsten Gipfel sind sie in Aste
gespalten, die mit ihren Nachbaren sich zu spitzen Bogen verbinden
und dem Auge, das ihnen folgen will, fast unerreichbar erscheinen.
Die innere Höhe des Domes beträgt 50™. Die beiden Thürme,
deren jeder eine Höhe von 156™ erreichen soll, sind noch unvollendet.
Beide sind bis jetzt erst auf eine Höhe von 50™ gebracht. In
dem auf der Südseite stehenden Thurme hängt die große Dom-
glocke, welche 225 Centner wiegt und von 12 Mann gezogen werden
muß. —
In den neuesten Zeiten ist ein Verein unter dem Namen „Dombau-
Verein" zusammengetreten, um den Ausbau dieses herrlichen Denkmals
alter Baukunst zu bewirken. Zu den Beiträgen der Mitglieder dieses
Vereins zahlt der König von Preußen jährlich eine sv bedeutende
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
12
Einst hatt' ein Schneider große Pein:
Der Staatsrock sollte fertig sein;
Warf hin das Zeug und legte sich
Hin auf das Ohr und pflegte sich.
Da schlüpften sie frisch
In den Schneidertisch;
Und schnitten und rückten
Uno nähten und flickten,
Und faßten
Und paßten
Und strichen und guckten
Und zupften und ruckten.
Und eh' mein Schneiderlein erwacht:
War Bürgermeisters Rock bereits gemacht.
Die fallen
Mit Schallen,
Die lärmo» und schreien
Und vermaledeienl
Sie springt hinunter auf den Schall
Mit Licht: husch, husch, husch, husch I -
verschwinden all!
O weh', nun sind sie alle fort,
Und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr wie sonsten ruh'n,
Man muß nun alles selber thun!
Ein jeder muß fein
«L-elbst fleißig sein,
Und kratzen und schaben
Und rennen und traben
Und schniegeln
Und biegeln
Und klopfen und hacken
Und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie damals wär'!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wie-
der her!
-------' (Kopisch.)
Aus wie viel Regierungsbezirken besteht die ütheinprovinz ? — Wie
heissen sie? — Welcher liegt an der nördlichen Grenze? — Nennt die Re-
gierungsbezirke , welche an der östlichen Grenze liegen I — An der südlichen I —
An der westlichen! — Wie heisst der Hauptstrom der Provinz? — Wie seine
Nebenflüsse auf dem rechten Ufer? — Auf dem linken? — Wie viel Gebirge
hast du dir gemerkt auf dem linken Ufer? — Auf dem rechten? — Wie
heissen sie? — Wie heisst die Hauptstadt der Verwaltung? — Welche ist die
grösste Stadt der Provinz? — Wie heisst die bedeutendste Fabrikstadt? —
Wie gross ist die Rheinprovinz? — Wie viel Einwohner hat sie?
Zeichnet jetzt die Rheinprovinz auf die Schiefertafeln!
Jeder soll jetzt, ohne in das Buch zu sehen, alles das aufschreiben, was er
aut der Rheinprovinz behalten hat!
Neugierig war des Schneiders Weib,
Und macht sich diesen Zeitvertreib:
Streut Erbsen hin die ganze Nacht;
Die Heinzelmännchen kommen sacht';
Eins fährt nun aus,
Schlägt hin im Haus,
Die gleiten von Stufen
Und plumpen in Kufen,
10. Die Provinz Westphalen.
Die Provinz Westphalen hat einen Flächenraum von 368 Quadrat-
meilen und 1,775,000 Einwohner. Sie besteht aus den Regierungs-
bezirken Münster, Minden und Arnsberg. Im südlichen und öst-
lichen Theile ist die Provinz gebirgig, dagegen im westlichen und
nördlichen Theile flach. An der südlichen Grenze erhebt sich der
Westerwald, nördlich hiervon befindet sich das Rothhaargebirge,
das sauerländische Gebirge und der Haarftrang. Diese Gebirge
durchziehen fast den ganzen Regierungsbezirk Arnsberg. Im Nord-
osten der Provinz finden wir zu beiden Seiten der Weser das Weser-
gebirge mit vielen tiefen Einschnitten, von denen der merkwürdigste
die sogenannte Porta Wcstphalica ist. Sie besteht aus zwei Gebirgs-
pfeilern, welche bei Minden die Weser in einen Engpaß ein-
schließen. Westlich von dieser Bergkette liegt der teutoburger Wald,
in welchem im Jahre 9 nach Christi Geburt Hermann der Deutsche
den römischen Feldherrn Varus schlug. — Die Weser ist der
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
36
Festungen übersäet, und Schlachtfelder, von denen ihr später mehr
erfahren sollt, werden hier ebenso, wie in der Provinz Sachsen,
genug gezeigt.
Breslau, auf beiden Seiten der Oder gelegen, ist die Haupt-
stadt von Schlesien, Sitz des Ober-Präsidenten, eines katholischen
Fürstbischofs und eines evangelischen Konsistoriums, und hat
mehr als 208,000 Einwohner. Die Stadt Breslau ist gleichsam das
Herz der Provinz und steht als Haupthandelsplatz durch Schiff-
fahrt, durch drei Eisenbahnen und viele Kunststraßen mit nahen
und fernen Orten nach allen Richtungen hin in Verbindung. Neben
Handel und Fabriken besitzt Breslau auch noch eine stark besuchte
Universität. Im Innern ist die Stadt größtenteils finster und alt-
modisch, von außen machen jedoch die hohen Häuser und die vielen
Kirchen einen guten Eindruck. Freilich sind die Thürme des Domes
theils nicht vollendet, theils beschädigt, doch fällt das kupferne Dach
dieses großen Gebäudes als eine Merkwürdigkeit auf. —
Bemerkenswerth ist noch der Wollmarkt in Breslau, welcher im
Anfang des Monats Juni jeden Jahres beginnt und 3 bis 4 Wochen
dauert. 30 bis 40,000 Centner Wolle werden dahingebracht und auf
einem öffentlichen Platze unter Zelten oder in nahen Häusern zum
Verkaufe ausgeboten. Als Käufer finden sich Leute aus den fernsten
Gegenden ein. Dazu nun die zahlreichen Verkäufer, welche oft schon
acht Tage früher mit ihren Fuhrwerken eintreffen. Außer den Guts-
besitzern, welche nicht selten von Weib und Kind begleitet sind, er-
scheinen Schäfer, Schafknechte, Tuchfabrikanten und Wollhändler, welche
die Wolle im Kleinen aufkaufen und im Großen wieder verkaufen.
Daran schließen sich noch eine Menge Leute, welche mit den Fremden
andere Geschäfte abzumachen haben, oder es fehlt auch nicht an Schau-
lustigen; denn für Veranstaltungen zum Vergnügen ist reichlich gesorgt.
Alle Wirthshäuser sind überfüllt, viele Wohnungen zu hohen Preisen
vermiethet, und das Leben auf den Straßen tst während des Marktes
wahrhaft betäubend. Weniger bedeutend ist der Herbstwollmarkt,
doch werden auch dann Hunderttausende von Thalern umgeschlagen.
Von den vielen übrigen Städten Schlesiens können hier nur noch
erwähnt werden: Görlitz, mit 42,000 Einwohnern, nächst Breslau die
größte Stadt der Provinz — Liegnitz — Grünberg — Brieg —
und Oppeln; ferner die großen Fabrikdörfer: Peilau — Peters-
waldau — und Langenbielau; endlich die Festungen: Glogau —
Schweidnitz — Glatz — Silberberg — Cosel und Neiße.
31. Das Mesengebirge.
Die Kuppen des Riesengebirges sind ganz kahl, und die Ge-
hänge und niederen Joche tragen meistens Nadelholz. Über der Höhe
von 1125m wächst nur noch eine kleine Strecke hinauf die Zwergkiefer,
das niedere Knieholz, aus welchem man in Schlesien allerlei niedliche
Sachen verfertigt. Nur vereinzelt zeigt sich hier und da noch der Vogel-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
— 84 —
Schmutz, an allen Ecken und Enden Fleisch- und Semmelbuden, Höcker«
weiber und dampfende „Würstel".
Wie im Lande, so zeigt sich auch im Charakter des Böhmen noch
mannigfach eine gewisse Natürlichkeit. Ein hervorstechender Zug im
Charakter des ganzen böhmischen Volkes ist jene unterthänige Höflichkeit.
Wenn der Preuße einfach „guten Morgen" sagt, so spricht schon der
Sachse: „schönen guten Morgen", der Böhme aber kann es dabei
nicht bewenden lassen, und vollendet den Satz: „guten Morgen wünsch'
ich", „guten Abend wünsch' ich"; damit indessen noch nicht zufrieden,
nennt er auch noch den gehorsamsten Diener, und ein vollständiger
Nachtgruß lautet: „Gute Nacht wünsch' ich, Ihr gehorsamster Diener,
schlafen Sie wohl!"
Der Bauer hat schon seinen Hut unter dem Arme, wenn er seinen
Gutsherrn von Weitem erblickt. Muß er mit ihm sprechen, oder kommt
er sonst in seine Nähe, so begrüßt er ihn mit einem Handkuß. Diese
Sitte hat etwas Patriarchalisches und Zutrauliches und ist viel besser,
als jenes Kniebeugen der Polen. Dem Pfarrer küssen Alt und Jung,
Männer und Weiber, Bursche und Mädchen die Hand, sobald sie ihm
auf der Straße begegnen oder ihn in seinem Hause besuchen. Sämmt-
liches Gesinde nicht nur, sondern auch die obern Hausbeamten küssen
dem gnädigen Herrn, der gnädigen Frau täglich, sobald sie
derselben ansichtig werden, die Hand. In den höhern Ständen küssen
die Söhne und Töchter des Hauses, so lange sie noch nicht das vier-
zehnte Jahr überschritten haben, dem Papa und der Mama, dem Onkel
und der Tante nach jeder Mittagsmahlzeit und vor dem Schlafengehen
erst die Hand und dann den Mund.
Das anziehendste und wichtigste Schauspiel bietet Böhmen dar in
der Mischung zweier grundverschiedenen Nationen, die seine Bevöl-
kerung bilden. Von den fünftehalb Millionen sind nämlich 2,500,009
Czechen (Tschechen), der übrige Theil Deutsche. Wie zwei'feind-
selige Elemente sind jene zwei Völker oft zischend und brausend gegen
einander gefahren, bis der Czeche erlag. Aber seine Hoffnung auf eine
bessere Zukunft lebt in Dichtung und Sage von Geschlecht zu Ge-
schlecht fort. Aus dem reichen Schatze derselben nur ein Beispiel. Im
Taborer Kreise liegt ein Berg, Blanik, aus dem rieselt eine Quelle
hervor mit grünlichem Wasser und weißem Schaume. In alten Zeiten,
wo ein sehr mächtiger Feind das Czechenvolk bedrängte und endlich
unterjochte, hatten sich aus der letzten unglücklichen Schlacht noch einige
tausend Eingeborne gerettet und, vom Feinde hart verfolgt, im Inner::
jenes sonderbaren Berges, der sich plötzlich der Reiterschaar geöffnet,
Schutz und Zuflucht gefunden. Allda schlafen sie nun schon viele hundert
Jahre sammt ihren Pferden, sterben aber nicht, sondern werden wieder
hervorkommen, wenn die Zeit erfüllet ist und Böhmen wieder in der
größten Bedrängniß sein wird; dann aber werden sie siegen. Zuweilen
heben sie die Köpfe empor und fragen, ob es nicht Zeit sei. Dann
spitzen die Pferde die Ohren, aber alsbald fällt auch alles wieder in
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
96
nichts in der Hand, als seine Geige, und in der Angst fängt er an,
da vor dem geöffneten Wolfsrachen alle seine Stücklein aufzuzeigen, die
ihm aber diesmal selber gar nicht lustig vorkamen. Dem Wolf mußte
aber diese Musik ganz besonders schön und rührend vorkommen, denn
das dumme Vieh fing an überlaut zu heulen, was wohl, wie bei un-
seren musikalischen Hunden, wenn sie Sang und Klang hören, gesungen
heißen sollte. Die anderen Wölfe draußen im Walde, da sie ihren Kame-
raden drinnen in der Grube so singen hörten, stimmten auch mit ein, und
ihr Geheul kam manchmal so nahe, daß das Geigerlein, an welchem
kaum ein einziger Wolf satt geworden wäre, geschweige zwei, jeden
Augenblick fürchten mußte, es käme noch ein anderer, auch wohl noch
dritter und vierter Gast zu seinem Bischen Fleisch in die Grube hinein.
Unser Capellmeister in der Wüste guckte indeß einmal übers andere
in die Höhe, ob's noch nicht Tag werden wollte, denn das Geigen war
ihm sein Lebtag noch nicht so lang geworden und so ganz sauer und
niederträchtig vorgekommen, als da vor dem Wolfe, und er hätte lieber
Holz dafür hacken wollen, zwanzig Jahre lang alle Wochentage. Ehe
aber der Morgen kam, waren schon zwei Saiten gerissen, und da es
Tag wurde, riß die dritte, und der Geiger spielte nun bloß noch aus
der vierten und letzten, und wäre die auch noch gerissen, so hätte ihm
der Wolf, der durch das viele Heulen, die ganze Nacht hindurch, nur
noch hungriger geworden war, keine Zeit mehr gelassen zum Wieder-
aufziehen, sondern hätte ihn dabei aufgefressen. Da kam zum Glück
der alte Jobst, der Jäger, der den Wolf schon von weitem singen,
den Geiger aber in der Nähe geigen hötte. Dieser zog den Capell-
meister gerade noch zur rechten Zeit von dem hungrigen Wolfe heraus
und erlegte dann diesen. Der Capellmeister ging aber ganz still seines
Weges und nahm sich vor, künftig lieber am Tage und auf geradem Wege
nach Hause zu gehen. Das Geigen im Wirthshause war ihm auch so ganz
verleidet, daß er zu seinen Kameraden sagte, er wollte sich lieber mit
der Nähnadel (denn er war ein Schneider) sein tägliches Brod erzeigen,
und wenn er einmal eins auf Saiten aufspielen wollte, so thäte er's lieber
in der Kirche, als im Wirthshause, denn von dort sei ein gerader und sicherer
Weg nach Hause, sei auch nicht so weit dahin, als vom Wirthshause.
11. Der Maulwurf.
Unter allen Thieren, die ihre Jungen säugen, ist der Maulwurf
das einzige, das seiner Nahrung allein in den dunkeln Gängen unter
der Erde nachgeht. Und an dem einen ist's zu viel, wird mancher
sagen, der an seine Felder und Wiesen denkt, wie sie mit den Maul-
wurfshügeln bedeckt sind, wie der Boden zerwühlt und durchlöchert wird,
und wie die Gewächse oben absterben, wenn das heimtückische Thier
unter den Wurzeln weidet. Nun so wollen wir denn Gericht halten
über den Missethäter. Wahr ist's und nicht zu läugnen, daß er durch
seine unterirdischen Gänge hin und wieder den Boden durchwühlt und
ihm etwas von seiner Festigkeit raubt. Wahr ist es ferner, daß durch
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Geiger Jobst Wolf Geiger
- 102,-
boch handeln sie mit einer solchen Überlegung und solcher Weisheit, daß
sie manche Menschen beschämen könnten. Sie thun jederzeit das Rechte,
weil Gott für sie denkt und ihnen sagt, was sie thun sollen; denn der
Schöpfer ist es, der ihnen das Nesterbauen lehrt und ihnen den Weg
durch den weiten Himmelsraum zeigt. Darum fliegen sie getrost bei
Tag und Nacht, ohne Angst Md Sorge, ob sie auch Nahrung finden
werden: überall, wohin sic kommen, ist ihnen schon der Tisch gedeckt.
Und weil eine höhere, unsichtbare Hand ihnen bauen hilft, so wird
das Nest auch so gut und fest, daß die Jungen vor Wind und Regen
trefflich geschützt sind, und daß die Alten viele Jahre lang ihr altes
Haus stets wohl erhalten finden und immer von neuem ihre Eier hinein-
legen können. Ein Naturforscher band einem Paar Schwalben, die in
seinem Hause nisteten, einen Seidenfaden an die Beine, um sie wieder
zu erkennen; und siehe, sie kehrten 18 Jahre lang in dieselben Nester
zurück, die so gut angelegt waren, daß selten eine Ausbesserung vor-
genommen wurde. Man nahm eine Rauchschwalbe zur Zeit als sie
brütete, verschloß sie in einen Käsig und reiste mit ihr viele Meilen
weit fort. Dann gab man ihr wieder die Freiheit, und der Vogel
erhob sich erst hoch in die Luft, als wollte er sich umschauen und zu-
recht finden: dann richtete er seinen Flug genau nach der Stelle hin,
wo er die junge Familie verlassen hatte.
Wenige Vögel wissen so schnell und geschickt zu fliegen, wie die
Schwalbe. Da sie vom Schöpfer auf einen fortwährenden Aufent-
halt in der Luft angewiesen ist und ihre Nahrung nur im Fluge er-
hascht^ so hat sie lange, an festen Muskeln befindliche Flügel bekom-
men, mit denen sie sehr leicht die Luft durchschneidet und schnell zu segeln
vermag. Zu schnellen Wendungen ist der getheilte, gabelförmige Schwanz
besonders geschickt. Wenn man erwägt, wie viele tausend Mal so ein
Vöglein seine Flügel den Tag hindurch schwingen muß, und doch bis
am Abend frische Kraft behält: so muß man die weise Ökonomie,
welche in die kleinen Muskeln so viel Kraft und Ausdauer legte, be-
wundern. Fast jeder große Vogel vermag in einem Tage 125 Meilen
zurückzulegen; die Schwalbe fliegt aber in einer Stunde zehn Meilen,
also 240 Meilen in einem Tage. Da bei der Schwalbe die Flüge!
entschieden die Hauptsachen sind, da sie wenig zum Sitzen kommt, noch
weniger zum Gehen, so sind auch ihre Füße demgemäß nur klein und
schwach gebildet, um den Flug so wenig als möglich zu behindern.
Dieselbe Weisheit, welche dem Huhne Gangfüße, dem Specht Klet-
terfüße, dem Falken die starken Fänge, dem Storche die langen
Beine zum Waten verliehen hat: die hat auch die Beine der Schwalbe
so klein und zart gebildet. Eben so ist der Schnabel, welcher nur leichte,
winzige Nahrung aufzunehmen hat, sehr klein und dünn, dabei ungebogen
Md pfriemförmig, um desto besser die Luft zu durchschneiden, ,und so
weit zum Auffperren, daß der ganze Schwalbenkopf in die Öffnung
hineinginge. Es sollen ja in die geöffnete Schnabelhöhle möglichst leicht
die Jnsellen hineinspazieren.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
142
sich der Samenkeim entwickelt und erst fertrg ist, wenn der Fruchtknoten
zu einer großen, runden, fleischigen Beere angeschwollen ist, in welcher
die Eierchen nun als Samen stecken. Diese Beere allein ist die rechte
Kartoffelfrncht, welche auch der Freund, dem Drake einige Kartoffeln
zur Aussaat nach Europa geschickt hatte, für dasjenige hielt, was höchst
schmackhaft sein sollte. Er hatte die Knollen in die Erde gesteckt, und
da es nun Herbst war und die Samenäpfel gelb wurden, lud er eine
Menge vornehmer Herren zu seinem Gastmahle ein, wobei es hoch her-
ging. Am Ende kam auch eine zugedeckte Schüssel. Der Hausherr
stand auf und hielt eine schöne Rede an die Gäste, worin er diesen
sagte, er habe hier die Ehre, ihnen eine Frucht mitzutheilen, wozu er
den Samen von seinem Freunde, dem berühmten Drake, mit der Ver-
sicherung erhalten hätte, daß ihr Anbau für England höchst wichtig
werden könne. Die Herren kosteten nun die Frucht, die in Butter ge-
backen und mit Zucker und Zimmet bestreut war, aber sie schmeckte ab-
scheulich. Darauf urtheilten sie alle, die Frucht könne wohl für Amerika
gut sein, aber in England werde sie nicht reif. Da ließ denn der
Gutsherr einige Zeit nachher die Kartoffelsträucher herausreißen und wollte
sie wegwerfen lassen. Aber eines Morgens im Herbste ging er durch
seinen Garten und sah in der Asche eines Feuers, das sich der Gärtner
angemacht hatte, schwarze, runde Knollen liegen; >er zertrat einen, und
siehe, der duftete so lieblich, daß er den Gärtner fragte, was das für
Knollen wären. Dieser sagte, daß sie unten an der Wurzel des frem-
den Gewächses gehangen hatten. Nun ging dem Herrn erst das
rechte Licht auf. Er ließ die Knollen sammeln, zubereiten und lud
dann seine Freunde wieder zu Gaste. Diesen schmeckte das Mahl vor-
trefflich, und sie wurden inne, wie sehr der Mensch irren kann, wenn
er nur nach dem urtheilt, was an der Oberfläche ist.
Wir kehren indeß zu unserer Kartoffelblüthe zurück. Wenn ihr die
einzelnen Theile derselben genauer ansehet, so werdet ihr finden, daß
die Theile des Kelches,, der Blumenkrone und die Staubbeutel
in gleicher Anzahl vorhanden sind. Fünf am Grunde verwachsene Blät-
ter bilden den Kelch, fünf ebenfalls unten mit einander verbundene die
Blumenkrone, und fünf haben sich zu Staubfäden gestaltet.
Die Kartoffel habt ihr nun schon''manches Jahr genossen, und viele
Menschen hat sie vielleicht fast allein erhalten. Doch setzen wir uns
gedankenlos so oft zu Tische, doch lassen wir uns so oft munden Speis'
und Trank, ohne daß wir uns die Frage vorlegen: Wie kommt es
denn eigentlich, du guter Gott, daß diese Knollen im Stande sind, uns
zu ernähren? Solch eine Frage bei Tische ist auch ein stilles Gebet,
weil es zum Vater führt; aber Klatschereien über den Nächsten führen
nicht dahin. Wenn ihr auf eurem Teller eine Kartoffel zerschneidet, so
bemerkt ihr an eurem Messer eine mehlartige Masse. Diese nennt man
das Stärkemehl. Wenn ditz Frau Mutter einmal die rohen Kartof-
feln zerreibt, um daraus die Kartoffelklöße zu verfertigen, und ihr euch
dazugesellt aus Neugierde und Ungeduld, daß sie nicht gleich fertig sind,^
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Extrahierte Personennamen: Drake
Extrahierte Ortsnamen: Europa England Amerika England
111
feit mit einer Eidechse, a!S mit einer Schlange, und von Giftzähner;
und Giftdrüsen ist keine Spur Int ihm zu finden. Wer also sonst
keine Schm vor solchen Thieren hat, der kann eine Blindschleiche ohne
Gefahr anfassen. Sie stellen sich übrigens, wenn man sie ergreift, sehr
unbändig an, vertheidigen sich aber fast nie durch einen Biß. Sehr
leicht bricht dabei der Schwanz ab, was in dem eigenthümlichen Baue
desselben seinen Grund hat. Er besteht näiickich aus Ringen von kurzen,
kegelförmigen, hohlen Muskeln, von denen jeder mit der Spitze in der
Höhlung des folgenden steckt. Das abgebrochene Stück bewegt sich noch
lange fort, wird aber bcm Thiere nicht w'-.'der ersetzt, wie bei den Eidechsen.
Vom Mai bis September häutet sich die Blindschleiche jeden Monat
einmal. Ihre Nahrung besteht in nackten Schnecken, Regenwürmern
und glatten Raupen. Will sie einen Regenwurm verzehren, so nähert
sie sich demselben sehr langsam, befühlt ihn meist eher mit der Zunge,
sperrt langsam den Rachen aus und ergreift ihn dann endlich. Er
windet sich aus Leibeskräften; sie wartet, bis er ziemlich abgemattet ist
und verschlingt ihn dann nach und nach, den Kopf bald links, bald
rechts legend und so mit den Zähnen vorwärts greifend. Zwei mittel-
große Negenwürmer reichen zu einer Mahlzeit hin. Die Blindschleiche
kann, wenn's sein muß, ein halbes Jahr fasten.
Die Weibchen legen gegen Ende August 8 bis 10 Eier mit dünnen
häutigen Schalen, aus denen sich das Junge sogleich herauswüidet und
daraus seine Wege geht, ohne sich weiter um seine Mutter zu bekümmern.
Da ihnen die Kälte verderblich ist, so verkriechen sie sich ni, Herbst
und halten einen Winterschlaf, aus dem sie bei gutem Wetter jedoch
schon im März wieder erwachen.
26. Die Kreuzotter.
Giftige Schlangen finden sich in unserem Vaterlande selten, so daß
die Gefahr, durch dieselben gebissen zu werden, gar nicht in Vergleich
kommt mit der in heißen Ländern. Dennoch fehlen auch diese Geschöpfe
nicht ganz, und die Vorsicht gebietet, sie lieber durch Beschreibung
kennen zu lernen und sich vor ihnen zu hüte», als es aus eine jrfuiimne
Erfahrung ankommen zu lassen. Die Kreuzotter, auch die gemeine
Viper genannt, ist die gemeinste unter den wenigen giftigen Schlaugen-
arter; Deutschlands, kenntlich an Gest ult, Farbe und Größe, denn sie
ist 30 bis 60*™ lang und fingerdick, der Kopf ist blute» breit und
durch einen dünneren Hals von dem Nmnpfe geschieden, und auf dem
Kopse sind zwei schwarze Bogen, fast wie ein lateinisches X, duber der
Name Kreuzotter. Über den graubraunen Rücken läuft ein schwarzer
Zickzackstrcifen. Sie findet sich an feuchten und waldigen Orten, zwischen
Gesträuch und Felsgerölle. besonders bäufig am thüringer Walde.
Sie sonnt sich gern an offenen Stellen auf Sternen m'.d Holzstäimnen,
und frißt Würmer, Eidechsen, kleine Vögel und besonders Mause.
Ihr Biß ist nach der Menge des ingedrungenen Giftes und nach
der Wärme der Jahreszeit rnebr oder rveniger gefährlich, und bei Ver-
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der Länge nach ausgefurcht und mit langen Haaren versehen sind, dienen
ihnen zum Einsammeln des Vlumenstaubes. Diesen nehmen sie mit den
Kiefern von den Blumen ab, befeuchten ihn im Mund und kleben ihn
dann mit Hülfe der Vorderfüße im Fluge an die ausgefurchten Hinter-
füße. So fliegen sie bald mit rothen, bald mit gelben oder weißen
Höschen nach Hause, lassen sich von den dazu bestimmten Bienen diese
Höschen abnehmen und in Zellen legen, wo der Blumenstaub mit einigen
Tropfen Feuchtigkeit benetzt, durchknetet und von eigens hierzu bestimmten
Bienen verzehrt wird. In dem Magen dieser letzteren verwandell sich
nun der genoffene Staub in Wachs. Dieser schwitzt in feinen Tröpf-
chen durch die Ringe des Hinterleibes aus, und wird von andern Arbeits-
bienen in Empfang genommen, die es augenblicklich verarbeiten. Andere
Bienen lecken mittels des Rüffels den in den Honiggefäßen der Blüthen
befindlichen Honigsaft auf, verschlucken ihn und geben ihn zu Hause aus
dem Munde wieder von sich, um die Honigzellen damit zu füllen.
Sobald die ersten erwärmenden Sonnenstrahlen den nahenden Früh-
ling verkünden, fangen die Bienen an auszufliegen, um von Weiden- und
Haselnußsträuchern den Blüthenstaub zum Brutansetzen einzusammeln;
denn von jetzt au bis zum Spätsommer legt die sehr fruchtbare Königin
täglich an 100 — 200 Eier, und zwar in jede Zelle, die alle im regel-
mäßigen Sechseck gebauet sind, nur eins. Von der Größe und Lage
der Zellen, so wie von der Fütterung der jungen Brut hängt es dann
ab, ob Arbeitsbienen, Drohnen oder Königinnen entstehen. —
Wenn durch eine zu starke Vermehrung der Stock zu enge wird,
und zugleich mehrere junge Königinnen da sind, so wandert ein Schwarm
unter Anführung der alten Königin aus, um ein neues Reich zu bilden,
uftb man nemtt dieses das Schwärmen der Bienen. Wo die Königin
sich niederläßt, z. B. am Zweig eines nahen Baumes, da hängen sich alle
mit ausgezogenen Bienen in Form eines Kegels an, und können nur durch
vorsichttges Abschütteln in einem gereinigten Stock aufgefangen werden.
Sieh das Bienchen, das voll Emsigkeit
Aus den Blüthen seinen Honig sauget;
Sieh, es sammelt in der Frühlingszeit,
Was es einst im kalten Winter brauchet.
Willst auch du im Alter glücklich sein,
O so sammle in der Jugend Weisheit ein.
37. Die Wespen.
Was die Wohnungen der Insekten Betrifft, so weiß man nicht, wel-
che man rücksichtlich der Künstlichkeit den Vorzug geben soll, denen der
Wespen oder der Bienen oder der Ameisen. Die Wespen nämlich
verfertigen ein papierartiges Gewebe, welches sie enttveder frei aufhängen
oder in Erdhöhlen oder auch in Mauerlöchern anbringen. Diese Wespen-
nester sind mit einer Kunst angelegt, welche uns mit ihren sonst schäd-
lichen und bösartigen Bewohnern aussöhnt. Von dem gemeinschaftlichen
Eingänge kann man in Gängen von stets gleicher Weite zu jeder Zelle
gelangen, worin sich die Brut befindet. Keine Wespe stört die andre.
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In dünne, gläserne Röhren eingesperrt, hast du es gewiß schon oft-
mals in der Stube am Fenster auf einem schmalen, langen Brette
hangen sehen. Da ist es gar ein Wetterprophet und prophezeihet dir,
ohne daß es hinaussieht, was draußen für Wetter eintreten wird, und
sagt dir, ob du einen Sonnenschirm oder einen Regenschirm auf deinem
Spaziergange mitnehmen sollst. Dem Schiffer auf dem Meere kündigt
es einen bevorstehenden Sturm an, damit er seine Einrichtung darnach
treffe; den Gebirgsreisenden und kühnen Luftschiffern aber sagt es sogar,
wie hoch sie über dem Meere find.
Auch weiß es besser als du, wie warm es ist, und während es
als Wetterprophet oder Barometer oft ein Schalk ist und statt
Regen Sonnenschein ankündigt, womit es dann den Wäscherinnen einen
Streich spielt, so täuscht es als Wärmemesser oder Thermometer
niemals. In eine kleine, oben und unten verschlossene Glasröhre
eingesperrt, steigt es gradweise höher, je wärmer die Luft wird, und
fällt, wenn die Wärme wieder nachläßt. Ohne diesen empfindlichen
Wärmemesser würden wir nicht wissen, wie warm oder wie kalt es in
andern Ländern ist, und der Ofenheizer eines Treibhauses würde immer
in Angst sein, ob er seinen Blumen auch wohl die rechte Luftwärme gäbe.
Siehe, so wird ein Gift in der Hand des verständigen Menschen
sein treuer, gehorsamer Diener. Du begreifst nun wohl, warum sich
der Mensch auch in die dunkeln Tiefen der Erde hinabläßt und dort
im Schweiße seines Angesichts Tag und Nacht arbeitet, um diesen dienst-
baren Geist aus seinem Versteck an das Tageslicht zu beschwören.
Das bedeutendste Quecksilberbergwerk in Deutschland ist das zu
Jdria in Österreich.
89. Das Kupfer.
Die Farbe des Kupfers kennt jeder von den Hellern und Pfen-
ningen, welche häufiger in die Hände der Bettler als der Prinzen kom-
men, aber doch nicht entbehrt werden können. Polirt nimmt das Kupfer
eine weit hellere Farbe an, was man schon an den gescheuerten, kupfer-
nen Kesseln sehen kann. Daß es aber in Verbindung mit anderen
Metallen ganz gelb wird, zeigt sich bei dem Messing. Dies ist näm-
l'ch nichts anderes, als eine Mischung von Kupfer und Zink, einem
dem Blei ähnlichen Metalle. Die Farbe des Messings ist dem Golde
so ähnlich, daß schon mancher Unkundige dadurch betrogen worden ist.
Messing wird fast mehr verbraucht, als reines Kupfer, denn was wird
nicht alles daraus verfertigt? Knöpfe, Beschläge, Gefäße, Blech, Drath,
Trommeln, Leuchter und wer weiß, was alles noch mehr. Übrigens hat
man bei messingenen Geräthschasten fast gleiche Vorsicht nöthig, wie bei
kupfernen. Kommt eine Säure daran, so erzeugt sich ein Rost, welcher
Grünspan heißt und ein fürchterliches Gift für den Menschen ist.
Deshalb verzinnt man die kupfernen Gefäße. Giebt man aber nicht
beständig Acht, und wird die Verzinnung nicht bisweilen erneuert, so
kann sie sich an einer Stelle ablösen, und das ist genug, um eine ganze
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