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37. Hohenzollern.
Fast ganz von Würtemberg eingeschlossen liegen die Leiden Fürsten-
thümer Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen.
Beide zusammen enthalten 20 Quadratmeilen mit einer Bevölkerung
von 65,000 Einwohnern. Sigmaringen wird von der Donau,
und Hechingen vom Neckar durchflossen. Die Hauptstädte sind
Sigmaringen und Hechingen. Ackerbau und Viehzucht sind —
besonders in der Gegend der rauhen Alp — nicht bedeutend; da-
gegen bilden Baumwollenspinnerei, Leinwand-, Holz- und
Metallwaaren-Fabrikation die Haupterwerbsquellen der Be-
wohner. — Wenn man von Norden her nach dem Städtchen Hechingen
kommt, so fleht man jenseit der Stadt in einer Entfernung von einer
halben Meile auf einem aus 'der schwäbischen Alp hervortretenden,
250^ hohen Bergkegel die Burgfeste Hohenzollern. Das ist der
uralte Stammsitz der Fürsten von Hohenzollern, aus welchem
auch die Könige von Preußen abstammen. Zu der Spitze des
Berges führt nur ein einziger Zugang, den in früheren Zeiten an neun
verschiedenen Absätzen eben so viel eiserne Thore verwahrten. Seit dem
Jahre 1823, wo der König von Preußen, Friedrich Wilhelmiv.,
damals noch Kronprinz, die alte fast verfallene Burg seiner Ahnen
besuchte, hat man die Gebäude wieder in wohnlichen Zustand gesetzt,
und seit jener Zeit erhebt sich aus dem verfallenen Gemäuer ein hoher
Thurm, der eine weite Aussicht über Berge, Thäler und Ebenen er-
öffnet. Gegen Westen, Norden und Nord-Osten liegt das Land offen
vor dem Auge des Beschauers, gegen Süden erblickt man die Bergkette
der schwäbischen Alp, die fast in der Form eines Halbkreises die ganze
Landschaft einschließt. Das Geschlecht der Hohenzollern gehört zu
den ältesten in Deutschland. Als den Ahnherrn desselben nennt man
Thassilo, Grafen von Hohenzollern, der um das Jahr 800 gelebt
haben soll. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts lebte ein
Nachkomme desselben, Graf Robert Ii., von dessen Söhnen, Friedrich
und Konrad, die Leiden Hauptlinien des Hauses Hohenzollern ab-
stammen. Friedrich behielt die väterlichen Erbgüter in Schwaben,
und von diesem stammen die Fürsten von Hohenzollern-Hechingen
und Hohenzollern-Sigmaringen ab; Konrad wurde der erste
Burggraf von Nürnberg und ist der Ahnherr der Könige von
Preußen. Einer seiner Nachkommen, Friedrich Vi., hatte dem deut-
schen Kaiser Sigismund 150,000 Dukaten und nachher noch so viel
Geld dazu geliehen, daß dieser ihm 400,000 Goldgulden, ungefähr
1,200,000 Thaler verschuldete. Dafür überließ ihm der Kaiser im
Jahre 1415 die Mark Brandenburg erb- und eigenthümlich, wo-
durch er als Friedrich I. der erste Markgraf von Brandenburg
aus dem Hause der Hohenzollern wurde. —
Die Fürsten der Leiden Hohenzollern-Hechingen und -Sigma-
ringen haben ihre Hoheitsrechte im Jahre 1850 an den König
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelmiv. Friedrich Thassilo Robert_Ii Friedrich Friedrich Konrad Konrad Friedrich Friedrich Konrad Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_I.
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beit und richteten unter kaiserlichem Ansehen. Von Westphalen aus
hatten sie sich über ganz Deutschland verbreitet.
Hatte jemand einen Raub oder Mord, oder sonst ein Ver-
brechen begangen, so hatte er Ursach genug, vor dem furchtbaren
Richterstuhle der Wissenden zu zittern, selbst wenn er vor seinem ordent-
lichen Richter der Strafe schon entgangen war. Er wurde alsdann
von einem der Freischöppen vor dem heimlichen Gerichte angegeben,
und wenn dieser mit einem Eide erhärtete, daß das Verbrechen wirklich
von ihm begangen sei, wurde der Angeklagte zur Verantwortung auf-
gefordert. Die Vorladung geschah aber nicht öffentlich, sondern einer
von den Freifrohnen schlich sich des Nachts ungesehen an die Mauern
des Schlosses oder des Hauses, wo der Angegebene wohnte, und schlug
die Ladung an die Thüre an. Dieser mußte sich dann an einem be-
stimmten Tage an einem gewissen Orte einfinden, der ihm angegeben
ward. Hier wartete seiner schon ein Abgeordneter der heiligen Fehme,
der ihn mit verbundenen Augen an den geheimen Ort führte, wo die
Richter versammelt waren. Gemeiniglich hielten sie ihre Sitzungen bei
Nacht in einem dicken Walde, oder in einer Höhle, oder in einem
unterirdischen Gewölbe. Hier saßen sie vermummt bei schwachem Lichte
in schauerlichem Halbdunkel, und tiefe Stille herrschte unter ihnen und
rings um sie her. Der Freigraf allein erhob seine Stimme, hielt dem
Vorgeladenen das Verbrechen vor, dessen er angeklagt war, und forderte
ihn auf, sich zu vertheidigen. Konnte er sich befriedigend verantworten,
so wurde er freigesprochen und eben so geheimnißvoll, als er gekommen
war, wieder weggeführt. Wurde er aber seiner Schuld überwiesen, so
wurde er zum Tode verurtheilt und noch in derselben Stunde, nachdem
man ihm Zeit gelassen, seine Seele in einem kurzen Gebete Gott zu
empfehlen, mit einem Dolche niedergestoßen oder an einen Baum auf-
geknüpft. Gemeiniglich mußte der jüngste Schöppe das Henkeramt ver-
richten, und alles wurde so geheim gehallen, daß niemand erfuhr, wer
der Henker gewesen sei.
Stellte sich der Angeklagte nicht auf das erste Mal, so wurde die
Vorladung noch zweimal wiederholt. Blieb er auch das dritte Mal
aus, so erfolgte die Verurtheilung, und einige von den Freischöppen
erhielten den Auftrag, den Spruch der Richter an ihm zu vollziehen.
Von nun an wurde er von unsichtbaren Händen verfolgt bis an seinen
Tod. Traf ihn einer von den Schöppen an einem einsamen Orte, so
stieß er ihm ohne Umstände ein Messer in die Brust, oder knüpfte ihn,
von einigen seiner Gesellen unterstützt, an den nächsten Baum auf Das
blutige Mordgewehr aber wurde neben den Leichnam des Getödteten
gelegt oder in die Erde gesteckt, zum Zeichen, daß er nicht unter die
Hände eines gemeinen Mörders, sondern, von der heiligen Fehme ver-
urtheilt, durch die Hand eines Wissenden gefallen sei.
Die Sitzungen der heiligen Fehme wurden aber nicht immer heim-
lich, sie wurden auch öffentlich gehalten, doch immer erschienen die
Wissenden vermummt. Um Mitternacht versammellen sie sich auf dem
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
221
menheit der jetzigen Druckweise besteht vorzüglich nur in der unglaub-
lichen Schnelligkeit, mit welcher jetzt tausende von Exemplaren eines
Buches, das einmal gesetzt ist, in wenigen Stunden geliefert werden
können, fteilich übertrifft der jetzige Druck den aus dem 15. und 16.
Jahrhunderte im Ganzen auch an Schönheit.
Von 1347 bis 1437 Rüden vir — mit kürzer Unterbrechung — wieder
Fürsten aus dem Hause Luxemburg auf dem deutschen Kaiserthron. Der
erste von ihnen war Karl der Iv. (von 1347—1378). Das Wichtigste, was
Deutschland ihm zu verdanken hat, ist die goldene Balle (von 1356), ein
Reichsgrnndgesetz über die Kaiserwahl und die Rechte der Fürsten.
Diese Bulle wird noch in einem Gemache des Rathhauses zu Frankfurt
am Main aufbewahrt. Nach ihr hatten 7 Fürsten, 3 geistliche und 4
weltliche, den Kaiser zu wählen oder zu küren, weshalb sie Kur-
fürsten genannt wurden. Die 3 geistlichen waren: die Erzmschöfo Von
Mainz, von Trier und von Köln — die 4 weltlichen: die Herzoge von
Sachsen, die Pfalzgrafen am Rhein, die Markgrafen von Brandenburg und
die Könige von Böhmen. — Der letzte Kaiser aus dem Hause Luxemburg
war Sigismund (von 1410 —1437). Dieser Kaiser war es, der — wegen
seiner vielen Kriege in Geldverlegenheit — die Mark Brandenburg erst
verpfändete und endlich än den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich
Von Hohenzollem, für 400,000 Goldgulden verkaufte (1415). So wurde die-
ser, als Friedrich 1., der Stammvater des jetzt regierenden preussischen
Hauses*). —
Von 1437 ap folgten in Deutschland nur Kaiser ans dem habsbur-
gischen (österreichischen) Hause. Ein solcher war auch Maximi-
lian L, welcher von 1493-—1519 regierte. Deutschland hat ihm viele nütz-
liche Einrichtungen zu verdanken. Er machte der Gewaltthat seiner Zeit
ein Ende, indem er das Faustrecht und die Fehmgerichte aufhob, den
ewigen Landfrieden stiftete und ein Reichskammergericht einführte (1495).
Deutschland wurde von ihm zur bessern Handhabung der Ordnung in zehn
Kreise eingetheilt. Auch führte er das Postwesen in Deutschland ein und
ernannte den Grafen von Thurn und Taxis zum General-Postmeister **). —
Wie Maximilian einst zu Worms in einem Turnier (Kampfspiel) einen
französischen Ritter aus dem Sattel hob und in den Sand streckte,
diese ritterliche That besingt das nachstehende Gedicht:
23. Kaiser Maximilian.
War einst zu Worms ein groß Turnier
Vom Kaiser ausgeschrieben,
Das lockt'die Ritter rings herbei,
War keiner heim geblieben.
Den ganzen lieben, langen Tag
Man tummelte und Lanzen brach,
War Abends Tanz und Zechen.
Da kam auch aus dem Frankenretch
Ein Mann mit starken Wehren,
Er ritt heran, als wollt' er gleich
Die ganze Stadt verzehren.
Ein riesengroßes Schwert er schwang,
Sein Roß ivar sieben Meter lang.
Vier Meter m der Höhe.
Manch seltsam Wort und Wundermähr'
War ihm vorausgeflogen
Und trug den Schrecken vor ihm her;
So kam er angezogen,
Kehrt in dem besten Gasthof ein,
Läßt seinen Schild mit Hellem Schein
Hoch aus dem Fenster leuchten.
Und rief: „Wer mich im Kampf besiegt,
Dem geb' ich mich zu eigen,
Doch muß auch, wer mir unterliegt
Sich mir als Sklave neigen."
So harrt er sieben Tage lang,
Doch wollte keiner sich den Dank
Mit seiner Haut gewinnen.
') S. Sette 73: Hshenzollern.
**) Bergt. Seite 75: Regeilsburg.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der_Iv Karl Sigismund_( Friedrich
Von_Hohenzollem Friedrich Friedrich_1. Friedrich Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Luxemburg Deutschland Frankfurt
am_Main Mainz Sachsen Rhein Brandenburg Luxemburg Brandenburg Nürnberg Goldgulden Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Worms Worms Frankenretch
Soldaten „Marschall Vorwärts" genannt; der König aber gab chm
den Ehrentitel: „Fürst von Wahl statt".
41. Der Trompeter an der Katzbach.
Von Wunden ganz bedecket,
Der Trompeter sterbend ruht,
An der Katzbach hingestrecket,
Der Brust entquillt das Blut.
Brennt auch die Todeswunde,
Doch sterben kann er nicht,
Bis neue Siegeskunde
Zu seinen Ohren bricht.
Und wie er schmerzlich ringet
In Todesängsten bang,
Zu ihm heruberdring et
Ein wohlbekannter Klang.
Das hebt ihn von der Erde,
Er streckt sich starr und wild.
Dort sitzt er aus dem Pferde
Als wie ein steinern Bild.
Und die Trompete schmettert —
Fest hält sie seine Hand —
Und wie ein Donner wettert
Victoria in's Land.
Victoria — so klang es,
Victoria — überall,
Victoria — so klang es
Hervor mit krästgem Schall —
Doch als es ausgeklungen,
Setzt die Trompet' er ab,
Das Herz ist ihm zersprungen,
Vom Roß stürzt er herab.
Um ihn herum im Kreise
Hielt's ganze Regiment.
Der Feldmarschall sprach leise:
Das heißt ein selig End'i
(I. Mosen.)
42. Die Völkerschlacht bei Leipzig.
(16.-18. Oktober.)
In der Mitte Oktobers zogen sich die gewaltigen Heere in der
Gegend von Leipzig zur großen Entscheidung zusammen; die Öster-
reicher unter Schwarzenberg, die Preußen unter Blücher, die
Russen unter Wittgenstein, die Schweden unter ihrem Kronprinzen,
zusammen an 300,000 Mann, die Franzosen über 200,000 Mann,
aber unter der einzigen Führung ihres ruhmreichen Kaisers. Auf beiden
Seiten ahnte man, daß hier über Europa's Geschick die blutigen Würfel
fallen sollten. Fürst Schwarzenberg rief es dem verbündeten Heere
mit ernsten Worten ins Gedächtniß. Am 16. Oktober begann die große
Völkerschlacht bei Leipzig. So schrecklich war der Kanonendonner,
daß die Erde im weiten Umkreise erbebte: auf drei Seiten zugleich ent-
brannte der furchtbare Kampf, im Südosten der Stadt bei Wachau,
im Westen bei Lindenau und im Norden bei Möckern, wo Blücher
mit seinen braven Preußen eine besondere Schlacht schlug. Mit uner-
hörter Anstrengung und rühmlichem Heldenmuth wurde auf beiden Seiten
der Kampf geführt; am Nachmittage des 16. schien es, als sollten die
Franzosen siegen, aber zu zeitig triumphirte Napoleon, denn bis zum
Abend errang Blücher bei Möckern die größten Vortheile. Dort hatten
die Preußen den blutigsten Kamps des ganzen Krieges zu bestehen:
dreimal mußten sie das Dorf in Sturm nehmen, und dreimal wurde
es ihnen wieder entrissen, aber zuletzt behielten sie dennoch den Sieg.
Brennende Dörfer beleuchteten das blutige Schlachtfeld, als die
Nacht heraufgezogen war; wie Leichenkerzen flackerten die Nachtfeuer
in der weiten Todtenstille, die nur von dem Winseln der Sterbenden
Haesters' Yesehuk für Okerkk. Simnuan^Ansq. 16
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Victoria Victoria_— Victoria_— Schwarzenberg Wittgenstein Schwarzenberg Napoleon
302
Trümmern; selbst die festeren Bauwerke prachtvoller Kirchen brachen
zusammen und wurden der Betenden Grab. Ganze Straßenreihen
waren niedergeworfen; Paläste und Kirchen lagen in Schutt, und von
den eingebrochenen Gebäuden stürzten unaufhörlich Mauersteine und
Balken nach, so daß viele Menschen, welche der ersten Verwüstung ent-
gangen waren, erschlagen oder verstümmelt wurden. Auf den freien
Plätzen sammelten sich die, welche der ersten Gefahr entronnen waren.
Da sah man Menschen aller Stände und jeden Alters zusammengedrängt,
alle von gleicher Angst erfüllt; auf den Knieen liegend, die Hände zum
Himmel emporgereckt, flehten sie Gott um Schutz und Rettung an, oder
schlugen an ihre Brust und riefen: Herr, erbarme dich unser!
Nicht lange währte es, so erfolgte ein zweiter Stoß des Erdbebens
und warf, was von Kirchen, Palästen und Häusern noch nicht eingestürzt
war, gänzlich nieder. In das Krachen der zusammenbrechenden Ge-
bäude mischte sich das Wehgeschrei des Volkes, daß es weithin gehört
wurde. Noch lauter aber erscholl es, als nach wenigen Sekunden das
Wasser des Flusses sich hoch, wie ein Gebirge, emporbäumte und gegen
die Stadt heranwälzte. „Das Meer, das Meer! Wir sind des Todes!"
riefen viele Tausende und flohen den Straßen zu, in welchen ihnen
durch niederfallendes Gemäuer ein anderer Tod drohte. Wild brauste
das Wasser in die Stadt; die an dem Ufer ankernden Schiffe wurden
losgerissen und mehrere von dem Strudel verschlungen. Viele Menschen
fanden hier ihren Tod. Diese fürchterliche Erscheinung erneuerte sich
bald darauf mit dem dritten Erdstoße auf dieselbe Weise, und wieder-
holte sich bei jedem folgenden. Zu diesem Schrecken der Natur gesellte
sich das Feuer, welches aus dem Schutte der eingestürzten Häuser an
allen Enden ausbrach und das verzehrte, was das Erdbeben und das
Wasser verschont hatte. Was nicht erschlagen war, oder mit dem Tode
rang, floh jetzt aus der Stadt. Auf den Feldern umher lagerten die
unglücklichen Bewohner Lissabons zu Tausenden ohne Obdach, ohne
Nahrung und zum Theil ohne Kleidung, einem fast ununterbrochenen
Regen ausgesetzt. Denn die benachbarten Städte und Dörfer, in wel-
chen sie Zuflucht hätten finden können, hatten selbst durch die Ver-
heerungen des Erdbebens gelitten. — Unsäglich war das Elend, das
über die Stadt Lissabon gekommen war; 16,000 Gebäude lagen dar-
nieder, unter ihnen das königliche Schloß, alle Haupt- und Pfarrkirchen,
die Klöster, die Krankenhäuser und fast alle öffentlichen Gebäude; nur
wenige waren verschont geblieben. Lissabon war ein Schutthaufen, unter
welchem das Glück von 200,000 Bewohnern und die Leichname von
40,000 Erschlagenen begraben lagen.
■Wiederholungsfrageiii —
Zeichnen und Beschreiben! —
9* Die Schweiz oder Helvetien.
Auf, lasset uns heute im Geiste einmal in die schöne, romantische
Schweiz wandern! — — Mir ist, als erblickte ich wirklich schon in
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
313
und die Franzosen unter ihrem großen Kaiser, um in Ungarn
Österreich zu bezwingen. Durch dieses Thor kam den Ungarn das
Christenthum, der Städtebau, die Kultur, das Deutschthum.
Hier liegen in der Ebene zu Leiden Seiten der Karpathen, in den
Raab er Flächen die unzähligen ungarisch-deutschen Schlachtfelder.
Durch das zweite Hauptthor, bei Belgrad, rückten die römischen
Kaiser. Auf eben dieser großen Hauptstraße ergosten sich die ungestümen
Schaaren der Türken und verbreiteten sich von Belgrad aus auf die
ungarischen Viehtriften. Zu diesem Thore hinaus zogen die Un-
garn, die Österreicher, um gegen die Türken zu streiten. Um
diesen Punkt drehen sich alle die Kämpfe Ungarns mit der Türkei,
und cs liegen hier an der Theiß Schlachtfelder an Schlachtfeldern,
auf denen unsägliches Blut vergossen wurde.
Durch das dritte Thor endlich, das die theißer Ebene anbahnt,
kamen die Ungarn selbst, 215,000 bewaffnete Männer stark. Denn
hier überstiegen sie aus den Ebenen der Moldau die Karpathen und
ergossen sich in das Thal der Theiß. Vor ihnen strömten auch dieses
Weges die Hunnen und unzählige andere Völkerschaften. — Und 1849
eilten von dieser Seite die Russen — Österreich zu Hülfe, von
dessen Herrschaft sich die Ungarn zu befreien strebten. —
Während in dem Innern von Ungarn die Magyaren wohnen,
stehen die Deutschen in dem westlichen Thore, welches wir das
deutsche nennen. In dem südlichen stehen die Türken, und wir
nennen es das türkische. In dem östlichen aber stehen die Russen,
und cs mag daher das russische genannt werden. — In der Nähe
des deutschen Thores hält die wichtige Festung Komorn Wache, in
der Nähe des türkischen das eben so feste Peter ward ein.
■Wiederholnngsfragen! —
Zeichnen und Beschreihen/ —
17 Rußland.
Wir kommen nun zum Osten von Europa — nach Rußland.
Ehe wir aber von diesem großen Reiche reden, müssen wir vorher des
Königreiches Polen gedenken, welches einst ein gar mächtiges Reich
war, jetzt aber auf den Landkarten kaum noch zu finden ist. Vor dem
Jahre 1772 umfaßte es noch 13,000 Quadratmeilen, war also fast
zweimal so groß, als der preußische Staat. Zur Zeit seiner größ-
ten Macht dehnte es sich von der Ostsee bis zum schwarzen Meer
aus, und begriff in sich einen Theil der jetzigen Provinz Preußen mit
Thorn und Danzig — das Großherzogthum Posen — das öster-
reichische Galizien mit Krakau und Lemberg — das jetzige, unter
dem russischen Kaiser stehende Königreich Polen mit der Hauptstadt
Warschau — imd noch mehrere Gebiete im Westen und Süden
von dem jetzigen Rußland.
Das jetzige Kaiserthum Rußland gehört zu den größten Reichen
der Erde; denn es erstreckt sich nicht nur über einen großen Theil von
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
352
filde des Schreckens gerathe. Bald verräth ein weißer Glanz, der
Eisblink genannt, daß der Feind näher rückt. Ein donnerähnliches
Rauschen und Krachen wird vernehmbar. Ob dieses aus der Luft,
oder aus der Tiefe des Wassers kommt, laßt sich nicht unterscheiden.
Das Rauschen wird immer stärker und furchtbarer. Die ersten Vor-
posten des Feindes schlagen als lockeres Grundeis an das Schiff, und
bald ist es umringt von größeren und kleineren Eisschollen. Es gilt
jetzt, jeden Schritt mit der unglaublichsten Anstrengung den immer mehr
und von neuem andringenden Feinde abzukämpfen. In tausenderlei
Gestalten kommt er heran. Tagelang schickt er erst kleinere Schollen.
So weit das Auge reicht, zeigt sich oft nicht eine Stelle, wo sie nicht
wären. Mit diesen Gefahren ist der Kampf noch zu bestehen, aber
in ihrem Hintergründe stehen die Unbezwingbaren. Es sind Mesen-
schollen von einer solchen Größe, daß man sie für Inseln gehalten, von
einem solchen Umfange, daß manches deutsche Land darauf Platz hätte.
Stehen sie noch fest, dann mag sich der Schiffer nicht bloß an ihrer
Form ergötzen, an ihren Eisbergen und Eisthälern, an ihren Eis-
schlöffern und Eisgrotten; zum Aufjauchzen entzückt ihn auch das kühne
Farbenspiel dieser Inseln. Das stechend blendende Weiß des Schnees
wechselt mit dem völlig durchsichtigen Krystall des Eises, das im hellen
Strahl der Sonne alle Regenbogenfarben tausendfach um sich streuet.
Auch an lebendigen Wesen fehlt es nicht ganz. Jene Schlösser und
Thürme, jene Höhlen und Thäler, von Seehunden und Seerobben
werden sie bewohnt, die sich im Winter auf dem Eise herumtreiben;
von Eisbären werden sie durchstreift, die mit ihnen von einem Erdtheile
zum andern wandern; von Eis- und Sturmvögeln werden sie besucht,
die ihren Durst in dem süßen Wasser der Teiche löschen, welche in der
kurzen, immer erleuchteten Sommerzeit entstehen. Diese Bilder erstrecken
sich jedoch nicht weiter nach Norden, als bis zum 82. Grad. Von
hier bis zum äußersten Pole scheint alles Eis festzustehen, das ganze
Gefild ein ewiges, unveränderliches Einerlei zu sein mit Grabesstille
und Todtenschauer. Aber wehe, wenn jene starren Riesen Leben und
Bewegung bekommen, wenn Sturm und Fluth sich noch mit ihrem Vor-
rücken vereinen. Vor Kampfeslust schäumend, schicken sie mit schnell auf
einander folgenden Donnerschlägen die Wogen hämmernd voraus an die
Planken des Schiffes und rücken, wie ihrer Macht sich bewußte, stolze
Streiter mit eben so viel Majestät als Getöse nach. Hülflos treiben dann
die Schiffer umher, jede Sekunde kann die letzte sein, der nächste Augen-
blick Vernichtung oder Rettung bringen. Hier, inmitten des empörten
Elements, kann der Mensch nichts unternehmen; er muß zusehen, wie
die freundlichen und die feindlichen Eisschollen um ihn den furchtbaren
Kampf kämpfen und es den Schutzgeistern seines Schiffes überlassen,
ob sie ihn aus der gefahrvollen Schlacht unversehrt herausführen. Ge-
schieht es, daß die Eisinseln zerschellen, so wird das Meer dadurch oft
in eine so stürmische Bewegung gefetzt, daß die größten Schiffe, welche sich
in der Nähe befinden, dem Untergange nahe gebracht werden können,
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
340
in den Kaffeepflanzungen die wenig über 2 Meter hohen, nach der
Schnur in gleichen Zwischenräumen gepflanzten Bäume. Ihre immer-
grünen, glänzenden, lederartigen, ovalen Blätter und die aus dem
Blattwinkel herauswachsenden Büschel schneeweißer Blumen bieten nebst
den dunkelscharlachrothen Früchten einen sehr freundlichen Anblick, beson-
ders da der Strauch acht Monate lang blüht und stets Früchte und
Blüthen neben einander trägt. In diesen Früchten befinden sich die
Samenkerne, je zwei in einer Frucht, mit der flachen Seite aneinander
liegend. Die gesammelten Beeren werden auf besonders dazu eingerich-
teten Tennen ausgebreitet, und in wenigen Tagen trocknen die glühenden
Sonnenstrahlen das süßlich schleimige Fleisch der Früchte, welches dann
durch besondere Walzmühlen von den Kernen entfernt wird.
In großen Säcken werden dann die Bohnen nach Europa ausgeführt,
und der fremde Eindringling, der, selten getrunken oder als Arzenei
gebraucht, gewiß der Gesundheit ausgezeichnete Dienste leisten würde,
hat leider Lei Vornehm und Gering, Lei Groß und Klein unsere heimischen,
gesunden, unserm Klima und unserer Natur zusagenden Getränke ver-
drängt; selbst die unzählbaren Kaffeesurrogate hat er auf dem Ge-
wissen — und viele Ärzte erklären den Kaffee, namentlich als tägliches
Getränk der Jugend, geradezu für ein langsames Gift. Und sicher ist
er eins der vielen Reizmittel, mit denen unsere kränkliche Generation
für augenblicklichen Reiz und Genuß immer größerem Siechthum ent-
gegengeht. Wie viel Geld giebt man doch aus, um sich krank zu
machen; — wirklich, wir hätten fast Lust, den Dank an den Holländer
Wieser und an den Franzosen Elieux wieder zurückzunehmen.
Wiederholungsfrageii! —
Zeichnen und Beschreiben! —
34. Afrika.
Hier nur ein schwaches Bild von dem heißen Afrika mit seinen
schrecklichen Sand wüsten, von denen viele noch kein europäischer Fuß
betreten hat, und auf welchen man, wie zur See mit dem Compasse
reisen muß, wenn man sich nicht verirren und elendiglich verschmachten
will. Solcher Wüsten sind unzählige und manche von ungeheurem Um-
fange; die größeste von ihnen — ja die größeste Wüste der Erde —
ist die Sahara in Nordafrika, welche ihrem ganzen Umfange nach
wohl y6 von ganz Afrika beträgt und das Tiefland dieses Erdtheils
ausmacht- — Viele Wüsten werden von Kar ava ne n mit Kameelen,
Pferden und Eseln durchzogen; man sollte also glauben, es müßte durch
die Fußtritte so vieler Thiere eine bleibende Straße entstehen, und dies
ist auch wirklich eine Zeit lang der Fall. Nun aber stellen sich plötzlich
gewaltige Wirbelwinde ein, die den Flugsand aufjagen, und so werden
in wenigen Stunden alle Spuren verweht.
Afrika ist die größte Halbinsel in der Welt und dreimal so
groß, als ganz Europa. Denn während Europa 182,000 Quadrat»
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Extrahierte Personennamen: Holländer
Wieser
Extrahierte Ortsnamen: Europa Afrika Afrika Nordafrika Afrika Afrika Europa Europa
371
großer Theil der Mannschaft des englischen Schiffes „Hunter" von
den Eingebornen erschlagen, sofort gebraten und .... verzehrt. Aus
diesen nämlichen Inseln herrschte auch der entsetzliche Gebrauch, Kriegs-
gefangene in zusammengebundener, kauernder Stellung lebendig in den
Bratofen zu stellen, um durch dieses langsame Braten das Fleisch —
— desto saftiger und schmackhafter zu machen. Die körperlich so schönen
Bewohner der Marquesas-Jnseln schlachten Freund und Feind, bei
Hungersnoth auch Frau und Kind. Derjenige, der einen Feind getödtet
hat, genießt sogleich das Blut und Gehirn des Erschlagenen. Doch
gilt dies alles natürlich nur von den Australiern, die noch nicht zum
Ehristenthume bekehrt oder überhaupt noch nicht in nähere Berührung
mit den Europäern oder mit Missionären gekommen find. Denn
da, wo der beseligende Odem des Christenthums die Einwohner an-
geweht hat, herrschen Friede, Sanftmuth und Freundlichkeit, und das
Angstgeschrei der zum Götzenaltare geschleppten oder zu einer teuflischen
Mahlzeit bestimmten unglücklichen Schlachtopfer hat sich in die stimme
des Gebetes und des Gotteslobes verwandelt. An die Stelle der
Menschenopfer ist christlicher Gottesdienst und an die Stelle des
Kindermordes zärtliche Mutterliebe getreten. Überhaupt sind die
Australier, bei denen das Christenthum eingeführt ist, und noch mehr
bei denen, die dasselbe lebendig aufgefaßt haben, ganz andere Menschen
geworden, und die Otaheitier und die Sandwich-Insulaner leben
bereits in geordneten Staaten.
34. Der Brodbaum.
Zu den dankenswerthesten Geschenken, welche der Schöpfer den Be-
wohnern derjenigen Länder gegeben hat, in welchen unsere gemeinen
Getreidearten wegen zu großer Hitze nicht fortkommen, gehört besonders
der Brodbaum. Er wächst in Ostindien, vorzüglich aber auf den
Inseln der Südsee, und wird ungefähr so groß wie eine mittel-
mäßige Eiche; die Blätter sind 47am lang und enthalten einen
milchichten Saft. Die Frucht ist länglichrund, fast von der Gestalt
eines Kürbisses. Die samentragende soll zuweilen 100, gemeiniglich
aber nur 20 — 30 Pfund wiegen; die ohne Samen erreicht höchstens
nur die Größe eines Menschenkopfs. Unter der rauhen, grünen Rinde
derselben befindet sich ein weißes, schwammichtes Fleisch, so locker wie
neugebackenes Brod. Die völlig reife Frucht sieht gelb aus und ent-
hüll einen widrig süßen Brei, der aber selten und nur mit Vorsicht
genossen wird, weil er ungesund sein soll. Gewöhnlich nimmt man die
Frucht vor der Reife ab, schneidet sie in 3 — 4 Theile, wickelt sie in
Blätter und röstet sie auf heißen Steinen; denn ungeröstet kann sie nicht
gegessen werden. Nach dieser Zubereitung schmeckt sie wie Weizenbrod,
worunter etwas Kartoffelmehl gemischt ist. Man bereitet sie aber auch
noch auf andere Art zu. Die nicht völlig reifen Früchte werden ab-
genommen und aufgeschüttet, damit sie nachreifen. Sodann wirst man
das von der Rinde und von dem Fruchtkern abgesonderte Fleisch in
24*
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erzürnt, und das Glück hatte die Waffen der Danaer verlassen. Sie
sind nun geflohen, um das Bild wieder herbei zu schaffen. Zuvor aber
erbauten sie noch dieses hölzerne Pferd, das sie als Weihgeschenk für
die beleidigte Göttin zurückließen, um ihren Zorn zu versöhnen. Man
ließ diese Maschine darum so hoch Lauen, damit ihr Trojaner sie nicht
durch eure Thore in die Stadt bringen könntet, weil auf diese Weise
der Schutz der Minerva euch zu Theil werden würde."
Darauf riffen die Trojaner die Mauern ihrer Stadt nieder, um
dem unheilvollen Gaste den Weg zu bahnen; sie fügten Räder an die
Füße des Rosses und zogen es jubelnd in ihre heilige Burg, nicht
achtend auf die Warnungen der Seherin Kassandra.
Die Trojaner überließen sich die halbe Nacht hindurch der Freude
bei Schmaus und Gelage. Unterdessen schlich sich jener Betrüger zu
den Thoren und ließ als verabredetes Zeichen eine lodernde Fackel in die
Lüfte wehen; dann pochte er leise an den hohlen Bauch des Pferdes,
und die Griechen kamen leise zum Vorschein. Mit gezückten Schwertern
verbreiteten sie sich in die Häuser der Stadt, und ein gräßliches Gemetzel
entstand unter den schlaftrunkenen und berauschten Trojanern. Feuer-
brände wurden in ihre Wohnungen geschleudert, und bald loderten die
Dächer über ihren Häuptern. Zu gleicher Zeit stürmten die anderen
Griechen in die Stadt, die sich mit Trümmern und Leichnamen anfüllte.
Die Danaer bemächtigten sich unermeßlicher Schätze und schleppten Weiber
und Kinder an den Strand des Meeres. Menelaus führte seine Ge-
mahlin Helene weg. Priamus und seine Söhne waren niedergestoßen.
Die Königin nebst ihren Töchtern, wie auch die edle Andre mache,
wurden als Sklavinnen unter die Sieger vertheilt. Troja selbst wurde
dem Erdboden gleich gemacht.
Mit kostbarer Beute und vielen Gefangenen schifften nun die Griechen
nach ihrem Vaterlande zurück, von welchem sie zehn Jahre lang entfernt
gewesen waren.
41. Lykurg und die Spartaner.
(888 v. Chr.)
Lykurg war der Sohn eines Königs von Sparta oder Lacedamon. Auf
Reisen lernte er die Gesetze anderer Völker kennen, ebenso die Gedichte Homers
(Ilias und Odyssee), die er mit nach Griechenland brachte. Bei seiner Zurück-
kunft war Unfrieden und Unordnung im Lande, und darum beschloß er, seinem
Volke eine Verfassung zu geben, unter der alle, der König wie der gemeinste
Bürger, ihre gesammte Thätigkeit der Beförderung des allgemeinen Wohles widmen
sollten. Bevor er aber ans "Werk ging, begab er sich nach Delphi, brachte dem
Gott sein Opfer, und fragte, ob sein Vorhaben, Gesetzgeber von Sparta zu wer-
den, einen gesegneten Erfolg haben werde. Der Orakelspruch ermuthigte ihn.
Um ein anderes Geschlecht von Menschen nachzuziehen, machte er nun solche An-
stalten, bei denen zu erwarten war, daß es hinfort nur gesunde und kraftvolle
Menschen in Sparta geben werde. Nur kräftige Kinder wurden auferzogcn und
mißgestaltete und schwächliche in eine Kluft geworfen. Die Erziehung war streng
und abhärtend. Die Kinder waren nicht warm eingehüllt; man gewöhnte sic früh
an geringe Kost; sie mußten lernen allein sein, ohne sich zu fürchten und ohne zu
schreien. Nach dem siebenten Altersjahre durfte der Knabe nicht mehr länger im
elterlichen Hause bleiben, sondern er kam unter die Aufsicht der Obrigkeiten und
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Extrahierte Personennamen: Kassandra Schmaus Helene