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alle Welt, und manche Familie hat auf diese Art wohl ein halbes
Dutzend Söhne in der Fremde, während die Töchter daheim klöppeln,,
spinnen u. s. w.
Nebel, welche die letzten Häuser kaum erkennen lassen und die
höchstens in der Mittagsstunde weichen, kündigen dem Erzgebirger den
Winter an, der ihm gewöhnlich in der fürchterlichsten Gestalt erscheint;
denn wochenlang schneit es oft in einem fort, ja wohl in einer Nacht
so, daß man sich in Dörfern aus den Häusern schaufeln, bisweilen so-
gar aus dem Dache steigen muß, um einen Gang zur Hausthür oder
Gucklöcher für die Fenster der Unterstuben zu schaffen, die meist düstern
Kellern gleichen. Ein 2 bis 5™ hoher Schnee ist in strengen
Wintern nicht selten, und Stürme, die nirgends fürchterlicher heulen,
bilden oft 10 bis 20™ tiefe Windwehen, über welche der Ge-
birger mit angeschnallten Fußbrettern oder Schneeschuhen leicht hinweg-
gleitet. Unglück zu verhüten, werden zwar Signalstangen gesetzt,
auch bei starkem Schneewetter dem Wanderer, besonders Abends, durch
Glockengeläute oder Trompeten Zeichen gegeben, in welcher
Richtung er zu waten habe. Doch vergeht selten ein Winter, wo nicht
Menschen im Schnee umkommen. Dessenungeachtet heißt der Erzge-
Lirger den Winter allemal freundlich willkommen/, denn er bringt ihm
eine seiner liebsten Erscheinungen: Schlittenbahn, welche die Wege
ebnet, Verkehr und Geselligkeit befördert und gewöhnlich länger dauert,
auch weit schöner ist, als im Niederlande. Man fährt nicht, sondern
fliegt gleichsam, der Gefahr trotzend, über Berg und Thal, und selbst
Kinder gleiten auf Rutscheschlitten, meist zwei und zwei, die steilsten
Höhen hinab. Überhaupt ist die Jugend dort weit abgehärteter, als
im Niederlande, und oft, wenn man hier schon nach Pelz und Man-
tel greift, springen dort Kinder unter freiem Himmel barfuß in bloßen
Hemden herum, die noch dazu meist nur Hemden gewesen zu sein
scheinen. So spielen sie auch vor den Thüren, so begleiten sie, um
eine Gabe bittend, den Wagen des Reisenden.
Wie liegt das Königreich Sachsen vom Königreich Preussen? —Wie heisst
der Hanptfluss des Landes? — Das Hauptgebirge? — Welche Mineralien liefert
es? — Wie heisst die Hauptstadt? — Die bedeutendste Handelsstadt? —
Was wisst ihr von Leipzig? — Wie viel Staaten kennt ihr jetzt? —
Nenne sie! — Was ist Preussen? — Was ist Sachsen? —
Zeichnet jetzt das Königreich Sachsen! —
Beschreibet es! —
36. Die zwei Gromerzogthürner Mecklenburg.
(3-L.)
Nun wollen wir uns weiter nach Norden wenden und aus der
Provinz Hannover hinüberschiffen über den Elb ström nach Mecklen-
burg. Obgleich Mecklenburg einen meist fruchtbaren Boden, eine
gute Bewässerung durch Seen und Flüsse und eine sehr günstige
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
51
Lage an der Ostsee hat, so ist es doch unter allen deutschen Ländern
am schwächsten bevölkert, denn auf seinen säst 290 Quadratmeilen leben
nur 65^,000 Bewohner, also nur wenig mehr als 2000 auf einer
Quadratmeile. Die Beschäftigung der Mecklenburger erfordert indeffen
auch mehr Raum als anderswo; denn sie treiben neben dem Acker-
bau sehr bedeutende Vieh- und insbesondere Pferdezucht, und
zwar nicht bloß für ihren eigenen Bedarf, sondern sie verkaufen jähr-
lich eine Menge Pferde ins Ausland, welche sich durch Größe, Stärke
und edlen Bau vor andern auszeichnen.
Mecklenburg besteht aus zwei besondern Staaten, von denen der
westliche, bei weitem größere, das Großherzogthum Mecklenburg-
Schwerin, der östliche das Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz
heißt. Die Hauptstadt des ersteren, Schwerin, mit 27,000 Ein-
wohnern, ist an einem ansehnlichen und klaren See herrlich gelegen,
zumal das großherzogliche Schloß, welches auf einer Insel im See
selbst erbaut ist. Gewöhnlich jedoch residirt der Großherzog in der
kleinen, aber schönen und regelmäßig gebauten Stadt Ludwigslust.
Größer jedoch und wichtiger als beide Residenzen ist die Stadt Rostock,
nicht weit von der Ostsee, durch deren Eindringen der sonst unbedeu-
tende Fluß Warnow schiffbar wird. Die Stadt Rostock (Sitz einer
Universität) ist mit einem Denkmale Blüchers geziert, des be-
rühmten preußischen Marsch alls Vorwärts, welcher hier gebürtig
war. Ihre 31,000 Einwohner nähren sich größtentheils von See-
handel. Auch hat man an der Mündung der Warnow ein Seebad
angelegt, welches von vielen Fremden besucht wird und der Stadt
guten Verdienst gewährt.
Das Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz ist weit kleiner
und hat außer der schön gebauten Residenzstadt Neu-Strelitz, mit
8000 Einwohnern, keine bemerkenswerthen Städte.
■Wiederhokmgsfragen! —
Zeichnen und Beschreiben! —
3?. Das Großherzogthum Oldenburg.
(3.)
Die drei Theile dieses Landes liegen sehr zerstreut. Das Haupt-
land, das eigentliche Oldenburg, ist von der Weser gegen Osten,
von der Nordsee gegen Norden und von Ostfriesland gegen
Westen eingeschlossen. Es ist an Ebenheit und Niedrigkeit des Bodens
und vielen Eigenschaften der Bewohner der Provinz Hannover sehr
ähnlich. Ein anderes kleines Stück, das Fürstenthum Eutin, liegt
an der Ostsee, nahe bei Lübeck, umgrenzt von dem holsteinischen
Gebiete. Noch kleiner ist die Besitzung des Großherzogs von
Oldenburg auf dem linken Rheinufer an der Nahe, ganz von
preußischem Gebiete eingeschlossen, das Fürstenthum Birkenfeld.
Dieses Ländchen ist über fünfzig Meilen von dem Hauptlande entfernt,
4 *
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
56
wenn sie dort geboren gewesen wären, sondern weil die großherzogliche
Familie sie mit Ehren und Huld herbeizog.
Gotha ist zwar nicht die eigentliche Hauptstadt des Herzogthums
Sachsen-Koburg-Gotha, sondern Koburg, allein es übertrifft dies an
Größe und Wichtigkeit, denn aus der Zeit her, wo Gotha noch seine
eigenen Herzoge hatte, bestehen noch viele herrlichen Anlagen aller Art.
Die Sammlungen von Büchern, Münzen, Kupferstichen in dem herzog-
lichen Schlosse, so wie die Parkanlagen in der Nähe, sind weniger
wichtig, als die vortreffliche Sternwarte auf einem benachbarten
Berge, wo berühmte Astronomen (Sternkundige) den Himmel beobachte-
ten und wichtige Entdeckungen machten.
Die Gebirge des thüringer Waldes sind mit Nadelholz be-
wachsen und außerordentlich ergiebig an Eisen, Kupfer, Marmor,
Schiefer, Steinkohlen und anderen Mineralien. Deshalb trifft
man auch in den sächsischen Herzogthümern eine Menge Schmelz -
Hütten und Eisenhämmer an, und in dem thüringer Walde wird
viel Pech, Kienruß und Pottasche bereitet.
Auch die preußische Stadt Erfurt liegt in Thüringen, gerade in der
Mitte zwischen Gotha und Weimar, an der Eisenbahn nach Leipzig.
Ferner gehören zu Thüringen noch die Besitzungen der Fürsten von
Schwarzburg. Sie bestehen aus zwei abgesonderten Stücken Land, wovon
dáseme: Schwarzb urg-Sondershausen, mehr nördlich, von der preußi-
schen Provinz Sachsen eingeschlossen, liegt, und das andere: Schwarzburg-
Rudolstadt, weiter südlich, umgeben von den sächsischen Herzogthümern.
Östlich an Thüringen schließen sich die Besitzungen der beiden
Fürsten von Reust mit den Residenzstädten Greiz und Schleiz. Den
Namen Reuß (Russe) führen diese Fürsten von einer russischen
Prinzessin, welche die Stammmutter eines ihrer Familienzweige
war. Ausfallend ist, daß alle diese Fürsten von Reuß den nämlichen
Taufnamen, nämlich Heinrich, führen und sich bloß durch die Num-
mer unterscheiden, so daß z. B. einer Heinrich der Lxii. heißt.
Ganz Thüringen, mit Einschluß der reußischen Fürsten-
thümer, enthält einen Flächenraum von über 200 Quadratmeilen
mit mehr als 1 Million Bewohnern.
41. Der Jrrfelsberg.
Ich will dich auf einen Berg führen im thüringer Walde; das
ist im ganzen Gebirge beinahe der höchste und gewiß der schönste. Als
einst, so geht eine alte Mähr, das Land und Gebirge umher mit
ungeheuerem Wasser bedeckt war, da sah die Spitze des Berges noch
hervor, wie eine Insel aus dem Meere; daher soll der Berg seinen
Namen Jnselsberg haben. Noch jetzt, wenn du auf dem Gipfel des
Berges früh Morgens dem Aufgange der Sonne harrest, kann dir's
begegnen, daß du rings um dich ein weites Meer wogen siehst, nicht
von Wasser, sondern von Nebel. Aber wenn die Sonne das Nebel-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Schleiz Heinrich Heinrich Heinrich
62
weder an Größe, noch an Bevölkerung bedeutenden Fürstenthümer
(28 Quadratmeilen mit 143,000 Einwohnern) enthalten gleichwohl
manches Merkwürdige. Hier in dem Gebirge, welches noch heute
der teutoburger Wald heißt, wurden vor fast 1900 Jahren die
Römer, welche, nachdem sie sich zu Herren der halben Welt gemacht
hatten, auch Deutschland unterwerfen wollten, von den Deutschen
besiegt. Der Held, welcher unsere Vorfahren in diesem siegreichen
Kampfe anführte und Deutschlands Freiheit rettete, war Hermann von
dem Stamme der Cherusker oder, wie ihn die Römer nennen, Ar-
minius. Allerdings hat man zu allen Zeiten seinen Namen geehrt,
aber ein sichtliches Denkmal ihm zu stiften, hat sich unsere Zeit vor-
behalten. Auf dem Teutberge bei Detmold, einem Gipfel, welcher
die herrlichste Aussicht gewährt, und von wo man einen Theil des
Schlachtfeldes der sogenannten Hermannsschlacht überschaut, ist eine
gewaltige Säule errichtet, welche mit den Nebensäulen einen Tempel
darstellt. Oben auf derselben soll errichtet werden die haushohe Bild-
säule Hermanns mit hoch emporgehobenem Schwerte, während er mit
dem einen Fuße den römischen Adler zu Boden tritt. Die Höhe des
ganzen Werkes wird 47m betragen, so daß es also aus weiter Ferne
gesehen werden kann.
Das Fürstcnthum Waldeck mit der Hauptstadt Arolsen, ein
Ländchen von 20 Quadratmeilen mit nur 56,000 Einwohnern, liegt
hier zwischen den preußischen Provinzen Westphalen und Hessen-
Nassau. Es hat große Waldungen und ist sehr gebirgig. Die Ge-
birge enthalten Eisen, Blei und Kupfer. Von dem eigentlichen
Fürstenthume läßt sich nicht viel Merkwürdiges erzählen. Aber getrennt
hiervon, weiter nördlich, zwischen der Provinz Hannover und Lippe-
Detmold, liegt das zu Waldeck gehörende Bad Pyrmont, welches
unter den mineralischen Bädern Norddeutschlands wohl die erste Stelle
einnimmt. Von dem dort hervorsprudelnden Wasser werden mehrere
Hunderttausende von Krügen versendet, und die Zahl der jährlich ein-
treffenden Kurgäste ist sehr beträchtlich.
Ä8. Die Weser.
Ich kenne einen deutschen Strom,
Der ist mir lieb und werth vor allen,
Umwölbt von ernster Eichen Dom,
Umgrünt von kühlen Buchenhallen.
Ihn hat nicht, wie den großen Rhein,
Der Alpe dunkler Geist beschworen,
Ihn hat der friedliche Verein
Verwandter Ströme still geboren.
So taucht die Weser kindlich aus,
Von Bergen traulich eingeschlossen,
Und kommt im träumerischen Lauf
Durch grüne Au'n herabgeflossen;
So windet sie mit leichtem Fuß
Zum fernen Meere sich hernieder,
Und spiegelt mit geschwätz'gem Gruß
Der Ufer sanften Frieden wieder.
Doch hat sie in der Zeiten Flug
Gar manche große Mähr erfahren,
Und ihre stille Woge trug
Viel Herrliches in fernen Jahren.
Sie sah in ihrer Wälder Schooß
Des Adlers Siegerflügel wanken,,
Und von der deutschen Arme Stoß
Der mächt'gen Roma Säulen schwanken.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Hermann
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Detmold Schwerte Norddeutschlands Rhein
89
Wie viel Staaten kennt ihr jetzt? — In welchem von diesen Staaten
wohnen wir? — Wer kann sie alle in der Reihenfolge aufzählen, wie wir sie
kennen gelernt haben? — Wie viel Kaiserreiche sind darunter? — Wie
•viel Königreiche? — Wie viel Grossherzogthümer? — Wie viel
Herzogthümer? — Wie viel Fürstenthümer? — Wie viel freie
Städte? — Wie heisst das deutsche Reichsland? — In der nächsten Stunde
sollt ihr diese Staaten nach der Reihenfolge dieser Fragen auszählen! —
Diese 27 Staaten bilden mit dem deutschen Reichsland zusammen em..großes
Land und zwar Deutschland. Zwei dieser Staaten: das Kaiserthum O st e r -
reich und das Fürstenthum Liechtenstein gehören nicht zu dem im Jahre 1871
wieder hergestellten „Deutschen Kaiserreich". Welche von den 27 Staaten
Deutschlands bilden also das „Deutsche Kaiserreich"? — Welche von diesen
Staaten liegen an der nördlichen Grenze Deutschlands? — An der west-
lichen? — Südlichen? — Östlichen?
Zeichnet jetzt Deutschland auf die Schiefertafel und sehet dalei besonders
auf die Gebirge, Hauptflüsse, Eisenbahnen, Staateneintheilung
und Hauptstädte!
Ii. Me Natur Deutschlands.')
1. Die drei Naturreiche.
Unübersehbar ist der Reichthum der Natur, den Gott über die
ganze Erde verbreitet hat, und auch Deutschland hat an Natur-
Produtten eine unzählbare Menge aufzuweisen. Die Natur-Produkte
sind — wie wir schon im vorhergehenden Lesebuche gelernt haben —
entweder Thiere, Pflanzen oder Mineralien.
Was sind Thiere? — Was Pflanzen? -— Was Minera-
lien? — Wie nennt man alle Thiere zusammen? — Wie alle
Pflanzen? — Wie alle Mineralien? —
A. Das Thierreich.
I. Säugethier e.
2. Das Pferd.
Vor allen Thieren zeichnet sich das Pferd aus. Edel und kräftig
steht es da; stolz trägt es das Haupt mit schön gewölbter Stirn und
Nase; klug und mild blickt es uns an aus dem runden, großen Auge,
das im Dunkel mit grünem Schein leuchtet. Mit den spitzen Ohren
spielt und lauscht es aufmerksam.
Die vorstehende freie Brust zeugt von dem Muthe, der in ihr
wobnt; schlank und glatt ist der Nacken, und um den gebogenen Hals
*) Auch die nun folgenden Lesestücke werden in ähnlicher Weise, wie dre vorhergehenden, «18
Material zu den Übungen im schriftlichen Ged ankenausdruck benutzt — mit Auswahl
— nach Zeit und Umständen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Liechtenstein Deutschlands Deutschlands Deutschland Deutschlands Deutschland
237
völlig besiegt und gesprengt. Napoleon war raschen Schrittes «Ulf
Berlin losgedrungen und hielt schon am 27. Oktober seinen Einzug
-in die trauernde Hauptstadt. In unerhörter Weise ergaben sich die
Festungen, und nur wenige Befehlshaber derselben hielten sich so
tapfer und standhaft, wie Courbier in Graudenz. Als die
Franzosen diesem Kommandanten sagen ließen: „es gebe ja keinen
König von Preußen mehr!" antwortete er: „Nun, so bin ich König
von Graudenz und werde mich zu vertheidigen wissen."
So der Oberst Gneisenau, der, unterstützt von dem Bürger Nettel-
beck, Kolberg rettete. Ebenso rettete der 75jährige Oberst Hermann
die Festung Pi'llau. Als die Franzosen vor derselben erschienen, rief
er die ganze Besatzung zusammen und ließ sie in einen Kreis treten, in
dessen Mitte ein Sarg stand; vor dem Sarge stand der Oberst selbst.
„Kameraden," sprach er, „lebendig übergebe ich die Festung
nicht/ Hier ist mein Sarg; wer mich überlebt, der lege mich
hinein. Wer ein braver Soldat ist, der schwöre: Preußen
oder Tod!" Alle schwuren — und die Festung konnte von den Fran-
zosen nicht genommen werden. —
Die Trümmer des preußischen Heeres vereinigten sich hinter der
Oder mit einem russischen Hülfsheere, und zwei Tage hinter einander,
am 7. und 8. Februar 1807, wurde die mörderische Schlacht bei Eilau
geschlagen, in welcher die Preußen ihren alten Waffenruhm wieder
bewährten. Aber am 14. Juni erfolgte die unglückliche, entscheidende
Schlacht Lei Friedland, in welcher Napoleon einen vollkommenen
Sieg über die verbündeten Heere der Russen und Preußen erfocht.
Friedrich Wilhelm sah sich zum Frieden genöthigt. Als Napoleon in
Tilsit mit dem Könige von Preußen zusammenkam, um Frieden zu
schließen, war auch die Königin Louise dabei. „Wie konnten Sie es
nur wagen, mit mir Krieg anzufangen?" ftagte der hochmüthige Sieger.
Da richtete sich die preußische Königin hoch auf. „Dem Ruhme
Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über unsere
Kräfte zu täuschen, wenn wir uns getäuscht haben!" ant-
wortete die Königin mit Würde — und der trotzige Sieger verstummte.—
Am 9. Juli wurde der Friede zu Tilsit geschloffen. Preußen
verlor nach diesem Friedensschluß fast die Hälfte seines Gebietes — alle
Länder westlich von der Elbe mit 5 Millionen Einwohnern. Aus
preußischen, braunschweigischen, hannöverischen und hessischen
Ländern bildete Napoleon ein neues Königreich, Westphalen,
mit der Hauptstadt Kassel, und setzte darüber seinen Bruder Hieronymus
als König. So stand jetzt ein kleines Frankreich im Herzen von
Deutschland! — Als aber Napoleon gegen Ende des Jahres 1812
aus Rußland durch Feuer, Kälte, Hunger und russische Waffen ge-
schlagen war*), da ging durch alle Herzen die fteudige Ueberzeugung,
daß jetzt die Stunde der Befreiung für das Vaterland gekommen sei.
Am 3. Februar 1813 erließ Friedrich Wilhelm von Breslau aus
*} 6. Seite 458 Nr. 28.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Courbier Gneisenau Hermann Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Friedrichs Friedrichs Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm_von_Breslau Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Graudenz Bürger_Nettel- Kolberg Fran- Friedland Tilsit Kassel Frankreich Deutschland
willige auszurüsten, oder die Kleidungsstücke, Betten und Verbandzeug
hergaben, oder Charpie zupften, um Kranke.und Verwundete zu pflegen?;
Eine fchlesifche Jungfrau schnitt sich, weil sie nichts Anderes zu geben
hatte, ihr schönes Haar ab und gab den Erlös hin zur Ausrüstung der
Freiwilligen. Männer und Frauen wetteiferten mit einander in dem
edlen Bestreben, dem Aufrufe des verehrten Landesvaters zu entsprechen,
und Preußen ist den übrigen Deutschen damals ein würdiger Ver-
treter und das erste Beispiel der Freiheit und Ehre geworden.
Die Begeisterung, welche Preußen bewegte, zündete aber auch in dem
übrigen Deutschland. Von den fernsten Grenzen des Südens bis
zum Norden und Westen, wo nur immer deutsche Zungen redeten
und deutsches Blut in den Adern rollte, da wiederholte sich
derselbe Sinn, dasselbe Streben bei Jung und Alt, in jedem Stande
und in jedem Geschlechte. Ein neuer Völkersrühling war angebrochen
im deutschen Lande. Edle Sänger, wie Theodor Körner, Max
Schenkendorf, Friedrich Rückert, Moritz Arndt und viele andere
erhoben ihre Stimmen, und ihre Lieder klangen in tausendfachem Chor
wieder im Heere und im Volke.
„Das Volk steht auf, der Sturm bricht los.
Wer legt noch die Hände feig in den Schooß!" —
so erklang Körner's mahnende Stimme, und Arndt sang sein berühmtes
Lied: „Was ist des Deutschen Vaterland?" —
Vollkommen haben es die Deutschen damals bewiesen, daß Ehre
und Freiheit, König und Vaterland chnen heilige und theure Güter
sind — und daß sie für diese Güter Siege zu erkämpfen wissen, wie
sie uns die Geschichte erzählt von den Tagen bei Großbeeren
(2?. August 1813), an der Katzbach (26. August), bei Dennewitz
(6. September) und bei Leipzig (16., 18. und 19. Oktober). —
40. Blücher und die Schlucht mr der Katzbach.
(26. August 1813.)
Am 2. Mai fand in der Nähe von Lützen die erste Schlacht in
den Befreiungskriegen statt. Napoleon hatte vermessen gedroht, der
preußische Name sollte gänzlich ausgelöscht werden aus der Reihe der
Völker. Gott aber wollte es anders. Gleich bei Lützen oder Groß-
Görschen kämpften die jungen preußischen Krieger mit einer Kühnheit
und Todesverachtung gegen die französische Übermacht, daß Napoleon
nur mit Mühe das Schlachtfeld behauptete. In größter Ruhe und
Ordnung zogen sich die Verbündeten an die Elbe zurück. Damit
aber Niemand dies als eine Flucht deuten sollte, redete Blücher am
Tage nach der Schlacht seine Truppen also an: „Guten Morgen,
Kinder! Diesmal hat es gut gegangen! Die Franzosen sind gewahr
geworden, mit wem sie es zu thun haben. Der König läßt sich bei
euch bedanken. Aber das Pulver ist alle! Drum gehen wir bis hinter
die Elbe zurück. Da werden unsere Kameraden kommen. Die bringen
uns Pulver und Blei. Dann sollen die Franzosen die schwere Noth
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Theodor_Körner Max
Schenkendorf Max Friedrich_Rückert Friedrich Moritz_Arndt Arndt August August August Napoleon Napoleon
Soldaten „Marschall Vorwärts" genannt; der König aber gab chm
den Ehrentitel: „Fürst von Wahl statt".
41. Der Trompeter an der Katzbach.
Von Wunden ganz bedecket,
Der Trompeter sterbend ruht,
An der Katzbach hingestrecket,
Der Brust entquillt das Blut.
Brennt auch die Todeswunde,
Doch sterben kann er nicht,
Bis neue Siegeskunde
Zu seinen Ohren bricht.
Und wie er schmerzlich ringet
In Todesängsten bang,
Zu ihm heruberdring et
Ein wohlbekannter Klang.
Das hebt ihn von der Erde,
Er streckt sich starr und wild.
Dort sitzt er aus dem Pferde
Als wie ein steinern Bild.
Und die Trompete schmettert —
Fest hält sie seine Hand —
Und wie ein Donner wettert
Victoria in's Land.
Victoria — so klang es,
Victoria — überall,
Victoria — so klang es
Hervor mit krästgem Schall —
Doch als es ausgeklungen,
Setzt die Trompet' er ab,
Das Herz ist ihm zersprungen,
Vom Roß stürzt er herab.
Um ihn herum im Kreise
Hielt's ganze Regiment.
Der Feldmarschall sprach leise:
Das heißt ein selig End'i
(I. Mosen.)
42. Die Völkerschlacht bei Leipzig.
(16.-18. Oktober.)
In der Mitte Oktobers zogen sich die gewaltigen Heere in der
Gegend von Leipzig zur großen Entscheidung zusammen; die Öster-
reicher unter Schwarzenberg, die Preußen unter Blücher, die
Russen unter Wittgenstein, die Schweden unter ihrem Kronprinzen,
zusammen an 300,000 Mann, die Franzosen über 200,000 Mann,
aber unter der einzigen Führung ihres ruhmreichen Kaisers. Auf beiden
Seiten ahnte man, daß hier über Europa's Geschick die blutigen Würfel
fallen sollten. Fürst Schwarzenberg rief es dem verbündeten Heere
mit ernsten Worten ins Gedächtniß. Am 16. Oktober begann die große
Völkerschlacht bei Leipzig. So schrecklich war der Kanonendonner,
daß die Erde im weiten Umkreise erbebte: auf drei Seiten zugleich ent-
brannte der furchtbare Kampf, im Südosten der Stadt bei Wachau,
im Westen bei Lindenau und im Norden bei Möckern, wo Blücher
mit seinen braven Preußen eine besondere Schlacht schlug. Mit uner-
hörter Anstrengung und rühmlichem Heldenmuth wurde auf beiden Seiten
der Kampf geführt; am Nachmittage des 16. schien es, als sollten die
Franzosen siegen, aber zu zeitig triumphirte Napoleon, denn bis zum
Abend errang Blücher bei Möckern die größten Vortheile. Dort hatten
die Preußen den blutigsten Kamps des ganzen Krieges zu bestehen:
dreimal mußten sie das Dorf in Sturm nehmen, und dreimal wurde
es ihnen wieder entrissen, aber zuletzt behielten sie dennoch den Sieg.
Brennende Dörfer beleuchteten das blutige Schlachtfeld, als die
Nacht heraufgezogen war; wie Leichenkerzen flackerten die Nachtfeuer
in der weiten Todtenstille, die nur von dem Winseln der Sterbenden
Haesters' Yesehuk für Okerkk. Simnuan^Ansq. 16
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Victoria Victoria_— Victoria_— Schwarzenberg Wittgenstein Schwarzenberg Napoleon
244
Am Wasser der Katzbach er's auch hat bewährt,.
Da hat er die Franzosen das Schwimmen gelehrt:
Fahrt wohl, ihr Franzosen, zur Ostsee Hinabi
Und nehmt, Ohnehosen, den Wallftsch zum Grab!
Bei Wartburg an der Elbe, wie fuhr er hindurch
Da schirmte die Franzosen nicht Schanze, noch Burg;
Sie mußten wieder springen, wie Hasen über's Feld,
Und hell ließ erklingen sein Hussah der Held.
Bei Leipzig auf dem Plane, o herrliche Schlachti
Da brach er den Franzosen das Glück und die Macht;
Da lagen sie so sicher nach blutigem Fall,
Da ward der Herr Blücher ein Feldmarschall!
Drum blaset, ihr Trompeten! Husaren heraus!
Du reite, Herr Feldmarschall, wie Winde un Saus!
Dem Siege entgegen zmn Rhein, über'n Rhein,
Du tapferer Degen, in Frankreich hinein! (Arndt.)
In der Neujahrsnacht von 1813 ans 1814, mit dem Schlage 12 Uhr, zog
Fächers Heer bei Mannheim und er selbst hei Caub über den Rhein,
während der rechte Flügel des grossen Heeres der Verbündeten durch
Holland, der linke durch die Schweiz in Frankreich eindrang. Nach
manchen Kämpfen hielten die Verbündeten am 31. März siegreich ihren
Einzug in die stolze Hauptstadt Paris. Napoleon wurde abgesetzt und auf
die Insel Elba verwiesen. Am 30. Mai 1814 wurde der erste pariser
Friede geschlossen. Aber es dauerte kaum ein Jahr, da verliess Napoleon
Elba, kam wieder nach Frankreich und der Krieg begann von Neuem. Bei
Waterloo oder Belle-Alliance kam es am 18. Juni 1815 zur entscheiden-
den Schlacht. Die französische Armee wurde vernichtet, und die Verbündeten
hielten am 7. Juli ihren zweiten Einzug in Paris. Napoleon wurde auf
die Insel St. Helena verwiesen, wo er am 5. Mai 1821 gestorben ist. Am
20. Mai 1815 wurde der zweite pariser Friede geschlossen.
Schon nach dem ersten pariser Frieden hatten alle an dem Kriege gegen
Napoleon betheiligt gewesene Fürsten Abgesandte nach Wien geschickt, um
die Angelegenheiten der deutschen Staaten zu ordnen. Diese Versammlung,
der „Wiener Congress“ genannt, dauerte vom 20. September 1814 bis zum
9. Juli 1815. Durch diesen Congress wurde das deutsche Reich — wie es bis
1806 bestanden hatte — nicht wieder hergestellt, sondern Deutschland in
einen Staatenbund verwandelt, unter dem Namen „der deutsche Bund“, der
bis 1866 bestanden hat. Bei seiner Gründung zählte er 39, bei seiner Auf-
lösung noch 33 Staaten. Die Bundesversammlung (der Bundestag)
bestand aus den Gesandten aller deutschen Staaten und hatte ihren Sitz zu
Frankfurt am Main. Der Zweck des Bundes war die Erhaltung der
innern und äussern Sicherheit Deutschlands. Das Bundesheer
betrug im Falle eines Krieges etwa 600,000 Mann.
Preussen erhielt nach dem Wiener Congress nicht bloss seine frühern,
von Napoleon ihm genommenen Landestheile zurück, sondern ausserdem noch:
das Grossherzogthum Posen, schwedisch Pommern mit Rügen, die Hälfte
des Königreichs Sachsen, Westphalen und die Rheinprovinz.
44. Die Krieges - Denkmünze.
Traulich geht der Knab' an Vaters Seite;
Regen Sinnes und voll Wisscnslust,
Fragt er forschend, was der Schmuck bedeute,
Links, am bunten Band auf Vater's Brust. —
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Extrahierte Personennamen: Arndt Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee_Hinabi Rhein Rhein Frankreich Mannheim Rhein Holland Frankreich Paris Elba Elba Frankreich Paris Wien Deutschland Frankfurt_am_Main Deutschlands Posen Sachsen Rheinprovinz
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nahmen zur Befreiung der Herzogthümer Schleswig-Holstein von der
Vergewaltigung der Dänen. Preußen hatte Österreichs Theilnahme an
dem Kriege gewünscht, um die Einmischung des Auslandes in diese
deutsche Angelegenheit abzuhalten, andererseits aber auch, um in der
Leitung derselben nicht von den Mittel- und Kleinstaaten am Bunde
abhängig zu sein. Österreich hielt seine Betheiligung für rathsam, um
Preußens Schritte im Norden zu beobachten und diesem die Vortheile
des Sieges nicht allein zu überlassen — und» so wurden denn die
beiden deutschen Großmächte hier Bundesgenossen im Kampfe um
Schleswig-Holstein.
Ä?. Der Schleswig-Holstein'fche Krieg.
(1864.)
Seit gar langer Zeit standen die deutschen Herzogthümer
Schleswig-Holstein unter der Regierung der Könige von Däne-
mark. Dabei blieben aber die alten Grundsätze bestehen, wonach die
Herzogthümer nicht mit Dänemark vereinigt, sondern als selbstständige,
fest mit einander verbundene Staaten — „up ewig ungedeelt“ —
bestehen bleiben und nach eigenen Landesgesetzen regiert werden sollten.
Schon in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts fing man aber
in Dänemark an, das hergebrachte Recht der Herzogthümer zu verdunkeln,
den Bewohnern deutsche Sitte und deutsche Sprache zu verküm-
mern und dafür in Kirche und Schule ihnen das Dänische aufzu-
dringen. Standhaft widersetzten die Schleswig-Holsteiner sich diesen
Versuchen. Das ging unter vielen Wechselfällen so fort, bis der König
Christian Ix. am 18. November 1863 eine neue, vom dänischen
Reichsrath genehmigte Verfassung unterzeichnete, nach welcher das
Herzogthum Schleswig von Holstein getrennt und der dänischen
Monarchie einverleibt werden sollte. Da hierin eine offenbare Ver-
letzung -des Rechtes der Herzogthümer lag, so forderten Österreich
und Preußen den König Christian auf, diese Verfassung zurückzunehmen.
Die Aufforderung blieb ohne Erfolg — und so mußte denn der Krieg
entscheiden, den jetzt Österreich und Preußen gemeinschaftlich unter-
nahmen. Im Januar 1864 rückten die vereinigten Österreicher und
Preußen, 45,000 Mann stark, in Holstein ein. Am 2. Februar
wurden die Schanzen bei Mifsunde von den Preußen beschofien, und
als die Österreicher bis zu dem von den Dänen besetzten „Danne-
werk", einem durch Wall und Graben, durch Schanzen und Forts
besetzten Damm, vorgedrungen waren, hatten die Dänen sich bereits
nach Norden zurückgezogen. Unweit Flensburg wurden sie von den
Österreichern eingeholt und bei Oversee am 6. Februar geschlagen.
Am 9. Februar rückten die ersten Preußen in den Sundewitt ein.
Nach einer längeren Belagerung und Beschießung der „Düppeler
Schanzen" erfolgte am 18. April der denkwürdige Sturm auf
dieselben. Um 2 Uhr Nachmittags waren die Schanzen in Besitz der
Preußen und das ganze Festland Schleswigs von den Dänen befreit.
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Extrahierte Personennamen: Christian_Ix Christian
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Dänemark Holstein Holstein Flensburg Oversee Schleswigs