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Saline bei Lüneburg ist eine der größten Deutschlands. Sie wurde —
wie die Sage erzählt — vor mehr denn 700 Jahren von einem Schweine
entdeckt, welches sich in einer Pfütze herumgewälzt und, nachdem es wieder
trocken geworden war, das klare, weiße Salz an seinen Borsten hangen
hatte. — Eine allgemeine Beschäftigung auf dem Lande ist Spinnerei
und Leinweberei; die Heidebewohner treiben starke Bienenzucht.
Die Provinz Hannover ist in sechs Landdrosteien eingetheilt:
Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Stade, Osnabrück und Ost-
friesland. Die Hauptstadt der Provinz, Hannover, Sitz des
Oberpräsidenten, liegt an der Leine, in einer ebenen, wohlan-
gebauten Gegend und zählt mit den Vorstädten 88,000 Einwohner.
Unter den vielen schönen Gebäuden zeichnen sich besonders aus: das
Schloß, das Theater und die Christuskirche. Unweit der Stadt
liegt das Schloß Herrenhausen mit großartigen Garten-Anlagen
und berühmten Wasserkünsten. In der Vorstadt Linden befindet
sich die bedeutende Eggestorff'sche Maschinenfabrik. — Die alter-
thümliche Stadt Hildesheim, mit 21,000 Einwohnern, liegt in einer
sehr fruchtbaren Gegend, ist der Sitz eines katholischen Bischofs und hat
einen ehrwürdigen Dom mit einer vergoldeten Kuppel. Am Harz-
liegen: Goslar, uralte freie Reichs- und Kaiserstadt mit 8000 Einwoh-
nern am erzreichen Nammelsberge — Klausthal und Zellerfeld,
auf einer fast 625m hohen Hochebene des Oberharzes, mit Berg-
akademie und 15,000 meist vom Bergbau lebenden Einwohnern —
und Göttingen, berühmte Universitätsstadt mit 13,000 Einwohnern.
Die Stadt Osnabrück, mit 19,000 Einwohnern, Sitz eines katholischen
Bischofs, ist geschichtlich bekannt durch den hier abgeschlossenen „west-
phälischen Frieden". Emden, mit 13,000 Einwohnern, am Aus-
fluß der Ems in den Dollart, treibt Seehandel und Härings-
fischerei. In der Nähe liegen die Inseln Borkum und Norderney,
letztere mit einem besuchten Seebade. Lüneburg, mit 15,000 Ein-
wohnern, Harburg und Stade sind lebhafte Handelsstädte. Celle,
mit 15,000 Einwohnern, liegt am südlichen Rande der großen „Lüne-
burger Heide".
16. Die Marsch.
Ein Land, dem Flüsse und Meere nicht fehlen, hat einen großen
Segen. Die Hannoveraner brauchen nicht weit zu gehen, um sich davon
zu überzeugen. Sie haben die große Elbe und Weser, die Ems und
manche kleine Flüsse im Lande, und die brausende Nordsee ist ihre
Nachbarin. So haben sie den Segen daheim und mögen sich reichlich an
ihm erfreuen! Und — wollt ihr wissen, wo dieser Segen steckt? — Geht
zur Regenzeit nur an die Ufer dieser Gewässer, so merkt ihr bald, was
für ein fettes Erdreich da liegt; denn die Füße wollen euch stecken
bleiben, und an euren Schuhsohlen hängt's dick von Thon und Schlamm.
Der Pflüger hält oft inne; denn wie kräftig auch seine Pferde sind, sie
können das Erdreich nur mit Mühe bewältigen und bedürfen bald
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
52
die Verbindung mit seiner Regierung also sehr beschwerlich. — Im
Jahre 1854 hat Preußen von Oldenburg ein Stück Landes am Jah-e-
busen zur Anlegung eines preußischen Kriegshafens angekauft.
Das eigentliche Oldenburg, dessen Hauptstadt gleichen Namen
hat, ist ein Land von sehr ungleicher Fruchtbarkeit. Wären nicht große
Strecken dürres Heideland oder Morast zwischen den Ackerfeldern,
so wäre es kaum erklärlich, daß auf einem Flächenraum von
114 Quadratmeilen noch nicht 315,000 Menschen leben. Allein diese
Einwohner befinden sich unter der väterlichen Regierung ihres Groß-
herzogs sehr wohl und möchten mit andern Deutschen nicht tauschen.
Auch die Stadt Oldenburg, mit 14,000 Einwohnern, an einem schiff-
baren Nebenflüsse der Weser ist freundlich und wohlhabend.
Wiederholnngsfragen! —
Zeichnen und Beschreiben! —
38. Das Herzogthrrnr Braunschweig.
(6.)
Braunschweig liegt zerstreut im südlichen Theile der Provinz
Hannover und beträgt nur 67 Quadratmeilen mit 311,000 Bewoh-
nern. Der südliche Theil von Braunschweig begreift emen großen Theil-
des Harzgebirges in sich, und besteht daher meistens aus Bergen und
Wäldern; nur an der Leine und Weser befindet sich bequemes
Ackerland. Dagegen fehlt es nicht an Holz, an Eisenschmelz-
und Glashütten, an Berg- und Salzwerken. In einem engen
Thale des Harzes finden sich hier merkwürdige, berühmte Höhlen,
die Baumanns- und Bielshöhle, in welchen man die seltsamsten
Figuren von Tropfstein sieht. In dem nördlichen Theile hingegen,
wo flaches Land ist, baut man Flachs, Hanf und Getreide
in Menge, und die Viehzucht ist ansehnlich. Die Weser, Leine,
Ocker, Bode und andere kleine Flüsse durchströmen das Land und
sind für die fleißigen Einwohner von großem Nutzen; denn diese treiben
mit Hopfen, Wolle und Manufacturwaaren, so wie mit
Mineralien einen guten Handel, der durch die braunschweiger
Messe sehr befördert wird. —
Die Hauptstadt des Landes ist Vraunschweig, in dem nörd-
lichen Theile gelegen, mit 57,000 Einwohnern. Sie ist eine sehr alte,
aber durch Fabriken und Handel, besonders jedoch durch jährliche Messen
belebte Stadt. Ein Nachkomme aus der fürstlichen Familie Braun-
schweigs war der edle Menschenfreund, Herzog Leopold von Braun-
schweig, welcher sein Leben bei Frankfurt an der Oder verlor, als
er den von einer Überschwemmung Bedrängten Hülfe zu bringen suchte.
39. Die Baumannshöhle
liegt in dem Kalkfelsen des linken Bodeufers. Der Weg dahin führt,
was ich nicht erwartet hatte, eine ziemliche Strecke weit bergauf. Vor dem
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Leopold_von_Braun- Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Oldenburg Oldenburg Oldenburg Braunschweig Provinz
Hannover Frankfurt
78
Mittags und Nachts einen künstlichen Hahn krähen läßt. Der Bau
des Straßburger Münsters begann unter dem Meister Erwin von
Steinbach im Jahre 1276 und wurde vollendet durch den Meister
Johann Hülz von Köln im Jahre 1439. — Die bedeutendste
Fabrikstadt des Elsaß ist Mülhausen, an der Jll, mit 52,000
Einwohnern. Es liefert Seiden-, Baumwollen- und Wollen-
zeuge und besitzt großartige Zeugdruckereien, Färbereien und
Bleichen. Auch die Fabrikation in Metallwaaren und Leder-
arbeiten ist sehr bedeutend. — Fast in der Mitte zwischen Straß-
burg und Mülhausen liegt in einer sehr schönen Gegend Colmar,
früher freie deutsche Reichsstadt, jetzt Hauptstadt des Bezirks Ober-
Elsaß, mit 24,000 Einwohnern. Nordwestlich von Straßburg, am
Fuße der Vogesen, liegt in schöner Gegend die Stadt Zabern, mit
6000 Einwohnem. Von hier führt ein schlangenförmig angelegter Weg,
die „Zaberner Stiege", mit 17 verdeckten, gemauerten Brücken
über die Vogesen nach Lothringen. Auch die Eisenbahn, welche,
von Straß-burg kommend, hier die Vogesen überschreitet, hat bedeutende
Brücken, Dämme, Tunnels und Viadukte. Außer diesen Städten
können hier nur noch genannt werden: Hagenau, durch seinen herrlichen
Wald, den „Hagenauer Forst", die reichste Stadt im Elsaß, mit
11,000 Einwohnern — Bischweiler, mit einträglichem Hopsenbau, be-
deutenden Tuchfabriken und 10,000 Einwohnern — und die Festungen
Schlettstadt, mit 11,000 und Neubreisach, mit 2000 Einwohnern.
— Bei den Städtchen Weißenburg und Wörth erfochten die deut-
schen Heere am 4. und 6. August 1870 die ersten Siege über die Fran-
zosen, wovon ihr in der vaterländischen Geschichte mehr erfahren werdet. —
Die Hauptstadt von Lothringen, Sitz eines katholischen
Bischofs, ist die alterthümliche Stadt und starke Festung Metz, an
der Mosel, über welche hier 14 Brücken führen. Unter den Kirchen der
Stadt zeichnet sich der großartige Dom aus. Als freie deutsche Reichsstadt
war Metz vom 11. Jahrhundert an von der größesten Bedeutung und
konnte sich an Macht, Reichthum und Glanz mit Frankfurt, Augs-
burg und Aachen vergleichen. Die glänzendsten Tage feierte die
Stadt und Bürgerschaft um Weihnachten des Jahres 1356, als der
deutsche Kaiser Karl Iv. hier den großen und berühmten Reichstag
abhielt, auf welchem die „goldene Bulle", ein Reichsgrundgesetz
über die Kaiserwahl und die Rechte der Kurfürsten, verkündigt wurde*).
Jetzt hat die Stadt Mer 51,000 Einwohner und besitzt bedeutende
gewerbliche Anstalten: zahlreiche Gerbereien, Glasmalereien,
Waffen-, Leinwand-, Flanell-, Seidenplüsch-, Hut- und
Blumensabriken. Daß nach drei siegreichen Schlachten, am 14.,
16. und 18. August 1870, die deutschen Heere eine französische Armee
in Metz eingeschlossen und am 27. Oktober gefangen genommen haben,
wird euch in der vaterländischen Geschichte ausführlicher erzählt. —~
*) Siche Erster Abschnitt Iv., S. 235.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Erwin_von
Steinbach Johann_Hülz Johann August Metz Karl_Iv Karl August
146
aber ins Waffer, so leben sie wieder auf und breiten sich aus. Unter
den Moosgewächsen herrscht eine große Mannigfaltigkeit, alle aber haben
einen scharfen und bittern Geschmacks einige auch einen angenehmen Ge-
ruch. — Nützlich sind uns die Moose dadurch, daß man sie zum Pol-
stern benutzen, Löcher und Spalten in Schiffen damit verstopfen und
allerlei Waaren und Gewächse weich damit verpackt versenden kann. In
den Wäldern findet man die Bäume besonders von der nordwest-
lichen Seite mit Moos bewachsen, weil die Moospflanzen hier schattig,
kühl und feucht stehen; man kann sich daher im Walde durch dieses
Merkmal einigermaßen zurecht finden. Wenn die Moose einen Baum
zu sehr einnehmen, so verursachen sie die Fäulniß der Baumrinde und
führen nach und nach, gleich einer Krankheit, den Tod des Stammes
herbei. An den Obstbäumen sind sie noch dadurch verderblich, daß sie
einer Menge schädlicher Insekten zum Aufenthalt dienen. Man reinigt
darum die Bäume öfters durch Waschen mit Lauge und Kochsalz, oder
durch Anstreichen mit Kalkmilch, oder am besten durch Abbürsten des
Mooses.
7*. Das Moos.
Zu Füßen dir das nied're Moos, Vernehmlich ist mir, wie es spricht:
Zufrieden ists mit seinem Loos Und rag' ich auch gen Himmel nicht,
Und wünschet nicht: o wär' ich groß! Mich findet doch das Sonnenlicht.
la. Schults.)
Vi. S ch w ä m m e und Pilze.
73. Die Schwämme.
Die Schwämme sind sehr unvollkommene Gewächse, an welchen
man nicht, wie an anderen, Wurzel, Stamm, Zweige, Blätter, Blüthen
und Früchte unterscheidet. Sie erzeugen sich von selbst aus Keimen,
die meistens in faulenden oder modernden Stoffen ausgehen und wieder
das Vermodern, z. B. des Holzes befördern. Manche stehen auf einem
Strunk, über welchem sich ein flacher oder kegelförmiger Hut ausbreitet,
manche sitzen unmittelbar auf einem festen Boden ohne allen Stiel,
theilen sich aber in Blätter von verschiedener Gestalt. Die meisten sind
fleischig und zerbrechen bei dem geringsten Stoße fast wie mürbes Obst,
einige dagegen sind zähe, wie z. B. der Zunderschwamm, woraus
mittels einer Beize die weichen Lappen des Zunders verfertigt werden.
Mancher gebraucht den Ausdruck Schwamm für solchen Zunder, ohne
zu wissen, woher er rührt, und ohne jemals den Schwamm selbst an
den dicken Stämmen der Eichen und Buchen gesehen zu haben. Dieser
Zunderschwamm ist wenigstens ein nützliches Gewächs, ob man das näm-
liche aber von den übrigen Schwämmen behaupten soll, ist zweifelhaft.
Denn obgleich eine bedeutende Zahl der letzteren für eßbar gilt, so
geben sie doch eine schwer verdauliche Speise, und die giftigen unter
ihnen sind, den Fliegenpilz etwa ausgenommen, von den nicht giftigen
Arten schwer zu unterscheiden.
Man nennt die Schwämme auch wohl Pilze. Dieser Ausdruck
164
des Ungeheuers gewandert sein, denn er war bis oben angefüllt. Auch
wir wurden ohne Umstände hineingeworfen, nachdem man vorher einen
Kasten voll Kohlen hineingeschüttet hatte. Die Hitze war so gräßlich,
daß wir zerschmolzen und flüssig wie Wasser wurden. Ein starker
Wind brauste nämlich unaufhörlich durch zwei Öffnungen in den Ofen
hinein und hetzte das Feuer der Kohlen, womit der Ofen außer uns
Steinen noch angefüllt war, ohne Unterlaß auf uns los. Der Ofen
wäre wohl selbst zerschmolzen, wäre er von Eisen und nicht von feuer-
festem Sandstein gewesen. Mancher unreine Anhang von unserm früheren
Aufenthalte aus der Unterwelt her trennte sich hier als Schlacke von
uns, und wir wurden hier gereinigte und geläuterte Wesen, so
daß ich's den Leuten Dank weiß, die mich in diesen Feuerofen brachten.
Als wir ihn von oben bis unten durchwandert hatten, wurde er ge-
öffnet, und schnell wie Waffer lief ich hinaus, feuerroth von Hitze,
meine Kameraden hinterdrein; vor der Thür des Öfens erstarrten wir
in Rinnen, die man in Sand eingedrückt hatte, und so wurden wir
zu einer Eisenstange. Als solche haben wir noch ins Feuer verschiede-
ner Hammerhütten wandern müssen, zerschmolzen aber nicht wieder;
denn hatte uns das Feuer glühend roth gebraten, so holle uns ein
Manu mit einer gewaltig langen Zange wieder aus dem Feuer heraus,
legte uns auf einen Amboß und ließ im Takte einen Hammer auf
uns niederfallen, der so centnerschwer war, daß ihn die Zapfen der
Welle eines rauschenden Wasserrades heben mußten. Dabei hielt uns
der Mann immer mit der Zange fest, und obschon wir uns dehnten
und streckten, hielt er doch bald die eine, bald die andere unserer vier
Seiten unter die gewaltigen Hammerfchläge, daß die Funken sprühten.
Endlich war noch eine qualvolle Probe zu bestehen. Obgleich wir so
vielfach geschlagen waren, so mußten wir doch noch zwischen wagrecht
über einander liegende Walzen hindurchwandern, die so gewaltig
drückten, daß eine dünne Platte aus uns wurde. Diese zerschnitt
man in schmale, kurze Streifen und machte aus denselben eine Menge
Cylinder, so groß, daß sie das obere Glied eines Fingers decken
konnten. Auch ich ward zu einem solchen Cylinder geformt und freute
mich nicht wenig über meine Gestalt, die nun doch nach etwas aussah,
und ich glaubte fest, am Ziele meiner Bestimmung zu sein. Aber da
hatte ich mich getäuscht, denn mir wurde noch eine gewölbte Decke auf-
gelöthet, und wie du siehst, ist sowohl das Auflöthen der Decke, als
das Zusammenlöthen des Cylinders so geschickt gemacht, daß es aussieht,
als wäre ich aus einem Stücke gearbeitet. Ein mll eisernen Spitzen
besetztes Rad stach mir zuletzt noch meine Augen ein, und so war ich
denn endlich nach vielen Leiden ein nützlicher Fingerhut geworden.
Iii. Salze.
92. Die Salze.
Gewöhnlich versteht man unter dem Namen Salz nur das eine
Mineral, womit die Sveisen gewürzt oder gegen Fäulniß bewahrt
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
167
Erdarten bilden zunächst die Grundlage des Acker- und Gartenbaues,
denn in ihnen wurzeln der Pflanzen zahllose Arten. Wenn ihr im
Herbste einen Haufen Laub zusammenscharrt und bis zum nächsten Jahre
liegen laßt, so werdet ihr statt Laub einen Haufen Gewächs erde
(vegetabilische Erde) haben. Ebenso entsteht aus verfaullen Thieren
Thiererde (animalische Erde). Alles, was da lebt, wird wieder zu
Erde. — Die aus verwesten Thier- und Pflanzenkörpern entstandene
Erde heißt Humus oder Düngererde. Ist dieselbe mit Lehm, Sand
oder verwittertem Gestein vermischt, so nennt man sie Garten- oder
Dammerde, und das ist die Erdart, welche überall in Wäldern,
Wiesen, Äckern und Gärten die oberste Schicht und den fruchtbarsten
Ackerboden bildet.
Der Thon, dessen gröbere Sorten Lehm oder Lette heißen, ist
nicht so geeignet zum Ackerbau, weil er zu dicht ist, die Ausbreitung
der Wurzeln dadurch hindert, die Nässe zu lange behält und in der
Sonnenhitze zu einer allzu festen Masse wird. Allein zur Verbesserung
des durchfälligen Sandbodens wird er vortheilhaft angewendet. Dieser
landwirtschaftliche Nrrtzen der Thonerde wird noch übertroffen von
dem gewerblichen Gebrauche, den man von der Thonerde beim Bauen
und bei der Töpferei macht. Als Lehm wird sie zum Tünchen der
Fußböden und beim Holzbau zum Aussetzen der Wände gebraucht. Noch
besser werden beim Fachwerksbau die Öffnungen oder Felder mit Lehm-
steinen ausgemauert; ja man baut sogar ganze Häuser aus solchen ge-
formten und getrockneten Lehmsteinen, die aber freilich nicht gut Nässe
vertragen können und leicht Risse bekommen. Sonst zeichnen sich solche
Gebäude durch ihre Wärme aus; denn es ist eine Eigenschaft des
Lehms, daß er Wärme und Kälte nicht leicht durchläßt. Aus diesem
Grunde mauert man auch Kessel mit Lehm ein und überzieht Backöfen
damit. Vorzüglich dient der Lehm zur Ziegelbrennerei, und zwar werden
aus ihm Dach- und Mauerziegel gemacht, die um so besser sind,
je mehr sie der Hitze ausgesetzt werden. Die Güte der Ziegeln läßt
sich nicht sowohl aus der Farbe, etwa, daß dieselben recht dunkel-
roth aussehen, als vielmehr aus dem mehr oder minder hellen Klange
erkennen.
Der Töpferthon ist bedeutend feiner und reiner als der Lehm
und stählt sich fettig an, wenn er gehörig geschlemmt und geknetet wor-
den ist. Er bedarf aber auch großer Biegsamkeit und Geschmeidigkeit,
wenn die Hand des Töpfers daraus auf der einfachen Drehscheibe, die
mit den Füßen in Bewegung gesetzt wird, Töpfe, Schüsseln und Teller
von den verschiedensten Formen bilden sollen. Ist der Thon gut, und
geräth das Geschirr im Brennofen, so muß es einen hellen Klang
haben und darf nicht leicht zerbrechen. Die Glasur des irdenen Ge-
schirres geschieht durch geschmolzene Mineralien, vornehmlich aber durch
Bleiglätte.
Die Porzellanerde ist der feinste Thon, der noch dazu sehr kunst-
gemäß zubereitet werden muß. In China und Japan in Asien kannte
168
man die Kunst der Porzellan-Fabrikation schon in uralten Zeiten,
aber in Europa nicht; und da das aus jenen fernen Ländern kommende
Porzellan theuer bezahlt wurde und schwer zu haben war, so strebte
man in Deutschland lange nach Erforschung des Geheimnisses. Endlich
gelang es einem Apotheker, Namens Böttcher, in Sachsen, Porzellan
» zu verfertigen. Er hatte zwar nicht nach der Verfertigung desselben
getrachtet, sondern er hatte nach dem Aberglauben der damaligen Zeit
Gold machen wollen, letzteres gelang natürlich nicht, aber es wurde bei
den verschiedenen Schmelzversuchen die Kunst erfunden, aus Thon das
schöne glänzende Porzellan zu machen. Die erste Porzellanfabrik wurde
in Meißen errichtet und anfangs die ganze Sache als ein Geheimniß
behandelt. Aber Geheimniß blieb sie nicht, und gegenwärtig wetteifert
das Berliner mit dem Meißner Porzellan.
V. Brennbare Mineralien.
A4. Steinkohlen, Braunkohlen, Torf, Schwefel
und Bernstein.
1. Wenn wir nichts als Holz zur Feuerung hätten, so würden
manche Gegenden bald von den Menschen verlassen werden müssen. Allein
der weise Schöpfer hat noch für anderes Brennmaterial gesorgt, das aus
der Erde geschafft wird; dazu gehören Steinkohlen, Braunkohlen
und Torf. Diese Brennmaterialien haben außer ihrer Wohlfeilheit noch
andere Vorzüge: die Steinkohlen geben eine weit grellere Hitze als das
Holz und brennen gleichmäßiger; der Torf glimmt langsam, und die
Braunkohle dauert lange aus. Jedenfalls können die, welchen es nie-
mals an einem guten Heerd- und Ofenfeuer mangelt, mag es nun aus
dem Erd- oder Pflanzenreiche stammen, dem Himmel nicht dankbar genug
sein! Was wären wir ohne das Feuer? Wird es nicht zu den
Elementen gerechnet, ohne die weder Mensch noch Thier bestehen kann?
Und hört man je auf, Feuer anzuzünden, obwohl durch das Feuer schon
so entsetzliches Unglück angerichtet worden ist?
2. Die Steinkohlen werden gleich den Metallen durch Bergbau
zu Tage gefördert. Glücklicher Weise sind aber ihre Lager gewaltiger
als die der Erze, sonst würde die saure Arbeit der Bergleute nicht
belohn! werden. Denn wären die Steinkohlen nicht weit billiger als
Holz, so würde sie niemand kaufen. Ist doch mit ihrem Gebrauche
manche Unbequemlichkeit verbunden; sie schwärzen die Häuser, Zimmer
und Menschen, und verbreiten beim Brennen einen, wenn auch nicht
ungesunden, doch gewiß nicht angenehmen Geruch. Dabei erlischt das
Steinkohlenfeuer sehr gern und verlangt sorgsame Abwartung. Wenn
aber, wie einst in Oberschlesien, ein Steinkohlenlager in Brand geräth,
so gelingt es selten, die Gluth zu löschen; oft wüthet sie Jahre lang
unter der Erde fort.
Wie die Steinkohlen entstanden sind, darüber sind die Meinungen
immer noch verschieden. Waren es ungeheure Wälder, welche bei einer
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Personennamen: Namens_Böttcher Gluth
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Sachsen Bernstein Oberschlesien
169
Umwälzung der Erdoberfläche in unterirdisches Feuer versanken und unter
den nachstürzenden Erd- und Felsenmassen Leim Zutritt des Wassers
verkohlt wurden, oder ist ein Erdharz der Hauptbestandtheil, welcher
andere Erdarten durchdrungen hat? Es giebt ja noch jetzt an manchen
Orten flüssiges Erdharz.
3. Mit mehr Sicherheit weiß man, daß die Braunkohlen durch
versunkene Wälder entstanden sind. Denn es finden sich in ihren Lagern
noch ganze Stämme mit Ästen, Blättern und Früchten, deren Gestalt
sich deutlich erkennen läßt. Auch sind die Braunkohlen bisweilen noch
so holzähnlich, daß man glaubt, es seien alte angebrannte Scheite.
Doch sind diese holzigen Stücke nicht die besten, sondern die glänzend
braunen, wie Harz schimmernden. Am wenigsten gut sind die wie Erde
zerfallenden, welche erst naß gemacht, in Formen gedrückt und getrocknet
werden müssen, um bequemer benutzt werden zu können. Merkwürdig
ist, daß in Gegenden, wo starke Braunkohlenlager sind, meistens auch
mineralische Wasser gesunden werden, z. B. in Hessen-Nassau. Um
sehr heftiges Feuer zu erzeugen, fehlt es den meisten Braunkohlen an
Brennkraft, auch gilt ihr Geruch noch für widerlicher als der der Stein-
kohlen; deswegen werden sie auch minder weit verführt, vielmehr meistens
nur in der nächsten Umgebung verbraucht.
4. Ähnlich verhält es sich mit dem Torfe. Er ist unter den
genannten Brennstoffen derjenige, der sich erweislich immer noch fort
erzeugt, und den man geradezu zu dem Pflanzenreiche rechnen könnte;
denn er besteht aus einem dichten Filze von Wurzeln, der mit erdigen
Theilen vermischt ist. Diese Wurzeln erzeugen sich in Mooren oder
Sümpfen mit solcher Schnelligkeit, daß man nach 10 bis 12 Jahren
eine ausgestochene Torfwiese auf's neue benutzen kann. Die Arbeit in
den Abzugsgräben, wie in den Torflagern ist sehr beschwerlich, da die
Lerrte im Wasser oder Sumpf stehen müssen; allein sie dauert auch nur
die wärmsten Monate des Jahres hindurch, denn die ausgestochenen
Platten müssen auf Haufen gesetzt und getrocknet werden. Die weniger
feste Masse muß man gleich Lehm in Formen drücken. Merkwürdig ist,
daß die besten.stücke am meisten zusammenschrumpfen, so daß also die
kleinsten Torfplatten oder Torfziegeln am meisten Hitze geben.
5. Von den übrigen brennbaren Mineralien ist der Schwefel
am bekanntesten. Seine Farbe hat zu dem Ausdrucke schwefelgelb Ver-
anlassung gegeben. Das läßt sich am Schwefelhölzchen sehen, so wie
auch, daß er beim Entzünden eine bläuliche Flamme giebt. Dabei ent-
wickelt sich eine Luft, welche uns am Athmen hindert und zum Husten
nöthigt. Auch der Geruch ist unangenehm. Durch Schwefeldampf werden
wollene Kleider gereinigt, aber auch Thiere, z. B. Bienen und Wespen,
getödtet. Selbst Menschen können darin ersticken. Da aber das Feuer
die nämliche Luft zum Brennen bedarf, wie der Mensch zum Athmen,
so läßt sich auch eine helle Flamme durch Schwefeldampf löschen. Brennt
es in einem Schornsteine, so kann man durch eine darunter gesetzte
Kohlenpfanne mit Schwefel den Brand ersticken. Auch die Eigenschaft
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
dick. Es treibt, wie unser Teichrohr, einen knotigen Halm mit band-
förmigen Blättern und einem schneeweißen Blüthenbüschel. Der Halm
ist durch und durch mit einem weißen, saftigen und süßen Mark ange-
füllt. Das durch Schnittlinge fortgepflanzte Rohr wird, wenn es reif
ist, abgeschnitten und auf den Zuckermühlen zwischen Walzen zer-
quetscht und ausgepreßt. Das aber ist eine gar beschwerliche Arbeit
und gefährlich zugleich. Denn da sich das Zuckerrohr nicht aufbewahren
läßt, sondern schon nach vierundzwanzig Stunden verdirbt, so müssen
die Neger in der Zeit der Zuckerrohr - Ernte oftmals Tag und Nacht
vor den Walzen stehen und das Zuckerrohr hinhalten; da werden sie
denn öfters schläfrig und kommen, ohne es zu merken, mit einem Finger
zwischen die Walzen, die dann sogleich den Finger und darauf auch die
Hand zwischen stch hineinrädern und ganz zerquetschen. Darum steht
immer einer mit einem scharfen Beile dabei, der sogleich den Finger
oder die Hand abhaut, wenn sie hinein gekommen ist, damit nicht der
ganze Mensch gerädert wird. Wir alle lasten uns den Zucker gut
schmecken, und wissen nicht, wie sauer es bei seiner Zubereitung unseren
armen schwarzen Brüdern geworden ist. Wenn man, sagte vor unge-
fähr fünfzig Jahren der berühmte Benjamin Franklin, alle mit den
Zuckerpflanzungen verbundenen Gräuel bedenkt, so kann man sich beim
Anblick eines Stückes Zucker kaum der Vorstellung erwehren, daß es
mit Menschenblut gefärbt sei. Der ausgepreßte Saft heißt Rohrwein
und giebt durch Destillation den Num. Von den Zuckermühleu
wird der Saft sogleich in die Siedehäuser gebracht, wo durch Kochen
der Saft sich verdickt; die Unreinigkeiten werden abgeschäumt. Bei ver-
stärktem Feuer wird dieses Sieden, Abschäumen und Reinigen wieder-
holt, auch Kalkwasser hinzugeschüttet, damit der Saft körnig werde.
Ist der Saft dick genug, so wird er abgekühlt und gerinnt. Was noch
nicht geronnen ist, wird durch Fässer mit durchlöchertem Boden abge-
lassen und kann auch noch zu einer Art gröberen Zuckers gemacht werden
Der geronnene Theil heißt nun roher Zucker, Moskovade, Puder-
zucker. Man gießt ihn auch in Formen und nennt ihn dann gewöhn-
lich Lumpenzucker. In dieser Gestalt wird er nach Europa gebracht
um in den Zucker-Raffinerien den höhern Grad von Festigkeit und
Reinigkeit zu erlangen. Er wird von neuem aufgelös't, gekocht, mit
Kalkwasser, Ochsenblur, auch wohl Eiweiß versetzt, fleißig abgeschäumt,
filtrirt und zuletzt in kegelförmige Gefäße gegossen, deren nach unten
gekehrte Spitze eine Öffnung hat. Der obere breite Theil des Zucker-
hutes wird mit nasser Thonerde bedeckt, welche den Zucker durchdringt,
die letzte Unreinigkeit wegnimmt und ihm die gehörige Weiße giebt.
Dieser geläuterte Hutzucker kommt unter verschiedenen Namen seiner
Güte, Melis, Raffinade, Canarienzucker in den Handel. Durch
die untere Spitze fließt der Theil, welcher nicht in festen Krystallen
angeschossen ist, und heißt Syrup. Der Candiszucker wird aus dem
geläuterten, stark eingekochten Zucker geniacht, den man in kupferne, mit
Fäden durchzogene Gefäße füllt, wo er sich in großen Krystallen ansetzt.
Himmels zu sammeln, die wachsende Pflanze zu tränken. Ist sie aber
ihrer Reife nah^, dann welken selbst die Blätter, damit alle Nahrung
ungetheilt der Ähre zugehe. — Nichts ist ohne wohlthätige Absichten.
Und sie fehlen auch dann nicht, wenn unsere Kurzsichtigkeit nicht fähig
wäre, sie zu erkennen. Selbst die sogenannten Unkräuter sind wohl-
thätige Gewächse, wenn auch nicht immer für den Landmann, doch für
Arzeneien, Salben und den Gebrauch in mancherlei Gewerbe
und Kunst.
3. Das Thierreich.
Der Reichthum an Thieren ist groß und mannigfaltig. Die Haupt-
klassen des Thierreichs: die Säugethiere, Vögel, Amphibien,
Fische, Insekten und Würmer zerfallen nach^ einer ungefähren
Schätzung in etwa 88,000 Arten, welche mit den untergegangenen,
die man aus Versteinerungen kennt, bis über 100,000 steigen
mögen. Die Thiere bevölkern Luft und Wasser, die Höhen und Tiefen
der Erde, den Wald und das Feld; sie finden sich in Städten und
Dörfern, in Höfen und Häusern, in Stuben und Küchen und Kellern.
Jedes Thier füllt die ihm zugewiesene Stelle aus, eins trägt und erhält
das andere. Die Thiere verzehren die im Waffer verwesenden Körper
und verhindern so die Fäulniß dieses unentbehrlichen Elementes; sie
lockern die Erde auf, düngen sie mit ihren Leibern oder ihren Exkre-
menten und befördern so das Wachsthum der Pflanzen; sie verbreiten
die Samen der Pflanzen von einem Orte zum andern, tragen den
Blüthenstaub von einer Pflanze zur andern und bewirken so das Ansetzen
der Früchte; sie räumen verwesende organische Stoffe fort, die sonst die
Luft verpesten würden, und besonders sind es die ihrer Größe nach zwar
so unbedeutenden, ihrer Zahl und Verschiedenheit nach aber unendlich
wichtigen Insekten, die in dieser Hinsicht dazu bestimmt scheinen, das
Gleichgewicht in dem großen Haushalte der Natur zu erhalten.
Durch die Thiere wird selbst die Oberfläche der Erde verändert;
sie ertheilen ihr das Gepräge des Lebens und der Beweglichkeit, durch
sie wird es laut und tönend auf Erden; Löcher, Höhlen, Gänge, Hau-
fen, Hügel und Nester, ja selbst Inseln entstehen durch sie, dagegen
wieder werden Pflanzen zertreten und abgefressen, ganze Wälder ent-
blättert und zerstört. Doch auch selbst beim »Zerstören zeigen sich
die Thiere erhaltend, indem sie der maßlosen Üppigkeit des Pflanzen-
wachsthums Schranken setzen, der übergroßen Vermehrung einzelner Arten
unter ihnen Einhalt thun, und so das Gleichgewicht wieder herstellen.
Wichtig werden die Thiere besonders dem Menschen. Sie sind
seine Gefährten und Arbeitsgehülfen, sie fördern ihn schneller und be-
quemer von einem Orte zum andern, sie stehen ihm in der Jagd und
Verfolgung ihres Gleichen bei; sie düngen ihm seine Felder, spenden
ihm Nahrung und Kleidung, bewachen ihn und gewähren ihm Schuh
und Sicherheit vor Feinden, ergötzen ihn durch Gesang und Wohlgestalt,
erfreuen ihn oft durch treue Anhänglichkeit. Er nimmt sie in sein Haus,