302
Trümmern; selbst die festeren Bauwerke prachtvoller Kirchen brachen
zusammen und wurden der Betenden Grab. Ganze Straßenreihen
waren niedergeworfen; Paläste und Kirchen lagen in Schutt, und von
den eingebrochenen Gebäuden stürzten unaufhörlich Mauersteine und
Balken nach, so daß viele Menschen, welche der ersten Verwüstung ent-
gangen waren, erschlagen oder verstümmelt wurden. Auf den freien
Plätzen sammelten sich die, welche der ersten Gefahr entronnen waren.
Da sah man Menschen aller Stände und jeden Alters zusammengedrängt,
alle von gleicher Angst erfüllt; auf den Knieen liegend, die Hände zum
Himmel emporgereckt, flehten sie Gott um Schutz und Rettung an, oder
schlugen an ihre Brust und riefen: Herr, erbarme dich unser!
Nicht lange währte es, so erfolgte ein zweiter Stoß des Erdbebens
und warf, was von Kirchen, Palästen und Häusern noch nicht eingestürzt
war, gänzlich nieder. In das Krachen der zusammenbrechenden Ge-
bäude mischte sich das Wehgeschrei des Volkes, daß es weithin gehört
wurde. Noch lauter aber erscholl es, als nach wenigen Sekunden das
Wasser des Flusses sich hoch, wie ein Gebirge, emporbäumte und gegen
die Stadt heranwälzte. „Das Meer, das Meer! Wir sind des Todes!"
riefen viele Tausende und flohen den Straßen zu, in welchen ihnen
durch niederfallendes Gemäuer ein anderer Tod drohte. Wild brauste
das Wasser in die Stadt; die an dem Ufer ankernden Schiffe wurden
losgerissen und mehrere von dem Strudel verschlungen. Viele Menschen
fanden hier ihren Tod. Diese fürchterliche Erscheinung erneuerte sich
bald darauf mit dem dritten Erdstoße auf dieselbe Weise, und wieder-
holte sich bei jedem folgenden. Zu diesem Schrecken der Natur gesellte
sich das Feuer, welches aus dem Schutte der eingestürzten Häuser an
allen Enden ausbrach und das verzehrte, was das Erdbeben und das
Wasser verschont hatte. Was nicht erschlagen war, oder mit dem Tode
rang, floh jetzt aus der Stadt. Auf den Feldern umher lagerten die
unglücklichen Bewohner Lissabons zu Tausenden ohne Obdach, ohne
Nahrung und zum Theil ohne Kleidung, einem fast ununterbrochenen
Regen ausgesetzt. Denn die benachbarten Städte und Dörfer, in wel-
chen sie Zuflucht hätten finden können, hatten selbst durch die Ver-
heerungen des Erdbebens gelitten. — Unsäglich war das Elend, das
über die Stadt Lissabon gekommen war; 16,000 Gebäude lagen dar-
nieder, unter ihnen das königliche Schloß, alle Haupt- und Pfarrkirchen,
die Klöster, die Krankenhäuser und fast alle öffentlichen Gebäude; nur
wenige waren verschont geblieben. Lissabon war ein Schutthaufen, unter
welchem das Glück von 200,000 Bewohnern und die Leichname von
40,000 Erschlagenen begraben lagen.
■Wiederholungsfrageiii —
Zeichnen und Beschreiben! —
9* Die Schweiz oder Helvetien.
Auf, lasset uns heute im Geiste einmal in die schöne, romantische
Schweiz wandern! — — Mir ist, als erblickte ich wirklich schon in
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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— 304 —
-gefüllt, so daß ein Eisberg zwischen ihnen entsteht: und das nennt
man Gletscher.
Man sieht in der Schweiz Berge, die 3750 bis 4375** hoch
sind, wie z. V. das Schreckhorn, die Jungfrau, der Monterosa.
Wenn ihr nun bedenkt, daß selten ein Kirchthurm 125m hoch ist,
so könnt ihr euch die außerordentliche Höhe dieser Berge ungefähr vor-
stellen. Ihre Gipfel verlieren sich in den Wolken, und wenn man auf
der Spitze steht, so hat man oft das Vergnügen, unter seinen Füßen
den Donner zu hören und den Blitz zu sehen.
So hoch diese Berge sind, so sind doch über einige derselben Land-
straßen geführt, z. B. über den St. Gotthard zieht sich die Straße
bis zu einer Höhe von 2010™. Über den Simplon ist, auf
Napoleons Befehl, eine neue Straße gebahnt worden, die über
264 Brücken und öfters durch Höhlen führt, welche in die Felsen ge-
sprengt worden sind. — Diese Berge nun verbreiten ihre Äste über
das ganze Schweizerland, und sind Ursache, daß nirgends große Ebenen
gesehen werden. Sie enthalten auch die Quellen einer Menge Bäche
und Flüsse, unter welchen der Rhein und die Rhone die bedeu-
tendsten sind.
Die Schweiz ist auch sehr reich an großen Seen. Der vorzüg-
lichste darunter ist der Genfersee, der 16 Quadratmeilen groß ist;
dann kommt der Bodensee, an der Grenze Deutschlands; ferner der
Neuenburger, der Zürcher, der Vierwaldstadter See u. s. w.
Diese Seen haben meistens eine ungeheure Tiefe; der Genfersee soll
an manchen Orten 297™, der Zürcher und Vierwaldstädter
188™ tief sein.
Die Berge, Seen und Flüsse lassen in der Schweiz wenig
Land zum Ackerbau übrig; sie kann daher nicht unter die sruchtreichen
Länder gerechnet werden. Wo man aber ackern oder hacken kann, da
ist der Boden ziemlich ergiebig an Getreide, und in manchen Gegenden
baut man daneben ziemlich viel Wein. Auch fehlt es in der Schweiz
nicht an gutem Obste. Besonders reich aber ist das Land an fet-
ten Viehweiden, denn die niedrigen Berge und die Abhänge der
größeren sind mit den kräftigsten Futterkräutern bewachsen: deswegen
übertreffen auch die Schweizer Kühe im Ganzen viele andere an Größe.
Die Flüsse und Seen liefern eine Menge Fische, die Wälder etwas
Wildpret, auf den hohen Gebirgen sieht man oft Gemsen umher-
klettern, und auf den Spitzen der Alpen hausen die zwei größten und
stärksten europäischen Raubvögel: der Goldadler und der Lämmer-
geier oder Bartadler, welcher Gemsen, Hasen und Lämmer aus der
Heerde raubt und auch wohl schon Kindlein mit seinen gewaltigen Klauen
gepackt und durch die Lüfte davongetragen hat. Es lebte wenigstens
1814 noch eine Schneidersfrau, welche die Lämmergeier-Anni hieß,
weil sie, als sie einst als dreijähriges Kind im Grase schlief, ein Lämmer-
geier packte und 1400 Meter davon trug. Ein Mann schreckte den
Räuber davon, als er das Kind eben zerfleischen wollte. —
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373
gehäuft werden auf mancherlei Weise benutzt; man verfertigt Hals-
gehänge, Ringe, Ketten und andern Schmuck daraus, man brennt sie
aber auch zu Kalk oder baut Häuser damit,
Wiederholungsfragen! —
Zeichnen und Beschreiben! —
Ii. Die Natur der Erde.
Die Reiche der Natur.
1. Das Mineralreich.
Schon Jahrtausende sprossen aus den Erdarten die Pflanzen
zur Nahrung für Menschen und Thiere; schon Jahrtausende holt
der Mensch aus dem Schooße der Erbe die Steine und Metalle,
die Waffen und Rüstungen zum Kriege, wie die Marmorblöcke
und Sandsteine zu Denkmälern des Friedens — das Salz zum
Wurzen der Speisen — und die brennbaren Mineralien zum
Schmelzen der Erze. Schon Jahrtausende steigt der Mensch in die
Fluthen des Meeres und gräbt sich in die Felsen der Erde, um die
verborgenen Schätze an das Licht des Tages zu fördern. Dampf-
maschinen und Wasserräder, Wind und Feuer hat er zu Gehülfen mit
hinabgenommen in die Tiefe; aber so viele Jahre die unterirdischen
Schatzkammern auch schon ausgebeutet werden, chr Reichthum ist un-
absehbar, der Segen der Erde unerschöpflich. Die starren Mineralien
erzählen auch die Majestät Gottes, und die Wunder in der Erde sind
eben so mannigfaltig als auf ihr. Unbegreifliche Naturgewalten formten
in dunklen Werkstätten die Krystalle, formten das Salz zum Wür-
fel, den Quarz zur sechsseitigen Pyramide, stumpften an dem einen
Krystallkörper die Ecken ab, an einem andern die Kanten, und konnten
sie ungestört wirken, dann setzten sie mit einer Genauigkeit die Flächen
zusammen, als hätten sie Zirkel und Winkelmaß gebraucht, glätteten
mit einer Sauberkeit jede Seite, als sei eine Schleifmaschine dabei
thätig gewesen, verliehen dem Ganzen einen Glanz, den der geschickteste
Künstler nicht nachzuahmen vermag. In Millionen mal Millionen
Exemplaren wiederholt schon ein einziger Krystallkörper diese Wunder
des Mineralreichs, und was die thätigste Phantasie an Formen
hätte ausdeuten können, auch das haben jene Kräfte unbewußt nach dem
Willen des Schöpfers vollbrachr. Von der einfachen Form des Würfels
mit seinen sechs Flächen stellen sie alle nur möglichen Krystallformen
dar und schließen noch zur Erhaltung derselben nie ruhende Kräfte ein.
Der Stein über den unser Fuß dahin geht, er hat auch sein Leben.
Zwar pulsirt in ihm kein Herz und kreist in ihm kein Nahrungsstoff;
aber in jedem Augenblick kettet eine geheimnißvolle Kraft ein Atom
desselben an das andere, daß er nicht in Staub zerfällt. Aber nicht
nur hartes Gestein ist in der Erde verborgen, es liegt auch eine ganze
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417
Wie es nun damit zugegangen und wodurch eine solche Veränderung
entstanden sei, das wissen die Gelehrten selber nicht so recht. Die
heilige Schrift aber und die Sagen vieler Völker in Europa, Asien und
Amerika erzählen uns von einer großen Fluth, von der Sündfluth,
oie über den ganzen Erdboden kam, und seine höchsten Berge bedeckte,
und wobei fast alle auf der Erde lebenden Wesen untergingen. Ein
Theil des damaligen festen Landes scheint, wie es noch jetzt bet ein-
zelnen Inseln geschieht, im Meere versunken zu sein, und ein Theil des
Meeresgrundes ist dabei zum trockenen Lande geworden.
Zwar führen nicht alle Berge solche Muscheln und Seegewächse oder
Salz bei sich, woraus man schließen könnte, daß sie ehemals Meeres-
grund gewesen wären, aber alle, auch die, bei denen das nicht der
Fall ist, sind offenbar, bis auf die wenigen aus vulkanischem Feuer
erzeugten, aus dem Waffer und im Wasser gebildet.
Die Gebirge, welche keine Muscheln, keine Steinkohlen und keine
Salze enthalten und zugleich die höchsten Berge der Erde bilden, nennt
man Urgebirge. Sie bestehen entweder aus Thonschiefer, woraus
unsere Schiefertafeln gemacht werden, oder aus Glimmer, einem
Schiefer, der viel glänzende dünne Blättchen bildet, oder aus Granit.
Me Urgebirge haben die meisten Erze: Gold, Silber, Blei, Zinn,
Kupfer und Eisen in sich.
Die Gebirge, welche hauptsächlich aus Kalk, Sandstein und
Gips bestehen und viel Muscheln, Steinkohlen rmd Salz in sich
führen, nennt man Flözgebirge. Diese Steinmassen liegen in großen
Lagen über einander, die man Schichten nennt, und die dem Gebirge
das Aussehen geben, das etwa eine Mauer hat, in der recht große
Quaderplatten von verschiedener Form eine über die andere gelegt sind.
Solche Lagen nennt der Bergmann Flöze. Diese Gebirge enthalten
zwar nicht so viele Erze, als die Urgebirge, doch an manchen Orten
einen sehr kupferreichen Schiefer, auch etwas Blei und Galmei und
sehr viel Eisen.
Den losen Sand, Lehm und Töpferthon, die in unseren Ebenen
liegen und woraus auch die Hügel bestehen, die man da sieht, nennt
man aufgeschwemmtes Land. Da findet man außer dem Lehm
und Töpferthon und außer Braunkohlen nicht viel Besonderes. Über
allen diesen Gebirgsarten liegt dann die Damm- und Garteneroe.
8. Das Innere der Erde.
Tief ist der Mensch freilich noch nicht in die feste Erdrinde ein-
gedrungen, die er bewohnt. Denn obgleich die tiefsten Bergschächte in
Tyrol und Böhmen über 937*" hinunter in die Erde gehen, so
ist das doch wie gar nichts zu rechnen gegen die Dicke unseres Erd-
körpers, von seiner Oberfläche bis zu seinem Mittelpunkte. Denn
diese Dicke beträgt bei 7 Millionen Meter. Dagegen ist die Höhe,
auf welche der Mensch hier auf seiner lieben Erdoberfläche aus seinen
Thälern und Ebenen hinaufgestiegen ist, schon ungleich beträchtlicher,
Haesters' Lesekuch für Oberkl. Sinrultan-Ausgaöe. 27
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154
folgt daraus, daß sie alle reich an Freuden und mannigfaltigen Gaden
sind, und daß der liebe, weise Gott alles viel besser eingerichtet hat,
als wir Menschen es gekonnt hätten. Hätte es vorigen Winter von
dir, mein Sohn, abgehangen, so würden wir keinen Frühling, keinen
Sommer und Herbst gehabt haben. Du hättest die Erde mtt ewigem
Schnee bedeckt, um nur Schlittenfahrten und Schneemänner machen, zu
können. Wie manches Vergnügen hätten wir dann entbehren müssen!
Wohl uns, daß es nicht auf uns ankommt, wie es in der Welt sein
soll, wie bald würde sie dann schlechter werden!
Wie schön ist der Wechsel der Zetten,
O Freunde, im wandelnden Jahr.
Wie herrliche Freuden bereiten
Und bringen dem Menschen sie dar.
6. Das Mineralreich.
I. S t e i n e.
83. Die Stein- und Felsarten.
Mancher denkt wohl, ein Stein sei ein Stein und der Unterschied
nicht eben sehr groß. Doch dem ist nicht so. Wie groß ist nicht der
Unterschied in Hinsicht der Farbe zwischen dem bläulichen Basalt und
dem Granit, der gesprenkelt wie Kümmel und Salz aussieht — zwischen
dem gelblichen Kalkstein Md dem Sandstein, der bald röthlich, bald
weißlich — und zwischen dem Marmor, der weiß oder grau aussteht.
Und welch eine Verschiedenheit in der Härte vom Sandstein, den „der
Tropfenfall aushöhlt", bis zum Kiesel- oder gar zum Feuerstein.
Auch springen die Steine nicht eben so gut nach einer Richttmg, als
nach der andern. Der Schiefer blättert sich nach seinen Schichten
ganz leicht — und wie wollte man die Feuersteine in die scharfkantige
Form bringen, wenn sie nicht durch den Schlag eines kleinen Hämmer-
chens in dieser Richtung rissen? Die Steinbrecher und Bergleute wis-
sen auch recht gut aus Erfahrung, wie man jeden Stein oder Felsen
angreifen muß, um Stücke von ihm abzusprengen und oft gerade Stücke
von einer bestimmten Gestalt.
Auch die Verwendung der Steine ist sehr verschieden. Während
der gröbere Sandstein zu Quadern, Säulen, Trögen u. s. w. be-
hauen wird, und die feineren Sorten zu Brückengewölben und Kirchen-
bauten dienen, und während man den Marmor, der sich poliren läßt,
zu Denkmälern, Tisch- und Allarblättern benutzt, verbraucht man den
Kalkstein zur Aufführung von Mauern, so wie den Basalt und die
Kieselsteine zur Bepflasterung oder Bedeckung der Chausseen.
Zu den nutzbarsten Felsarten gehört auch der Schiefer, besonders
die weichen Arten, welche sich leicht spalten und schleifen lassen. Jedes
Kind, das zur Schule geht, trägt Proben dieses Schiefers in seiner Tafel
und in seinem Griffel herum. Und die Wohlfeilheit dieser Geräthschaften
beweist, daß er weder selten, noch auch schwierig zu schleifen ist.
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171
dahinziehen. Über sich hat er das Hangende, unter sich das Liegende
der Gesteinmaffen.
Der Bergmann fährt zu Berg, wenn er in den Schacht an stei-
len Leitern hinabklettert oder an einem Seile hinuntergelassen wird; er
fährt zu Tage, wenn er den umgekehrten Weg macht. Die Berg-
werke sind oft von erstaunlicher Ausdehnung; denn es giebt Schächte,
die an 938™ tief, sind, und sich 400 bis 500™ unter die Meeres-
oberfläche erstrecken. Noch bedeutender ist die Länge der Stollen: der
Georgs-Stollen auf dem Harze ist drei Stunden lang, der Christophs-
Stollen im Salzburgischen 3281™ lang. Die Stollen sind meistens
so hoch, daß darin ein Mann gehen kann, oft jedoch auch recht niedrig
und nur in gebückter oder kriechender Stellung zugänglich.
In seinem Beruf hat der Bergmann nächst dem Seefahrer neben
vielen Beschwerden wohl die meisten Gefahren zu bestehen. Es giebt
Bergwerke, wo von 10,000 Arbeitern im Durchschnitt jährlich sieben
durch Unglücksfälle das Leben einbüßen, und gegen 200 mehr oder
weniger am Körper beschädigt werden. In andern sollen sogar von
250 Arbeitern jährlich 12 bis 16 umkommen. Bald ist es das Was-
ser, welches von der Seite oder aus der Tiefe andringt, bald sind es
die Schwaden oder schlagenden Wetter, die sich entzünden, heftige
Erschütterungen hervorbringen und die Bergleute todten, oder es sind
erstickende Gase (Luftarten), die plötzlich aus geöffneten Spalten hervor-
dringen und die Arbeiter ersticken.
Dieses alles hat dann, namentlich in frühern Zeiten, bei den Berg-
leuten eine reiche Quelle zu Aberglauben, zu vielerlei Sage und Dich-
tung gegeben. Da erzählen sie denn von manchen neidischen Berg-
geistern, Zwergen und Kobolden, die in den Berghöhlen das Erz
und die Schätze bewachen, dieselben den Menschen mißgönnen, daher
den Bergmann vielfach an der Arbeit hindern und ihm viel Übles zu-
fügen. Auch glaubten andere wieder, daß wohlthätige Feen und
Geister ihnen helfen. Allein der fromme und erfahrene Bergmann
weiß wohl das Mährchen und die Sage von der Wahrheit zu
unterscheiden, und indem er, geleitet durch die Wissenschaft und durch
die Erfahrung, die Gefahren zu vermeiden sucht, vertraut er auf Gott,
den Schutz und Hort aller Menschen, und betet zum Herrn jedesmal,
wenn er zu Berge fährt.
Iii. Deutschland und seine Dcwohner — die Deutschen.
1 Deutschland.*)
1. Deutschland, dieses große, weite Land, grenzt gegen Süden
an das adriatifche Meer, die Lombardei-Venedig in Italien,
») Die Wandkarte Deutschlands wird benutzt: das in dieser Beschreibung Enthaltene,
was bereits früher im Einzelnen vorgenommen, nun im Ganzen aufzufassen und so den
Schülern zu einem klaren Gesammtbilde Deutschlands zu verhelfen.
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418
denn der schöne Ortlesberg in Tyrol ist über 3750m, der Chim-
borasso in Amerika 6250°^ und das Himalaya-Gebirge in
Asien 8125m hoch.
Wenn man nun alles das, was die Menschen bei ihrem Hinunter-
graben in die Tiefe beobachteten, zusammennimmt, und dann mit denr
vergleicht, was die Naturforscher Leim Hinaufsteigen auf die höchsten
Berge gefunden haben, so hat man alles beisammen, was wir über den
Bau des festen Erdkörpers bis jetzt wissen. Dies besteht ungefähr in
Folgendem:
Tief unter der Erdoberfläche, auf der wir wohnen, scheint es große
Höhlen zu geben, die wohl meistens mit. Wasser ausgefüllt sein mögen.
Denn bei großen Erdbeben, wie sie zuweilen in Asien und auch bei un§
in Europa und Amerika zugleich waren, hat sich die Erschütterung öfters
fast zu nämlicher Zeit über eine Strecke von mehreren tausend Meilen,
z. B. im Jahre 1755 von Lissabon bis hinüber nach Amerika verbreitet.
In der Tiefe der Erde muß aber auch, wenigstens an manchen
Orten, Feuer oder sonst eine Ursache sein, welche große Wärme unr
sich her verbreitet. Denn wenn man in manche Bergschächte in Eng-
land, die zum Theil unter den Meeresgrund hinabreichen, und auch
in einige Bergschächte des sächsischen Erzgebirges hinunter steigt,
findet man da nicht bloß die gewöhnliche Wärme, die die Keller im
Winter haben, und die nur daher kommt, daß die Kalte der Luft da-
hin nicht so eindringen kann, sondern eine andere selbstständige Wärme,
die immer zunimmt, je tiefer man hinabkommt, und die ihre Ursache
tief unter der Erdoberfläche haben muß.
Die feurigen und geschmolzenen Massen (Lava genannt), welche
die feuerspeienden Berge auswerfen, müssen auch aus einer sehr großen
Tiefe heraufkommen, und wahrscheinlich wohl eben daher, wo jene
von unten heraufdringende Wärme herkommt. Der berühmte Reisende
A. v.' Humboldt hat in einen gerade damals ganz ruhigen Schlund
eines feuerspeienden Berges hinunter gesehen. Da sah er in einer un-
geheuren Tiefe, unten in einer weiten Höhlung, drei unterirdische Berg-
spitzen, aus denen oben Feuer und Rauch herausdrang. Auch im Ätna
sieht man, wenn er ganz ruhig ist, in der Tiefe unten das Feuer
beständig auswallen, die Lavamafie wie ein siedendes Waffer immer
heraufkochen und wieder niedersinken.
Daß der eigentliche Heerd der Vulkane gar tief und weit entfernt
sein müsse, zeigen noch die öfters über 30 Meilen weit gehenden Erd-
beben, die bei solchen Ausbrüchen stattfinden. Überhaupt sind alle die
Erscheinungen, die bei großen vulkanischen Ausbrüchen vorkommen, gar
gewaltig und merkwürdig. Die Luft wird oft, bei denen auf Island,
auf 30 Meilen weit umher so finster, daß man bei Tage Licht an-
zünden muß; auf das unterirdische Brüllen und auf das Böben der
Erde folgen dann berghohe Rauch- und Feuersäulen. Dabei scheint
auch der Himmel in der Gegend des feuerspeienden Berges in Feuer
zu stehen, Blitze fahren aus den Wolken hinunter nach dem brennenden
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TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
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Extrahierte Ortsnamen: Tyrol Amerika Asien Asien Europa Amerika Lissabon Amerika Eng- Island
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
44
Die Alpen.
§63
die von Schiffen und Kähnen befahren werden. Die Ufer derselben find
von Weinbergen, Obstgärten und Getreidefeldern bekränzt. Apfelsinen,
Zitronen und allerlei südliche Erzeugnisse gedeihen an den südlichen Seen
in Fülle.
ct. * Täler. Kein Hochgebirge hat so viele Täler wie die Alpen. Die
Täler sind fruchtbar an Korn und Obst und gewähren mehreren Millionen
Menschen Lebensunterhalt. In ihnen liegen die Dörfer und Städte. Die
Dächer der hölzernen Häuser ragen weit über die Wände hervor. Wenn
man vom Tale aus das Gebirge ersteigt, so kommt man durch Gärten, Äcker,
Wiesen, hier und da auch durch Weinberge. Bis zu einer Höhe von etwa
1000 in wird Getreide gebaut. Weiter hinauf findet man noch Laub- und
Nadelwälder; der Baumwnchs verändert sich aber, je höher man steigt. In
einer Höhe von 1600 —2000in hört er ganz auf; da wächst nur noch niedriges
Knieholz und Beerengesträuch. Von Blumen findet man hier noch die
prächtige Alpenrose. Wilde Gießbäche unterbrechen durch ihr Rauschen die
stille Einsamkeit. Hoch in den Lüften kreist der Adler. Die flüchtige Gemse
macht ihre gefährlichen Sprünge über Schluchten und Abgründe und wird
vom kühnen Alpenjäger unter Lebensgefahr verfolgt.
e. * Alpenwirtschaft. Über der Baumgrenze liegen die höchsten Alpen-
wiesen mit würzigen Kräutern und feinem Grase. Ans diesen grünen
Matten weiden die Sennen und Sennerinnen in den wenigen Sommer-
monaten Kühe, Schafe und Ziegen. Schon im Mai werden die Ziegen
und Schafe aus die Alp getrieben; später kommen die Kühe nach. Solche
Auffahrt auf die Alp ist ein allgemeines Fest. Die Wohnungen der Sennen
sind Hütten, die aus rohem Holz oder aus kunstlos übereinander gelegten
Steinen erbaut sind. Das Dach ist zum Schutze gegen die Stürme mit
großen Steinen beschwert. Ganz nahe bei den Hütten stehen die Stallungen,
in denen die Herde bei Unwettern sichere Zuflucht findet. Des Morgens
und des Abends bläst der Senn in sein Alpenhorn oder jodelt den Kuh-
reigen und ruft dadurch die Kühe auf den Melkplatz. Das Gras der
unzugänglichsten Stellen wird von den Ziegen abgeweidet. Ans der Milch
macht man Käse (besonders in der Schweiz, in Tirol und Salzburg) und
Butter (besonders in den Ostalpen). Ende August und Ansang September-
werden die Sennhütten wieder verlassen und die Herden ins Tal hinab-
getrieben. Wo die Alpen niedriger werden, hört die Alpenwirtschaft ganz
ans. Die Bewohner der Westalpen (Franzosen, Italiener) sind nachlässiger
und träger und benutzen ihre Alpen nicht so wie die Bewohner der Mittel-
alpen (Deutsche).
f. Verkehrswege in den Alpen. In den Alpen findet man verschiedene
Wege. Es gibt Fußpfade, die oft über Gletscher, nicht selten auf schmalen
Brücken über grausig tiefe Abgründe führen. Manche Wege (Saumpfade)
sind nur für den sichern Tritt der Maultiere und Lastpferde gangbar ge-
macht. Über einige Berge aber sind schöne Chausseen angelegt, auf welchen
Eil- und Postwagen fahren und auf denen Sommer und Winter ein reges
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien]]
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§§ 109—110. Zusammenstellung der wichtigsten Kolonien der europäischen Staaten. 95
haben das Land zu einer blühenden englischen Kolonie gemacht. Die einheimische Be-
völkerung schmilzt immer mehr zusammen. Die europäische Bevölkerung überwiegt bereits.
L. Nördlich und östlich von diesen: Jnselbogen liegen eine Menge Inseln und Insel-
gruppen zerstreut; ihr Gesamtname ist Polynesien, d. h. Viel-Jnsel-Land. Manche von
ihnen sind gebirgig und vulkanischen Ursprungs. Andere sind niedrig und durch Korallen-
bauten entstanden. Ein mächtiges Korallenriff ist auch der N.o.-Küste des Festlandes
vorgelagert (B18). Auf allen diesen Inseln herrscht ein beständiger Sommer, der durch
die Seeluft angenehm gemäßigt ist. Die Kokospalme ist auch hier der wichtigste Baum.
Es gedeihen aber bei gehöriger Pflege alle tropischen Gewächse, z. B. Bananen, Zucker-
rohr usw., und geben reichen Ertrag. Reißende Tiere, giftige Schlangen kommen gar-
nicht vor, auch wenig quälende Insekten. Auf manchen Inseln hat das Christentum und
europäische Sitte schon Eingang gefunden.
Die bekanntesten Inselgruppen sind: 1) Die Marianen und die Karolinen, östl.
von den Philippinen; deutsch. Nur eine gehört der Union. Die Marianen, auch Ladroncn
[Diebsinseln) genannt, ziehen sich von N. nach S., die Karolinen von W. nach O. hin.
Abgesondert von den Karolinen liegt in: W. die ebenfalls deutsche Gruppe der palau-
Inseln. Alle diese Inseln zusammen haben nur etwa so viel Land wie Sachsen-Meiningen
und sind meistens Korallengebilde. Die Karolinen zeichnen sich durch größere Fruchtbar-
keit aus als die Marianen. Die Bewohner derselben sind wohlgestaltet und anstellig.
Handelswerte liefert die Kokoserntc und der Schildkrötenfang.
2) Die Marschall-Inseln, östl. von den Karolinen, eine Gruppe von Korallen-
inseln, deutscher Besitz. Die Bewohner sind gastfreundlich.
3) Die Samöa-Inseln, ziemlich in der Mitte der australischen Inselwelt, jüngst
deutscher Besitz geworden. Eine Insel gehört der Union. Wegen ihrer Lage inmitten der
Südsee-Jnseln und an der Fahrstraße von San Francisco sowohl nach Neu-Seeland wie
nach Australien sind sie sehr wichtig für den deutschen Südseehandel. Hanptort ist Apia.
Die Inseln gehören zu den anmutigsten der Südsee. Die freundlichen Bewohner sind
fast sämtlich zum Christentum bekehrt.
4) Die Fidschi-Inseln, engl. Viel Zuckerrohr.
5) Die Gesellschafts-Inseln, franz.; die größte derselben ist Tahiti, so groß wie
Rügen; die Bewohner sind Christen.
6) Die Hawaii- oder Sandwich [ßänduitsch]-Inseln unter dem Wendekreise des
Krebses, seit 1898 mit der Union vereinigt. Die Hst. Honolulu ist Knotenpunkt der
Schiffahrt zwischen Amerika, Asien und Australien. Die Bewohner sind Christen. Die
größte Insel dieser Gruppe ist Hawaii, wo der große Entdecker Cook [fuc!J 1779 er-
mordet wurde. Auf ihr erhebt sich ein tätiger Vulkan, an dessen Abhange sich ein Kratersee
befindet, der mehr als 4 km Breite hat und in dem die Lava kochend auf- und abwallt.
E. Anhang.
§ 110. Zusammenstellung der wichtigsten Kokonien der europäischen
Staaten.
1. Deutschland, a. In Afrika: Das Togo-Land in Oberguinea (S. 81), Kamerun
(S. 83), Deutsch-Südwestafrika (S. 83), Deutsch-Ostafrika (S. 84). b. In Australien:
Die Marianen und Karolinen (S. 95), die Samöa-Jnseln (S. 95), Kaiser Wilhelms-
Land auf Nen-Guinea [ginea] (S. 94), die Bismarck-Inseln (S. 94), die nordwestl.
Salomon-Inseln (S. 94), die Marschall-Jnseln (S. 95). c. In Asien: Kiautschou
[kiäutschan] [S. 76).
2. England, a. In Europa: Gibraltar, Malta. b. In Asien: Vorderindien mit
Ceylon, Westhälfte von Hinterindien, Südspitze von Malakka, Hongkong vor Cänton,
Aden, Cypern. o. In Afri ka: Kapland mit Nebenländern, Natal, ein Teil Ostafrikas,
Sierra-Leone-Küste mit Freetown [seltenm], St. Helena, Mauritius u. a. ck. In
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Cook Südspitze_von_Malakka Helena
Extrahierte Ortsnamen: Polynesien Sachsen-Meiningen Australien Honolulu Amerika Asien Australien Hawaii Deutschland Afrika Oberguinea Kamerun Deutsch-Ostafrika Australien Asien England Europa Malta Asien Ceylon Hinterindien Hongkong Cypern Ostafrikas Freetown Mauritius
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Chemie und Mineralogie.
Die wichtigsten Brenn- und Belenchtungsstoffe.
§ 73. Holzkohle. Holzkohle entsteht, wenn Holz unvollständig ver-
brannt wird.
Trockne, frischgeglühte Holzkohle schwimmt auf dem Wasser; pulverisierte
sinkt unter. Schüttelt man eine übelriechende Flüssigkeit mit frischgeglühter,
pulverisierter Holzkohle, so verschwindet der Geruch. In einen Trichter
legt man Fließpapier, schüttet Kohlenpulver darauf und gießt etwas Rot-
wein darüber. Die unten ablaufende Flüssigkeit erscheint fast farblos
(Filtrieren). Die Holzkohle nimmt also in ihre Poren Luftarten und Farb-
stoffe auf. Die Holzkohle findet im Haushalte und in Gewerben mancherlei
Verwendung. Daher wird sie in waldreichen Gegenden im großen in
sogenannten Meilern hergestellt.
Fein zerteilten Kohlenstoff nennt man Ruß. Er bildet sich im großen
in den Heizungsröhren und in den Schornsteinen. Der Ruß wird zu
Buchdruckerschwärze und zu chinesischer Tusche benutzt. Der Rauch
ist ebenfalls fern zerteilter Kohlenstoff. Beim Verbrennen des Holzes im
Ofen bleibt auch Asche zurück. Sie enthält die unverbrennlichen Teile des
Holzes, welche von mineralischen Stoffen herrühren. Die Holzasche ist ein
wichtiges Mittel zur Düngung des Bodens und zur Bereitung der Pottasche
und der Seife.
Der Torf. Der Torf findet sich in den sogenannten Torfbrüchen. Er
ist hellbraun bis schwarz gefärbt und hat ein sehr verschiedenes Gewicht.
An dem hellen Torf kann man deutlich Spuren von Pflanzenteilen erkennen.
Er entsteht nämlich ans verwesender: Pflanzenstoffen, unter denen das Torf-
moos den Hauptbestandteil ausmacht. Indem dieses Moos in den unteren
Schichten abstirbt und verwest, verkohlt es. Je älter der Torf ist, desto
härter und schwerer ist er, und desto größer ist sein Brennwert. Er kommt
als Stech-, Streich- und Preßtorf in den Handel und läßt beim Verbrennen
viel mehr Asche zurück als das Holz.
§ 74. Die Steinkohle, a) Eigenschaften: Die Steinkohle ist glänzend
schwarz bis schwarzbraun, oft bunt angelaufen und schwerer als Torf und
Holz; zuweilen erscheint die Steinkohle an der Bruchfläche goldglänzend.
Das rührt von Schwefelkies her, welcher der Steinkohle beigemengt ist.
Sie brennt mit rußender Flamme und gibt größere Hitze als die übrigen
Brennmaterialien.
b) Vorkommen und Gewinnung: Die Steinkohle findet sich in
Steinkohlenlagern (Steinkohlenflözen) in der Erde und wird auf bergmännische
Weise gewonnen (Schlesien, Westfalen, Rheinprovinz, Belgien, England).
Die Steinkohlenflöze, die durch Steinkohlenschiefer und Kohlen-
sandstein getrennt sind, sind oft nur V2 m dick; andere haben eine Dicke
von 5—6 na. In manchen Gegenden liegen 40 bis 60 solcher Schichten
übereinander, von ebensoviel Schichten Gestein oder Ton getrennt.
Um die Kohlen aus der Erde zu gewinnen, wird zunächst ein senk-
rechter Schacht gegraben, bis man ans die erste Schicht kommt, dann werden
wagerechte Gänge (Stollen) angelegt, aus denen die Kohlen herausgehauen
und an die Oberfläche gefördert werden.
e) Entstehung der Steinkohle: Die Steinkohlen sind auf ähnliche