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Zungen aufgefordert, sich zu einem bestimmten Tage vor der
Obrigkeit zu stellen; auch werden seine Erben eingeladen,
-zu erscheinen. Kommt der Abwesende mchtt, so achtet man
ihn für todt, die sich meldenden Erben erhalten sein Ver-
mögen, und der Vormund, der über die Verwaltung des
Vermögens eine richtige Rechnung abgelegt hat, ist seines
Amtes entlassen.
Wenn Jemand von der Obrigkeit in den Zeitungen
für einen Verschwender erklärt wird, so erhält er einen
Vornrund, welcher das Vermögen des Verschwenders ent-
weder bis zum Tode des letzteren verwaltet, oder so lange,
bis sich dieser bessert und die Obrigkeit cs wiederum durch
die Zeitungen bekannt nracht, daß er sein Eigenthum selbst
zu verwalten im Stande sey.
Bei Wahnsinnigen, Taubstummen, Blödsinnigen dauert
die Vormundschaft entweder bis zur Beendigung ihrer. Krank-
heit, oder bis zu ihrem Tode.
Da mündig gewordene Frauenspersonen vor Gericht
nichts abschließen können, so brauchen sie einen Curator
oder Geschlechtvormund. Bei verheiratheten Frauenspersonen
vertritt ihr Ehemann die Stelle des Geschlechtvormundes.
18) Äeltern und Kinder.
Acltern sind verbunden, für die Erziehung ihrer Kinder
so lange zu sorgen, bis diese sich selbst ernähren kön-nen.
Unter der Erziehung versteht man aber nicht blos Nahrung,
Kleidung, Wohnung und Schulunterricht, sondern auch die
Erlernung der Kenntnisse, durch welche sie ihr Fortkommen
sinden. Die erste Sorge der Erziehung kommt dem Vater
zu; ist dieser allein cs nicht im Stande, so muß die Mutter
dazu mit beitragen, und wenn dieß noch nicht ausreicht,
die Großältern.
Feder Vater hat das Recht, sein Kind, so lange es
noch nicht eine eigene Wirthschaft führt und sich selbst er-
nährt, wegen Ungehorsams mäßig zu züchtigen, d. h. so,
daß er ihin an seiner Gesundheit nicht schade.
Feder Vater hat das Recht, sein Kind, wenn cs hart-
näckig und widerspänstig ist, mit Hilfe der Obrigkeit in's
Zuchthaus thun zu lassen.
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zuweilen in eigener Person auf den Markt, um sich nach
den Preisen der Lebensmittel genau zu erkundigen. Auf
dem jetzigen Ostravorwerke zu Dresden liess sie die
schönsten Kühe anschaffen; sie butterte bisweilen daselbst
und erkundigte sich nach allen wirtschaftlichen Angele-
genheiten. So ging dieses fürstliche Paar in vielen häus-
lichen Tugenden dem Volke mit dem bessten Muster vor-
an. Der Churfürst war nur unter dem Namen: Vater
August, und seine Gemahlin nur unter dem Namen :
Mutter Anna bekannt. Noch erinnert uns Manches an
die Segnungen jener friedlichen Regierung. Unter ihr
entstanden die Schlösser Augustusburg, Annaburg,
Nossen; der Königsiein ward befestigt; in Dresden
selbst entstand die Kreuzschnle, das Zeughaus,
das grüne Gewölbe mit seinen Kostbarkeiten, die
Bibliothek mit ihren Schätzen und der J ä g e r h o f,
so wie auch die Amieukirche das Andenken an die
Mutter Anna verewigt. Als ein Muster guter Hausmütter
starb Anna den 1. October 1585. Ihr Gemahl folgte ihr
bald darauf den 11. Februar 1586. Durch ihre Sparsam-
keit hinterliessen sie einen Schatz von 17 Millionen
Thalern. Man findet ihre Grabstätte in der Domkirche
zu Freiberg, wo auch Moritz und Heinrich der Fromme
ruhen,
Georg I.
Georg erhielt in seiner Jugend eine sehr strenge
Erziehung. Seinen Vater Christian I. verlor er schon
als ein Knabe von 6 Jaliren. Nun nahm sich seine christ-
lich gesinnte Mutter Sophia seiner an, die bei ihren
Kindern eine gute Zucht hielt. Von dieser achtbaren
Mutter rühren noch die sogenannten Sophienducaten her,
welche die Aufschrift führen: „Wohl dem, der Freude
an seinen Kindern erlebt,“ wodurch sie alle Aeltern er-
mahnen wollte, ihre Kinder wohl zu erziehen. Georg
bekam als ein vaterloser Prinz an dem Herzoge von Wei-
mar, Friedrich Wilhelm, einen sorgsamen Vormund,
der ihm einen gewissen Magister Leonhard zum Leh-
rer wählte. Derselbe sah genau darauf, dass der junge
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Extrahierte Personennamen: August Anna Anna Moritz Heinrich Heinrich Georg Georg Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leonhard
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um und warf noch dürres Holz darauf. Zuletzt warf man
die Asche in den Rhein, weil man den Ketzer auch damit
bestrafen wollte, daß man seine Ueberreste nicht in der Erde
ruhen ließ. So endete der edle Huß. Seine Anhänger
Böhmens feierten noch lange den Geburt- und Sterbetag
ihres Lehrers, und die Hussiten — so nannten sich seine
Anhänger — rächten seinen Tod durch den langjährigen
Hussitenkrieg, der im 15ten Jahrhunderte ausbrach, und in
Böhmen wie in Sachsen schreckliche Verwüstungen anrichtete.
Im Jahre darauf, also 143 6, starb Hieronymus von
Prag, der eigentlich Faulfisch hieß, denselben marter-
vollen Tod aus dem Scheiterhaufen. „ '
t -
Martin Luther.
Martin Luther ward den 10 November 1483 zu
Eisleben in der Grafschaft Mansfeld geboren, wohin seine
Aeltern des Jahrmarktes wegen gereist waren. Eigentlich
wohnten sie in dem Dorfe M ö h r a zwischen den Städten
Eisenach und Salzungen. Luther stammte aus einer armen
Familie ab, wie Huß; denn sein Vater, Hans Luther,
war ein gewöhnlicher Bergmann, und seine Mutter Mar-
garetha, eine geborne Linde mannin, besaß ebenfalls
keine Schätze. Späterhin verbesserten sich ihre Umstände,
als Hans Luther nach Mansfeld zog und daselbst ein Mit-
glied des Raths ward; denn wegen seiner Einsichten sowohl,
als wegen seiner Frömmigkeit stand er in allgemeiner Acht-
ung. Seinen Knaben hielt er frühzeitig zum Lernen - an,
trug' ihn als Rathsherr auf den Armen in die Schule, als
der kleine Luther erst 3 Jahre alt war, und bat den Schul-
meister ernstlich, ihn ja recht strenge zu halten. Dieser ließ
es auch daran nicht fehlen, so daß Luther späterhin selbst
gestand, sein Schulmeister habe ihn fünfzehn Mal hinter
einander wacker gestrichen d. h. geschlagen. In einem Alter
von 14 Jahren kam er auf die lateinische Schule zu Mag-
deburg, wo er jedoch nur ein Jahr blieb, weil sein
Vater nicht viel an ihn wenden konnte. Er besuchte daher
die Schule zu Eisenach. Hier hatte seine Mutter einige
Anverwandte, die ihn unterstützten. Gleichwohl mußte er
sich sein Brod sehr sauer als Currentschüler verdienen.
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Er hatte eine sehr schöne Stimme und sang vor den Thüren
mit aller Andacht. Als dieß eine Wittwe, mit Namen
Cotta bemerkte, so beschloß sie, den armen Schüler in ihr
Haus aufzunehmen, und ihm freien Tisch zu geben. Luther
belohnte seine edle Wohlthäterin durch unermüdeten Fleiß;
Tag und Nacht arbeitete er, um es in der lateinischen
und griechischen Sprache und in der Musik recht weit zu
bringen. Er erhielt daher, 18 Fahre alt, das beßte Zeug-
niß von seinen Lehrern, die ihn nicht nur wegen seines
Eifers, sondern auch wegen seines Wandels rühmten.
Fetzt bezog er die Universität zu Erfurt 15 01. Nach
dem Willen seines Vaters sollte er ein Rechtsgelehrtcr wer-
den, wiewohl er keine große Lust dazu hatte. Indeß er
kannte die große Strenge des Vaters und fügte sich in
seinen Willen. Unablässig studirte er, um einmal ein tüch-
tiger Advocat zu werden. Dabei las er jedoch auch fleißig
in der Bibel. Noch nie hatte er eine. vollständige Bibel
gesehen, vielmehr glaubte er, cs stehe darin nicht mehr,
als die Evangelien und Episteln, welche an Sonn- und
Festtagen vorgelesen zu werden pflegen. Wie groß war da-
her seine Freude, als er einst auf der Rathsbibliothek zu
Erfurt eine vollständige lateinische Bibel fand, die man an
einer Kette befestigt hatte, damit sie niemand stehlen möge.
Keinen größeren Wunsch kannte er, als den, ein solches
Buch eigenhändig zu besitzen. Drum schreibt er selbst:
„Als ich zwanzig Fahr alt war, hatte ich noch keine Bibel
gesehen. Fch meinte, die ganze Bibel bestünde nur in den
Evangelien und Episteln, die Sonntags vorgelesen werden.
Endlich fand ich in der Bibliothek zu Erfurt eine Bibel,
die las ich mit der größten Verwunderung."
Luther geht in das Kloster.
Es ist schon erwähnt worden, daß Luther ein Rechts-
gelchrter werden sollte. Allein Gott wollte es anders.
Einst hatte er in Begleitung seines Freundes Alexius
seine Acltern zu Mansfeld besucht. Auf der Rückreise, als
sie schon nahe bei Erfurt waren, zog sich ein schweres Ge-
witter zusammen, das immer näher kam. Die beiden
Wanderer waren im Freien, so daß sie nicht einkehren könn-
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