den Kaiser im härenen Knßgewande und in bloßen Füßen
mitten im Winter 3 Tage auf dem Schloßhofe stehen,
worauf er ihn endlich vor sieh ließ und ihin versprach, seine
Angelegenheiten baldigst zu besorgen. . Derselbe Gregor be-
fahl auch mit unerbittlicher Strenge, daß kein Geistlicher
heirathen solle. Mit gleicher Harte verfuhr gegen die christ-
lichen Lander der Papst Inno een z Hi., der von 1198 —
1216 den Stuhl Petri einnahm. Furchtbar machte er sich
durch die Strafe des Interdikts, oder des großen
Bannes. Erging dieses über.ein Land, so wurden die Kirchen
Erschlossen, keine Sacramente verwaltet, keine Glocken ge-
lautet, die Altäre ihres Schmuckes beraubt und die Todten
nicht auf dem gewöhnlichen Gottesacker begraben. Eine
neue Plage brachte Gregor Ix. seit 1229 durch die Ein-
führung der Inquisition, oder des Ketzergerichts', zu-
folge dessen alle Irrgläubige abscheulich gemartert und zu
einem qualvollen Tode vcrurtheilt wurden. Hunderttausende
solcher Unglücklichen haben auf dem Scheiterhaufen ihr Le-
den geendet. Natürlich war es, daß die Christen an der
Heiligkeit der Päpste dadurch irre wurden; denn Christus
ging umher und that wohl. Auch nahm man gerechten
Anstoß an dem unsittlichen Lebenswandel, den manche Päpste
führten, namentlich Alexander Vi. und Julius Ii.,
die kurz vor der Reformation regierten. Man konnte sie
unmöglich für die Stellvertreter Jesu halten, da der Erlöser
ohne Sünde war und getrost fragen konnte: „Wer unter
euch kann mich einer Sünde zeihen?" Kein Wunder also,
wenn man es nach und nach versuchte, sich von einer Herr-
schaft loszureißen, die eben so wenig in der Bibel befohlen
wird, als sie das Wohl der christlichen Kirche zur Absicht
hatte.
Irrlehren und Mißbrauche unter den
Christe n.
Auch das Heiligste ist dem Mißbrauche unterworfen,
sobald cs den Menschen übergeben wird. Das erfuhr sehr
bald die göttliche Lehre, welche Jesus Christus den Men-
schen als ein Wort vom Himmel verkündigte, und welches
seine Apostel nach dem Tode ihres Herrn mit eben so viel
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Extrahierte Personennamen: Gregor Gregor Gregor_Ix Gregor Christus Alexander_Vi Alexander Julius_Ii Jesus_Christus Apostel
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große Bibliothek hatte. Das war für den wißbegierigen
Jüngling der höchste Genuß. Man bemerkte bald seine
großen Fortschritte; im Jahre 1393 ertheilte man ihm die
Würde eines Magisters und im Jahre 1400 übertrug man
ihm ein Pfarramt in der Stadt Prag. Er predigte in
seinem neuen Amte mit Warme, fand großen Beifall, und
jemehr man ihn hörte, desto strenger tadelte er die Sünden
der Armen wie der Reichen. Zwar machte er sich^ durch
diese Freimüthigkeit unter den Vornehmen manchen Feind.
Allein der König Wenzel schützte ihn, und die Königin
Sophie achtete ihn so hoch, daß er ihr Beichtvater werden
mußte. Diese Ehre, die ihm zu Theil geworden war, än-
derte sein Betragen nicht im Geringsten; er liebte und lehrte
die Tugend und Religion wie vorher und zeichnete sich vor
den übrigen Lehrern der Stadt rühmlichst aus.
Fortsetzung.
Bisher hatte Huß noch keine Lehre der Kirche ange-
griffen, sondern blos gegen das Sittenverderben vieler
Geistlichen gepredigt; vielmehr standen alle Gebräuche und
Lehren seiner Kirche bei ihm in dem größten Ansehen.
Allein bald fügte es sich, daß er ein Reformator oder
Verbefferer des katholischen Glaubens werden sollte. Einer
seiner Schüler, Hieronymus von Prag, der zu Ox-
ford in England ftudirte, kam nach Prag zurück und
brachte mehre Schriften Wiklef's mit, die er seinem Lehrer
zu lesen gab. Huß erschrack über diese Schriften, die all-
gemein als schädlich verworfen worden waren, und tadelte
deshalb seinen Schüler. Allein weil dieser nicht aufhörte,
ihn zu bitten, so behielt er sie, um sic durchzulesen. Zu
seinem Erstaunen fand er, daß Wiklef's Meinung auch die
seinige sey. Wie Wiklef, so tadelte auch er den strafwür-
digen Ablaßhandel von der Kanzel herab. Dieß und der
Umstand, daß zwei Engländer, Jakob und Conrad, die
Wiklef's Schriften studirt hatten, nach Prag kamen, um
Huß und Hieronymus von Prag zu besuchen, vermehrte
die Anzahl seiner Gegner. Er galt als ein Feind des
Christenthums, als ein Friedensstörer und man verlangte
vom Könige Wenzel die Bestrafung deffelbew. Indeß der
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