Erster Teil.
Die heimatliche Stadt.
A. Wie etwa die Kleinen in den heimatkundlichen Unterricht
einzuführen sind.
Heimatkunde! Fremd klingt das Wort im Ohr des Kindes, und mit
Spannung sehen sie der ersten Unterrichtsstunde entgegen. Fragst du sie
nach ihrer Heimat, so werden die Antworten verschieden ausfallen. Die
meisten Kinder schweigen, die geweckteren nennen wohl bcit Ort, in dem
sie wohnen, einige antworten: Zn Hause ist's! Auch Straßennamen Pflegen
genannt zu werden, es kommt vor, daß hier und da sogar der Name einer
Provinz, z. B- Schlesien, oder eines kleineren Reiches, z. B. Sachsen, ge-
bracht wird. Die Kinder sollen nun dazu geführt werden, den dreifachen
Sinn des Begriffes „Heimat" kennen zu lernen: Vaterhaus, Heimat-
ort, heimatliche Landschaft. Will man auf dem Fundamente der An-
schauung aufbauen, so empfiehlt es sich, den Begriff „Heimat" durch kleine
Erzählungen zu erläutern und zu umgrenzen.
1. Vaterhaus! Ihr wäret gewiß schon einmal verreist zur lieben Groß-
mutter, zu Onkel und Tante oder guten, lieben Freunden eurer Eltern.
Wie schön war es nun dort, sich frei umhertummeln zu können, Blumen
zu pflücken, mit den lieben Tieren lustig zu spielen! Und doch! Als ihr
den ersten Brief von eurer Mutter bekamt, da fingen die Tränen an zu
fließen. Warum wohl? Die meisten von euch haben diese Sehnsucht uach
Hause schon kennen gelernt. Sie macht uns traurig, es bereitet uns
Schmerz, nicht daheim zu sein: wir haben Heimweh.
Das, wonach wir Heimweh haben, ist unsere Heimat.
Unser Elternhaus ist unsere Heimat.
2. Ich kenne eine Geschichte von einem Handwerksburschen, der zog
hinaus, fein Glück zu suchen. Er kam durch viele herrliche Städte und
Landschaften, sah das Schönste, was die Erde uns bieten kann, hohe, mit
Eis und Schnee bedeckte Gebirge, sonnige Täler und das weite Meer.
Eine Zeitlang machte es ihm Freude, und doch — wenn er abends müde
von der Arbeit und vom Wandern zur Ruhe ging, tauchte vor seinen
Augen das Städtchen aus, in dem sein Baterhaus lag. Er sah im Geiste
die Linde im Hofe seines Elternhauses, vermißte deu Klaug des Abend-
glöckchens vom nahen Kirchturm, den efeuumrankten Giebel des kleinen
Nachbarhäuschens, den Duft des Flieders an der Kirchhofsmauer, den
Spaziergang im Kornfeld mit trauten Freunden und den sorgenden Blick
vom Großmütterlein draußen vor dem Tor. Es hielt ihn nicht länger in
der Ferne, die Sehnsucht trieb ihn zurück in seine Heimatstadt. Das,
wonach wir Heimweh haben, ist unsere Heimat. Welches war die
Heimat des Wanderburschen? Der Ort, in dem wir unsere Jugend
verlebt haben, ist unsere Heimat.
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— 24 —
wott\ fcmerfte der Koch „unsere Suppe schmeckt nur denen gut, die tüchtiq gearbeitet und gehungert haben." ' ;ug
tp ^;. fr^lcs’nn? der Jugend — Um die Spartaner zu tüchtigen Krieaern i^^rlen,6 Urj n uur gesunde und kräftige Kinder auferzogen werden Schwächliche Kinder wurden gleich nach der Geburt in einen Abarund geworfen, wo sie verhungern mußten. Bis zum siebenten Jahre blieben die Knaben im Hause unter Obhut der Mutter, dann kamen sie in die öffentlichen Erzrehuugshänser. Hier wurden sie streng behandelt und vor allein an Gehorsam gewöhnt. Ans Lesen und Schreiben wurde wenig gegeben. Körperliche Übungen waren die Hauptsache: Saufen, Springen, Ringen, Speer- und Diskuswurf, Waffenkampf. Die Knaben gingen barfuß und auch im Winter leicht bekleidet. Sie mußten täglich ein kaltes Bad nehmen und schliefen nachts auf Schilf, welches sie sich selbst vom Ufer des Enrotas holen mußten, fvriih wurden sie an Hunger und Durst gewöhnt, ^elddiebstahl war als Übung in der Kriegslist erlaubt. Wer sich jedoch dabei abfassen ließ, erhielt Geißelhiebe. Einmal im Jahre wurden die Knaben im Tempel der Artemis mit Ruten gegeißelt. Sie sollten Schmerz ertragen lernen, ohne
einen Klagelaut hören zu lassen oder eine Miene zu 7' verziehen. Achtung vor dem Alter war strenges Diskuswerfer. Gebot. In Gegenwart älterer Männer mußte der
Jüngling schweigen und nur antworten, wenn er ge= tragt wurde. Die Antwort mußte kurz und bündig fein. Eine knappe Jiebe nennt man noch heute eine lakonische. Auf der Straße mußten die Knaben still und sittsam einhergehen, den Blick gesenkt und beide Hände in den Mantel geschlagen. Böse Buben wurden sofort ans der Straße
gezüchtigt. Die Erziehung dauerte bis zum 20. Jahre.
8. Kriegslebcn. — Der Krieg war das eigentliche Leben der Spartaner,
^eder Spartaner war vom 20. bis zum 60. Lebensjahre kriegspflichtig. Man schmückte sich zur echlacht wie zu einem Feste. Der Krieger legte das purpurne Kriegsgewand an, auf welchem man das Blut nicht sah,
1 albte das Haar und bekränzte das Haupt. Der König opferte den Göttern, dann rückte das Heer mit Gesang und Flötenfpiel in den Kampf. Tapferkeit war der größte Ruhm, Feigheit die größte Schande. Die Spartaner hatten kurze Schwerter, denn sie sagten: „Wir lieben es, dein Feinde nahe zu fein." Wenn ein Jüngling in den Krieg zog, reichte ihm die Mutter den Schild mit den Worten: „Entweder mit ihm oder auf ihm!" Nach einer verlorenen Lchlacht trugen die Mütter der gefallenen Krieger Feierkleider, die Mütter der heimkehrenden Besiegten Trauergewänder. Die Gefallenen trug man auf dem Lchilde ans der Schlacht und bekränzte sie mit Olivenzweigen. Wer vor dem Feinde floh, ward ehrlos. Er mußte in einem geflickten Mantel enihergehcit und das Haupthaar auf der einen Seite scheren. Niemand sprach mit ihm.
9. Lykurgs Ende. — Als Lykurg feine Gesetzgebung vollendet hatte, befragte _ er das Orakel zu Delphi, ob an feinem Werke noch etwas zu bessern fei. Das Orakel antwortete, daß Sparta groß und berühmt bleiben würde, solange es Lykurgs Gesetze halte. Da ließ Lykurg feine Mitbürger
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192
Auswahl
vorzüglicher Dugenö - und -^ollisschrislen^
zu
Weihnachts-, Geburtstags- und sonstigen Festgeschenken,
so wie zu Prämienbüchern besonders passend.
In zweiter Auflage erschien von
Ciustav Üvieritz:
Das vierte Gebot oder die ungleichen Brüder. Erzählung für
Acltern und Kinder. Fwcite Auflage. Mit fein illum. Kpsr.; elegant geb.
l5 Sgr. — Seppel oder der Synagogenbrand zu München. Er-
zählung für Jung und Alt. Zweite Auflage. Mit fein illum. Kpfr. eleg.
geb. 12 Sgr. — Gutenberg und seine Erfindung. Erzählung über
Sprache, Schrift und Buchdruckerkunst. Für Jung und Alt. Mit fein
illum. Kpfr. eleg. geb. 15 Sgr. — '
(Die vorstehenden 3 Schriften sind ihrer besondern Vortreetlichkeit
halber in’s Französische und im Aufträge 8. K. K. Hoheit des Erzherzog
Stephan von Oesterreich in’s Böhmische übersetzt worden.)
Die protestantischen Salzburger und deren Vertreibung. Für
Familienkreise und die tei fere Jugend. Wohlfeile Knsgcrbe. eleg. geb.
12* Sgr. (Ist wiederholt als eine bei den neueren Bewegungen auf dem Ge-
biete der Religion höchst wichtige Schrift empfohlen worden.) — Der
Schwede auf Rügen. Erzählung aus dem 30jährigen Kriege. (Sciten-
stück zu Obigem.) eleg. geb. 10 Sgr
Zur Empfehlung dieser Schriften viel
zu sagen, wäre wohl überflüssig; — denn
wer kennt nicht wenigstens den Namen
des wackeren, für das Edle und Gute
stets thätigen Gustav Nieritz, wel-
cher mit dem segensreichsten Erfolge die
von Campe, Salzmann, dem Ver-
fasser der Ostereier etc. gegründete
Bahn fortführt und vervollkommnet. —
Die Pilgerreise nach dem heiligen Lande, oder: Gottlieb Brun-
ners und feiner Gefährten Schicksale und Erlebnisse im Orient. Unterhal-
tende und in Bezug auf biblische Geschichte und Geographie belehrende Er-
zählung für die Jugend und deren Freunde. Von lir. Fr. Scliwed.
Mit fein, illum. Titclkpfr. u. 2 Ans. von Bethlehem u. Jerusalem, eleg. geb.
15 Sgr. (Ein lebendiges und farbenreiches Reisegemälde, für das Bildungs-
bedürfniss und Anschaimngsvermögen der Jugend ganz vortrefflich bearbeitet.)
Die Familie Toaldi oder: Dertyrolerkampf für'svaterland
unter Andreas Hofer. Erzählung für Jung und Alt von Fberhard
¡Stein. Mit Kpfr. eleg. geb. 10 Sgr.
Der kleine Hausirer, oder: Gott
scheu wunderbar. Erzählung auö
freunde von C. &i. M«l»müiler.
illum. Kpfr. eleg.
Vorstehende Jugend - und Volksschrif-
ten sind sämmtlich als zu den besten und
lehrreichsten der neueren Zeit gehörig
von den gewichtigsten Stimmen den Ael-
iern und Lehrern zu ganz besonderer Be-
rücksichtigung empfohlen worden, (Hier-
über vergleiche man die jeder einzelnen
lenkt die Schicksale der Men-
dem Leben für Kinder und Kinder-
. Wohlfeile Ausgabe. Mit fein
geb. 15 Sgr.
Schrift vorgedruckten Beurtheilungen und
Empfehlungen.) Sie haben in der päda-
gog. Welt überall hin so viel Beifall ge-
funden, dass sie wohl selten in einer
guten Schul- und Gemeinde - Bibliothek
mehr fehlen.
Druck non E. Stange's Buckdrucketet in Leipzig.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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189
In diesem Augenblicke durchzuckte den todwunden Ulanen ein beglückender
Gedanke. Er nahm eine Rose und gab sie seinem Burschen mit dem Auf-
träge, dieselbe Seiner Majestät dem Könige zu überreichen und zu sagen:
Ein schwerverwundeter Offizier schicke ihm diese Rose als letzten Gruß.
König Wilhelm ließ den Wagen halten, nahm die Rose gerührt an
und erkundigte sich nach dem Namen des Offiziers.
Glücklicherweise starb dieser nicht; er genas, aber sehr langsam.
König Wilhelm war unterdes Kaiser geworden, aber sein dankbares
Gemüt vergaß auch inmitten der vermehrten Pflichten nicht die Rose von
Gorce. Weihnachten 1871 schrieb er an den Offizier folgenden Brief:
„In dankbarer Erinnerung an den mir unvergeßlichen Augenblick,
wo Sie, schwerverwundet in Gorce am 19. Aug. 1870, mir eine Rose
nachsendeten, als ich, Sie nicht kennend, an Ihrem Schmerzenslager vor-
übergefahren war, — sende ich das beikommende Bild, damit noch in
späteren Zeiten man wisse, wie Sie in solchen Augenblicken Ihres Königs
gedachten und wie dankbar er Ihnen bleibt!"
Weihnachten 1871. Wilhelm Rex.
Das königliche Weihnachtsgeschenk besteht aus einem Bilde, auf welchem
man einen Gedenkstein sieht mit der Aufschrift „Gorce, 19. August 1870."
Dieser Gedenkstein ist teilweise mit einer durch das Eiserne Kreuz geschmückten
Fahne bedeckt. Auf demselben steht ein Jnfanteriehelm, welcher mit einem
Siegeskranze von Eichenlaub umwunden ist, auf dem Tautropfen, gleichsam
Schmerzensthräneu, erglänzen. In den goldenen Rahmen ist als sinnigste
Überschrift in reinem getriebenen Silber die Rose von Gorce eingefügt.
5. Seine Menschenfreundlichkeit.
Bei Gelegenheit einer Parade, die 1885 in Württemberg stattfand,
erblickte der Kaiser vom Wagen aus einen alten Mann, der das Kreuz aus
dem Befreiungskriege trug. Sofort ließ er halten. Der Veteran wollte
nun, so schnell als seine alten Glieder es erlaubten, aus seinem Wagen
steigen, um seinen Kaiser zu begrüßen. Der Kaiser aber, welcher bemerkte,
daß es dem Alten schwer wurde, auszusteigen, rief: „Bleiben Sie sitzen!
Ich bin der Jüngere und kann zu Ihnen kommen." Und er stieg aus und
ging zu dem Manne! —
Als der Leibarzt eines Morgens dem Kaiser Wilhelm seinen Besuch
machte, stand dieser wie zerstreut am historischen Eckfenster, ohne wie sonst
dessen Gruß zu erwidern. Erstaunt wartete der Arzt, als der Kaiser sich
plötzlich umwandte und freundlich sagte: „Entschuldigen Sie meine anschei-
nende Zerstreutheit, aber ich bemerkte beim Hinaussehen einen Bauer, der
gewiß weit hergekommen war, den Kaiser zu sehen, und sein Söhnchen
mitgebracht hatte, das er hoch emporhielt. Da mußte ich doch länger am
Fenster stehen bleiben, um dem guten Manne nicht die Freude zu verderben."
6. Seine Pflichttreue.
Die Pflichttreue des Kaisers ist sprichwörtlich geworden. Einige
Jahre vor seinem Tode hatte er bei einer Übung des 1. Garderegiments
sein Erscheinen angekündigt. Sein Leibarzt aber hatte, besorgt um die Ge.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Wilhelm August Eichenlaub Wilhelm Garderegiments
277
die Eier nicht ausschlüpfen, so könnt Ihr ein alter Mann werden",
und lächelte dazu.
Aber der Fremdling sagte: „Herr Doktor, Ihr seid ein feiner
Kauz, und ich verstehe Euch wohl", und hat nachher dem Rate ge-
folgt und 87 Jahre 4 Monate 10 Tage gelebt, wie ein Fisch im
Wasser so gesund, und hat alle Neujahr dem Arzte 20 Dublonen *)
zum Gruß geschickt. - Hebel.
176. Liebe und Hatz.
In einem Walde lebte vor Jahren ein wackerer Förster mit
feinem jungen Weibe, zwei holden Kindern und einigen Jäger-
burschen in glücklicher Abgeschiedenheit. Da kam plötzlich auch zu
ihnen die Kunde von den traurigen Verheerungen, welche die fürchter-
liche Cholera in den östlichen Teilen des Landes anrichtete, und wie
sie immer weiter nach Westen vordränge. Schon hatte deshalb der
Förster in der nächsten Stadt sich Verhaltungsmaßregeln geben
lassen, auch einige Arzneien eingekauft, als eines Nachmittags ein
Jägerbursche die Botschaft bringt, daß in dem nächsten, eine Meile
entfernten Dorfe die Cholera in ihrer ganzen Furchtbarkeit ans-
gebrochen und bereits eine Menge Bewohner der Krankheit erlegen
sei. Schnell beschließt nun der kleine Familienrat, jede Verbindung
mit dem angesteckten Dorfe aufs strengste zu vermeiden und auf
die Annäherung jedes Fremden ein wachsames Auge zu haben. So
kommt der Abend.
Die Mutter bettet ihre Kleinen zur nächtlichen Ruhe und rückt
sich einen Sessel an die Seite des Gatten, um am knisternden Kamin-
feuer noch manche häusliche Sorge zu besprechen. Da schlagen die
Hunde an, und der eintretende Jäger meldet: „Draußen ist der Müller
ans dem benachbarten Dorfe; er fliehe, so spricht er, vor der gräß-
lichen Seuche, und bittet um schützendes Obdach. Bleich und verstört
sieht er aus, ganz unheimlich wird mir in seiner Nähe. Wenn Ihr
erlaubt, so hetze ich die Hunde auf ihn, denn wer kann dem Menschen
trauen!" Wohl wußte es der Förster besser noch als der Jäger, daß
jenem Manne nicht zu trauen sei; denn seit er Marien als Gattin
heimgeführt, hatte dieser Müller, der sich auch um ihre Hand be-
worben, unermüdliche Ränke geschmiedet, das Glück des jungen Paares
zu zerstören. — „Den Besuch", erwiderte er, „hätte ich wohl nicht
erwartet, denn seit vier Jahren zeigte der Mann sich als mein Tod-
feind und mied meine Schwelle. Doch die Not versöhnt; schon jetzt
hat er Vertrauen zu uns gefaßt, vielleicht wird er bald uns herzlich
lieben, wenn wir ihm freundlich begegnen."
Kopfschüttelnd geht der Jäger, und alsbald tritt in das nur
spärlich erhellte Zimmer eine lange Gestalt ein, vor der du wohl mit
0 Doublon — der Doppel-Louisdor, ein Goldstück von etwa 30 Mk.
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162 —
-1 Am Mittwoch-Nachmittag.
Friedericus Rex, der große Held,
kam siegreich aus dem Kriegesfeld,
und wenn er durch die Straßen ritt,
so liefen alle Kinder mit.
Sie stellten sich wohl auf die Zeh'n,
den lieben Vater Fritz zu seh'n,
sie faßten ihn an Pferd und Rock;
doch Vater Fritz erhob den Stock
und sagte lächelnd: „Habet acht,
daß ihr mein Pferd nicht böse macht!"
Doch einst ein wilder Knabenschwarm
den Kopf ihm machte gar zu warm;
da hat er böse dreingeseh'n:
„Wollt ihr wohl gleich zur Schule
geh'n!"
Da sprach ein dicker Bube: „Ach,
heut' ist ja Mittwoch-Nachmittag!"
Der ganze Chor fiel jubelnd ein:
„Der alte Fritz will König sein
und weiß nicht mal zu dieser Frist,
daß Mittwochs keine Schule ist!"
Der König stille vor sich lacht
und hat in seinem Sinn gedacht:
Wie reich bist, liebe Einfalt, du!
Ich alter Mann hab' keine Ruh';
des Morgens ruft mich Sorge wach,
so drückt mich Müh' den ganzen
Tag,
daß meine Kinder groß und klein
sich ihrer Feierstunde sreu'n.
Gewiß, so hat der Held gedacht,
er hat sein Denken wahr gemacht.
Drum, wo man Gutes liebt und ehrt,
sein Angedenken ewig währt,
und jeder Deutsche ehrfurchtsvoll
den Edlen kennen lernen soll.
K. Fröhlich.
4 Friedrichs des Grasten Mut.
Geistesgegenwart und Mut besaß Friedrich wie wenige Menschen.
In der Schlacht bei Kollin führte er selbst mit dem Degen in der Hand
eine Compagnie gegen eine österreichische Batterie. Die Leute flohen, als
sie in den Bereich der feindlichen Kugeln kamen; Friedrich aber achtete nicht
darauf und ritt immer weiter, bis einer seiner Adjutanten ihm zurief:
„Wollen denn Ew. Majestät die Batterie allein erobern?" Jetzt erst erkannte
Friedrich seine mißliche Lage, hielt sein Pferd an, betrachtete die Batterie
durch ein Fernglas und kehrte dann langsam zu den Seinigen zurück. —
Am Abende des Schlachttages von Leuthen ritt er mit wenigen Be-
gleitern nach deni Schlosse zu Llssa, wo er wider Erwarten eine große Anzahl
österreichischer Offiziere findet. Seine Freiheit steht auf dem Spiele; die
Feinde hätten ihn unmittelbar nach seinem schönsten Siege zum Gefangenen
machen können. Aber der König schreitet mit der ruhigsten Miene von der
Welt mitten durch sie hin und ruft ihnen zu: „Guten Abend, meine Herren!
Sie haben mich wohl hier nicht vermutet! Kann man dennoch unterkommen?"
Da bücken sich die Offiziere, durch seinen zuversichtlichen Ton irre gemacht,
tief vor ihm und leuchten ihm demütig in sein Zimmer. Bald darauf er-
schien eine Abteilung preußischer Husaren und nahm die Österreicher alle
gefangen. —
Diese Unerschrockenheit, welche Friedrich in allen Gefahren bewies,
verlangte er aber auch von seinen Offizieren. Einem seiner Pagen wurde
bei der Belagerung einer Festung das Pfe-d unter dem Leibe erschossen,
und er selbst erbielt eine bedeutende Quetschung. Mit schmerzlichen
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Extrahierte Personennamen: Fritz Fritz Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Wilhelm_I. Griebe Kolbe Willi Wilhelm Luise Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Berlin Königsberg
tig mich bessern. Ein aufrichtiges Kind saget auch si i-
nen Lehrern und Eltern alles ohne Verstellung, was
man dasselbe fragt; sollten auch gleich andere Leute und
Kinder darüber zürnen; denn es denkt bey sich selbst :
Gott will, daß wir dre Wahrheit sagen sollen; ich muß
meinen Eltern, Lehrern und Vorgesetzten gehorchen.
> Der allmächtige Gott kann mich schon beschützen, wenn
etwa Menschen mir darüber feind werden und mich ver-
folgen wollten. Gott sieht das Herz an und Aufnch-
tigkeit ist ihm angenehm. Kann mir es Gott mcht be-
lohnen, wenn ich um der Aufrichtigkeit willen etwas
leiden sollte? Auch fromme und rechtschaffene Men-
schen haben die gerne, die aufrichtig sind; aber denen,
die sich listig verstellen, traut man nicht lange. Wer
seinen Fehler aufrichtig gesteht, dem pflegen gute Men-
schen gerne zu vergeben'und liebreich zu bessern.
Kindrrfreund. Das aufrichtige Kind.
15) Die Lügnerin.
Eine Mutter hatte eine kleine Tochter, die sie
sehr liebte. Da sie einst einen Krug zerbrochen hatte
und befürchtete, sie mochte vom Vater geschlagen wer,
den, sprach die Mutter: sage du nur: es hat lhn die
Katze heruntergeworfen. So half sich das Kind mit
Lügen durch, so oft es Strafe verdient halte. Als
das Madgen groß wurde, trieb sie heimlich manche
Sünden. Sie naschte aus der Speisekammer ; sie ver-
kaufte heimlich etwas Getraide und kaufte sich Bänder
dafür^) sie trieb verbotenen Umgang mit jungen Bur-
schen. Alles, was sie böses thar, wußte sie zu laug,
nen. Als sie aber durch Unzucht sich vergangen hatte,
dachte sie; sie wollte durch Laugnen sich auch helfen,
brach-
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brachte ihr neugebohrnes Kind um, und vergrub es heim-
lich im Garten. Aber der Mezgerhund ihres Nachbars
roch es und scharrte den Sand vom Kinde weg. Sie
wurde in das Gefängniß gebracht, mußte die That ge-
stehen, und es wurde ihr der Kopf abgeschlagen.
Lügen ist an sich Schande. Es nimmt dem Men-
schen die Ehre, die er hat; raubt ihm das Vertrauen
der Rechtschaffenen; verleitet ihn zu vielem Bösen;
führet manchen Menschen ins tiefste Verderben.
Kinderfreund. Die Lügnerin. Bibl. Religion und Glück-
seiigkeitslehre S. 317.
1(5) Vom Reden und Schwelgen in der Gesellschaft.
Kinder und junge Leute können und sollen in der
Gesellschaft älterer Menschen nicht viel reden; denn sie
wissen noch nicht viel rnrd haben noch keine große Er-
fahrung erlangt; es schickt sich für sie besser, daß sie
meistencheils schweigen und aus den Gesprächen der
Erwachsenen lernen. Wenn du in der Gesellschaft reden
willst, so rede ja von keiner Sache, die du nicht ver-
stehst; frage lieber mit Bescheidenheit und Demuth/ so
wird man dich liebreich belehren. Wenn du in der
Gesellschaft reden willst; so überlege zuvor , che du
den Mund öffnest, einige Augenblicke, was du zu sagen
gedenkest. Widersprich andern nicht ohne Noth; du
könntest dir leicht viele Feinde dadurch machen. Hüte
dich, alles zu loben und andern zu schmeicheln; du dürf-
test in Verachtung gerathen. Schweige, wenn andere
unnütze Reden führen; wenn sie aber den Nächsten lä-
stern , so rede und verthcidige seine Unschuld; wenn
sie der Religion und der Tugend spotten, so rede mit
Klug-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]