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1. Heimatkunde für Großstadtschulen - S. 2

1914 - Breslau : Hirt
Einleitung. In letzter Zeit wird häufig die Ansicht vertreten, daß der Ausdruck „Heimatkunde" für deu ersten geographischen Unterricht der Großstadt (3. Schuljahr) nicht zutreffend wäre. Was weiß ein Großstadtkind von Heimatgesühleu! Im enge» Stockwerk eines Mietshauses geboren, vielfach in andere Räume und Straßen verpflanzt, sür seine Spiele angewiesen auf das Getriebe der Straße, im besten Fall aus einen engen Hos oder sonnendurchtränkten, mit Menschen überfüllten Platz, kennt es nicht das schöne Gefühl innigen Verwachsenseins mit der Umgebung. Ein Vaterhaus hat es nicht — wie kann es Wurzel fassen in einem Boden, aus dein es immer und immer wieder verpflanzt wird? Wie anders ist die Jugend des Landkindes! Die traulichen Stätten kindlicher Spiele, der heimatliche Garten mit seinen schattigen Geheimnissen, die lieben Haustiere da hinten im Stall, in dem das Kind so gern weilt, stets neue Schönheiten und Reize entdeckend, das Loch iu der Mauer, durch das es verborgene Schlupfwinkel des Nachbargartens erspähen kann, der Hügel, von dem aus man die Sonne müde zur Ruhe gehen sieht, das Büchlein, das selbstgebaute Kähne fernen Gegenden zuführt — das alles sind Bande, die ein ganzes Leben unsteten Manderns in einem Landkinde nicht zu zerstören vermag. Wo finden wir Gleichartiges im Großstadtleben? Auch die trauten Freunde der Kindheit, alte, liebe Nachbarsleute und die ganze Dorfjugend, der Schullehrer und der Herr Pfarrer, der Küster und Totengräber — welch ein Landkind würde sie im späteren Leben vergessen! Und mit der Schätzung der Mitwohner eng verknüpft, wächst auch das Gefühl von der Bedeutung der eigenen Persönlichkeit — was für ähnliche Werte von lebenslänglicher Bedeutung hatte die Großstadt für das Kind aufzuweisen! Nein, ein Heimatgefühl, wie es das Landkind empfindet, das muß zu- gegeben werdeu, können wir in unserer Großstadtjugeud nun und nimmer erzeugen. Aber darum wollen wir nicht ans jede Möglichkeit verzichten, das Stadtkind die Heimat lieben und schätzeil zu lehreil. Was ist denn eigentlich hier beim Kind das Bleibende im steten Wechsel seiner Er- sahrungen? Das ist zweifellos seine Familie. Dort findet es in den vertrauten Möbeln seiner Kinderstube, im bequemen Lehnstuhl des Wohn- zimmers, in der verschwiegenen Ofenecke des Großmntterstübchens Ersatz sür das Vaterhaus des Landkindes. Dies ist der Ruhepunkt, von dem wir Lehrer auszugehen haben, wollen wir die Schüler zur Heimatliebe erziehen und treue Hüter lieber Kindheitserinnerungen heranbilden. Dort in erster Linie wird des Kindes Persönlichkeit, die im Großstadtgetriebe zertreten würde, herangebildet, es lernt sich als besonderes Glied einer Lebens- gemeinfchaft auffassen. Aber dabei dürfen wir nicht stehenbleiben. Wir haben hier in der Großstadt ein anderes, höheres Mittel, das Kind zur Liebe für seineu Heimatort zu erziehen, als dasjenige, das allein durch das Gefühl bedingt ist. Man zeige dem Kinde das ganze, vielseitige Ge- triebe großstädtischer Kultur, weise es daraus hin, wie unendlich Großes

2. Heimatkunde für Großstadtschulen - S. 4

1914 - Breslau : Hirt
Erster Teil. Die heimatliche Stadt. A. Wie etwa die Kleinen in den heimatkundlichen Unterricht einzuführen sind. Heimatkunde! Fremd klingt das Wort im Ohr des Kindes, und mit Spannung sehen sie der ersten Unterrichtsstunde entgegen. Fragst du sie nach ihrer Heimat, so werden die Antworten verschieden ausfallen. Die meisten Kinder schweigen, die geweckteren nennen wohl bcit Ort, in dem sie wohnen, einige antworten: Zn Hause ist's! Auch Straßennamen Pflegen genannt zu werden, es kommt vor, daß hier und da sogar der Name einer Provinz, z. B- Schlesien, oder eines kleineren Reiches, z. B. Sachsen, ge- bracht wird. Die Kinder sollen nun dazu geführt werden, den dreifachen Sinn des Begriffes „Heimat" kennen zu lernen: Vaterhaus, Heimat- ort, heimatliche Landschaft. Will man auf dem Fundamente der An- schauung aufbauen, so empfiehlt es sich, den Begriff „Heimat" durch kleine Erzählungen zu erläutern und zu umgrenzen. 1. Vaterhaus! Ihr wäret gewiß schon einmal verreist zur lieben Groß- mutter, zu Onkel und Tante oder guten, lieben Freunden eurer Eltern. Wie schön war es nun dort, sich frei umhertummeln zu können, Blumen zu pflücken, mit den lieben Tieren lustig zu spielen! Und doch! Als ihr den ersten Brief von eurer Mutter bekamt, da fingen die Tränen an zu fließen. Warum wohl? Die meisten von euch haben diese Sehnsucht uach Hause schon kennen gelernt. Sie macht uns traurig, es bereitet uns Schmerz, nicht daheim zu sein: wir haben Heimweh. Das, wonach wir Heimweh haben, ist unsere Heimat. Unser Elternhaus ist unsere Heimat. 2. Ich kenne eine Geschichte von einem Handwerksburschen, der zog hinaus, fein Glück zu suchen. Er kam durch viele herrliche Städte und Landschaften, sah das Schönste, was die Erde uns bieten kann, hohe, mit Eis und Schnee bedeckte Gebirge, sonnige Täler und das weite Meer. Eine Zeitlang machte es ihm Freude, und doch — wenn er abends müde von der Arbeit und vom Wandern zur Ruhe ging, tauchte vor seinen Augen das Städtchen aus, in dem sein Baterhaus lag. Er sah im Geiste die Linde im Hofe seines Elternhauses, vermißte deu Klaug des Abend- glöckchens vom nahen Kirchturm, den efeuumrankten Giebel des kleinen Nachbarhäuschens, den Duft des Flieders an der Kirchhofsmauer, den Spaziergang im Kornfeld mit trauten Freunden und den sorgenden Blick vom Großmütterlein draußen vor dem Tor. Es hielt ihn nicht länger in der Ferne, die Sehnsucht trieb ihn zurück in seine Heimatstadt. Das, wonach wir Heimweh haben, ist unsere Heimat. Welches war die Heimat des Wanderburschen? Der Ort, in dem wir unsere Jugend verlebt haben, ist unsere Heimat.

3. Heimatkunde für Großstadtschulen - S. 8

1914 - Breslau : Hirt
8 Erster Teil. Die heimatliche Stadt- 3. Leben und Treiben daheim und in der Schule. Das Wesen des Elternhauses ist nicht erschöpft, indem wir seine Einrichtung mit den Kindern betrachten. Die Hauptsache im Elternhause sind die Familien- Mitglieder, die Eltern, die Geschwister, die anderen Hansgenossen. Ihre Tntig- keit und ihren Wert den Kindern vor Augen zu führen ist notwendig, um sie zur Anerkennung der Leistungen anderer, Zur Anhänglichkeit und Dankbarkeit zu erziehen. Es wäre nicht schön und gemütlich zu Hause, wenn wir allein leben sollten. Die Eltern sorgen erst dafür, daß wir uns immer so sehr wohl dort sühlen. Wie sorgt die Mutter für unser Wohl? Die Mutter macht uns zur Schule fertig, sorgt für Essen und Trinken, für unsere Kleidung, sie hilft uns, wenn wir etwas nicht verstehen, ermahnt uns, wenn wir nn- artig sind, sie teilt unsere Spiele und freut sich, wenn wir fröhlich sind; sie bringt uns zu Bett und betet mit uns. Sie Pflegt uns, wenn wir krank sind, tröstet uns, wenn wir traurig sind: die Mutter sorgt für uns und hat uns lieb. In ähnlicher Weise kann gefunden werden: Der Vater arbeitet von früh bis spät, uni Geld für unser Leben zu verdienen, der Vater hat uns auch sehr lieb. Der Vater ist das Oberhaupt der Familie. Stellung des Kindes zu den Eltern: Gehorsam und Liebe. Ältere und jüngere Geschwister. Die Hervorhebung der Vorzüge eines Geschwisterkreises führt das Kind zur Verträglichkeit und Bescheidenheit. Auch die Schwere des Berufs unserer Dienstboten möge hervorgehoben werden. Die Kinder können dabei zur Höflichkeit und Freundlichkeit erzogen werden. Je nach der Zeit, die dem Lehrer zur Verfügung steht, lassen sich die einzelnen Punkte mehr oder weniger ausführen. :— Des Wertes unserer Haustiere sowie der Blumen zu gedeuken wäre ebenfalls wünschenswert. Gerade die Blumen- pflege spielt in der Großstadt eine so bedeutende Rolle, mau werfe nur einen Blick ans die Balkons und Loggien der Wohnhäuser. Selbst in den nüchternsten Arbeitervierteln wird das Auge durch das Grün sorgfältig gepflegter Balkon- pflanzen erfreut1. — Verwandte und Freunde des Hauses. Audere Familien im Hause. Verschiedene Tätigkeit der Väter. Ordnung im Hause. Stellung des Hauswarts oder Portiers. Einige Themen, die sich zu schriftlichen Stilübungen eignen, seien hier ge- nannt: Mein Lieblingsplatz in der elterlichen Wohnung. — Die Mutter als Haus- frau. — Die Mutter als Spielgefährtin. — Mutters Geburtstag. — Eiu Sonntag im Elternhause. — Vater daheim. — Wie unser Weihnachtszimmer aussieht. — Was das Dienstmädchen tagsüber zu tun hat. — Großes Reine- machen vor dem Fest. — Unser Balkon im Frühlingsschmuck. Die Schule. Organisation der Schule: Schüler, Lehrer, Direktor. Konferenzen. Die notwendige Schulordnung. Pünktlicher Beginn und Schluß. Die Pausen. Schulfeiern. Schulwoche und Schuljahr (Ferien, Zeugnisse, Versetzung). i I. Tews, Großstadtpädagogik. Leipzig 1911. S. 10ff. laus Natur und Geistes- Welt, Bd. 327.)

4. Heimatkunde für Großstadtschulen - S. 5

1914 - Breslau : Hirt
B. Elternhaus und Schule. 5 3. Ihr kennt alle aus dem Religionsunterricht die Geschichte von Ruth'. Ruths Schwiegermutter Naemi führte im fernen Lande ein durchaus sorgen- freies Leben, umgeben und getragen von der Liebe ihrer Schwiegertochter. Und doch zog es sie nach ihrem Vaterlande zurück, sie verließ ihre Freunde, ging freiwillig einem einsamen und sorgenvollen Leben entgegen. Zu mächtig und unwiderstehlich war ihre Sehnsucht nach dem Lande Kanaan, sie hatte Heimweh. Das, wonach wir Heimweh haben, ist unsere Heimat. Welches war demnach die Heimat der Naemi? Das Land, in dem wir wohnen, ist unsere Heimat. Nennt also eure Heimat! B. Elternhaus und Schule. 1. Unser Wohnzimmer daheim — das Schulzimmer. Soll das Kind zum Heimatgefühl kommen, d.h. sein Vaterhaus lieben und schätzen lernen, so kommt es darauf an, bei einer Besprechung des elterlichen Hauses gerade das hervorzuheben, was liebenswert, schön und zweckvoll darin ist. Wir wür- den uns also nicht damit begnügen, die Zahl der Fenster, Türen, Öfen, die einzelnen Möbelstücke usw. uns nennen zu lassen, sondern die Erzählungen der Kinder möglichst durch ein Warum gerade so? vertiefen und planvoll unserem Zweck einzuordnen. Die Kinder erzählen von dem großen Ledersofa im Wohnzimmer und dem wachstuchbedeckten Eßtisch, — wie gemütlich sitzt sich's dran, loemi Vater die Zeitung liest, die Mutter näht und die Kinder spielen und fragen dürfen nach Herzenslust! Und nun erst der mollige Platz am Ofen oder ans der Fußbank; wenn Mutter am Fenster sitzt und im Dämmerstündchen herrliche Geschichten erzählt! Dann die Spielecke mit ihrem bunten Vieler- lei, der lange Korridor, auf dem sich's so gut laufen und auch einmal tanzen läßt! Uud wie schön das Zimmer erst aussieht zur Weihnachtszeit oder im Blumenschmuck au Mittlers Geburtstag! Wie anders ist das Schulzimmer mit seineu geraden Bänken und Tischen, ohne Decken und Teppiche, ohne bequeme Sessel und freundliche Fensterplätze! Dafür ist es größer, höher und heller. Grund? Und weiter. In unserem Wohnzimmer sind viele Gegenstände, die auf den ersten Blick fast nutzlos erscheinen. Bilder hängen an den Wänden, Nippessachen und Photographien stehen auf kleinen Tischen oder dem Ofen- sims, weiche, mollige Kissen laden zu kurzem Ruhestündchen ein, Blumen am Fenster bereiten angenehmen Duft. Warum das alles? Uns zur Freude ist es da, es ist fchöu. Vergleich mit der Schule: geweißte, meist kahle Wände, große Wandtafel, Kartenständer, Papierkasten. Eindruck: Nüchternheit. Es wird entwickelt: Im elterlichen Hause atmet alles freund- liches Behagen, hier verleben wir unsere schönsten Feier- und Mußestunden, in der Schule sollen wir ernst und fleißig arbeiten. 1 Wenn die Geschichte noch nicht bekannt ist, kann sie mit wenigen Worten wiedergegeben werden; man kann aber auch leicht eine andere Erzählung, z. B. Johanna Sphris „Heidi", als Unterlage wählen. Vgl. F. Kühn, Kind und Heimat. Pädag. Bausteine, H.37. Berlin,

5. Heimatkunde für Großstadtschulen - S. 15

1914 - Breslau : Hirt
C. Unser Stadtteil. 15 übereinandergelegter größerer und kleine- rer Rohre. Welchen Zweck diese Rohre zu erfüllen haben, würden wir am besten bei einer neu- angelegteil Straße beobachten. Leider wird es sich aber kaum ermöglichen lassen, bei der An- läge aller Rohre sortlaufend zugegen zu sein. Der Lehrer tut daher am besten, nach einem solchen Besuch einen sarbi- gen Straßendnrch- schnitt an die Tafel zu zeichnen und den Kindern daran die Bedeutung der ein- zelnen Rohre zu er- klären (Fig. 9). In Betracht kommen Kanalisationsrohre, Wasserleituugs- und Gasrohre, elektrische Kabel und Telegra- phenanlagen, auch gemauerte Schleuse«. Für Berliu ist selbst- verständlich auch die Umergruudbahn zu berücksichtigen. Die weitaus größte Be- deutung unter all diesen unterirdischen Anlagen haben für die Kinder zweifellos die Wasserleituugs- röhre. £ (D

6. Heimatkunde für Großstadtschulen - S. 25

1914 - Breslau : Hirt
D. Hinein in die Großstadt. 25 2. Gang auf einer Geschäftsstraße. Ein Hauptverkehrszentrum. Unser erstes Ziel ist eine Geschäftsstraße. Ist der Weg dorthin weit, so benutzt der Lehrer eine elektrische Straßenbahn. Dabei hat er Gelegen- heit, manches interessante Thema zu streifen (Tätigkeit des Schaffners, des Führers; der Fahrschein: wie sich die Fahrgäste auf der Straßenbahn zu verhalten haben). Wir steigen aus und begeben uns in den Trubel der Straße (vgl. Hirts Anschauungsbild: Großstadt). Großstadtkinder neigen zu oberflächlicher Betrachtung der Dinge, kein Wunder bei dem ungeheuren Vielerlei der Erscheinungen, das sich täglich ihrem Auge bietet. Hier haben wir eine ausgezeichnete Gelegenheit, sie zum Sehen zu er- ziehen. Es genügt nicht, mit ihnen Umschau zu halten, wie das Leben an ihnen vorbeiflutet!. Die Kinder müssen lernen, in den vorbeiflutenden Erschei- nungen mehr zu sehen, zu lebeu mit dem lebendigen Großstadtverkehr. Ihre Phantasie wird angeregt, ethische Gefühle (wie Mitleid!) werden erzeugt. Es ist 12 Uhr mittags, die Zeit, wo die Straße besonders belebt ist. Hunderte von Menschen ziehen an uns vorüber. Da heißt's immer schön rechts gehen und geschickt ausweichen, damit die andern Leute, die zum Teil sehr eilig sind, nicht ausgehalten werden. Hier siehst du paketbeladeue Hausdiener schnell ihrem Ziele zueilen, die Mütze zeigt dir an, wohin sie gehören. Wie müde sie schon aussehen! Und doch liegt noch der halbe Tag vor ihnen. Dort am Schau- senster steht eine Gruppe plaudernder Damen, die eifrig studiereu, was zum P3 Verkauf angeboten wird. Hier ist eine Haltestelle der Elektrischen. Wie dicht- A gedrängt die wartenden Menschen stehen, wie sie stoßen und schieben! Einzelne bleiben zurück, ost ärgerlich und enttäuscht — Zeit ist Geld in der Großstadt. Langsam gehen straßauf, straßab die sliegeudeu Händler, Blumen ver- kaufend, Schnürsenkel, Wachsstreichhölzer usw. Meist sind's sehr arme, alte Leute oder Krüppel. Wie hungrig sie manchmal aussehen, und wie müde ist ihr Blick! Da hat's der Droschkenkutscher dort besser, der seine Tasse Kaffee in friedlichem Behagen trinkt, die Mutter ihm geschickt hat. Schief sitzt ihm der Zylinder auf dem Ohr — warum trägt eigentlich der Chauffeur da nicht die gleiche Tracht? Auch der weite Krageu des Kutschers, der doch ein so würdig althergebrachtes Abzeichen ist, sehlt ihm — warum? Neben jenem müden Droschkengaul hält gerade die Equipage eines anscheinend sehr reichen Mannes. Die Pferde sehen ganz anders aus, scharreu und stampfen unruhig mit den Füßen, schnauben und möchten los vom straffen Zügel. Suche nach Gründen! Vergleiche auch die Kutscher! — Halt! Hier am Platzübergang müssen wir stillstehen und warten, bis die Hauptflut der Wagen vorüber ist. In der Mitte des Platzes steht auf einer „Insel" im Straßenpflaster der Schutzmann und halt die Hand hoch. Ein langgezogener Pfiff — und die Lastwagen und Automobile, elektrischen Straßenbahnen, Equipagen, Geschäftswagen, Radfahrer, Fußgäuger — alle stehen gehor- sam still und lassen vom kreuzenden Straßenzug alles iu langer Reihe quer über den Platz an sich vorüberziehen, bis ein Wink des Schutzmanns wiederum den Weg freigibt und der anderen Partei ein Halt entgegenruft. Erstaunlich diese Ordnung? Wie viele Unglückssälle würden geschehen, wenn 1 Ludwig Volkmann, Erziehung zum Sehen. Leipzig, Voigtländer.

7. Heimatkunde für Großstadtschulen - S. 46

1914 - Breslau : Hirt
46 Zweiter Teil. Die Umgebung der ©tcibt. Die heimatliche Landschaft. In der großen Stadt hohe Häuser mit mehreren Stockwerken, ge- schlossene Straßenzeilen, gute Beleuchtung, auch die Nacht hindurch, aus- gezeichnete Pflasterung, die Bewohner der Häuser siud meist Mieter. D. Beziehungen zwischen Dorf und Stadt. 1. Was die Stadt dem Bauern bietet. Frühmorgens, wenn der Städter noch iu tiefem Schlummer liegt, beginnt schon der Tageslaus des Bauern. Er steckt sein Licht an, um aufzustehen. Woher hat er das Licht? Woher stammen seine Streichhölzer? Aus der Stadt hat er sie vor kurzem mitgebracht. Schnell wird Toilette gemacht. Woher hat er denn seine Kleider und Schuhe, seine Bürsten und Kämme? Alles hat er aus der Stadt bezogen. Nun wird ein Morgenimbiß eingenommen und eine Tasse Kaffee getrunken. Deu Kaffee brachte er gestern aus der Stadt mit, ebenso den Zucker dazu, ja selbst die Tasse, aus der der Bauer trinkt, und den Kaffeelöffel lieferte vor kurzem ein städtisches Warenhaus. Der Stuhl, auf dem er sitzt, ist auch dort angefertigt, ebenso der schwere eichene Tisch vor ihm. Noch ist die Bäuerin nicht zum Frühstück gekom- men, sie leitet iu der Küche die Mägde an, fürs Mittagessen alles vorzube- reiteu. Im neuen Kochtopf, den sie aus der Stadt mitbrachte, wird der Reis angesetzt, mit Salz, Zimt, Zitrone gewürzt — alles kam ans der Stadt. Der Bauer begibt sich aus seinen Acker, die Gerätschaften (Pflug und Egge) stehen bereit, sie wurden aus eiuer städtischen Fabrik bezogen. Und als er bald darauf dem Briefträger begeguet, erbittet er sich die neueste Zeitung — natürlich in einer städtischen Druckerei gedruckt. So begegnet man auf dem Lande auf Schritt und Tritt Erzeugnissen aus der Stadt. 2. Was der Bauer dem Städter liefert. Wie anders die Morgen- stunde des Städters! Spät steht er auf, da er abeuds lange gearbeitet hat, und setzt sich gleich an den gedeckten Tisch znm reichlichen Frühstück, denn seine Mittagszeit ist nicht selten erst um vier Uhr. Die Milch znm Kaffee lieferten ihm die Kühe des Bauern da draußen, die schönen frischen Eier, Butter und Käse waren vom nächsten Dorf zur Markthalle geschickt; Wurst und Schinken hatten die Schweine aus dem Stall des Bauern geliefert, und die Brötchen stammten in letzter Reihe von seinem Roggenselde. Den Honig hatten die fleißigen Bienchen da draußen gesammelt, die Marmelade wurde aus den Gartenfrüchten bereitet. Und auch das Mittagsmahl, das in der Küche vorbereitet wird, die kräftige Bouillon, die jungen Hähnchen, das Gemüse, die Kartoffeln — stammen sie nicht alle vom Dorfe da draußen? Ja selbst das Bier, das dem Städter nach angestrengter Arbeit so trefflich schmeckt, hat in der Gerste und dem Hopfen des Bauern seinen letzten Ursprung. Wir sehen, wie mannigfach die Beziehungen zwischen Bauern und Städtern sind, keiner von ihnen kann den andern entbehren. Der Bauer bringt sein Geld zur Stadt und holt dafür ihre Handelsgüter und Kunsterzeugnisse. Der Städter schickt sein Geld auss Land und erhält dafür seine Naturprodukte.

8. Christliche Volksschule oder allgemeiner Unterricht über Gott, die Welt und den Menschen für evangelische Stadt- und Landschulen, die biblische Religionslehre, den evangelischen Katechismus und eine geistliche Liedersammlung, Natur-, Erd- und Himmelskunde, Seelen-, Pflichten-, Zahlen- und Sprachlehre mit Lesestücken nebst der Geschichte enthaltend - S. 133

1854 - Rinteln : Bösendahl
Pflichlenlehre. 133 wahrhaft bereut, der unterlaßt sie. Nur wahre Neue bringt Vergebung und Gewissens ruhe. l. Klempern gehört zum Handwerk. Antw. Aber be- trügen doch nicht? m. Wer unter den Alllfen ist, muß mit heulen. — Er kann aber mit den Wökur gefangen und erwürgt werden. Waö unter dem Unkraut pl)t, wird oft zugleich ausgejätet. n. Wer zur Dürftigkeit geboren ist, verliert das Brod aus dem Bettelsack. Antw. Auch der Bettelsack muß ver- wahrt werden. Wer sein Brod aus Dummheit oder Ver- schwendung verliert, hat dies nicht dem Schicksal zuzuschreiben. 91. Sei getrost, geduldig und standhaft, wenn dich Lei- den treffen: — a) Auf einen trüben Morgen folgt ein heiterer Abend. — b) Leiden währt nicht- immer, Ungeduld machts schlimmer. — c) Widerwärtigkeit macht weise Leute. 92. Denke doch bei guter Gesundheit an dein Ende:— a) Heute roth, morgen todt. — b) Vorsicht kommt nie zu früh. 93. Bereite dich täglich dadurch zu deinem Ende, daß du alle deine Lebenszeit zum Guten anwendest: — a) Wer fromm und recht lebt, hat lange genug gelebt. — b) Nicht wie lange, sondern wie gut. 94. Ende gut, Alles gut. Antw. Spät sicl^^kehren, ist wohl besser, als gar nicht. Aber wer wenig Mt, wird wenig erndten. Vom guten Verhalten der Kinder in und außer der Schule. 1. Stehe gern früh auf; liebe den Schlaf nicht allzu sehr; er macht dich träge und faul; er ist oft Ursache von manchen Krankheiten. Wer viele Sttlndcn durchschläft, lebt weniger Stunden, weil Schlafende unthätig sind und nicht wissen, daß sie leben. 2. Sobald du aus dem Bette aufgestanden bist, so rei- nige dein Angesicht und deine Hände; macke dein Haar zu- recht, und kleide dick auf eine anständige Weise; dann aber sei dein erstes Geschäft ein Gebet zu deinem Gott.. 3. Nun übersehe noch einmal, was du aus der Schule aus dem Gedächtniß hersagen sollst.. Denke dabei: gütiger Gott, gieb mir die Gnade, daß ich auch heute in der Schule viel Gutes lerne, daß ich immer weiser, frömmer und dir wohlgefälliger werde. 4. Tritt nicht mit einem Getöse, sondern still und lang-

9. Christliche Volksschule oder allgemeiner Unterricht über Gott, die Welt und den Menschen für evangelische Stadt- und Landschulen, die biblische Religionslehre, den evangelischen Katechismus und eine geistliche Liedersammlung, Natur-, Erd- und Himmelskunde, Seelen-, Pflichten-, Zahlen- und Sprachlehre mit Lesestücken nebst der Geschichte enthaltend - S. 134

1854 - Rinteln : Bösendahl
134 Pflichteiilehre. sam, mit Ehrerbietung gegen den Lehrer in die Schulstube; setze dick daun in aller Bescheidenheit an deinen Platz, ohne andere Kinder neben dir zu stoßen und zu beunruhigen. 5. Bete mit herzlicher Andacht die Worte mit, welche vorgebetet werden; denke darair^daß die wahren Verehrer Gottes ihn in der Seele, und Wt bloß mit dem Leibe an- beten sollen. 6. Bei dem Unterricht, den der Lehrer giebt, höre mit aller Aufmerksamkeit zu; denn wer nicht Acht giebt, wird auch nichts lernen; und wer die Lehrer nicht höret, der hö- ret Gott nicht, welcher will, daß die Kinder viel Gutcö und Nützliches lernen sollen. 7. Laß dich von keinem Kinde, das neben dir sitzt, in der Aufmerksamkeit stören, und störe du auch keines durch Plaudern oder Muthwillen. O die kostbare Schulzeit ist gar bald verstrichen! 8. Antworte dem Lehrer laut, langsam und mit aller Ehrerbietung, wenn er dich fragt; antworte nicht gleich, wenn ein Anderer gefragt wird; damit dein Mitschüler nachdenken lerne, und cö nicht scheine, als wenn du dich durch dein Wisstit über Andere erheben wolltest. O^Mage Andern nicht ein, wenn sie das nicht wissen, was der Lehrer sic fragt. Denn du vermehrst sonst ihre Un- wissenheit und Faulheit und versündigest dich also an ihnen und ihren Eltern- 10. Wenn du auö der heiligen Schrift oder aus einem andern Buche Etwas vorlesen darfst, so denke zugleich über den Sinn der Worte nach, damit du immer weiser und klü- ger werdest. 11. Siehe dich wohl vor, daß du nicht mit Dinte, oder mit irgend einer Unreinigkeit die Hände oder Kleider deiner Mitschüler befleckest. Dies zeugt von einem leichtsinnigen, oder auch bösen Herzen, verursacht Schaden und Hader, und kann dir gerechte Strafen zuziehen- >2. Begegne allen deinen Mitschülern liebreich und freundlich, nachgebend und sriedsam; so werden sie dich lieb gewinnen, und diese Schulfreundschast wird vielleicht dein ganzes Leben hindurch dauern, 13. Gehe nicht mit einem Andern zugleich hinaus an den Abort; du könntest von einem unverschämten Menschen geärgert, oder zur Unverschämtheit verführt werden.

10. Christliche Volksschule oder allgemeiner Unterricht über Gott, die Welt und den Menschen für evangelische Stadt- und Landschulen, die biblische Religionslehre, den evangelischen Katechismus und eine geistliche Liedersammlung, Natur-, Erd- und Himmelskunde, Seelen-, Pflichten-, Zahlen- und Sprachlehre mit Lesestücken nebst der Geschichte enthaltend - S. 144

1854 - Rinteln : Bösendahl
144 Sprachlehre. die fünf ersten gebeugt (declinici), die sechste abgewandelt (conjugirt), um bei jenen theils daö Wortgeschlecht, theils die Zahl, theils den Fall oder das Verhältniß auszudrücken, in welchem sie gedacht werden fosten, bei diesen theils die Gattung oder das Verhältniß des Seins, Handelns oder Leidens anzuzeigen, theils die Person, erste, zweite, dritte, theils die Zeit, Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, theils die Zahl, einfache und mehrfache, theils die Wirklichkeit des Seins, Handelns und Leidens, theils bloße Möglichkeit, davon die befehlende (Imperativ) und die unbestimmte An- gabe desselben (Infinitiv) zu unterscheiden ist. I Beugung der Dingwörter. Außer dem Wortgeschlechte (Genus) und der Zahl (Nu- merus) sind bei der Beugung vier Falle (Casus) zu un- terscheiden , von welchen auf die Frage w e r oder w a ö der erste, auf die Frage wessen der zweite, auf die Frage w em der dritte, auf die Frage wen oder waö der vierte steht, als: Mit dem bestimmten Geschlechtöworte. Einzahl. Männlich Weiblich Sächlich Ir. der Vater die Mutter das Kind 2r. des Vaters der Mutter des Kindeö 3r. dem Vater der Mutter dem Kinde 4r. den Vater die Mutter daö Kind Mehrzahl. Ir. die Vater die Mütter die Kinder 2r. der Väter der Mütter der Kinder 3r. den Vätern den Müttern den Kindern Uv. die Väter die Mütter die Kinder Mit dem unbestimmten Geschlechtswort und einem Beilegcwort. Einzahl. Ir. ein guter Vater eine güte Mutter ein guteö Kind 2r. eines guten Vaters einer guten Mutter eines guten Kindes 3r. einem guten Vater einer guten Mutter einem guten Kinde 4r. einen guten Vater eine gute Mutter ein guteö Kind Ir. gute Väter 2r. guter Väter 3r. guten Vätern 4r. gute Väter Mehrzahl, gute Mütter guter Mütter guten Müttern gute Mütter gute Kinder guter Kinder guten Kindern gute Kitìder
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