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Endlich ist die Linde der Baum der Freude und Jugendlust und
der Baum des Todes. Um die Dorflinde tanzt die Jugend, und die
Linde beschattet den Friedhof und nmgiebt die Kirche. Die Linde ist ein
schöner Baum, wird groß, hat herrlich dufteude Blüten, die sogar heilsam
sind, und, was wohl besonders hervorzuheben ist, sie wächst verpflanzt sehr
leicht an und verträgt viel — genug Eigenschaften, um einen solchen Baum
vorzuziehen. Aus demselben Grunde und aus Ursache ihrer bedeutenden,
nicht zu verwechselnden Gestalt wurde die Linde auch ein Baum der
Zusammenkünfte. Die Linde verbreitet weit dichten Schatten, unter ihm
ist es trocken, der Stamm bildet einen guten Hintergrund für den Sprecher,
daher ihr Wert für Volksversammlungen. Eine verabredete Zusammen-
kunft kann auch keinen besseren Platz haben, denn die Dorflinde ist mit
keinem andern Baume zu verwechseln. Noch jetzt finden Mai-, Pfingst-
und Kirmestänze in Deutschland hier und da unter den Linden statt. Der
Baum ist dann meist mit Steinen umgeben, und oft sind die ausgestreckten
Äste mit Säulen unterstützt und diese wieder durch Gebälk verbunden, so
daß eine Art Gebäude entsteht, welches bei schlechtem Wetter gedeckt werden
kann. Solche Dorfliuden sind nicht immer stolze Bäume mit schönen
Kronen, sondern viel häufiger verstümmelt, so daß sie eigentlich nur eine
Art Laube bilden.
Die Linde ist erhaben und lieblich zugleich, erhaben und edel durch
ihren riesigen Wuchs, während ihre äußere Blüte stets den Eindruck der
weiblichen Anmut macht. Schon der Name Linde deutet auf Weichheit und
Anmut. Lind bedeutet weich, mild, lieblich und angenehm. Lind ist ihr
Blatt, lind ihre reizende Blüte, lind ihre Sprache im Wind, jenes liebliche
Flüstern, welches durch die langgestielten, leicht beweglichen, keinen Wider-
stand bietenden, weichen Blätter und noch im höheren Maße durch die den
Blütenstiel zierenden Blattflügel hervorgebracht wird. H. Jäger.
158. Die Ciche.
Wie man den Löwen mit Recht den „König der Tiere" nennt, weil
ihm der Schöpfer das Siegel der Kraft aus die Stirne gedrückt, so ist auch
unter allen unsern Waldbäumen die Eiche eine königliche Majestät, vor der
jede andere Baumgröße sich beugen, und welche der Mensch mit Ehrfurcht
betrachten muß. In der Eiche vereinigt sich Schönheit und Stärke mit fast
unvergänglicher Dauer; in ihr lebt eine Riesenkraft, die sich zwar langsam,
aber sicher und majestätisch entwickelt. An Höhe mit den hohen Fichten
und schlanken Tannen wetteifernd, übertrifft sie an Stärke die stärksten;
mit ihr verglichen, ist jeder andere Baum schwach. Man findet Eichen
von 8 m im Umfange und 40 m Höhe. Die berühmte Fairlops-Eiche
in der englischen Grafschaft Essex maß einen Meter vom Boden 10 m im
Durchmesser, und unter ihrem Schatten, dessen Umfang 90 m im Durch-
messer betrug, wurde lange Zeit hindurch am 2. Juli jeden Jahres ein
Markt gehalten, auf welchem man keine Bude jenseits dieses Bereiches zu
errichten erlaubte. Eine Eiche von 30 Jahren kann aber ein Knabe noch
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L) Das Fürstenthum B ayr e u t h, groß 65 O.ua-
dratmeilen/ Einwohner 185020/ wird in das Ober - und
Unterland eingetheilt. In dem Oberlande ist es bergicht,
wo der Fichtelberg ist/ eine Kette von Gramtgebürgen, die
mit Waldungen/ sonderlich aus Fichten/ Fsrren/ Tannen
und andern Hölzern besetzt ist. Das Unterland ist eben/ um
Erlang'sandig/weiterhin fetterdig.beydetheile sind s rucht-
bar/ und werden von fleißigen und arbeitsamen Menschen
bewohnt. Alle Arten von Getreide/ Gartengewächsen und
Obst kommen gut fort. Der.flachsbau rst im Oberland
sehr beträchtlich. Aus dem Saamen von Flachs und
Hanf/ der auch gebaut wird/ wird Lern-und Hanföl
gemacht. Toback ist im Unterlande. Die Rindvieh-
zucht ist so gut / daß rohe und bearbeitete Haute aus-
geführt werden. Es sind daher auch viele Roth - und
Weißgerber im Lande. Die Landeöwolle wird zu Tüchern
und Zeugen verarbeitet. Perlen findet man/ obgleich
sparsam t zwischen Gefres.und Lutzenreuth auf der Post-
strasse und bey Rehau m der Schwesmtz. Der Bergbau
am Flchtelberg ist ziemlich einträglich; Kupfer und Eisen
sind -die vornehmsten Mineralien, ausser welchen man
noch andere/ auch gute Walkererde findet. Man macht
auch Alaun, Vitriol, Salpeter, Pottasche rc.
a) Ba »re u 11) ist dte Hauptstadt und die ehemalige nwrkr
grafische Residenz, das Schloß rst schön und ansehnlich. In
der Stadl sind Kamm, und Zitzdruckereyen, und vor der
Stadt eure Poltaschensiederey, die Verkehr auswärts bar.
Es ist auch hier ein gutes Gymnasium. — Zu Sr. Gevr»
gen am See bey Bayreuth wird Fayanee oder alai'sirtes
Poreellan gemacht; im Zucht , und Arbeitsbaijte daselbst
wird schöne weir gesuchte Marmvrardeit aus inländischem
Marmor, wie auch Spielkarten rc. verfertiget. Auch eine
Tuchmanusaktur ist da, und es wird nun daselbst auch ein
Toll - oder Irrenhaus erbaut. Nicht weit von der Stade
liegt die prächtige Eremitage.
d) Cnlmd « ch har Nahrung von Gerbereyen und Lederjuberei»
. lungen. Bey ihr auf emem Berge ¡¿¿-¡¡t öle Bergvestung
Pia» send w r g, mir weicher das iürjit, Archiv verwahret ivird
- B a O Hvs
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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