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1. Theil 3 - S. 40

1880 - Stuttgart : Heitz
40 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Geleit bis weit vor die Stadt. In allen Dörfern, durch welche der Zug kam, standen die Bauern der Gegend in ihren Feierkleidern, um dem hochverdienten Manne die letzte Ehre zu erweisen; alle Glocken läuteten. So kam der Zug nach Halle, um 5 Uhr Abends. Eine unzählige Menge von Einwohnern war herausgeströmt, die Leiche zu empfangen. Am Thore standen die Geistlichen und der Magistrat, und die Lehrer mit den Schülern zogen vor dem Leichenwagen mit Gesängen einher, unter so entsetzlichem Gedränge, daß der Wagen oft anhalten mußte und fast zwei Stunden zubrachte, ehe er die Marktkirche erreichte. Hier wurde die Leiche niedergesetzt und Trauerlieder gesungen oder vielmehr geschluchzt; so allgemein und tief war die Betrübniß der treuen Hallenser. Am folgenden Tage begleitete man die Leiche mit denselben Ehren wieder vor das Thor, und am 22. Februar, Montags, traf sie erst in Wittenberg ein und zog durch dasselbe Thor, vor welchem Luther einst die päpstliche Bulle den Flammen übergeben hatte. Nichts von der allgemeinen Trauer der Bürger, der Frauen und Kinder! Nichts von den Feierlichkeiten des Leichenbegängnisses! Er wurde eingesenkt in eine Gruft vor dem Mare der Schloßkirche; eine schöne große Metallplatte verschließt die Gruft und zeigt den Ort, wo seine Asche ruht. Erst 14 Jahre nach ihm starb auch der edle Melanchthon. Wie er im Leben neben Luther lehrte und wirkte, so ruht er auch im Tode neben ihm. Luthern ist am 31. Oktober 1821 vom König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen ein kunstvolles Denkmal auf dem Marktplatze zu Wittenberg errichtet worden. Auf einem mächtigen, herrlich geschliffenen Granitblocke steht seine Bildsäule, in mehr als menschlicher Größe von Metall gegossen. Er hält in der Linken die aufgeschlagene Bibel, auf welche er mit der Rechten hinweist. Ueber ihm ist eine Decke von Eisen mit hohen Spitzen, ruhend auf vier eisernen Säulen, welche auf dem Granitblocke aufstehen. Später . ist auch ein Standbild Melanchthons aufgerichtet worden.*) *) Ein großartiges Resormationsdenkmal besitzt seit 1868 die Stadt Worms. Um die in der Mitte sich erhebende Colossalstatue Luthers stehen die Statuen Melanchthons, Reuchlins, Friedrichs des Weisen und Philipps von Hessen. An den Ecken des Postaments der Lutherstatue sind die Gestalten der Vorläufer der Reformation zu schauen: Petrus Waldus, Wikless, Huß, Savonarola. Die Städte Speier, Augsburg, Magdeburg sind als sitzende Frauengestalten dargestellt. Das Ganze erhebt sich auf einem Granitmauerbau. — Unter den hier genannten Vorläufern der Reformation ist von Savonarola

2. Theil 3 - S. 17

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl V. Luther im päpstlichen Bann. 17 sich in alle Zeiten schicken. In Gesellschaft ist er lustig, scherzhaft, lebhaft und immer heiter, immer muntern und fröhlichen Gesichts, ob ihm die Widersacher noch so sehr drohen, daß man schwerlich denken kann, daß der Mann ohne Gott solche wichtige Dinge vornehme!" 85. Karl V., 1519—56. Alles dies geschah noch zu Lebzeiten des Kaisers Maximilian I. Aber 1519 starb er. Wen sollten die Deutschen nun zum Kaiser wählen? — Anfangs schwankten sie; denn zwei mächtige Fürsten bewarben sich um die hohe Ehre. Der eine war Maximilians Enkel, Karl I., seit 1516 König von Spanien,*) und der andere Franz I. von Frankreich, seit 1515. Schon hatten die Kurfürsten Lust, keinen von beiden, sondern lieber den ehrwürdigen Friedrich den Weisen zu wählen; dieser aber schlug die Ehre aus. „Wir brauchen einen mächtigen Kaiser," sprach er; „ich kenne aber keinen, der darin dem König von Spanien gleichkäme." Und so wurde denn dieser mächtige Herr, damals erst 19 Jahre alt, zum deutschen Kaiser gewählt. Als solchen nannte man ihn Karl V. Dieser Kaiser hatte gegen den Kurfürsten von Sachsen eine besondere Ehrfurcht und Dankbarkeit, und das war für Luther nachmals von großem Nutzen. Doctor Eck war nach Rom gereist und hatte da Lutheru so arg geschildert, daß endlich der Papst eine Bannbulle gegen Luther ausfertigte, die Eck, voll Freuden, mit derselben seinen Feind ganz zu Boden zu schmettern, mit nach Deutschland nahm und überall eilfertig bekannt machte! Es wurde darin befohlen, Luthers Schriften überall zu verbrennen, ihn selbst aber, wenn er nicht binnen 60 Tagen widerrufe, mit allen seinen Anhängern nach Rom zu schicken. Luther selbst verachtete den Bann, weil er wußte, daß er unter Gottes Schutz stehe. „Ich weiß," sprach er, „daß der, welcher im Himmel sitzt und von Ewigkeit her alle Dinge leitet, auch den Ansang, Fortgang und Ausgang dieser Sache vorausgesehen hat. Diesen Ausgang erwarte ich, und wie auch das Loos falle mich wird es nicht bewegen. Kein Baumblatt fällt ohne den Willen unsers Vaters auf die Erde; um wie viel weniger werden wir fallen, außer wenn er uns will fallen lassen." Im südlichen Deutschland, *) Er ist in dem Abschnitt „Hernandez Cortez" mehrmals genannt worden. Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 2

3. Theil 3 - S. 309

1880 - Stuttgart : Heitz
Friedrich der Große als Kronprinz. 309 schäften und ein tüchtiger Soldat. Kein Heer war so trefflich exercirt als das preußische. Die Gelehrten konnte Friedrich Wilhelm durchaus nicht leiden. Er pflegte sie Tu nkleckser zu nennen, und wo er konnte, hängte er ihnen etwas an; aber freilich waren auch die damaligen Gelehrten steife Pedanten. Das waren seine schwachen Seilen. Aber auf der andern Seite verdiente er alle Achtung. Sein Hof blieb unberührt von dem aus Frankreich herüber kommenden Sittenverderben anderer deutscher Höfe jener Zeit; sein Familienleben war ein Vorbild der Treue und des strengsten Pflichtgefühles. Er war ein nach seiner Weise s.ommer Mann und hat viele treffliche Anstalten gestiftet. Das Cadetten-hans in Berlin, das große Waisenhaus für Soldatenkinder in Potsdam und die berliner Charite hat er gegründet. Potsdam, bis dahin ein von Sümpfen umgebenes Dorf, verdankt ihm recht eigentlich seine Entstehung. Auch nahm er fremde (Monisten, die anderwärts der Religion wegen vertrieben waren,*) mit Vergnügen in sein Land ans und machte außerdem eine Menge guter Einrichtungen, die zum Theil noch bestehen. Zu bedauern ist, daß er den großen Geist seines ältesten Sohnes erst spät zu würdigen verstand und daher den armen Fritz entsetzlich hart behandelte. Friedrich der Große — das war dieser Sohn— wurde 1712 geboren. Gleich nach der Geburt wurde er einer sehr würdigen Frau, einer Französin, übergeben. Sie war die Wittwe eines französischen Obersten von Roconlles und in Folge der Aufhebung des Edicts von Nantes aus Frankreich ausgewandert. Schon seinen Vater, Friedrich Wilhelm I., hatte sie bis ins siebente Jahr erzogen; eben so lange behielt sie den Kronprinzen Friedrich und wußte sich seine Achtung für ihr ganzes Leben zu erwerben. Daß man dem Prinzen eine französische Erziehung gab, war nach *) Die evangelischen Gemeinden, die in Salzburg lebten, hatten den Erzbischof, Freiherrn von Firmian, flehentlich um freie Religionsübung gebeten. Aber er versagte ihnen sogar häuslichen Gottesdienst und verbot ihnen zugleich die Auswanderung. Er ließ die, welche nicht katholisch werden wollten, ins Gefängniß werfen und nahm ihnen die Kinder, die nun in katholische Schulen gesteckt wurden. Vergebens verwandten sich mehrere Fürsten, an die sich die Salzburger gewandt hatten, für sie; Firmian antwortete ihnen nicht einmal. Endlich bewirkten die Fürsten doch so viel, daß er ihnen die Auswanderung erlaubte. Sie verließen mit schwerem Herzen das geliebte Vaterland 1731, die wenigen Habseligkeiten tragend, die sie fortbringen konnten; alles Uebrige mußten sie zurücklassen. So verlor Salzburg mehr als 20,000 fleißige Unterthanen.

4. Theil 4 - S. 184

1880 - Stuttgart : Heitz
184 Neueste Geschichte. 2. Periode. Preußen. 135. Preußen und Deutschland; Rußland, Italien und die Schweiz. In Preußen wurden die letzten Regierungsjahre Friedrich Wilhelms Iii., welcher bei feinem Volk bis zu feinem Tode in seltener Liebe und großer Achtung stand, durch ernste Streitigkeiten mit der katholischen Kirche gestört. Wiewohl der König den Katholiken eine Rücksichtnahme zu Theil werden ließ, wie sie dieselben in keinem andern Staate genießen, so war doch ein Theil der Geistlichkeit bemüht, ihre Rechte ans Kosten der andern Consessionen noch mehr zu erweitern, und es wurde hierdurch der Frieden unter den beiden christlichen Consessionen, welchen des Königs milder, echt christlicher Sinn so gern erhalten hätte, leider auf lange Zeit hinaus gestört. Der Streit entbrannte besonders Über die sogenannten gemischten Ehen, d. H. Ehen zwischen Protestanten und Katholiken. Ein neues päpstliches Breve wollte die Schließung solcher Ehen dadurch hindern, daß von dem nicht-katholischen Theil vor der Einsegnung das Versprechen gefordert werden sollte, alle Kinder in der katholischen Religion erziehen zu lassen. Die preußische Regierung verständigte sich mit den rheinischen Bischöfen Über eine mildere Ausführung dieser Vorschrift, und der zum Erzbischof von (5öln ernannte Droste zu Vischering hatte vor seiner Ernennung ein gleiches Versprechen gegeben. Sobald er aber den erzbischöflichen Sitz eingenommen hatte, gebot er seiner Geistlichkeit, sich streng an das päpstliche Breve zu halten und keine Ehe ohne das Versprechen katholischer Kindererziehung einzusegnen. Gleichzeitig trat er mit großer Strenge gegen eine Anzahl katholischer Geistlichen auf, welche den gemäßigten katholischen Grundsätzen eines Professor Hermes anhingen (H ernte fi an er), und verbot seiner gefammten Geistlichkeit, Befehle von der weltlichen Obrigkeit ohne seine Zustimmung anzunehmen. Die preußische Regierung ließ den Erzbischof zuerst nur an fein Versprechen erinnern und drohte ihm mit Amtsentfetzung, da er aber in seinem Eifer sich immer weiter fortreißen ließ, so wurde er plötzlich verhaftet und nach der Festung Minden abgeführt (1837). Darüber entstand unter den eifrigen Katholiken eine große Aufregung und es entbrannte ein langer Kampf zwischen der preußischen Regierung und dem römischen Stuhl. Die katholische Geistlichkeit verfocht den Grundsatz der gänzlichen Unabhängigkeit der Kirche vom Staat, und stand dabei

5. Theil 2 - S. 128

1880 - Stuttgart : Heitz
Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. rief er mit lauter Stimme: „O es giebt im Himmel einen gerechten Richter, den der Unterdrückte nicht vergebens anrufen darf. Vor diesen fordere ich dich, römischer Papst, binnen 40 Tagen. Und du, Philipp, o mein König! ich verzeihe dir zwar; aber vergebens! Dein Leben ist verwirkt; binnen Jahresfrist finde ich dich vor Gottes Throne!" — Und wirklich, ehe noch 40 Tage entschwunden waren, starb der Papst, der in die Aufhebung des Ordens gewilligt' hatte, mit bitterer Reue über die gegen den Orden verübte Gewaltthat, und König Philipp lebte nur noch ein Jahr. Er siechte seit Molai's Verbrennung dem Tode entgegen, ohne daß die Aerzte die Quelle des Uebels entdeckt hätten. Ein anderer Bericht sagt, er sei auf der Jagd mit dem Pferde gestürzt; dies habe ihn noch eine Strecke fortgeschleift und furchtbar zerrissen nach Fontaineblau gebracht, wo er seinen Geist aufgegeben. Zu einem dritten Orden noch gaben die Kreuzzüge Veranlassung, zum deutschen Orden. Unter den vielen Klöstern und Krankenhäusern, die in Jerusalem angelegt waren, befand sich auch eins für deutsche Pilger. Die Gesellschaft, welche sich zu dieser wohlthätigen Stiftung vereinigt hatte, nannte sich die Brüderschaft des deutschen Hauses unserer lieben Frauen zu Jerusalem. Mit diesem Vereine verband sich nachher eine ähnliche Anstalt, die von einigen Kaufleuten und Pilgern aus Lübeck und Bremen bei der Belagerung von Acre gestiftet war, und hieraus entstand nun aber erst 100 Jahre juch dem ersten Kreuzzuge — ein Ritterorden, der sich der deutsche Orden nannte, und auch reiche Geschenke an Gütern, besonders in Deutschland, erhielt. Nachdem die Ritter aus Palästina verdrängt worden und nach Deutschland zurückgekehrt waren, fehlte ihnen Beschäftigung. Da kam ihnen der Antrag eines Herzogs im heutigen Polen (Konrad von Ma-sovien) sehr gelegen, der dem damaligen Großmeister, Hermann von Salza, vorschlug, ihm gegen die heidnischen Preußen seine Gehör und sprach, als Richter und Volk in erwartungsvoller Stille auf ihn blickten, mit fester Stimme: „Auf der Schwelle des Todes, wo auch die leiseste Lüge schwer wiegt, gestehe ich im Angesichte des Himmels und der Erde, daß ich eine große Sünde begangen, weil ich. mein Leben zu retten und dem Uebermaße der Martern zu entgehen, zugleich durch Schmeichelworte des Königs und des Papstes verlockt, gegen meinen Orden mich erhoben habe. Jetzt aber, obgleich ich weiß, welches Loos meiner harrt, will ich keine neue Lüge zu der alten häufen, und indem ich erkläre, daß der Orden sich stets rein von Schandthaten erhalten hat, verzichte ich freudig auf mein Leben."

6. Theil 2 - S. 188

1880 - Stuttgart : Heitz
188 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. quicken. Da begegnete ihr der Landgraf; er fragte sie trotzig (was doch ganz gegen seine Art war), was sie in dem Korbe habe? Erschrocken wagte sie nicht die Wahrheit zu sagen und antwortete: „Blumen!" und als er mißtrauisch den Deckel aufhob, waren wirklich Blumen darin; es war ein Wunder geschehen, damit sie nicht Lügen gestraft würde. Als sie noch auf der Wartburg lebte, verschenkte sie oft von ihren Kleidungsstücken an arme Leute; aber siehe da, Engel ersetzten diesen Verlust sogleich und ihr Kleiderschrank wurde nicht leerer. Als sie einst zu Pfingsten nach der Kirche gehen wollte, sprach ein Bettler sie an. Um sich nicht aufzuhalten, gab sie ihm einen ihrer Handschuhe. Ein Ritter kaufte ihn dem Bettler ab, steckte ihn an seinen Helm und wurde dadurch in jedem Kampfe unverwundbar. Einmal hatte sie für das am Fuße der. Wartburg gestiftete Hospital eine Menge Töpfe, Tiegel, Schüsseln und Teller gekauft und sandte sie hinab. Unterwegs hatten die Träger die Ungeschicklichkeit, das zerbrechliche Geräth gegen einen Felsen zu stoßen, und glaubten, alles sei zertrümmert. Aber siehe! kein einziges Stück war zerbrochen. Einst kam ein Kranker nach der Wartburg und bat um ein Gericht Fische, zu denen er einen ganz besonderen Appetit habe. Da aber gerade keine auf der Burg waren, so sprach Elisabeth zu einer Magd: „Geh nach dem Brunnen unten am Berge, schöpfe mit dem Stalleimer Wasser und bringe es herauf!" Und siehe! das Wasser wimmelte von Fischen. Der Kranke aß davon und wurde von Stund an wieder gesund. — Theilte sie unter die Kranken Lebensmittel aus, und waren mehr Menschen da, als sie erwartet hatte, so vermehrten sich die Speisen unter ihren Händen so, daß alle gesättigt werden konnten. Wenn sie manchmal unter freiem Himmel betete und sich ein heftiger Regen ergoß, so blieben ihre Kleider ganz trocken, und wie oft wurden nicht Blinde, Taube und andere Kranke durch ihre Berührung gesund! 70. Franciscaner. — Dominicaner. — Inquisition. Ehe wir ganz die Zeit der edeln Hohenstaufen verlassen, muß hier noch einiger kirchlicher Einrichtungen erwähnt werden. Wie und wann die ersten Klöster entstanden, ist schon erzählt worden (siehe Abschnitt 49). Die meisten Mönche und Nonnen lebten

7. Theil 2 - S. 239

1880 - Stuttgart : Heitz
Johann Huß in Kostnitz. Morgen gekehrt sterbe. Wirklich machten sie den guten Mann wieder los, und banden ihn auf die Abendseite an. Um seinen Hals legten sie noch eine alte schwarze Kette. Huß lächelte dazu. „Mein Heiland," sprach er, „ist mit einer viel drückendem Kette um meinetwillen gebunden worden." — Während dessen legte man zwei Reisigbündel um seine Füße und häufte um ihn herum bis an seinenen Hals Stroh auf, um ihm die lange Todesqual zu ersparen. Noch einmal ritt der Pfalzgraf zu ihm heran und forderte ihn auf, sein Leben durch Abfchwörung seiner Jrrthümmer zu retten. „Ich rufe Gott zum Zeugen," rief hier Huß laut aus, „daß alle meine Lehren und Schriften die Absicht gehabt haben, die Menschen aus der Gewalt der Sünde in das Reich Gottes zu führen. Jetzt will ich die Wahrheit, die ich gepredigt habe, mit meinem Tode besiegeln." Es winkte der Pfalzgraf, und die Knechte zündeten das Feuer an. Die hochlodernden Flammen entzogen ihn bald dem Anblicke der schaulustigen Menge, aber zwei Mal hörte man ihn die Worte rufen: „Christus, du Sohn des lebendigen Gottes, der du von der Jungfrau Maria geboren bist, erbarme dich mein!" Als er dieselben Worte zum dritten Male anfing, trieb ihm ein plötzlicher Windstoß die Gluth ins Gesicht, so daß er nicht vollenden konnte. Aber noch einige Minuten lang sah man ihn das Haupt bewegen; dann erstickte ihn die Gluth. Nachdem das Feuer verloschen war, mußten die Henker die Ueberreste seines Körpers zerschlagen und die Asche und die Gebeine in den Rhein werfen, damit nichts von ihm übrig bleibe, was seine Anhänger als Reliquie verehren könnten. Noch erzählt man, ein Bauer habe, als Huß schon auf dem Holzstoße angebunden gestanden, ein Scheit Holz herzngetragen, um auch sein Theil zur Verbrennung dieses seiner Meinung nach schändlichen Mannes beizutragen. Huß habe ihn mitleidig lächelnd angeblickt und ausgerufen: „O du heilige Einfalt!" — Doch erzählen dies andere von dem Hieronymus von Prag. An dem Scheiterhaufen des redlichen Huß zündeten nun die Böhmen eine Kriegsfackel an, die viele Jahre hindurch die rings um Böhmen herumliegenden Länder verheerte. Als die Nachricht von seiner Verbrennung nach Prag kam, geriethen seine zahlreichen Anhänger in Zorn. Ein gleich darauf einlaufender Brief, durch welchen das Concilium den Böhmen das Geschehene meldete, machte die Sache eher schlimmer als besser; denn es hieß darin: Huß habe sich selbst die Todesstrafe zugezogen durch sein Beharren auf

8. Theil 2 - S. 246

1880 - Stuttgart : Heitz
246 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. ein, sondern ging ihnen noch mit seinem Beispiele voran. Kirchen und Klöster wurden zerstört, die Mönche gemißhandelt und gefangengesetzt oder weggejagt, und die Güter der katholischen Edelleute verwüstet. Die hussitischen Heerhaufen bestanden aus zusammengelaufenem Gesindel, das mit Sensen, Dreschflegeln und Morgensternen bewaffnet war und mehr aus Raubsucht als aus Liebe für Huß und seine Lehre jene Waffen ergriffen hatte. Es war kein Wunder, daß auch die Katholiken sich da, wo sie die Stärkeren waren, zu Grausamkeiten hinreißen ließen. So stürzten die Bergleute in Kuttenberg alle Hnssiten, die ihnen in die Hände fielen — über 1600 — theils lebendig, theils ermordet, in die tiefen Schachte hinab. Ziska nahm dafür überall fürchterliche Rache; ja, nachdem er auch noch sein gesundes Auge verloren hatte, indem bei der Belagerung einer Stadt ein Pfeil in einen Baum fuhr, unter dem er stand, und einige Splitter losriß, von denen einer das Auge verwundete, schien er noch wüthender geworden zu sein. Nur ein Beispiel. Als er einst seinen Kriegsleuten einen Nachtmarsch anbefahl und es so finster war, daß man nicht um sich sehen konnte, murrten sie, und meinten, weil er nichts mehr sehen könnte, so glaube er wohl, sie bedürften auch kein Licht zum Marschiren. „Was redet ihr doch!" antwortete er, „dort drüben linker Hand muß eine Stadt liegen; reiten Einige von euch hin und zündet sie an; dann werdet ihr gleich sehen können." Es geschah, und so verbrannte die unglückliche Stadt, blos damit die wilde Schaar besser sehen möchte. Endlich rückte Sigismund mit einem Heere vor Prag und belagerte die Stadt. Aber gleich war auch Ziska da und besetzte einen ziemlich steilen Berg im Osten der Stadt, nahe bei derselben. Von hier wollte der Kaiser ihn vertreiben, wurde aber vollkommen geschlagen. Davon heißt der Berg noch heute der Ziskaberg. Sigismund zog nun wieder ab, nachdem seine Soldaten noch vorher alle Dörfer umher angezündet und die Weiber und Kinder ins Feuer geworfen hatten. Dafür steckten die Prager 16 Gefangene in eben so viele ausgepichte Fässer und zündeten diese vor den Augen der Kaiserlichen an; und Ziska ließ einmal eine Kirche, in welche sich wehrlose Menschen vor seiner Grausamkeit geflüchtet hatten, mit allen darin Befindlichen verbrennen. Zu solchen Greueln mußte unsere Religion, welche Liebe, Milde und Duldung lehrt, den Vorwand geben! Kaum war Sigismund abgezogen, so zerfielen die Hussiteu

9. Theil 2 - S. 111

1880 - Stuttgart : Heitz
Hände der wilden Bulgaren. -Gedemüthigt kam er mit dem Ueber-refte bei Constantinopel an, und er und Walther klagten sich nun gegenseitig das erlittene Unglück, an dem sie doch beide- allein schuld waren. Auchwetern erlaubte der Kaiser, das Heer Gottfrieds zu erwarten. Aber diese beiden Hansen waren nicht die einzigen. Auch in Deutschland erhob sich die Begeisterung und wurde von schwärmerischen Geistlichen zur lichten Flamme angeblasen. Der eine hatte um die Zeit der Versammlung in Clermont Sterne vom Himmel regnen gesehen; ein anderer zwei Männer zu Pserde, die am hellen Tage am Himmel miteinander kämpften und von denen der eine den andern mit einem großen Kreuze niederschlug; ein Dritter behauptete, Karl der>Große wäre aus seiner Gruft in Aachen hervorgegangen und werde die Kreuzfahrer anführen, und was des Unsinns mehv war. Es sammelte sich fast nur schlechtes Gesindel, von denen aber wenige bis Constantinopel gelangten. Ein Hanfe wurde von den Ungern niedergehauen. Ein anderer, der zumeist nur aus dem Auswurf des Pöbels bestand, von einem französischen Ritter, Wilhelm dem Zimmermann, angeführt wurde und 20,000 Männer, Weiber und Kinder stark war, muß gemerkt werden wegen der Tollheit, mit der er seine Wegweiser wählte. Diese waren nämlich eine Ziege und eine Gans; wohin diese Thiere, die sie für gottbegeistert hielten, gingen, da zog der tolle Schwarm nach. Einige meinten, es fei nicht genug, gegen die Seldschuckeu zu ziehen; auch die Juden hätten das Leben verwirkt, weil sie Jesum gekreuzigt hätten, und sogleich überfielen sie in allen Orten, durch die sie kamen, die wehrlosen Juden, erschlugen sie und theilten sich in die gefundenen Reichthümer. Dabei gereicht es den Bischöfen der Rheingegenden zur Ehre, daß sie sich möglichst der armen Verfolgten annahmen und ihnen selbst in ihren Palmen eine Freistatt gaben. Nur hielt das die wüthenden Kreuzfahrer nicht immer ab. So war in Worms im bischöflichen Palaste eine Menge solcher verfolgter Juden versammelt, und sie rathschlagten, ob sie lieber den Glauben ihrer Väter abschwören oder sterben sollten, während die Kreuzfahrer draußen auf die Entscheidung warteten. Aber alle schwuren, lieber sterben als untreu werden zu wollen. Sie brachten sich gegenseitig ums Leben; Brüder und Freunde erwiesen sich so die letzte Liebe, Mütter erwürgten ihre Kinder, ehe sie sich selbst durchbohrten oder von ihren Männern die Todeswunde erhielten. Zu spät erfuhren die Kreuzfahrer, was inwendig vorging; als

10. Theil 2 - S. 139

1880 - Stuttgart : Heitz
Waldenser. Albigenser. 139 setzte die Evangelien in die französische Sprache, theilte sie unter dem Volke aus, schalt über die Schlechtigkeit der Geistlichen, über die vielen in die Kirche eingeschlichenen Mißbrauche, und meinte, man müsse zu der ursprünglichen Einfachheit des Christenthums zurückkehren. Je mehr Anhänger er fand, desto heftiger eiferten die Geistlichen gegen ihn, die bei dem Aberglauben des Volkes mehr ihre Rechnung fanden, und warnten vor seinen Ketzereien. Aber die Macht der Wahrheit sprach so stark zu den Gemüthern, daß sich immer mehr und mehr für seine Lehre bekannten. Außer den Waldensern hatten sich auch noch andere Secten im südlichen Frankreich gebildet, welche alle in der Ueberzeugung zusammentrafen, daß die römische Kirche keine christliche sei und daß das Kirchenwesen einer gänzlichen Umänderung bedürfe. Alle diese Secten wurden unter dem Namen der Albigenser zusammengefaßt. Der Name ist entstanden von der Stadt Alby (in der Nähe von Toulouse), in deren Umgegend sich vorzüglich viele jener sogenannten Ketzer aufhielten. Nachdem der Papst Innocenz Iii. vergebens versucht hatte, die Abtrünnigen zur Entsagung ihrer Ueberzeugung zu bewegen, befahl er den Cifterciensermönchen (1205) das Kreuz gegen sie zu predigen, und versprach allen, die daran Theil nähmen, vollständigen Ablaß für ihre Sünden. Jetzt begann ein blutiger Krieg gegen die Armen, und die entsetzlichsten Gräuel wurden dabei verübt, wie sie solchen durch Glaubenswuth erzeugten Kriegen eigen sind. Vergebens suchte der Graf Raimond von Toulouse, ein Nachkomme jenes beim ersten Kreuzzuge erwähnten, die Verfolgten zu schützen, da er sich auch zu ihrem Glauben bekannte. An der Spitze des Glaubensheeres stand, außer dem päpstlichen Legaten, der Graf Simon von Mont fort, der nach der Grafschaft Toulouse lüstern war. Am schrecklichsten war das Schicksal der Stadt Beziers (unweit des Meerbusens von Lyon), wo auf Befehl des päpstlichen Legaten 7000 Menschen in einer Kirche, in welche sie sich geflüchtet hatten, verbrannt und dann die übrigen Einwohner, 20,000 an der Zahl, ermordet wurden, und zwar um der Religion willen! Wer gefangen wurde, den verbrannten die Katholiken, auch wenn er seine Ueberzeugung widerrief. Der Krieg endete erst nach 24 Jahren, nachdem Hunderttausende das Leben verloren hatten und das schöne Süd-Frankreich zur Wüste geworden war. Montfort erlebte das Ende des greulichen Krieges nicht; er wurde bei der Belagerung von Toulouse durch einen Steinwurf getödet. Die meisten Albigenser waren er-
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