Zweite H^evioöe.
Port der Stiftung der heiligen Allianz bis zur Februar-Revolution X8x5—1(848.
126. Der heilige Bund. — Deutschland und Europa bis zum Congreß von Verona, 1823.
30jährigen Kriege, besonders in den letzten Jahrzehnten vor und nach der französischen Revolution schien es offenbar geworden zu sein, daß der Geist der nur auf den Vortheil berechneten Staats-kuust bei den Cabinetten, sowie bei den Völkern der Geist religiöser Indifferenz und eines leichtsinnigen Aufgebens alter Sitten mehr als einzelne Umstände und zufällige Thaten an den großen allgemeinen Unglücksfällen schuld gewesen seien. Die drei Herrscher, deren Bimdniß endlich den Folgen der Revolution Halt geboten und einen sichern Rechtszustand in Europa äußerlich hergestellt hatte, wollten sich mit diesem Ergebniß ihrer Thätigkeit nicht begnügen, sondern sie wünschten, die ganze künftige Entwickelung des europäischen Staatenlebens auf einer bessern, sittlichen Grundlage zu befestigen, und schlossen zu diesem Zweck den heiligen Bund. Derselbe sollte an die Stelle der bisherigen, nur auf Weltklugheit und Berechnung des Vortheils begründeten Politik eine christliche treten lassen, indem die Vorschriften der Gerechtigkeit, der Liebe, des Friedens sowohl der Verwaltung der Staaten im Innern, als auch der Leitung ihrer gemeinschaftlichen Angelegenheiten zu Grunde liegen sollten. Die Fürsten verpflichteten sich untereinander, die höchsten und heiligsten Zwecke der Völker und Regierungen immer zur Richtschnur ihrer Handlungen zu machen. Sie gelobten
^urch die Geschichte der europäischen Staaten nach dem
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324
Neueste Geschichte. 3. Periode.
Uebergangszeit Raum gelassen. Die Bauern werden erst nach Ablaus vorgeschriebener Fristen freie Eigenthümer ihres Besitzthums. — Inzwischen hat die russische Politik den Orient nicht aus den Augen gelassen, zumal es ihr gelang, hinsichtlich desselben noch während der Pariser Conserenzen eine Verständigung mit Frankreich herbeizuführen^, wie sich bei Behandlung der Donausürsten-thümersrage zeigte.
Den bei weitem wichtigsten Erfolg in Asien errang Rußland 1859 durch Besiegung und Gefangennehmung Schamyls, des Tscherkessenhelden, mit dessen Beseitigung die Unterwerfung des Kaukasus vollendet schien. Dem russischen Fürsten Barya-tinsky gebührt der Ruhm, diesen langwierigsten und gefährlichsten Gegner der russischen Vergrößerung nach Osten besiegt zu haben. Er hatte ihn in immer engere Grenzen eingeschlossen, und zuletzt auch sein Felsenfort Weden erobert. Mit nur 400 ihm bis in den Tod getreuen Münden floh Schamyl in den Süden Daghestans. Aber die Russen hefteten sich an seine Fersen und erstürmten seine letzte Zufluchtsstätte, das Felsennest Gunib, wobei alle Münden bis auf 47 fielen. Schamyl barg sich in einer Höhle, ergab sich aber auf die persönliche Aufforderung des Fürsten (8. Sept. 1859). Der Fürst ließ ihm Dolch und Pistolen und schickte den gefangenen, damals 68jährigen Helden nach Petersburg, wo er mit großer Achtung behandelt wurde. Seinen Aufenthalt erhielt er in Kaluga angewiesen. Mit Schamyls 'Gefangennehmung erlosch auch in wenigen Jahren der Kampf der Tscherkessen. Ein Theil wanderte auf türkisches Gebiet, wenige Stämme behaupteten sich noch im Gebirge. 1864 war die Unterwerfung des Kaukasus beendigt.
Fast noch wichtiger als dieses Ereigniß war für die Russen die Besitznahme des Amurlandes, eine unblutige Eroberung, welche dem Gouverneur Oftsibiriens Murawiew gelang, indem er während des Krieges, welchen Frankreich und England mit China führten, Unterhandlungen in Peking anknüpfte und in friedlicher Weise die Abtretung des Gebietes am linken Ufer des Amur und am rechten Ufer bis zum Ufsuri erlangte, 1858. Auch in den weiten Ebenen Tnran's drang die Macht Rußlands durch Kriegszüge gegen die Khane von Khiwa und Khokand vor. Seit 1865 besitzen die Russen Taschkend, die wichtigste Handelsstadt jener Gegenden, und die Provinz Turkestan wurde gegründet. Mit Japan wurden Handelsverbindungen angeknüpft.
Dagegen entstand der russischen Regierung eine neue Sorge
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450
Neueste Geschichte. 3. Periode.
163. Der russisch-türkische Krieg 1877 78. Der Friede zu Berlin.
Die politische Umgestaltung Italiens und Deutschlands auf dem Grunde nationaler Einheit war vollendet, und die spannende Unruhe, in welcher Europa durch die Entwickelung dieser beiden großen Ereignisse gehalten worden war, hatte sich gelöst; im Osten des Welttheiles aber war die- orientalische Frage d. H. die Entscheidung über den Bestand und die Zukunft des Türkenreiches in Europa als eine den Frieden bedrohende Wetterwolke stehen geblieben. Die inneren Zustände der Türkei, die sich immer unhaltbarer erwiesen, und die unter solchen Umständen zu gesteigerter Aufmerksamkeit hindrängende Nachbarschaft Rußlands hielten die Besorgnisse und Gegenpläne der europäischen Großstaaten, vorzüglich Englands, in lebhafter Erregung.
Die Türken waren von der Zeit ab, wo sie aufgehört hatten, ihren wilden Kriegseifer durch verwüstende Heereszüge zu befriedigen, gleichsam sich selbst untreu geworden und ihr Reich war allmählich in immer tieferen Verfall gerathen. Ihr kriegerisches Naturell versank in eine abstumpfende Unthätigkeit, ihr Feuer verblaßte zu feierlicher Würde, aber ihr Stäz und ihre Härte gegen die Ueberwuudenen waren geblieben. Die Lage der Christen im Türkenreiche war höchst beklagenswerth; sie waren den Herren des Landes gegenüber fast rechtlos, unaufhörlichen Bedrückungen ausgesetzt und mit unwürdiger-Verächtlichkeit behandelt. Alle Versprechungen der türkischen Regierung, diese Zustände zu bessern, waren unerfüllt geblieben; die feierlich verkündeten Verordnungen, daß jeder Unterschied zwischen Türken und Christen im staatlichen Leben aufgehoben fein solle, daß den Christen in allen Stücken gleiche bürgerliche Rechte gewährt seien — alle diese Zusagen waren werthlose Worte geblieben. Die Unerträglichkeit dieser Verhältnisse steigerte sich durch die grenzenlose Unordnung und Willkür in der Einziehung der Stenern. Die Erhebung derselben wurde Pächtern überlassen, die Bezahlung der Beamten war so geringfügig und unregelmäßig, daß sie fast darauf angewiesen waren, sich durch Ausbeutung des Volkes, insbesondre der Christen schadlos zu halten. Am Hofe zu Konstantinopel dagegen und in den obersten Stellen der Reichsverwaltung herrschte eine unglaubliche Verschwendung und Habsucht. Zur Hofhaltung des Sultans reichte
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466 Neueste Geschichte. 3. Periode.
Kaiserthums, in Conftantinopel seine Flügel entfalten! Aber der Friede von St. Stefano schlug in ernüchternder Wirklichkeit diese Hoffnungen nieder. Rußland erhielt eine Gebietserweiterung in Armenien; in Europa fiel ihm die Dobrudscha zu, welche gegen das rumänische Bessarabien umgetauscht wurde. Montenegro, Serbien und Rumänien wurden unabhängig, und ein Fürstenthum Bulgarien wurde errichtet, welches südwärts bis zum ägäischen Meere hinabreichend die östlichen und die westlichen Provinzen der europäischen Türkei trennen sollte.
Das russische Volk war von diesem Ausgange seiner Erwartungen nicht befriedigt, und doch sollte selbst dieser Friedensvertrag noch mehr eingeschränkt werden. England verlangte die Genehmigung aller Mächte zu den Abmachungen von St. Stefano; ohne die Zustimmung der Mächte, welche den Pariser Frieden von 1856 unterzeichnet hatten, dürften Rußland und die Türkei keinen Friedensvertrag schließen. Die englische Flotte lag vor Conftantinopel, bis aus Indien wurden englische Truppen herbeigerufen; Rußland weigerte sich, dem Verlangen Englands nachzugeben. Ein neues, gewaltiges Kriegsfeuer in Europa drohte sich zu entzünden. Da vermittelte die deutsche Regierung eine Verständigung zwischen den gegnerischen Mächten; Rußland willigte in die Vorlegung des Friedens. Der östreichische Minister Graf Andrassy, hatte die Abhaltung eines Congresses zur Regelung der orientalischen Angelegenheiten vorgeschlagen. Dieser Congreß trat am 13. Juni 1878 in Berlin zusammen; seine Verhandlungen unter dem Vorsitze des Fürsten Bismarck führten zur bedeutungsvollen Einigung der europäischen Mächte, und am 13. Juli wurde der Berliner Frieden von allen abgeschlossen. Seine wichtigsten Feststellungen sind folgende: Bulgarien wird ein selbständiges, tributpflichtiges Fürstenthum unter der Souveränem des Sultans, sein Gebiet reicht jedoch nicht bis zum ägäischen Meere, um die Trennung der türkischen Provinzen zu vermeiden. Zu ihrem Fürsten haben die Bulgaren am 29. April 1879 den Prinzen Alexander von Battenberg gewählt. — Die Provinz Ost-Rumelien bekommt selbständige Verwaltung und einen christlichen General-Gouverneur. — Bosnien und die Herzegowina sollen von Oestreich besetzt und verwaltet werden. Montenegro und Serbien werden unabhängig und erhalten eine Vergrößerung ihres Gebietes. Auch Rumänien wird unabhängig, tritt seinen Theil von Bessarabien an Rußland ab und erhält die Dobrudscha. Alle Festungen an der Donau, vom eisernen Thor bei Orsowa bis zur
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472
Neueste Geschichte. 3. Periode.
auch viele Muhamedaner, vor Kaiser Franz Joseph und bat um Annexion. Schon kam der Name „Neu-Oestreich" für diese Gebiete auf. Am 1. Januar 1879 wurde eine östreichische Landesregierung für dieselben eingesetzt. Die Besitznahme ist vollzogen; die Verbindung mit dem Türkenreiche ist, wenn auch noch nicht formell, doch thatsächlich gelöst. Oestreich hat mit dieser Erwerbung in seiner nach Osten gerichteten Aufgabe einen große« Fortschritt gemacht. Die Allianz mit dem deutschen Reiche hat sich im Herbste 1879 als ein starkes Unterpfand für den Frieden Europa's neu befestigt. ________________
In Italien dauerte der Culturkampf fort, und mit ihm die gegenseitige Entfremdung zwischen Pius Ix. und Victor Emanuel, welcher seine Residenz seit 1871 nach Rom verlegt hatte. Beide Häupter wurden im Anfange des Jahres 1878 durch den Tod hinweggerafft. Der König starb in Folge einer heftigen Erkältung am 9. Januar. Er hatte auf seinem Sterbebette in sehr würdigen und versöhnlichen Worten der Kirche gegenüber sich ausgesprochen: „ich bedaure aufrichtig, wenn irgend eine meiner Handlungen dem heiligen Vater persönlich Schmerz bereitet haben sollte. Aber in allen meinen Handlungen habe ich stets das Bewußtsein gehabt, meine Pflichten als Bürger und Fürst zu erfüllen und nichts gegen die Religion meiner Väter zu unternehmen." Hierauf überbrachte der Beichtvater des Papstes dem sterbenden Könige den päpstlichen Segen und die geweihte Hostie. Aber bei dem Beschluß über die letzte Ruhestätte Victor Emauuels zeigte sich noch einmal die hierarchische Unversöhnlichkeit. Am 17. Januar fand das Leichenbe-gängniß statt; mehrere Fürsten, auch der deutsche Kronprinz und ein östreichischer Erzherzog, waren herbeigeeilt, um daran Theil zu nehmen. Der großartig-seierliche Zug bewegte sich zur Ruhestätte im Pantheon ohne den Klang der Glocken, auch fehlte die Begleitung durch den höheren Klerus; nur eine kleine Zahl von Priestern niederen Ranges waren gegenwärtig. König Humbert leistete am 19. Januar den Eid auf die Verfassung. Schon vorher hatte der Papst seinen vergeblichen Protest gegen die Annahme des Titels „König von Italien" erneuert. Am 7. Februar endete Pins Ix. seine bis in das höchste Alter hinauf kampfbewegten Lebenstage. Der auftauchende Gedanke, das bevorstehende Conclave außerhalb Italiens abzuhalten, wurde beseitigt; es trat ohne alle Störung in Rom zusammen, und schon am 20. Februar wurde
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Neueste Geschichte. 3. Periode.
Bündniß mit der Türkei ab, welche die Insel Cyperu an England abtrat. — Der Gegensatz der Machtentwickelung Englands und Rußlands im Orient zeigt sich aber noch auf einem andern weiter entlegenen Gebiete, wo er bereits die eigentliche Ursache zu einem Kriege Englands mit Afghanistan geworden ist. Dieses Land ist nach Centralasien hin, wo Rußlands Macht vordringt, eine schützende Vormauer des englischen Reiches in Indien. Die Königin von England hatte am 1. Januar 1877 den Titel und die Würde einer Kaiserin von Indien angenommen. Eine Gesandtschaft sollte dem Emir von Afghanistan, Schir Ali, die Anzeige davon überbringen; er lehnte den Empfang derselben ab, und eine zweite Botschaft wurde feindselig zurückgewiesen. Unterdeß hatte der Emir russische Verbindungen angeknüpft; ein russischer Gesandter war in Kabul erschienen. Nun begann England den Krieg und Schir Ali, der ohne russische-Hülse blieb, floh nach Turkestan, wo er kurze Zeit darauf starb. Sein Nachfolger Jakub Khan schloß im Mai 1878 Frieden, aber als die in Kabul eintreffende englische Gesandtschaft von fanatischen Ausrührern ermordet wurde, ist natürlich der Krieg aufs neue ausgebrochen.
Rußlands Unternehmungen und Geschicke haben in Abschnitt 163 unsre Theilnahme vielfach erregt; es bleibt hier noch übrig, das russische Vordringen in Centralasien und die durch den Nihilismus hervorgerufenen Zustände kurz zu überblicken. Zuvor ist dessen zu gedenken, daß Rußland in dem Kriege zwischen Deutschland und Frankreich durch seine Neutralität eine weitere Ausdehnung des Krieges vermeiden half. Seinerseits benutzte es damals die Umstände, um sich von einigen im Pariser Frieden 1856 ihm auferlegten Beschränkungen zu befreien (Pontusfrage). Die in London deshalb abgehaltene Conferenz hob die Neutralisation des schwarzen Meeres auf, gestattete dagegen der, Pforte, die Dardanellen den Flotten befreundeter Mäcljte öffnen zu dürfen. Ausdehnung der russischen Ostgrenzen nach Turan hin und Macht-eutwickeluug in Mittelasien waren seit der 1839 gegen Khiwa unternommenen, obgleich mißlungenen Expedition feste Ziele der russischen Politik geblieben. Langsam und sicher wurde die weitere Annäherung vorbereitet; das Fort Aralsk unweit der Mündung des Syr Darja wurde gegründet, eine Flotille beherrschte den Aralsee. 1853, mitten im Krimkriege, erzwang eine neue Expedition gegen Khiwa einen Vertrag des Khans mit Rußland; 1865 wurde
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Frieden zu Gent.
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und rief die Großmuth des russischen Kaisers an. Dieser machte von seinem Siege in der That einen sehr gemäßigten Gebrauch, indem er im Frieden von Adrianopel (1829) die Türken nur zwang, den Russen die Schifffahrt auf der Donau und in den Dardanellen, sowie das Protectorat über Serbien, die Moldau und die Wallachei (die sogenannten Donausürstenthümer) zu überlassen, und — die Unabhängigkeit der Griechen anzuerkennen. Fast wäre es über die Bestimmung der Grenzen Griechenlands zwischen der Türkei und Rußland nochmals zum Kampf gekommen, und in dieser Aussicht sprengte der griechische Admiral Miaulis seine Flotte, um sie nicht in türkische Hände fallen zu lassen, lieber selbst in die Luft; aber eine Conferenz der Großmächte in London bestimmte, daß das neue constitntionelle Königreich Griechenland aus Morea, Livadieu, einem Theile von Thessalien, Euböa und den cykladischen Inseln bestehen sollte, und, da Capo d'jstria inzwischen ermordet worden war, der Herzog Leopold von Coburg aber, welchem man die Krone Griechenlands zuerst anbot, dieselbe ausschlug, so wurde ein Sohn des Königs von Baiern als Otto I. auf den neuen Thron erhoben, das junge griechische Reich aber unter den Schutz der europäischen Mächte gestellt.
128. England und Frankreich bis zur Julirevolution.
England hatte an dem Kampfe gegen den Kaiser Napoleon und an dessen endlicher Ueberwindung den ruhmreichsten Antheil gehabt, es hatte die Flotten Frankreichs und aller mit ihm verbündeten Mächte geschwächt und zum Theil vernichtet, und als es zum Frieden kam, befand es sich im unbestrittenen Besitz der Herrschaft über das Mittelmeer. Während alle andern Mächte mit den Ereignissen in Europa vollauf beschäftigt waren, hatte England ferner seine auswärtigen Besitzungen theils ungemein erweitert, theils besser organisirt und nutzbar gemacht, hatte in Afrika zahlreiche Niederlassungen eingerichtet, besonders aber in Ostindien eine Herrschaft begründet, welche ungleich umfassender war, als das eigene Mutterland. Selbst in dem 1812 gegen die kühn aufstrebenden nordamerikanischen Freistaaten unternommenen Kriege hatten die englischen Truppen unter dem General Roß, welcher die Bundesstadl Washington einnahm, große Vortheile errungen, und es kam ein für England günstiger Frieden zu Gent zu
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Neueste Geschichte. 3. Periode.
mit ihren Erfolgen und noch mehr im Verhältniß der aufgewendeten Opfer natürlich auch ihre Bedingungen steigerten. Es handelte sich hauptsächlich um das Aufhören der russischen Schirmherrschaft über die Moldau, die Wallachei und Serbien; um die Befreiung der Donauschifffahrt von allen Beschränkungen, und um die Sicherstellung der religiösen und bürgerlichen Angelegenheiten der christlichen Unterthanen der Pforte. Rußland wollte sich anfänglich nur zu einer bedingten Annahme dieser Punkte verstehen; als es sich aber später auf Preußens Vorstellungen auch zur bedingungslosen Annahme bequemte, verlangten Frankreich, England und das mit ihnen durch den Vertrag vom 2. December vereinigte Oestreich jetzt bereite eine Territorialbeschränkung in Rücksicht auf die freie Donauschifffahrt.
Indeß kam es in Wien zu neuen Konferenzen, bei welchen Frankreich durch den Minister des Aeußern, Dronyn de Lhuys, England durch Lord Rüssel vertreten war, welche bis zum April 1855 dauerten und schließlich eine anscheinende Verständigung unter den Abgeordneten herbeiführte, die aber an dem unmittelbaren Widerstande der französischen und englischen Regierung scheiterte. — Die Zeit des Friedens kam erst mit dem Falle Sebastopols.
Wieder war es Oestreich, welches jetzt die einleitenden Schritte versuchte, indem es im November 1855 den Höfen von Paris und St. James ein Project vorlegte, auf dessen Basis man mit Rußland unterhandeln könnte, wobei es sich zugleich erbot, seinerseits dieses Project als Ultimatum in St. Petersburg vorzulegen.
Die Annahme Seitens der Westmächte erfolgte und schon am 16. Januar 1856 ward die erstaunte Welt durch die Nachricht überrascht, daß Rußland die Bedingungen, auf Grund deren die 4 Friedensunterhandlungen eröffnet werden sollten, annehme.
In einem am 1. Februar 1856 zu Wien unterzeichneten Protokoll ward der Beitritt Englands und Frankreichs zu den von Oestreich vorgeschlagenen und von Rußland angenommenen Bedingungen förmlich erklärt und Paris zum Sitz des demnächst zu eröffnenden Kongresses gewählt. Zum erstenmale nahm Sardinien an einem Congreß der Großmächte Theil; es wurde durch den Grasen Eavonr vertreten. Preußen forderte, wenn es sich auch durch kriegerische Maßregeln nicht betheiligt habe, doch auf Grund der Verhandlungen des Wiener Eongresses, ^die Zulassung zu den Friedensberathungen, und der preußische Ministerpräsident von Mauteuffel trat also in dieselben ein.
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Neueste Geschichte. 3. Periode.
Hat-Humayun vom 18. Februar, wodurch die Pforte mindestens den guten Willen gezeigt hatte: die Lage der Christen in der Türkei sicher zu stellen und ihnen eine Art Gleichberechtigung zu gewähren, mit Befriedigung bezogen.
Der Friede ward, als man erst seine Bedingungen erfuhr, in ganz Europa ziemlich kalt aufgenommen; man hatte größere Resultate erwartet, d. h. eine stärkere Demüthigung Rußlands, obwohl durch dessen Zurückweisung von der Donau und die Neutralisation des schwarzen Meeres einerseits, so wie durch Anknüpfung der Pforte an das System des europäischen Gleichgewichts andererseits sowohl die Anstrengungen eines ganzen Jahrhunderts für Rußland verloren gingen, als auch die drohende Aggressivstellung desselben gegen die Türkei aufgehoben, also das europäische Interesse des Krieges vollkommen befriedigt ward.
Speciell freilich ging nur Frankreich triumphireud aus der allgemeinen Verwickelung hervor, indem es nicht bloß aus dem Zustand einer für dasselbe demüthigenden Jsoliruug, in welchem es sich vor dem Kriege befunden hatte, heraustrat, sondern auch durch die erstaunliche Entfaltung feiner militärischen Hülfsmittel, wie durch die geschickte Benutzung der wechselnden Gunst der Umstände sich unbestritten zur tonangebenden Macht erhoben hatte, so daß fortan Paris der Mittelpunkt der politischen Zeitbewegung wurde.
Die Ausführung des Pariser Friedens bot noch mancherlei Schwierigkeiten dar, welche erst allmählich beseitigt wurden. Die Donansürstenthümer (Moldau und Wallachei) strebten nach Vereinigung zu einem einzigen Staate und wählten 1859 den Obersten Cusa zum Fürsten über beide Länder. Als er 1866 durch eine Palastrevolution vertrieben wurde, traf die neue Wahl auf den Prinzen Karl Ludwig von Hohenzollern-Sigmaringen, welcher als Karl L, Fürst von Rumänien, am 22. Mai 1866
seinen Einzug in Bukarest hielt.
Andererseits hat der orientalische Krieg ein Nachspiel gesunden in dem allerdings nur kurzen englisch-persischen Kriege.
Zum Verständniß desselben ist es nöthig, daran zu erinnern, daß England im orientalischen Kriege auch ein speciell englisches Interesse verfocht, da es in Asien seine indischen Besitzungen gegen das Vorrücken Rußlands zu sichern gedachte. Beide Staaten halten seit langer Zeit das Bewußtsein, daß sie um die -Herrschaft über Asien früher oder später die Waffenentscheidung würden anrufen
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