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1. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 309

1887 - Hannover : Meyer
140. Ursachen und Ausbruch der französischen Revolution. 309 Stand dagegen, der die große Menge des Volkes umfaßte, war mit Lasten überbürdet. Das kläglichste Los hatten die Bauern; sie mußten außer den Staatssteuern noch Abgaben an den Adel zahlen, Frondienste leisten und der Geistlichkeit den Zehnten entrichten. Angesichts der Prachtschlösser ihrer Herren verbrachten sie in erbärmlichen Hütten ihr geplagtes Dasein und wurden noch dazu mit Hohn und Verachtung wie Wesen niederer Art behandelt. Kein Wunder, daß sich ein unheimlicher Haß gegen die Vornehmen immer tiefer in die Herzen der Gedrückten fraß. Wehe, wenn dieser Haß einmal losbrach und der Sklave seines Herrn mächtig wurde! 3. Verfall der Religion. Wären die Franzosen ein frommes Volk gewesen, so würden sie, um aus den unseligen Zuständen herauszukommen, andere Wege gegangen sein, als in der Revolution geschah. Längst aber halten ungläubige Schriftsteller wie Voltaire (Woltähr) und Rousseau (Russoh) den Glauben aus unzähligen Herzen hinausgespottet. Bei den Gebildeten gehörte es zum guten Ton, alles Heilige zu belächeln, und von ihnen drang der Unglaube ins Volk hinab. Wenn ein Volk aber den lieben Gott nicht mehr fürchtet, wie sollte es dann wohl noch Scheu vor der Obrigkeit haben! 4. Das Beispiel der Amerikaner. Zu all diesem kam noch das Beispiel der Amerikaner. Dieselben hatten das Joch der Engländer abgeschüttelt und in den Vereinigten Staaten so freie Zustände geschaffen, wie bis dahin kein anderes Volk sie kannte. Das reizte zur Nachahmung. So war der Boden für die Revolution wohl vorbereitet; aber wie schrecklich sie daherschreiten werde, ahnte wohl niemand. 5. Die Reichsstände in Versailles (Mai 1789). Auf Ludwig Xv. folgte im Jahre 1774 Ludwig Xvi. Dieser war ein guter, frommer Mann, aber ein schwacher König. Am liebsten arbeitete er in seiner Schlofferwerkstatt oder las in feinen Büchern. Seine Gemahlin Marie Antoinette war eine Tochter der Kaiserin Maria Theresia und beim Volke als Österreicherin verhaßt. — Ludwig vermochte beim besten Willen der Not des Landes nicht abzuhelfen. Geschehen mußte aber etwas; denn wie ein Alp drückte die stets wachsende Schuldenlast den Staat. Da entschloß sich der König, die verzweifelte Lage dem Lande selbst vorzulegen, und berief zu dem Ende Vertreter aller drei Stände nach Versailles. Das war etwas Unerhörtes; denn seit 175 Jahren hatten die französischen Könige die Nation nicht mehr befragt, sondern despotisch regiert. Im Mai 1789 versammelten sich die Abgeordneten der Reichsstände, im ganzen 1200 Mann, darunter 600 vom dritten Stande. Den Adeligen und Geistlichen war nicht wohl bei der Sache; sie versuchten es deshalb so einzurichten, daß sie stets die Bürger und Bauern überstimmen könnten. Da erklärten diese trotzig: „Wir Abgeordneten des dritten Standes vertreten die große Mehrheit der Nation und geben darum den Ausschlag; gefällt euch Vornehmen das nicht, so thun wir, als wäret ihr gar nicht da. Nun macht, was ihr wollt!" Zugleich nannten sie sich die Nationalversammlung und schwuren, nicht eher wieder auseinanderzugehen , als bis sie dem Staate eine neue Verfassung gegeben

2. Neuere Geschichte - S. 2

1848 - Leipzig : Brandstetter
2 auch bei dem bisher in harter Leibeigenschaft schmachtenden Bauernvolke. Dabei erhob sich in allen Ständen mit gleicher Lebhaftigkeit der Wunsch, vom Joche der Hierarchie frei zu werden. Daher sind die vor uns liegenden drei Jahrhunderte beinahe ein fortwährender Kampf gegen Nom, welcher anfangs mit den Waffen, zuletzt aber und bis auf den heutigen Tag auf dem Gebiete der Wiffenschaft geführt worden ist. Im Ganzen ist es tröst- lich und erfreulich, in der neueren Geschichte zu sehen, wie Humanität, Tugend und Wahrheit oder, was dasselbe ist, thätigcs Christenthum immer mehr Raum gewinnt. Es ist auch sichtbar, daß alle Völker, die nach diesem Ziele hinstreben, gedeihen und wachsen, andere aber, die in Unwissen- heit, Aberglauben und allgemeiner Sittenverderbniß verharren, allmalig sinken und verderben. H. 2. Eintheilung. Wir theilen die neuere Geschichte in vier Perioden: 1. Periode. Von Luther bis zum Abschlüsse des Augsburger Reli- gionsfriedens (1555; Sieg der Reformation in Deutschland) und bis zur Beendigung des Trienter Concils (1563). Vom I. 1517 bis 1555; — 1563. 2. Periode. Von dem Abschlüsse des Augsburger Religionsfriedens und der Beendigung des Trienter Concils bis zum Abschlüsse des Westphälischen Friedens. — (Zeitalter der Religionskriege.) Vom I. 1555 ; 1563 — I 648. 3. Periode. Von dem Abschlüsse des Westphälischen Friedens bis zum Aufstande der Brittischen Colonien in Nordamerika. Vom I. 1648 bis 17 73. 4. Periode. Von dem Aufstande der Brittischen Colonien in Nord- amerika bis auf unsere Zeiten. Vom I. 1773 — 1847.

3. Neuere Geschichte - S. 275

1848 - Leipzig : Brandstetter
275 Mit jedem Jahre wuchs ihre Volksmenge, immer traten neue Provinzen zu ihr über und große Gebiete nahm sie den Indianern ab. Die Ursache des zunehmenden Wohlstandes im Lande war aber vornehmlich der Fleiß und die Sparsamkeit der Nordamerikaner; diese Tugenden scheinen von den Puritanern und Quäkern auf alle übrige Colonien übergegangen zu sein. Zur Erhaltung und Förderung dieser Nationaltugenden trug das Beispiel Franklin's sehr viel bei; in seinen Zeit- und Volksschristen*) bekämpfte er unaufhörlich die Verschwendung und Trägheit als die größten Feinde der Freiheit. Ihm verdanken wir auch die Erfindung der Harmonika und des Blitzableiters. Er starb im I. 1790. Washington lebte noch bis 1799, und gab in seinem Testamente allen seinen Sklaven die Freiheit; dieß konnte er bei Lebzeiten, um Unruhen zu verhüten, nicht thun. §. 3. Großbritannien. — Verbreitung seiner Herrschaft in Ost- indien und Abschaffung des Sklavenhandels. — Neueste Geschichte. Die in Nordamerika erlittenen Verluste suchten Georg's Iii. Mini- ster Fox und Pitt der Jüngere durch die Vergrößerung der ostindischen Colonien zu ersetzen. Die Erwerbung von Ostindien war allerdings wich- tiger, als der Besitz von Nordamerika. Ostindien ist ein höchst fruchtbares Land, wo die üppige Natur Früchte, Gewürze, Pflanzen und Bäume her- vorbringt, die nur unter wenigen Himmelsstrichen gedeihen. Es ist größ- tentheils von Einheimischen fleißig bebaut, seit Jahrtausenden das Vater- land der sanften Hindu, mit großen Städten und unzähligen Dörfern reichlich versehen, — Nordamerika dagegen, unter einem kälteren Klima gelegen, war erst seit etwa zwei Jahrhunderten durch die rastlose Hand der Pflanzer urbar gemacht worden. Einen Vorzug hat Ostindien auch darin, daß es, bei der großen Volksmenge der Einheimischen, keiner Skla- ven bedarf und zum Kriegsdienste Einheimische gebrauchen kann. Jndeß war Indien auch nicht mehr so schön und so gut angebaut, wie vor alten Zeiten, denn verschiedene Mongolenstämme waren dort eingefallen und hat- ten die Hindu theils verdrängt, theils unterjocht, so daß in neuer Zeit das ganze Land unter indische und mongolische Fürsten getheilt war; letzte bekannten sich zur muhamedanischen Religion, erste zum Brahma-Glauben. Immer blieb jedoch das Land ein wünschenswerther Besitz für die Euro- päer. Ihn verschafften sich zuerst die Portugiesen im 16. Jahrhunderte, indem sie sich an den Küsten niederließen und kleine Festungen für die Waarenniederlagen der Kaufleute bauten. Nach und nach wurden sie in Kriege mit den Eingeborenen verwickelt, eroberten ganze Städte und Land- strecken und bekamen so den Besitz des einträglichen Handels mit Spezereien, *) Das Beste davon ist gesammelt in Franklin's kleinen Schriften, worin die Geschichte vom armen, wohlhabend gewordenen Richard. 18 *

4. Neuere Geschichte - S. 251

1848 - Leipzig : Brandstetter
251 Erfahrungen, aus welchen Friedrich erkannte, daß ihm Freundschaft mit Undank vergolten wurde, machten ihn mit der Zeit mißtrauisch gegen die Menschen, so daß er sich endlich lieber an die Thierwelt, als an die Men- schen anschloß; er hatte beständig Windhunde um sich, die er beinahe mit Zärtlichkeit liebte. Ucbrigens war die Vorliebe für's Französische dem Könige fast eben so verzeihlich, wie seine Gleichgiltigkeit für das Kirchen- thum; die meisten deutschen Gelehrten waren steif und pedantisch, gegen Vornehme oft bis zum Kriechen demüthig, die Prediger und ihre Kanzelvor- träge meist gemüth- und geistlos. Dabei war er in seinem Denken und Leben doch deutscher, als die deutschen Schriftsteller seiner Zeit, die sich be- wußtlos in französischem Regelzwange bewegten, und er besaß mehr Reli- gion und Christenliebe, als Ludwig Xiv. und andere Große, welche ihre Mitchristen wegen abweichender Meinungen mit Feuer und Schwert ver- folgten. Er hielt weder unnützes Hofgesinde, wie jener König, den die Franzosen groß nennen, tanzte und trippelte nicht im Perrückenftaate unter langweiligen Hofschranzen herum, vergeudete nicht die Zeit mit eitlem Ge- schwätze und verpraßte nicht Hab und Gut seiner Unterthanen mit Hoffesten. Wie er über die französische Nation dachte, erhellt aus einem Briefe an Voltaire, dem er schrieb: „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr mich Ihre Franzosen ergötzen. Diese nur nach Neuem haschende Nation gewährt mir beständig neue Auf- tritte; bald ist es die Verjagung der Jesuiten, bald ihre Zurückberufung; jetzt sind es die Beichtscheine und die Aufhebung des Parlamentes; alle drei Monate neue Minister: kurz, sie allein geben dem ganzen Europa Stoff zur Unterhaltung. Wenn die Vorsehung bei der Schöpfung der Welt an mich gedacht hat, so hat sie unstreitig dieses Volk zu meiner Nebenbelustigung hervorgebracht." In seinen Sitten war Friedrich Ii. ganz deutsch, gerade, fest und durchaus human. Wahr ist es, daß er den Adel bevorzugte, indem er ihm nach dem siebenjährigen Kriege alle Ofsizierstellen gab; dabei hatte er aber die Absicht, in diesem Stande den ritterlichen Geist zu wecken, weil er meinte, daß der Adel die Bestimmung habe, das Vaterland zu verthei- digen. Außerdem hielt er streng auf die' Gleichheit vor dem Gesetze; er schätzte Jedermann und sprach öfter und vertraulicher mit Bürgern und Bauersleuten als mit Adeligen. Er hatte cs auch nicht nöthig, wie der eitle Ludwig, durch ein geziertes Hervorheben seiner Persönlichkeit sich erst Achtung und Ansehen zu erwerben; er konnte sich frei und nachlässig be- wegen, ohne daß er sich etwas vergab. Sein Anstand war, besonders in den jüngeren Jahren, durchaus edel, sein Gang schnell und voll Würde, erst im höheren Alter saß er etwas gekrümmt und nachlässig zu Pferde. Das Königliche und das Menschliche lag in seinem Blicke, dem Nichts widerstehen konnte; in seinen schönen, blauen, feurigen Augen, die jedem in die Seele drangen, lag der Zauber seiner Menschengröße und Menschen-

5. Allgemeine Weltgeschichte für die Jugend - S. 422

1810 - Berlin : Hayn
4.22 Dritter Zeitraum. oberung der Basiille auch über die Provinzen verbrei- tet. Allenthalben Bewaffnung, Mord und Freiheits- ruf. Wurde noch einige Ordnung in der Hauptstadt erhalten, so geschah es durch den Befehlshaber der Bürgermbz, Lafayette Die Nationalversammlung, an deren Spitze S i e y e s, ein kluger, kraftvoller Mann, stand, hatte gern den Gräueln ein Ende gemacht, aber ihre Bemühung war das Rufen eines Einzelnen gegen das Gebraust des Sturmes. Am 4ten August geschah wieder ein mächtiger Schritt zu der Veränderung der Staatsverfassung. Das Lehnswestn Feudalsystem) wurde durch die Na- tionalversammlung aufgehoben „Die Abgaben" — hieß es — „müssen gleich vertheilt, alle Lehnsrechte, Frohndienste, Gewalt und Gerichtsbarkeit der Gutsbe- sitzer. Abgabe der Zehnten zur Unterhaltung der Geist- lichen, Jagd-und Fischzugsgerechtigkeiren müssen auf- hören, Frankreich muß ein Reich mit gleichen Rechten, das ganze Volk eine Familie styn " Immer gefährlicher wird unterdessen die Ausge- lassenheit des, von Orleans und andern Parteien auf- gtreizten Pöbels Der König, welcher sich wieder von Paris entfernt hatte, wird am 6ren October durch zahl- reiche Haufen wüthender Freiheitsschwarmcr mit sei- ner Familie gefänglich und unter mannichfaltigen Mis- handlungen dahin zurückgeführt. Doch, wozu das furchtbare Bild in seinen kleinsten Zügen ausmalen? Die Arbeit ist nicht dankbar, das Anschauen schreckt. Wir eilen schnell an den Schreckensauftritten vorüber, in denen sich erhabene Tugend mit niedrigem Verbre- chen, edler Freiheitssinn mit Sclavenübermuth Güte mit Bosheit, Weisheit mit Befangenheit, Heldenkraft

6. Theil 2 - S. 59

1880 - Stuttgart : Heitz
Adel. Ritterwesen. 59 dem eroberten Lande für sich, welches er ebenfalls unter treue Diener vertheilte, aber nur zu lebenslänglicher Nutznießung. Ebenso übertrugen die großen Grundbesitzer einen Theil ihres Allods oder auch ihres Lehns geringeren Leuten als Afterlehn und brachten so die kleinen Freien in ein Lehnsverhältniß, welches von diesen meistens auch aus dem Grunde gesucht ward, weil sie dadurch von dem allgemeinen Heerbann befreit wurden. Der Stand der Freien erhielt sich nur in den Baronen, freien Grundbesitzern in Mitte der Vasallen. Sie wurden Hintersassen der großen Grundherren. Das ganze Staatswesen des Mittelalters bestand also aus einer Unmasse ineinander verschlungener Privatverhältuisse, deren belebendes Princip die wechselseitige Treue war. >Zu der Zeit, wo der Adel allein den Stand der freien Leute ausmachte, herrschte unter ihm noch viel Unwissenheit und Roheit. Ohne allen Unterricht in Wissenschaften aufgewachsen, hatten die Edelleute für nichts Anderes Sinn, als sich im Kriege mit dem Feinde herumzuschlagen, oder, wenn es keinen Krieg gab, zu jagen und zu zechen. Kräftig wuchsen sie heran, abgehärtet wurden ihre Körper durch die beständige Bewegung, und da damals der höchste Ruhm nicht darin bestand, der Tugendhafteste und Verständigste zu sein, sondern die stärkste Faust zu haben, so übten sich die Edelleute schon von Kindheit an, sich herumzuschlagen, zu reiten, zu jagen und zu fechten. Daher sehen wir auch jetzt noch in den alten Rüstkammern oft schwere Panzer und Waffen, die uns zu Boden drücken würden. Aber wir wollen diese unsere schwächere Natur nicht beklagen, da indessen dafür unser Geist Riesenschritte gemacht hat. Die alten Ritter waren meistens so unwissend, daß wenige von ihnen lesen und schreiben konnten, und wenn einer seinen Namen unterschreiben sollte, so mußte er statt dessen, wie es jetzt kaum noch bei den niedrigsten Leuten vorkommt, drei Kreuzchen Hinmalen. Kein Wunder, daß also den Rittern die Zeit lang wurde, und daß sie sroh waren, wenn es einen Krieg gab. Im Frieden saßen sie aus ihren Schlössern, die sie sich gewöhnlich auf steilen Anhöhen erbauten und mit starken Mauern und Gräben umgaben, und lebten da ein rechtes Herrenleben. Jeder solcher Edelmann war im Kleinen, was der Kaiser im Großen war. Meistentheils ritt er im Lande umher und besuchte seine Vettern und Freunde, oder erhielt von ihnen Besuch. Da wurde dann geschmaust und wacker gezecht. Noch

7. Leitfaden für den geschichtlichen Unterricht - S. 97

1881 - Berlin : Wohlgemuth
Iv. Neueste Won der französischen Revolution öis auf unsere Zeit. (1789-1880 n. Chr.) Die französische Revolution (1789). Frankreich hatte, um Englands Macht zu schaden, den Amerikanern Hülfe geleistet. Die Franzosen, welche nach Beendigung des Krieges aus dem anderen Weltteile wiederkehrten, brachten einen tief angeregten Sinn der Freiheit, viele neue Grundsätze und kühne Gedanken zurück. Zu dieser Zeit herrschte in Frankreich Ludwig Xvi., ein guter, milder und . frommer König, welcher das Glück seiner Unterthanen mit treuem Gemüte zu fördern wünschte; aber sein Wille war zu schwach gegen die tausend Mißbrauche, die sich in die Verwaltung des Staates eingeschlichen hatten. Viele Glieder seiner eigenen Familie, der hohe Adel und die hohen Beamten wollten keine Verbesserung, weil sie von den drückenden Einrichtungen Gewinn zogen; sie bildeten zwischen dem Könige und dem Volke die Scheidewand und verspotteten selbst die Gesetze der Zucht und Sitte. Das Volk haßte den königlichen Hof und alle Großen; es sah sie als Blutsauger und Verschwender an. Während ganz Frankreich unter der Last der Abgaben, die der Bürger- und Bauernstand allein aufzubringen hatte, seufzte, genossen der reiche Adel nud die Geistlichkeit Steuerfreiheit. Die einträglichsten Ämter des Staates waren im Besitze der Großen; viele Stellen waren fogar käuflich. Die durch solche Mißverhältnisse erzeugte Unzufriedenheit des Volkes wurde noch geschürt durch geistreiche, zum Teil aber auch leichtfertige Schriftsteller. Männer, wie Voltaire, Rousseau und andere hatten eine Menge neuer Freiheit^ Gedanken angeregt. Durch Witz und Spott suchten sie die Gebrechen in Kirche und Staat anzugreifen und dadurch eine völlige Umgestaltung der bestehenden Verhältnisse herbeizuführen. Verstand und Leidenschaft strebten nun nach gleichem Ziele. Es kam die Zeit, wo die Bürger, der neuen treibenden Gedanken Mauer, Leitfaden. 2. Auflage. 7 49

8. Theil 1 - S. 12

1875 - Leipzig : Brandstetter
12 eingeführt, welche hinfort die Grundlage des ganzen indischen Staatswesens geworden ist. Der Kasten waren vier: die Priesterkaste, Brah-manen, die adeligen Krieger, deren Haupt der König war, enge mit der ersteren verbunden, die K s ch a t r i y a s, Gewerbetreibende, V a i s y a s, Bauern, Sud ras, welche Letztere von der religiösen Gemeinschaft der drei ersten Klassen ausgeschlossen waren, die sich im Gegensatze zu den einmalgeborenen Sudras die zweinialgeborenen nannten. Neben diesen vier Kasten bestand noch eine gänzlich verachtete Menschenklasse, Tschan-dala, von den Europäern gewöhnlich Paria genannt, theils aus dunkelfarbigen Eingeborenen, theils aus Kindern verbotener Mischehen aus verschiedenen Kasten zusammengesetzt. Diese unglücklichen Verstoßenen wohnten außerhalb der Dörfer und Städte; ihre Begegnung verunreinigte den Brahmanen, deshalb mußten sie sich durch das Zusammenschlagen hölzerner Klappen von weitem bemerklich machen. Sie sollten nur Kleider von Todten tragen, nur zerbrochenes Geschirr benützen; sie durften Niemand auch nur leise berühren und mußten die niedrigsten Arbeiten verrichten, deren sich jeder Andere schämte! Von den Resten der Opfer warf man Speise auf die Erde, für die Hunde, Tschandala und Krähen. Die Kasteneintheilung, welche der freien Volksentwickelung schwere Fesseln anlegte und alle Menschenrechte mit Füßen trat, ward von den Brahmanen mit großer Strenge festgehalten, da sie in ihr die sicherste Gewähr für ihre eigene Macht fanden. Sie selbst hielten sich für göttlichen Ursprungs und standen als Vermittler zwischen den Menschen und Göttern. Ihr Einfluß war durch das ausschließende Vorrecht der Geistesbildung gesichert. Sie waren Lehrer, Aerzte, Richter; alle bedeutenden Staatsämter lagen in ihren Händen. Die Ausbildung und Verbreitung der Religionslehren und ihrer Gebräuche, das Lesen und Erklären der heiligen Bücher war das Werk der Brahmanen. Um zur vollen Kenntniß aller Schriften, Gesetze und Ceremonien zu kommen, bedurfte der Brahmane einer mehr als dreißigjährigen Lehrzeit. Das morsche Gesetzbuch, das Buch des Manu, war ganz eigentlich ein priesterliches Gesetz, in welchem die Anordnung der Lebensverhältnisse sich stets an ein überirdisches Ziel knüpfte. Mit der Brahmanenschaft mußten die religiösen Begriffe der Inder rm Laufe der Zeiten eine mächtige Veränderung erfahren. Aus dem einfachen Naturdienst der Indus-Arier hatte sich das tiefsinnige und kunstlrche Göttersystem ausgebildet, dessen Ziel und Zweck eigentlich die Aufhebung und Vernichtung des Lebens selbst war. Die kriegerisch-herorschen Götter der älteren Zeit traten als Nebengestalten zurück und ine Hutter und über den Göttern waltende Urkraft und Allmacht, die allumfasiende Weltjeele, Brahma, nahm den Platz der obersten Gottheit Im w js ^bser Brahma war kein persönlicher Gott, sondern eine das All durchströmende Lebenskraft, ein Erzeugniß philosophischen Denkens,

9. Theil 3 - S. 389

1875 - Leipzig : Brandstetter
389 „Bürger Egalite" angenommen, begannen bereits die Abschaffung bet Königswürbe zu berathen. Im September 1791 war die neue Verfassung des konstitutionellen Königthums vollenbel. Der König bestätigte sie in öffentlicher Sitzung. „Ich zähle barauf, daß Ihr der Dolmetscher meiner Gefühle bei Eueren Mitbürgern sein werbet. Sagt ihnen, daß der König stets ihr erster und treuester Freunb sein werbe, daß er ihrer Liebe bebarf, daß er nur mit ihnen und durch sie glücklich sein will. Die Hoffnung, zu ihrem Glück beizutragen, wirb meinen Muth stützen und das Bewußtsein des Erfolges wirb mein süßester Lohn sein." „Dies ist eine Rebe, würbig. Heinrich'-- Iv ," sprach eine Stimme aus der Versammlung. Der König verließ den Saal unter lauten Beifallsrufen. Bei Hofe war inbeß Manches vorgegangen, was schlecht zu biesem Auftritt paßte. Der König hatte sich nur nach langem Sträuben zur Annahme entschlossen Die verftänbigen Rathschläge seines Schwagers, des Kaisers Leopolb, mußten in der letzten Stunbe den Ausschlag geben. Der König ging in die Versammlung, als ginge er vor Gericht. In der tiefsten Seelenerschütterung, unter Thränen hatte er das Schloß verlassen. Ein mächtiger und verhängnisvoller Augenblick! „Es hanbelte sich," wie ein berühmter Historiker sagt, „um das Gerippe der weltgeschichtlichen Versassungsurkunbe, beren große Grunbzüge bis auf biefe Stunbe das politische Leben der meisten Kulturvölker beherrscht haben." „Jene Zeit war eine, wie sie die Geschichte kaum aufzuweisen hat. Eine Monarchie, wie sie die Welt vorher nicht gesehen, bricht mit so be-täubenbem Geräusch plötzlich zusammen, daß sich Alles entsetzt und auf biefen Trümmern, inmitten einer ausgelösten Drbnung, ohne Trabition, ohne Organe, ohne Gesetz, ohne Gehorsam, ohne politische Schule im Volke und unter seinen Vertretern sollte biefe Versammlung einen neuen Staat errichten. — Die Ausgabe war riesenhaft und ihre Erfüllung trägt den Stempel dieser außerorbentlichen Zeit an sich " In Momenten der äußersten Dringlichkeit hilft oft eine gewisse Naivität in dem, was man zu leisten hat, zum Gelingen. In der That war das Großartigste in der kürzesten Frist geschehen, die Umgestaltung des Feubalstaates in ein konstitutionelles Königreich; Aufhebung der Abelsvorrechte, der Frohnbienste, des geistlichen Zehnten, des Aemterverkaufes, der Zünfte und Innungen und stäbtischen Vorrechte; gleichmäßige Vertheilung der Steuern, Zulassung der Bürger zu allen Staats- und Militärämtern; Einziehung des Kirchengutes als Staatseigentum, Einteilung des Landes in 83 Kreise ober Departements mit Gleichheit des Maaßes, Gewichtes, der Münze; Einsetzung des Geschwornengerichtes für Kriminalsachen, Bezirks- und Friebens-gerichte für die Verwaltung; vollkommene Preßfreiheit. Auf den Jahrestag des Bastillensturmes, den 14. Juli 1790, würde
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