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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 151

1855 - Heidelberg : Winter
§. 143 b. Die englische Republik, Restauration und Revolution. 151 Krieg mit Spanien, in welchem er Jamaika und Dünkirchen er- warb. Daher war ihm das neue Parlament so günstig, daß es ihm auf seinen Antrag den Königs titel votirte. Allein da das Heer dagegen war, so begnügte er sich mit der Erweiterung der Protektoratsrechte. Seine Strenge aber, mit welcher er alle Opposition im Parlament nie- derschlug , rief mehrfache Verschwörungen und Mordanschläge gegen seine Person hervor, so daß er in seinem Handeln unsicher wurde und sich mehr und mehr nach Außen abschloß. Der Tod seiner Lieblingstochter erschütterte sein ohnehin aufgeregtes Gemüth so, daß ein Fierberanfall seinem Leben ein Ende machte. Er starb den 5. Sept. 1658 mit großer Ruhe, während ein furcht- barer Sturm über London hereinbrauste. C romwell stammte aus einer landadeligen Familie in Wales und schloß sich schon frühe den puritanischen Grundsätzen mit ganzer Seele an, denen er auch unwandelbar treu blieb, so daß man ihm den Vorwurf der Heuchelei durchaus nicht machen kann. Er betrachtete das Ehristenthum (frei- lich in der von ihm erfaßten einseitigen Form) und die bürgerliche Freiheit als die Grundlagen der Wohlfahrt des Staats, und wo er auch fehlte, ge- schah es nie aus eigennütziger unlauterer Absicht. Ohne Widerspruch wurde sein schwacher Sohn Richard zu seinem Nachfolger ernannt, aber von dem wieder zusammenbernfenen Rumpf- parlament bald darauf beseitigt. Als nun eine despotische Militär- herrschaft einzureißen drohte, rückte der schottische Statthalter Monk mit seinem königlich gesinnten Heer in London ein, ließ das Verfahren gegen den König für nichtig erklären und ein neues Parlament aus- schreiben, wodurch sich der Rumpf von selbst auslöste. Darauf setzte sich Monk mit Karl Ii., der sich in den Niederlanden aufhielt, in Verbindung, und erwirkte bei dem neuen Parlament die Zurückrufnng desselben. Karl ¡I. zog unter allgemeinem Jubel des Volks als König 1660 in London ein. Dieß nennt man die englische Restauration. Aber Karl ll. hielt keine seiner Versprechungen ganz. Er entfrem- dete sich seine Unterthanen durch seine Verheirathung mit einer Katho- likin, durch Bedrückung der Presbyterianer und durch Bevorzugung derer, die zum katholischen Glauben übertraten, so daß ihm eine starke Opposition der Whigs (oder Volkspartei) entgegenstand, welche ihm die Test- und die Habeas-Corpus-Acte abrang. Die erstere bestimmte, daß nur solche, welche der englischen Kirche angehören, zu öffentlichen Aemtern gelangen könnten, und die zweite setzte das allgemeine Recht persönlicher Freiheit fest. Von Niemand betrauert, starb Karl Ii., nachdem er noch zuvor zum katholischen Glauben übergetreten war. Ihm folgte in der Regierung 1685 Jakob Ii., sein katholischer Bruder. Dieser suchte die königliche Macht unumschränkt und die katholische Kirche zur herrschenden zu machen. Zu diesem Zweck hob er die Testacte

2. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 152

1855 - Heidelberg : Winter
152 §. 144 a. Frankreich im 17. Jahrhundert. Richelieu. Mazarin. auf und wollte die Jesuiten nach England ziehen. Da erhoben sich die Whigs und riesen zur Rettung der bürgerlichen Freiheit und des evangelischen Glaubens seinen Neffen und Schwiegersohn Wilhelm Ih. von Oranien, Statthalter der Niederlande, herbei. Dieser landete 1688 bei Torbay, das Heer gieng zu ihm über, Jakob entfloh nach Frankreich, der Thron wurde für erledigt erklärt, und der Oranier als Wilhelm I. zum König aus gerufen. 1689dies ist die englische Revolution (im engern Sinn). Wilhelm bestätigte die Rechte des Parlaments , erließ für die Dissenters ein Tolerauzedict, behandelte alle Parteien gleich gerecht, vereitelte Jakobs Versuche,'den englischen Thron wieder zu gewinnen, durch seine Siege am Boynesluß und bei La Hogue und rettete in der Folge durch seine Festigkeit, mit welcher er Ludwig Xiv. ent- gegentrat, die Unabhängigkeit Europa's. Er starb 1702 mit dem Ruhm, Englands Größe wesentlich gefördert zu haben. 7. Frankreichs Uebergewicht im siebzehnten Jahrhundert (Neubegründung der absoluten Macht durch Richelieu und Mazarin). §. 144 a. Seit dem westphälischeu Frieden wußte sich Frankreich durch seine selbstsüchtige und hinterlistige Politik über die andern Staaten das Uebergewicht zu verschaffen. Dazu hatte schon der Cardinal Richelieu den Grund gelegt, der die königliche Macht gegen die widerspenstigen Großen, wie gegen die Hugenotten herstellte und auf die Schwächung der österreichischen und spanischen Macht hiuarbeitete. Auf Heinrich Iv. folgte nämlich Ludwig Xiii., der bei seines Va- ters Tod erst 9 Jahre alt war, so daß für ihn seine herrschsüchtige Mutter, Maria von Medicis, mit Hilfe ihrer meist ausländischen Günstlinge die Regierung führte. Das rief viele Feindschaft und endlich Kriege der königlichen Prinzen gegen die Krone hervor, während welcher auch die Kämpfe der Hugenotten um ihre rechtliche Stellung ihren Fortgang hatten. Nach dem Tode seines Günstlings Luynes wählte der König auf den Vorschlag seiner Mutter den Bischof Armand Jean du Plessis, nach- maligen Cardinal und Herzog von Richelieu zum Minister, einen Mann von scharfem Verstand, unbeugsamem Willen und festem, furchtlosem Cha- rakter, der nicht Günstling, sondern nur Minister seyn wollte, keiner Partei sich hingab, weder für sich noch seine Familie besondere Vergünstigungen verlangte, und bald den König, die Königin und die Königin-Mutter unter seinen Willen beugte. Er harte nur Frankreichs Größe vor Augen, wobei er jedoch Religiorr und Moral nur als Mittel zu politischen Zwecken gebrauchte. Er schlug den Widerstand der übermüthigen Großen mit aller Strenge nieder, und schuf so für das Volk ein ruhiges und sicheres Daseyn, wie man es sonst in Europa nicht fand. Er würde auch die Hugenotten ihrer Religion wegen vielleicht nicht verfolgt haben, wenn sie nicht durch ihre Ver- bindungen niit den Großen die Pläne seiner Politik so oft durchkreuzt hätten.

3. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 168

1855 - Heidelberg : Winter
168 § 150. Europäischer Bildungsstand. sich bringen, wogegen sich Friedrich Ii. zu Gunsten des rechtmäßigen Erben erklärte, und so den bayerischen Erb folgekri eg 1778 begann, welcher ohne Schlacht durch den Frieden von Teschen 1779 ge- endetwurde, indem Joseph Bayern (bis auf das Jnnviertel und Braunau) wieder herausgab. Einen zweiten Versuch Joseph's, Bayern durch Tausch gegen die Niederlande an sich zu bringen, vereitelte Friedrich durch die Stiftung des d e u ts ch e n F ü r st e n bu n d e s 1785.* Im folgenden Jahre 1786 starb Friedrich der Große, nachdem er Preußen zum Rang einer europäischen Großmacht erhoben hatte. I o- s e p h aber erregte durch seine redlich gemeinten, aber theilweise rück- sichtslosen Neuerungen, besonders durch den Versuch, die österreichische Kirche vom Papste unabhängig zu machen und die deutsche Sprache allen seinen Völkern aufzudringen, fast allgenieine Unzufriedenheit, die in Ungarn dumpfe Gährung verursachte und in den Niederlanden in offene Widersetzlichkeit übergieng. Der Schmerz über das Weißlingen seiner Plane, welche er zur Be- glückung seiner Völker entworfen hatte, führte 1790 seinen Tod in seinem 49. Lebensjahre herbei. Sein Nachfolger Leop old Ii. beruhigte durch weises Nachgeben seine Völker: er widerrief manche Anordnun- gen Joseph's, behielt jedoch auch einzelnes Gute derselben bei, wie z.b. das Toleranzedict und die Aufhebung der Leibeigenschaft. Wahrend dieser Zeit wurde das Christeuthum und die Monarchie durch das schon erwähnte falsche Aufklärungsbestreben immer mehr un- tergraben. Dieser Kampf gegen den Glauben gieng ursprünglich von England aus, wo nach Hobbes, Locke und Shaftesbury die englischen Deisten anfiengen , die „natürliche" Religion an die Stelle der geoffenbartcn zu setzen, und die letztere als Priesterbetrug zu erklären. Dieser Glauben und Sitt- lichkeit zerstörende Same fand in Frankreich besonders empfänglichen Boden, da nach Ludwig's Xiv. Gewaltherrschaft der geknechtete Geist alle Zügel weg- warf und sich gegen die Kirche, ja gegen die Religion selbst wendete, dadurch aber auch die ewigen Grundlagen dcs Staates zerstörte. Doltaire's frivoler Witz und Spott wendete sich selbst gegen das Heiligste; und wenn er auch die vorbandenen Mißbräuche mit Recht angriff, so bat er doch durch die Art seines Angriffs den Grund der Religion und Tugend selbst untergraben. Rousseau stellte die republikanische Verfassung als das Höchste hin, verlangte -die Rückkehr zum sogenannten Naturzustände, stellte äußerliche Gleichheit der Menschen als Grundsatz des Staats und das leibliche Wohl derselben als höchsten Staatszweck aus. Diesen von ihm gebahnten Weg verfolgten die nur dem Materialismus huldigenden Encyklopädisten, welche ohne Scheu vor etwas Höherem den umwälzenden Ideen der Neuzeit durch ihre Schriften Bahn machten. - Da französische Sprache und Literatur in allen höhern Kreisen Eu ropa's tonangebend war, so drangen diese französischen Ideen auch

4. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 92

1855 - Heidelberg : Winter
92 §> 96. Sturz der Merovinger; das Königthum der Pipine. Das West gothenreich umfaßte damals die ganze pyrenaische Halb- insel und einen Theil Mauretaniens; aber die altgothische Kraft war dahin, der Klerus entartet, der König ohnmächtig, das Land durch Bürgerkriege zerrissen. König Witiza', der wieder Ordnung schaffen wollte, wurde (710) verjagt; seine Söhne riefen die Araber aus Nordafrika zu Hilfe. Tarik, der Unterfeldherr des dort befindlichen arabischen Oberfeldherrn Musa, landete bei Gibraltar und schlug die Gothen bei Peres de la Frontera, worauf Musa fast die ganze Halbinsel unterwarf. Gegen die Despotie, Habsucht und Schwelgerei der Ommaijaden erhob sich die Partei der Abbasiden, stürzte jene und gründete das Abbasiden-Chalifat zu Bagdad. Nur Ein Ommaijade, Abd- er-Rahman, entkam dem gräßlichen Blntbade und gründete das Emi- rat zu Cordova in Spanien (756). 3. Das Frankenreich unter den Pipinen und Karolingern. Dittmar's histor. Atlas. Tas. Ix. X. . 1. Sturz der Merovinger; das Königthum der Pipine. §.96. Den Verlust, welchen die Christenheit im Osten durch den Islam erlitt, ersetzte die Gründung der Kirche in Deutschland, welche die Grundlage der deutschen Nationalität wurde. Unter dem Sohne Pipiits von Heristall, Karl Martell (714—741), welcher wieder das ganze Frankenreich als Reichsverweser regierte, fielen die Araber ans Spanien in das Land ein, um dasselbe dem Islam zu unterwerfen. Aber Karl Martell besiegte sie in der siebentägigen Schlacht zwischen Tours und Poitiers, so daß sie bald daraus 732 wieder ganz hinter die Pyrenäen znrückgedrängt wurden. Sein Sohn, Pipin der Kleine, setzte im Einverständniß mit dem Papste den letzten Merovinger Childerich Iii. ab und machte sich selbst i. I. 752 zum König der Franken; dafür leistete er dem Papst gegen die Lombarden und den griechischen Statthalter in Ravenna Hilfe, und legte durch die Schenkung des eroberten Landes an den päpstlichen Stuhl den Grund zum Kirchenstaate. Das Christenthum hatte unterdessen im auftrasischen Frankenlande große Fortschritte gemacht, beson- ders durch diethätigkeit des großen Winfried oder Bvnifacius, des „Apostels der Deutschen," welcher in der Ausbreitung des Evangeliums unermüdet thätig war und daher vom Papste zuletzt zum Erzbischof von Mainz ernannt wurde. Durch die Gründung vieler Bisthümer in Hessen, Thüringen und Bayern, die er mit dem römischen Stuhl

5. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 116

1855 - Heidelberg : Winter
116 §. 116. Spanien und Portugal. furchtbare Institut der Staatsinquisition gehörte, auf dem Grunde der größten Tyrannei, die es jemals gab. Genua, auch eine aristokratische Republik und bedeutende Seemacht, kam theils durch innere Parteiungerl, theils durch seine langen Kriege mit Pisa und mit Venedig immer mehr herab, und zuletzt abwechselnd unter mailändische und französische Herrschaft. Auch Mailand verlor durch beständige Partei- kämpfe viel von seiner Macht, und kam 1311 unter die Herrschaft des Hauses Visconti, nach dem Erlöschen desselben 1450 aber unter die Herrschaft des Fr an z Sforza, der sie auf seine Nachkommen vererbte. Dagegen erhob sich Florenz, das sich 1282 aus einem aristokratischen in einen demokratischen Freistaat umgewandelt hatte, zu großerblüthe und bedeu- tender Macht, welche es besonders der Familie Medici verdankte. Unter den Gliedern dieses mächtigen Hauses zeichneten sich besonders aus: Gosimo (1429—1464) und Lorenzo (1469—1492). Sie beförderten Kunst und Wissenschaft auf jegliche Weise, zogen Gelehrte an ihren Hof, errichteten Biblio- theken u. s. w. Der Kirchenstaat litt im 14. Jahrhundert sehr viel durch die Verle- gung des Sitzes der Päpste nach Avignon, während Nom selbst theils durch Volksausstände (wie der des Cola Rienzi), theils durch Adelsparteiungen zerrüttet wurde. Doch wurde derselbe im Laufe des 15. Jahrhunderts wieder hergestcllt. In Neapel dauerten die Kämpfe der aragonischen und französischen Par- tei fort, bis es 1505 in die Hände der Spanier kam. Trotz dieser beständigen Kriege und Streitigkeiten gelangte die geistige Bildung, besonders die Dichtkunst, in Italien zu hoher Entwicklung, welche auch auf andere Staaten wohlthätig einwirkte. Es lebte in dieser Zeit der Florentiner Dante Alighieri (ch 1321), berühmt durch sein allegorisches Gedicht „die göttliche Comödie", der Sonnettendichter Franz Petrarca aus Slrcjjo (-j- 1374) und der Novcllendichter Johann Boccaccio. — Die Wissenschaften aber wurden besonders durch eingewanderte griechische Ge- lehrte sehr gefördert (z. B. durch Chrysoloras, Theodor Gaza rc.) 2. Spanien und Portugal im 14. und 15. Jahrhundert. §. 116. In Spanien wurden die Reiche Aragonien und Casiilien durch die Vermählung Ferdinands Ii. und der Isab ella 1474 (zu- nächst nur nominell) vereinigt, denn beide Reiche behielten ihre besondere Verfassung. Unter ihrer Regierung, bei der sie der ausgezeichnete Minister Timen es unterstützte, wurde die königliche Macht durch Beschränkung der Äiacht der Geistlichkeit und des Adels befestigt. Auch wurde zur Verfol- gung der zum Christenthnm bekehrten, aber wieder abgefallenen Juden und Mauren, sowie ketzerischer Christen, die Inquisition eingeführt, die in Spanien als ein politisches Institut von königlichen Beamten verwaltet wurde, so daß auch die Vortheile aus den Gütereinziehnngen in die kö- nigliche Kasse stoßen. Der Ruhm der Regierung Ferdinands und Isa-

6. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 117

1855 - Heidelberg : Winter
§. 117. Frankreich. 117 bella's wurde noch erhöht durch die Eroberung von Granäda, sowie von Neapel und dem spanischen Navarra, das bis dahin von Frankreich ab- hängig gewesen war. Portugal erhob sich im 14. Jahrhundert durch glückliche Seekriege, welche seine Könige Dinis der Gerechte und Alfons der Kühne gegen die Mauren führten. Dos letzter» Sohn Pedro der Strenge ist bekannt durch das traurige Schicksal seiner Gemahlin, der schönen Jnez de Castro. Vom 15. Jahrhundert an beginnnn die wichtigen Seeentdeckungen der Portugiesen, indem unter I oh an n I. die In- - fein Porto Santo und Madeira, und durch den dritten Sohn Heinrich den Seefahrer 1439 die Azoren entdeckt, und um das Jahr 1450 das grüne Vorgebirg und Sierra Leone erreicht wurden. 3. Frankreich im 14. und 15. Jahrhundert. §. 117. In Frankreich war nach dem Tode Philipp's Iii., des Sohnes Ludwig's des Heiligen, Philipp Iv. der Schöne zur Regierung ge- kommen, der zugleich König von Navarra wurde (1285 —1314), ein äußerst herrschsüchtiger Fürst, der sehr willkührlich regierte. Er führte mit Eduard I. von England Krieg , der ihm aber keinen Vortheil brachte. Dann erlaubte er sich Eingriffe in die Kirchenordnung und wurde vom Papst Bonifacius Vi. gebannt. Philipp Iv. nahm diesen darauf gefangen und mißhandelte ihn so, daß er vor Aergcr in eine hitzige Krankheit siel und starb. Er berief zuerst zu den Reichstagen Abgeordnete der Städte als den dritten Stand (tiers-état), führte die Steuern ein und erregte durch Münzverschlechterung verschiedene Ausstände. Er war es auch, der den Papst Clemens V. veranlaßte, 1309 seinen Stuhl nach Avignon zu verlegen, wodurch die Kirche 70 Jahre lang in die Abhängigkeit vom Könige von Frankreich kam, was man „die babylonische Gefangenschaft der Kirche" nannte. Derselbe Papst bot auch Philipp Iv. die Hand zur grausamen Verfolgung und Aufhebung des Tempel- herrnordens (1312), dessen Güter der König an sich zu reißen trachtete. Nach dem Ausfterben des capetingischen Mannsstamms kam im Jahre 1328 das Hans Valois auf den französischen Thron. Gleich unter dem ersten Könige der neuen Dynastie, Philipp Vi., brachen die blutigen Kriege mit den Engländern ans. Er wurde von dem englischen König Eduard 114 und dessen Sohne, dem schwarzen Prinzen, 1346 bei Crecy ge- schlagen. Auch Philipps Sohn und Nachfolger Johann der Gute wurde von dem schwarzen Prinzen besiegt und gefangen, und mußte Calais, Guyenne, Poitou und andere Provinzen an England abtreten. Erst Karl V., der Weise, eroberte durch seinen ritterlich hel- denmüthigen Feldherrn Bertrand du Guesclin das meiste wieder. Unter

7. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 135

1855 - Heidelberg : Winter
135 §. 134. Die Religionskriege in Frankreich. zur ausschließlichen Herrschaft zu bringen, was ihm durch seine Gewandtheit und durch die Beihilfe der katholischen Fürsten selbst in Deutsch- land zum großen Theil gelang. 4. Die reformatorischen und politischen Bewe- gungen des sechszehnten Jahrhunderts in den übrigen europäischen Staaten. 1. Die Religionskriege in Frankreich. §. 134. Won Gens aus war die Reformation auch in Frankreich eingedrungen und hatte sich sehr verbreitet, wurde aber bald in die dortigen Hofparteiungen hineingezogen und zu politischen Zwecken benützt. Ans den sittenlosen, verschwenderischen und kriegslustigen Franz I. folgte 1547 sein nicht besserer Sohn Heinrich Ii., unter dessen Regie- rung das Geschlecht der G u i s e n zu vorherrschender Macht am Hofe gelangte. Ihnen stellten sich die Bourbonen entgegen. Da mit den letztern der protestantische Admiral C o l i g n y verwandt war, so wur- den die Protestanten überhaupt zur bourbonischen Partei gerechnet, und unter dem Namen Hugenotten von den Guisen verfolgt. Diese Verfolgung mehrte sich unter Heinrick/s Ii. Nachfolger, dem schwachen Franz Ii., der aber bald starb, worauf für dessen minder- jährigen Sohn Karl Ix. die Königin-Mutter, Katharina von Medici, die Regierung führte. Anfangs begünstigte sie die Bourbonen und gewährte deshalb den Protestanten Religionsfreiheit außerhalb der Städte. Als nun im Jahr 1562 durch den Uebermuth der Leute des Her- zogs Franz von Guise, welche einen Gottesdienst der Hugenotten stör- ten, das Blutbad von Vassy entstand, griffen diese überall zu den Waffen, und es wurden in den Jahren 1562—1593 neun greuelvolle Religionskriege in Frankreich geführt. In dem dritten dieser Kriege trat neben Coltgny der junge bour- bonische König Heinrich von Navarra an die Spitze der Huge- notten, so daß diese sich trotz mancher Verluste iin Jahr 1570 völlige Religionsfreiheit außerhalb Paris errangen. Da beschloßen Katharina von Medici und die nun von ihr begünstig- ten Guisen den Untergang der Hugenotten. Man lockte die Führer nach Paris zur Vermählung Heinrick/s von Navarra mit Marga- retha, der Schwester Karls Ix., und auf ein gegebenes Zeichen wurden 1572 in der Bartholomäusnacht 2000 Protestanten in Paris (darunter Coligny)und in den folgenden Tagen 30,000 im übrigen Frankreich ermordet.

8. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 136

1855 - Heidelberg : Winter
136 §. 135. Die Kirchen-Reform in England. Die Hugenotten aber leisteten in dem nun wieder entbrannten Kriege verzweifelten Widerstand, besonders in Rochelle, und König Heinrich Iii., ein sittenloser und heuchlerischer Fürst, mußte ihnen wieder unbeschrankte Religionsfreiheit gewähren. Als nun der ehrgeizige Herzog Heinrich von Guise wegen dieser Nachgiebigkeit eine Verschwörung gegen den König anzettelte, und selbst nach dem Thron strebte, so ließ ihn Hein- rich Iii. während einer Reichsversammlung zu B lois ermorden. Daraus brach ein blutiger Aufstand der liguistischen Katholiken aus, der den König nöthigte, sich mit Heinrich von Navarra zu verbünden. Heinrich Iii. wurde aber 1589 von dem Dominikaner Jakob Clement ermordet, und erkannte noch sterbend als seinen Nachfolger den Hein- rich von Navarra an, der als König von Frankreich Heinrich Iv. heißt. Dieser siegte zwar mehrmals über die Ligue, aber Paris einzu- nehmen, glückte ihm nicht. Um sich tm Königthum halten zu können und Frankreich zu beruhigen, trat er zur katholischen Kirche über, gab aber 1598in dem Edikt von Nantes den Protestanten fast gänzliche Reli- gionsfreiheit und Zutritt zu den Staatsämtern. Unter seiner wohlwollenden Regierung, in der er von seinem edlen Freund und Minister Sully unterstützt wurde, hatte Frankreich seine glücklichste Zeit. Aber schon 1610 wurde er durch den Fanatiker Ravaillac ermordet, worauf unter seinem unmündigen und unfähigen Sohne Ludwig Xiii. große Verwirrung im Reiche einriß. Für Deutschland war Heinrichs Tod ein Glück; denn er gieng eben mit der Ausführung des Planes um, dem Hause Oesterreich die kaiserliche Gewalt zu entreißen, und Deutschland poli- tisch umzugestalten. 2. Die kirchliche Reform in England. §. 135. Auch in England, wo viel evangelische Erkenntniß im Volke sich fand, wurde die Reformation mit Freuden begrüßt; die äußere Trennung aber von der römischen Kirche geschah aus sehr weltlichem Grunde. Heinrich Viii. (1509 —1547), ein höchst leidenschaftlicher und despotischer Fürst, trat anfangs gegen Luther auf und erhielt dafür vom Papst den Titel „Beschützer des Gaubens". Als aber der Papst später in Heinrichs eigenmächtige Scheidung von seiner ersten Gemahlin nicht willigen wollte, sagte sich der König von dem Papste los, erklärte sich 1534 zum Oberhaupt der englischen Kirche, zog alle Kirchen- güter ein und wüthete mit Feuer und Schwert sowohl gegen die, welche ihm den Suprematseid verweigerten, als gegen die, welche die von ihm aufgestellten meist unevangelischen Glaubenssätze verwarfen. So mußte des edlen Kanzlers Thomas Morus Haupt, so wie das seiner zweiten Gemahlin Anna Boleyn unter dem Beile fallen. Auch die vorletzte

9. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 137

1855 - Heidelberg : Winter
137 §. 135. Die Kirchen-Reform in England. seiner sechs Gemahlinnen ließ der argwöhnische Tyrann enthaupten, und die sechste entgieng mit genauer Noth dem gleichen Schicksale. Doch förderte er die Reformation dadurch bedeutend, daß er die Klöster aufhob und das Lesen der heil. Schrift in der Landessprache freigab. Erst unter seinem frommen Sohne Eduard Vi. (1547—1553) wurde mit Hilfe des Erzbischofs Cr a um er und der Bischöfe Ridley, Latimer und Hooper die Reformation mit Zustimmung des Parlaments eingeführt und der Grund zur anglikanischen Kirche gelegt. Nach dem frühen Tode Eduards aber und der neuntägigen Regierung der edlen, unglücklichen Johanna Gray, welche nur gezwungen die Krone angenommen hatte, brach unter der streng katholischen Schwester Eduards, Maria Tudor (auch „die Blutige" genannt) eine Zeit grausamer Verfolg gung über die Protestanten herein, in der Hunderte von Bekennern der evan- gelischen Wahrheit (darunter auch der würdige Erzbischof Cranmer) den Schei- terhaufen besteigen mußten. Nach dem Verluste von Calais, der letzten englischen Besitzung in Frankreich, starb Maria 1558 zum Theil aus Gram über die Kälte, mit welcher sie von ihrem Gemahl, Philipp Ii. von Spanien, behandelt wurde. Ihr folgte ihre mit männlichem Geist und großem Herrscheaalent begabte Schwester Elisabeth, die Tochter Heinrich's Viii. und der Anna Boleyn (1558—1603), welche jede Verbindung mit dem römischen Stuhle aufhob und mit Beibehaltung der Lehre von der apost. Bischofsfolgel559 die englische Episcopalkirche einrichtete, indem das in 39 Ar- tikeln enthaltene Glaubensbekenntniß der anglikanischen Kirche festge- stellt und vorn Parlament bestätigt wurde. Doch trat die Secte der Puritaner alsbald derselben entgegen, weil sie in den Cultusfornren manches von der katholischen Kirche bei- behalten hatte. Indessen gerroß England unter der Regierung der Elisabeth lange Zeit einen dem Aufblühen des Landes günstigen Frieden. Auch in Schottland hatte die calvinische Lehre durch den stren- gen und kühnen John Knox sich weit verbreitet und war vom Parla- ment öffentlich eingeführt worden. Da kehrte die schöne urrd gebildete aber leichtsinnige Königin Maria Stuart, Enkelin Heinrich's Viii. und Wittwe des französischen Königs Franz Ii., 1561 aus Frankreich nach Schottland zurück und erklärte sich für das Papstthum, konnte sich aber nicht auf dem Throne behaupten. ^Jn Folge ihrer Vermählung mit dem charakterlosen Grafen Daru ley und der räthselhaften Ermordung desselben, so wie ihrer neuen Verbindung mit dem sittenlosen Grafen B othwel, der allgemein für den Mörder Darn- ley's gehalten wurde, kam die Königin in eine so unhaltbare Stellung, daß sie 1568 die Krone zu Gunsten ihres Sohnes Jakob niederlegen mußte. Nach neuen, mißglückten Versuchen, wieder zum Throne zu gelangen, rettete sie sich nach England, und bat die Königin Elisabeth, der sie früher

10. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 82

1855 - Heidelberg : Winter
82 §.83. Bildung u. Literatur. §.84. Das Christenthum in den ersten Jahrh. Dieser Antoninus Pius (138—161) war ein zweiter Numa und zierte den Thron durch Gottesfurcht, Uneigennützigkeit, Menschen- freundlichkeit und edlen, ernst-sittlichen Sinn. In seine Fußstapfen trat sein Adoptivsohn, der Stoiker Markus Aurelius Antoninus (161—180), ein gegen sich selbst strenger, gegen andere äußerst friedliebender Mann, das erste Beispiel eines „Weisen ans dem Thron." Er hatte den blutigen Markomanenkrieg zu führen, 166 —180 in welchem germanische und sarmatische Völker mit Macht gegen die n.chr.donaugränze stürmten. Vor Beendigung desselben starb er (180 n. Ehr.) und hinterließ das Reich seinem unwürdigen Sohne Commodus, der den Frieder: schimpflich erkaufte. 6. Stand der Bildung und Literatur seit August bis zu den Antoninen. §. 83. In Beziehung auf die Literatur nennt man die Zeit von Augu- stus bis Marens Aurelius das silberne Zeitalter der Literatur, rveil trotz der furchtbaren Despotie und der' sittlichen Fäulniß noch manche bessere Geister sich finden., Wir nennen die Redner Quinctilian und Plinius den Jüngern die Geschichtschreiber Curtius, Suetonius und vor allen Tacitus, den Geographen Mela und den Naturhistorikcr Plinius den Aelteren; sodann die Philosophen Scneca, Epictet und Marc Aurel. In Griechenland lebten injener Zeit die Geschichtschreiber Plutarch und Arrian und die Geographen Strabo und Pausanias. 7. Das Christenthum tut Kampfe mit dem Heidenthum in den beiden ersten Jahrhunderten. Z. 84. Das Christenthum, welches sich während dieser Zeit immer weiter verbreitete, wurde theils von Einzelnen, theils vom Volke, theils von der Staatsgewalt verfolgt. Diese Verfolgungen alle trugen aber durch die Treue und Standhaftigkeit der meisten Bekenner nur zu seiner weiteren Ausbreitung bei. Die Verfassung der Kirche war noch die durch Paulus herbeigeführte apostolische, welche die Glieder der Gemeine je nach den vom Herrn ihnen verliehenen Gaben zum Wirken in Lehr- und Aufsichtsämtern berief. An der Spitze der Gemeinde standen von Anfang an die Presbyter oder Ael testen. Unter ihnen gewann später in der Regel einer der äl- teren und erfahreneren größeres Ansehen und erhielt den Namen Episco- pus (Bischof), hatte jedoch keine größere Macht als die andern. Erst im zweiten Jahrhundert erhielt derselbe eine Stellung über den Presbytern und es trat nach und nach eine Scheidung ein zwischen deni geistlichen und welt- lichen Stand, dem Klerus und den Laien. Auch treten schon in dieser
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