L
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zum Werfen. Außerdem wurden im Kriege gebraucht: Streitäxte, Steine, Pfeile u. s. w. Das Haupt war bedeckt mit dem Felle wilder Tiere.
Zu Friedeszeiten arbeiteten die Frauen zu Hause oder bestellten die Feldarbeiten. Die Männer gingen entweder auf die Jagd oder lagen zu Hause auf der Bärenhaut. Dann wurde Würfel gespielt. Das Würfelspiel trieben die alten Deutschen sehr leidenschaftlich. War Hab und Gut verloren, so setzten sie ihre Freiheit ein. Verloren sie auch diese, so gingen sie willig mit Weib und Kind in die Knechtschaft.
Ihre Nahrung bestand in Wurzeln, Milchspeisen, Brot, Haferbrei und Fleisch. Ihr liebstes Getränk war der Meth (Bier), den sie sich selbst aus Gerste bereiteten.
Unsere Vorfahren zeichneten sich durch manche Tugenden aus. Deutsche Treue ist sogar sprichwörtlich geworden. (Ein Mann, ein Wort). Die Vaterlandsliebe stand bei ihnen hoch, so daß ein Vaterlandsverräter mit dem Tode bestraft wurde. Gegen Fremde war man sehr gastfreundlich. Gern theilte man das Seinige mit dem Fremdling und gab ihm noch Nahrung auf bett Weg. _ Redlichkeit und Keuschheit zierten Jung und Alt.
Die alten Deutschen waren Heiden. Sie verehrten verschiedene Götter, machten ihnen aber keine Bilder und erbauten ihnen auch keine Tempel. Im heiligen Waldesdunkel beteten und opferten sie. Ihr oberster Gott hieß Wodan. Er war der Herr des Himmels und der Erde und war der gewaltige Gott des Krieges. Ein anderer Gott war Thor, welcher Blitz, Donner und Regen schickte. Sie glaubten auch an eine Unsterblichkeit der Seele. Nach dem Tode kam der Verstorbene in Walhalla; dort wurde, wie sie glaubten, gekämpft, gespielt und getrunken.
3. Das Land.
Diefe unsere Vorfahren bewohnten imt die Zeit der Gelmrt Christi das heutige Deutschland." Damals war Deutschland nicht so schön lute jetzt. Fast über das ganze Land breiteten sich große Wälder (Urwälder) aus. Jit denselben hausten Bären, Wölfe, Auerochsen und andere wilde Tiere in Menge. Der Boden war sumpfig, morastig und unfruchtbar. Angebautes Land gab es wenig; aber schöne Weideplätze sand man in den Thälern. Ans denselben schweiften große Herden von Pferden und Rindern umher, der liebste Reichtum unserer Vorfahren. Schöne Städte und Dörfer kannten die alten Deutschen nicht. Weit zerstreut lagen ihre Hütten, aus Lehnt gebaut.
t Die Masse des Volkes zerfiel in Freie, Unfreie und Halb-freie. Der Freie trug langes, lockiges Haar, er erschien stets
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Extrahierte Ortsnamen: Walhalla Christi Deutschland Deutschland
— 24 —
4. Friedrichs Kreuzzug und Tod.
Die letzten Regierungsjahre Friedrichs waren für unser Vaterland sehr glückliche; überall war Ruhe und Ordnung.
Da auf einmal erscholl die Kunde, daß der Sultan Jerusalem wieder erobert habe. Friedrich unternahm deshalb mit mehreren andern Fürsten einen neuen Kreuzzug. Dieser hatte aber einen unglücklichen Ausgang. Als Friedrich in Kleinasien den Fluß Saleph durchschwimmen wollte, fand er in den Wellen den Tod im Jahre 1190. Nach Friedrichs Tode brachen in dem Heere Krankheiten aus; die Anführer wurden unter sich uneinig; deshalb zogen die meisten nach Europa zurück.
Wied erholungsfragen.
Weshalb mußte Friedrich Barbarossa viele Kriege führen? Wie oft zog er nach Italien? Was ist eine Fehde? Wie stellte Friedrich in Deutschland Ruhe und Ordnung her? Wie und wo starb er?
f 12. Das Ritterwesen.
Die deutschen Kriegsheere hatten Fußgänger und Reiter (Heinrich I.). Die Rüstung eines Reiters war schwer und sehr teuer. Deshalb konnten nur starke und reiche Männer Reitet werden. *)
Aus solchen Reitern bildete sich nach und nach der Ritter-stand. Die Ritter mußten allezeit die Wahrheit reden, die Religion schützen und ehren und die Armen, Wittwen und Waisen unter ihren Schutz nehmen. Nur adelige hatten Zutritt zum Ritterstande. Derselbe genoß lange Zeit großes Ansehen.
Wenn ein adeliger Knabe Ritter werden wollte, so mußte er sich wohl 14 Jahre lang vorbereiten. Sieben Jahre lang wohnte er bet einem Ritter als Page oder Edelknabe. Darnach bekam er das Schwert. Nun hieß er Knappe. Der Knappe zog mit in die Schlacht und trug seinem Herrn die Waffen. Kümpfen durfte er noch nicht allein. Wenn er 21 Jahre alt war und sich immer gut geführt hatte, wurde er zum Ritter geschlagen. Durch Gebet und Andachtsübungen mußte er sich zu diesem hohen Feste vorbereiten. Unter großen Feierlichkeiten erhielt er dann in -er Kirche von einem Ritter den Ritterschlag; der Ritter gab
') Beschreibe die Rüstung eines Reiters! Siehe Heinrich l.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich Friedrich Heinrich_I. Heinrich_I. Heinrich_l Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Jerusalem Kleinasien Friedrichs Europa Italien Deutschland
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 3
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
35
Die Mutter unterrichtet in der Zwischenzeit ihre Kinder. Die norwegischen
Bauern ernähren sich von Viehzucht und Ackerbau.
5. An der Süd- und Ostküste Schwedens ist Tiefland. Es ist frucht-
bar und meist mit Getreide bebaut. Der ganze Norden ist mit Nadelwäldern
bedeckt. Im Süden Schwedens liegen große Seen: der Wen er-, der
Wetter- und der Mälarsee. Durch den Wetter- und Wenersee führt der
Götakanal, der Ostsee und Nordsee verbindet. Der Bergbau Schwedens
liefert Silber, Kupfer und vorzugsweise Eisen. Im Tiefland finden wir die
größten Städte. Stockholm (318 T. E.), die Hauptstadt Schwedens und
erste Handelsstadt des Landes, liegt am Mälarsee. Sie ist eine der am schönsten
gelegenen Städte der Welt. Hier ist ein Reiterstandbild Gustav Adolfs.
Goten burg am Götakanal ist eine Handelsstadt; Upsala hat eine Universität.
6. Die Bewohner der Skandinavischen Halbinsel sind meist lutherisch.
Sie ernähren sich von Ackerbau, Bergbau, Fischfang und Holzfällen. Eisen,
Holz und Fische werden ausgeführt.
7. Im nördlichsten Teile der Halbinsel, in dem der Winter acht
Monate dauert, wohnen die Lappen. Man unterscheidet Küsten- und
Berglappe.
Berg lappen. Die Küstenlappeu ernähren sich vom Fischfang. Die Berg-
lappen besitzen große Renntierherden. Mit diesen ziehen sie im Lande umher,
um gute Weiden für die Tiere zu suchen. Sie haben deshalb keine festen
Wohnsitze, sondern wohnen in Zelten. Die Nahrung der Berglappen besteht
meist aus Reuutiersleisch, Milch und Käse. Aus den Reuutiersellen verfertigt
der Lappe seine Kleider und Zelte. Das Renntier muß auch den Schlitten ziehen.
2. Das Königreich Dänemark. (38 T. qkm, über 2,5 Mll. E.)
k Das Königreich Dänemark besteht aus der dänischen Inselgruppe
(Seeland, Fünen und mehreren kleinen Inseln) und Jütland, dem nördlichen
3 *
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolfs Gustav Adolfs
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 3
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
66
Die Indianer.
Die Indianer haben eine kupferrote Hautfarbe; man nennt sie deshalb
anch Rothäute. Diese bemalen ihren Körper und schmücken sich gerne mit
Federn, Perlen und andern bunten Sachen. Sie sind geschickte Reiter und
Jäger und schlaue, mutige Krieger. Die einzelnen Stämme leben vielfach
in Krieg miteinander. Sie bewohnten früher ganz Amerika, werden aber
Indianer bei ihren Wigwams.
von den Weißen immer mehr zurückgedrängt und leben jetzt in abgelegenen
Gebieten. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika hat man ihnen
ganz bestiminte Länderstrecken angewiesen, das Jndianergebiet. Ein Teil der
Indianer baut sich hier jetzt Häuser und treibt Viehzucht und Ackerbau.
Viele lieben aber noch das alte freie Jägerleben und wohnen in Zelten
(Wigwams). Sie jagen die Büffel in der Prärie, aber überfallen auch oft
die weißen Ansiedler und töten sie. Den Feinden ziehen die Indianer die
Kopfhaut, den Skalp, ab und hängen ihn an ihren Gürtel. Je mehr
Skalpe ein Indianer hat, desto größeres Ansehen genießt er bei seinen
Stammesgenossen. ____________
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Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 3
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Iv. Heschichte
1. Die alten Deutschen.
1. Die alten Deutschen oder die Germanen waren unsre Vorfahren.
Sie wohnten in alten Zeiten in dem Lande, das von der Ost- und Nordsee
bis an die Alpen, vom Wasgenwald bis zur Weichsel reichte. Fast überall
sah man hier große Wälder, die aus mächtigen Eichen und Buchen bestanden.
In ihnen hausten Bären, Wölfe, Auerochsen und andres Wild. Bebaute Äcker
gab es nur selten; Hafer, Gerste und Rüben waren die einzigen Erzeug-
nisse des Ackerbaus. In den Tälern sah man fruchtbare Wiesen, auf denen
zahlreiche Pferde, Rinder und Schafe weideten. Diese Herden waren der
hauptsächlichste Reichtum der Germanen. Das Klima des Landes war rauh
und neblig.
2. Die Germanen waren von hohem Wüchse und großer Körperkraft.
Sie hatten helle Hautfarbe, goldgelbes Lockenhaar und schöne, blaue Augen.
Ihre Nahrung bestand aus wildem Obst, Milch, Gemüse und Wildbret.
Aus Gerste bereiteten sie Bier, ans Honig ihr Festgetränk, den Met. Sie
kleideten sich in Leinen und Tierfelle, die sie wie Mäntel umwarfen. Die
Männer zogen mit Schild und Speer auf die Jagd oder in den Krieg.
Waren sie zu Hause, so übten sie sich in den Waffen oder lagen auf der
Bärenhaut. Oft tranken und würfelten sie bis in die späte Nacht hinein.
Die Frauen bebauten mit Hilfe der Sklaven den Acker, hüteten das Vieh,
spannen, webten und nähten. Städte hatten die alten Deutschen noch nicht,
Dörfer nur selten. Sie bewohnten meist Gehöfte, die einzeln umherlagen
und mit einem Erd- und Steinwall umgeben waren. Die Häuser waren ans
unbehauenen Baumstämmen erbaut, mit Lehm ausgefugt und mit Schilf oder
Stroh gedeckt. Tapferkeit, Freiheitsliebe, Wahrhaftigkeit, Gastfreundschaft,
Keuschheit und Treue waren die Tugenden unserer Vorfahren. Die Frau
war nicht wie bei andern Völkern die Sklavin des Mannes, sondern seine
treue Gefährtin.
3. Die alten Deutschen waren Heiden. Tempel und Götzenbilder
aber hatten sie nicht; in heiligen Hainen brächten sie ihren Göttern Opfer
dar. Ihr höchster Gott war Wodan, der Herrscher des Himmels und der
Erde. Er thronte in dem Götterhimmel, Walhalla genannt, und lenkte die
Geschicke der Menschen. Er ließ das Korn ans dem Felde wachsen und
verlieh im Kampfe den Sieg. Freya war die Göttin der Ehe; sie segnete
Mann und Frau, und bei ihr verweilten die verstorbenen Kinder. Der Donner-
gott Thor wurde von den Germanen sehr gefürchtet; denn er schickte ihnen
Blitz und Donner. Die im Kampfe Gefallenen wurden von den himmlischen
Geschichte. i
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Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 3
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
5
besonders frommes Leben führte, auch ganz besonders verehrt; er wurde nach
seinem Tode vom Papste heilig gesprochen. Ein solcher Heiliger war Bonisazins.
6. Bonisazins, der Apostel der Deutschen, (gest. 755.)
1. Schon 700 Jahre waren seit der Geburt Christi vergangen, und
unsre Vorfahren wußten noch nichts von dem Erlöser der Welt. Sie waren
noch Heiden. Da endlich kamen fromme Männer, Glaubensboten oder Missio-
nare genannt, von England nach Deutschland und predigten das Evangelium.
Der eifrigste unter ihnen war Bonisazins, d. h. Wohltäter.
2. Bonisazins kam zuerst zu den Friesen, die an der Nordsee
wohnten. Diese wollten jedoch von seiner Lehre nichts wissen. Darum ging
er zu den Hessen und Thüringern. Im Lande der Hessen stand bei dem
Dorfe Geismar eine mächtige Eiche, die dem Donnergott Thor geheiligt
war. Das Volk sagte, wer diesen Baum verletze, werde von Thor durch
einen Blitzstrahl getötet werden. Bonisazins aber sagte: „Ich werde die Eiche
fällen und doch nicht getötet werden!" Niemand glaubte ihm. Als er die
Axt ergriff, zitterten die Heiden vor Angst. Mutig fällte er den Baum.
Kein Blitzstrahl traf ihn. Da erkannten die Heiden die Ohnmacht ihrer
Götter, verließen sie und wurden Christen. Aus dem Holze der Eiche ließ
Bonifazius ein Kirchlein bauen.
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Extrahierte Personennamen: Bonisazins Apostel Christi Bonisazins Bonisazins Bonifazius
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland Nordsee Hessen Hessen
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Auflagennummer (WdK): 3
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Anhang.
1. Die Taubstummen in ihrer Verlassenheit.
In früheren Zeiten glaubte man, es sei unmöglich, Taubstumme zu
unterrichten und zu erziehen. Die taubstummen Kinder wuchsen darum ohne
Unterricht und ohne Erziehung auf. Sie lernten weder lesen, noch schreiben,
noch rechnen; sie erfuhren nichts von unsrem schönen Vaterland und seinen
Fürsten, nichts von Gott und seinem Sohne Jesus Christus. Ihr Geist
blieb mit Finsternis umhüllt und ihr Körper meist schwach und ungeschickt.
Infolgedessen konnten die Taubstummen häufig kein Handwerk erlernen und
sich oft nicht selbst ernähren; bis zu ihrem Tode waren sie meist auf das Mitleid
ihrer hörenden Mitmenschen angewiesen. Das war höchst betrlibend, und
manche Mutter weinte bittere Tränen über ihr verlassenes taubstummes Kind.
Im achtzehnten Jahrhundert lebten jedoch zwei Männer, die der Welt zeigten,
daß es möglich sei, die Taubstummen zu unterrichten und sie zu nützlichen
Gliedern der menschlichen Gesellschaft und zu Himmelsbürgern heranzubilden.
Diese Männer waren der Franzose Abbé de l’Epée und der Deutsche Samuel
Heinicke. Sie sind die größten Wohltäter der Tanbstummen geworden.
2. Abbé de l’Epée,
der Gründer der ersten Taubstummen-Anstalt. (1770)
1. Oe l'epée wurde im Jahre 1712 zu Versailles geboren. Seine
Eltern waren begüterte Leute. Weil er ein frommes Herz hatte, wurde er
ein katholischer Priester oder ein Abbé. Später legte er sein Amt nieder
und lebte in Paris von den Zinsen seines Vermögens. Daselbst kam er
einmal zufällig in das Haus einer Frau, die zwei taubstumme Töchter
hatte. Die Mutter klagte de l'epée, daß ihren Kindern niemand helfen
könne. Als dieser darüber nachdachte, wie traurig es sei, ohne Religion
leben und sterben zu müssen, wurde sein mitleidiges Herz aufs tiefste bewegt.
Er entschloß sich deshalb, sein Leben den verlassenen Taub-
stummen zu widmen. Mit Hilfe der Gebärde versuchte er, die beiden
taubstummen Mädchen zu unterrichten, und siehe da, der Unterricht gelang!
Die Kinder lernten nicht nur schreiben, lesen und rechnen, sondern auch Gottes
Wort. Über diesen Erfolg war der edle Mann hoch erfreut.
2. Abbé de l’Epée wünschte aber, daß nicht nur einzelnen, sondern
möglichst vielen Taubstummen geholfen werde. Deshalb gründete er im
Jahre 17 70 eine Anstalt für Taubstumme zu Paris. Da eine
solche vorher nirgends bestand, war dies die allererste Taubstummen-Anstalt.
De l'epée unterhielt sie anfangs fast ganz auf seine eigenen Kosten; erst
später bekam er vom König von Frankreich eine Unterstützung.
3. Abbé de l'epée hing mit großer Liebe an seinen taubstummen
Zöglingen und sorgte wie ein Vater für sie. Unermüdlich unterrichtete er
Geschichte.
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Extrahierte Personennamen: Gott Jesus_Christus Samuel
Extrahierte Ortsnamen: Versailles Paris Gottes Paris Frankreich
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 3
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
21
2. Sein Vater wünschte, er solle Richter werden; deshalb bezog Luther
iin Jahre 1501 die Universität zu Erfurt. Hier studierte er sehr fleißig,
vergaß aber auch das Beten nicht. In der Bibliothek der Universität fand
er zum erstenmal die ganze Bibel in lateinischer Sprache. Er freute sich
über das Wort Gottes und las mit großem Fleiße darin. Als er aber
von dem eifrigen Gott erfuhr, der die Sünder hart straft, wurde er sehr
unruhig und dachte: „Auch ich habe Gottes Strafe verdient." Bald darauf
fuhr während eines Gewitters ein Blitzstrahl dicht neben ihm in die Erde;
da dachte er: „Wenn ich jetzt umgekommen wäre, wäre ich gewiß nicht selig
geworden." Da Luther nun meinte, man könnte nur selig werden, wenn
man in ein Kloster gehe, verließ er die Universität und wurde Mönch.
3. Im Jahre 1505 trat Luther in das Kloster zu Erfurt ein;
hier hoffte er Ruhe für seine Seele zu finden. Eifrig las er in der Bibel
und betete oft die ganze Nacht hindurch. Daneben verrichtete er die niedrigsten
Dienste: Er hütete die Tür, fegte die Kirche und lief mit dem Sack auf
dem Rücken in der Stadt umher, um Brot, Fleisch, Fische, Eier und Geld
für das Kloster zu erbetteln. Aber alles war vergeblich, Luther fand keine
Ruhe. Er seufzte: „Trotz meiner guten Werke werde ich in die Hölle fahren!"
Voll Verzweiflung rief er aus: „Gott, wo fiud' ich dich!" Da trat ein
alter Klosterbruder herzu und sagte tröstend zu ihm: „Der Mensch wird
gerecht allein durch den Glauben an Jesum Christum!" Diese Worte be-
ruhigten ihn endlich; er gewann Gottvertrauen und wurde nun ein fröh-
licher Christ.
4. Im Jahre 1508 kam Luther nach Wittenberg, wo er Professor
an der Universität und Prediger an der Schloßkirche wurde. Da er fleißig
in der Bibel forschte und sie genau kannte, wurde er auch Doktor der
heiligen Schrift.
5. 1510 reiste Luther nach Rom. Als er die Stadt von ferne sah, fiel
er vor Freude auf die Erde nieder und sprach: „Sei mir gegrüßt, du heiliges
Rom!" Doch bald bemerkte er mit Schrecken, daß viele Priester daselbst ein
gottloses Leben führten, deshalb kehrte er tiefbetrübt nach Deutschland zurück.
6. Zur Zeit Luthers gebrauchte der Papst zum Ausbau der Peters-
kirche in Nom viel Geld. Darum zogen Mönche umher und verkauften
Ablaßzettel. Ein solcher Mönch, namens Tetzel, kam auch in die Um-
gegend von Wittenberg. Er stellte einen eisernen Geldkasten auf und sagte:
„Wer einen Ablaßzettel kauft, dem erläßt der Papst die Sünden." Und
weiter rief er: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel
springt!" Da meinten die unwissenden Leute, mau könne für Geld Vergebung
der Sünden und die ewige Seligkeit erlangen. Sie eilten deshalb herbei und
kauften Ablaßzettel. Mörder z. B. gaben dem Mönche acht Dukaten*) und
dachten: „Nun sind wir frei von Sünde und Strafe!"
7. Auch viele Bewohner Wittenbergs kauften Ablaßzettel und verachteten
die Lehre von der Buße. Als Luther sie nun aufforderte, ihre Sünden zu
bereuen und abzulegen, sagten sie trotzig: „Wir brauchen nicht Buße zu
tun; denn wir haben Ablaßzettel gekauft!" Da wurde Luther zornig und
0 Ein Dukaten ist etwa zehn Mark.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
Extrahierte Ortsnamen: Erfurt Gottes Jesum_Christum Wittenberg Rom Rom Deutschland Peters- Wittenberg
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
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Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
33
und berief den frommen August Hermann Francke an dieselbe. Im Jahre
1713 verschied Friedrich I.
29. August Hermann Francke,
der Gründer des Hallischen Waisenhauses, (gest. 1727)
1. August Hermann Francke war Professor und Prediger zu Halle.
Er hatte großes Mitleid mit den armen, verlassenen Waisenkindern und
wollte sie gerne zu frommen, brauchbaren Menschen erziehen. Deshalb ent-
schloß er sich, ein Waisenhaus zu bauen. Dazu gehörte Geld, viel Geld;
Francke hatte jedoch weder Gold noch Silber. Aber -er hatte etwas, was
mehr ist als aller Reichtum dieser Welt: einen festen, unerschütterlichen Glauben
an Gottes Hilfe. Im Vertrauen auf Gott begann er den Ban des Waisen-
hauses und wartete ruhig und getrost von Woche zu Woche, bis Gott ihm
durch gute Menschen Gaben zusandte. Und sein Gottvertrauen wurde nicht
zu Schanden.
2. Einmal war großer Geldmangel. Da kam der Bananfseher und
verlangte Geld für die Arbeitsleute. Der Aufseher fragte Francke: „Ist etwas
angekommen?" Dieser antwortete: „Nein, aber ich habe Glauben an Gott."
Kaum hatte Francke dies Wort ausgeredet, als er auch schon hinansgernfen
wurde. Draußen stand ein Student, der ihm von einem unbekannten Geber
30 Taler überbrachte, Als Francke nun wieder in die Stube kam und den
Banaufseher fragte, wieviel Geld er brauche, erwiderte dieser: „30 Taler,
mehr nicht!" Da gab ihm Francke die soeben erhaltene Summe und freute
sich der Hilfe Gottes.
3. Obgleich Francke sein Geld für den Ban des Waisenhauses sehr
nötig hatte, sandte er doch einmal einer armen, frommen Frau einen Dukaten.
.Die Frau bat Gott, er möge den armen Waisen für den einen Dukaten einen
ganzen Haufen bescheren. Diese Bitte ging in Erfüllung. Bald darauf
wurden Francke vier Dukaten und zwölf Doppeldukaten gebracht, und ein
Freund sandte zwei Dukaten ans Schweden. Nicht lange danach wurden
von einem unbekannten Geber durch die Post 25 Dukaten geschickt. Um
dieselbe Zeit vermachte ein Prinz dem Waisenhaus sogar 500 Dukaten. Ans
solche Weise erhielt Francke durch das Gebet einer frommen Christin für den
einen Dukaten einen ganzen Haufen.
4. So wunderbar half Gott nnzähligemal nicht nur beim Ban des
Waisenhauses, sondern auch später bei seiner Erhaltung. Einst forderte
der Hausverwalter schon in aller Frühe von Francke Geld. Dieser hatte
aber nur sechs Taler, die er ihm auch bereitwillig gab. Da sagte der Ver-
walter: „Wenn es sechsmal soviel wäre, so reichte es!" Francke tröstete
ihn und wies ihn auf Gottes Hilfe hin. Und siehe da! Gott bescherte an
demselben Tage nicht nur noch 30 Taler, sondern auch außerdem noch
25 Dukaten!
5. Als August Hermann Francke im Jahre 1727 starb, waren nicht
weniger als 143 Kinder im Waisenhaus. — Im Hofe des Waisenhauses
zu Halle sieht man ein Standbild Franckes: Im Pfarrgewande segnet der
glaubensstarke Waisenvater zwei seiner Waisenkinder.
Geschichte. „
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Extrahierte Personennamen: August Hermann_Francke Friedrich_I. August Hermann_Francke August Hermann_Francke Francke Gott Francke Francke Francke Francke Obgleich_Francke Francke Francke Francke Francke August Hermann_Francke Franckes
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 3
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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teils Eskimos, teils Indianer; doch leben im südlichen Teile (Kanada) auch
viele Europäer. Die Eskimos und Indianer leben von Fischfang und Jagd.
Die Europäer treiben hauptsächlich Ackerbau. Die Hauptstadt Quebec (spr.
kuibek) liegt am Sankt Lorenzstrom, ebenso die wichtige Handelsstadt Montreal
(spr. montriol).
Die Insel Neufundland hat große Steinkohlenlager. An ihren Küsten
werden viele Kabeljaus gefangen.
2. Grönland.
Grönland, die größte Insel der Erde, liegt nordöstlich von Nordamerika
und gehört Dänemark. Das Innere ist eine unbekannte Schnee- und Eis-
wüste. Mächtige Gletscher gleiten langsam bis ans Meer, brechen hier ab
und bilden dann riesige Eisberge, die oft weit nach Süden in den Atlan-
tischen Ozean hineinschwimmen. Nur die Westküste ist bewohnt und zwar
von Eskimos. Der Sommer ist auf Grönland sehr kurz, der Winter lang.
Während des Sommers geht die Sonne nicht unter; alsdann ist es sehr heiß.
Es reifen Kartoffeln, mitunter auch Hafer und Gerste. Im Sommer ist
die Küste belebt von Schiffen, die Walfisch- und Seehundsfang treiben. Auf
Grönland leben Renntiere, Eisbären und Seehunde.
Die Eskimos wohnen in Erdhütten, die mit Schnee und Eis bedeckt
sind. Vom Seehund benutzt der Eskimo das Fell zur Kleidung und das
Fleisch zur Nahrung; der Tran dient zum Trinken und zum Brennen. Der
Hund ist das einzige Haustier der Eskimos und muß ihren Schlitten ziehen.
3. Die Bereinigten Staaten oon Nordamerika.
(Fast so groß wie Europa, über 9,7 Mll. qkm, 90 Mll. E.)
1. Sie nehmen die Mitte von Nordamerika ein und reichen vom At-
lantischen bis zum Stillen Ozean. Den Westen füllt das Felsengebirge
mit seinen mächtigen Bergketten und Hochebenen, den Osten das Wald-, kohlen-
und petroleumreiche Allegha ny gebirge aus. Zwischen beiden Gebirgen
liegt das fruchtbare Tiefland des Mississippi und seiner mächtigen Nebenflüsse.
Der Mississippi fließt vom Norden nach Süden und mündet in den Golf
von Mexiko. Tausenden von Schiffen beleben die schmutzigen Fluten dieses
Stromes; Wälder und Grasebenen (Prärien) begleiten, Städte und Dörfer
schmücken seine Ufer; gräuliche Krokodile sonnen sich ans den Schlamm- und
Sandbänken. Im Nordosten der Vereinigten Staaten liegen fünf große Seen:
der Obere-, der £)nron-, der Michigan- (spr. mitschigän), der Erie-
(spr. iri) und der Ontariosee. Der Sankt Lorenzstrom führt das Wasser
dieser Seen dem Meere zu. Zwischen dem Erie- und dem Ontariosee ist der
berühmte Niagarafall. Die riesigen Wassermassen des Sankt Lorenzstroms
fallen hier mit donnerähnlichem Getöse 50 m über einen Felsen hinab.
2. Alle europäischen Haustiere und Nutzpflanzen sind in den Vereinigten
Staaten eingeführt und gedeihen vortrefflich, außerdem Baumwolle, Zucker-
rohr, Tabak und Mais. Die Vereinigten Staaten liefern unter allen Ländern
der Erde das meiste Getreide. Dieses wird in der fruchtbaren Mississippi-
ebene gebaut. Ein großer Teil des Mississippigebietes ist noch Prärie, eine
einförmige Grasfläche, auf der noch Büffel sich tummeln und Indianer um-
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Extrahierte Ortsnamen: Kanada Quebec Montreal Neufundland Nordamerika Nordamerika Europa Nordamerika Stillen_Ozean Mexiko Obere-