100 Mittlere Geschichte.
begrüßte den Sieger; als dieser aber sein Visier öffnete, war cs kein anderer als der
Kaiser selbst.
Maximilian hat viele Kriege geführt, war aber in denselben nickt
glücklich : er wußte den Wert des Geldes nicht zu schätzen, auch unter-
stützten ihn die Reichsfürsten zu wenig, so daß er einst mit Recht sagte:
„Ich herrsche über Könige; denn meine Fürsten gehorchen nur so viel,
wie ihnen beliebt." Nur gegen die Türken hatte Maximilian einigen
Erfolg. Diese suchten weiter westwärts zu dringen; Ungarn und die
östreichischen Erblande beunruhigten sie bereits. Aus letzteren vertrieb
sie Maximilian; dagegen mußte er dulden, daß die seit dem Untergange
der Hohenstaufen zu Republiken gewordenen norditalischen Städte
von Franzosen und Spaniern besetzt wurden. Auch der Versuch Maximilians,
die Schweizer wieder unter dle Botmäßigkeit des Reiches zu bringen,
schlug gänzlich fehl.
Glücklich war Maximilian darin, die Macht des Hauses Habsburg
durch Heiraten zu vergrößern. Seinen Sohn Philipp verheiratete er
mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von Arragonien
und der Königin Isabella von Kastilien. Aus dieser Ehe entsprossen zwei
Söhne, Karl und Ferdinand. Karl vereinigte später Arragonien und
Kastilien zu dem Königreiche Spanien; er ist derselbe, welcher als deutscher
Kaiser den Reichstag zu Worms abhielt. Sein Bruder Ferdinand
wurde ebenfalls durch Heirat König von Ungarn und Böhmen.
e. Die Landsknechte. Maximilian gilt auch als Schöpfer eines
neuen Kriegswesens in Deutschland; durch ihn kamen die Landsknechte
auf. obwohl diese Georg (Iürge) von Frundsberg als „Vater
der Landsknechte" verehrten. Sie hatten ihren Namen davon, daß sie
in kaiserlichen Landen geworben wurden. Während die Söldner sich ihre
Verfassung selbst gegeben hatten, wurden die Landsknechte auf Grund
einer gedruckten, vom Kaiser gebilligten Kriegsordnung von einem erprobten
Anführer unter dem Reichsbanner angeworben. Unter Trommelschlag
ward das kaiserliche Werbepatent in Städten und Dörfern bekannt ge-
macht, und ehrliche, rüstige Gesellen wurden eingeladen, demselben Folge
zu leisten. Die Landsknechte waren im 16. Jahrhundert auch im Aus-
lande geachtete Soldaten. Ihre Führer, wie Iürge von Frunds-
berg und Sebastian Schärtlin, erwarben sich großen Ruhm; unter
Karl V., der sich ihrer in seinen auswärtigen Kriegen bediente, standen
die Landsknechte in hohen Ehren. Sie bildeten eine Kriegerzunft, ein
Waffenhandwerk und hatten ihre eigenen Sitten, Gesetze und Ehren,
ihre eigenen Lieder.
Der Landsknecht durfte erst nach gereinigter Wahlstatt sich des Beutemachens
befleißigen, wobei aber Mühlenwerke, Backöfen und Pflüge als unantastbar galten.
Blieb man längere Zeit an einem Orte, so wurde für die Bedürfnisse des Regiments
ein besonderer Markt eröffnet; Weiber und Kinder, Mägde und Händler begleiteten
den Kriegszug. — Auf dem Haupte die mit einer Feder geschmückte Sturmhaube,
vor der Brust den Krebs (Harnisch), an den Beinen gestiefelt, selten noch geharnischt,
in der Hand die Lanze oder die Hellebarde, auch wohl schon statt ihrer die schwere
Muskete, so stand der Landsknecht mit gespreizten Beinen fest in seiner Kriegshaltung.
Unwiderstehlich war der „Igel", d. i. die Geviertordnung, in welcher die mit Lanzen
bewehrten Krieger ihren Massenangriff ausführten. Die Trommelschläge beim Angriff
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilians Maximilian Maximilian Philipp Philipp Johanna Ferdinand_von_Arragonien Ferdinand Isabella Karl Karl Ferdinand Ferdinand Karl Karl Ferdinand Maximilian Maximilian Georg_(Iürge Sebastian_Schärtlin Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Maximilians Kastilien Kastilien Spanien Ungarn Deutschland Frundsberg
Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
121
wenn er nicht in, Italien war, durch Urteil und Strafe die
Ordnung herzustellen, wobei er die Großen unter den Frevlern
eben so wenig schonte wie die Kleinen. Die Fürsten mußten ihn:
gehorsam sein. Er hat erhebend und veredelnd auf das deutsche
Volk gewirkt, dessen „schönste Zeit in Sitte, Poesie, Bildung und
fröhlichein Volksleben mit ihm anbricht." Heinrich dem Löwen
gab er zu Sachsen Bayern zurück (Österreich wurde selbständig),
so daß dieser nun der mächtigste deutsche Fürst war und von den
Alpen bis zum Meere herrschte. Anfangs stand er auf der Seite
des Kaisers, ja rettete diesem einmal das Leben. Dazu hat er
die Wenden in Mecklenburg und Pommern unterworfen, deutsche
Kolonisten hingesandt, das Christentum dort verbreitet, München
und Lübeck erbaut. Der Kaiser schützte ihn gegen seine Feinde.
Später wurde Heinrich seinem Kaiser untreu, so daß dieser durch
seine Schuld die Schlacht von Legnano (lenjano) in Italien verlor.
Heinrich kam in die Reichsacht und behielt nur seine Stammgüter
in Braunschweig-Lüneburg (Bayern kam an Otto v. Wittelsbach,
Sachsen teils an Anhalt, teils an Bischöfe). — 2. Friedrich als
römischer Kaiser. Er war einer der gewaltigsten Kaiser. Auf
dem Reichstage in Würzburg erschienen außer den deutschen
Fürsten Gesandte aus fast allen europäischen Ländern, der König
von England erkannte seine Oberherrschaft an. Ein herrliches
Fest hielt er 1184 in Mainz (Fürsten, Bischöfe, Gesandte,
Sänger, 40000 Ritter, Zeltstadt, Tourniere re.) Zn Italien
wollte er seinem Hause eine unabhängige Königsmacht gründen
und machte deshalb sechs Römerzüge (1. Zug: der Kaiser wurde
gekrönt und hielt einen Reichstag ab, 1154; 2. Zug: das empörte
Mailand ward unterworfen und zerstört, es wurden kaiserliche Be-
amte eingesetzt, 1158—62; 3. Zug: der Kaiser, ohne Heer, wich
vor der lombardischen Städteempörung zurück; 4. Zug: Mailand
war wieder erbaut, eine neue Empörung konnte der Kaiser nicht
dämpfen, weil Krankheit sein Heer aufrieb, 1166; 5. Zug: die
Schlacht bei Legnano ging verloren (weshalb?), dann erfolgte die
Aussöhnung zwischen dem Kaiser und dem Papst und den Städten,
welche kleine Republiken unter kaiserlicher Oberhoheit wurden, 1174
bis 77; 6. Zug: der Kaiser zog friedlich nach Italien, um seinen
Sohn, den deutschen König Heinrich, mit Konftanze, der Erbin
von Neapel und Sizilien, zu vermählen, 1184—1186). — Zn
seinem Alter unternahm Friedrich noch einen Kreuzzug („Als
Kaiser Rotbart lobesam" — von Uh land) und verlor im Flusse
Seleph in Kleinasien sein Leben. Er ist das Bild deutscher
Größe geblieben. Lange mochte das Volk nicht an seinen Tod
glauben. Die Sage hat ihn in den Kyffhäuser in Thüringen ver-
setzt, wo er verzaubert schläft, bis er einst erwachen und die
Herrlichkeit des deutschen Reiches von neuem gründen würde.
(„Der alte Barbarossa" von Rücken).
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Otto Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich
Friedrich I. Barbarossa. 161
für den Fall eines Krieges wichtige Verbindung Mailands mit Genua schützen sollte, und nannte dieselbe dem Papste zu Ehren Allessandria. Sechs Jahre verweilte der Kaiser jetzt in Deutschland, teils um zu einem neuen Kriegszuge zu rüsten, teils um den durch die Fehden zwischen H e i n r i ch dem Löwen und seinen Feinden gestörten Landfrieden wiederherzustellen.
Die Lombarden hatten, um dem Kaiser den Rückzug abzuschneiden, alle nach Deutschland führenden Alpenpässe besetzt; da zog Friedrich durch Savoyen heim.
In Susa machten die Einwohner einen Anschlag auf sein Leben, sie wollten ihn
im Bette ermorden. Aber die Verschwörung ward dem Kaiser verraten; da legte sich ein treuer Ritter, Hartmann von Siebeneichen, der dem Kaiser ähnlich sah, in des Kaisers Bett, während dieser selbst in einer Verkleidung entkam. Als die Verschworenen die Täuschung erkannten, ehrten sie die edle Gesinnung des Ritters dadurch, daß sie ihm das Leben schenkten.
Heinrich der Löwe hatte an den letzten Kämpfen des Kaisers in Italien
keinen Anteil mehr genommen; nur zweimal war er auf kurze Zeit wieder in Italien gewesen. Noch immer beschäftigte ihn besonders seine Herrschaft im Wendenlande. Um Lübecks Handel zu fördern, bekämpfte er im Verein mit dem Dänenkönige die wendischen Seeräuber auf der Ostsee. Als er 1159 des Kaisers Gemahlin Beatrix ins Lager vor Crema begleiten mußte, erhoben sich die Wenden unter ihrem Fürsten Riftot (S. 157). Aber gleich nach Cremas Fall kehrte Heinrich zurück; Niklot fiel, und seine Festen wurden mit deutschen Rittern besetzt. Erst jetzt konnte auch das dritte wendische Bistum, Mecklenburg, eingerichtet werden: alle drei Bischöfe, von Oldenburg, Ratzeburg und Mecklenburg, wurden von Heinrich belehnt, der Bischofssitz ward von Oldenburg nach Lübeck verlegt. Noch einen gefährlichen Aufstand, in welchem auch der um die Unterwerfung der Wenden so verdiente Adolf von Holstein fiel (1164), mußte Heinrich unterdrücken: aus allen Kämpfen ging er als Sieger hervor. Er herrschte über zwei große Herzogtümer; in Holstein, Mecklenburg und einem Teile Pommerns gebot er wie ein unbeschränkter Herr, und seine Allode erstreckten sich in fast ununterbrochener Folge von der Elbe bis zu Weser und von der Seve (bei Harburg) bis zur Werra. In seinem Stolze soll er einst gesagt haben: „Von der Elbe bis an den Rhein, vom Harz bis zur See ist mein!" Geistliche und weltliche Fürsten hatten von ihm zu leiden und grollten ihm deshalb, andere neideten ihm seine mächtige Stellung; aber alle unterdrückten ihre Abneigung, weil sie das innige Verhältnis zwischen ihm und dem Kaiser kannten. Als Barbarossa aber (1166) wieder in Italien war, kündigten ihm die Erzbischöfe von Bremen und Magdeburg, die Bischöfe von Hildesheim und Lübeck, Albrecht der Bär und viele andere Grafen und Herren die Fehde an. Aber Heinrich verzagte nicht; vor feinem Schlöffe in Braunschweig ließ er als Sinnbild seiner Unerschrockenheit einen ehernen Löwen aufstellen. Nun entbrannte ein erbitterter Kamps; Heinrich schlug nach und nach alle feine Feinde zu Boden und ging ohne Verlust aus der Fehde hervor, die der Kaiser (1168) durch seinen Machtspruch beendete. Der Löwe stand damals aus dem Gipfel seiner Macht; er selber verheiratete sich in zweiter Ehe mit Mathilde, der Tochter des Königs von England, während seine Tochter, die jugendliche Witwe des Schwabenherzogs Friedrich, die Schwiegertochter Konrads Iii., dem Kronprinzen von Dänemark die Hand reichte. Dazu starb noch um diese Zeit sein größter Gegner, Albrecht der Bär. Die Slavenfürsten gaben ihren Widerstand ans und
Hosfmeyer und Hering, Handbuch. 2. Teil. ,,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Hartmann_von_Siebeneichen Heinrich_der_Löwe Heinrich Beatrix Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Adolf Adolf Heinrich Heinrich Barbarossa Barbarossa Albrecht Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Mathilde Friedrich Friedrich Konrads Konrads Dänemark Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Mailands Genua Deutschland Deutschland Italien Italien Wendenlande Cremas Mecklenburg Oldenburg Ratzeburg Mecklenburg Oldenburg Holstein Holstein Mecklenburg Harburg Werra Rhein Italien Bremen Magdeburg Hildesheim Braunschweig England
Maximilian I. 221
überwältigt. Im Westen hatte Karl der Kühne, Herzog von Burgund', Elsaß und Lothringen an sich gerissen; er griff auch die Schweizer an, fand aber im Kampfe mit ihnen seinen Tod. Seine Tochter Maria war mit des Kaisers Sohne Maximilian vermählt; dieser rettete von dem burgundischen Erbe die Niederlande und die Freigrafschaft Burgund, während das eigentliche Burgund (die Bourgogne) an Frankreich kam.
b. Maximilians Persönlichkeit und auswärtige Beziehungen. Maximilian, Friedrichs Iii. Sohn und Nachfolger, war von wahrhaft königlichem Anstande und befaß eine unglaubliche Körperkraft. Er war freundlich und geistreich, in Künsten und Wissenschaften wohl erfahren, und redete fast alle damals in Europa übliche» Sprachen. In allen ritterlichen Künsten war er Meister; daneben verstand er aber auch die Kunst, Harnische zu schmieden und Geschütze zu bohren und ist oft mit dem Speer auf der Schulter vor seinen Landesknechten hergezogen. Seinen Mut bewies Maximilian bei jeder Gelegenheit: auf der Jagd, im Turniere (Reichstag zu Worms) und auf dem Schlachtfelde. Eine seiner liebsten Beschäftigungen war die Gemsenjagd, weil sie die gefährlichste ist. Da verkletterte er sich oft so, daß ihm niemand mehr zu folgen vermochte: ja, einmal konnte er nicht wieder zurückfinden und hätte verhungern müssen, wenn nicht zur rechten Zeit Bergleute herbeigeeilt wären.
Maximilian hat viele Kriege geführt, war aber in denselben nicht glücklich f er wußte den Wert des Geldes nicht zu schätzen; auch unterstützten ihn die Reichsfürsten zu wenig, so daß er einst mit Recht sagte:
„Ich herrsche über Könige; denn meine Fürsten gehorchen nur so viel, wie ihnen beliebt." Nur 0egen die Türken hatte er einigen Erfolg.
Diese suchten weiter westwärts zu bringen; Ungarn und die östreichischen Erblande beunruhigten sie bereits. Aus letzteren vertrieb sie Maximilian; bagegen mußte er bulben, daß die seit dem Untergänge der Hohenstaufen zu Republiken geworbenen norditalienischenstadte von Franzosen und Spaniern besetzt würden. Auch der Versuch Maximilians, die Schweizer wieder unter die Botmäßigkeii des Reiches zu bringen, schlug fehl. Glücklich war er borin, die Macht des Hauses Habsburg durch Heiraten zu vergrößern. Seinen Sohn Philipp vermählte er mit Johanna, der Tochter des Königs Ferbinanb von Aragonien und der Königin Isabella von Kastilien (S. 230). Aus biefer Ehe entsprossen zwei Söhne, Karl und Ferbinanb. Karl vereinigte später Aragonien und Kastilien zu dem Königreiche Spanien; er ist berselbe, welcher als deutscher Kaiser 1521 den Reichstag zu Worms abhielt. Sein Bruder Ferdinand wurde durch Heirat König von Ungarn und Böhmen.
c. Maximilians Sorge für Ruhe und Ordnung im Innern. Für die inneren Zustände Deutschlands war Maximilians Regierung von großem Segen. Schon oft war für eine Reihe von Jahren ein allgemeiner Landfrieden angeordnet: auf dem ersten Reichstage Maximilians, zu Worms, wurde der Landfrieden für ewige 1495 Zeiten festgesetzt. Jede Selbsthülfe war damit verboten, also das seit
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Karl_der_Kühne Karl Maria Maria Maximilian Maximilian Maximilians Maximilian Maximilian Friedrichs Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilians Philipp Philipp Johanna Isabella Karl Karl Karl Karl Ferdinand Maximilians Maximilians Maximilians Maximilians
32 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst.
Aufopferung ; auch sie begleitete ihn auf seinen Reisen und Kriegszügen. Ebenso bemühte auch sie sich um die Verbesserung des Landes; sie legte zu Berlin die nach ihr benannte Dorotheenstadt an und Pflanzte mit eigener Hand den ersten Baum zu der herrlichen Straße „Unter den Linden." Aber trotzdem erwarb sich die Kurfürstin weder die Liebe des Volkes, noch die ihrer Stiefkinder. Sie war in ihrem äußeren Erscheinen herrisch und kalt und dabei als geizig verschrieen; von vielen wurde es ihr auch sehr verdacht, daß sie trotz ihrer streng lutherischen Erziehung bei ihrer Vermählung zur reformierten Kirche übertrat. Die zweite Gemahlin beschenkte den Kurfürsten mit sieben Kindern, von denen ihn vier Söhne und zwei Töchter überlebten. Die Kurfürstin sah voraus, daß sie samt ihren Kindern nach dem Tode ihres bereits kränkelnden Gemahls der Gnade des Kurprinzen anheimgegeben sein würde, und bemühte sich deshalb, sich und ihre eigenen Kinder aus Kosten ihrer Stiefkinder sicher zu stellen. Das Volk behauptete sogar, wenn auch mit Unrecht, sie suche ihre Stiefsöhne aus dem Wege zu räumen, um ihren ältesten eigenen Sohn aus den Thron zu bringen. Dies Gerücht fand um so mehr Glauben, als der Kurprinz Karl Emil zu Straßburg, wohin er seinem Vater in den Krieg gegen Frankreich gefolgt war, ganz plötzlich starb. (1674.) Auch den nunmehrigen Kurprinzen Friedrich überfielen unmittelbar nach einer Mahlzeit, welche er bei der Kurfürstin eingenommen hatte, so heftige Schmerzen, daß er sein Ende nahe fürchtete. Er genas zwar; aber bald nachher starb seine Gemahlin ganz plötzlich und unter den seltsamsten Erscheinungen. Einige Jahre später wurde dem Prinzen Ludwig auf einem Balle bei seiner Stiefmutter von einer nahen Verwandten derselben eine besonders schöne Orange gereicht; er aß sie, klagte aber sofort über heftige Schmerzen und starb am nächsten Morgen.
Wenn die Kurfürstin an diesen Todesfällen auch durchaus unschuldig war, so ist sie doch von dem Vorwurfe nicht freizusprechen, daß sie ihre eigenen Kinder zu begünstigen suchte auf Kosten ihrer Stiefkinder, des Landes und des Kurhauses. Sie wußte den Kurfürsten zu bewegen, sein bereits früher abgefaßtes Testament, nach welchem die Kurlande ungeteilt auf den Kurprinzen übergehen sollten, umzustoßen und ein neues aufzusetzen, in welchem auch dem Prinzen Ludwig , der damals noch lebte, und den Söhnen zweiter Ehe als regierenden Fürsten einzelne Landesteile, wie Minden, Ravensberg rc. bestimmt wurden. Damit verstieß der Kurfürst nicht nur gegen das Reichsgefetz der goldenen Bulle und gegen das hohenzollernsche Hausgesetz von 1473 (Ii. 219), sondern er zerstörte auch, was er selbst mit so vieler Kraft und Ausdauer aufgerichtet hatte. Er hatte diesen Schritt damit entschuldigt, daß er seinen Söhnen genügende Einkünfte sichern wolle, damit sie nicht aus Mangel gezwungen würden, gegen große Geldspenden sich in den Schoß der katholischen Kirche zu flüchten. Der Kurprinz und Prinz Ludwig hatten bisher die von ihrer Stiefmutter wiederholt nachgesuchte Einwilligung in eine Teilung des Landes hartnäckig zurückgewiesen; jejjt hatte Dorothea vorläufig ihr Ziel erreicht. Sie sandte das verhängnisvolle Testament sofort an den Kaiser, damit der es bestätige und ausführe. Dies war um dieselbe Zeit, als der große Kurfürst mit dem Kaiser ein Bündnis
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_Emil_zu_Straßburg Karl Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Dorothea
Preußen wird ein Königreich. 41
Dankeimanns Stelle nahm Kolb von Wartenberg ein: erbe-
nutzte sie zu eigener Bereicherung und schmeichelte den Lieblingsneigungen des Kurfürsten', wodurch er sich dessen Gunst erhielt. Er hatte aus verschiedenen, ihm übertragenen Ämtern eine jährliche Einnahme von 100 000 H. Um sich vor dem Schicksale Dunkelmanns zu sichern, beredete er den Kurfürsten, ihm urkundlich zu versprechen, daß er wegen seiner Amtsführung niemals zur Rechenschaft gezogen werden solle!
b. Der Kronvertrag. Seit dem Beginn seiner Regierung war es Friedrichs eifrigstes Streben gewesen, für sein Haus die Königskrone zu erwerben. Die äußere Veranlassung war wohl die unter den Fürsten damals herrschende eitle Rangsucht, die auf den Zusammenkünften der Fürsten oder ihrer Gesandten oft zu den heftigsten Streitigkeiten führte,
und der Vorgang anderer Fürsten. Wilhelm von Oranien war König
von England', der Kurfürst von Sachsen König von Polen geworden; das viel kleinere Hannover hatte die (neunte) Kurwürde erhalten (1692), und sein Kurfürst hatte Aussicht, den englischen Thron zu besteigen.») Auch war der Gedanke, Brandenburg zu einem Königreiche zu erheben, nicht neu. Schon dem großen Kurfürsten hatte Ludwig Xiv. einen dahingehenden Vorschlag gemacht; besaß doch Brandenburg viermal soviel Länder als je zu einem Kurfürstentum gehörten, und gebot über eine königliche Kriegsmacht. Das Verlangen Friedrichs Iii. nach der Königskrone entsprang aber nicht allein aus der Eitelkeit, sondern auch aus dem
i) Der Enkel Heinrichs des Löwen, Otto das Kind, übergab Kaiser Friedrich Ii. sein ganzes Erbgut als Lehen und erhielt es als Herzogtum Braun schweig -Lün e-burg zurück. Seine Nachfolger teilten dasselbe fort und fort; so entstanden allmählich die Fürstentümer Lüneburg, Braunschweig, Göttingen, Calenberg, Grubenhagen; bisweilen wurden noch kleinere Teile gemacht, z. B. Dannenberg, Harburg. Dadurch wurde die Macht des welstschen Hauses stetig geringer. In allen genannten Herzogtümern herrschte früh das lutherische Bekenntnis vor. (Ernst der Bekenner; Urban Rhegius; Anton Corvinus.) Im Lause der Zeit waren verschiedene Linien des welstschen Hauses ausgestorben, und sämtliche Länder Braun-schweig-Lüneburgs fielen an zwei Söhne Ernst des Bekenners, an Heinrich und Wilhelm; von ersterem stammt die 1885 ausgestorbene Linie der Herzöge von Braunschweig ab; letzterer ist der Stammvater der braunschweig-lüneburgischen Linie, die bis 1866 über Hannover geherrscht hat. Der Sohn Herzog Wilhelms, Georg, verlegte seine Residenz von Celle nach Hannover. Dessen Sohn, Ernst August, machte sich und sein Land durch den tapferen und ausdauernden Beistand bekannt, welchen er dem Kaiser in dessen Kämpfen gegen Franzosen und Türken leistete: drei seiner Söhne fielen in diesem Kampse. Zum Lohne dafür erhielt er 1692 vom Kaiser die (neunte) Kurwürde. Unter Ernst Augusts Sohne Georg Ludwig sollte der Glanz des neuen Kurhauses noch höher steigen. Wilhelm Iii, König von England (S. 35), starb 1702 ohne Erben; ihm folgte die Schwester seiner Frau, Anna, die an einen dänischen Prinzen verheiratet war, aber ebenfalls keine Kinder hinterließ (t 1714). Da die Engländer den katholischen Sohn Jakobs Ii. als König nicht wollten und sonst keine näheren Erben vorhanden waren, so ward der Kurfürst von Hannover als Georg I. 1714 auf den englischen Thron erhoben. Seine Mutter war nämlich eine Tochter des Kurfürsten Friedrichs V. von der Pfalz, des Winterkönigs, und dessen Gemahlin eine Tochter Jakobs I. von England. Hannover und England haben von 1714 bis 1837 einen gemeinsamen Herrscher gehabt. — Georgs I. Schwester war Sophie Charlotte (S. 47), seine Tochter Friedrichs des Großen Mutter.
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Extrahierte Personennamen: Kolb_von_Wartenberg Friedrichs Friedrichs Wilhelm_von Oranien Wilhelm König
von_England' Ludwig_Xiv Ludwig Friedrichs Heinrichs Heinrichs Otto Friedrich_Ii Friedrich Ernst Urban Anton_Corvinus Ernst Heinrich Heinrich Wilhelm Wilhelms Wilhelms Georg Ernst August Ernst Augusts Georg_Ludwig Ludwig Wilhelm Anna Jakobs Friedrichs_V. Jakobs_I._von_England Sophie_Charlotte Friedrichs Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Polen Brandenburg Brandenburg Friedrichs Braunschweig Calenberg Dannenberg Harburg Braunschweig Celle Hannover England Hannover Friedrichs Hannover England
24 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst.
lässest du deinen Diener in Frieden fahren!" So ging dem deutschen Reiche eine der wichtigsten Städte, die „Hauptpforte'des Rheins", verloren, von der Karl V. einst gesagt hatte: „Wenn Wien und Straßburg gleichzeitig bedroht wären, so würde ich zunächst dieses retten!" Kaiser Leopold aber that nichts, diese herrliche Stadt zurückzugewinnen; aus dem Reichstage in Regensburg stritten sich die kurfürstlichen und fürstlichen Gesandten darüber, ob erstere auf purpurnem, letztere auf grauem Sammet sitzen, wer mit goldenen und wer mit silbernen Gabeln und Messern speisen dürfe, ob der Protest gegen die Wegnahme Straßburgs in deutscher, französischer oder lateinischer Sprache abgefaßt werden solle. Zuletzt schloß man mit Ludwig einen zwanzigjährigen Waffenstillstand, ohne daß ein Krieg gewesen war. Seitdem hat das herrliche Straßburger Münster, ein Meisterwerk gotischer Baukunst, fast zweihundert Jahre lang wie eine ernste Mahnung zu uns herübergeschaut, bis es endlich in unsern Tagen wieder deutsch geworden ist.
g- Krieg gegen die Türken. Während Ludwig Xiv. Deutschlands Westen beunruhigte, stachelte er die Türken auf, von Osten her Einfälle zu machen (Ii. 55 u. 220). Die Kämpfe an der Südostgrenze des Reiches hatten während des 17. Jahrhunderts kaum geruht. Als 1663 ein großes türkisches Heer gegen Ungarn und Östreich heranzog, eilten dem Kaiser nicht nur aus Deutschland, sondern fast aus der ganzen Christenheit, auch vom Papste und von Ludwig Xiv. Truppen zur Hilfe, und mit ihnen errang der kaiserliche Feldherr Montecuculi bei 1664 St. Gotthard an der Raab einen glänzenden Sieg, wodurch der Kaiser indes nur einen zwanzigjährigen Waffenstillstand erlangte. Als aber Kaiser Leopold eine entdeckte Verschwörung der vornehmsten ungarischen Adeligen als Vorwand benutzte, um die Adeligen ihrer großen Vorrechte zu berauben und den evangelischen Glauben in Ungarn ganz auszurotten, als er viele ungarische Adelige auf dem Blutgerüste sterben und Hunderte von evangelischen Geistlichen auf die Galeeren bringen ließ, brach in Ungarn eine allgemeine Empörung aus. Das Haupt derselben, Emerich Tököly, stützte sich auf die Türken, die unter Kara 1683 Mustttpha mit einem Heere von 230000 Mann gegen Wien vorrückten. Der kaiserliche Feldherr, Herzog Karl von Lothringen, war zu schwach, sich diesem großen Heere entgegenzustellen. Der Kaiser verließ kleinmütig seine Hauptstadt, ging nach Passau und erließ einen Hilfe- und Mahnruf an alle Reichsfürsten. Der große Kurfürst war auch zur Hilfeleistung bereit, er wollte sein Heer schon Über Schlesien nach Wien senden; da verzichtete der Kaiser auf Brandenburgs Hilfe, aus Furcht, der Kurfürst möchte diese Gelegenheit benutzen, sich Schlesien anzueignen, und wandte sich um Hilfe an Polen. Obwohl Wien nur schlecht befestigt war, hielt es sich unter dem Kommandanten Rüdiger v o n S ta h r e m b e r g doch dem ungeheuren Heere gegenüber acht Wochen lang; Bürger und Studenten wetteiferten mit den Soldaten in Heldenmut, und der in der Belagerung ungeschickte Feind richtete an den Festungswerken nur geringen Schaven an, obwohl ihm von Paris aus eine genaue Zeichnung derselben übersandt war. Endlich nach sechzigtägigem Harren erschienen der Polenkönig Johann Sobiesky, Karl
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Extrahierte Ortsnamen: Wien Regensburg Deutschlands Deutschland Ungarn Ungarn Wien Wien Brandenburgs Polen Wien Paris
164 Neue Geschichte.
eine nderung der Bundesverfassung. Ein deutsches Parla-ment, berufen aus allen Teilen deutscher. Bevlkerung, sollte die Re-gierungen hierbei untersttze. Damit hatte Graf Bismarck auch die meisten deutschen Mittel- und Kleinstaaten, welche sich in ihrer bisherigen Bedeutung bedroht sahen, gegen sich. Sie so wenig wie Ostreich gingen auf die Vorschlge ein. Inzwischen berief Ostreich die holsteinischen Stnde (auf den 11. Juni) ein. Da gebrauchte Preußen Gewalt, weil Ostreich dadurch den Gasteiner Vertrag gebrochen hatte. General von Manteuffel rckte in Holstein ein und forderte Gablenz auf, die frhere gemeinsame Regierung der Herzogtmer wieder herzustellen. Dieser lehnte ab und verlie mit seinen Truppen das Land. Damit war die 14. Jum ^tzte Hoffnung auf die Erhaltung des Friedens geschwunden. Ostreich 1866 brachte es dahin, da in der Buudcssitzuug vom i 4. Juni mit 9 gegen 5 Stimmen der Krieg gegen Preußen beschlossen wurde. Auf Ostreichs Seite standen die meisten und grten deutschen Staaten: Baiern, Wrttemberg, Baden, Sachsen, Hannover, Hessen-Darmstadt, Nassau; mit Preußen hielten auer Italien Mecklenburg, Oldenburg, Braunschweig, Koburg, die Hausastdte und Bckeburg. Der preuische Buudesgesaudte erklrte damit den Austritt Preuens aus dem Bunde und verlie den Sitzungssaal.
Am _15^3imi bot Preußen seinen nchsten Nachbarn unter seinen Feinden, Sachsen. Hannover, Kurhessen und Nassau, noch einmal den Frieden an; es verlangte von ihnen nur Abrstung und Ausschreibung der Wahlen fr das beabsichtigte deutsche Parlament. Aber berall wurde es zurckgewiesen; daher besetzten schon am 17. Juni die preuische Trnppen Hannover, am 18. Dresden, am 19. Kassel.
Am 18. Juni erlie König Wilhelm einen Aufruf: An mein Volk." Das Vaterland ist in Gefahr!" sagte er, Ostreich und ein groer Teil Deutschlands steht gegen uns in Waffen! Wir mssen in einen Kampf auf Leben und Tod gehen gegen diejenigen, die das Preußen des groen Kurfrsten, de groen Friedrich, das Preußen, wie es aus den Freiheitskriegen hervorgegangen ist, von der Stnfe herab-stoen wollen, auf die seiner Fürsten Geist und Kraft, seines Volkes Tapferkeit, Hingebung und Gesittung es emporgehoben haben. Flehen wir den Allmchtigen, den Lenker der Geschicke der Völker, den Lenker der Schlachten an, da Er unsere Waffen segne! Gott mit uns!"
In der Nacht zum 16. Juni lehnte König Georg V. von Hannover 1 den angebotenen Frieden ab; am Morgen desselben Tages
uuel zu einem Knigreich Italien vereinigt. Durch die Siege Preuens, seines Bundesgenossen, erwarb der König von Italien 1866 auch das noch fehlende Ve-netten. 1870 nahm Victor Emanuel auch Rom ein und machte damit der welt-lichen Macht des Papstes ein Ende.
1 Hannover war 1815 zum Knigreich erhoben, blieb aber mit England verbunden. Als Wilhelm Iv., König von England, 1837 ohne mnnliche Erben starb, erbte seine Tochter, die Knigin Victoria, England, Hannover aber fiel an die mnnliche Linie des welfifchen Hauses. Es regierte Ernst August (1837 bts 1851) und Georg V. (18511866). Letzterer lebte nach der Kapitulation von Langensalza meistens in Ostreich; jeden Antrag aus Abdankung und Friedensschlu kvies er hartnckig zurck Er ist in Paris am 12. Jnni 1878 gestorben.
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Extrahierte Personennamen: Bismarck Manteuffel Ostreichs Wilhelm Friedrich Friedrich Georg_V._von_Hannover Victor_Emanuel Wilhelm_Iv. Wilhelm_Iv. Ernst August Georg_V.
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Baiern Wrttemberg Baden Sachsen Hannover Hessen-Darmstadt Nassau Oldenburg Braunschweig Koburg Bckeburg Sachsen Kurhessen Nassau Hannover Dresden Kassel Deutschlands Italien Italien Rom England England England Langensalza Paris
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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ihre Bewohner waren den: Hunger und der Winterkälte erbarnmngslos
preis gegeben. Dieser dritte (pfälzische) Raubkrieg dauerte 10 Jahre.
Im Frieden von Ryswick in Holland behielt Ludwig das Elsaß und Straß-
burg (1697).
8 87. Hannover als Kurfürstentum.
Der letzte Herzog von Hannover war E r n st Aug u st. Wie sein
Zeitgenosse, der Kurfitrst Friedrich Iii. von Brandenburg, so strebte auch
Ernst August höher hinaus. Seine Gemahlin Sophie unterstützte ihn eifrig
darin. Der Herzog wollte gern Kurfürst werden. Das war aber nur möglich,
wenn sämtliche Länder des Herzogtums stets ungeteilt auf den Thronerben
übergingen, und wenn der Kaiser seine Zustimmung gab. Von dem Auf-
hören der Erbteilung aber wollten die jungen Söhne und die Braunschweiger
Vettern Ernst Augusts nichts wissen. Er setzte schließlich seinen Willen den-
noch durch, und 1683 kam das Gesetz zustande, nach welchem die gesamten
hannoverschen Lande ungeteilt auf den Thronerben übergehen sollten.
Des Kaisers Zustimmung zu seinem Plan gewann er, gerade wie der Kur-
fürst von Brandenburg, durch das Versprechen, ihm Geld und Truppen
zu seinen Kriegen gegen Türken und Franzosen zu liefern. Im Jahre 1692
verlieh der Kaiser endlich dem Herzog Ernst August die Würde eines Kur-
f ü r st e n von B r a u n s ch w e i g - L ü n e b u r g. Da Hannover
seine Residenz war, nannte man den neuen Kurfürsten kurz Kurfürsten von
Hannover und sein Reich das Kurfür st entum Hannover. Im
Jahre 1705 fiel nach dem Aussterben der Herzöge von Lüneburg-Celle auch
dieses Gebiet an Hannover. Nun umfaßte das Kurfürstentum die Fürsten-
tümer Kalenberg, Göttingen, Grubenhagen und Lüneburg. Zehn Jahre
später leistete der Kurfürst von Hannover den Dänen Hülfe im Kriege gegen
Schweden. Dafür wollte Dänemark die Herzogtümer Bremen und Verden
an ihn abtreten, wenn der Kurfürst ihm dazu noch die Summe von reichlich
2 Mill. Mark zahlen werde. Nachdem dies geschehen, nahm der Kurfürst
die Herzogtümer in Besitz. Später verzichtete auch Schweden, dem diese
Lande eigentlich gehörten, auf Bremen-Verden, nachdem Hannover ihm
reichlich 31/2 Mill. Mark gezahlt hatte (s. S. 170,3).
§ 88. Die Türken vor Wien.
Im Jahre 1453 hatten die Türken Konstantinopel erobert. Im
folgenden Jahrhundert überfluteten sie Ungarn, dessen König ihnen einen
jährlichen Tribut zahlen mußte. Von Ungarn aus bedrohten sie unauf-
hörlich das Deutsche Reich. Kaiser Karl V. mußte mehr als einmal gegen
sie zu Felde ziehen. Als nun Kaiser Leopold die Ungarn hart strafte, weil
die ungarischen Adeligen eine Verschwörung gegen ihn angestiftet hatten:
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_das_Elsaß Ludwig Friedrich_Iii Friedrich Ernst August Ernst Augusts Ernst August Karl_V. Karl_V. Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Holland Hannover Brandenburg Brandenburg Hannover Hannover Hannover Kalenberg Lüneburg Hannover Schweden Schweden Wien Ungarn Ungarn