100 Mittlere Geschichte.
begrüßte den Sieger; als dieser aber sein Visier öffnete, war cs kein anderer als der
Kaiser selbst.
Maximilian hat viele Kriege geführt, war aber in denselben nickt
glücklich : er wußte den Wert des Geldes nicht zu schätzen, auch unter-
stützten ihn die Reichsfürsten zu wenig, so daß er einst mit Recht sagte:
„Ich herrsche über Könige; denn meine Fürsten gehorchen nur so viel,
wie ihnen beliebt." Nur gegen die Türken hatte Maximilian einigen
Erfolg. Diese suchten weiter westwärts zu dringen; Ungarn und die
östreichischen Erblande beunruhigten sie bereits. Aus letzteren vertrieb
sie Maximilian; dagegen mußte er dulden, daß die seit dem Untergange
der Hohenstaufen zu Republiken gewordenen norditalischen Städte
von Franzosen und Spaniern besetzt wurden. Auch der Versuch Maximilians,
die Schweizer wieder unter dle Botmäßigkeit des Reiches zu bringen,
schlug gänzlich fehl.
Glücklich war Maximilian darin, die Macht des Hauses Habsburg
durch Heiraten zu vergrößern. Seinen Sohn Philipp verheiratete er
mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von Arragonien
und der Königin Isabella von Kastilien. Aus dieser Ehe entsprossen zwei
Söhne, Karl und Ferdinand. Karl vereinigte später Arragonien und
Kastilien zu dem Königreiche Spanien; er ist derselbe, welcher als deutscher
Kaiser den Reichstag zu Worms abhielt. Sein Bruder Ferdinand
wurde ebenfalls durch Heirat König von Ungarn und Böhmen.
e. Die Landsknechte. Maximilian gilt auch als Schöpfer eines
neuen Kriegswesens in Deutschland; durch ihn kamen die Landsknechte
auf. obwohl diese Georg (Iürge) von Frundsberg als „Vater
der Landsknechte" verehrten. Sie hatten ihren Namen davon, daß sie
in kaiserlichen Landen geworben wurden. Während die Söldner sich ihre
Verfassung selbst gegeben hatten, wurden die Landsknechte auf Grund
einer gedruckten, vom Kaiser gebilligten Kriegsordnung von einem erprobten
Anführer unter dem Reichsbanner angeworben. Unter Trommelschlag
ward das kaiserliche Werbepatent in Städten und Dörfern bekannt ge-
macht, und ehrliche, rüstige Gesellen wurden eingeladen, demselben Folge
zu leisten. Die Landsknechte waren im 16. Jahrhundert auch im Aus-
lande geachtete Soldaten. Ihre Führer, wie Iürge von Frunds-
berg und Sebastian Schärtlin, erwarben sich großen Ruhm; unter
Karl V., der sich ihrer in seinen auswärtigen Kriegen bediente, standen
die Landsknechte in hohen Ehren. Sie bildeten eine Kriegerzunft, ein
Waffenhandwerk und hatten ihre eigenen Sitten, Gesetze und Ehren,
ihre eigenen Lieder.
Der Landsknecht durfte erst nach gereinigter Wahlstatt sich des Beutemachens
befleißigen, wobei aber Mühlenwerke, Backöfen und Pflüge als unantastbar galten.
Blieb man längere Zeit an einem Orte, so wurde für die Bedürfnisse des Regiments
ein besonderer Markt eröffnet; Weiber und Kinder, Mägde und Händler begleiteten
den Kriegszug. — Auf dem Haupte die mit einer Feder geschmückte Sturmhaube,
vor der Brust den Krebs (Harnisch), an den Beinen gestiefelt, selten noch geharnischt,
in der Hand die Lanze oder die Hellebarde, auch wohl schon statt ihrer die schwere
Muskete, so stand der Landsknecht mit gespreizten Beinen fest in seiner Kriegshaltung.
Unwiderstehlich war der „Igel", d. i. die Geviertordnung, in welcher die mit Lanzen
bewehrten Krieger ihren Massenangriff ausführten. Die Trommelschläge beim Angriff
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilians Maximilian Maximilian Philipp Philipp Johanna Ferdinand_von_Arragonien Ferdinand Isabella Karl Karl Ferdinand Ferdinand Karl Karl Ferdinand Maximilian Maximilian Georg_(Iürge Sebastian_Schärtlin Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Maximilians Kastilien Kastilien Spanien Ungarn Deutschland Frundsberg
Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
121
wenn er nicht in, Italien war, durch Urteil und Strafe die
Ordnung herzustellen, wobei er die Großen unter den Frevlern
eben so wenig schonte wie die Kleinen. Die Fürsten mußten ihn:
gehorsam sein. Er hat erhebend und veredelnd auf das deutsche
Volk gewirkt, dessen „schönste Zeit in Sitte, Poesie, Bildung und
fröhlichein Volksleben mit ihm anbricht." Heinrich dem Löwen
gab er zu Sachsen Bayern zurück (Österreich wurde selbständig),
so daß dieser nun der mächtigste deutsche Fürst war und von den
Alpen bis zum Meere herrschte. Anfangs stand er auf der Seite
des Kaisers, ja rettete diesem einmal das Leben. Dazu hat er
die Wenden in Mecklenburg und Pommern unterworfen, deutsche
Kolonisten hingesandt, das Christentum dort verbreitet, München
und Lübeck erbaut. Der Kaiser schützte ihn gegen seine Feinde.
Später wurde Heinrich seinem Kaiser untreu, so daß dieser durch
seine Schuld die Schlacht von Legnano (lenjano) in Italien verlor.
Heinrich kam in die Reichsacht und behielt nur seine Stammgüter
in Braunschweig-Lüneburg (Bayern kam an Otto v. Wittelsbach,
Sachsen teils an Anhalt, teils an Bischöfe). — 2. Friedrich als
römischer Kaiser. Er war einer der gewaltigsten Kaiser. Auf
dem Reichstage in Würzburg erschienen außer den deutschen
Fürsten Gesandte aus fast allen europäischen Ländern, der König
von England erkannte seine Oberherrschaft an. Ein herrliches
Fest hielt er 1184 in Mainz (Fürsten, Bischöfe, Gesandte,
Sänger, 40000 Ritter, Zeltstadt, Tourniere re.) Zn Italien
wollte er seinem Hause eine unabhängige Königsmacht gründen
und machte deshalb sechs Römerzüge (1. Zug: der Kaiser wurde
gekrönt und hielt einen Reichstag ab, 1154; 2. Zug: das empörte
Mailand ward unterworfen und zerstört, es wurden kaiserliche Be-
amte eingesetzt, 1158—62; 3. Zug: der Kaiser, ohne Heer, wich
vor der lombardischen Städteempörung zurück; 4. Zug: Mailand
war wieder erbaut, eine neue Empörung konnte der Kaiser nicht
dämpfen, weil Krankheit sein Heer aufrieb, 1166; 5. Zug: die
Schlacht bei Legnano ging verloren (weshalb?), dann erfolgte die
Aussöhnung zwischen dem Kaiser und dem Papst und den Städten,
welche kleine Republiken unter kaiserlicher Oberhoheit wurden, 1174
bis 77; 6. Zug: der Kaiser zog friedlich nach Italien, um seinen
Sohn, den deutschen König Heinrich, mit Konftanze, der Erbin
von Neapel und Sizilien, zu vermählen, 1184—1186). — Zn
seinem Alter unternahm Friedrich noch einen Kreuzzug („Als
Kaiser Rotbart lobesam" — von Uh land) und verlor im Flusse
Seleph in Kleinasien sein Leben. Er ist das Bild deutscher
Größe geblieben. Lange mochte das Volk nicht an seinen Tod
glauben. Die Sage hat ihn in den Kyffhäuser in Thüringen ver-
setzt, wo er verzaubert schläft, bis er einst erwachen und die
Herrlichkeit des deutschen Reiches von neuem gründen würde.
(„Der alte Barbarossa" von Rücken).
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Otto Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich
Karl der Große. 81
lichen Gesetze durchsehen und alles ausmerzen, was dem göttlichen Gebot zuwider schien; dann wurden die verbesserten Gesetze neu ausgeführt, und alle Unterthanen über zwölf Jahre mußten ihm einen neuen Huldigungseid schwören. Sollte das Frankenreich bestehen, so mußte die Königsgewalt unter den Franken unerschütterlich fest begründet stehen und die freiheitsstolzen Germanenstämme unter ein gemeinsames Staatsgesetz gebeugt werden. Aus diesem Grunde wurde überall die Herzogswürde abgeschafft und das ganze Reich in Gaue geteilt, an deren Spitze der Gau graf im Namen des Königs die Gau- oder Landgerichte abhielt. Vierteljährlich erschienen in den einzelnen Gauen zwei Sen dg rasen, ein geistlicher und ein weltlicher, welche die Thätigkeit der Gaugrafen überwachten, Rechtsstreitigkeiten entschieden und den Heerbann prüften. Ihre Berichte wurden auf der Reichsversammlung vorgelegt. Diese bestand aus allen weltlichen und geistlichen Großen und versammelte sich in jedem Frühjahr, meist in Verbindung mit der großen Heerschau des Maifeldes, und wurde bei allen wichtigen Staatsgeschäften zu Rate gezogen. Der Staatsrat dagegen war nur aus den hohen Hofbeamten und den Großen des Reiches zusammengesetzt und war meistens in des Kaisers Nähe. Derselbe trat gewöhnlich im Herbst zu besonders wichtigen Sitzungen zusammen, die meist zu Vorberatungen für die nächste Reichsversammlung dienten, und wurde durch treue Diener des Kaisers aus allen Teilen des Reiches verstärkt, so daß er als kleine Reichsversammlung gelten konnte. Erhielten die Beschlüsse dieser Versammlungen die Bestätigung des Königs, so wurden sie zu Gesetzen erhoben, ine der König mit dem in seinen Degenknopf eingegrabenen Petschaft untersiegelte. Wegen ihrer Einteilung in Kapitel hießen sie Kapitularien; sie bildeten das erste, allen deutschen Stämmen aemein-same Gesetz.
Längs der Grenzen des Reiches bestanden zur Verteidigung desselben starkbefestigte Marken, gleichsam Dämmet die eine sorgsam bestellte Flur vor wüden Gewässern bewahrten. Überall waren hier fränkische Vasallen angesiedelt, eine stehende Kriegsmannschaft, immer bereit zur Verteidigung gegen feindliche Grenznachbarn und deshalb auch von dem Kriegsdienst im Innern des Reiches entbunden. Diese Vasallen, die „Markmannen", waren eine Militärkolonie auf erobertem Boden' und standen unter den tapfersten Grafen aus fränkischem Adel, engern Smne wurden diejenigen Grafen als Markgrafen bezeichnet, denen in gefahrvollen Zeiten der Oberbefehl über alle Gaugrafen einer Provinz für die Dauer der Gefahr übertragen ward, und da die Gefahr für die Grenze eine fast stete war, so erhielten diese Markgrafen allmählich einen ständigen Oberbefehl und umfassende Besugnis. Gegen die Normannen legte Karl an der Küste, besonders an den Strommündunaen, Befestigungen an.
Der Kaiser wachte indessen nicht bloß über die Sicherheit der Grenzen. Da lein Reich durch die Gewalt der Waffen ausgebaut war so bedurfte Karl auch für das Innere seines Reiches einer stets kampfbereiten Kriegsmacht. Diese gewann er in seinen Vasallen, die aus dem fränkischen Dienstadel hervorgegangen waren. Derselbe war unter
Hoffmeyer und Hering, Handbuch. 2. Teil.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl
Friedrich I. Barbarossa. 161
für den Fall eines Krieges wichtige Verbindung Mailands mit Genua schützen sollte, und nannte dieselbe dem Papste zu Ehren Allessandria. Sechs Jahre verweilte der Kaiser jetzt in Deutschland, teils um zu einem neuen Kriegszuge zu rüsten, teils um den durch die Fehden zwischen H e i n r i ch dem Löwen und seinen Feinden gestörten Landfrieden wiederherzustellen.
Die Lombarden hatten, um dem Kaiser den Rückzug abzuschneiden, alle nach Deutschland führenden Alpenpässe besetzt; da zog Friedrich durch Savoyen heim.
In Susa machten die Einwohner einen Anschlag auf sein Leben, sie wollten ihn
im Bette ermorden. Aber die Verschwörung ward dem Kaiser verraten; da legte sich ein treuer Ritter, Hartmann von Siebeneichen, der dem Kaiser ähnlich sah, in des Kaisers Bett, während dieser selbst in einer Verkleidung entkam. Als die Verschworenen die Täuschung erkannten, ehrten sie die edle Gesinnung des Ritters dadurch, daß sie ihm das Leben schenkten.
Heinrich der Löwe hatte an den letzten Kämpfen des Kaisers in Italien
keinen Anteil mehr genommen; nur zweimal war er auf kurze Zeit wieder in Italien gewesen. Noch immer beschäftigte ihn besonders seine Herrschaft im Wendenlande. Um Lübecks Handel zu fördern, bekämpfte er im Verein mit dem Dänenkönige die wendischen Seeräuber auf der Ostsee. Als er 1159 des Kaisers Gemahlin Beatrix ins Lager vor Crema begleiten mußte, erhoben sich die Wenden unter ihrem Fürsten Riftot (S. 157). Aber gleich nach Cremas Fall kehrte Heinrich zurück; Niklot fiel, und seine Festen wurden mit deutschen Rittern besetzt. Erst jetzt konnte auch das dritte wendische Bistum, Mecklenburg, eingerichtet werden: alle drei Bischöfe, von Oldenburg, Ratzeburg und Mecklenburg, wurden von Heinrich belehnt, der Bischofssitz ward von Oldenburg nach Lübeck verlegt. Noch einen gefährlichen Aufstand, in welchem auch der um die Unterwerfung der Wenden so verdiente Adolf von Holstein fiel (1164), mußte Heinrich unterdrücken: aus allen Kämpfen ging er als Sieger hervor. Er herrschte über zwei große Herzogtümer; in Holstein, Mecklenburg und einem Teile Pommerns gebot er wie ein unbeschränkter Herr, und seine Allode erstreckten sich in fast ununterbrochener Folge von der Elbe bis zu Weser und von der Seve (bei Harburg) bis zur Werra. In seinem Stolze soll er einst gesagt haben: „Von der Elbe bis an den Rhein, vom Harz bis zur See ist mein!" Geistliche und weltliche Fürsten hatten von ihm zu leiden und grollten ihm deshalb, andere neideten ihm seine mächtige Stellung; aber alle unterdrückten ihre Abneigung, weil sie das innige Verhältnis zwischen ihm und dem Kaiser kannten. Als Barbarossa aber (1166) wieder in Italien war, kündigten ihm die Erzbischöfe von Bremen und Magdeburg, die Bischöfe von Hildesheim und Lübeck, Albrecht der Bär und viele andere Grafen und Herren die Fehde an. Aber Heinrich verzagte nicht; vor feinem Schlöffe in Braunschweig ließ er als Sinnbild seiner Unerschrockenheit einen ehernen Löwen aufstellen. Nun entbrannte ein erbitterter Kamps; Heinrich schlug nach und nach alle feine Feinde zu Boden und ging ohne Verlust aus der Fehde hervor, die der Kaiser (1168) durch seinen Machtspruch beendete. Der Löwe stand damals aus dem Gipfel seiner Macht; er selber verheiratete sich in zweiter Ehe mit Mathilde, der Tochter des Königs von England, während seine Tochter, die jugendliche Witwe des Schwabenherzogs Friedrich, die Schwiegertochter Konrads Iii., dem Kronprinzen von Dänemark die Hand reichte. Dazu starb noch um diese Zeit sein größter Gegner, Albrecht der Bär. Die Slavenfürsten gaben ihren Widerstand ans und
Hosfmeyer und Hering, Handbuch. 2. Teil. ,,
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Hartmann_von_Siebeneichen Heinrich_der_Löwe Heinrich Beatrix Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Adolf Adolf Heinrich Heinrich Barbarossa Barbarossa Albrecht Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Mathilde Friedrich Friedrich Konrads Konrads Dänemark Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Mailands Genua Deutschland Deutschland Italien Italien Wendenlande Cremas Mecklenburg Oldenburg Ratzeburg Mecklenburg Oldenburg Holstein Holstein Mecklenburg Harburg Werra Rhein Italien Bremen Magdeburg Hildesheim Braunschweig England
Maximilian I. 221
überwältigt. Im Westen hatte Karl der Kühne, Herzog von Burgund', Elsaß und Lothringen an sich gerissen; er griff auch die Schweizer an, fand aber im Kampfe mit ihnen seinen Tod. Seine Tochter Maria war mit des Kaisers Sohne Maximilian vermählt; dieser rettete von dem burgundischen Erbe die Niederlande und die Freigrafschaft Burgund, während das eigentliche Burgund (die Bourgogne) an Frankreich kam.
b. Maximilians Persönlichkeit und auswärtige Beziehungen. Maximilian, Friedrichs Iii. Sohn und Nachfolger, war von wahrhaft königlichem Anstande und befaß eine unglaubliche Körperkraft. Er war freundlich und geistreich, in Künsten und Wissenschaften wohl erfahren, und redete fast alle damals in Europa übliche» Sprachen. In allen ritterlichen Künsten war er Meister; daneben verstand er aber auch die Kunst, Harnische zu schmieden und Geschütze zu bohren und ist oft mit dem Speer auf der Schulter vor seinen Landesknechten hergezogen. Seinen Mut bewies Maximilian bei jeder Gelegenheit: auf der Jagd, im Turniere (Reichstag zu Worms) und auf dem Schlachtfelde. Eine seiner liebsten Beschäftigungen war die Gemsenjagd, weil sie die gefährlichste ist. Da verkletterte er sich oft so, daß ihm niemand mehr zu folgen vermochte: ja, einmal konnte er nicht wieder zurückfinden und hätte verhungern müssen, wenn nicht zur rechten Zeit Bergleute herbeigeeilt wären.
Maximilian hat viele Kriege geführt, war aber in denselben nicht glücklich f er wußte den Wert des Geldes nicht zu schätzen; auch unterstützten ihn die Reichsfürsten zu wenig, so daß er einst mit Recht sagte:
„Ich herrsche über Könige; denn meine Fürsten gehorchen nur so viel, wie ihnen beliebt." Nur 0egen die Türken hatte er einigen Erfolg.
Diese suchten weiter westwärts zu bringen; Ungarn und die östreichischen Erblande beunruhigten sie bereits. Aus letzteren vertrieb sie Maximilian; bagegen mußte er bulben, daß die seit dem Untergänge der Hohenstaufen zu Republiken geworbenen norditalienischenstadte von Franzosen und Spaniern besetzt würden. Auch der Versuch Maximilians, die Schweizer wieder unter die Botmäßigkeii des Reiches zu bringen, schlug fehl. Glücklich war er borin, die Macht des Hauses Habsburg durch Heiraten zu vergrößern. Seinen Sohn Philipp vermählte er mit Johanna, der Tochter des Königs Ferbinanb von Aragonien und der Königin Isabella von Kastilien (S. 230). Aus biefer Ehe entsprossen zwei Söhne, Karl und Ferbinanb. Karl vereinigte später Aragonien und Kastilien zu dem Königreiche Spanien; er ist berselbe, welcher als deutscher Kaiser 1521 den Reichstag zu Worms abhielt. Sein Bruder Ferdinand wurde durch Heirat König von Ungarn und Böhmen.
c. Maximilians Sorge für Ruhe und Ordnung im Innern. Für die inneren Zustände Deutschlands war Maximilians Regierung von großem Segen. Schon oft war für eine Reihe von Jahren ein allgemeiner Landfrieden angeordnet: auf dem ersten Reichstage Maximilians, zu Worms, wurde der Landfrieden für ewige 1495 Zeiten festgesetzt. Jede Selbsthülfe war damit verboten, also das seit
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Karl_der_Kühne Karl Maria Maria Maximilian Maximilian Maximilians Maximilian Maximilian Friedrichs Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilians Philipp Philipp Johanna Isabella Karl Karl Karl Karl Ferdinand Maximilians Maximilians Maximilians Maximilians
218 Die Neuzeit.
aber über sein Alter hinaus gereist und besaß eine gelehrte Bildung Wegen seiner fließenden Rede hat er den Namen „Nestor" (I. Ts) erhalten , und da er ein fertiger Lateiner war, wählten ihn die deutschen Fürsten auf den Reichstagen meistens zu ihrem Sprecher. Die Adeligen glaubten von dem jungen Kurfürsten nichts fürchten zu brauchen und begannen ihr Räuberhandwerk von neuem. Einige adelige Familien wurden so sehr die Plage des Volkes, daß damals der noch' jekt in den Marken bekannte Vers entstand: „Vor Köckeritzen und Lüdersen vor Krachten und vor Jtzenplitzen behüt' uns, lieber Herre Gott.""
Selbst einige Ritter aus des Kurfürsten nächster Umgebung entblödeten sich nicht, an dem frechen Treiben des Raubadels teilzunehmen, und als der Kurfürst einen derselben dafür enthaupten ließ, stellten ihm die Räuber jogar nach dem Leben. Der Kurfürst aber ließ ihrer 70, darunter 40 vom Adel, aufhängen. Da schwuren ihm die übrigen blutige Rache; einer derselben schrieb ihm an die Thür seines Schlafgemachs: „Iochimke, Iohimke, hüte dy! Fangen wy dy, so hangen wy dy!" Der Kurfürst ließ sich dadurch nicht einschüchtern, sondern fuhr fort, die Ubelthäter zu verfolgen. Als ein ihm verwandter Fürst ihm darüber Vorstellungen machte, daß er Adelige hängen ließe, antwortete er: „Ich habe kein adeliges Blut vergossen, sondern nur Schelme, Mörder und Räuber hinrichten lassen. Wären diese redliche Edelleute gewesen, so würden sie feine Verbrechen begangen haben." Bei der Unterdrückung des Raubwesens wurde der Kurfürst durch die Bürger und Bauern eifrig unterstützt; diese hielten auf seine Veranlassung überall auf den Straßen Landreiter, die den Räubern aufpassen mußten. Ein anderes Mittel, den übermütigen Adel zu zügeln, war die Errichtung des Kammergerichts, dem auch die Adeligen, die Vorsteher der Städte und der niederen Gerichte, kurz alle, welche bisher unter keinem Gerichte gestanden hatten, unterworfen wurden. Zur Hebung der Städte erließ Joachim eine neue Städteordnung, in welcher gleiche Maße und Gewichte in allen märkischen Landen vorgeschrieben wurden. So gab Joachim seinem Lande Ruhe und Ordnung und damit auch seinen früheren Wohlstand zurück. Unter ihm fiel durch Erbschaft die Grafschaft Ru pp in an Brandenburg, und durch Vertrag mit dem Herzog von Pommern wurde dem Kurfürsten das Erbrecht auf Pommern zugestanden.
Trotz der strengen Rechtspflege Joachims brach doch während seiner Regierung in Brandenburg eine heftige Judenverfolgung aus. Drei Juden wurden angeklagt, mit geweihten Hostien aüerlei Frevel verübt zu haben. Unter den Qualen der Folter' gestanden sie es und bekannten sogar, Christenkinder ermordet und sich des Blutes derselben zu Arzneimitteln bedient zu haben. Infolgedessen wurden 38 Juden in Berlin öffentlich verbrannt, die übrigen aus der Mark vertrieben. Das geschah zu derselben Zeit, als Luther das Licht einer reineren Erkenntnis wieder entzündete. Aber Joachim I. wollte von der Reformation nichts wissen. Erzbischof Albrecht (S. 244), der Ablaßpächter, den Luther wiederholt so scharf mitgenommen hatte, war Joachims Bruder; außerdem meinte der Kurfürst, die Reformation müsse von den Konzilien ausgehen.
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Extrahierte Personennamen: Herre_Gott Joachim Joachim Christenkinder Albrecht_( Albrecht Joachims
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Pommern Joachims Brandenburg Berlin
32 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst.
Aufopferung ; auch sie begleitete ihn auf seinen Reisen und Kriegszügen. Ebenso bemühte auch sie sich um die Verbesserung des Landes; sie legte zu Berlin die nach ihr benannte Dorotheenstadt an und Pflanzte mit eigener Hand den ersten Baum zu der herrlichen Straße „Unter den Linden." Aber trotzdem erwarb sich die Kurfürstin weder die Liebe des Volkes, noch die ihrer Stiefkinder. Sie war in ihrem äußeren Erscheinen herrisch und kalt und dabei als geizig verschrieen; von vielen wurde es ihr auch sehr verdacht, daß sie trotz ihrer streng lutherischen Erziehung bei ihrer Vermählung zur reformierten Kirche übertrat. Die zweite Gemahlin beschenkte den Kurfürsten mit sieben Kindern, von denen ihn vier Söhne und zwei Töchter überlebten. Die Kurfürstin sah voraus, daß sie samt ihren Kindern nach dem Tode ihres bereits kränkelnden Gemahls der Gnade des Kurprinzen anheimgegeben sein würde, und bemühte sich deshalb, sich und ihre eigenen Kinder aus Kosten ihrer Stiefkinder sicher zu stellen. Das Volk behauptete sogar, wenn auch mit Unrecht, sie suche ihre Stiefsöhne aus dem Wege zu räumen, um ihren ältesten eigenen Sohn aus den Thron zu bringen. Dies Gerücht fand um so mehr Glauben, als der Kurprinz Karl Emil zu Straßburg, wohin er seinem Vater in den Krieg gegen Frankreich gefolgt war, ganz plötzlich starb. (1674.) Auch den nunmehrigen Kurprinzen Friedrich überfielen unmittelbar nach einer Mahlzeit, welche er bei der Kurfürstin eingenommen hatte, so heftige Schmerzen, daß er sein Ende nahe fürchtete. Er genas zwar; aber bald nachher starb seine Gemahlin ganz plötzlich und unter den seltsamsten Erscheinungen. Einige Jahre später wurde dem Prinzen Ludwig auf einem Balle bei seiner Stiefmutter von einer nahen Verwandten derselben eine besonders schöne Orange gereicht; er aß sie, klagte aber sofort über heftige Schmerzen und starb am nächsten Morgen.
Wenn die Kurfürstin an diesen Todesfällen auch durchaus unschuldig war, so ist sie doch von dem Vorwurfe nicht freizusprechen, daß sie ihre eigenen Kinder zu begünstigen suchte auf Kosten ihrer Stiefkinder, des Landes und des Kurhauses. Sie wußte den Kurfürsten zu bewegen, sein bereits früher abgefaßtes Testament, nach welchem die Kurlande ungeteilt auf den Kurprinzen übergehen sollten, umzustoßen und ein neues aufzusetzen, in welchem auch dem Prinzen Ludwig , der damals noch lebte, und den Söhnen zweiter Ehe als regierenden Fürsten einzelne Landesteile, wie Minden, Ravensberg rc. bestimmt wurden. Damit verstieß der Kurfürst nicht nur gegen das Reichsgefetz der goldenen Bulle und gegen das hohenzollernsche Hausgesetz von 1473 (Ii. 219), sondern er zerstörte auch, was er selbst mit so vieler Kraft und Ausdauer aufgerichtet hatte. Er hatte diesen Schritt damit entschuldigt, daß er seinen Söhnen genügende Einkünfte sichern wolle, damit sie nicht aus Mangel gezwungen würden, gegen große Geldspenden sich in den Schoß der katholischen Kirche zu flüchten. Der Kurprinz und Prinz Ludwig hatten bisher die von ihrer Stiefmutter wiederholt nachgesuchte Einwilligung in eine Teilung des Landes hartnäckig zurückgewiesen; jejjt hatte Dorothea vorläufig ihr Ziel erreicht. Sie sandte das verhängnisvolle Testament sofort an den Kaiser, damit der es bestätige und ausführe. Dies war um dieselbe Zeit, als der große Kurfürst mit dem Kaiser ein Bündnis
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_Emil_zu_Straßburg Karl Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Dorothea
Friedrich Wilhelms Iv. spätere Regierung. 327
Hohenzollernschen Lande. Als der Sturm der Revolution auch 1850 diese erreichte, faßten ihre beiden Fürsten den Entschluß, ihre Besitzungen aeaen den Betrag ihrer bisherigen Einkünfte dem Könige von Preußen abzutreten. Der' König stiftete' aus Anlaß der neuen Erwerbung den Hausorden der Ho'henz ollern als Lohn für besondere Treue gegen das Königshaus.
Weil sich in Brandenburg nur eine geringe Zahl von Abgeordneten einaefunden hatte, erklärte der König die preußische Nationalversammlung 3i *».. für aufgelöst und gab nun aus freien Stücken eine Verfassung, die dem 1850 Volke so große Rechte einräumte, daß der König die Hoffnung aussprach, die zu berufenden Kammern möchten diese „oktroyierte Verfassung" so revidieren, daß ihm das Regieren nach derselben möglich sei. Durch diese Verfassung, die im wesentlichen noch heute besteht, trat Preußen in die Reihe der' konstitutionellen Staaten ein. An der Spitze des Landes steht der König als Herrscher, ihm zur Seite zwei Kammern, das Herrenhaus und das Haus der A b g e 0 r d n e t e n; in jenem sitzen außer den großjährigen königlichen Prinzen teils erbliche, teils vom Könige auf Lebenszeit' ernannte, teils gewählte Mitglieder; für dieses wurden die Abgeordneten früher alle drei und werden jetzt alle fünf Jahre neu gewählt. Beide Kammern bilden den Landtag, beraten die Gesetze und regeln die Einnahmen und Ausgaben des Staates.
In Frankreich war Louis Bonaparte, der Sohn des früheren Königs von Holland (S. 268), zum Präsidenten der Republik gewählt. Schon zweimal war er als Kronbewerber aufgetreten; das erste Mal behandelte ihn Louis Philipp wie einen Wahnsinnigen und sandte ihn nach Amerika, das zweite Mal ließ er ihn auf die Festung bringen. Von hier entkam der Abenteurer in der Kleidung eines Maurergesellen und erlangte 1848 durch den Zauber seines Namens die Präsidentschaft. Von Anfang an war derselbe darauf bedacht, seine Herrschaft zu einer dauernden zu machen; er verbarg seine Absichten aber sehr sorgfältig, bis er 1851 nach der Auflösung der Nationalversammlung und nach Unterdrückung eines blutigen Aufstandes seine Ernennung zum Präsidenten auf zehn Jahre und 1852 als Napoleon Iii. seine Erhebung auf den Kaiserthron durchsetzte.
c. Spätere Regierung. Friedrich Wilhelm hatte inzwischen den Gedanken an die Wiederherstellung eines deutschen Bundesstaates nicht aufgegeben. Schon vor der Revolution in Berlin hatte er erklärt, Deutschland müsse aus einem Staatenbunde in einen Bundesstaat verwandelt werden ; am 21. März verkündigte er, der König habe sich an die Spitze des Gesamtvaterlandes gestellt, und während noch der Aufruhr um die vereitelte Frankfurter Verfassung tobte, war Preußens König aus neue Schritte zur Einigung Deutschlands auf ruhigem Wege bedacht.
Durch preußische Truppen war im Frühjahr 1849 Sachsen dem Brande der Revolution entrissen, Norddeutschland vor Wiedererneuerung derselben bewahrt. Am 26. Mai wurde zwischen Preußen, Hannover und Sachsen ein Bund — der sog. Dreikönigsbund — geschlossen, welcher den Kern eines deutschen Bundesstaates unter Preußens erblicher Oberhoheit mit Ausschluß von Östreich bilden sollte. In diesem Sinne ergingen Aufforderungen zum Beitritt an sämtliche deutsche Staaten mit Ausnahme
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Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Frankreich Holland Amerika Berlin Deutschland Deutschlands Sachsen Norddeutschland Hannover Sachsen
24 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst.
lässest du deinen Diener in Frieden fahren!" So ging dem deutschen Reiche eine der wichtigsten Städte, die „Hauptpforte'des Rheins", verloren, von der Karl V. einst gesagt hatte: „Wenn Wien und Straßburg gleichzeitig bedroht wären, so würde ich zunächst dieses retten!" Kaiser Leopold aber that nichts, diese herrliche Stadt zurückzugewinnen; aus dem Reichstage in Regensburg stritten sich die kurfürstlichen und fürstlichen Gesandten darüber, ob erstere auf purpurnem, letztere auf grauem Sammet sitzen, wer mit goldenen und wer mit silbernen Gabeln und Messern speisen dürfe, ob der Protest gegen die Wegnahme Straßburgs in deutscher, französischer oder lateinischer Sprache abgefaßt werden solle. Zuletzt schloß man mit Ludwig einen zwanzigjährigen Waffenstillstand, ohne daß ein Krieg gewesen war. Seitdem hat das herrliche Straßburger Münster, ein Meisterwerk gotischer Baukunst, fast zweihundert Jahre lang wie eine ernste Mahnung zu uns herübergeschaut, bis es endlich in unsern Tagen wieder deutsch geworden ist.
g- Krieg gegen die Türken. Während Ludwig Xiv. Deutschlands Westen beunruhigte, stachelte er die Türken auf, von Osten her Einfälle zu machen (Ii. 55 u. 220). Die Kämpfe an der Südostgrenze des Reiches hatten während des 17. Jahrhunderts kaum geruht. Als 1663 ein großes türkisches Heer gegen Ungarn und Östreich heranzog, eilten dem Kaiser nicht nur aus Deutschland, sondern fast aus der ganzen Christenheit, auch vom Papste und von Ludwig Xiv. Truppen zur Hilfe, und mit ihnen errang der kaiserliche Feldherr Montecuculi bei 1664 St. Gotthard an der Raab einen glänzenden Sieg, wodurch der Kaiser indes nur einen zwanzigjährigen Waffenstillstand erlangte. Als aber Kaiser Leopold eine entdeckte Verschwörung der vornehmsten ungarischen Adeligen als Vorwand benutzte, um die Adeligen ihrer großen Vorrechte zu berauben und den evangelischen Glauben in Ungarn ganz auszurotten, als er viele ungarische Adelige auf dem Blutgerüste sterben und Hunderte von evangelischen Geistlichen auf die Galeeren bringen ließ, brach in Ungarn eine allgemeine Empörung aus. Das Haupt derselben, Emerich Tököly, stützte sich auf die Türken, die unter Kara 1683 Mustttpha mit einem Heere von 230000 Mann gegen Wien vorrückten. Der kaiserliche Feldherr, Herzog Karl von Lothringen, war zu schwach, sich diesem großen Heere entgegenzustellen. Der Kaiser verließ kleinmütig seine Hauptstadt, ging nach Passau und erließ einen Hilfe- und Mahnruf an alle Reichsfürsten. Der große Kurfürst war auch zur Hilfeleistung bereit, er wollte sein Heer schon Über Schlesien nach Wien senden; da verzichtete der Kaiser auf Brandenburgs Hilfe, aus Furcht, der Kurfürst möchte diese Gelegenheit benutzen, sich Schlesien anzueignen, und wandte sich um Hilfe an Polen. Obwohl Wien nur schlecht befestigt war, hielt es sich unter dem Kommandanten Rüdiger v o n S ta h r e m b e r g doch dem ungeheuren Heere gegenüber acht Wochen lang; Bürger und Studenten wetteiferten mit den Soldaten in Heldenmut, und der in der Belagerung ungeschickte Feind richtete an den Festungswerken nur geringen Schaven an, obwohl ihm von Paris aus eine genaue Zeichnung derselben übersandt war. Endlich nach sechzigtägigem Harren erschienen der Polenkönig Johann Sobiesky, Karl
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_V. Karl_V. Leopold Leopold Ludwig Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Montecuculi Gotthard Leopold Leopold Emerich_Tököly Karl_von_Lothringen Karl Johann_Sobiesky Johann
Extrahierte Ortsnamen: Wien Regensburg Deutschlands Deutschland Ungarn Ungarn Wien Wien Brandenburgs Polen Wien Paris
Joachim I. 13
Selbst einige Ritter aus des Krfrsten nchster Umgebung ent-bldeten sich nicht, an dem frechen Treiben des Raubadels teilzunehmen, und als der Kurfürst einen derselben dafr enthaupten lie, stellten ihm die Ruber sogar nach dem Leben. Der Kurfürst aber bestrafte sie mit dem Tode.
Einst wurde ein Kaufmann in der Nhe Berlins ausgeplndert. Er kam zum Kurfrsten und begehrte Bestrafung des Rubers, der sich am Hofe befinden sollte. Als Joachim seine Diener alle versammelt hatte, zeigte der Kaufmann auf einen stattlich gekleideten Edelmann mit den Worten: Der ist es gewesen!" Bestrzt gestand dieser den Raub und wurde enthauptet. Da schwuren die brigen Ritter dem Kurfrsten blutige Rache; einer derselben schrieb ihm an die Thr seines Schlafgemachs:
Jochimke, Jochimke, hte dy! Fangen wy dy, so hangen wy dt)!"
Der Kurfürst lie sich dadurch nicht einschchtern, sondern fuhr fort, die belthter zu verfolgen. Da legten ihm die Verschwornen bei Gelegenheit einer Jagd auf der Kpenicker Heide einen Hinterhalt. Doch der Fürst wurde noch recht-zeitig durch einen Bauern gewarnt: er kehrte um, holte ein strkeres Gefolge, nahm die Verfchwornen gefangen und lie eine Anzahl derselben nebst ihrem Fhrer auf-hngen. Als man ihm vorwarf, da er adeliges Blut vergoffen habe, sprach er: Ich habe kein adeliges Blut vergossen, sondern nur Schme, Mrder und Ruber hinrichten lassen. Wren diese redliche Edellente gewesen, so wrden sie keine Verbrechen begangen haben."
Bei der Unterdrckung des Raubwesens wurde der Kurfürst durch die Brger und Bauern eifrig untersttzt; mit ihrer Hlfe gelang es ihm, dem Lande Ruhe und Sicherheit und dadurch auch den frheren Wohlstand wiederzugeben. Er erlie eine Stdteordnung, in welcher gleiche Mae und Gewichte in allen mrkischen Landen vorgeschrieben wurden. Das schnste Denkmal aber setzte sich der Kurfürst durch Errichtung des Kammergerichts in Berlin. Unter Joachim I. fiel durch Erbschaft die Grafschaft Ruppiu an Brandenburg, und durch Vertrag mit dem Herzog von Pommern wurde dem Kurfrsten von Brandenburg das Recht zugestanden, Titel und Wappen Pommerns zu führen und von den pommerschen Stnden sich den Eid leisten zu lassen, da sie nach Abgang der Herzge von Po mm ent dem Hause Brandenburg tren, hold und gewrtig sein wollten."
Trotz der strengen Rechtspflege Joachims brach doch während seiner Regierung in Brandenburg eine heftige Judenverfolgung aus. Drei Juden wurden angeklagt, mit geweihten Hostien allerlei Frevel verbt zu haben. Unter den Qualen der Folter gestanden sie es und bekannten sogar, Christenkinder ermordet und sich des Blutes derselben zu Arzneimitteln bedient zu haben. In Folge dessen wurden 40 Juden in Berlin hingerichtet, die brigen aus der Mark vertrieben. Das geschah zu derselben Zeit, als Luther das Licht einer reineren Erkenntnis wieder anzndete. 1 Aber Joachim I. wollte von der Reformation nichts
1 berall in Deutschland wurden damals die Juden blutig verfolgt; in Straburg starben schon 1349 zweitausend Juden den Feuertod.
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Extrahierte Personennamen: Joachim Christenkinder
Extrahierte Ortsnamen: Berlins Berlin Pommern Brandenburg Brandenburg Joachims Brandenburg Berlin Deutschland