sich die Bodenerhebungen einzeln, wo bilden sie Gruppen, wo vereinigen
sie sich zu Hügelreihen und Höhenzügen (Gebirgen)? Der unterste Teil
eines Berges heißt Fuß, der oberste Gipfel, die Fläche zwischen beiden
Abhang oder Böschung. Wo trafen wir steile, wo allmähliche
Böschungen an? Die Einsenkungen zwischen den Bergen heißen Thaler.
Die Böschungen, welche ein Thal einschließen, heißen auch Thalseiten oder
Thalwände. Die tiefste Stelle des Thales, in der gewöhnlich Wasser
rinnt, heißt Thalfurche oder Thalsohle.
Welche fließenden und stillstehenden Gewässer trafen wir auf unfern
Wanderungen an? Beschreibe den weitern Lauf des heimatlichen Baches oder
Flusses! Jedes fließende Wasser sucht in seinem Laufe stets die niedrigsten
Bodenlagen auf und hat daher mancherlei Krümmungen. Wo trafen wir
dergleichen an? Wo bildet der Bach einen kleinen Wasserfall? Welcher Art
ist sein Gefälle? An welchen Stellen wurde seine Wasserkraft zuip Mühlen-
betriebe verwertet? Zu welcher Jahreszeit hat der Fluß einen niedrigen
Wasserstand und wann einen sehr hohen? Warum? An welchen Stellen
trafen wir Quellen an? Wie unterscheidet sich ein Graben von einem
Flusse? Beschreibe die Lage etwa vorhandener stehender Gewässer und ver-
gleiche sie hinsichtlich ihrer Größe und Beschaffenheit mit dem Teich (See) des
Heimatortes!
Das Wasser ist in einem beständigen Kreislaufe begriffen.
Durch die Wärme verdunstet es und steigt als Wasserdampf in die Höhe,
bildet Wolken und tränkt dann wieder als Tau, Nebel, Regen und Schnee
die Erde. Diese Feuchtigkeit sammelt sich in seinen Wasseradern unter der
Erde und springt in Quellen wieder zutage. Das Wasser der Quellen
sucht in seinem Laufe die tiefsten Stellen und wäscht sich eine Rinne oder
ein Bett aus. Die Ränder desselben heißen User. Wenn man mit den
Augen dem Laufe des Wassers folgt, so liegt zur linken Hand das linke,
zur rechten das rechte Ufer. Da, wo ein fließendes Gewässer gleichsam den
Mund öffnet und sein Wasser in ein anderes ausspeit, ist seine Mündung.
Zwischen Quelle und Mündung ist sein Lauf. Der Höhenunterschied zwischen
Quelle und Mündung heißt fein Gefäll. Im Gebirge fällt das Wasser
mehr als im Tieflande und läuft darum rascher. Nicht selten stürzt es plötzlich
in eine Tiefe und bildet fo Wasserfälle, oder zwängt sich in Strom-
schnellen schäumend durch Felsen. Fließende Gewässer werden zuweilen auf
ihrem Wege durch Wehre und Schleusen gehemmt, um ihr Wasser in
Mühlen, Fabriken und zur Bewässerung der Wiesen dienstbar zu machen. —
Kleine fließende Gewässer heißen Bäche, größere aber Flüsse und Ströme.
Die Bäche lausen einem Flusse, die Flüsse als Nebenflüsse meist einem
Hauptstrome und dieser dem Meere zu.
Alles Land, das seine Gewässer in großen und kleinen Adern einem
Strome zusendet, bildet sein Stromgebiet, das ganze Wassernetz aber das
Stromsystem. Da, wo auf Bodenerhebungen das Wasser nach verschiedenen
Flüssen und Meeren abfließt, ist eine Wasserscheide. Häufig werden
zwei Gewässer künstlich durch gegrabene Kanäle verbunden. Wenn sich das
Wasser in Vertiefungen des Bodens sammelt und ruhig stehen bleibt, so
bilden sich stillstehende Gewässer. Dahin gehören Sümpfe, Teiche, Seen
und Meere.
Die Witterung zeigt im Laufe des Jahres vielerlei Wechsel und
Verschiedenheiten. Was weißt du von der Witterung zur Zeit des Winters,
des Frühlings, des Sommers und des Herbstes zu erzählen? Wir ersehen
daraus, daß die Lust, welche uns umgiebt, bald trocken, bald feucht, bald
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— 46 — Ii
Hafen, das feste Ulm (43), von dessen viereckigem Gelde ein Sprüchlein sagte:
„Ulmer Geld geht durch die ganze Welt", die Universität Tübingen (15), das
thätige Heilbronn (38)?
24. Die Übrigen Staaten Siiddeutschlands.
a) Das Großherzogtum Baden (15000 qkm, 1,8 Mill. Einw.) liegt
auf dem rechten Rheinufer vom Bodensee bis über die Neckarmündung hinaus
und zwischen dem Kamme des Schwarzwaldes und dem Rheine. Es ist fast
so groß wie Württemberg, zu 3/s katholisch und % evangelisch. (Grenzen?)
Der Schwarzwald steht voll mächtiger, finsterer Tannen. Steil fällt er
gegen die Rheinebene, allmählich gegen Schwaben ab. Aus seinen schönen
Thälern eilen muntere Flüsse dem Rheine zu. Flößer flößen das Holz dem
Rheine zu und gehen bis Holland; denn der Schwarzwald ist das Holzmagazin
Hollands. Viele Schwarzwäldler fertigen Uhren, Glaswaren, Holzschnitzereien
u. dgl. Die unteren Hänge des Gebirges sind mit Laubwald, Weinbergen,
Feldern und Obstbäumen geschmückt. Die Rheinebene ist äußerst fruchtbar und
belohnt den Fleiß der Anbauer reichlich. An 2 Stellen tritt das Gebirge dem
Strome nahe: in dem Kaiserstuhle, einem isolierten kleinen Gebirge bei Breisach,
und bei Rastatt. Diese Stellen sind darum durch Festungen geschützt. An
den Bodensee oder das schöne „Schwäbische Meer" grenzen 5 Staaten. (Welche
und mit welchen Städten?) Sein leeres Becken könnte der Rhein erst füllen,
wenn er zwei Aahre hinein flösse. Trüb und gelblich von Schmutz und Geröll
fließt der Rhein in den Bodensee, aber klar und grünblau strömt er heraus.
Weinberge und Obstgärten umkränzen den See. Schiffe und Kähne beleben
seinen Spiegel. Eine lange Brücke führt auf die schöne Insel Mainau.
Wo liegen: das strahlenförmig angelegte Karlsruhe (98), die Konzils-
stadt Konstanz (20), der schöne Bischofssitz Freiburg (62), das weltberühmte
Bad Baden-Baden, die Universität Heidelberg (40), (eine der schönsten
Städte Deutschlands, mit den großartigen Schloßruinen und dem riesigen Heidel-
berger Faß), das rechtwinkelig gebaute, äußerst handelsrege Mannheim (140)?
b) Das Großherzogtum Hessen (7700 qkm, über 1 Mill. Einw.) ist
etwa halb so groß wie Baden, zu 2/3 evangelisch und 1/s katholisch. Die
Provinz Oberhessen liegt nördlich vom Rheine um den Vogelsberg, der
Hauptteil des Landes aber, die Provinzen Starkenburg und Nheinhessen,
in der oberrheinischen Tiefebene von Worms bis Bingen und um den Oden-
wald zwischen Neckar und Main. Auf dem linken Rheinufer liegt Rhein-
Hessen, auf dem rechten Starkenburg. Es ist ein schönes Land „voll
Korn und Wein". Reiche Ernten liefert die Wetterau; ein wahrer Obst-
und Weingarten ist die Bergstraße am westlichen Fuße des Odenwaldes.
Wo liegt die Residenzstadt Darm stadt (71), das altberühmte Worms
(30), das feste Mainz (85), das freundliche Bingen, dasgewerbreiche Offen-
bach, die Universität Gießen (23)? Geschichtliches von Worms!
c) Das Reichsland Elsaß-Lothringen (14 500 qkm, 1,7 Mill. Einw.)
von der Größe Badens mit überwiegend katholischer Bevölkerung ist 1870/71
mit dem Blute deutscher Brüder von Frankreich zurückerkauft worden. Es
steht unmittelbar unter dem Kaiser, der es durch einen Statthalter in Straß-
bürg verwalten läßt. Es zerfällt in die Bezirke Ober- und Unter-Elsaß
und Lothringen mit den Bezirkstädten Colmar, Straßburg und Metz.
Elsaß liegt aus dem östlichen Abhange der Vogesen und in der oberrheinischen
Tiefebene bis zum Rhein, Lothringen auf der westlichen Abdachung der
Vogesen bis zum Moselthale. Rhein, Jll und Mosel sind die Flüsse des
Landes. Der Kaiserkanal verbindet den Rhein mit der Rhone. Das biedere
Volk ist in Sitte und Sprache noch gut deutsch; nur nach der Mosel hin,
bei Metz, herrscht die französische Sprache vor.
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Ii — 51 —
Gieb'die Lage dieser Landesteile zu einander an! Bestimme sie nach der
Bodengestaltung! Wo liegen die genannten Städte? Wie liegen sie zu einander?
Was weißt du Geschichtliches von einzelnen dieser Städte?
Wien, von dem es heißt: ,,'s giebt nur a (eine) Kaiserstadt, 's giebt nur
a (ein) Wien!" hat über 1^/2 Million Einwohner. Es liegt auf dem südlichen
Donauufer in reizender Gegend. Nach S- sieht man die letzten Häupter der
Alpen; nach N.-O. zeigen sich die letzten Ausläufer der Karpaten. Die Donau
erweitert sich hier und trägt große Dampfer. Die March kommt von N-, und
das Marchthal geht ins Donauthal über. Hier war von altersher ein Knoten-
punkt des Völkerverkehrs. Über die herrlichen Paläste ragt der Stephansturm
wie ein Riese über Zwerge. Am meisten fesselt die Wiener der schöne Lustwald
„Prater". Das bunteste Gemisch von Gesichtern, Trachten und Sprachen trifft
man in den Straßen. Man merkt, daß Morgen- und Abendland sich hier die
Hand reichen. Die Wiener sind gutmütig, heiter, witzig und genußliebend.
Salzburg ist reich an Salz und Bädern (Gastein). Die schöne Stadt
Salzburg liegt malerisch zu beiden Seiten der reißenden Salzach in einem
engen Thale zwischen zwei Hügeln. Die Riesen der Salzburger Alpen bilden
den Hintergrund, während sich im Vordergrunde die bayerische Ebene öffnet.
Die Straßen sind eng und dunkel, aber die schönen Denkmäler, darunter das
des großen Musikers Momart, der hier geboren wurde, die öffentlichen Plätze
und Anlagen geben der Stadt ein stattliches Aussehen. Ein Bischof von Salz-
bürg vertneb Taufende von Protestanten, die in Preußen eine neue Heimat
fanden- Das Salzkammergut zeichnet sich aus durch herrliche Gletscherberge,
tiefblaue Seen, brausende Wasserfälle und unermeßlichen Salzreichtum.
Tirol ist berühmt durch seine Naturschönheiten, seine fröhlichen, biedern und
musikalischen Bewohner, seine Alpenwirtschaften und seine Holzschnitzereien. Die
Tiroler hängen mit zäher Treue am Hergebrachten. Ihr Volksheld ist Andreas
Hofer. Sie sind kühne und sichere Gemsjäger und Vogelfänger, fleißige Sennen,
geschickte Sänger. Nach Süd- oder Welsch-Tirol im Gebiete der Etsch, besonders
nach Meran, ziehen viele Kranke, um in der milden Luft zu gesunden.
Das Land Krain in den S.-O--Alpen hat drei Merkwürdigkeiten: die
Adelsberger Höhle, den Zirknitzer See und die Quecksilberbergwerke
von Jdria. Die Höhle ist eine der größten, verzweigtesten und schönsten der
Welt- Ein Fluß stürzt sich hinein und durcheilt sie tosend mit vielen Wasser-
fällen. Aus Tropfstein finden sich wundervolle Gebilde in allen Formen und
Farben. Bei plötzlicher Erleuchtung gewähren sie einen zauberischen Anblick.
Der Zirknitzer See ist ein Rätsel der Natur. Ein Kranz schöner Ortschaften
umgiebt ihn; Inseln erheben sich darin; Fische und Seevöael beleben seine Fläche.
Plötzlich öffnen sich auf seinem Grunde Löcher und verschlucken in kurzer Zeit
Wasser und Fische. Die Menschen säen nun Hirse, mähen Gras und jagen,
wo sie unlängst fischten. Nach längerem Regen, wenn die verborgenen Kanäle
verstopft sind, welche die unterirdischen Wasser abführten, kehren eben so plötzlich
Gewässer und Fische aus seitlichen unterirdischen Höhlen wieder und füllen den
See bis an den Rand. — In den Bergwerken von Jdria wird das Queck-
silbererz, das sich in unerschöpflicher Menge findet, losgeschlagen, in Brennöfen
zu Dampf verwandelt und in Kühlösen als feiner Regen niedergeschlagen. Weil
vas Quecksilber giftig ist und die Arbeiter immer diesen giftigen Dampf einatmen,
so sehen sie wie wandelnde Leichen aus.
Trieft ist das Hamburg des Südens, eine außerordentlich rege Seestadt,
in der sich alle Völker, Sprachen und Trachten begegnen. Sie bietet vom Meere
und vom Lande her einen malerischen Anblick. Die Altstadt an und auf dem
Schloßberge hat enge und unregelmäßige, die Neustadt an der Reede schöne
rechtwinkelige Straßen. In der Neustadt tritt der große Kanal ein, auf dem
die Schiffe bis an die Magazine gelangen können.
Böhmen ist reich an Braunkohlen. Berühmt in Deutschland ist das böhmische
Glas, das getrocknete Obst und das Pilsener Bier. Die Bewohner sind zu %
Tschechen und zu 2/ö Deutsche. Erstere suchen letztere zu unterdrücken. Am
4*
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Extrahierte Personennamen: Andreas
Hofer Jdria
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Karpaten Donauthal Salzburg Gastein Salzburg Momart Meran Krain Jdria Hamburg Deutschland
70
22. Der erste König von Preußen, Friedrich I. 1688-1713.
1. Friedrichs Charakter. Friedrich, als Kurfürst der dritte, hatte einen schwchlichen, etwas verwachsenen Krper. Von seiner edlen Mutter und dem ernsten Dankelmann war er sorgfltig erzogen worden. Er war gutherzig und leutselig, aber auch eitel und prunkliebend. Schmeichler gewannen leicht sein Ohr und Gnstlinge sein Herz. So wusste sich der geschmeidige Kolb von Wartenberg einzunisten und den strengen, sparsamen Dankelmann zu verdrngen.
2. Friedrichs Streben ging auf die Erwerbung der Knigskrone. Zu der ererbten Macht wollte er auch den gebhrenden Nam en ge-sellen. Weder Gold noch berredung wurden gespart, um den kaiser-lichen Hof in Wien dazu geneigt zu machen. Aber der Kaiser zgerte und schwankte, weil er meinte, die Könige von Preußen mchten nicht so willig zum Gehorsam sein wie die Kurfrsten von Brandenburg." End-lich kam der Kronvertrag 1700 zu Stande, wodurch dem Kurfrsten von Brandenburg gestattet wurde, sich die Knigskrone in Preußen, wo er selbstndiger Herzog war, aufzusetzen.
3. Die Krnung fand den 18. Januar 1701 in Knigsberg statt. Friedrich brach mit seiner Gemahlin Sophie Charlotte und so zahlreichem Gefolge dahin auf, dass 30,000 Vorspannpferde nthig waren. Herolde verkndigten unter Glockengelut und Volksjubel auf 5 ffentlichen Pltzen die Botschaft, dass Preußen zu einem Knigreich erhoben sei. Am Vorabend der Krnung stiftete Friedrich den schwarzen Adlerorden mit der Inschrift: Jedem das Seine." Der Krnungs-schmuck war auerordentlich kostbar. Von den Knpfen des Scharlachrockes kostete jeder 3000 Dukaten, und der Purpurmantel war durch einen Haken mit 3 Diamanten zusammengehalten, die eine Tonne Gold werth waren. Im Saale des Schlosses setzte Friedrich sich und der Knigin die Krone selber auf und empfing auf silbernem Throne die Huldigung. Der Weg nach der Kirche war mit rothem Tuche belegt, und Soldaten bildeten Spalier. König und Knigin gingen unter einem Thronhimmel, den 10 Edelleute trugen. Zwei Bischfe standen an der Kirchenthr und riefen: Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn." Gepredigt wurde der Samuels Wort: Wer mich ehret, den will ich wieder ehren." Knieend empfingen König und Knigin am Altar die Salbung an Stirn und Handgelenk, wobei der Bischof rief : Gott salbe unfern König und unsere Knigin mit seinem heiligen Geiste!" und alles Volk rief: Amen, Amen! Glck zu dem Könige und der Knigin!" In feierlichem Zuge ging es dann zum Krnungsmahle. Dem Volke uberlie man das rothe Tuch auf dem Wege und warf Krnungsmnzen unter dasselbe. Auch fr Speise und Trank war
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Kolb_von_Wartenberg Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Sophie_Charlotte Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Samuels
Extrahierte Ortsnamen: Wien Brandenburg Brandenburg Knigsberg Samuels
54
Krzern gezogen, dagegen die Habsburgische Hausmacht durch qlck-liche Heiraten vergrert.
3. Seine Verheiratung. Er gewann die Hand der reichen Erbm Maria von Burgund. In dem Gedichte Theuerdanks Brautfahrt" sind seine Abenteuer dabei besungen. Die geliebte Maria starb schon nach 5 Iahren durch einen Sturz auf der Falkenjagd. Max fhrte die Vormundschaft fr seinen unmndigen Sohn, musste sich aber die grten Demthigungen von den reichen und bermthigen niederlndischen Stdten gefallen lassen. Brgge hielt ihn sogar ge-fangen, ermordete sein Gefolge und bedrohte fein Leben. Sein lustiger Rath Kunz von Rosen erschien als Mnch verkleidet im Gefngnis und wollte Max zur Flucht bereden, dieser aber wollte seine Freiheit nicht dem Verderben eines treuen Dieners verdanken und wartete, bis sein Vater erschien und die Emprer zchtigte.
4. Seine Regierung. Um dem Raub- und Fehdewesen ein Ende zu machen, fhrte Maximilian den ewigenlandfrieden ein. Wer ihn brach, wurde in die Acht gethan und an Leib und Gut gestraft. Der Landfrieden vervollstndigte den frheren Gott es frieden, d. h. eine vllige Waffenruhe von Mittwoch abends bis Montag frh. Streitigkeiten wurden von dem Reichskammergerichte in Frank-iurt, spter Wetzlar, geschlichtet. Um rascher Ruhe und Ordnung herzustellen, wurde Deutschland in 10 Kreise mit Kreisobersten getheilt. Max verbesserte das G e s ch tz w e s e n und fhrte durch den Fürsten Taxis die Post im Reiche ein.
5. Sein Ende. Der alternde Kaiser sah eine neue Zeit an-brechen, ohne frdernd oder hindernd einzugreifen. Auf dem letzten Reichstage zu Augsburg schlug die Wahl seines Enkels Karl fehl und 100 Beschwerden gegen das Kirchenregiment blieben unerledigt. Krn-kelnd zog Max nach Innsbruck, aber die Brger verweigerten das Gast-recht, weil eine alte Schuld unbezahlt sei. Tief gekrnkt zog Max weiter, starb aber auf dem Wege in Wels. Als er den Tod nahen fhlte, kleidete er sich in sein Todtenhemd, empfing das Abendmahl und trstete die weinenden Seinen. Wie er gelebt, so starb er, als letzter Ritter; seinen Sarg hatte er schon 4 Jahre mit sich herumgefhrt.
180 'Das Morgenroth der Neuzeit in den Erfindungen und Entdeckungen.
1. Der Kompass 1300. Die Alten mufsten bei ihren Seefahrten nahe an der Kste bleiben, weil sie sonst die Richtung verloren htten. Da machte der Italiener Giojavonamalfidie Magnetnadel zum Fhrer der Schiffe in der pfadlosen Wasserwste. Schon die Chinesen hatten sie bei den Karawanenzgen durch die Wste benutzt. Die Er-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Maria_von_Burgund Maria Maria Maria Max Kunz Max Maximilian Maximilian Max Karl Karl Max Max Max Max Morgenroth
Extrahierte Ortsnamen: Frank-iurt Wetzlar Deutschland
4
Mittlere Geschichte.
der Franken, Bischof Gregor von Tours: „So fällte Gott täglich seine Feinde
unter feiner Hand, darum, daß er mit rechtem Herzen vor ihm wandelte und that,
was seinen Augen wohlgefiel."
Chlodwig genoß die Früchte seiner Frevelthaten nicht lange. Er
starb schon 511 in seiner Hauptstadt Paris, erst 45 Jahre alt. Sein
Reich wurde unter seine vier Söhne verteilt.
6. Das Lehnswesen. Das fränkische Reich war von Anfang an
stark und fest durch das L eh ns wesen. In den vielen Kriegen wurde
das eroberte Land größtenteils Königseigentum. Der König teilte es
mit seinem Gefolge, und jeder erhielt sein Losteil als freies Eigentum,
als Allod. Dennoch behielt der König für sich so viel, daß er den Ge-
treusten und Höchsten seines Gefolges noch Land geben konnte, das ihm
zwar eigen blieb, jenen aber zur Nutznießung gelehnt war. Ein solches
Land hieß Lehen (feudum, beneficium, d. i. Wohlthat). Der Geber
war der Lehnsherr, der Empfänger hieß Lehnsmann oder Basall.
Der Vasall besaß das Lehen, wenn er es nicht durch Treulosigkeit
(Felonie) verwirkte, gewöhnlich auf Lebenszeit. Abgaben bezahlte der
Lehnsmann davon nicht; nur war er in jedem Streite zur Heeresfolge
verpflichtet; auch mußte er von Zeit zu Zeit Hofdienst leisten, d. h. an
dem Hofe erscheinen. Auch die Häupter der Kirche, die Bischöfe und
Erzbischöfe, meist Welsche, wurden nicht mit Geld besoldet, sondern er-
hielten Lehen. Dadurch wurde die Kirche bald reich und konnte selbst
kleine Lehen austeilen, ebenso wie die großen Vasallen dies thaten. Solche
kleinere Lehen waren: einzelne Städte, Burgen und Schlösser, Fischereien,
Wälder, Weinberge, Salzpfannen, Mühlen, Brauereien, Häuser, Höfe,
selbst einzelne Hufen. Vor allem aber wurden Klöster mit ihren reichen
Einkünften oft an weltliche Große gegeben. Später galten auch Ämter,
wie die der Schultheißen, Vögte und Grafen, als Lehen. Für diese
niederen Lehen wurden entweder geringe Dienste verlangt, z. B. den
Wagen eines Klosters zu geleiten und gegen räuberische Anfälle zu
schützen, den Abt zu Pferde zu begleiten oder ihm das Pferd zu leihen;
oder es wurde für den Nießbrauch des Lehens ein jährlicher Zins gezahlt.
Aus den kleinen Lehnsleuten entstand der niedere, aus den höchsten
der hohe Adel.
Ii. Zustinian; 527-565.
3. Fall des Vandalenreichs. Als das weströmische Reich
bereits untergegangen war, gelangte das oströmische unter dem Kaiser
Justinian noch einmal zur Blüte. Er kehrte seine Waffen zunächst
gegen das Vandalenreich in Afrika. Sein Feldherr Belisar zog
siegreich in die Hauptstadt Karthago ein, und das Vandalenreich wurde
534 eine oströmische Provinz.
Der einst so kräftige Stamm der Vandalen hatte unter der heißen Sonne
Afrikas und bei der veränderten Lebensweise seine alte Kraft verloren. Sein König
verteidigte sich in einem Bergschlosse des Atlas drei Monate lang. Dem Verhungern
nahe, ließ er den feindlichen Hauptmann, der ein Deutscher war, um drei Dinge
bitten: um ein Stück Brot, seinen Hunger zu stillen, um einen Schwamm, seine
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Gregor_von_Tours Gregor Chlodwig
Die Araber; Muhamed.
7
in. Die Araber; Mnhamed; 622.
a. Arabien und seine Bewohner. Die Halbinsel Arabien ist
von drei Seiten vom Wasser umgeben; im Norden wird ste von Syrien
und Palästina durch unzugängliche Wüsten getrennt, durch welche alle
Eroberer, sogar Alexander und die Römer, ferngehalten wurden. Von
einzelnen Oasen unterbrochen, ist das öde Hochland größtenteils eine
Heimat für Nomaden, d. i. wandernde Hirtenvölker; die Lebensweise
dieser Beduinen (Söhne der Wüste) hat sich seit Jahrtausenden kaum
verändert; noch immer ist der Besitz eines Brunnens oder einer besseren
Weide Ursache eines Kampfes zwischen den einzelnen Stämmen, der sich
von Geschlecht zu Geschlecht vererbt. Fruchtbarer sind die Ränder des
Hochlandes, besonders das glückliche Arabien (im Südwesten), das
schon im Altertume durch Weihrauchpflanzen (Aloe, Myrrhen), Palmen-
gärten und seine Bewässerungsanstalten mit großen Wasserbehältern und
unterirdischen Kanälen berühmt war, und wo noch heute alle Kultur-
pflanzen der Erde, insbesondere Zuckerrohr, Baumwollen- und Kaffee-
bäume gedeihen. Von den Tieren Arabiens sind besonders das edle Roß
und das Kamel, „das Schiff der Wüste", zu erwähnen.
Die Araber sind ein edles, begabtes Volk, ernst und schweigsam.
Das ewige, mühsame Wander- und Hirtenleben in der öden Wüste hat
den Körper der Wüstensöhne eigentümlich gestählt, die schmale und
geringe Kost den Leib hager erhalten. In diesem schlanken, aber ge-
schmeidigen und muskelkraftigen Körper wohnt ein mutiger und auf-
merkender Geist, den der Kampf mit Räubern oder feindlichen Stämmen
stets rege erhält. So entwickelte sich bei ihnen ein stolzer, unabhängiger
Sinn, Liebe zur Freiheit und eine starke Anhänglichkeit an den väter-
lichen Stamm, für dessen Ehre jeder Einzelne bis auf den Tod kämpft.
Ihr lebendiger, scharfer Verstand führte die Araber frühzeitig zur Pflege
der Mathematik, ihre Lebensweise zur Astronomie, d. i. "Sternkunde;
auch die Dichtkunst entwickelte sich bei ihnen früh. — Ihre Religion
bestand in der Verehrung eines obersten Gottes, der sich in Sturm und
Gewitter, wie in der heißen Sonnenglut offenbarte; daneben verehrten
ste eine weibliche Gottheit, die Erde mit ihrer Fruchtbarkeit. Der stete
Aufenthalt im Freien und besonders während der Nacht, da die Karawanen
reisten und die Hirten die Herde weideten, um der Gluthitze des Tages
zu entgehen, führte sie von selbst zur Verehrung der Sterne. Vom
Himmel herabgefallene Steine, Meteoriten, waren dem Volke Sinnbilder
der Götter und wurden auf den Bergen aufgerichtet und angebetet.
Keiner dieser Steine aber hatte ein höheres Ansehen als der zu Mekka
befindliche, welcher uoch jetzt an der Außenmauer eines kleinen würfel-
förmigen Tempels, der Kaaba, aufgerichtet ist. Diesen Stein hat Gott
— so glauben die Araber — schon dem Adam gegeben, als dieser die
Kaaba errichtete, während der Sündflut wieder zu sich genommen und
Abraham zurückgegeben, als dieser den Tempel wieder aufbaute. In
letzterem entspringt ein Quell, nach Meinung der Araber derselbe, aus
welchem Hagar den Ismael erquickte (1. Mose 21, 19), für dessen Nach-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Gott Abraham
100 Mittlere Geschichte.
begrüßte den Sieger; als dieser aber sein Visier öffnete, war cs kein anderer als der
Kaiser selbst.
Maximilian hat viele Kriege geführt, war aber in denselben nickt
glücklich : er wußte den Wert des Geldes nicht zu schätzen, auch unter-
stützten ihn die Reichsfürsten zu wenig, so daß er einst mit Recht sagte:
„Ich herrsche über Könige; denn meine Fürsten gehorchen nur so viel,
wie ihnen beliebt." Nur gegen die Türken hatte Maximilian einigen
Erfolg. Diese suchten weiter westwärts zu dringen; Ungarn und die
östreichischen Erblande beunruhigten sie bereits. Aus letzteren vertrieb
sie Maximilian; dagegen mußte er dulden, daß die seit dem Untergange
der Hohenstaufen zu Republiken gewordenen norditalischen Städte
von Franzosen und Spaniern besetzt wurden. Auch der Versuch Maximilians,
die Schweizer wieder unter dle Botmäßigkeit des Reiches zu bringen,
schlug gänzlich fehl.
Glücklich war Maximilian darin, die Macht des Hauses Habsburg
durch Heiraten zu vergrößern. Seinen Sohn Philipp verheiratete er
mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von Arragonien
und der Königin Isabella von Kastilien. Aus dieser Ehe entsprossen zwei
Söhne, Karl und Ferdinand. Karl vereinigte später Arragonien und
Kastilien zu dem Königreiche Spanien; er ist derselbe, welcher als deutscher
Kaiser den Reichstag zu Worms abhielt. Sein Bruder Ferdinand
wurde ebenfalls durch Heirat König von Ungarn und Böhmen.
e. Die Landsknechte. Maximilian gilt auch als Schöpfer eines
neuen Kriegswesens in Deutschland; durch ihn kamen die Landsknechte
auf. obwohl diese Georg (Iürge) von Frundsberg als „Vater
der Landsknechte" verehrten. Sie hatten ihren Namen davon, daß sie
in kaiserlichen Landen geworben wurden. Während die Söldner sich ihre
Verfassung selbst gegeben hatten, wurden die Landsknechte auf Grund
einer gedruckten, vom Kaiser gebilligten Kriegsordnung von einem erprobten
Anführer unter dem Reichsbanner angeworben. Unter Trommelschlag
ward das kaiserliche Werbepatent in Städten und Dörfern bekannt ge-
macht, und ehrliche, rüstige Gesellen wurden eingeladen, demselben Folge
zu leisten. Die Landsknechte waren im 16. Jahrhundert auch im Aus-
lande geachtete Soldaten. Ihre Führer, wie Iürge von Frunds-
berg und Sebastian Schärtlin, erwarben sich großen Ruhm; unter
Karl V., der sich ihrer in seinen auswärtigen Kriegen bediente, standen
die Landsknechte in hohen Ehren. Sie bildeten eine Kriegerzunft, ein
Waffenhandwerk und hatten ihre eigenen Sitten, Gesetze und Ehren,
ihre eigenen Lieder.
Der Landsknecht durfte erst nach gereinigter Wahlstatt sich des Beutemachens
befleißigen, wobei aber Mühlenwerke, Backöfen und Pflüge als unantastbar galten.
Blieb man längere Zeit an einem Orte, so wurde für die Bedürfnisse des Regiments
ein besonderer Markt eröffnet; Weiber und Kinder, Mägde und Händler begleiteten
den Kriegszug. — Auf dem Haupte die mit einer Feder geschmückte Sturmhaube,
vor der Brust den Krebs (Harnisch), an den Beinen gestiefelt, selten noch geharnischt,
in der Hand die Lanze oder die Hellebarde, auch wohl schon statt ihrer die schwere
Muskete, so stand der Landsknecht mit gespreizten Beinen fest in seiner Kriegshaltung.
Unwiderstehlich war der „Igel", d. i. die Geviertordnung, in welcher die mit Lanzen
bewehrten Krieger ihren Massenangriff ausführten. Die Trommelschläge beim Angriff
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilians Maximilian Maximilian Philipp Philipp Johanna Ferdinand_von_Arragonien Ferdinand Isabella Karl Karl Ferdinand Ferdinand Karl Karl Ferdinand Maximilian Maximilian Georg_(Iürge Sebastian_Schärtlin Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Maximilians Kastilien Kastilien Spanien Ungarn Deutschland Frundsberg
70
Mittlere Geschichte.
Norden: Köln, Erfurt, Braunschweig, Bremen, Hamburg und Lüneburg;
in den Niederlanden: Brügge, Brüssel und Antwerpen.
Die Herrschaft in den Städten hatte der Bogt des Landesherrn
(Königs, Herzogs. Bischofs). Viele Städte brachten es aber durch Geld
oder durch Gewalt dahin, daß der Bogt mit seinen Rittern die Stadt
verließ und die Verwaltung und Verteidigung derselben den Bürgern
selbst überlassen wurde. Solche Städte standen unmittelbar unter dem
Könige und hießen freie Reichsstädte. Noch manche andere Vor-
rechte erwarben sich die Städte, z. B. Münzen zu schlagen. Die vor-
nehmen Geschlechter, aus denen Bürgermeister und Ratsherrn gewählt
wurden, bildeten gleichsam einen städtischen Ritterstand; man nannte sie
patricische Geschlechter. Als aber das Gewerbe immer mehr
aufblühte und die Handwerker durch ihre Vereinigung sich stark fühlten,
fochten sie unter ihren Zunftmeistern oft blutige Kämpfe gegen die Pa-
tricier und verlangten zuletzt völlige Gleichstellung mit diesen; ja, in
Süddeutschland kam seit dem 13. Jahrhunderte in den meisten Städten
die Regierung an die Zünfte. Die Könige begünstigten das Aufblühen
der Städte, weil sie in ihnen eine Stütze gegen den übermächtigen Adel
und die Bischöfe sahen; die Fürsten, Grafen und Bischöfe aber lebten
mit ihnen oft in Fehde. Die Bürger mußten daher, besonders in der
Zeit des Faustrechts, die Waffen zu führen verstehen.
Wie groß und volkreich die deutschen Städte damals waren, be-
zeugen viele Urkunden. Im 14. Jahrhundert hatte Aachen 19 826 wehr-
hafte Männer, Straßburg 20 000 Bewaffnete, Nürnberg 52 000 Bürger.
Bei einem Aufstande bewaffnete der Lübecker Rat 5000 Kaufleute, und
noch 1580, als die Blüte der Stadt längst vorüber war, zählte sie
50—60000 wehrhafte Männer und über 200000 Einwohner. Und wie
viele Städte mittlerer Größe hatte Deutschland damals noch, die heute
den Namen einer Stadt kaum mehr beanspruchen können!
Von Nürnberger Bürgern heißt es: „Die Geräte der Partricier bestehen größten-
teils aus Silber und Gold; doch fällt nichts mehr ins Auge, als Schwert, Harnisch,
Streitkolben und die Pferde, die sie besonders als Merkmale ihres Adels und ihres
alten Geschlechts aufstellen. Aber auch der gemeine Mann hat seine Waffen in guter
Ordnung in seinem Hause, um gleich bei der ersten Bewegung mit denselben an dem
ihm angewiesenen Lärmplatze zu erscheinen."
Über den Reichtum der deutschen Städte sagt ein Geschichtsschreiber im 12. Jahr-
hundert: „Die Könige von Schottland möchten wünschen, so zu wohnen, wie ein
mittelmäßiger Bürger von Nürnberg. Wo ist ein Gasthaus bei euch (Deutschen),
wo man nicht aus Silber trinkt? Welche, ich will nicht sagen vornehme, sondern
auch nur bürgerliche Frau ist nicht mit Gold verziert? Was soll ich von den Hals-
ketten der Männer und von den Pserdezäumen sagen, die aus reinstem Golde gemacht,
und von den Sporen und Scheiden, die mit Edelsteinen bedeckt sind?" Augsburg galt
für die reichste Stadt der ganzen Welt; der Bürgermeister von Danzig wagte es, dem
Könige von Dänemark den Krieg zu erklären. Als die Königin von Frankreich den
Glanz und die Pracht der Bürgcrfrauen von Brügge sah, rief sie aus: „Ich glaubte,
allein Königin zu sein, und erblicke hier wohl 600!"
Mit dem Reichtum kam aber auch Wohlleben in die Städte: der Luxus in
der Kleidung, bei Gastmählern (Hochzeiten, Kindtaufen) nahm überhand, so daß in
mehreren Ländern Verordnungen erlassen werden mußten, in denen genau bestimmt
wurde, wer Gold, Silber, Perlen und Sammet tragen dürfe und wer nicht, wie
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Extrahierte Personennamen: Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Erfurt Braunschweig Bremen Hamburg Niederlanden Antwerpen Süddeutschland Aachen Straßburg Nürnberg Deutschland Schottland Nürnberg Danzig Frankreich
Mittelalterliche Zustände.
71
lang die Schnäbel an den Schuhen sein dürften, wie viel Schüsseln bei Hochzeiten
und Kindtaufen aufgetragen werden dürsten u. s. w.
Um aber außerhalb der bergenden Mauer ungestört Handel treiben,
die reichen Warenzüge befördern zu können, schloffen die verschiedenen
Städte unter einander Bündnisse. So entstanden der rheinische und
der schwäbische Städtebund. 1241 schlossen Lübeck und Hamburg einen
Vertrag; sie wollten Schiffe ausrüsten und Bewaffnete stellen, um das
Land zwischen der Elbe und Trave (bei Lübeck) und ebenso die Gewässer,
auf denen sie ihre Waren ins Meer schickten, gegen jede Räuberei sicher
zu stellen. Das war der Anfang der Hansa, d. i. Bund. Bald
schlossen sich mehrere Städte an, nach etwa 100 Jahren gehörten ihr
gegen 100 Städte an.
In vier große Quartiere war der Bund eingeteilt, deren Hauptstädte Lübeck,
Braunschweig, Köln und Danzig waren. Den ganzen Handel der Ostsee und
auch größtenteils den der Nordsee zogen die Hansastädte an sich; die Heringsfischerei war
fast ganz in ihren Händen. Bier große Warenniederlagen besaßen sie: zu Nowgorod
in Rußland, zu Bergen in Norwegen, zu Brügge in Flandern und zu London.
So wurde der Bund bald reicher und mächtiger als manche Königreiche. Er zwang
den König von Frankreich, den Engländern allen Handel an den französischen Küsten
zu verbieten, und nötigte England, den Frieden mit ihm um 10 000 Pfund Sterling
zu erkaufen; er entthronte den König von Schweden und eroberte viermal Kopenbagen.
1421 rüstete er gegen diese Stadt eine Flotte von 248 Schiffen mit 12 000 Reitern aus.
Im 15. Jahrhundert verfiel die Hansa allmählich; sie hatte jetzt weniger Be-
deutung, weil kräftigere Fürsten selbst für Ordnung und Sicherheit sorgten. Eine
Stadt nach der anderen trat vom Bunde zurück; zuletzt blieben nur Bremen,
Hamburg und Lübeck, die 1630 noch einmal den Bund erneuerten und bis heute
den Namen Hansastädte führen.
Während die Ritter auf ihren Burgen, die Städter hinter den festen
Mauern sicher wohnten, waren die Bauern in ihren Stroh- und Lehm-
hütten ohne allen Schutz. Sie waren ganz in der Gewalt desjenigen
Herrn, auf dessen Gebiete ihre Wohnung stand und konnten von diesem
nach Willkür mit Abgaben belastet werden. Ihre Saaten wurden in
den Fehden oft zertreten; ganze Dörfer wurden von den Raubrittern
..ausgepocht", d. h. alles Vieh, das beste Hausgerät, Betten, selbst
die notwendigsten Kleidungsstücke wurden mitgenommen.
Mancher Bauersmann flüchtete sich wohl in die benachbarte feste
Stadt und ward frei; andere erlangten ihre Freiheit dadurch, daß sie
am Kreuzzuge teilnahmen, oder daß ihr Herr denselben mitmachte und
— wie dies oft geschah — vorher alle seine Knechte freigab. Doch im
ganzen führte der Bauernstand im Mittelalter ein trauriges Leben.
3) Aas Gerichtswesen. Aie Aemgerichte.
In den ältesten Zeiten .konnte jeder Freie an dem Gerichte teil-
nehmen; Karl der Große aber führte die Schöffen ein, d. i. eine
bestimmte Anzahl achtbarer Freie, welche beeidigt waren und unter Vorsitz
des kaiserlichen Grasen nach Gewohnheit und Herkommen richteten. All-
mählich entstanden auch Sammlungen solcher Gewohnheitsrechte, so zu
Anfang des 13. Jahrhunderts der S a ch se nsp i e g e l für Norddeutschland
und der Schwabenspiegel für Süddeutschland. Die Gottesurteile
kamen im 15. Jahrhunderte ab; dagegen kam die Folter in Gebrauch.
1241
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TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
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Extrahierte Personennamen: Karl
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Braunschweig Danzig Ostsee Norwegen Flandern London Frankreich England Schweden Bremen Hamburg Norddeutschland