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1. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 3

1883 - Hannover : Helwing
Chlodwig. 3 In Paris gelobte er den zwölf Aposteln, da, wohin er gerade seine Streit- axt schleuderte, nach glücklicher Rückkehr eine Kirche zu bauen. Er be- siegte die Westgoten bei Vougle (spr. Wuglee), nahe bei Portiers 507 (Poatje). Der Westgotenkönig Älarich wurde von Chlodwig beim Auf- einanderrennen in der Schlacht durchbohrt; Chlodwig unterwarf sich das Land bis zur Garonne. Den südlichsten Teil Galliens erhielt der Sohn des gefallenen Königs, beschützt von seinem Großvater, dem Ost- gotenkönige'theodorich. Spanien wurde seitdem der Hauptsitz der Westgoten; ihre Hauptstadt wurde Toledo. Auf der Heimkehr erhielt Chlodwig in Tours (spr. Tuhr) von dem oströmischen Kaiser für die Besiegung der ketzerischen Arianer Titel und Gewand eines römischen Patricius. (Beschützer Roms.) In der Kirche, vor dem Grabe des heiligen Martin', bekleidete er sich mit der purpurnen Toga und setzte sich die Krone aufs Haupt. So geschmückt, trat er unter das Volk. Jetzt erst betrachteten ihn die besiegten Gallier als ihren rechtmäßigen König, und auch den Franken erschien er im Lichte höherer Würde. e. Chlodwigs Grausamkeit und Tod. Als Chlodwig so Gallien im Osten bis an die Rhone, im Süden bis an die Garonne erobert hatte, suchte er durch grausame Ermordung aller fränkischen Stammes- häupter die Herrschaft über das ganze Frankenreich sich und seinen Nach- kommen zu sichern. Dem Sohne des Siegbert von Köln schrieb er: „Dein Vater ist lahm und zu alt, um noch König zu sein." Der Sohn ließ infolgedessen den Vater er- morden, als dieser auf einer Jagd im Walde Mittagsruhe bielt. Als der Mörder aber den Gesandten Chlodwigs die gewonnenen Schatze zeigen wollte und sich beim Offnen des Kastens bückte, erschlug ihn einer der Franken hinterrücks mit der Streit- axt. Dann sprach Chlodwig zum Volke: „Meines Detters Sohn hat seinen Vater durch Meuchelmörder umbringen lassen und jetzt selbst — durch wen, weiß ich nicht — den verdienten Lohn gefunden. Es ist sündhaft, das Blut seiner Verwandten zu ver- gießen. Wendet euch zu mir und begebt euch in meinen Schutz." Da erwählte ihn das Volk zum Könige. Ein Frankenfürst hatte Chlodwig nicht gegen die Römer geholfen. Jetzt ließ dieser ihm und seinem Sohne die Haare scheren und machte beide zu Geistlichen. Der Sohn sprach zum Vater: „Das Laub ist abgestreift, aber das Holz noch grün und kann zum Verderben jenes wieder Blatter treiben." Da ließ Chlodwig beide hinrichten und nahm ihr Land in Besitz. Ein anderer Frankenfürst war wegen seiner Schwelgerei bei seinen Unterthanen verhaßt. Chlodwig bestach einige aus dessen Gefolge durch eherne Waffenringe und Wehrgchenke, die er für goldene ausgab. Da führten sie ihren Herrn gebunden vor Chlodwig; dieser rief aus: „Wie hast du unser Geschlecht so tief erniedrigen können, dich binden zu lassen? besser der Tod!" und mit der Streitaxt spaltete er ihm den Kopf. Dann schlug er auch des Königs Bruder mit den Worten nieder: „Hättest du deinem Bruder geholfen, so wäre er nicht gebunden worden!" Zu den Rittern aber sprach-Lr: „Für eure falschen Thaten gebührt euch falsches Geld. Freut euch, daß ich euch für euren Verrat nicht hin- richten lasse!" Als er seine ganze Familie ausgerottet hatte, hörte man ihn oft klagen, daß er freundlos und allein stünde. Er that es aber nur, um den, der sich etwa zeigen würde, gleichfalls zu ermorden. Dennoch sagt der alte Geschichtsschreiber 1 1 Der heilige Martin, ein germanischer Kriegsmann, war im 4. Jahrhundert als christlicher Missionar in Gallien aufgetreten und hatte das große Münster in Tours gestiftet. 1*

2. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 6

1883 - Hannover : Helwing
6 Mittlere Geschichte. schwer war, ließ er sich einen neuen reichen. So stand er unbeweglich. Gegen Abend wollte er wieder seinen Schild wechseln, in dem 12 Speere hingen, da flog ihm ein Speer in die unbedeckte Brust, daß er tot niederfiel. Aber sein Fall ent- flammte die Goten nur noch mehr. Bis tief in die Nacht kämpften sie und erneuerten am folgenden Morgen den Angriff; am Abend dieses Tages waren sie von der blutigen Arbeit ermüdet. Sie ließen Narses sagen: „Wir sehen ein, Gott hat uns Italien nicht beschieden, wir wollen vom Kampfe ablassen, wenn du uns freien Abzug gestatten willst." Mit tiefer Achtung vor so tapferen Männern gestattete Narses dies: noch 1000 Goten gingen aus dem Lager hervor und suchten sich jenseit der Alpen neue Wohnsitze. o. Werke des Friedens. Mehr noch als durch Eroberungen hat Iustinian durch Werke des Friedens sich ein dauerndes Andenken ge- sichert. Er ließ die Gesetze der früheren römischen Kaiser, sowie Aus- sprüche, Erklärungen und Entscheidungen berühmter Rechtslehrer sammeln. Dieses Buch, Corpus juris genannt, bildet noch heute bei allen gebildeten Völkern die Grundlage der Gesetzgebung. — Iustinian ist auch der Erbauer der Sophienkirche zu Konstantinopel. Sechs Jahre wurde daran gebaut, zeitweise von 10 000 Menschen. Als der Kaiser bei der Ein- weihung das vollendete Werk in vollem Glanze erblickte, rief er, die Hände emporhebend, aus: „Gelobt sei Gott, der mich gewürdigt hat, solch ein Werk zu vollführen! Ich habe dich übertroffen, Salomo!" — Unter Iustinian kam auch der Seidenbau nach Europa. Bis dahin mußten alle Seidenzeuge aus China und Indien bezogen werden und waren so teuer, daß man sie mit Gold auswog. Infolge der Kriege, welche Iustinian mit Persien führte, blieben die Seidenkarawanen ganz aus, und der Kaiser wollte schon ein Schiff das Rote Meer hinunter nach Indien schicken, als zwei persische Mönche vor ihm erschienen, welche aus China kamen und meinten, der Seidenbau lasse sich auch in Griechenland einführen, wenn man nur Seidenraupen habe. Diese aber waren schwer zu erhalten, da die Chinesen und Inder die Ausfuhr dieser nütz- lichen Tiere mit dem Tode bedrohten. Auf des Kaisers Zureden unternahmen indes die beiden Mönche eine zweite Reise nach China und brachten 555 in ihren aus- gehöhlten Wanderstäben Eier der Seidenraupe mit, die auch glücklich auskrochen. Bald ward der Seidenbau eifrig betrieben; der Kaiser ließ mehrere Seidenfabriken anlegen. Bis ins 12. Jahrhundert blieb in Europa Griechenland allein im Besitz dieser reichen Erwerbsquelle; erst durch die Kreuzzüge kam der Seidenbau nach Unter- italien und von dort nach Oberitalien, Spanien, Frankreich und den übrigen Ländern. 568 d. Gründung des Longobardenreichs. Im Jahre 568 fielen die Longobarden unter ihrem Könige Alboin in Italien ein und be- setzten fast ganz Italien; die Pogegenden erhielten von ihnen den Namen Lombardei. Pavia wurde die Hauptstadt des neuen Reiches, dem erst später Karl der Große (774) ein Ende machte. Dieserzug der Longobarden nachitalien ist der letzte in der Völkerwanderung, die von 375 — 568 gewährt hat.

3. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 4

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 4 — ganze römische Heer wurde vernichtet. Der Schlag war für Me Römer so empfindlich, daß sie das Land von der Weser brs zum Rhein verlassen mußten. Seitdem vermochten sie nicht wieder im Innern Deutschlands festen Fuß zu sassen. In dankbarer Erinnerung an die großen Folgen jener Schlacht hat man in unserer Zeit dem Helden ^ermann rm Teutoburger Walde in der Gegend, wo die Schlacht nn Jahre 9 nach Christus stattgefunden hat, nahe bei Detmold, ein mächtiges Denkmal errichtet. Iii. Die Völkerwanderung. Während das römische Reich in den nächstfolgenden Jahrhunderten immer schwächer wurde, nahm die Macht der Deutschen mehr und mehr zu, hauptsächlich dadurch, daß sich größere Völkervereinigungen bildeten, die sich zum Teil nach Südosten, wo sie ' am wenigsten Widerstand fanden, ausdehnten. Als gegen Ende des 4. Jahrhunderts die Hunnen aus Asien in Europa einbrachen, trafen sie schon ganz im Osten auf deutsche Völkerschaften. Allerdings konnten diese dem gewaltigen Anprall jenes wilden Volkes nicht standhalten. Die Hunnen durchzogen fast ganz Europa, bis sie endlich im heutigen Frankreich geschlagen und zum Rückzüge genötigt wurden. Sie ließen sich dann im Gebiete der Theiß, dem heutigen Ungarn, nieder. Durch den Einfall der Hunnen war eine allgemeine Bewegung in die Völker Europas gekommen. Das römische Reich hatte sich in zwei Hälften, in ein oftrömisches mit der Hauptstadt Konstantinopel und ein weströmisches mit der Hauptstadt Rom, gespalten. Das weströmische Reich unterlag gegen Ende des 5. Jahrhunderts (476) den Angriffen deutscher Völkerschaften. Ein großer Teil der früher von den Römern beherrschten Länder wurde von Deutschen besetzt.

4. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 6

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
6 — ^b^waren und daß im übrigen der ganze Osten nördlich von der Donau von slavischen Völkerschaften besetzt war, dann fthlt bloß mt Süden der unteren Donau noch das oströ-nnsche Reichs um die Übersicht über Europa, soweit sie für dre damalige Zert m Betracht -kommt, vollständig zu machen, usderselben geht hervor, daß ganz Europa westlich von Ausnahme des Reiches des Syagrius, von Deutschen beherrscht war. ' Iv. Das Deich der Franken. 1. Chlodwig. 481—511. Aon allen jenen deutschen Völkerschaften haben aber nml ^te Manken ein Reich von Dauer begründet. Ansanas zerfielen auch sie, wie die meisten deutschen Völkerschaften, ^ eme Anzahl kleinerer, selbständiger Staaten, bis sie von Chlodwig zu einem Reiche vereinigt wurden. Dieser nannte sich deshalb auch zuerst König der Franken. Sein hebtet grenzte im Südwesten an jenen Überrest des weströmischen Reiches, an dessen Spitze Syagrius stand. Letzterer konnte sich gegen die andringenden Franken nicht halten. Be: Sorssons wurde er 486 von Chlodwig geschlagen. Das Umd wurde dem fränkischen Reiche einverleibt, und Paris, die bisherige Hauptstadt desselben, wurde nun Hauptstadt des ganzen Frankenreiches. Zehn Jahre später fiel der mächtige Stamm der Alemannen in das Land Chlodwigs ein. Bei Zülpich kam es 496 zur Schlacht. Chlodwig siegte nach hartem Kampfe. Die Alemannen mußten sich feiner Herrschaft beugen. Dle wichtigste Folge der Schlacht aber ist der Übertritt Chlodwigs zum Christentum. Dies hängt folgendermaßen zusammen. Die Gemahlin Chlodwigs, die burgundische Prinzessin Klothilde, war Christin. Vergeblich hatte sie versucht, ihren Gemahl, der noch dem Götterglauben der alten Deutschen

5. Weltkunde - S. 107

1886 - Hannover : Helwing
107 § 24. Die Völkerbündnisse. Im Laufe des zweiten Jahrhunderts treten teils durch Eroberung, teils durch freiwillige * Verschmelzung an die Stelle der kleineren Stämme in Deutschland große Volksgenossenschaften. Der größte Stamm waren die Goten, Westgoten südlich und östlich von den Karpaten, Ost- goten in den östlichen Ebenen. Sie hatten schon das Christentum, ihr Bischof Ulfilas übersetzte die Bibel 360—80. Andere Stämme waren: Alemannen am Oberrhein, Thüringer in Mittel- deutschland von der Donau bis zum Harz, Burgon di onen bei Worms, Sachsen, vom Harz bis zur Nordsee, vom Rhein bis zur Elbe, Franken am Niederrhein, Friesen an der Nordsee- küste und auf den Inseln re. Die alte Gemeindeverfassung fand sich nur noch bei Sachsen und Friesen, sonst war sie verschwunden. An ihrer Stelle fanden sich Heeresverfassungen mit Heereskönigen an der Spitze, die sich meistens aus den alten Gefolgschaften entwickelt hatten. Das römische Reich hatte von deutschen Völkerschaften schon im 2. Jahrhundert schwere Stöße auszuhalten und wurde von der Mitte des 3. Jahr- hunderts an durch gewaltige Angriffe derselben un- aufhörlich erschüttert, worin denn sein Untergang durch germanische Macht sich immer lauter ankündigte. d) Die Völkerwanderung. § 23. Hunnen und Westgoten. Die Völkerwanderung hat fast 200 Jahre gedauert. Viele deutsche Völkerschaften ver- ließen ihre Wohnsitze, drangen in das römische Weltreich ein, bereiteten diesem den Untergang und errichteten in den römischen Provinzen neue Reiche. Der erste Stoß geschah durch die Hunnen, ein großes mongolisches Nomadenvolk. Sie kamen aus Asien und suchten neue Wohnsitze. Die Männer saßen Tag und Nacht zu Pferde, die Frauen auf Wagen. Von Gestalt waren sie klein, aber kräftig. Das Gesicht war gelb und zerfetzt, die Augen waren klein und schief geschlitzt. Sie kleideten sich in Leinen und Felle und nährten sich von rohem Fleische, Wurzeln und Milch. Mit furchtbarem Geschrei stürzten sie sich auf den Feind und mordeten ohne Erbarmen. Als sie über die Wolga gingen (375 n. Chr.), stießen sie auf Alanen und Ostgoten. Diese drängten die Westgoten zurück, welche im römischen Reiche Wohnsitze erhielten, aber mit den Römern wegen schlechter Behandlung in Kampf kamen und bei Adrianopel 378 siegten, wobei Kaiser Valens in einer Bauernhütte in den Flammen starb. Sein Nach- folger war Theodosius der Große, welcher das römische Reich teilte, § 18. — Die Westgoten eroberten unter Alarich Roni 412, zogen nach Unteritalien, wo Alarich starb („Das Grab im Busento" von Platen), und wurden von Alarichs Schwager

6. Weltkunde - S. 109

1886 - Hannover : Helwing
109 war Ruhe und Ordnung. 14 Jahre später kam Theodorich, König der Ostgoten („Dietrich von Bern"), ein gebildeter und mutiger Mann, mit seinem Volke von Ungarn nach Italien, stürzte Odoüker und stiftete das eine kurze Zeit durch Sicherheit, Ackerbau, Gewerbe und Handel, Frieden und Kunst (schöne Kirchen) blühende Ostgotenreich. (In Gallien entstand um diese Zeit das Frankenreich). — Der Kaiser des oströmischen Reiches (griechische Halbinsel, Kleinasien, Syrien), Justinian, führte eine glanzvolle Regierung (Seidenbau, Gesetzsammlung, Sophienkirche) und wollte das alte römische Reich wieder herstellen. Sein Feldherr Belisar zerstörte das Vandalenreich und dann das Ost- gotenreich (später Rarses) 555. Die Ostgoten sind von da an verschwunden (aufgerieben, mit anderen vermischt rc.). Afrika und Italien waren jetzt griechische Statthalterschaften (Exarchate). — 568 eroberten die Longobarden (welche früher im jetzigen Lüneburgischen, Brandenburgischen ic. gewohnt hatten) Oberitalien und stifteten das lombardische Reich. Die Griechen behielten nur einige Küstenstriche. In Gallien, Spanien und Italien mischten sich die Ger- manen mit den römischen Bewohnern, und so entstanden hier die romanischen Nationen. Von Osten her kamen die Slaven und besetzten die von den Deutschen verlassenen Länder bis zur Elbe. So waren jetzt drei Völkerfamilen in Europa: Ger- manen, Romanen und Slaven. e) Die Franken. § 29. Das Heranwachsen derselben. Zur Zeit der Völkerbündnisse wohnten die Franken am Niederrhein. Von 481 bis 511 war Chlodwig ihr König. Er herrschte zuerst nur über einen Teil der Franken (zwischen Maas und Schelde), besiegte 486 die letzten Römer (Soissons), 496 die Alemannen, 507 die Westgoten, unterwarf mit Gewalt und List die übrigen Franken und be- herrschte so ganz Gallien und die Rheinlande; er ist der Begründer des Frankenreichs. (An der Donau hatte sich aus Vermischung ein neuer Stamm gebildet, die Bayern, die um 550 in Abhängigkeit von den Franken kamen.) Seine Söhne teilten das Reich und eroberten Thüringen (dessen nördlicher Teil an Sachsen fiel) und Burgund. Roch verschiedene Teilungen und Wiedervereinigungen haben kein besonderes Interesse. Unter den letzten schwachen Königen (Merowingern) kam die ganze Macht allmählich in die Hände der Haushofmeister. Der raa)or äomus Karl Martell schlug 732 bei Poitiers (in Südfrankreich) die Mauren. Pipin der Kleine stieß mit Zustimmung des Papstes den letzten Merowinger vom Throne und wurde selbst König. Er zog gegen die Longobarden, schenkte das eroberte Land dem Papste und stiftete so den Kirchenstaat.

7. Teil 2 - S. 47

1887 - Hannover : Helwing
Gründung des Frankenreichs durch Chlodwig. 47 eines römischen Patricius. In der Kirche, vor dem Grabe des heiligen Martin, bekleidete er sich mit der purpurnen Toga und setzte sich die Krone aufs Haupt. So geschmückt, trat er unter das Volk. Jetzt erst betrachteten ihn die besiegten Gallier als ihren rechtmäßigen König, und auch den Franken erschien er im Lichte höherer Würde. „War die Ungleichheit des Glaubens hauptsächlich die Schwäche des Burgunder-, Goten- und Vandalenreichs, so wurde die Einheit des Bekenntnisses die Stärke des sränkischen Reichs; sie sicherte den errungenen Besitz und führte von Eroberungen zu Eroberungen." Als Chlodwig so Gallien im Osten bis an die Rhone, im Süden bis an die ©aronne erobert hatte, suchte er durch grausame Ermordung aller fränkischen Stammeshäupter die Herrschaft über das ganze Frankreich sich und seinen Nachkommen zusichern. Dem Sohne des Siegbert von Köln schrieb er: „Dein Vater ist lahm und zu alt, um noch König zu sein." Der Sohn ließ infolgedessen den Vater ermorden, als dieser auf einer Jagd im Walde Mittagsruhe hielt. Als der Mörder aber den Gesandten Chlodwigs die gewonnenen Schätze zeigen wollte und sich beim Öffnen des Kastens bückte, erschlug ihn einer der Franken hinterrücks mit der Streitaxt. Dann sprach Chlodwig zum Volke: „Meines Vetters Sohn hat seinen Vater durch Meuchelmörder umbringen lassen und jetzt selbst — durch wen, weiß ich nicht — den verdienten Lohn gefunden. Es ist sündhaft, das Blut seiner Verwandten zu vergießen. Wendet euch zu mir und begebt euch in meinen Schutz." Da erwählte ihn das Volk zum Könige. Ein Frankenfürst hatte Chlodwig nicht gegen die Römer geholfen. Jetzt ließ dieser ihm und seinem Sohne die Haare scheren und machte beide zu Geistlichen. Der Sohn sprach zum Vater: „Das Laub ist abgestreift, aber das Holz noch grün und kann zum Verderben jenes wieder Blatter treiben." Da ließ Chlodwig beide hinrichten und nahm ihr Land in Besitz. Ein anderer Frankenfürst war wegen seiner Schwelgerei bei seinen Unterthanen verhaßt. Chlodwig bestach einige aus dessen Gefolge durch eherne Waffenringe und Wehrgehenke, die er für goldene ausgab. Da führten sie ihren Herrn gebunden vor Chlodwig; dieser rief aus: „Wie hast du unser Geschlecht so tief erniedrigen können, dich binden zu lassen? besser der Tod!" und mit der Streitaxt spaltete er ihm den Kops. Dann schlug er auch des Königs Bruder mit den Worten nieder: „Hättest du deinem Bruder geholfen, so wäre er nicht gebunden worden!" Zu den Rittern aber sprach er: „Für eure falschen Thaten gebührt euch falsches Geld. Freut euch, daß ich euch für euren Verrat nicht hinrichten laste!" Als er feine ganze Familie ausgerottet hatte, hörte man ihn oft klagen, daß er freudlos und allein stünde. Er that es aber nur, um den, der sich etwa zeigen werde, gleichfalls zu ermorden. Dennoch sagt der alte Geschichtsschreiber der Franken, Bischof Gregor von Tours: „So fällte Gott täglich seine Feinde unter seiner Hand, darum, daß er mit rechtem Herzen vor ihm wandelte und that, was seinen Augen wohlgefiel." Chlodwig genoß die Früchte seiner Frevelthaten nicht lange. Er starb schon 511 in seiner Hauptstadt Paris, erst 45 Jahre alt. c. Ausbreitung und Einrichtung des fränkischen Reiches. Nach Chlodwigs Tode wurde sein Reich nach Frankenart unter seine vier Söhne geteilt; aber trotz der Teilung galt es als ein ganzes, und die Söhne vollbrachten ihre Eroberungen gemeinschaftlich. Schon 534

8. Teil 2 - S. 48

1887 - Hannover : Helwing
48 Alte Zeit fiel das burgundische Reich in ihre Hände; siegreich machten sie auch dem Thüringerreich ein Ende; die helfenden Sachsen erhielten den nördlichen Teil desselben, das Mainland aber bis gegen die Donau hin wurde fränkisch; nur die Gegenden in der Mitte vom Waldgebirge bis zur Unstrut behielten den thüringischen Namen und erhielten später einen eigenen Herzog unter fränkischer Hoheit; durch den Untergang der Ostgoten gewannen die Franken die Provence. Als sich ihnen dann noch die schutzlosen Herzoge der Bayern unterwarfen, beherrschten sie nicht nur fast das ganze römische Gallien, sondern auch — mit Ausnahme der Sachsen und Friesen — alle Länder, in denen sich deutsche Völker unvermischt in ihren alten Sitzen erhalten hatten. Ein merowingischer König drohte mit einem Angriff auf Konstantinopel und rühmte sich gegen den oströmischen Kaiser, daß sein Reich sich erstrecke vom Belt* meere bis an die Grenzen Pannoniens. Was war es nun, das diesem fränkischen Reiche vor andern germanischen Reichen Dauer und Festigkeit verlieh? Nicht nur war es die friedliche, durch keinen Bekenntnisunterschied gestörte Verbindung der germanischen und keltisch-römischen Bevölkerung, es war in noch höherem Maße das eigentümliche, gegenseitige Durchdringen aller lebenskräftigen Elemente des germanischen und römischen Lebens. Das entwickelte Staatsleben der Römer machte sich bei den staatlichen Einrichtungen im Frankenreiche unleugbar geltend; die königliche Macht gewann, indem die Rechte der Kaiser in Gallien auf die siegreichen Merowinger übertragen wurden; das römische Steuersystem wurde im wesentlichen von den Franken angenommen. Trotzdem blieben die Grundlagen des fränkischen Staatslebens durch und durch deutsch: zunächst die Heeresverfassung, in jener Zeit des Kampfes der wichtigste Teil aller Staatseinrichtungen; deutsch blieb die Gerichtsverfassung des Reichs, in deutscher Weise ordneten sich gleichfalls die Standesverhältnisse, indem eigener Besitz und Dienst im Gefolge des Königs Macht und Ehre verliehen und nicht mehr Adel und Herkunft, wie bei den Römern. Auch das beruhte auf deutscher Anschauungsweise, daß im einzelnen, soweit nicht der Bestand des Reichs dadurch gefährdet war, vielfach freie Bewegung gelassen wurde. Bei Rechtsstreitigkeiten unter einander durften die Römer nach eigenem Rechte entscheiden, auch die Verfassung ihrer Städte blieb zunächst ungeändert, wie auch die unterworfenen deutschen Stämme ihr besonderes Recht und ihre eigentümlichen Gemeindeverfassungen behielten, soweit sie nicht das königliche Ansehen beschränkten. Das ganze Reich war in Grafschaften geteilt, deren Leiter, die Grafen, vom Könige ernannt wurden; ihnen lag ob die Aushebung und Anführung des Heerbanns, die Erhebung der Krongefälle, die Rechtspflege und die Sorgen für den Landfrieden. Die Grafschaften zerfielen wieder in kleinere Bezirke, die den alten Hundertschaften der Deutschen entsprachen; auch hier sprachen die Grafen zu bestimmten Zeiten, oder in besonders berufenen Versammlungen an den Malstätten das Recht, wobei die Gemeinde lebhaften Anteil nahm, indem sie aus ihrer Mitte sieben Männer zum Finden des Urteils bestimmte, deren Spruch sie nachträglich annahm oder verwarf.

9. Teil 2 - S. 27

1887 - Hannover : Helwing
Angriff der Römer auf Germanien. 27 schenkte ihm kein Gehör, sondern führte am linken Ufer der Weser ein vergnügtes Lagerleben. Hier erhielt er plötzlich die Kunde von dem Aufstande eines kleinen, fernwohnenden Stammes. Darus wollte denselben auf einem Kriegszuge niederkämpfen. Bei einem Gastmahle mußten ihm die Häuptlinge der Cherusker ihre Teilnahme zusagen. Noch am Tage vor dem Aufbruch machte Segestes den Varus auf die Gefahr aufmerksam; letzterer aber glaubte ihm nicht, weil er ihn als einen Feind des Arminius kannte. Er entließ die deutschen Fürsten, damit sie ihm, wie sie es versprochen hatten, ihre Scharen zuführten ; statt dessen aber riefen sie die Ihrigen zum Freiheitskampfe. Auf Armins Befehl wurden alle in Germanien zerstreuten Römer, Einquartierte, Posten, Kolonisten, an einem Tage ermordet; so groß war die Begeisterung und der Zorn der Germanen, daß Segestes' ältester Sohn, den der Vater in Köln zum römischen Priester gemacht hatte, seine Priesterbinde zerriß, in die Heimat eilte und am Kampfe teilnahm. Arglos brach Varus aus seinem Lager auf und zog ohne strenge Ordnung mit großem Troß und vielem Gepäck durch den undurchdringliche Wald am linken Weserufer daher. Oft mußte man Wege durch das Dickicht bahnen oder Brücken über die Bäche schlagen. Durch anhaltende Regengüsse wurde außerdem der Boden erweicht und das Marschieren erschwert. Dabei fielen die Germanen aus dem Dickicht des Waldes die Römer an, anfangs einzeln, bald in hellen Haufen. Kämpfend erreichten die Römer einen freien Platz, wo sie für die Nacht das Lager aufschlugen. Als sie am folgenden Tage in den Teutoburger Wald kamen, wurden sie von allen Seiten so heftig angefallen, daß sie sich am Abend nur mit Mühe sammeln konnten. Auch am dritten Tage wiederholte sich bei heftigem Winde der strömende Regen, so daß die Bogensehnen erschlafften und die schwergeharnischten Römer in den weichen Boden einsanken. Dabei wurde jeder Busch lebendig; aus jeder Thalschlucht drangen die Deutschen herauf; die uralten Bäume schüttelten Pfeile ohne Zahl auf die Römer herab. So gelangte Varus in die Ebene am südwestlichen Abhange des Gebirges. Hier, zwischen den Quellen der Ems und Lippe, kam es zum letzten Kampfe. Vor dem ungestümen Angriff gerieten die Legionen in Unordnung; die Adler wurden von den Deutschen genommen; der verzweifelnde Varus gab die Schlacht verloren und stürzte sich in sein Schwert. Gegen die Gefangenen wütete die Rache der Sieger. Die Anführer wurden in heiligen Hainen den Göttern geopfert; viele andere wurden an den Galgen gehängt. Den römischen Advokaten wurde die Zunge aus dem Munde gerissen. „Endlich, Natter, hast du aufgehört zu zischen!" sagte ein Germane, als er die blutige Zunge in der Hand hielt. Mancher Römer aus ritterlichem oder senatorischem Hause alterte bei einem deutschen Bauern als Hausknecht oder Herdenhüter. Der Leichnam des Varus wurde zerfleischt, sein Kops aber dem Marbod zugeschickt, der sich dem Freiheitskampfe entzogen hatte; dieser sandte ihn nach Rom, damit derselbe im Familiengrabe beigesetzt werde (I. 283). Die Nachricht von der Hermannsschlacht erfüllte Rom mit Schrecken. Laut beklagte Augustus den Untergang seiner besten Legionen;" 9 . Chr.

10. Teil 2 - S. 40

1887 - Hannover : Helwing
Augustulus, der noch ein Knabe war, des Purpurs und schickte ihn ?uleiv ^ Unteritalien. Odoaker gebot von nun an selbständig Ana m Atalten- fs° 0in9 das römische Weltreich durch die Deutschen unter, 47o nachdem es über 1200 Jahre bestanden hatte. Mit dem Untergange des weströmischen Reiches schließt man gewöhnlich die alte Geschichte; die Völkerwanderung ist damit aber abgeschlossen. Odoaker gab feinen Völkern ein Drittel des uoufchen Bodens, ließ aber den bisherigen Bewohnern des Landes ihre Freiheit und ihre Gesetze. , _b* Gründung des Ostgotenreichs in Italien. Der oströmische Kaiser \al) steh nach dem Untergange Westroms als Herrn des ganzen römischen Reiches und Odoaker als fremden Eroberer an, den er zu vertreiben suchte. Hierzu bediente er sich der Ostgoten. Diese waren seit der Aufrichtung ihrer Herrschaft in Pannonien für das oströmische Reich eine nicht geringere Plage als früher die Hunnen; damals standen sie unter dem Könige Theodorich, der sich in Konstantinopel römische Bildung und Knegsruhm erworben hatte und vom oströmischen Kaiser mit den höchsten Würden (Magister militum und patricius) ausgezeichnet war. Aus dessen Veranlassung und in dessen Namen zog Theodorich (488) gegen Odoaker, Germanen gegen Germanen! Anfänglich siegte er bei Verona (daher „Dietrich von Bern!") und zwang Odoaker zum Rückzüge in das durch Sümpfe geschützte feste Ravenna; dann aber brach dieser wieder hervor und schloß die Ostgoten in Pavia ein, die nur durch ein Hülfsheer der befreundeten Westgoten in Gallien gerettet wurden. Theodorich schlug Odoaker zum drittenmal, belagerte ihn in Ravenna abermals und zwang ihn trotz heldenmütiger Verteidigung nach drei Jahren durch Hunger zu einem Vertrage, nach welchem dieser seinen Sohn als Geisel stellen mußte, dafür aber Leben, Freiheit und königliche Ehren be-sollte. Dennoch ließ ihn Theodorich bald nachher treulos er-49d morden. Jetzt legte Theodorich der Große (493—526) sein gotisches Gewand ab und den römischen Purpurmantel an und gebot — scheinbar unter römischer Oberhoheit, in Wahrheit durchaus unabhängig — über Italien, Pannonien, Jllyrien, Dalmatien, Ratten, Norimm und Vindelicien. Sein Ziel war, gotisches und römisches Wesen miteinander zu verschmelzen und das verheerte Italien zu neuer Blüte emporzubringen. Letzteres ist ihm gelungen. Er ließ die römischen Gesetze und Ämter bestehen, schloß aber die römischen Bewohner des Landes vom Kriegsdienste aus und beschränkte sie aus Handel, Gewerbe und Ackerbau, der durch ihn wieder emporblühte. Besondere Sorgfalt wandte er auch der Rechtspflege zu. Eine Verschmelzung der Goten und Römer scheiterte an dem Hochmut der letzteren, welche die Ostgoten noch immer als Barbaren betrachteten, und an der Unduldsamkeit der katholischen Italiener gegen die arianischen Goten. Obwohl Theodorichs gewaltiger Arm weithin reichte und sein Rat von fremden Völkern und Fürsten oft erbeten ward, mußte doch feine Absicht, alle germanischen
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