und beschäftigte ihn vorzugsweise in der Schmiede. So finden wir schon zur Zeit Karls des Großen eine ganze Anzahl von Berufsarten auf den Königsgütern vertreten. In der Wirtschaftsordnung, die Karl der Große für seine Gutswirtschaften und Pfalzgüter erließ, wird den königlichen Amtleuten anbefohlen, für das Vorhandensein der nötigen Handwerker zu sorgen. Als solche werden bezeichnet: Eisen-, Gold- und Silberschmiede, Schuster, Schneider, Sattler, Schreiner, Drechsler, Zimmerleute, Schild- und Harnischmacher, Fischer, Vogelfänger, Seifensieder, Bierbrauer, Mostbereiter, Bäcker und Netzmacher.
Wichtig für die Wirtschaft des Fronhofs war die Frauenarbeit. In den größeren Eutswirtschaften gab es besondere Frauenhäuser, in denen hörige Weiber Wolle und Flachs bereiteten, verspannen und verwoben. Sie besorgten die Zubereitung der Rohstoffe bis zur Fertigstellung der Tuche einschließlich des Färbens. Ein selbständiges Weberhandwerk gab es also noch nicht.
Für die Ausbildung und Vervollkommnung des Handwerks waren die geistlichen Grundherrschaften, die Klöster, besonders wichtig. Man hat sie geradezu „Hauptstätten der mittelalterlichen Industrie" genannt. Die ältesten Insassen der ersten deutschen Klöster waren vielfach Ausländer mit römischer Bildung, denen neben höherer geistiger Bildung eine gewisse Handfertigkeit und technische Ausbildung eigen war. In stetigem Verkehr mit den Laienbrüdern und Hörigen des Klosterhofes wurden die kunstreichen Mönche zu Lehrmeistern des Handwerks, indem sie ihre Technik auf andere übertrugen und einen stattlichen Bestand wohlgeschulter Klosterhandwerker erzogen.
Große Verdienste haben sich die Klöster namentlich um die Förderung und Ausbildung der Baugewerbe erworben. Die ältesten deutschen Baumeister sind Mönche gewesen. Sie erbauten selbst ihre Klöster, schufen Kirchen und Kapellen, sowie die Pfalzen der Könige und Großen. Unsere herrlichen Kirchen und Dome „romanischen" Stils sind Denkmäler ihrer Kunst und ihres Geschmacks. Im 11. Jahrhundert regte sich unter den Fürsten Deutschlands eine mächtige Baulust. Wer einen großen Bau zu errichten hatte, berief vor allen Dingen eine Anzahl sachkundiger Mönche. Sie entwarfen den Bauplan, sie Überwachten und leiteten als Werkmeister die Ausführung des Werkes. Die grobe Arbeit, die gewöhnlichen Handreichungen, taten die frönenden Bauern und Handlanger. Aus den dienenden Arbeitern erwuchs allmählich unter dem Einflüsse mönchischer Baumeister ein Bestand von Bauhandwerkern, Maurern und Steinmetzen.
Die Klosterwerkstatt ist aber auch die Wiege des Kunsthandwerks. Die Mönche arbeiteten mit größter Geschicklichkeit, die kirchlichen Gerätschaften, Kronleuchter, Weihrauchfässer, Meßkleider, Altarbehänge u. dgl. künstlerisch herzustellen. Dadurch erhielt die Silber-54
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl_der_Große Karl Schuster Schneider Sattler Drechsler Fischer
sende von Landeskindern, die teils freiwillig geworben, teils in empörendster Weise „gepreßt" wurden, an fremde Staaten, namentlich an England und Holland, in deren Diensten sie in Kanada, am Rap der guten Hoffnung oder in Indien kämpften und starben. Hessen-Rassel verkaufte 34 000 Mann an England und ließ sich 5 Mill. Mark dafür zahlen. Während des Kolonialkrieges von 1756—1760 lieferten Braunschweig, Hessen, Ansbach, Waldeck und Anhalt zusammen gegen 30 000 Mann an die Engländer und erhielten dafür ungefähr 36 Mill. Mark. Dieser schmähliche Menschenhandel dauerte Jahre lang fort. Friedrich der Große äußerte in seinem Unwillen darüber, er wolle nächstens für die durch sein Gebiet ziehenden „verschacherten" Soldaten eine Viehsteuer erheben, um zu zeigen, wie nach seiner Meinung die gewissenlosen Fürsten ihre Landeskinder behandelten.
Ihre unbeschränkte Herrschaft ließen die Fürsten durch ein neu geschaffenes Beamtentum ausüben. Der Staat dehnte seine Verwaltungstätigkeit immer mehr aus, wodurch das städtische Selbstverwaltungsrecht mehr und mehr zusammenschmolz. Die Gemeindebeamten bedurften der landesfürstlichen Bestätigung und mußten ihr Amt nach den Anweisungen der Regierung verwalten. Die Verwaltung konnte nicht mehr als Ehrenamt besorgt werden, sondern mußte durch besoldete Beamte geschehen. Zu Bürgermeistern der Städte wurden Rechtsgelehrte eingesetzt und an Stelle der städtischen Räte traten fürstliche, ebenfalls juristisch gebildete Kanzler und Räte. So bildete sich ein eigner Beamtenstand, der sich als Träger der fürstlichen Macht über den Bürgerstand erhob und oftmals herrisch, ja tyrannisch gegen die Bürger auftrat.
Trotz aller Schattenseiten, trotz übler Eigenschaften der Herrscher, der Höfe und der Beamten, hat der neue Staat fördernd auf die Kultur gewirkt. Neben den despotischen, ihr Land aussaugenden, sittenlosen Fürsten standen solche, die wahre Fürsorge für ihr Land und Volk zeigten: Landgraf Georg Ii. von Darmstadt, Ernst der Fromme von Gotha (namentlich und allen Fürsten voraus um die Schule und Kirche bemüht), Karl Ludwig von der Pfalz, Kurfürst Johann Philipp von Mainz und vor allem der Große Kurfürst von Brandenburg. Sie förderten das geistige Leben, Kunst und Wissenschaft durch ihre Fürsorge für das niedere Schulwesen und Errichtung von Akademien und Universitäten. Vor allem aber machte sich ihre Fürsorge auf wirtschaftlichem Gebiete geltend. Gegen den rückständigen Geist in den Städten, der sich am schärfsten in dem verknöcherten Zunftwesen äußerte, vertraten die Fürsten einen gesunden Fortschritt. Das fremde Vorbild führte manchen Fürsten dazu, den Blick ins Weite über Deutschland, über Europa hinaus zu richten. (Die Kolonialpläne des Großen Kurfürsten.) Durch die Aufnahme fremder
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Extrahierte Ortsnamen: England Holland Kanada Indien Hessen-Rassel England Hessen Ansbach Darmstadt Gotha Brandenburg Deutschland Europa
Das Fürstengeschlecht, das zu jener Zeit Deutschland beherrschte, waren die Franken. Der größte Mann seines Stammes und zugleich eine der gewaltigsten Persönlichkeiten aller Zeiten und Völker war Karl der Große. Von dem Frauenleben an Karls Hose wird uns manches Anziehende erzählt. Die zahlreichen Töchter des Königs und Kaisers spannen, webten und übten sich fleißig in allerlei Handarbeit. Der königliche Vater soll sogar ausschließlich Kleider getragen haben, deren Stoffe die Töchter gefertigt hatten. Eins aber zeichnete diese fränkischen Königstöchter vor den früheren edlen Jungfrauen germanischen Stammes aus, ihre Bildung. Das Wissen der heidnischen Frau hatte sich auf die Bekanntschaft mit Runenzauber und Heilkunst beschränkt. Die Töchter Karls hingegen genossen einen regelrechten wissenschaftlichen Unterricht. Wie sie, so wurden auch die Töchter der Großen des Reiches in allerlei Künsten unterrichtet, in christlicher Sitte und edlem Anstand erzogen.
Wichtig war die Frauenarbeit für die Erundherrschaften, die in jener Zeit entstanden. Auf den großen Eutshöfen gab es besondere Frauenhäuser, in denen alles hergestellt wurde, was für des Leibes Nahrung und Notdurft der Bewohner nötig und nützlich war. Besonders die Fertigung der Kleidung, das Spinnen und Weben von Wolle und Flachs, das Färben des Zeuges mit Waid, Scharlach und Krapp, das Nähen, Flicken und Stricken war die Aufgabe höriger Frauen der Fronhöfe.
3. Die Zeit der sächsischen Kaiser.
Die hohe Bildung, die wir am Hofe Karls des Großen antrafen, war von kurzer Dauer gewesen. In den wilden, kampferfüllten Zeiten des 9. Jahrhunderts konnte sie nicht weiter gedeihen. Aber bereits unter der Regierung Ottos des Großen machte sich in Deutschland ein mächtiger Bildungstrieb geltend. Die Frauen des Königshauses setzten vor allem ihre Ehre darein, Frauenklöster zu gründen oder reicher auszustatten, um dadurch nicht nur Zufluchtsorte für fromme Frauen, sondern auch Heimstätten für weibliche Erziehung und Bildung zu schaffen. Nicht allein in allerlei Handarbeit wurden die jungen Nonnen und Klosterschülerinnen hier unterwiesen, sondern auch in der Kunst des Singens, des Lesens und Schreibens, zuweilen auch in der lateinischen Sprache. Innerhalb der Laienwelt waren die Frauen — dank ihrer Unterweisung in der Klosterschule — den Männern für die nächsten Jahrhunderte an wissenschaftlicher Bildung überlegen. Der vornehme Laie, dessen Sinn auf Krieg und Herrschaft gerichtet war, mochte sich schwer entschließen, sich mit den geringschätzig beurteilten Schreiberkünsten vertraut zu machen. Das überließ man den Mönchen und den Weibern.
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karls Karls Krapp Karls Ottos
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Karls Karls Deutschland
Das Frauenideal jener Zeit war die Nonne. Wenn auch das eheliche Leben nicht als sündhaft galt, so stellte die Ehelosigkeit doch eine höhere Stufe des christlichen Wandels dar. Nicht hoch genug wissen Kirchenlehrer und Prediger den Segen und den himmlischen Lohn zu rühmen, den die Ehelosigkeit bringt. Das der Ehe entsagende Weib wird eine Braut des himmlischen Bräutigams, und die Geschichtsschreiber jener Tage wissen von mancher Frau und Jungfrau zu berichten, die sich schwärmerischer Askese hingab, die in enger, vermauerter Klause mit schwerer Eisenkette um den Leib, in härenem Gewände jahrzehntelang betete, fastete, sich marterte, um in die Schar der Himmelsbräute eingereiht zu werden.
Trotz der hohen Wertschätzung der Ehelosigkeit war in jener Zeit die Kirche bemüht, die Eheschließung mit kirchlichen Formen zu umkleiden und in eine kirchliche Handlung umzuwandeln. In früherer Zeit vollzog die Verlobung und die Trauung der Vormund der Braut. Er konnte seine Schutzbefohlene auch gegen ihren eignen Willen verloben. Später aber setzte sich die Nechtsanschauung durch, daß lediglich die Willenseinigung der Brautleute zur Verlobung notwendig war. An die Stelle des Muntschatzes, den früher der Bräutigam dem Muntwalt aushändigte, trat das Symbol des Ringes. Ein Ringwechsel fand nicht statt, sondern der Bräutigam gab den Ring an die Braut und vollzog damit die Verlobung: „Ist der Finger beringt, ist die Jungfrau bedingt." An die Stelle des eigentlichen Vormunds konnte bei der Trauung ein von den Brautleuten gewählter, ein „gekorener Vogt" treten. Die Kirche beanspruchte die Befugnisse des „gekorenen Vogts" für den Geistlichen und machte dadurch die Trauung zu einer kirchlichen Handlung. Sie brachte die Trauung in Verbindung mit dem Gottesdienst und richtete gegen die durch einen Laien vollzogene Trauung die Strafe des Kirchenbannes. Die Kirche gab der Ehe den Charakter einer von Gott gestifteten heiligen Ordnung und sicherte sich dadurch sowohl für die Eheschließung als auch für die Ehescheidung eine maßgebende Stimme.
4. Rittertum und Frauendienst.
Seit dem 11. Jahrhundert ging in den gesellschaftlichen Zuständen des Abendlandes und namentlich auch in dem Verhältnis zwischen Mann und Weib eine große Veränderung vor sich. Eine Frucht der Kreuzzüge war das Rittertum, und zur Aufgabe des Ritters zählte der F r au e n d i e n st. Der Ritter mußte, wenn er den Ritterschlag erhielt und' zum freien Ritter ernannt wurde, geloben, die Ehre der Frauen weder durch Wort noch Tat zu schmälern, die Frauen selbst zu ehren und Witwen und Waisen zu schützen. Wenn auch recht-
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lich die Frau dem Manne durchaus wie früher untergeordnet war, so erhöhte das Rittertum das Weib doch zur Krone der Schöpfung und führte die Frau als alles beherrschende Herrin in die Gesellschaft ein. Während früher die Frauen bescheiden zurückstanden, bewegten sie sich jetzt im Mittelpunkte des Lebens. „Willst du dein Leben schmücken", so riet ein Ritter seinem Sohne, „so minne und ehre gute Frauen." Das köstlichste Vermächtnis des Frauendienstes ist die Minnedich -tung. Edle Sänger, wie Walter von der Vogelweide, Hartmann von der Aue u. a. sangen das Lob der Frauen in reizenden, anmutigen Liedern.
Auf die Erziehung der Mädchen wurde mehr Sorgfalt verwendet, als auf die wissenschaftliche Ausbildung der Jünglinge. Die Mädchenerziehung bezweckte vor allem die Aneignung tüchtiger Kenntnisse in den Haushaltsgeschäften und Fertigkeit in Handarbeiten. Nicht nur die Führung des Haushalts und die Besorgung von Küche und Keller lag der Hausfrau ob, sondern auch die Instandhaltung der Kleiderkammer, und namentlich diese mußte die weibliche Sorge und Geschicklichkeit fortwährend aneifern. Fürstliche Töchter übergab man gewöhnlich einer Erzieherin und gesellte ihnen während der Lehrjahre eine Schar von Mädchen gleichen Alters zu, die den Unterricht mitgenossen. Wer seine Töchter nicht bei Hofe unterbringen konnte, gab sie zur Erziehung in die Frauenklöster. Hier beschränkte sich vielfach der Unterricht nur auf Erlernung weiblicher Handarbeiten, Gebetformeln, einiger biblischen Geschichten und sehr vieler Heiligenlegenden. 3n besseren Klosterschulen wurde aber auch allerlei Wissenswertes aus der Geschichte und Geographie gelehrt, Musik geübt, vor allem aber die Kunst des Lesens und Schreibens getrieben.
Die Frauentracht hatte gegen früher an Feinheit und Schönheit gewonnen. Das faltenreiche, farbige Obergewand wurde vom Gürtel zusammengehalten. Farbiger, Gold- oder Pelzbesatz belebte den Farbenton der Gewandung. Die Schuhe waren, obgleich sie vom Unterkleide gänzlich verdeckt sein sollten, von feinem farbigem Leder, von Samt, Seide oder Goldstoff. Das in der Mitte gescheitelte Haar ließ die Frau in jungen Jahren frei über den Nacken herabwallen. Über der Stirne wurde es durch einen Stirnreif oder ein Stirnband oder durch ein Kränzlein von lebenden Blumen zurückgehalten. Ältere Frauen steckten das Haar auf und schmückten den Kops durch eine mit Perlen und Edelsteinen bestickte Haube.
In der Zeit der Auslösung staatlicher Ordnung (10. Jahrhundert) litt das Familienleben der besseren Stände nicht minder wie das des Bauern und Bürgers. Die Männer überließen sich rohester Jagd- und Rauflust. Die feinen Umgangsformen wurden vergessen oder geradezu verachtet, dafür wurde der plumpste, schmutzigste Ton 156
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in den Wirtshäusern die Laute, erheiterten die Gäste als Schellen trägerinnen oder fanden in den Bade- und Rasierstuben Verwendung. Auch Ärztinnen, Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen gab's in jener Zeit in den größeren Städten. Für viele Mädchen und Witwen blieb das Kloster die einzige Zuflucht. Frauen wohlhabenden Standes brachten dem Kloster ihr Vermögen zu, um in klösterlicher Stille ein beschauliches Leben zu führen. Reichte ihr Vermögen nicht aus, so mutzten sie sich durch ihrer Hände Arbeit, durch Stricken, Nähen, Spinnen, Weben und Bleichen von Leinwand nützlich machen. Besonders segensreich wirkten die Frauenklöster und Beginenhäuser, wie man die kloster-. artigen Anstalten nannte, in der Armen- und Krankenpflege.
6. Das Reformationszeitalter.
Durch die Reformation, die vom Bürgerstande ausging und wesentlich in ihm wurzelte, wurde der bürgerliche Geist gekräftigt und geläutert. Das deutsche Volk nahm einen sittlichen und geistigen Aufschwung. Ein warmer Sinn für das Haus, die Gemeinde, das Reich, eine innige, wahrhaft aus dem Herzen kommende Frömmigkeit belebte den Volksgeist. Luther und seine Mitarbeiter erkannten, daß dem Volke vor allem durch eine bessere Erziehung geholfen werden könne und müsse; deshalb suchten sie mit allen Mitteln auch die Frauen-bildung zu heben. In seiner 1524 erschienenen Schrift: „An die Ratsherren aller Städte Deutschlands" forderte Luther, daß die Städte christliche Schulen aufrichten und halten sollten: „Die Welt bedarf feiner, geschickter Männer und Frauen, datz die Männer wohl regieren könnten Land und Leute, die Frauen wohl ziehen und halten könnten Haus, Kinder und Gesinde." Auch wußten die Reformatoren den Einfluß der Frauen wohl zu schätzen, den sie in religiöser Hinsicht in Haus und Familie ausüben. Luther meinte: „Wenn die Weiber die Lehre des Evangeliums annehmen, so halten sie viel härter und steifer darüber als die Männer." Die Mädchenausbildung lag im
Mittelalter lediglich in den Händen der Frauenklöster und geistlichen
Frauenorden. Weil aber diese Anstalten meist nur wenig leisteten, nicht immer Beispiele guter Zucht und Sitte gaben und nicht im
Sinne der lutherischen Lehre wirkten, suchte man sie, oft nicht ohne
Gewaltsamkeit, zu verdrängen. An ihre Stelle sollten städtische Mädchenschulen treten. Neben Luther hat für die Errichtung solcher Iungfrauenschulen namentlich Bugenhagen gewirkt, der das Schulwesen vieler niederdeutscher Städte (namentlich in Lübeck, Hamburg und Braunschweig) geordnet hat.
Die Jungfrauen sollen bei täglich zwei Stunden Unterricht lesen lernen, etliche Deutung der zehn Gebote, des Glaubens und der
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Gold- oder Silberstickerei geschmückt war und unter dessen weit zurückgeschlagenen Ärmeln die zierlichen Manschetten hervorsahen. Stiefeln trug man nur bei schlechtem Wetter, und in Damengesellschaft durfte Tnctn nicht anders als in Schuhen und seidenen Strümpfen erscheinen. Den Kopf bedeckte die gepuderte Perücke. Ähnlich unnatürlich war die Haarfrisur der Damen. Durch einen Rotzhaarwulst und ein Draht-gestell war das Haar zu ungeheuerlicher Höhe aufgetürmt, gepudert und mit Bändern, Blumen und Federn geziert. Während der Oberkörper durch ein aus Fischbeinstäbchen geformtes Schnürleib zusammengepreßt war, fiel das Kleid über einen aus Draht geformten Reifrock in bauschiger Weite herab. Die Putzsucht der Frauen hatte mit der kirchlichen Sittenpolizei einen harten Kamps zu bestehen. Die mittelalterlichen Kleiderordnungen waren noch nicht verschollen und wurden von Zeit zu Zeit wieder erneuert.
In der Öffentlichkeit nutzte die Frau strenge die gesellschaftlichen Formen einhalten. Sie durfte nicht ohne männliche Begleitung im Theater, Konzertsaal oder auf Spaziergängen erscheinen. Es galt für unschicklich, ohne Kammermädchen über die Stratze oder in die Kirche zu gehen oder gar einen Kaufladen zu besuchen. Bei der Eheschließung war meist nicht die Neigung, sondern der Wunsch der Eltern maßgebend. Wohl nicht das Recht, aber die Sitte wollte es, daß die Tochter nach der Wahl der Eltern die Ehe schloß. Die Folge waren viele unglückliche Ehen, eine Abwendung des Mannes von der Gattin und eine Vernachlässigung der Mutterpflichten seitens der Frau.
Für eine bessere Mädchenerziehung traten die Pietisten, vor allem Aug. Herrn. Franke ein, der auch eine Mädchenschule gründete. Fortschritte machte das Mädchenschulwesen aber erst durch den Einfluß der Aufklärung am Ende des 18. Jahrhunderts. Bisher hatte man Institute und Pensionate gegründet, deren Hauptzweck darin bestand, die Zöglinge für den Salon zu erziehen. Auf die Formen des Umgangs, auf die Zierlichkeit und Vornehmheit der Haltung und Bewegung wurde großes Gewicht gelegt. Tiefere Kenntnisse, Bildung des Herzens und Charakters, namentlich die Tugenden des Fleißes und der Sparsamkeit und der Sinn für Häuslichkeit kamen dabei schlecht weg.
wesentliche Änderung zum Besseren trat am Ende des
8. Jahrhunderts durch die französische Revolution und durch den
Einfluß der großen Denker und Dichter hervor. In den Trubeln der Revolutionskriege hatten die Männer keine Zeit mehr zum Zöpfeln und Frisieren. Perücke und Puder verschwanden, an die Stelle der kurzen Kniehose trat das lange Beinkleid, an die Stelle des reich-Derzterten Rockes der schlichte, prunklose Anzug. Auch in der Frauen-
••&+ • ü o-lc .^e°,Dlution eine Befreiung herbei. Die bisherige
übertriebene Zierlichkeit und Überladung der Rokokomode mußte der
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bestimmt, die von ihren Eltern dem Kloster übergeben wurden, um selbst Mönche zu werden. Sie sollten in den Schulen durch Unterricht sowohl wie durch eine strenge kirchliche Zucht auf den geistlichen Beruf vorbereitet werden. Bald öffneten die Mönche ihre Schulen aber auch anderen Knaben und Jünglingen adeliger sowohl wie niedriger Herkunft. Der Elementarunterricht dieser Schulen, der etwa drei Jahre währte, erstreckte sich zunächst auf Lesen und Schreiben. Die ersten Leseübungen wurden an der Wachstafel oder kleinen Pergamentblättern vorgenommen, auf welche die Lehrer den Lehrstoff, das Abc, einige Silben und Wörter, aufschrieben. Für die ersten Schreibübungen wurden Wachstafeln benutzt, auf welche die Knaben mit einem Griffel die Schriftzüge eingruben. Wenn sie hierin die nötige Fertigkeit erlangt hatten, schrieben sie mit Tinte und Feder auf Pergament. Auch Gesangunterricht (Kirchengesang), die Anfangsgründe des Rechnens, der Religion und der lateinischen Sprache gehörten zum Elementarunterricht. Ihm folgte in weiteren acht Jahren das Studium der sog. „freien Künste". Gelehrte Männer, Ratgeber der Kaiser und Fürsten, Bischöfe und selbst Päpste sind aus solchen Schulen hervorgegangen. Die hervorragendsten deutschen Klosterschulen waren die zu St. Gallen, Korvei an der Weser, Reichenau und Fulda.
Die Schulen der Frauenstifter ließen sich die Ausbildung der Mädchen angelegen sein. Die Kloster-- und Chorfrauen betrieben mit Eifer das Abschreiben von Büchern, das Malen und die Kunststickerei.
Seit dem 10. Jahrhundert wurde es Sitte, daß vornehme Familien
ihre Töchter den Klöstern zur Ausbildung überließen. Prinzessinnen, Tochter von Adeligen und in späterer Zeit auch Bürgertöchter sind in den Klöstern erzogen worden.
Allgemeine Verbreitung fanden die kirchlichen Schulen nicht. Das Volk zeigte noch zu wenig Bedürfnis nach geistiger Bildung, den Geistlichen fehlte es vielfach an Zeit und Geschick, öfter aber noch an der nötigen Lust zum Volksunterricht. So ist es zu einer wirklich allgemeinen Volksbildung das ganze Mittelalter hindurch nicht gekommen.
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts begann in den emporblühenden Städten eine große geistige Regsamkeit. Zunächst entstand das Bedürfnis nach Bildung in den Kreisen der Bürgerschaft,
welche die städtische Verwaltung in den Händen hatte, und bei den
großen Kaufleuten. Mit dem Aufblühen der Gewerbetätigkeit machte sich das Verlangen nach Bildung auch bei den Handwerkern geltend, und tatsächlich wurde seit dem 14. Jahrhundert bei den Handwerkern die Kunst des (deutschen) Lesens und Schreibens allgemein verbreitet. Die Städte nahmen sich des Schulwesens an und gründeten Stadt- oder Bürgerschulen, denn die noch bestehenden Kirchenschulen trugen den 168
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für eine Stadtschule bedurfte, wandte man sich an Melanchthon. Für die Volksschulen Norddeutschlands war die Wirksamkeit Buchen-Jagens von großer Bedeutung. In den vielen Rirchenorimungen, die er verfaßte (für Braunschweig 1528, Hamburg 1529, Lübeck 1531, Pommern 1535, Dänemark und Schleswig-Holstein 1539), verlangte er auch für die Dörfer umfassenden Volksunterricht durch die Rüster in deutschen Knaben- und Mägdleinsschulen. Was Buchenhagen für Norddeutschland, das war Brenz für Württemberg. In der von ihm verfaßten Württembergischen Kirchenordnung forderte er, daß in allen Flecken deutsche Schulen zu gründen seien, worin die Kinder, in drei Häuflein geteilt, in Religion, Kirchengesang, Lesen und Schreiben unterrichtet werden sollten. Für das Schulwesen Mitteldeutschlands war die K u r f ä ch ] i \ ch e Kirchenordnung vom Jahre 1580 von großer Bedeutung. Doch was in den Kirchenordnungen gefordert wurde, war damit noch keineswegs in Wirklichkeit vorhanden, und die Anfänge der Volksschule waren naturgemäß noch sehr dürftig.
In den Städten entstanden Lehrerzünfte. Hatte man als Schul-lehrling eine Prüfung bestanden, so erhielt man einen Lehrbrief und wurde Geselle (Unterlehrer) und dann Meister. Die Schulmeister betrieben neben ihrem Amte noch ein Handwerk, das in vielen Fällen die Hauptsache war; sie gingen reihum bei den Bauern zu Tische. Die Kinder besuchten in der Regel nur im Winter die Schule. Obrigkeitliche Verfügungen ordneten freilich streng den regelmäßigen Besuch der Schulen an; doch nicht selten bestanden diese Verordnungen zunächst nur auf dem Papiere, bis zu ihrer Verwirklichung war ein großer Schritt zu tun. Als Schulbücher waren Katechismus, Psalter, Evangelienbücher, Gesangbuch und Fibel in Gebrauch. Der gesamte Unterricht war meist nur ein mechanisches Vor- und Nachsprechen, Auswendiglernen und Aussagen. Von den Schulhaltern jener Zeit heißt es in einer alten Schulgeschichte: „Nicht anders als mit Schnauben, Pochen, Balgen, mit Schlägen, Zupfen, Rupfen fahren sie die Schüler an und plagen sie, so daß ihnen eingeschärft werden mußte, sich zu bezwingen, daß sie die Knaben nicht auf eine barbarische und henkerische Weise traktieren, ja nicht, wie bisweilen geschehen, Löcher in den Kopf schlagen, das Fleisch der Beeren an den Fingern solchermaßen zerquetschen, daß das Blut zwischen den Nägeln herausspritzt, oder Büschel Haare ihnen ausreißen oder sie sogar mit Füßen treten."
So unvollkommen auch noch die Anfänge der Volksschule waren, so hatte ihr doch die Reformation zur weiteren Entwicklung den Boden bereitet. Im Gegensatz zur mittelalterlichen Zeit erkannte nun auch der Staat mehr und mehr seine Verantwortung für die Erziehung der Jugend und für Verbreitung von Bildung und Kultur.
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Extrahierte Personennamen: Melanchthon
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschlands Hamburg Pommern Dänemark Schleswig-Holstein Norddeutschland Württemberg Mitteldeutschlands
Seiten flössen ihm reichliche Unterstützungen zu, so daß seine Stiftungen einen großartigen Fortgang nahmen. Bei Frankes Tod umfaßte die Anstalt eine ganze Reihe verschiedenartiger Schulen und Erziehungsanstalten: ein Waisenhaus, ein Pädagogium (eine Erziehungs- und Unterrichtsanstalt für vornehme Knaben und Jünglinge), ein Gymnasium und mehrere Volksschulen, zusammen mit mehr als 2000 Schülern.
Frankes aufopfernde Liebe zu dem verwahrlosten Volke, seine segensreichen Stiftungen und sein ganzes Wirken, das dem niederen Volke und dem Volksschulwesen galt, fanden weithin Nachhall und Nacheiferung. Am kräftigsten äußerte sich dieser Einfluß in Preußen, wo König Friedrich Wilhelm I. den Ideen Frankes Eingang verschaffte. In der Provinz Preußen, wo es um Kirche und Schule bis dahin besonders traurig bestellt war und Volksschulen nur ganz vereinzelt sich vorfanden, hat Friedrich Wilhelm ein Volksschulwesen überall erst ins Leben gerufen. Mehr als 1000 Volksschulen gründete er, zu welchem Zwecke er aus seiner eignen Kasse bedeutende Geldsummen opferte. Auch in den übrigen Teilen seiner Monarchie hat er eine große Anzahl neuer Volksschulen errichtet und die bestehenden nach Kräften gebessert. Zwar mußten die Schulstellen, da es Lehrerseminare noch nicht gab, auch jetzt noch mit Handwerkern besetzt werden. Aber der König verordnete doch, daß dieselben von Pastoren und Superintendenten für das Lehramt ausreichend vorgebildet würden. Jeder Lehrer sollte imstande sein, in der Religion, im Singen, Lesen, Schreiben und Rechnen Unterricht zu erteilen. Auch führte der König allgemeinen Schulzwang ein, sorgte für eine gründliche Beaufsichtigung der Schulen seitens der weltlichen und geistlichen Behörde und verbesserte das Einkommen der Lehrer.
Neue Anregungen brachte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Aufklärung dem Schulwesen. Die Aufklärer wollten durch Verstandesbildung und moralische Bildung die Menschen zur Glückseligkeit schon hier auf Erden führen; sie mußten deshalb auch der Jugenderziehung ihre Aufmerksamkeit zuwenden. Viele Fürsten legten Hand ans Werk. Ihrer landesväterlichen Fürsorge kam es darauf an, die Untertanen durch ein verbessertes Schulwesen „bürgerlich brauchbar" zu machen, durch vermehrte geistige Bildung Ackerbau, Handel und Gewerbe zu heben und damit den Staat steuerkräftiger zu machen. Groß indes war der Widerstand, den Fürsten und Aufklärer bei dem Adel, einem Teil der Geistlichkeit und dem Volke selbst fanden. Der Adel fürchtete für seine Vorrechte, die Geistlichen hatten Mißtrauen gegen die Vernunftreligion der Aufklärer, dem Volke war alles verhaßt, was es aus den altgewohnten Geleisen herauszubringen drohte. Es ist mehrfach vorgekommen, daß die Gemeinden sich der Einführung
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Extrahierte Personennamen: Frankes Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm