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1. Lesebuch für Volksschulen - S. III

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Vorwort Die heutige Zeit stellt erhöhte Anforderungen an ein Lesebuch für Volks- schulen. Eine verderbenbringende Geistesrichtung macht sich in weiten Kreisen unseres Volkes bemerkbar. Überall treten Bestrebungen hervor, die die heiligsten Güter des deutschen Volks anzutasten wagen: Gottesfurcht, Vaterlandsliebe, Treue zu Kaiser und Reich. Dieser gefährlichen Strömung muß ein fester Damm entgegengestellt werden. Die Volksschule ist dazu nicht in letzter Linie berufen. Ein mächtiger Hebel zur Er- reichung ihres Zieles ist für sie ein gutes Lesebuch. Das Lesebuch soll dazu bei- tragen, schon früh im Kinde alle jene christlichen Tugenden zu Pflegen, die allein im stände sind, ihm im spätern Leben einen sichern Halt den zahlreichen Ber- suchungen gegenüber zu geben. In diesen: Sinne haben wir versucht, unser Lese- buch auszugestalten. Dazu kommt noch ein anderes. Es hat in der letzten Zeit ans pädagogisch- methodischem Gebiete in vieler Hinsicht ein erheblicher Fortschritt stattgefunden. Insonderheit hat sich die Pädagogik bemüht, ans psychologischer Grundlage den Stoff der Kindesnatur möglichst genau anzupassen. In vielen Lesebüchern wird jedoch den Kindern nicht selten ein Lesestoff geboten, der nach Inhalt und Form iveit über die Köpfe der Kinder hinweggeht. Als Beispiel hierfür möge das folgende Lescstück dienen, das wir in etwa zwanzig Lesebüchern vorgefunden haben: Deutschland gehört zu den schönsten Ländern, welche die Sonne in ihrem ewigen Laufe begrüßt. Unter einem gemäßigten Himmel, ebenso unbekannt mit der sengenden Luft des Südens wie mit der Erstarrung nördlicher Gegenden, die größte Abwechselung, die reichste Mannigfaltigkeit bietend, köstlich für den Anblick, erheiternd und erhebend für das Ge- müt, bringt unser Vaterland alles hervor, was der Mensch zu seiner Erhaltung und Förderung bedarf, ohne ihn zu verweichlichen, zu verhärten, zu verderben. Der Boden ist zu jeglichem Anbau fähig. Hier scheint sich die befruchtende Kraft gesammelt zu haben, die dort versagt ward. Unter dem bleibenden Schnee der Alpen dehnen sich die herrlichsten Weiden aus, von der Wärme doppelt belebt, die an jenem wirkungslos vor- überging. An der kahlen Felswand zieht sich ein üppiges Thal hin. Neben Moor und Heide, nur von der bleichen Binse und der Brombeerstaude belebt und menschlichem Fleiße nichts gewährend als die magere Frucht des Buchweizens oder des Hafers, er- freuen das Auge des Menschen die kräftigsten Fluren, geeignet zu den schönsten Saat- feldern und zu den herrlichsten Erzeugnissen des Gartenbaues. Fruchtbäume prangen in unermeßlicher Menge und in jeglicher Art, vom sauern Holzapfel bis zum lieblichen Pfirsich. Hoch auf den Bergen des Landes erhebt unter Buchen und Tannen die ge- waltige Eiche ihr Haupt zu den Wolken empor und blickt über Abhänge und Hügel hinweg, welche den köstlichen Wein erzeugen, die Freude der Menschen, der hohen wie der geringen. Das ist keine Kost für die Kinder der einfachen Volksschulen, weil satzlich zu schwer tind inhaltlich zu tvortreich. Und an andern solchen Beispielen ist kein Mangel. Fast in jedem Lesebuche sind sie zu finden — zum größten Schaden der Schüler und zur Qual des Lehrers. Solche Klippen zu vermeiden und da- gegen Lesestücke darzubieten, die nach Inhalt und Form für einfache Schul- verhältnisse sich eignen, ist daher ganz besonders Gegenstand unserer Sorge geivescn.

2. Lesebuch für Volksschulen - S. 149

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
149 233. ßonifatius. 754. 1. Schon mehr als 600 Jahre waren seit der Geburt Christi ver- gangen, und noch immer lebte der grösste Teil des deutschen Volkes im finstern Heidentume. Da endlich kamen übers Meer her aus Irland und England Glaubensboten und verkündigten das Wort vom Kreuze. Der thätigste unter allen diesen Männern war der englische Mönch Win- fried. (Später nannte er sich ßonifatius, d.*i. der Glückliche.) Er wirkte zuerst unter dem wilden Friesenvolke; dann ging er nach Hessen und Thüringen. 2. Bei dem Dorfe Geismar im Hessenlande stand eine uralte, wun- derbar grosse Eiche, die war dem Donnergotte (Thor) geheiligt und galt ßonifatius fällt die Eiche. für unverletzlich, ßonifatius aber ergriff selbst die Axt und half seinen Begleitern den Baum fällen. Erschrocken standen die Heiden umher und meinten, der Zorn ihres Gottes werde alsbald Feuer auf die Verwegenen herabschleudern. Aber siehe, die Eiche stürzte krachend nieder, und ßonifatius blieb unverletzt. Da erkannte das Volk die Ohnmacht seiner Götter, sagte sich von ihnen los und nahm willig die Taufe an. Boni- fatius aber baute aus dem Holz der Eiche eine christliche Kapelle. 3. Immer grösser ward das Werk der Bekehrung durch ßonifatius. Eine grosse Menge Gehilfen sammelte sich um ihn und unterstützte ihn. Zum Dank ernannte ihn der Papst zum Erzbischof von Deutschland.

3. Lesebuch für Volksschulen - S. 225

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
225 Land. In wolkenartigen Schleiern wallt der Sand über die schmale Landzunge. Hier bildet er Berge, dort Thäler. Immer weiter rückt er gegen das Haff vor. Häuser und Dörfer, Felder und Wiesen werden von ihm verschüttet und müssen von den Bewohnern verlassen werden. Düne bei Schwarzort. 3. Zn den namhaftesten Dörfern der Nehrung gehört das als Badeort be- kannte Dorf Schwarzort. Der 4 lem lange Nadelwald bei demselben bildet noch den Überrest des schönen Waldes, der einst die ganze Nehrung bedeckte. Aber die Dünen dringen auch in diesen Wald ein, und immer weiter weicht das Nordende des Waldes vor den Dünen zurück. Die Dünen aber wandern jährlich etwa 4—6 m nach Osten. Nach einer Reihe von Jahren kommen dann die verschüt- teten Bäume wieder zum Vorschein. Auch Häuser, Dörfer, Friedhöfe, die einst der Dünensand begrub, erstehen nach vielen Jahren wieder aus ihrem Grabe. 4. Den einzigen Zugang zum kurischen Haff bildet das Tief bei Memel. Es war früher 1000 m breit, ist aber jetzt fast bis zur Hälfte versandet. In das kurische Haff mündet mit mehreren Armen die Memel. Nack, Müller. 264. Deutschlands Bodeugestalt und Flüsse. 1. Der Norden Deutschlands ist meist eben und tief, der Süden dagegen gebirgig und höher gelegen. Das Tiefland im Norden heißt die norddeutsche Tiefebene. Ehemals war dieselbe vom Meere bedeckt. Als sich aber der Meeres- boden in die Höhe hob, da blieb an den tiefsten Stellen noch etwas Wasser stehen Nach und nach aber verdunstete das Wasser, und es blieb nur das im Wasser enthaltene Salz zurück. Daher finden wir bei Staßfurt, Lüneburg, Spremberg u. a. Stellen der Ebene Salzlager in der Erde, die stellenweise bis 700 m dick sind. Der Boden der Ebene besteht aus Sand, Lehm, Thon oder Kies und ist in den Flußthälern und an den Küsten meist recht fruchtbar (Marschland). Das westliche Tiefland ist sehr reich an Mooren, besonders an den Ufern der Ems. Nur zwei Höhenzüge, der nördliche (baltische) und der südliche Landrücken, durchziehen die Tiefebene. 2. An diese Ebene schließt sich nach Süden hin das Gebirgsland an. Die Gebirge liegen teils in der Mitte, teils im Süden Deutschlands. In der Mitte Kahnmeyer u. Schulze, Lesebuch. 15

4. Lesebuch für Volksschulen - S. 226

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
226 liegen die Sudeten (mit dem Riesengebirge), das Erzgebirge, der Thüringer Wald, der Harz, das Weserbergland, der Teutoburger Wald, das frän- kisch-hessische Bergland (Rhön, Vogelsberg, Spessart) und das rheinische Schiefergebirge. Im Süden liegen der Böhmerwald, das Fichtelgebirge, der deutsche Jura, der Schwarzwald, der Odenwald und der Wasgenwald. 3. Auf hohen Bergen ist es viel kälter als in der Ebene. Die Luft wird nämlich nur zum geringsten Teile durch die Sonnenstrahlen erwärmt. Die Sonnen- strahlen erwärmen vielmehr den Erdboden und dieser erst wiederum die Luft. Indem wir also einen Berg besteigen, entfernen wir uns immer weiter von der Wärmequelle der Luft, und daher wird es immer kälter, je höher man steigt. Schon in einer Hohe von etwas über 4 lun herrscht (selbst in der heißen Zone) ewige Eiskälte. Daher sind auch die höchsten Berggipfel das ganze Jahr hindurch mit „ewigem Schnee" bedeckt. 4. Aus den Gebirgen entspringen die meisten Flüsse. Dies kommt daher, daß es im Gebirge vielmehr regnet und schneit als in der Ebene. Sobald nämlich die mit Wasserdämpfen gefüllten Wolken heranziehen, kühlen sie sich in der kühleren Luft der Berge ab, und dann fällt Regen oder Schnee. Von dieser Nässe bilden sich oben im Gebirge auch vielfach große Mopre und Sümpfe, die wie ein Schwamm das Regen- und Schneewasser aufsaugen. Von hieraus sickert es weiter in den Boden, bis es dann als Qnellwasser wieder zu Tage tritt. Auch der mit Laub und Moos dicht bedeckte Waldboden hält die Feuchtigkeit lange fest und giebt sie nur langsam wieder ab. Daher sprudeln auch die Quellen selbst im Hochsommer, wenn es wenig regnet, noch lustig vom Berge herab. Die Hauptflüsse Deutschlands heißen Rhein, Weser, Elbe, Oder, Weichsel und Donau. 265. Das Marschland. Die Nordsee ist an den deutschen Küsten bis weit vom Strande hinaus sehr- seicht. Zur Zeit der Ebbe ist der Boden hier ganz oder fast ganz trocken, und man kann bis zu den nächsten Inseln durchwaten. Daher erhielt dieses Land den Namen „Watt". Tritt die Flut ein, dann steht das Wasser ein Meter und mehr- hoch über dein Watt. Das Watt erhöht sich stellenweise von Jahr zu Jahr und zwar durch die erdigen Bestandteile, welche die Flüsse dem Meere zuführen. Hat der Boden die Flnthvhe erreicht, so bedeckt er sich mit Gras und allerlei Pflanzen und wird als Weideplatz benutzt. Nach Jahren, wenn der Boden sich noch mehr erhöht hat, wird er eingedeicht und erhält den Namen Koog oder Polder. Ein solcher hat unglaublich üppigen Graswuchs und ist — als Acker benutzt — von beinahe unerschöpflicher Fruchtbarkeit. An den Deich legt sich von neuem Land an, und so entstehen nach und nach immer wieder neue Polder. Ein jeder Polder umfaßt in der Regel eine Gemeinde, schon von der ersten Eindeichung her eng verbunden. Die Wohnungen liegen zerstreut und sind von tiefen Wassergräben umgeben, welche auch die Felder einschließen und entwässern. Zuweilen sind die Dörfer in langer Reihe am Fuße der Deiche hingebant. Die größeren Orte, die Hauptorte ganzer Marschbezirke, finden sich in der Regel auf dem Rande der Geest. Dort ist es nicht nur sicheres, sondern auch viel ge- sunderes Wohnen als in der feuchten Marsch. Oft teilt sich der fette Marschboden von der sandigen Geest so scharf ab, daß man die Grenze leicht mit einem Stocke angeben kann. Nach Mendelssohn.

5. Lesebuch für Volksschulen - S. 231

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
231 burger Landrücken und fließt in einem großen Bogen dnrch Brandenburg an Spandau und Brandenburg vorüber. Bei Spandau nimmt sie die Spree auf. Diese entspringt aus dem Lausitzer Gebirge. Zwischen Lübben und Kottbns teilt sie sich in viele Arme und bildet den Spree Wald. 5. Die Elbe ist von allen deutschen Strömen für den Binnenhandel der wichtigste. Über die Hälfte aller Flußschiffe gehört zum Stromgebiet der Elbe. Ihre Schiffbarkeit beginnt beim Einfluß der Moldau. Der bedeutendste Fluß- hafen ist Magdeburg. Da, wo das trichterförmige Mündnngsbecken der Elbe beginnt, liegt Deutschlands größte Seehandelsstadt Hamburg. An ihrer Mündung bei Cuxhafen ist die Elbe 15 km breit. 270. Der Sprcewald. 1. Unterhalb Kottbns erreicht die Spree eine sumpfige Niederung. Wegen Mangel an Gefälle gerät sie hier in Verlegenheit, welchen Weg sie wählen soll. Sie teilt sich daher in viele Arme, welche netzförmig die weite Senke durchziehen. Bei hohem Wasserstande ist nicht selten die ganze Niederung überschwemmt. In älterer Zeit dehnte sich hier ein undurchdringlicher Buchen- wald aus. Diesen nahmen die Wenden zum Zufluchtsorte, als sie vor bcu Deutschen nach Osten hin weichen mußten. Die Nachkommen derselben wohnen noch heute im Spreewalde und haben väterliche Sprache und Sitte treu bewahrt. 2. Da die ganze Gegend von zahllosen Flußarmen oder Fließen und künstlichen Kanülen durchzogen ist, so müssen die Bewohner des Spreewaldes alles, was anderswo zu Fuß, zu Pferde oder zu Wagen abgemacht wird, in Kähnen verrichten. Diese zimmert man aus Baumstämmen. Mit großer Spreewald.

6. Lesebuch für Volksschulen - S. 232

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
232 — Geschicklichkeit wissen die Bewohner des Spreewaldes sie zu regieren, und pfeilschnell txeibt man sie durch das Wasser. Alle Ausflüge und Besuche macht man zu Kahn ab. In festlichem Schmuck fährt man Sonntags in Kähnen zur Kirche. Auf Kähnen folgen die Leidtragenden der Leiche eines Ver- storbenen, welche im Kahn zum Gottesacker gebracht wird. Der Förster besucht zu Kahn sein Revier, verfolgt zu Kahn den Holz- und Grasdieb und fährt zu Kahn zur Jagd. Die Kinder fahren im Kahne zur Schule, uitb der Briefbote überreicht nicht selten ans dem Kahne den Brief. 3. Einen eigentümlichen Anblick gewährt der Winter. Kaum hält das Eis, so schnallt sich alle Welt Schlittschuhe an. Das arme, alte Mütterchen, das sich Raff- und Leseholz sammelt, der Holzhauer, der Förster, Männer, Frauen und Kinder, alle gleiten dann pfeilschnell über die spiegelblanken Kanäle dahin. Nach Daniel. 271. Das Oder- und Weichselgebiet. 1. Die Oder entspringt in Mähren, tritt aber bald in deutsches Gebiet ein. Hier läuft sie eine Zeitlang in gleicher Richtung mit dem Gebirgszuge der Sudeten, von dem sie die Glatzer Neiße, den Bober, die Katzbach und die Lausitzer Neiße erhält. Der bedeutendste Nebenfluß von der rechten Seite ist die Warthe. Dieselbe ist fast ebenso lang als die Oder selbst. Die Warthe nimmt die Netze auf und tritt bei Küstrin m die Oder. Die Oder mündet unterhalb Stettin in das Stettiner Haff. Vor demselben liegen die Inseln Usedom und Woll in. Durch diese Inseln werden drei Wasserstraßen gebildet: Peene, Slvine und Dievenow. Die Oder bildet die Grenze zwischen dem Jndustriebezirke von Mitteldeutschland gegen Osten, da östlich vom Flusse vorzugsweise Ackerbau ge- trieben wird. 2. Die Weichsel entspringt auf den Karpathen in Östreich. In einem großen Bogen fließt sie in Polen an Warschau vorbei und tritt oberhalb der Festung Thorn in deutsches Gebiet. Sie durchbricht daun den nördlichen Landrücken, fließt an Marien bürg vorüber und teilt sich später in mehrere Arme. Der öst- liche Arm, welcher ins frische Haff mündet, heißt Nogat. Das Delta, der Weichselwerder, bildet eine fruchtbare Marschniederung. An der Weichsel liegt Danzig. . Nach Rüge. 272. Die Donau und ihr Gebiet. Die Donau ist der zweitgrößte Fluß Deutschlands. Sie entspringt auf dem Schwarzwalde. Auf ihrem Laufe durch Deutschland trennt sie die süddeutsche (schwäbisch-bayrische) Hochebene vom deutschen Gebirgslande. Diese Hochebene erscheint als ein von den Alpen bis zur Donau hin geneigte schiefe Ebene. Sie ist durchschnittlich 500 m hoch und hat daher ein rauhes Klima. Die niedrigen Flächen sind vom Gebirgsschutt oder Schlamm überdeckt. Diese Stoffe sind durch Gletscher und Flüsse (Iller, Lech, Isar, Inn) ans den Alpen herabgeführt. Die weiten, öden Moore heißen Riede oder Moose. Stellenweise ist jedoch der Boden sehr fruchtbar. Bon Norden her erhält die Donau Altmühl, Naab und Regen. Gegen- über der Mündung des Regens liegt Regens bürg. Hier erreicht die Donau ihren nördlichsten Punkt. Bei Passau tritt sie in Östreich ein. Hier fließt sie an Wien und Budapest vorüber. Später mündet sie in das schwarze Meer.

7. Lesebuch für Volksschulen - S. 240

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
240 Obstgärten und überaus fruchtbare Felder. Der Weizen wird so hoch wie Schilf- rohr, und das Korn steht so dicht, daß kein Sonnenstrahl zu Boden kann. Bor- den Pflug muß inan oft acht Pferde spannen. Im Norden dehnen sich unabseh- bare Wiesen ans. So weit das Auge reicht, sieht man hier im langen Grase weidende Rinder. Je zwei und zwei sind aneinandergekoppelt. Gegen das Meer und die Elbe sind die Marschen durch gewaltige Dämme geschützt. Zusammenhängende Dörfer findet man in den Marschen fast gar nicht. Die Gehöfte liegen meistens einzeln auf künstlichen Hügeln, die 3—5 in hoch sind und „Wurten" genannt werden. Im Sommer sind die Wege hart und trocken wie eine Schenndiele; im Winter aber grundlos und mit einem Wagen gar nicht zu befahren. Die Leute reiten dann von einer Wurt zur andern, und die Männer nehmen dabei auch ihre Frauen hinten mit aufs Pferd. 3. An der Ostküste finden wir ein sehr fruchtbares Hügelland. Die Felder sind hier zum Schutze gegen die rauhen Winde mit grünen Hecken, sogenannten Knicks, umsäumt. Das ganze Land sieht daher wie ein großer Garten aus. Eine Zierde des Landes sind auch die schönen Buchenwälder und die vielen Seen. Auffallend sind die vielen Meeresbuchten (Förden), die meist sehr tief in das Land ein- schneiden. An solchen Buchten liegen Flensburg, Schleswig, Kiel u. a. Städte. Kiel hat den einzigen deutschen Kriegshafen an der Ostsee. Hier werden die Schiffe für die deutsche Flotte gebaut. In dem Hafen liegen stets einige große Kriegsschiffe, und Matrosen sieht man in Hülle und Fülle ans den Straßen der Stadt. 4. Die Mitte der Halbinsel wird vom nördlichen Landrücken ausgefüllt, der viel Moor- und Sandboden (Geest) enthält und daher nur schwach bevölkert ist. Dieser Moorboden kommt aber seines vielen Torfes wegen dem Lande sehr zu statten, da das Land an Wald nur arm ist, besonders an der Westküste. In der Marsch fehlt der Wald gänzlich. 5. An der Westküste liegen die uordfriesischen Inseln, von denen Sylt und Föhr die bekanntesten sind. Auch die (fünfzehn) kleinen Halligen gehören zu ihnen. 283. Die Halligen. 1. Die nordfriesischen Inseln sind meistens Überbleibsel des ehe- maligen Festlandes. Einige von ihnen erfreuen sich eines sichern Dünen- schutzes, andere sind eingedeicht, die kleinen Halligen aber entbehren der schützenden Dünen und Deiche ganz und gar. Ein Stück Land nach dem andern nagt das Meer von den Halligen ab, und sicher, wenn auch langsam, gehen sie alle ihrem Untergänge entgegen. Die kleinste Hallig hat jetzt nur noch so geringen Umfang, dass sie auf dem Marktplatze mancher kleinen Stadt bequem liegen könnte. Seit 170 Jahren hat sich der Flächeninhalt aller Halligen um mehr als um die Hälfte vermindert. 2. Die Hallig ist Hach und ganz und gar baumlos. Die Häuser sind niedrig und mit Stroh gedeckt. Sie erheben sich auf künstlich auf- geworfenen Erdhügeln, welche „Werften“ heissen. Die ganze Insel ist eine einzige grosse Wiese. Ohne die schützende Grasnarbe würde der Hoden vom Meere bald weggeschwemmt werden. Als Weidetiere trifft man überall dickwollige Schafe und rotbraune Rinder. Keine Quelle entsprudelt dem thonreichen Hoden. Da Brunnen fehlen, sammelt man in Cisternen das Regenwasser. Bei der Heuernte belebt sich die sonst so einsame Marsch. Frauen und Kinder eilen herbei, um das duftende

8. Lesebuch für Volksschulen - S. 241

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 241 — Heu unter das schützende Dach zu bringen. Die Männer sind meist den ganzen Sommer hindurch auf der See. 3. Den Halligbewohnern sind die Überschwemmungen zur Gewohnheit geworden. Die Wasser steigen nicht selten 6 m über ihren gewöhnlichen Stand hinauf. Mit aller Gewalt stürmen die Wogen gegen die „Werft“. Hin Stück nach dem andern bricht ab und schiefst ins Wasser hinunter. Das Meer fasst die Pfosten des Hauses und rüttelt sie. Die Bewohner retten erst ihre besten Schafe auf den Boden, dann fliehen sie selbst nach. Es ist auch hohe Zeit; denn schon stürzen die Mauern, und nur noch einzelne Ständer halten den schwankenden Dachboden. Ungehindert dringen die Wogen ins Haus und werfen Schränke, Kisten, Betten, Stühle, 'fische wild durcheinander. Die Leute sind bis auf die höchste Spitze des Daches geklettert, ln der Finsternis sieht keiner das angstbleiche Antlitz des andern. Im Donnergeroll der Wogen verhallt das bange Gestöhn. Der Mann presst die Frau, die Mutter ihre Kinder ans Herz. Aus allen Fugen quellen die Wasser auf. Immer heftiger wütet der Sturm. Da kracht ein Balken. Ein furchtbarer Schreckruf! Noch eine martervolle Minute — noch eine — der Dachboden senkt sich nach einer Seite — ein neuer Flutenberg schäumt herauf, und — im Sturm- geheul verhallt der letzte lodesschrei. Nach Hanseu und mematzki. 284. Die Provinz Hannover. 1. Die Provinz Hannover wird durch das Herzogtum Braunschweig in einen größeren nördlichen und in einen kleineren südlichen Teil getrennt. Im nördlichen Teile liegt zwi- schen Aller und Elbe die Lüne- burger Heide. Meilenweit er- blickt man hier nur Sand und Heidekraut und verkrüppelte Kie- fern. In dem Heidekraute wei- den kleine Schafe, die sogenannten Heidschnucken. Wo ein Bächlein rieselt, da findet nmn auch grüne Wiesen n. frucht- bare Felder. In den Thälern lie- gen auch meist die kleinen Dör- fer. Das Haupt- gericht in der Heide ist Buch- Lüneburger Heide. Kahiimeyer u. Schulze, Lesebuch. 16

9. Lesebuch für Volksschulen - S. 242

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
242 weizen, da dieser in der Heide am besten wächst. Die Heideblüten liefern vor- züglichen Honig, daher wird auch hier viel Bienenzucht getrieben. Die bedeutendsten Städte der Heide sind Lüneburg und Celle. Abseits. Es ist so still, die Heide liegt im warmen Mittagssonnenstrahle, ein rosenroter Schimmer fliegt um ihre alten Gräbermale; die Kräuter blühn; der Heideduft steigt in die blaue Sommerluft. * Ein halbverfallen Schindelhaus steht einsam hier und sonnbeschienen; der Kötner lehnt zur Thür hinaus, behaglich blinzelnd nach den Bienen; sein Junge auf dem Stein davor schnitzt Bf eisen sich aus Kälberrohr. Laufkäfer hasten durchs Gesträuch in ihren goldnen Panzerröckchen, die Bienen hängen Zweig an Ziveig sich an der Edelheide Glöckchen; die Vögel schwirren aus dem Kraut — die Luft ist voller Lerchenlaut. * Kaum zittert durch die Mittagsruh, ein Schlag der Borfuhr, der entfernten, dem Alten fällt die Wimper zu, er träumt von seinen Honigernten. — Kein Klang der aufgeregten Zeit drang noch in diese Einsamkeit. Storm. 2. Der Hauptfluß der Provinz ist die Weser. Auf der rechten Seite nimmt sie die Aller auf. An einem Nebenflüsse der Aller, der Leine, liegt Hannover (180 T.), die Hauptstadt der Provinz. — Der westlichste Teil der Provinz wird von der Ems durchflossen. Zu beiden Seiten der Eins finden sich gewaltige Torfmoore. Dörfer giebt es hier fast gar nicht. Hier und da liegt ein einzelnes Hans. Auf dem Herde schwülen Tag und Nacht einige Stücke Torf. Der Moor- bauer sticht den Tors, trocknet ihn und bringt ihn zu Wagen und zu Schiffe nach den nächsten Städten. Im Frühling lockert er hier und da auf einem Felde den Torfboden, und wenn der Torf trocken ist, steckt er ihn in Brand. Dichter Qualm verfinstert dann den Himmel. Das ist der Höhenrauch, der oft vom Winde meilen- weit getrieben wird. In die Asche sät später der Bauer Buchweizen. Aber nur drei bis vier Jahre macht er eine gute Erute. Danu läßt er beit Boden liegen. Dieser bedeckt sich nach und nach ivieder mit Torf. Nach etwa dreißig Jahren wird der Torf wieder abgebrannt und das Feld von neuem auf einige Jahre bestellt. 3. Die Ems mündet in den Dollart. Die Gegend östlich vom Dollart heißt Ostfriesland. Am Rande dieser Gegend finden sich fette Marschen mit saftigen Wiesen. Daher das Sprichwort: Ostfriesland ist ein Pfannkuchen, der Rand ist das beste daran. Auf den Wiesen gedeiht das Rindvieh vorzüglich. Die ostfriesische Butter ist weit und breit berühmt. Die Hauptstadt ist Emden. — In der Nordsee liegen die ostfriesischen Inseln, von denen Borkn in und Norderney besuchte Seebäder sind. Zur Zeit der Ebbe ist das Land (Watt) zwischen Norderney und dem Fest^ lande fast trocken, so daß der Postwagen nach der Insel hinüberfahren kann. 4. In dem südlichen, kleineren Teile Hannovers liegt ein Teil des Harzes. Der Harz birgt in seinem Innern keine Kohlen, wohl aber Silber, Kupfer, Eisen, Blei rc. Darum wird hier auch (bei Goslar, Klausthal, Zellerfeld re.) viel Bergbau getrieben.

10. Lesebuch für Volksschulen - S. 244

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
244 Hause wurde Johann Wolfgang Goethe am 28. August 1749 geboren." Im Mittelalter waren die Messen zu Frankfurt sehr berühmt. 286. Die Provinz Westfalen. 1. Der nördliche Teil der Provinz ist größtenteils Tiefland. Dasselbe wird von der Lippe und Ems bewässert. Die bedeutendste Stadt hier ist Münster (Friede 1648). Zwischen Münster und Paderborn liegt das Münsterland. Das ist eine ungemein fruchtbare Ebene. Zusammenhängende Dörfer findet man hier selten; dagegen sieht man zahlreiche einzeln liegende Bauerngehöfte, welche Westfälisches Bauernhaus. zwischen herrlichen Eichbäumen gar lieblich und traulich hervorblicken. Rings um die Höfe liegen die fruchtbaren Felder; diese sind von hohen, breiten Erdwällen umgeben, auf denen dichte Hecken und herrliche Eich- und Nußbäume wachsen. Das lvestfälische Bauernhaus ist sehr geräumig. Hoch oben am Giebel sieht man in der Regel zlvei atls Holz geschnitzte Pferdeköpfe. Sie erinnern noch an das heilige weiße Roß Wodans. An der Giebelseite befindet sich ein mächtiges Thor; denn hier ist die Einfahrt, die zur „Däle" (Tenne) führt. Rechts und links von der Tenne steht das Vieh, das gutmütig und neugierig über die Futtertröge hin- lveg den Ankömmling anschaut. Am andern Ende der Tenne befindet sich der Wohnraum, der zugleich die Küche mit dem Feuerherde enthält. Uber dem Herde hängt der „westfälische Schinken", der ebenso wie der „Pumpernickel" weit und breit berühmt ist. — Das Gehöft geht stets auf den ältesten Sohn über.
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