52 Der Deutsch-französische Krieg.
Ihren Geschossen waren die auf der Ebene vorrückenden Deutschen im i, höchsten Maße ausgesetzt. Doch mit der größten Todesverachtung wurden u die Höhen erstürmt und die Feinde gezwungen, sich in die Festung zurück- -zuziehen, in welcher sie durch Friedrich Karl eingeschlossen und so von dem d weiteren Kampfe abgehalten wurden.
Mae Mahon stand mit seinem Heere, bei welchem Napoleon war, bei ii Chalons. Dorthin richteten der Kronprinz von Preußen mit der 3. Armee * und der Kronprinz Albert von Sachsen mit der 4. Armee ihren Marsch... Mac Mahon war aber inzwischen aufgebrochen, um die in Metz etnge- ^
schlossene Armee zu befreien. Die Deutschen folgten ihm. Nach ihrem :i
Siege bei Beaumont umzingelten sie an der belgischen Grenze in Sedan:i das französische Heer. Mac Mahon versuchte am 1. September durchzubrechen, wurde aber nach 8stündigem heißen Kampfe noch enger umstellt. Da kein Entkommen möglich war, ergab sich Napoleon am 2. September:: mit 84000 Mann. Der einst so gewaltige Mann schrieb an den König ^
von Preußen: „Da mir's nicht vergönnt gewesen ist, an der Spitze meiner :
Truppen zu sterben, so übergebe ich Euer Majestät meinen Degen." Als -i Aufenthaltsort erhielt Napoleon das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel angewiesen.
König Wilhelm aber war tief ergriffen von dem wunderbaren Erfolge und schrieb an die Königin: „Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!"
Die Franzosen setzten in ihrer unbeschreiblichen Wut den Kaiser am 4. September ab. Frankreich wurde Republik. An die Spitze der Regie- : rung traten Gambetta, Jules Favre und der General Trochu. Diese beschlossen, keinen Finger breit Erde, keinen Stein ihrer Festungen abtreten. zu wollen, und kündigten den „Krieg bis aufs Messer" an. Die waffenfähige männliche Bevölkerung bis zum Alter von 40 Jahren wurde zum Kampfe geübt. Inzwischen marschierten die Deutschen auf Paris los und schlossen dasselbe in der Zeit bis zum 19. September völlig ein. — Zur Freude aller Deutschen mußte sich am 27. September Straßburg, das General Werder belagerte und zuletzt heftig beschoß, ergeben. — Desgleichen ergab sich am 27. Oktober Metz. 173 000 Franzosen wurden als Gefangene nach Deutschland geführt.
Zur Weiterführung des Krieges bildete Gambetta neue Heere, doch überall wurden dieselben besiegt. Endlich sah Frankreich sich zum Frieden genötigt. Am 28. Januar 1871 wurde zunächst ein Waffenstillstand abgeschlossen. — Am 1. März nahm Frankreich die von Deutschland gestellten Friedensbedingungen an. Daraus hielten am 1. und 2. März
50 000 deutsche Krieger ihren Einzug in Paris.
Der Friedensschluß erfolgte am 10. Mai zu Frankfurt a. M.
Deutschland erhielt Elsaß und einen Teil von Lothringen und 4000 Millionen Mark Kriegskosten.
Während der Belagerung von Paris boten aus Veranlassung des Königs Ludwig ü. von Bayern die deutschen Fürsten dem Könige von Preußen die Kaiserkrone an. Am 18. Januar 1871 wurde König Wil-
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Heinrich I.
9
Heinrich I. (919-936.)
Das große und mächtige Reich Karls des Großen wurde 843 durch dessen Enkel geteilt und dadurch Deutschland sür immer von Frankreich getrennt.
Die Karolinger starben im Jahre 911 aus. Von nun an wurde Deutschland ein Wahlreich. Man wählte den Frankenherzog Konrad zum Könige. Ihm war es allezeit und vor allen Dingen darum zu thun, das Wohl des Landes zu fördern. Einige Herzöge aber waren ihm hierin absichtlich hinderlich und versagten ihm den Gehorsam. Konrad sah sehr bald ein, woran es ihm mangelte; deshalb ließ er vor seinem Tode seinen Bruder Eberhard zu sich kommen und sprach zu ihm: „Lieber Bruder, ich suhle, daß ich sterben werde; laß dir die Wohlfahrt des Landes und deine eigene empfohlen sein! Wir haben Heere, Städte und Waffenvorrat und alles, was zum königlichen Glanze gehört. Zwei Dinge aber fehlen uns: Glück und Geschicklichkeit. Beides besitzt in reichem Maße Heinrich von Sachsen; auf ihm beruht die Wohlfahrt des Landes. Nimm diese Krone und alle Zeichen der Königswürde und bringe sie Heinrich und melde ihm. daß ich ihn zu meinem Nachfolger bestimmt habe." Eberhard that alles, was ihm Konrad gesagt, und reiste im Einverständnis vieler deutscher Fürsten nach dem Harze zu Heinrich. Dieser war, als ihm die Königskrone überbracht wurde, gerade mit Vogelfang beschäftigt. Daher nennt man ihn auch wohl Vogelsteller oder Finkler. Heinrich war von hoher und schöner Gestalt, klug, gerecht und fromm. Einige mächtige Herzöge, die ihn nicht als König anerkennen wollten, brachte er teils durch Gewalt, teils durch Klugheit und Freundlichkeit zum Gehorsam.
Nun trachtete er danach, fein Reich von einem sehr gefährlichen Feinde zu befreien. Es waren dies die Ungarn; diese sielen nämlich häufig in das deutsche Land ein und verwüsteten dasselbe in ganz grauenhafter Weise. Was ihnen in die Hände geriet, ob jung oder alt, das erwürgten sie. Kirchen und Klöster, ja selbst ganze Dörfer, wurden vou ihnen geplündert und danach verbrannt.
Ans einen Kampf mit ihnen konnten sich die Deutschen gar nicht einlassen. — Mit Windeseile kamen sie auf ihren schnellen Rossen an, verübten ihre Greuelthaten und verschwanden daraus wieder ebenso schnell, wenn sie etwa auf kräftigen Widerstand stießen. — Die Deutschen hielten es für das beste, sich in die Wälder zurückzuziehen. — Einmal gelang es jedoch, einen hohen ungarischen Fürsten gefangen zu nehmen. Gegen Loslaffung desselben und Zahlung einer jährlichen Abgabe bewilligten sie Heinrich einen 8jährigen Waffenstillstand. In dieser Zeit bildete er sich ein tüchtiges Kriegsheer; außerdem legte er feste Burgen an, in die sich die Landbewohner flüchteten, wenn der Feind erschien.
Jeder neunte Man» vom Lande mußte in eine solche Burg ziehen-und die Bauern hatten den dritten Teil ihrer Früchte dorthin zu liefern,
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Deutschland Sachsen Ungarn
44 Friedrich Wilhelm. Iii.
Zofen auf dem Hinmarsch selbst verwüstete Strecken bewegte sich der Zug.
Hunger und eingetretene große Kälte, sowie die unaufhörlichen Angriffe bet
Kosaken vernichteten den größten Teil des Heeres. Ende November kam
der Rest besselben an der Beresina an. Die schnell gebauten Brücken brachen zusammen, und Tausenbe fanben ihren Tod in den Wellen. Die Zurückgebliebenen aber würden größtenteils von den sie verfolgenben Rnsfen getötet ober gefangen genommen. Treulos verließ Napoleon die Seinen und eilte nach Paris. — Von seiner großen Armee kamen nur 20000 Mann zerlumpt und halb verhungert in Polen an.
Jebermann fühlte, daß jetzt die Zeit der Befreiung Deutschland
gekommen war.
Der General York, der das für Napoleon gestellte preußische Heer
von 20000 Mann führte und gegen Petersburg marschieren sollte, schloß einen Vertrag mit den Russen, in welchem er versprach, nicht mehr gegen sie zu kämpfen.
König Fricbrich Wilhelm Hl aber verlegte feine Refibenz nach Breslau, um sich vor den Franzosen zu schützen, die noch den größten Teil seines
Landes in ihrer Gewalt hatten. — Er schloß ein Bünbnis mit den Russen.
Dann forberte er am 17. März 1813 in dem „Aufruf an mein Volk" zum Kampfe gegen den so höchst übermütigen und gefährlichen Feind auf.
Dazu begeisterten die deutschen Dichter Körner, Arnbt und Schenkendes durch herrliche Lieber jebes beutfche Herz. Jung und alt, hoch und niebrig eilte zu bett Waffen. Frauen gaben ihre Trauringe, Juugfraueu ihr schönes Haar hin zur Rettung des Vaterlanbes.
Binnen kurzer Zeit hatte Napoleon wieber ein mächtiges Heer ausgestellt, dem die bereinigten Truppen der sich verbünbeten Russen und Preußen cm Zahl lange nicht gleich kamen. Aber in den gewaltigen Schlachten bei Großgörschen am 2. Mai und bei Bautzen ant 21. Mai 1813 erkannte Napoleon, daß er jetzt gegen begeisterte und tapfere Scharen zu kämpfen hatte. Trotz feiner Übermacht vermochte er boch nicht den Sieg zu erringen.
Bald erklärten auch Österreich und Schweden dem französischen Volke den Krieg. Die Verbünbeten stellten 3 Armeen aus: die böhmische unter dem Fürsten Schwarzenberg, die schlesische unter Blücher und die Norbarmee unter dem Kronprinzen von Schweden in der Untgegenb von Berlin.
Ein französischer Marschall sollte diese Stadt erobern. General Bülow aber schlug ihn mit einem Teile der Norbarmee ant 23. August bei Großbeeren und trieb ihn über die Elbe zurück.
Gegen Blücher rückte der französische Marschall Maebottalb in den Kamps. Zwischen ihnen rauschte die vom Regen angeschwollene Katzbach bahin. Ruhig ließ Blücher die Feinde übersetzen. Plötzlich aber rief er, es war am 26. August, seinen Soldaten zu: „Nun habe ich genug Franzosen herüber, Kinder, nun vorwärts!" Mit Ungestüm erfolgte trotz des strömen-ben Regens der Angriff. Die Franzosen würden gegen die Katzbach getrieben und ihrer 18 000 gefangen, dazu würden 100 Kanonen erobert. Blücher hieß feit jenem Tage im Munbe des Volkes „Marschall Vorwärts".
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Polen Deutschland Petersburg Breslau Großgörschen Bautzen Schweden Schwarzenberg Schweden Berlin Kamps
Der Dreißigjährige Krieg. 25
Leider schlossen sich ihm die protestantischen deutschen Fürsten nicht an,
weil sie mißtrauisch waren, ja sie verweigerten ihm anfangs sogar den Durchzug durch ihr Land. So kam es, daß die reiche Stadt Magdeburg durch Tilly erobert und fast gänzlich vernichtet wurde, ohne daß Gustav Adolf zu ihrer Verteidigung herbeikommen konnte. Nun zwang -die Not den Kurfürsten von Sachsen zum Bündnis mit den Schweden. —- Mit den vereinigten Heeren schlug Gustav Adolf 1631 Tilly bei Leipzig, darauf eilte er nach Süddeutschland. Dort wollte ihm Tilly am Übergang über den Lech hinderlich sein, wurde aber selbst so schwer verwundet, daß er
bald danach starb. Gustav Adolf hielt als Sieger seinen Einzug in die
bayrische Hauptstadt München. So war in kurzer Zeit die kaiserliche Macht vernichtet." In seiner Not flehte der Kaiser den Wallenstein um Hilfe an. Erst als ihm versprochen worden war, daß er unumschränkter Herr seines Heeres sein solle, erbot er sich zu helfen. Binnen kurzer Zeit hatte er ein mächtiges Heer gesammelt; er verschanzte sich bei Nürnberg. Da Gustav Adolf das feste Lager nicht einzunehmen vermochte, so zog er ab. Nun brach Wallenstein nach Sachsen auf. Die Schweden folgten ihm. Ant 16. November 1632 kam es zur Schlacht bei Lützen. Es war ein sehr nebeliger Tag. Schon lange dauerte der Kampf, da geriet der linke Flügel des Schwebenheeres in Unorbnung. Gustav Aböls eilte quer über das Schlachtfelb, um die Crbnung wieber herzustellen, babei geriet er zu nahe an die Feinde. Nach einem Schuß in den Arm erhielt er, als er sich wanbte, eine Kugel in den Rücken. Mit den Worten: „Mein Gott, mein Gott!" sank er vom Pferde. Wilde Verzweiflung zog in die Herzen seiner Krieger, sie wollten den Tod des geliebten Königs rächen. Wild und immer wilber tobte der Kampf, bis enblich der besiegte Wallenstein den Rückzug antrat. Zerstampft und enttleibet fanb man die königliche Leiche. Sie würde einbalsamiert und nach Schweden gebracht.
Nachdem von 1636 ab die Schweden in Verbindung mit den Franzosen durch erneuerte Kriegführung gegen den Kaiser die deutschen Länder in einen überaus trostlosen Zustand gebracht hatten, kam es endlich im Jahre 1648 zum Frieden. Derselbe wurde geschlossen zu Münster und Osnabrück. Den Protestanten und Katholiken wurden gleiche Rechte zuerkannt. Deutschland glich in vielen Gegenben einer Wüste. Schwert, Hunger und Pest hatten hunberttausenbe von Menschen bah in gerafft. Jnfolgebessen lagen benn auch große Strecken Laubes völlig unbebaut ba. Handel und Wanbel war vollstänbig zugrunbe gerichtet und Kunst und Wissenschaft fast nirgenbs mehr zu sin den. An Stelle des lebenbigen und wahren Glaubens war Unglaube getreten, statt der alten guten deutschen Sitten herrschte in dem lieben Vaterlanbe die gtößeste Unsitte; die boshafteste Zuchtlosigkeit und grenzenlose Verwilberung hatten überhanb genommen.
Das waren die schrecklichen Folgen, welche der von 1618 bis 1648 geführte Religionskrieg über unser Vaterlanb gebracht hatte.
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Der Siebenjährige Krieg. 39
Im Dresdener Frieden trat Maria Theresia abermals Schlesien an Preußen ab. Dagegen erhielt ihr Gemahl, der inzwischen als Franz I. znm deutschen Kaiser erwählt war, Friedrichs Anerkennung.
J)er Siebenjährige Krieg. (1756—1763.)
Gern hätte Friedrich für immer die Waffen ruhen lassen, allein er war sich wohl bewußt, daß Maria Theresia Schlesien nur abgetreten hatte, weil sie nicht anders gekonnt, und daß all ihr Streben darauf gerichtet war, es sobald als nur möglich wieder zu erobern. Unermüdlich rüstete er daher zu einem bevorstehendem Kamps. Als sich nun obendrein Österreich mit Rußland, Frankreich, Schweden und Sachsen Verbündete, beschloß Friedrich, seinen Feinden im Angriff zuvorzukommen. Zunächst aber verstärkte auch er seine Macht durch Bündnisse mit England, Hessen-Kassel, Braunschweig
und Sachsen-Gotha. , _
Im Sommer 1756 rückte Friedrich mit 60000 Mann m Sachsen
ein dessen Heer er in Pirna einschloß. Da brachen 70 000 Österreicher
auf', um das sächsische Heer zu befreien. Mit 24000 Mann eilte ihnen Friedrich entgegen und schlug sie am 1. Oktober 1756 bei Lowositz an der Elbe. Die Sachsen mußten sich darauf ergeben. __
Das Jahr 1757 brachte für Friedrich keine erfreuliche Aussicht. Den
500000 Mann seiner Feinde konnte er höchstens 200000 entgegenstellen. Im Frühjahr traf er auf den Höhen bei Prag ein verschanztes österreichisches Lager. Sofort befahl er den Angriff. Der greise Schwerin riet, bis zum folgenden Tage zu warten, weil die eben angekommenen Truppen müde seien. Doch der König wollte keinen Aufschub; da drückte Schwerin seinen Hut in die Augen und sagte: „Soll und muß denn heute geschlagen werden, so will ich den Feind angreisen, wo ich ihn finde", und mit Todesverachtung suchte man nun die Schanzen zu erstürmen. Das Feuer der zahlreichen Kanonen streckte jedoch ganze Reihen der Preußen nieder. Schon schien der Mut der Truppen zu sinken. Da ergriff Schwerin die Fahne und schritt an der Spitze der Schar mutig voran. Doch schon nach wenigen Schritten wurde er von mehreren Kugeln durchbohrt und starb. Der Tod des wackeren Führers sollte gerächt werden. Immer weiter vorwärts drangen die Reihen, bis endlich der Sieg errungen war. 16 000 Mann waren von Friedrichs Heer gefallen.
Friedrich belagerte daraus die Stadt Prag. Da zog^ der österreichische Feldmarschall Daun heran und nötigte ihn am 18. Juni zur Schlacht^ bei Kollin. Schon wichen die Österreicher zum größten Teil; nur ihr stark verschanzter Mittelpunkt stand noch fest. Da befahl Friedrich, denselben anzugreifen. Vergebens stürmten die Regimenter gegen die Schanzen an und wurden fast vernichtet. Es entstand infolgedessen eine große Unordnung, die dann bald in Flucht ausartete. 14000 Mann und 45 Kanonen waren verloren.
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28 Friedrich I. als Markgraf und Kurfürst von Brandenburg.
Durch Tapferkeit, Weisheit, Gerechtigkeit und Milde stand Friedrich m hohem Ansehen. Als er 1412 in der Mark erschien, um sich huldigen zu lassen, wurde er von den Landbewohnern freudig begrüßt. Die Edelleute aber verbündeten sich gegen ihn. Zum Spott nannten sie ihn „Nürnberger ,4 and . Die Edelleute sagten: „Wenn es auch ein ganzes Jahr
Burggrafen regnet, so wollen wir unsere Burgen doch halten". Friedrich aber bildete sich ein tüchtiges Heer und lieh von dem Landgrafen von Thüringen eine große Kanone. Weil sie so schwer fortzuschaffen war, so nannten sie die Bauern „die faule Grete". Nun belagerte Friedrich'die Ritter in ihren Burgen und zerstörte mit den schweren Geschossen dieser
Kanone ihre Mauern. Da mußten jich denn die Ritter endlich unterweisen.
— Im Verein mit seiner Gemahlin Elisabeth, die man die „schöne Else" nannte, gelang es ihm, durch Milde und Freundlichkeit die Herzen seiner Untergebenen zu gewinnen. Im Jahre 1414 war in Brandenburg die Ruhe und Ordnung wieder hergestellt.
Zum Lohn für seine unwandelbare Treue gegen den Kaiser erhielt
Friedrich von diesem 1415 das Land Brandenburg samt der Kurfürstenwürde als erbliches Eigentum. Das geschah auf der Kirchenversammlung zu Kostnitz. In Berlin nahm Friedrich die Huldigung seiner Unterthanen entgegen.
So kam Brandenburg für alle Zeiten an die Hohenzollern, und aus ihm entwickelte sich nach und nach das jetzt so mächtige Preußenland.
Als Kurfürst bot Friedrich I. alles auf, um die Macht und den Wohlstand seines Staates zu heben. Leider mußte er Zeit und Kraft größtenteils dem Kaiser widmen. Dieser ernannte ihn zum Reichsfeldherrn. Als solcher mußte Friedrich den Krieg gegen die Huffiten führen, konnte aber bei der Mutlosigkeit des ihm vom Kaiser gegebenen Heeres nichts gegen die Feinde ausrichten. Vielmehr drangen die Huffiten in fein eigenes Land ein und richteten in demselben großen Schaden an. Als sie das in der Nähe von Berlin gelegene Städtchen Bernau belagerten, zog Friedrich, der Sohn des Kurfürsten, gegen sie und jagte sie über die Grenze. — Kurfürst Friedrich I. wußte jetzt den Kaiser zu bewegen, daß er noch in demselben Jahre mit den Huffiten Frieden schloß. Im Jahre 1437 starb Sigismund. Die deutschen Fürsten boten nun dem Kurfürsten von Brandenburg die Kaiserkrone an. Friedrich aber hielt auch jetzt noch den dem Kaiser geleisteten Eid der Treue und brachte es dahin, daß man den Schwiegersohn Sigismunds zum Kaiser wählte.
Die letzten 12 Jahre feines Lebens konnte nun Friedrich I. ganz der Regierung feines Landes widmen. Einige der früher verloren gegangenen Landesteile brachte er wieder an Brandenburg zurück und suchte den Wohlstand feines Volkes, wo er nur wußte und konnte, zu heben und zu fördern. 1440 verschied er.
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Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Brandenburg Brandenburg Berlin Brandenburg Berlin Brandenburg Brandenburg
Schulformen (OPAC): Volksschule, Utraquistische Schule
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
— 22 -
Scharnhorst war eilt Offizier. Ec hat das Heer verbessert. Inder ersten Schlacht der Freiheitskriege wurde er verwundet und starb den Heldentod fürs Vaterland.
5) Das Strafgericht in Rußland. Unterdes hatte der lander-gierige Napoleon immer mehr Kriege geführt und auch Rußland angegriffen. Aber hier fand er seinen Untergang. Zwar siegte er in 2 Schlachten; aber als er vor die Hauptstadt Moskau kam, da überbrachte ihm niemand die Schlüssel der Stadt. Da wurde ihm schon bange. Er ließ die Soldaten die Thore offnen und besetzte die Stadt. Sie war menschenleer. Am nächsten Tage brach Feuer aus; die Soldaten konnten nicht löschen, es gab keine Spritzen. Bald fehlte es den Franzosen an Brot und Obdach. Zum erstenmale bot Napoleon selbst den Frieden an. Aber der Kaiser von Rußland gab ihm keine Antwort. Da entschloß sich Napoleon zum Rückzüge. Es wurde aber bitter kalt. Tag und Nacht fiel Schnee. Nirgends fanden die Franzosen Nahrung und Unterkommen. Alle Dörfer hatten die Russen selbst verbrannt. Da verließ Napoleon das Heer und eilte in einem Schlitten nach Frankreich zurück. In Schlesien kam er über Glogan und Hainau. Ju letzterer Stadt erkannte ihu die Postmeisterin. Sie hätte ihrem Todfeinde am liebsten einen Gifttrank gegeben; aber sie erbarmte sich und machte ihm einen warmen Thee. Halb erfroren kamen nur wenige Franzosen aus Rußland wieder. Sie waren nicht zu sättigen. Die Leute meinten, Gott habe sie mit ewigem Hunger gestraft, weil sie einst das Brot verachtet hatten.
6) Preußens Vorbereitung zum Kampfe. Jetzt war es für die Völker Zeit, sich von Napoleon wieder frei zu machen. Das kleine Preußen ging zuerst vor. Der preußische General Aork, der dem Napoleon hatte helfen müssen, aber nicht mit nach Rußland gezogen war, schloß mit den Russen Frieden. Der König sah das nicht gern; denn die Franzosen paßten in Berlin zu sehr auf ihn auf. As)er bald ging er nach Breslau, und nun rief er int März 1813 sein Volk zu den Waffen. Da waren alle Preußen froh. Jünglinge, Männer und Greise eilten zum Heere; ja auch Jungfrauen wurden Soldaten. Wer nicht kämpfen konnte, gab Geld oder wertvolle Gegenstände, damit der König Waffen kaufen konnte. Auch in Breslau war eine Sammelstube. Da kamen Kinder und brachten ihre Sparbüchsen. Ausgediente Soldaten gaben ihre Pistolen und Säbel. Eheleute schenkten ihre goldenen Trauringe und erhielten dafür eiserne mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen." Das Edelfräulein Friederike Schmettow brachte ihr schönes, langes Haar, das sie sich abgeschnitten hatte.
7) Die Befreiungskriege, a. Die Iahrc 1813 und 1814. Aber auch Napoleon hatte schnell ein großes Heer wieder gesammelt und erschien in Sachsen. Die Preußen erhielten von den Russen
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
sich aber trotz Kälte und Schnee nach Memel bringen, denn sie sagte: „Ich will lieber in die Hand Gottes, als dieser Menschen
fallen." In Memel erkrankten auch die Prinzen. Damals fehlte es der königlichen Familie an allem Nötigen: auch der kostbare Silberschatz war schon verkauft worden. Die Königin aber sagte: „Für unsere Kinder ist es gut, daß sie auch die ernste Seite des Lebens kennen lernen." Nach dem Friedensschlüsse kehrte die königliche Familie wieder nach Berlin zurück. Aber die Königin Luise war von diesen harten Schicksalsschlägen krank geworden, und am 19. Juli 1810 stand der Prinz Wilhelm am Totenbette seiner Mutter. Zwei Jahre später ereilte den Napoleon das Strafgericht Gottes. In Rußland kam sein Heer vor Hunger und Kälte um, und die Völker machten sich wieder frei. Preußen begann im Jahre 1813 den Freiheitskampf. Obgleich der Prinz Wilhelm erst 16 Jahre alt war, wollte er schon mit in den Krieg ziehen; aber der Vater ließ es nicht zu, weil er uoch zu schwächlich war. Erst im folgenden Jahre durfte er ins Feld rücken. Weil er mitten in der Schlacht einen Befehl seines Vaters ohne Furcht ausführte, erhielt er dafür den Orden des Eisernen Kreuzes. Dann zog er mit in Paris ein. In der
folgenden Zeit war der Prinz an der Verbesserung des Heerwesens
sehr thätig. Weil er ein tüchtiger Soldat war, wurde seiu Rat immer befolgt. Im Jahre 1829 vermählte er sich mit der
Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar. Im Jahre 1840 starb sein Vater. Da wurde seiu älterer Bruder Friedrich Wilhelm Iv. Köuig. Als dieser am 2. Januar 1861 starb, folgte er ihm in der Regierung und nannte sich Wilhelm I.
3) Kriege. König Wilhelm 1. hat drei Kriege geführt, durch die er Preußen viel Ehre imd Rnhm erworben hat.
A. Krieg gegen Dänemark 1864. a. Veranlassung. Die heutige Provinz Schleswig-Holstein bestand früher ans zwei Herzogtümern. In denselben wurde meist deutsch gesprochen, und sie
gehörten auch zu Deutschland; nur war ihr Herzog der König von Dänemark. Als dieser aber die Herzogtümer mit Gewalt dänisch machen wollte, erklärten Preußen und Österreich den Krieg.
b. Der Krieg. Die Dänen hatten bei dem Dorfe Düppel
10 Schanzen gebaut. Das waren Hügel, die von 3 Meter breiten
und ebenso tiefen Gräben umgeben waren. Außerdem zog sich vor der ganzen Linie ein Drahtzaun hin. Die Schanzen waren durch Laufgräben verbunden. Hier hatten sich die Dänen versteckt. Die Preußen näherten sich vorsichtig bis auf 400 Schritte. Dann beschossen sie die Schanzen 20 Stunden lang mit 102 Kanonen. Am 18. April erstürmten sie dieselben unter lautem Hurraruf. Der Führer der Preußen war der Prinz Friedrich Karl, ein Neffe des Königs. Dann setzten die Preußen auf 160 Kähnen
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Schulformen (OPAC): Volksschule, Utraquistische Schule
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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nicht an. Damit waren die Franzosen noch nicht zufrieden. Ein Abgesandter Napoleons suchte den König Wilhelm im Bade Ems auf. Hier verlangte er das Versprechen, daß er niemals einem Hohenzollern erlaube, König von Spanien zu werden. Weil das der König nicht that, erklärte Napoleon den Krieg.
b. D er Krieg. Die Frauzoseu hatten geglaubt, die deutschen Staaten würden jetzt von Preußen abfallen. Aber sie hatten sich verrechnet. Die Kriegserklärung wurde in ganz Deutschland mit großem Jubel aufgenommen. Überall sang man: „Lieb Vaterland, magst ruhig fein; fest steht und treu die Wacht am Rhein." Freudig eilteu alle Krieger zu deu Waffen. Den Kriegsplan hatte Moltke ausgearbeitet. Biuueu 12 Tagen standen die deutschen Soldaten an der französischen Grenze. Sie waren in 3 Armeeen geteilt. Ihre Führer waren der Kronprinz Friedrich Wilhelm, der Prinz Friedrich Karl und der General Steinmetz. Zuerst griff der Kronprinz am 4. August die Franzosen bei Weißenburg an und erstürmte mit Preußen und Bayern den hinter der Stadt liegenden Geißberg. Zwei Tage später erfocht er deu glänzenden Sieg bei Wörth. An demselben Tage erstürmte Steinmetz die Berge von Spicheren, welche die Franzosen mit Kanonen besetzt hatten. Dann marschierten die Deutschen vor die Festungeil Straßburg und Metz. In Metz stand der Marschall Bazaine. Der wollte die Festung verlassen, um nicht eingeschlossen Hu werdeu. Aber er wurde durch die blutige Schlacht bei Gravelotte, in welcher der König Wilhelm selbst kommandierte, nach Metz zurückgeworfen. Da wollte Napoleon dem Bazaine Hilfe bringen; aber er kam nicht so weit, sondern wurde bei Sedau besiegt ltud mit seinem gauzeu Heere gefangen genommen. Metz mußte sich ergeben, weil es ausgehungert, Straßburg, weil es beschossen worden war. Unterdessen hatten die Franzosen den Napoleon abgesetzt und schickten ueue Heere gegen die Deutschen. Aber letztere marschierter: siegreich auf Paris los, schlossen die Stadt ein und beschossen sie. Die Belagerung dauerte lauge. Es trat ein strenger Winter ein, und unsere tapferen Soldaten mußten frieren und hungern. Erst als die Pariser nichts mehr zu essen hatten und sogar Mäuse verspeisten, ergab sich die Stadt. Nun wurde Friede geschlossen. Die Frauzoseu mußten 4400 Millionen Mark Kriegskosten zahlen und Elsaß-Lothringen au Deutschland abtreten. Unter großem Jubel kehrten die deutschen Soldaten in die Heimat zurück. In allen Kirchen wurde ein Dank-fest gefeiert.
c. Wiedergeburt des deutschen Reiches. Während dieses Krieges wurde das neue deutsche Reich gegründet. Am 18. Januar 1871 versammelten sich die deutschen Fürsten, Prinzen und Generale in einem Saale des Schlosses zu Versailles bei Paris. Nach einem Gottesdienste trat der König Wilhelm vor und verkündete, daß er die Kaiserwürde des deutschen Reiches übernehme. Da schwenkte der
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Schulformen (OPAC): Volksschule, Mehrklassige Schule
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
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c) Krieg mit Frankreich. Zum drittenmal zog der Kronprinz 1870 in den schweren Krieg mit Frankreich. Er war wieder der Führer einer Armee. Die Franzosen wollten in Süddeutschland einfallen; aber der Kronprinz war schneller. Er griff die Franzosen bei Weißenburg an und erstürmte den bei der Stadt liegenden Geißberg. Da zeichneten sich die Königsgrenadiere von Liegnitz besonders aus. Ihre Fahne ging von einer Hand in die andere, denn die Träger wurden nacheinander hingestreckt. Aber der Kronprinz stürmte mit seinen tapferen Truppen den Berg hinan, und als ihm die zerschossene Fahne der Königsgrenadiere gebracht wurde, küßte er sie. Zwei Tage später griff er die Franzosen bei Wörth an. Auch diese Schlacht gewann er. Am Abende besuchte er alle Soldaten im Lager. Da spielte die Musik: „Heil Dir im Siegerkranz," und die Soldaten begrüßten ihn mit Hurra. Auch sah er in den Hospitälern nach, wie es den Verwundeten ging. Dann marschierte er nach Sedan. Diese Stadt wurde am 1. September umringt und beschossen. Aber an demselben Tage schon zog die Stadt die weiße Flagge auf; sie ergab sich. Hier wurde der Kaiser Napoleon gefangen. Der Kronprinz war zugegen, als Napoleon feinen Degen dem Könige Wilhelm Übergab. Aber der Krieg war noch nicht zu Ende,- erst als Paris eingenommen worden war, wurde Friede geschlossen. Der Kronprinz hatte sich in diesem Kriege den Orden des Eisernen Kreuzes erworben und war Feldmarschall geworden.
In diesem Kriege war auch die Kronprinzessin sehr tätig, um die Frauen der Landwehrmänner zu unterstützen und die Verwundeten zu pflegen.
5. Regierung, Krankheit und Tod. Weil König Wilhelm schon alt war, mußte der Kronprinz in feinem Aufträge oft weite Reifen machen. _ Auf einer solchen Reife kam er auch nach Palästina und besuchte die Städte Jerusalem und Bethlehem. Überall wurde er mit Jubel empfangen; denn er war ein schöner großer Mann, feine Augen blickten stets freundlich, er trug einen schönen Bart, immer sprach er zu den Leuten herzliche Worte. Aber der liebe Gott wollte nicht, daß er lange regierte. Im Jahre 1887 überfiel ihn ein Halsleiden. Er ging nach dem schönen sonnigen Italien; doch das Übel wurde immer schlimmer. Da erhielt er am 9. März 1888 die traurige Nachricht, daß fein Vater, Kaiser Wilhelm, gestorben fei. Nun kehrte er nach Berlin zurück und übernahm die Regierung. Er wollte fein Volk recht glücklich machen. Indes feine Kräfte nahmen immer mehr ab. Er konnte gar nicht mehr sprechen, sondern mußte alles ausschreiben, was er sagen wollte. Dabei litt er furchtbare Schmerzen. Am 14. Juni hatte feine Tochter, die Prinzessin Sophie, den Geburtstag; da schrieb er auf einen Zettel: „Bleib fromm und gut, wie du es bisher warst: dies ist der letzte Wunsch deines sterbenden Vaters." Seinem Sohne, unserm Kaiser, schrieb er auf ein Blatt: „Lerne leiden, ohne zu klagen!" Am 15. Juni erlöste ihn Gott von feinen Leiden.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Wilhelm Wilhelm Wilhelm Sophie
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Weißenburg Geißberg Liegnitz Sedan Palästina Bethlehem Italien Berlin