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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 49

1881 - Danzig : Boenig
49 Es ist kein liebes Vögelein im Garten draußen so arm und klein, es hat sein warmes Federkleid; da thut ihm Regen und Schnee kein Leid. Es ist kein bunter Schmetterling, kein Würmchen im Sommer so gering, es findet ein Blümchen, es findet ein Blatt, davon es ißt, wird froh und satt. Es ist kein Geschöpf in der weiten Welt, dem nicht sein eignes Teil ist bestellt, sein Futter, sein Bett, sein kleines Haus, darinnen es fröhlich geht ein und aus. Und wer hat das alles so bedacht? der liebe Gott, der alles macht und sieht auf alles väterlich: der sorgt auch Tag und Nacht für mich. Wilh-lm Hey. 110. Der Dachdecker. Ein Dachdecker arbeitete hoch oben auf der Spitze eines Kirchturms. Da riß das Seil, mit dem er sich am Knopf be- festigt hatte, und er fiel vom Turme herab auf das Kirchendach. Hier wollte er sich halten, aber er rollte vom Dach hinab in einen Lindenbaum; hier wollte er sich wieder halten, aber die Aste brachen, und so fiel er von Ast zu Ast und endlich herab auf das Pflaster. Die Leute hatten mit einem Geschrei des Entsetzens ihn fallen sehen, rannten herbei und meinten, ihn zerschmettert zu finden; aber der Dachdecker lebte und zwar ganz unversehrt und rieb sich die Augen, — denn er wußte gar nicht, wie ihm ge- schehen war. Mittlerweile mehrte sich der Menschenhaufe um ihn, und jeder ließ sich die Geschichte erzählen, und endlich rief ein Wirt, der auch hinzugetreten war: „Das ist doch zu wunderbar, der Tag muß gefeiert werden, kommt mit in mein Haus, der Mann muß sich's heute einmal wohl sein lassen!" Gesagt, gethan! Zwei nahmen den Dachdecker in die Mitte, der andere Haufe folgte, und im Triumph ging's ins Wirtshaus, wo gezecht, ge- lärmt und vivat gerufen wurde bis in die späte Nacht. Der Dachdecker wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, auf fremde Kosten sich gütlich zu thun, aß und trank und hörte dabei nicht auf, immer wieder von neuem die Geschichte seines wunder- baren Sturzes zu erzählen. Des lieben Gottes, der seinen Engeln über ihm Befehl gethan, gedachte er dabei mit keiner Silbe; vielmehr erzählte er den Hergang also, als sei das nicht Gottes Beschirmung, sondern eine ganz besondere Geschicklichkeit und Besonnenheit von ihm selber gewesen, zuerst auf das Dach, dann auf den Lindenbaum und dann ganz allmählich von Ast zu Ast Lesebuch für katholische Volksschulen. 4

2. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 85

1881 - Danzig : Boenig
ein Haus sein, denn es scheine ein Licht. Sprach der Esel:. „So müssen wir uns aufmachen und noch hingehen, denn hier ist die Herberge schlecht." Der Hund meinte, ein paar Knochen und etwas Fleisch daran thäten ihm auch gut. . Nun machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, und es ward immer größer, bis sie vor ein hell erleuchtetes Räuberhaus kamen. Der Esel, als der größte, näherte sich dem Fenster und schaute hinein. „Was siehst du, Grauschimmel?" fragte der Hahn. „Was ich sehe?" antwortete der Esel, „einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken, und Räuber sitzen daran und lassen's sich wohl sein." „Das wäre was für uns," sprach der Hahn. „Ja, ja, ach wären wir da!" sagte der Esel. Da ratschlagten die Tiere, wie sie es an- fangen müßten, um die Räuber hinaus zu jagen, und fanden endlich ein Mittel. Der Esel mußte sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Rücken springen, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das geschehen war, singen sie auf ein Zeichen insgesamt an, ihre Musik zu machen; der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute, und der Hahn krähte; dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube hinein, daß die Scheiben klirrend niederfielen. Die Räuber fuhren bei dem entsetzlichen Geschrei in die Höhe, meinten nicht anders, als ein Gespenst käme herein, und stehen in größter Furcht in den Wald hinaus. Nun setzten sich die vier Gesellen an den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was übrig geblieben war, und aßen, als wenn sie vier Wochen hungern sollten. Wie die vier Spielleute fertig waren, löschten sie das Lichk aus und suchten sich eine Schlasstätte, jeder nach seiner Natur und Bequemlichkeit. Der Esel legte sich auf den Mist, der Hund hinter die Thür, die Katze auf den Herd in die warme Asche, und der Hahn setzte sich auf den Hahnenbalken, und weil sie müde waren von ihrem langen Wege, schliefen sie auch bald ein. Als Mitternacht vorbei war, und die Räuber von weitem sahen, daß kein Licht mehr im Hause brannte, auch alles ruhig schien, iprach der Hauptmann: „Wir hätten uns doch nicht sollen ins Bockshorn jagen lassen," und hieß einen hingehen und das Haus untersuchen.. Der Abgeschickte fand alles still, ging in die Küche, wollte ein Licht anzünden, und weil er die glühenden, feurigen Augen der Katze für lebendige Kohlen ansah, hielt er ein Schwe- felhölzchen daran, daß es Feuer fangen sollte. Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm ins Gesicht, spie und kratzte. Da erschrak er gewaltig, lief und wollte zur Hausthür hinaus, aber der Hund, der da lag, sprang auf und biß ihn ins Bein; und als er über den Hof an dem Miste vorbeirannte, gab ihm

3. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 36

1881 - Danzig : Boenig
36 da brannte das Feuer lustig hell, da floh der Rauch vor dem Winde schnell. Und nachdem der Wind sich gewärmt, ist er wieder hinausgeschwärmt; denn er kann nirgends lange weilen, muß ja immer weiter eilen. Die Kinder wollten vor Furcht und Schrecken sich unter das Bett verstecken. Da rief die Mutter: „Er ist wieder fort; aber künftig haltet euer Wort! Gegebenes Wort und Versprechen darf man selbst dem Winde nicht brechen." Blaul. 83. Das Fünkchen. Das Kind hatte mit dem Fünkchen gespielt, obgleich seine Mutter es schon oft verboten hatte. Da war das Fünkchen fort- geflogen und hatte sich ins Stroh versteckt. Aber das Stroh sing an zu brennen, und es entstand eine Flamme, ehe das Kind daran dachte. Da wurde dem Kinde bange, und es lief fort, ohne jemand etwas von der Flamme zu sagen. Und da niemand Wasser darauf schüttete, ging die Flamme nicht aus, sondern breitete sich im ganzen Hause aus. Als sie an die Fenstervorhänge kam, wurde sie noch größer, und das Bett, worin sie des Nachts schliefen, brannte hell auf, und die Tische und die Stühle und die Schränke und alles, was der Vater und die Mutter hatten, das wurde vom Feuer- gefaßt, und die Flamme wurde so hoch wie der Kirchturm. Da schrieen alle Leute vor Schrecken, die Soldaten trommelten, die Glocken läuteten; es war fürchterlich zu hören, und die Flamme schrecklich zu sehen. Nun sing man an zu löschen mit Wasser, das man in das Feuer schüttete und spritzte, aber es half nicht eher, als bis das Haus zusammengebrannt war, und nur noch ein wenig Kohlen und ein bißchen Asche übrig war. Da hatten nun die Eltern des Kindes kein Haus mehr und kein Plätzchen, wo sie wohnen und wo sie schlafen konnten, und auch kein Geld, um sich ein neues Haus und neue Betten und Tische und Stühle zu kaufen. Ach, wie weinten da die armen Eltern. Und das Kind, das mit dem Fünkchen gespielt hatte, war schuld daran. W. Curtman. 84. Der Nordwind. Der Nordwind ging einmal spazieren, aber da er ein wilder Geselle war, so trieb er allerlei Unfug. Als er in den Garten kam, da zauste er die Rose an den Haaren, der Lilie knickte er den Stengel, brach die reifen Aprikosen ab und warf die Birnen in den Kot. Im Felde trieb er es noch ärger. „ Da stieß er die Ähren in den Staub, schüttelte die unreifen Apfel ab, riß die Blätter von den Zweigen und streute sie in der Luft umher, ja einen alten schwachen Baum stürzte. er ganz um, daß die Wurzeln in die Höhe standen. Da gingen die Leute zu dem

4. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 95

1881 - Danzig : Boenig
95 wie die Vöglein so lieblich singen? Du gehst ja für dich hin, als wie zur L-chule, und 's ist so lustig draußen in dem Walde." 2. Rotkäppchen schlug die Augen auf, und als es sah, wie die Sonne durch die Bäume hin und her sprang, und alles voll schöner Blumen stand, dachte es: Ei! wenn ich der Großmutter einen Strauß mitbringe, der wird ihr auch lieb sein; es ist noch früh, daß ich doch zu rechter Zeit ankomme, — und es sprang in den Wald und suchte Blumen. Und wenn es eine gebrochen hatte, meinte es, dort stünde noch eine schönere, und lief danach und lief immer weiter in den Wald hinein. Der Wolf aber ging geradeswegs nach dem Hanse der Großmutter und klopfte an die Thüre. — „Wer ist draußen?" — „Das Rotkäppchen, ich bringe dir Kuchen und Wein, mach nur auf." — „Drück' nur auf die Klinke," rief die Großmutter, ,,ich bin zu schwach und kann nicht aufstehen!" Der Wolf drückte auf die Klinke und trat hinein, ohne ein Wort zu sprechen, geradezu an das Bett der Großmutter und verschluckte sie. Dann nahm er ihre Kleider, that sie an, setzte sich ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett und zog die Vorhänge vor. Rotkäppchen aber war herumgelaufen nach Blumen, und als es so viel hatte, daß es keine mehr tragen konnte, siel ihm die Großmutter wieder ein, und es machte sich auf den Weg zu ihr. Wie es ankam, stand die Thür auf; darüber verwunderte es sich, und wie es in die Stube kam, sah's so seltsam darin aus, daß es dachte: Ei, du mein Gott! wie ängstlich wird mir's heute zu- mute, und bin sonst so gern bei der Großmutter. Darauf ging es zum Bett und zog die Vorhänge zurück; da lag die Groß- mutter und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus. ,,Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren!" — „Daß ich dich besser hören kann." — „Ei, Groß- mutter, was hast du für große Augen!" — „Daß ich dich besser sehen kann." — „Ei, Großmutter, was hast du für große Hände!" — „Daß ich dich besser packen kann." — „Aber Groß- mutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!" — „Daß ich dich besser fressen kann." Und wie der Wolf das gesagt hatte, sprang er aus dem Bette und aus das arme Rotkäppchen und verschlang es. 3. Wie der Wolf den fetten Bissen im Leibe hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an, überlaut zu schnarchen. Der Jäger ging eben vorbei und dachte bei sich: Wie kann die alte Frau so schnarchen; du ^nußt einmal nachsehen, ob ihr etwas fehlt. Da trat er in die L>tube; und wie er vors Bett kam, so lag der Wolf darin, den er lange gesucht hatte. Nun wollte er seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein: Vielleicht hat er die Großmutter gefressen, und ich kann sie noch erretten, und schoß

5. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 43

1881 - Danzig : Boenig
43 Übrigens gleichen viele Tinge in der Welt diesen Nüssen, die außen wie Geld glänzen, innen aber hohl sind. Merkt euch daher die gute Lehre: Kind, traue nicht dem äußern Schein, sonst wirst du leicht betrogen fein." Christoph v. Schmid. 97. Das Christbänmchen. Die Bäume hatten einmal Lckreit unter einander, welcher von ihnen der vorzüglichste sei. Da trat die Eiche hervor und sagte: „Seht mich an, ich bin hoch und dick und habe viele Äeste, und meine Zweige sind reich an Blättern und Früchten." — „Früchte hast du wohl," sagte der Pfirsichbaum, „aber es sind nur Früchte für die Schweine: die Menschen mögen nichts davon wissen. Aber ich liefere meine rotbäckigen Pfirsiche auf die Tafeln der Könige." — „Das hilft nicht viel," sagte der Apfel- baum, „von deinen Pfirsichen werden nur wenige Leute satt, auch dauern sie nur wenige Wochen, dann werden sie faul, und niemand kann sie mehr gebrauchen, Da bin ich ein anderer Baum; ich trage alle Jahre Körbe voll Äpfel; die brauchen sich nicht zu schämen, wenn sie auf eine vornehme Tafel gesetzt werden, aber sie machen auch die Armen satt; man kann sie den ganzen Winter im Keller aufbewahren, man kann sie im Ofen dörren oder kann Wein davon bereiten. Ich bin der nützlichste Baum." — „Das bildest du dir ein," sagte die Sichte, „aber du irrst dich. Mit meinem Holze heizt man die Ofen und baut man Häuser, mich schneidet man zu Brettern und macht Tische, Stühle, Schränke, ja sogar Nachen und Schiffe daraus; dazu bin ich im Winter nicht so kahl wie ihr, ich bin das ganze Jahr hindurch grün und schön." — „Das Nämliche bin ich auch", sagte die Tanne, „allein ich habe noch einen Vorzug. Wenn Weihnachten wird, dann kommt das Christkindchen; man,setzt mich in ein schönes Gärtchen und hängt goldene Nüsse und Äpfel, Mandeln und Rosinen an meine Zweige. Und über mich freuen sich die Kinder am aller- meisten." Ist das nicht wahr? W. Cmtm-m. 98. Lied vom Tannenbaum. O Tannenbauin, o Tannenbaum, wie treu sind deine Blätter! Du grünst nicht bloss zur Sommerzeit, im Winter auch, wenns friert und schneit, ü Tannenbaum, o Tan- nenbaum, wie treu sind deine Blätter! O Tannenbaum, o Tannenbaum, du kannst mir sehr gefallen! Wie oft hat schon zur Weihnachtszeit ein Baum von dir mich hocherfreut! O Tannenbaum, o Tannenbaum, du kannst mir sehr gefallen! O Tannenbaum, o Tannenbaum, dein Kleid will mich was lehren: Die Hoffnung und Beständigkeit giebt Trost

6. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 46

1881 - Danzig : Boenig
46 Schnee, brachte ihn der Wärme immer näher und erweckte ihn endlich wieder. Darauf nahm er ihn mit sich in die Stadt, und obschon er selbst nicht viel hatte, teilte er sein Holz und seinen Tisch mit ihm so lange, bis der Bursche imstande war, weiter Zu reisen. 104. Das Samenkorn. Zwei Wanderer zogen gemeinsam über Land, und als sie unterwegs ausruhten in einer Herberge, erscholl plötzlich ein Ge- schrei, daß eine Feuersbrunst sei in dem Dorfe. Da sprang der eine Wanderer auf, warf seinen Stab und Bündel von sich, um eilends zu helfen; der andere aber hielt ihn zurück und sprach: „Weshalb sollen wir hier verzögern'? Sind nicht Hände genug zum Helfen? Was kümmern uns die Fremden?" Aber jener hörte nicht auf die Rede, sondern lief hinaus zu dem brennenden Hause; nun folgte der andere langsam und stand und sah zu von ferne. Vor dem brennenden Hause aber stand eine Mutter wie er- starrt und ries: „Meine Kinder, meine Kinder!" Als der Fremdling solches hörte, sprang er in das brennende Haus zwischen die krachenden Balken, und die Lohe schlug um ihn her. Das Volk aber rief: ,,Der ist verloren!" Als man nun eine Weile harrte, siehe, da trat er hervor mit versengtem Haar und trug zwei Kindlein auf den Armen und brachte sie der Mutter. Da umarmte sie die Kinder und fiel dem Fremdling zu Füßen. Dieser aber hob sie auf und tröstete sie. Unterdes stürzte das ganze Haus zusammen. Als nun beide, der Fremdling und sein Gefährte, zur Her- berge zurückkehrten, sagte dieser: „Aber wer hieß dich solch kühnes Wagestück beginnen?" Jener antwortete und sprach: „Er, der mich heißt das L>a- menkorn in die Erde legen, daß es verwese und neue Frucht bringe." „Aber wie?" sagte der andere, „wenn nun des Hauses Trümmer dich begraben hätten . . ." Da lächelte jener und sprach: „So wär' ich selbst das Sa- menkorn gewesen." Friedrich Adolf Krummacher. 105. Kindliche und brüderliche Liebe. Ein Schiff, welches nach Indien fahren wollte, litt Schiff- bruch. Ein Teil der Mannschaft rettete sich ans Land; der andere begab sich auf einem Fahrzeuge, das sie aus den Trümmern des gescheiterten Schiffes zusammengebaut hatten, wieder ins Meer. Der Steuermann, welcher das kleine Fahrzeug zu schwer beladen sah, meldete dem Kapitän, dass es untersinken würde, wenn man nicht ein Dutzend

7. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 52

1881 - Danzig : Boenig
kaufen, lustig zu sein und zu tanzen. So war es denn am Abend gar still im Dorfe; kein Mensch war zu sehen und zu hören. Der Brunnen, an dem sonst um diese Zeit die Mädchen beim Wasserholen plauderten und lachten, streckte seinen langen Balken neugierig in die Luft, als wollte er fragen: „Kommt denn heute niemand her, mein Wasser zu holen?" Unter der großen Linde, wo an andern Abenden die jungen Burschen saßen und ihre Lieder sangen, regte sich heute kein Grashälmchen; nur oben im Baume pfiff ein Vögelchen sein Abendlied. Selbst der alte Baumstamm, worauf die Kinder zu spielen und herumzuklettern pflegten, lag verlassen und leer da; nur einige Ameisen, die sich bei der Arbeit verspätet hatten, krochen darauf noch hin und her, um sich ihr Abendbrot zu holen. Allmählich kam die Dämmerung; es wurde immer dunkler und stiller, und nachdem die lauten, lustigen Vögel in ihre Nester gekrochen waren, schlüpften die Fledermäuse hervor und schwirrten und huschten durch die Abendluft. Da kam um die Ecke der Scheune ein Mann daher. Er- schlich leise und ängstlich immer an der Mauer entlang, wo es am dunkelsten war. Dabei sah er sich scheu nach allen Seiten um, ob auch ein Mensch da wäre, der ihn bemerken könnte. Als er sich aber ganz sicher glaubte, kletterte er auf die Mauer, kroch dort auf allen Vieren wie eine Katze weiter bis an eine Stelle, wo die Mauer ans Haus stieß, und schwang sich dann in ein Fenster des Hauses hinein, das gerade offen stand. Der Mann hatte recht böse Dinge im Sinne; denn er war ein Dieb und gedachte die Leute, die in dem Hause wohnten, zu bestehlen. Nachdem er durchs Fenster hineingekrochen war, befand er sich in einer leeren Kammer; dicht daneben war die Wohnstube der Hausbewohner. Die Thür, die in dieselbe hineinführte, war nicht verschlossen, sondern nur leicht angelehnt. Der Dieb wußte, daß die Leute aus den Jahrmarkt gegangen waren, dachte aber, es könnte doch vielleicht jemand in der Stube sein, legte daher das Ohr an die Thürspalte und horchte. Drinnen hörte er ein Kind laut sprechen, und wie er durchs Schlüsselloch guckte, sah er beim Dämmerscheine, daß es ganz allein mit gefalteten Händen in seinem Bettchen saß. Das Kind betete, wie es immer vor dem Einschlafen that, sein Vaterunser. — Schon sann der Mann darüber nach, wie er seinen Dieb- stahl am besten ausführe; da hörte er, wie das Kind mit lauter, klarer Stimme eben die Worte betete: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel!" Das ging dem Manne tief zu Herzen, und sein Gewissen erwachte. Er fühlte, wie schwer die Sünde sei, die er eben

8. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 28

1881 - Danzig : Boenig
67. Bessere in der Zeit. „Hört," sagte Christoph zu seinem Herrn, „auf unserem Dache fehlt ein Ziegel; laßt ihn nachstecken." — Aber der nach- lässige Hausherr sagte: „Ach was! ein Ziegel mehr oder weniger, das schadet nichts." Mit der Zeit aber kam der Wind, drang durch das Loch im Dache und ^ob auch noch andere Ziegel aus. Daun kamen Regen und «Schnee zum Dache herein und legten sich auf den Boden, daß die Balken faulten. Endlich mußte der Zimmermann kommen, denn das Haus war baufällig geworden. „Es ist schlimm," sagte der Zimmermann, „aber für weniger, als hundert Mark kann ich Euch die Sache nicht wieder herstellen. Vor ein paar Jahren freilich, als nur der eine Ziegel fehlte, wär's mit zwanzig Pfennigen abgemacht gewesen." K. Runkwiß. 68. Sprichwörter. 1. Ordnung ist das halbe Leben. 2. Ordnung erhält die Welt. 3. Lerne Ordnung, übe sie, Ordnung spart dir Zeit und Müh'. 4. Liederlich-wirft die Wirtschaft über sich. ö. Besser ein Flicken als ein Loch. 6. Rein und ganz giebt dem schlechten Kleide Glanz. 7. Mancher will's am Zapfen sparen und läßt's am Spundloch laufen. 69. Herbst. Herbsteszeit, reiche Zeit! Gott hat Segen ausgestreut, daß sich alle Bäume neigen von den fruchtbelad'nen Zweigen; 'chaut nun her mit Vaterblicken, wie sich alle dran erquicken. Menschen, nehmt die Gaben gern, aber ehret auch den Herrn! 70. Oer Vögel Abschied. Wer klappert am Dache, mein Kindlein? horch, horch! „Ade, lieber Bauer!“ so rufet der Storch. „Nun ade denn, du Dorf und ihr fleifsigen Leut', ihr Wiesen, ihr Sümpfe, wir scheiden ja heut'. Gott segne das Hüttchen, auf dem wir gewohnt! er lass es von Feuer und Stürmen verschont! Wenn lauer im Frühling die Lüfte dann weh n, dann giebt es ein freudiges Wiedersehen. Ade! Ade! Vom Bache noch einmal trinkt Nachtigall schnell. „Ade, liebe Fluren!“ so singet sie hell,

9. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 35

1881 - Danzig : Boenig
35 83. Die Kinder und der Wind. Es gingen einmal zwei Kinder miteinander in den Wald; es war eben Winter und grimmig ^alt. Das Mädchen und das Bübchen saßen gern im warmen Stübchen; aber wenn es warm werden sollte, war es nötig, daß man Holz holte. Als nun die Kinder in den Wald gingen und vor Kälte zu laufen anfingen, da begegnete ihnen der Wind. Zu dem sprach das Mädchen: „Geschwind, lieber Wind, brich uns ohne Säumen dürre Äste von den Bäumen, daß wir bald fertig sind!" Da hielt der Wind ein wenig still und sprach zu den Kindern: „Ich will! Ich will an den Bäumen rütteln und dürres Holz herabschütteln, wenn ihr mich mitnehmt in euer Haus. Es ist so kalt da heraus, ich möchte, statt herumzuschwärmen, mich ein- mal am Ofen wärmen." Da dachten die Kinder: „Das ist nicht schlecht!" und sprachen zum Winde: „Es ist uns recht!" Drauf fuhr der Wind ohne Säumen ringsumher in allen Bäumen. Und wie er sie rüttelte und dürres Holz herabschüttelte, sammelten es die Kinder im Flug und hatten bald mehr als genug. Jetzt eilten sie heim im schnellen Schritt, und der Wind, ebenso geschwind, folgte ihnen auf jedem Tritt. Das Schwesterchen ging voraus und trat zuerst in das Haus, dann kam das Bübchen, huschte schnell in das Stübchen und schlug im Nu die Thür hinter sich zu. Und der Wind? — der war noch draus, und die Kinder lachten ihn aus. Er seufzte und winselte an Fenstern und Thüren, die Kinder ließen sich nicht davon rühren. Sie riefen: „Geh nur wieder in den Wald, du machst nur unser Stübchen kalt!" Aber der Wind wurde böse über das gebrochene Wort. Er zog um das Haus mit Getöse, er ging nicht fort; er setzte sich lauernd wach auf des Häuschens Dach und blies oben hinein in den Schornstein. Die Kinder legten Reiser an, aber sie wollten nicht flammen; sie bliesen sich heiser dann beide zusammen; die Mutter endlich blies auch, aber alles Blasen und Husten, alles Räuspern und Pusten machte nur die Stube voll Rauch. Da sprach die Mutter: „Es ist nicht geheuer. Warum brennt das Holz nicht? Warum giebt's kein Feuer? Kinder, sagt an, was habt ihr Unrechtes gethan?" Da mußten die Kinder gestehen, was draußen im Walde geschehen, was sie dem Winde versprochen, und wie ihr Wort sie gebrochen. Da sprach die Mutter: „Das war nicht recht; jeder Mensch ist schlecht, der etwas verspricht und hält's nicht. Drum gehet geschwind und lasset den Wind zum Fenster oder zur Thüre her- ein, dann wird er euch wieder behülflich sein!" Die Kinder thaten, was die Mutter gesagt, sie öffneten die Thüre ganz ver- zagt. Da kam der Wind herein und blies in den Ofen hinein;

10. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 285

1881 - Danzig : Boenig
285 alle Baumwolle wird in der Heimat verarbeitet. Ungeheure Massen davon werden nach der Ernte ins Ausland versandt, z. B. zu uns nach Deutschland, so daß auch hier Tausende von Menschen Arbeit und Verdienst haben durch das Spinnen und Weben dieser wichtigen Ge spinstp la n z e. B°ng-»d. ' 337. Gottes Lob in Wald und Feld. Was rauschen doch die Bäume im Walde alle so? — Sie loben Gott den Herren, drum rauschen sie alle so froh! Was blühen doch die Blumen so lieblich in dem Thal? — Sie danken ihrem Schöpfer, drum blühen sie allzumal! Was springen doch die Bächlein so lustig hier vorbei? — Sie preisen Gott im Himmel, drum springen sie alle so frei! Was singen doch die Vöglein so fröhlich in dem Wald? — Sie rühmen Gott den Herrn, drum singen sie, daß es schallt! Und wenn die Bäum' und Blumen, die Bäch' und Vögelein den lieben Gott so preisen, wie sollt' ich da stille sein? — Nein, Herr, ich will dich loben mit frohem Sang und Klang, will singen dir und springen vor Freud' mein Leben lang! G. Chr. Dieffenbach. 338. Brennbare Mineralien. 1. Wenn wir nichts als Holz zur Feuerung hätten, so würden manche Gegenden bald von den Menschen verlassen werden müssen. Allein der weise und gütige Schöpfer hat noch anderes Brennmaterial entstehen lassen und unter der Erde auf- bewahrt, daran sich die Menschen wohl noch viele tausend Jahre wärmen können. Das sind die Steinkohlen, die Braun- kohlen und der Torf. Vordem kannte man dieselben wenig oder gar nicht; aber die Not hat sie schätzen gelehrt. Für manche Verrichtungen taugt selbst das beste Holz nicht so gut, wie die Feuerung mit Steinkohlen, weil diese eine weit stärkere Hitze geben, als Holz. Für andere Zwecke sind der langsam glimmende Torf und die ebenso ausdauernde Braunkohle vorzuziehen. Jedenfalls sollen diejenigen, welchen es niemals an einem guten Herd- und Ofenfeuer mangelt, mag es nun aus dem Pflanzen- reich oder aus dem Mineralreich stammen, der göttlichen Vor- sehung für die Befriedigung eines der ersten Lebensbedürfnisse in unserem kälteren Klima dankbar sein. 2. Die Steinkohlen werden gleich den Metallen durch Bergbau zu Tage gefördert. Glücklicherweise sind aber ihre Lager gewaltiger, als die der Silber- und Kupfererze, sonst würde die saure Arbeit der Bergleute nicht belohnt werden. So groß auch der Wert der Steinkohlen wegen ihrer bedeutenden Brennkrast ist, so läßt sich doch nicht leugnen, daß sich mit
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