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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 496

1855 - Mainz : Kirchheim
496 grau gewordener, bewährter Mann. — Veriren, necken, beunruhigen, quä- len, anfuhren. — Vicariren, eines Andern Stelle vertreten. — Vicariai, Stellvertretung. — Victualien, Lebensmittel, Eßwaarcn. — Vidimiren, beglaubigen, gerichtlich bestätigen, daß eine Abschrift mit der Urschrift (Original) gleichlautend fei. — Vignette, w. (Winjette) Verzierungsbild- chen, Druckverzierung, kleines Kupfer zwischen dem Drucke oder zu Anfang oder Ende desselben. — Violine, w. Geige. — Virtuos oder Virtuose, m. ausgezeichneter Künstler. — Visiren, beschauen, zielen, auf's Korn nehmen. — Visitiren, besichtigen, durchsuchen; daher Visitation, Visitator.— Visite, w. (Wisitte) Besuch, Aufwartung. — Vivat! er oder es lebe! — Vul- can, m. ein feuerspeiender Berg. W. Wattiren, walten, mit gesteifter Baumwolle u. s. w. unterlegen. — Wrack, s. Trümmer eines gescheiterten Schiffes. B. Isop, m. eine Gewürzpflanze. 3. Zcnith, m. Scheitelpunkt am Himmel (entgegengesetzt Nadir, Fuß- punkt.) — Zone, w. Gürtel, Erdgürtel, Erdstrich.

2. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 48

1855 - Mainz : Kirchheim
48 Mit Milch sängst du dein Leben an, Mit Wein kannst du es wohl beschließen; Doch fängst du mit dem Ende an, So wird das Ende dich verdrießen. Die Luft, Mensch, ist dein Element, Du lebest nicht von ihr getrennt; Drum täglich in das Freie geh’, Und besser noch auf Berges Höh’! Das zweite ist das Wasserreich, Es reinigt dich und stärkt zugleich; Drum wasche täglich deinen Leib Und bade oft zum Zeitvertreib! Dein Tisch sei stets einfacher Art, Sei Kraft mit Wohlgeschmack gepaart; Mischst du zusammen vielerlei, So wird’s für dich ein Hexenbrei. iss massig stets und ohne Hast, Dass du nie fühlst des Magens Last; Geniess es auch mit frohem Muth, So g'bt’s dir ein gesundes Blut. Fleisch nähret, stärket und macht warm, Die Pflanzenkost erschlafft den Darm; Sie kühlet und eröffnet gut Und macht dabei ein leichtes Blut. Das Obst ist wahre Gottesgab’, Es labt, erfrischt und kühlet ab; Doch über Allem steht das Brod, Zu jeder Nahrung thut es Noth. Das Fett verschleimt, verdaut sich schwer Salz macht scharf Blut und reizet sehr; Gewürze ganz dem Feuer gleicht, Es wärmet, aber zündet leicht. Willst du gedeihlich Fisch gemessen, Musst du ihn stets mit Wein begiessen. Den Käs iss nie zum Uebermaß; Mit Brod zu Nachtisch taucht er was.

3. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 233

1855 - Mainz : Kirchheim
233 34. Clemens August, Erzbischof von Köln. Der Schmerz der Gefangenschaft, die Besorgniß, der Streit über die gemischten Ehen möchten der Kirche noch größere Nach- theile und Leiden bereiten, hat die sonst rüstige Gesundheit des greisen Erzbischofs gebrochen. Darum gestattete ihm der König, von Minden nach Darfeld zu seiner Familie sich zu begeben. Er gebrauchte die Bäder zu Lippspringe und Unna und reiste darauf, ziemlich hergestellt, in heiliger Sehnsucht, den Vater der Christen- heit kennen zu lernen, nach Rom. Seine Reise dahin war der Triumphzug eines großen Feldherrn im Dienste Jesu Christi. Ueberall wurde er mit Jubel begrüßt und Schaaren Volkes ver- langten den Segen des großen Glaubensbekenners. Zu Rom wurde er mit der höchsten Auszeichnung empfangen. Am Palaste Quirinal stand der Tragsefsel des Papstes und die Träger, um den Erzbischof die Stiege hinauf zu tragen. Der schlichte Mann wies tief gerührt diese Ehren ab und stieg, gestützt auf seinen Führer, langsam die hohen Treppen hinauf. Im Äudienzsaale umarmte Gregor Xvi. unter vielen Thränen den weinenden Clemens August. Lange hielten sie sich umarmt, der Kirche Haupt und sein treuer Sohn — beide ehrwürdige Greise in feierlichem Schweigen. In Demuth will der siebenzigjährige Erzbischof niedersinken vor dem Statthalter Jesu Christi; allein Gregor hält ihn aufrecht und führt ihn zum Sitze neben sich. Gregor ehrte den würdigen Erzbischof mit hohen Ehren. Nur den höchsten fürstlichen Personen pflegt der Papst einen Gegenbesuch abzustatten. Am 28. September besuchte er in feierlichem Aufzuge den Erzbischof von Köln. Ein Regiment Garde - Cavallerie be- gleitete den päpstlichen Wagen. An der Wohnung des Erzbischofs stand die päpstliche Leibgarde mit gezogenem Schwert. Der Erz- bischof bewohnte die obersten Zimmer. An der Treppe empfing er den heiligen Vater, der ihn in den Arm nahm und die Treppe mit ihm hinaufstieg. Lange unterhielten sie sich, dann umarmte der Papst den Erzbischof in inniger Herzlichkeit und im Bewußtsein, daß sie sich auf Erden nicht mehr sehen. Clemens wollte längere Zeit zu Rom bleiben, allein das beiße Clima schwächte seine Ge- sundheit und darum trat er die Rückreise an. Er schlug seinen Wohnsitz zu Münster auf, lebte sehr zurückgezogen, nur den Uebungen der Frömmigkeit sich widmend, und bereitete sich vor aufbin großen Schritt in die Ewigkeit. Er ordnete dann seine zeitlichen Angelegen- heiten, und als das Wechselsieber, das ihn schon eine Zeitlang er- griffen hatte, einen bedenklichen Charakter annahm, ließ er sich durch seinen Beichtvater, Domcapitular Kellermann, die heiligen Sterb- facramente reichen. In den schmerzlichsten Augenblicken seiner Krankheit bewahrte er die christliche Geduld und schöpfte Trost aus dem Leiden des Erlösers. Oft betete er: „Christi Leiden, Kreuz und Tod, sei mein Trost in jeder Noth." Als die Stunde seines

4. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 11

1855 - Mainz : Kirchheim
11 Zeitlebens Gutes that?" — „Und fürchtest du Denn keines Löwen Zahn?" — „Zermalmt muß Das Waizenkorn doch einmal werden, sei's Wodurch es will, zur künft'gcn neuen Frucht." Der Pöbel rief: „Hinweg mit ihm, er ist Der Christen Vater. Feuer! Feuer her!" Sie trugen Holz zusammen, und mit Wuth Ward er ergriffen. — „Freunde," sprach er, „hier Bedarfs der Bande nicht. Wer dieser Flammen Mich würdigte, der wird mir Muth verleihn!" Und legte still den Mantel ab, und band Die Sohlen seiner Füße los, und stieg Hinauf zum Scheiterhaufen. Plötzlich schlug Die Flamm' empor, umwehend ringsum ihn Gleich einem Segel, das ihn kühlete; Gleich-einem glänzenden Gewölbe, das Den Edelstein in seine Mitte nahm, Und schöner ihn verklärte; bis ergrimmt Ihm eine freche Faust das Herz durchstieß. Er sank; cs floß sein Blut; die Flamm' erlosch: Und eine weiße Taube flog empor. — Nur Einfalt, Unschuld gibt im Tode Muth! — Herder. 14. St. Ditus. St. Vitus war ein frommer Knabe, und hatte Gott lieb und trug Jesum Christum in seinem Herzen. Da ließ ihn der Heiden- kaiser vor seinen Thron führen und sprach zu ihm: „Mein Kind, stehe, ich gebe dir Gold und Perlen und schöne Kleider und Alles, was immer dein Herz begehrt; nur laß von deinem Glauben, und lästere Jesum Christum!" Und St. Vitus antwortete und sprach: „Jesuö Christus, mein Herr und Heiland, ist für mich am Kreuze ge- storben, nimmer werde ich ihn lästern; ich bete ihn an von Herzen." Hinwiederum sagte der Kaiser: „Thust du nicht nach meinen Wor- ten, so lasse ich siedend machen einen Kessel mit Oel, und dich in den Kessel werfen. Wähle zwischen Lust und Qual und zwischen Leben und Tod." Der Knabe aber sprach starken Gemüthes: „Gerne dulde ich für Jesus Christus Qual und Pein und bitteren Tod." Da ließ der Kaiser einen Kessel füllen mit Oel, und Feuer darunter an- fachen, und wie das Oel wallte und brodelte, sprach er zu den Henkersknechten: „Zieht den Knaben aus und werft ihn in den Kessel." Die thaten es, und St. Vitus litt es geduldig und da er in dem siedenden Oel stand, hob er seine Augen und Hände zum Himmel empor und betete: „Herr Jesu Christe, nimm auf meinen Geist!" Und die lieben Engel kamen vom Himmel, und thaten auf sein Haupt eine schöne Krone, und gaben ihm in die Hand einen Palmzweig und führten ihn vor den Thron Jesu Christi. Jesus Christus aber sah den Knaben an, und lächelte suß und sprach: „Mein Kind, du hast um meinetwillen Schmerzen gelitten, dafür sind die Himmelöfreuden dein."

5. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 228

1855 - Mainz : Kirchheim
228 In der folgenden Nacht wurde zu Nom im Namen des Pap- stes eine rührende Bekanntmachung angeschlagen, worin es unter Anderem heißt: „In Unserem Schmerze finden wir einen rührenden Trost darin, daß Wir Jenes erfahren, was unser Herr dem heil. Petrus ankündigte, als er zu ihm sprach: „Wenn du wirst alt ge- worden sein, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein Anderer wird dich binden und dich dahin führen, wohin du nicht willst." Wir überlassen Unsere priefterlichen Hände der Gewalt, die Uns bindet, um Uns anders wohin zu führen; und Wir erklären die Urheber dieser That vor Gott für alle Folgen dieses Verbrechens verantwortlich. Unsererseits verlangen Wir einzig, und rathen und ordnen an, daß Unsere getreuen Unterthanen, daß Unsere besonde- ren Schäflein von Rom, daß Unsere allgemeine Heerde der katholi- schen Kirche die Gläubigen des ersten Jahrhunderts eifrig in dem Umstande nachahmen, wo der heil. Petrus im Gefängniß verschlos- sen war und die Kirche niemals abließ, für ihn zu beten. Ob auch ein sehr unwürdiger Nachfolger dieses glorreichen Apostels, leben Wir dennoch des Vertrauens, daß alle Unsere so geliebten Kinder ihrem gemeinsamen Vater diese fromme und letzte Pflicht erzeigen werden." Ueberall, wohin die Reise führte, strömte eine große Menschen- menge aus den Städten und Dörfern herbei, stürzte sich auf den Wagen und begehrte den Segen. Der heilige Vater rief ihnen die Worte zu: „Muth und Gebet!" Viele weinten, streckten die Arme nach dem Wagen und schrieen: „Sie entführen uns den heiligen Vater!" Bei der schrecklichsten Sonnenhitze, im geschlossenen Wagen, Ln Hunger und Durft setzte man die Reise fort und übernachtete aus dem Berge Nadicofani in einem schlechten Wirthshause, wo Pacca im Cardinalsgewande das Bett und den Tisch für den heiligen Va- ter bereitete. Am anderen Tage, den 7. Juli, traf das Gefolge des Papstes ein und nun reiste man die ganze Nacht hindurch und kam am 8. mü Tagesanbruch bei den Thoren der Stadt Siena an. Nach- dem man die Postpferde gewechselt hatte, setzte man mitten unter einer unermeßlichen Volksschaar die Reise fort. Durch die Unachtsam- keit der Postknechte brach ein Rad und der Wagen warf mit großem Ungestüm um. „Heiliger Vater!" schrie das Volk und hob im Augenblicke den Wagen auf. Die Gensd'armen mit erblaßtem An- gesichte und den Säbel in der Hand suchten das Volk zu entfernen, das von Zorn entflammt sie anschrie: „Hunde! Hunde!" Der Papst stieg aus und ward auf den Armen des Volkes getragen, das in großer Menge sich um ihn drängte. Die Einen fielen mit dem Angesichte auf die Erde, die Anderen küßten ihm die Füße, Andere berührten mit Ehrfurcht seine Gewände, und Alle gleichsam in Ver- zweiflung fragten ihn, ob er in seinem Falle Schaden genommen habe. Der heilige Vater dankte mit freundlichem Lächeln und Pacca schrie der zur Wuth gereizten Volksmenge zu, es sei Gottlob kein

6. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 27

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 27 — Als er sein Gebet vollendet hatte und sich wieder entfernen wollte, da nahte sich ihm der heilige Vater im feierlichen Gefolge der hohen Geistlichkeit. In seiner Hand trug er eine goldene Krone. Diese setzte, er dem Frankenkönige auss Haupt und salbte ihn mit dem heiligen Ole zum römischen Kaiser. Das versammelte Volk aber rief mit lautem Jubel: „Heil und Sieg dem frommen, von Gott gekrönten, großen, friedebringenden Kaiser der Römer!" Zusammenfassung: 1. Der Zug gegen Desiderius. 2. Eroberung von Pavia. 4. Einzug in Rom 4. Karls Kaiserkrönung. Beurteilung: 1. Karl führt ein glänzendes Heer über die Alpen, um damit den Papst aus feiner Bedrängnis zu befreien. Dieser Plan des Frankenkönigs gefällt uns; denn der Starke soll dem Schwachen beistehen in der Stunde der Not und Gefahr. Das ist die Forderung der Nächstenliebe. Spruch: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." 2) Aus welchem Beweggründe mochte Karl helfen? a) Er war ein begeisterter Anhänger des Christenthums und hielt es für feine Pflicht, das Oberhaupt der christlichen Kirche zu beschützen, Karl unternahm also den Kriegszug aus religiösen Gründen. b) Er schlug das Reich der Longobarden zu feinem Reiche und erweiterte dadurch feine Macht. Diese Absicht mag er schon gehabt haben, als er das Heer rüstete. Er wird also den Krieg auch geführt haben aus Eroberungssucht. Iii. Association. Wie Karl dem Papste aus der Not half, so rettete auch einst Abraham feinen Vetter Lot und die Könige von Sodom und Gomorra aus der Hand der Feinde. Während aber bei Karl dem Großen zum Teil Eigennutz mit im Spiele war, zog Abraham in ganz uneigennütziger Weise in den Streit. Von der reichen Kriegsbeute nahm er nicht einen . Faden noch einen Schuhriemen für sich. Iv. System. Ein neues Reich im Gebiete Karls des Großen: die Lombardei. Die Hauptstadt Pavia am Tessin. Zahlen: 773 Zug nach Italien 800 Kaiserkrönung. Spruch: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." V. Methode. Gieb Beispiele an, wie auch du dem Schwachen und Bedürftigen Hilfe bringen kannst. (Verhalten gegen Hungrige, Artne, Kranke; gegen Leute, welche in der Gefahr des Ertrinkens, Erfrierens, Verbrennens sind.)

7. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 88

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
empfinge. Und nachdem die Vorbereitungen alle vollendet, ward in der Kirche zu Köln nach Verlesung des Evangeliums der vorbenannte Knappe Wilhelm von dem Könige von Böhmen vor den Cardinal Petrus Capuzius, den Gesandten des Papstes Innocenz Iv., geführt, wobei der König also sprach : „Euer Hochwürden, fegenspendender Vater, stellen wir diesen gewählten Knappen vor, demütigst bittend, eure väterliche Gewogenheit wolle sein feierliches Gelübde empfangen, damit er würdiglich in unsere ritterliche Genossenschaft könne aufgenommen werden." Der Herr Kardinal aber, der in priesterlichem Schmucke dastand, sprach zu dem Knappen: „Ehe du nun das Gelübde ablegst, vernimm mit reiflicher Überlegung die Forderungen der Ritterregel. Das also ist die Regel des Ritterstandes: zuvörderst mit demütiger Erinnerung an das Leider: Christi täglich eine Messe zu hören, für den Glauben kühnlich das Leben einzusetzen, die heilige Kirche samt ihren Dienern von allen, die ihr Gewalt anthun, zu befreien, Witwen und Waisen in ihrer Not zu schützen, ungerechte Kriege zu vermeiden, unbillige Dienste zu versagen und ungerechten Sold auszuschlagen, für die Rettung jedes Unschuldigen einen Zweikampf zu bestehen, Turniere nur der ritterlichen Übung wegen zu besuchen, dem römischen Kaiser in allen weltlichen Dingen ehrfurchtsvoll zu gehorchen, das Reichsgut unangetastet in feinem Bestände zu lassen, Lehensgüter des Königs oder Kaisers auf keine Weise zu veräußern und vor Gott und Menschen unsträflich in dieser Welt zu wandeln. Wenn du diese Gebote der ritterlichen Regel demütig bewahrest und, soviel an dir liegt, eifrig erfüllest, so sei gewiß, daß du zeitliche Ehre hier auf Erden und nach diesem Leben die ewige Ruhe im Himmel erwerben wirst." Hierauf legte der Kardinal die Hände des Knappen gefaltet auf das Meßbuch über das gelesene Evangelium und sprach: „Willst du also die Ritterwürde im Rainen Gottes demütig empfangen und die Regel, welche dir Wort für Wort vorgelegt worden, nach Kräften halten?" Der Knappe antwortete: „Ja, ich will es!" Darauf übergab der Herr Kardinal dem Knappen nachstehendes Gelöbnis, und der Knappe las dasselbe laut vor allen Anwesenden ab, also: „Ich, Wilhelm Graf von Holland, des heiligen Reiches freier Lehnsmann, gelobe eidlich die Beobachtung der ritterlichen Regel, im Beisein des Herrn Peter, Kardinals und Legaten des päpstlichen Stuhles, bei dem heiligen Evangelium, das ich mit meiner Hand berühre." Und der Kardinal sprach darnach: „Dieses demütige Gelöbnis sei der wahre Ablaß deiner Sünden! Amen." Nachdem dieses also gesprochen worden war, gab der König von Böhmen dem Knappen einen gewaltigen Schlag an den Hals und sprach: „Zur Ehre des allmächtigen Gottes nehme ich dich zum Ritter an und empfange dich mit Glückwunsch in unserer Genossenschaft. Aber gedenke, wie der Heiland der Welt vor Hannas, dem Hohenpriester, für dich geschlagen und vor Pilatus ist verspottet und gegeißelt und mit Dornen gekrönt worden, vor dem Könige Herodes mit einem Mantel bekleidet und verhöhnt und vor allem Volke an das Kreuz gehängt; an

8. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 195

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 195 — fromme Christen unter uns sind, die den rechten Glauben, Geist, Verstand, Wort und Meinung Christi haben; ja warum sollte man denn derselben Wort und Verstand verwerfen und dem Papste folgen, der nicht Glauben noch Geist hat? Wäre doch das den Glauben und die ganze christliche Kirche verleugnet. Item es muß ja nicht der Papst allein recht haben, so der Artikel recht ist: ich glaube an eine heilige christliche Kirche. Oder wir mußten beten: ich glaube an den Papst zu Rom, und also die christliche Kirche ganz in einen Menschen ziehen, welches nicht anderes denn teuflischer und höllischer Irrtum wäre. „Die dritte Mauer fällt von ihr selbst, wo diese ersten zwei fallen. Denn wo der Papst wider die Schrift handelt, sind wir schuldig, der Schrift beizustehen, ihn zu strafen und zu zwingen nach dem Worte Christi (Matth. 18, 15). Hier wird befohlen einen jeglichem Glied, für das andere zu sorgen; wie vielmehr sollen wir dazu thun, wo ein gemein regierend Glied Übel handelt, welches durch seinen Handel viel Schaden und Ärgernis giebt dem anderen. Darum, wo es die Not fordert und der Papst ärgerlich der Christenheit ist, soll dazu thun, wer am ersten kann, als ein treu Glied des ganzen Körpers, daß ein recht frei Konzilium werde. Welches niemand so wohl vermag als das weltliche Schwert. Wäre das nicht ein unnatürlich Vornehmen, so ein Feuer in einer Stadt aufginge und jedermann sollte stille stehn, lassen für und für brennen, was da brennen mag, allein darum, daß sie nicht die Macht des Bürgermeisters hätten, oder das Feuer vielleicht an des Bürgermeisters Hause anhübe? Ist nicht hier ein jeglicher Bürger schuldig, die andern zu bewegen und berufen? Wie viel mehr soll das in der geistlichen Stadt Christi geschehen, wo ein Feuer des Ärgernisses sich erhebt, es sei an des Papstes Regiment, oder wo es wolle. Desselben gleichen geschieht auch, so die Feinde eine Stadt überfielen: da verdienet der Ehre und Dank, der die andern am ersten ausbringt. Warum sollte denn der nicht Ehre verdienen, der die höllischen Feinde verkündet und die Christen erweckt und beruft?" „Hiemit, hoffe ich, soll das falfche, lügenhaftige Schrecken, damit uns nun lange Zeit die Römer haben schüchtern und blöde Gewissen gemacht, darnieder liegen. Run wollen wir sehen die Stücke, die man billig in den Konzilien so Ilte handeln und damit Papst, Kardinäle, Bischöfe und alle Gelehrten sollten billig Tag und Nacht umgehen, so sie Christum und seine Kirche lieb hätten. Zum ersten ist greulich und erschrecklich zu sehen, daß der Oberste in der Christenheit, der sich Christi Vikarius und St. Peters Nachfolger rühmet, so weltlich und prächtig fähret, daß ihn darinnen kein König, kein Kaiser mag erlanqen und ihm gleich werden, und indem er der Allerheiligste und Christlichste sich lässet nennen, weiteren Wesens ist denn die Welt selber. Gleicht sich das mit dem armen Christo und St. Peter, so ists ein neu Gleichen. Zum andern, wozu ist das Volk nütze in der Christenheit, das da heißt die Kardinäle? Das will ich dir sagen: Welsch- und 'Deutsch? 18*

9. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 196

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 196 — land haben viele reiche Klöster, Stifte, Lehne und Pfarren; die hat man nicht gewußt besser gen Rom zu bringen, denn daß man Kardinäle machte und venselbigen die Bistümer, Klöster, Pfründen zu eigen gäbe und Gottes Dienst also zu Boden stieße. Zum dritten, wenn man des Papstes Hof ließe den hundertsten Teil bleiben und thäte ab neun und neunzig Teile, er wäre dennoch groß genug, Antwort zu geben in des Glaubens Sachen. Nun aber ist ein solch Gewürm und Geschwürm in dem Rom und alles sich päpstlich rühmet, daß zu Babylonien nicht ein solch Wesen gewesen ist. Es sind mehr denn dreitausend Schreiber des Papstes allein; wer will die andern Amtleute zählen, welche alle auf die Stifte und Lehen deutschen Landes warten, wie die Wölfe auf die Schafe. Und wir verwundern uns noch, daß Fürsten, Adel, Städte, Stifte, Land und Leute arm werden; wir follten uns verwundern, daß wir noch zu essen haben." Nachdem Luther die einzelnen Arten, wie Rom sich in Deutschland bereichere, genauer erörtert hat, fährt er fort: „Dieweil denn solches teuflische Regiment nicht allein eine öffentliche Räuberei, Trügerei und Tyrannei der höllischen Pforte ist, sondern auch die Christenheit an Leib und Seele verderbet, sind wir hier schuldig, allen Fleiß anzuwenden, solchen Jammer und Zerstörung der Christenheit zu wehren. Wollen wir wieder die Türken streiten, so lasset uns hier anheben, wo sie am allerärgsten sind. Hängen wir mit Recht die Diebe und köpfen die Räuber, warum sollten wir frei lassen den römischen Geiz, der Der größte Dieb und Räuber ist, der auf Erden gekommen ist oder kommen mag, und das alles in Christi und St. Peters heiligem Namen? Wer kanns doch zuletzt leiden oder schweigen? Es ist ja gestohlen und geraubt fast alles, was er hat, das ist ja nicht anders, welches aus allen Geschichten bewährt wird. Es hat ja der Papst solche große Güter nicht gekauft, So hats ihm Christus und St. Peter auch nicht aufgeerbt, so hats ihm auch niemand gegeben noch geliehen, so ist's auch nicht ersessen noch er- jähret. Sag du mir, woher mag ers haben? Daraus merk, was sie suchen und ineinen, wenn sie Legaten heraussenden, Geld zu sammeln wider die Türken." ,.Wiewohl nun ich zu gering bin, Stücke vorzulegen zu solch greulichen Wesens Besserung dienlich, will ich doch das Narrenspiel hinaussingen und sagen, soviel mein Verstand vermag, was wohl geschehen möchte und sollte von weltlicher Gewalt und gemeinem Konzilio/' Zunächst führt nun Luther den römischen Eingriffen gegenüber etliche Punkte an, bezüglich deren man gar nicht auf ein Konzil warten sollte. Er sagt, ein jeder Fürst, Adel und Stadt sollen die Abgaben nach Rom frischweg abthun und verbieten. Dem rechtswidrigen Ziehen geistlicher Pfründen und Lehen nach Rom soll der Adel sich widersetzen. Wenn einer mit solchen Ansprüchen vom päpstlichen Hofe her nach Deutschland komme, solle man

10. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 197

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 197 — ihm gebieten, davon abzustehen oder mit seinen Siegeln und Briefen und mit dem römischen Bann ins nächste Wasser zu springen. Überhaupt will Luther, daß die einzelnen Kirchen und namentlich die deutsche selbständig ihre Angelegenheiten ordnen. Die Bischöfe sollen nicht in Rom ihre Bestätigung holen, sondern von ein paar Nachbarbischöfen oder einem Erzbischof geweiht werden. Nachdem Luther in acht Punkten dies ausführlich erörtert hat, führt er in den folgenden Punkten aus: „9. Daß der Papst über den Kaiser keine Gewalt habe, ohne daß er ihn auf dem Altar falbe und kröne, wie ein Bischof einen König krönt; und ja nicht der teuflischen Hoffahrt hinfort zu gelassen werde, daß der Kaiser des Papstes Füße küsse oder ihm den Stegreif halte und den Zaum feines Maulpferds. 10. Daß der Papst sich keines Titels unterwinde des Königreiches zu Neapel und Sicilien. 11. Daß das Fußküssen des Papstes auch nicht mehr geschehe. Es ist ein unchristlich, ja entchristlich Exempel, daß ein armer sündiger Mensch ihm läßt seine Füße küssen von dem, der hundertmal besser ist als er. Geschieht es der Gewalt zu Ehren; warum thut es der Papst auch nicht den andern? Der Heiligkeit zu Ehren? Halte sie gegen einander, Christum und den Papst. Christus wusch seinen Jüngern die Füße und trocknete sie, und die Jünger wuschen sie ihm doch nie. Der Papst, höher denn Christus, kehret das um und lässet es eine Gnade sein, ihm seine Füße zu küssen. 12. Daß man die Wallfahrten gen Rom abthäte. Das sage ich nicht darum, daß Wallfahrten böse seien, sondern daß sie zu dieser Zeit übel geraten; denn die Leute zu Rom kein gut Exempel, sondern eitel Ärgernis sehen, und wie sie selbst ein Sprichwort gemacht haben: Je näher Rom, je ärgere Christen. Es wäre besser, Rom nie gesehen noch erkannt. 13. Sollten auch aufgehoben werden so mancherlei Sekten, und Unterschiede einerlei Ordens, welche zuweilen um gar geringer Ursache sich erhoben und mit unsäglichem Haß und Neid gegeneinander streiten; so doch nichts desto weniger der christliche Glaube, der ohne alle solche Unterschiede wohl besteht, auf beiden Seiten untergeht, und ein gut christlich Leben nur nach den äußerlichen Gesetzen, Werken und Weisen geschätzt und gesucht wird, davon nicht mehr denn Gleisnerei und Seelenverderben folgen." 14. Dieser Punkt handelt von der Priest er ehe. Luther sagt: „Ich rat, man machs wieder frei und lasse einem jeglichen seine freie Willkür, ehelich oder nicht ehelich zu werden. Aber da müßte gar viel ein ander Regiment und Ordnung der Güter geschehen und das ganze geistliche Recht zu Boden gehen und nicht viel Lehen gen Rom kommen." 15. handelt von Mißbräuchen in den Klöstern. 16. „Es wäre auch not, daß die Jahrtage, Begängnisse, Seelenmessen gar abgethan oder ja geringert würden; darum, daß
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