496
grau gewordener, bewährter Mann. — Veriren, necken, beunruhigen, quä-
len, anfuhren. — Vicariren, eines Andern Stelle vertreten. — Vicariai,
Stellvertretung. — Victualien, Lebensmittel, Eßwaarcn. — Vidimiren,
beglaubigen, gerichtlich bestätigen, daß eine Abschrift mit der Urschrift
(Original) gleichlautend fei. — Vignette, w. (Winjette) Verzierungsbild-
chen, Druckverzierung, kleines Kupfer zwischen dem Drucke oder zu Anfang
oder Ende desselben. — Violine, w. Geige. — Virtuos oder Virtuose, m.
ausgezeichneter Künstler. — Visiren, beschauen, zielen, auf's Korn nehmen.
— Visitiren, besichtigen, durchsuchen; daher Visitation, Visitator.— Visite,
w. (Wisitte) Besuch, Aufwartung. — Vivat! er oder es lebe! — Vul-
can, m. ein feuerspeiender Berg.
W.
Wattiren, walten, mit gesteifter Baumwolle u. s. w. unterlegen. —
Wrack, s. Trümmer eines gescheiterten Schiffes.
B.
Isop, m. eine Gewürzpflanze.
3.
Zcnith, m. Scheitelpunkt am Himmel (entgegengesetzt Nadir, Fuß-
punkt.) — Zone, w. Gürtel, Erdgürtel, Erdstrich.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: W.
Wattiren B.
Isop Zcnith
312
auf ihrem Schwerpunkte ruhen. In der Kugel, der Walze, der
Scheibe ist dieser Punkt leicht zu finden. In Körpern von unregel-
mäßiger Form und ungleicher Masse ist er schwerer zu finden. Die
Natur gibt ihn ziemlich genau an beim Fallen solcher Körper, denn
sie fallen auf dem Punkte auf, worauf sie senkrecht ruhen; hängt man
nun einen solchen Körper, befestigt an irgend einem Punkte des Randes,
an einen Faden auf, so fällt er in's Loth; dieses Loth durchschneidet
das Fallloth und da, wo sie sich durchschneiden, ist der Schwerpunkt.
Die Purzelmännchen, die Stehauf's und falschen Würfel find Fi-
guren, in welchen durch Blei der Schwerpunkt so gelegt ist, daß sie
auf die Seite fallen oder sich stellen müssen, wo der Schwerpunkt ist.
Das Balanciren mit Gegenständen und die Seiltänzerkünste beruhen
auf. der Festhaltung des Schwerpunktes auf seiner Unterstützung.
Sowie ein Gegenstand ruht, wenn er auf seinem Schwerpunkte
unterstützt ist, so ruhet er auch, wenn er in drei oder mehreren Punkten
um den Schwerpunkt herum unterstützt ist. Ein Tisch kann nicht auf
zwei, wohl aber auf drei und mehreren Beinen stehen, wenn sie so
angebracht find, daß der Schwerpunkt der Tischplatte oder vielmehr
die senkrechte Linie von derselben nach der Fläche, worauf die Beine
stehen, so fällt, daß die Punkte, worauf sie stehen, um sie herum lie-
gen, also ein Dreieck, Viereck rc. bilden. Man ebnet deßhalb Körper,
um sie zum Stehen oder Liegen zu bringen, oder gibt ihnen regel-
mäßige Formen. Schwere Lampen verficht man mit breiten und
schweren Fußgestellen; hoch beladene Schiffe werden im untersten
Raume mit Sand oder Steinen beschwert; zu hoch geladene Wagen
fallen leicht um, darum legt man die schwersten Massen unten hin
oder ladet spitz zu. Beim Gehen in der Ebene verschiebt sich der
Schwerpunkt von einem Beine auf das andere; beim Steigen aufberge
fällt das Fallloth nach vornen und beim Herabsteigen nach hinten.
8. Das Pendel.
Hängt man einen Körper an einem Faden ans und bringt ihn
aus seiner lolhrechten Lage, so bewegt er sich ab- und aufwärts
nach zwei entgegengesetzten Seiten und würde sich sofort immer
bewegen, wenn der Widerstand der Luft und die Reibung am Auf-
hängepunkt ihn nicht in Ruhe oder in die senkrechte Lage brächten.
Diese Bewegung heisst Schwing ring, und der Körper, der auf ge-
hängt (gewöhnlich eine Metallstange, in deren unteres Ende eine
linsenförmige platte Metallscheibe eingeschraubt ist) und in Schwin-
gung versetzt wird, nennt man Pendel. Beim Herabfallen nach der
lothrechten Lage geht es immer schneller und beim Aufsteigen nach
den Seiten langsamer. Die Zeit, welche ein Pendel braucht, um von
einer Seite zur andern zu kommen, nennt man die Schwingungszeit.
Je länger das Pendel, desto mehr Zeit; je kürzer, desto weniger
Zeit braucht es zu einer Schwingung. Gleiche Pendel haben gleiche
Schwingung szeit.
Da die Pendelbewegung von der Schwerkraft der Erde hervor-
gebracht wird, indem sie den aus der lothrechten Lage gebrachten
Körper nach ihrem Mittelpunkte anzieht, so wird sie um so stärker,
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
403
Wenzels Bruder, zum Throne, und es war nun seine erste Sorge
dahin gerichtet, auch die Unordnung in der Kirche zu entfernen. Es
wurde daher eine allgemeine Kirchenversammln n g nach
Konstanz ausgeschrieben und am 16. November 1414 dieselbe er-
öffnet. Hier wurden die drei Päpste abgesetzt, und Martin V., ein
hochgebildeter, kluger, fester Mann, ward als Oberhaupt der
Kirche ausgerufen. Auch wurde vor die Kirchenversammlung Jo-
hann Huß, ein Prager Professor, der verderbliche, unchristliche
Lehren verbreitete, geladen. Kaiser Sigismund versprach ihm siche-
res Geleit, jedoch mit Vorbehalt der Rechtsübung. Huß wollte
aber seine Lehren nicht widerrufen, wurde nun als Irrlehren seiner
priesterlichen Würde verlustig erklärt und der weltlichen Obrigkeit
zur Bestrafung übergeben. So wurde Huß nach den damaligen
strengen Gesetzen lebendig verbrannt. Dasselbe Loos traf seinen
Schüler Hieronymus von Prag. Hussens Anhänger, Hus-
siten genannt, suchten in Böhmen die Lehren ihres Meisters
mit Feuer und Schwert zu verbreiten. Die wilden Ziska,
P r o k o p i u s der Große und P r o k o p i u 6 der Kleine führten
sie in ihrem gräßlichen Vertilgungskriege gegen die Katholiken an.
Bald aber zerfielen sie unter sich in Parteien, die Gemäßigten ver-
einigten sich mit den Katholiken, die Strengen wurden besiegt und
zum Frieden gezwungen. — Die große Unordnung und Schwäche
des deutsäen Reiches endete mit Sigismunds Tod. Eine neue,
bessere Zeit bricht nun für unser Vaterland an. Das Faustrecht
hört auf, Gesetze und Ordnung beginnen, Deutschland wird mäch-
tig und vom Auslande geachtet. Diese glückliche Umänderung
haben wir den Kaisern aus dem Hause Oesterrich zu
verdanken. In diesen Zeitraum gehören noch zwei derselben,
Albrecht Ii. und Friedrich Ul., deren Regierung eine bessere
Zeit anbahnte. Zur Zeit Friedrichs eroberten die Türken Konstan-
tinopel am 29. Mai 1453. Umsonst waren seine Bemühungen,
einen Kreuzzug gegen die Türken zu Stande zu bringen, denn
überall herrschte Uneinigkeit im Reiche. Friedrich hatte noch die
Freude erlebt, daß die deutschen Kurfürsten seinen Sohn Maxi-
milian zum König wählten.
Das Mittelalter.
Im M i t t e l a l t e r oder in der Zeit von Karl dem
Großen bis auf die Entdeckung Amerika's (800 - 1500) fanden
Künste und Wissenschaften bei den Päpsten und Kaisern vor-
züglichen Schutz. Gern hörte man Dichter zur Harfe singen. Man
nannte sie Minnesänger und später, da sie handwerksmäßig die
Dichtkunst betrieben, M e i st e r s ä n g e r. In den Klosterschulen
wurden die Wissenschaften fleißig betrieben, welche dilrch Stiftung
der Universitäten zu Prag, Wien, Heidelberg, Köln, Erfurt,
Leipzig, Freiburg, Basel, Mainz u. s. w. und durch Wieder-
26 *
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Martin_V. Sigismund Hussens_Anhänger Ziska Albrecht_Ii Albrecht Friedrich_Ul. Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Konstanz Prag Deutschland Wien Heidelberg Erfurt Leipzig Freiburg Basel Mainz Wieder-
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
105. Naturkunde als Mitgift für das Leben.
425
tigung mit der Natur gleichsam mit vermehrten und verstärkten Sinnen,
mit vermehrten und verstärkten Gliedmassen aus und lehrt uns immer das
Richtige zu wählen.
Beobachtung der Natur war es, durch welche unsere Yäter nach und
nach gelernt haben, in der zweckmässigsten Weise den Acker zu bauen
und das Yieh zu züchten, sowie Nahrung und Kleidung aus deren Ertrag
zu bereiten, damit eine grössere Anzahl vernünftiger und glücklicher Men-
schen nebeneinander wohnen und sich in jeglichem Guten gegenseitig för-
dern können.
Beobachtung der Natur ist es, welche den Menschen lehrte, den Wald
und das Gebirge zur Herstellung seiner Wohnungen zu nutzen, welche ihn
lehrte, im tiefen Schoss der Berge die Steine und Metalle zu suchen und
sie mit den Kräften des Feuers zu läutern, um den unzähligen Bedürf-
nissen einer dicht gedrängten Menschenmenge Genüge zu leisten.
Beobachtung der Natur lehrte ihn, das Pferd und den Ochsen für sich
arbeiten zu lassen, die Mühlen mit Wasser und Wind zu treiben, um wieder
das Lasttier zu befreien, und vermittelst des Dampfes auch das Feuer in
eine Arbeitskraft zu verwandeln, welche nun ganz unabhängig ist von Ort
und Zeit, um auch über Land und Meer die Menschen, die früher einander
fremd blieben, zusammenzuführen und die Erzeugnisse der entlegensten Länder
gegeneinander auszutauschen.
Beobachtung der Natur endlich war es, welche den Menschen lehrte,
selbst seine Gedanken auf Hunderte von Meilen im Augenblicke kund zu
geben durch den dünnen Kupferfaden des Telegraphen, der auf Stangen
durch die Felder und Strassen, und, in ein dickes, eisernes Tau gewickelt,
durch die Tiefen des Meeres geführt wird.
Das alles sind nicht Wunder des Menschenwitzes, sondern Wunder
der Natur, welche nicht der Klügste, sondern der Aufmerksamste zuerst
gewahrt und den Menschen dienstbar macht. Daher sind oft die grössten
Entdeckungen von den einfachsten Leuten gemacht, und jeder einzelne ist
dazu befähigt.
Aber nicht bloss für die Entdeckung neuer Naturgeheimnisse, sondern
auch für unsere alltäglichen Beschäftigungen bedürfen wir immer von neuem
einer sorgfältigen Beobachtung der Natur.
Das beste Beispiel davon bietet der Arzt, der uns in schwerer Krank-
heit das Leben rettet. Nur eine genaue Kenntnis des gesunden Körpers
und aller seiner inneren Teile und Thätigkeiten befähigt ihn, durch for-
schende Beobachtung des kranken Leibes den Sitz und die Ursache des Übels
zu ergründen, und nur eine ausgebreitete Kenntnis der Heilmittel, welche
die Natur aus allen Weltteilen in die Apotheken liefert, setzt ihn in den
Stand, während des ganzen Yerlaufes stets die richtigen zu wählen, durch
welche schliesslich nicht er, sondern die Natur, nach ewigen Gesetzen, die
Gesundheit wiederherstellt.
Erkenntnis Gottes und Verständnis der irdischen Dinge — das sind
die Wege zur Weisheit, durch welche wir das Ebenbild Gottes, dessen er
uns würdigte, darstellen. Beide Wege eröffnet uns die Wissenschaft von
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
472
142. Die großen Thaten der Wärme.
Stoff, sondern ein Ereignis ist, welches gewisse Stoffe betrifft, bei welchem
luftige Stoffe als Flamme, feste aber als Glnt erscheinen. Die anderen drei
Elemente sind nichts anderes, als die drei Arten des Zusammenhangs, welche
man auch im Altertum schon deutlich erkannte und unterschied.
Das Thermometer lehrt uns, daß jedesmal bei 0 Grad das Wasser fest,
also zu Eis wird, und daß jedesmal bei 80 Grad das Wasser in eine Luftart
sich verwandelt, welche wir Dampf nennen, und die, im Glase eingesperrt,
ebenso klar und durchsichtig ist, wie gewöhnliche Luft, nur, ins Freie tretend,
wolkig erscheint, weil die Abkühlung sofort wieder Nebel, das heißt Wasser,
daraus gestaltet.
Achtet man genau auf die Eis- und Dampfbildung, so bemerkt man,
daß alle Wärmezufuhr zum Theekessel denselben nicht über 80 Grad bringt,
daß also der Wasserdampf, welcher ebenso heiß ist, aks das siedende Wasser,
doch eine große Wärmemenge verschluckt hat, die darin verborgen und nicht
mehr fühlbar ist, wie gleichfalls das schmelzende Eis im Topf über Feuer,
während der Wasserbildung, so lange ans 0 Grad bleibt, bis alles geschmolzen
ist. Auch in diesem Falle ist also eine Menge Wärme verschluckt, welche erst
wieder frei wird, wenn das Wasser in den festen Zustand zurückkehrt, daher
das Gefrieren so langsam zu geschehen pflegt, wie das Auftauen.
Dasselbige, was man vom Wasser bemerkt hat, erkennt man bei allen
Stoffen der unbelebten Welt, und selbst bei vielen, die durch das Wachstum
der Pflanzen und Tiere erzeugt werden. Jeder von ihnen ist aller drei Zustände
fähig und bindet bei der Stufe des Schmelzens und bei der Stufe der Ver-
flüchtigung eine bestimmte Menge Wärme, die er wieder frei giebt, wenn er
in die Zustände des Festen oder Flüssigen zurückkehrt. Der Schwefel ist ein
fester, gelber Körper, wird aber bei einem bestimmten Wärmegrade eine braune
Flüssigkeit, bei einem anderen, höheren Wärmegrade eine braune Luftart. Das
Quecksilber ist ein flüssiges Metall, verwandelt sich aber bei einem nicht sehr
hohen Wärmegrade in eine durchsichtig klare Luft und bei dem niedrigen
Wärmegrade der Polargegenden in ein festes, hämmerbares Metall.
Ebenso machen es alle anderen Stoffe, und Ausnahmen davon sind nur
scheinbar, so daß die drei Elemente der Alten in der That die drei Zustünde
der Körperwelt sind.
Die Unterschiede dieser drei Zustände lehrt am besten die Anschauung.
Im flüssigen Körper ist jedes Teilchen beweglich gegen jedes andere, im luftigen
wird es gleichzeitig durch Dehnsamkeit von ihm abgestoßen, im festen ist jedes
Teilchen mit dem anderen unbeweglich verbunden. Diese Unbeweglichkeit beruht
auf der Krystallisation, indem sich die Teilchen nach streng mathematischen
Gesetzen, geradlinig und ebenflüchig, unter bestimmten, umwandelbaren Winkeln,
aneinander legen und nach verschiedenen Richtungen einen verschiedenen Grad
des Zusammenhalts offenbaren, indem sie nach gesetzlich bestimmten Richtungen
ebenflächig spalten.
Wie das geschieht, lehrt am besten der regelmäßige, sechseckige Stern
des Schnees, der bei klarer Luft zuweilen niederfällt, doch sieht man es auch
an jedem Körnchen Salz und an jedem Stück Kandiszucker. Ein jeglicher Körper
hat seine bestimmten Gestalten, von denen er nie abweicht, die er aber oft
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
133. Das Barometer.
461
worauf die Möglichkeit der musikalischen Kunst, die Mitteilung der Gedanken
und Gefühle durch die Sprache und die Ausbildung des geselligen Lebens der
Menschheit beruht. Die Strahlenbrechung der Atmosphäre pertausendfältiget die
Segnungen des Sonnenlichtes in der Weise, daß seine Helligkeit auch im
Schatten, bei bedecktem Himmel, in allen Winkeln der Erde verbreitet und seine
Wärme so verteilt und verwendet wird, daß diese Erde ein Wohnplatz gott-
verwandter, seligkeitsfähiger Geschöpfe sei. Die Frühlingsluft mit dem zarten
Duft der Blüten wehet uns an wie ein Hauch der schöpferischen Liebe. Alle
Erscheinungen des Luftkreises, in dem wir leben, wie der Fisch im Wasser,
hangen wie Glieder einer Kette zusammen, um auf das eine große Ziel hinzu-
wirken, Leben und Wohlsein der irdischen Schöpfung zu ermöglichen. Bohner.
133. Das Barometer.
^Vesluft ist körperlich; das lehret jeder Windstoß und der Widerstand, durch
den sie den fliegenden Vogel trägt. Als Körper hat die Luft auch ein
Gewicht, das erfährt man mit Hilfe der Luftpumpe, wenn eine Glaskugel,
einmal mit Luft gefüllt und dann luftleer, gewogen wird. Die Luft ist zugleich
ein flüssiger Körper, wenn auch in anderem Sinne als das Wasser, da ihre
Teile sich gegenseitig abstoßen, während die Teile des Wassers sich gegenseitig
anziehen. Die Flüssigkeit, das heißt die vollständig leichte Verschiebbarkeit der
Teile gegeneinander, haben beide miteinander gemein; sie bewirkt, daß eine in
das Wasser eingetauchte Kugel das Gewicht der darüberstehenden Wassersäule
nicht bloß oben, wo die Last zu drücken scheint, sondern von allen Seiten
gleich stark erführt, so daß das Gewicht des darüberstehenden Wassers wie ein
allseitiger Druck wirkt. Das erkennt man am besten an einer aufsteigenden Luft-
blase, welche, obgleich die Luft sich zerstreuen will, durch den allseitigen Druck
Kugelgestalt annimmt, und, je weiter sie aufsteigt, also je weniger Wassergewicht
auf sie drückt, desto größer wird.
Wie das Gewicht eines tiefen Meeres die am Grunde liegenden Teile
von allen Seiten gleich stark drückt und zum Beispiel einen Kork in eine Flasche
drängt, mag dieselbe aufrecht oder umgekehrt hinabgesenkt werden, so drückt
auch die Luft am Boden des Luftmeeres, das heißt, auf der Erdoberfläche, jeden
Gegenstand mit ihrem ganzen Gewichte voii allen Seiten gleichmäßig, stürzt sich
mit Gewalt in jeden luftleeren Raum, oder schiebt, wenn der Zugang zu dem-
selben durch Wasser versperrt ist, das Wasser in denselben hinein. Die Erfah-
rung hat gelehrt, daß unsere Lust hier unten in der Nähe des Meeres fast
genau so schwer ist, als eine Wasserbedeckung von 10,33 na sein würde. Saugen
wir durch eine Federspule Wasser, so niachen wir in der Spule einen luftleeren
Raum, und da die Luft durch Wasser davon abgesperrt ist, so schiebt oder
drückt sie dieses in unseren Mund; ziehen wir den Kolben einer Handspritze
auf, so machen wir gleichfalls einen luftleeren Raum, und da das Wasser die
untere Mündung sperrt, so schiebt die Luft es in die Spitze hinein; bewegen
wir den Stempel einer Pumpe, so haben wir dieselbe Wirkung, und können
das Wasser so nahezu 10,33 in heben. Das alles ist Wirkung der Schwere
und der Flüssigkeit der Luft, die man durch Zusammenfassen beider Ursachen als
Wirkung des Luftdruckes bezeichnet. Mit den Veränderungen des Wetters
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
472
142. Die großen Thaten der Wärme.
^toff, sondern ein Ereignis ist, welches gewisse Stoffe betrifft, bei welchem
luftige Stoffe als Flamme, feste aber als Glut erscheinen. Die anderen drei
Elemente sind nichts anderes, als die drei Arten des Zusamnmchangs, welche
man auch im Altertum schon deutlich erkannte und unterschied.
Das Thermometer lehrt uns, daß jedesmal bei 0 Grad das Wasser fest,
also zu Eis wird, und daß jedesmal bei 80 Grad das Wasser in eine Luft-
art sich verwandelt, welche wir Dampf nennen, und die, im Glase eingesperrt,
ebenso klar und durchsichtig ist, wie gewöhnliche Lust, nur, ins Freie tretend,
wolkig erscheint, weil die Abkühlung sofort wieder Nebel, das heißt Wasser,
daraus gestaltet.
Achtet man genau auf die Eis- und Dampfbildung, so bemerkt man,
daß alle Wärmezufuhr zum Theekessel denselben nicht über 80 Grad bringt,
daß also der Wasserdamps, welcher ebenso heiß ist, als das siedende Wasser,
doch eine große Wärmemenge verschluckt hat, die darin verborgen und nicht
mehr fühlbar ist, wie gleichfalls das schmelzende Eis im Topf über Feuer,
während der Wasserbildung, so lange auf 0 Grad bleibt, bis alles geschmolzen
ist. Auch in diesem Falle ist also eine Menge Wärme verschluckt, welche erst
wieder frei wird, wenn das Wasser in den festen Zustand zurückkehrt, daher
das Gefrieren so langsam zu geschehen pflegt, wie das Auftauen.
Dasselbige, was man vom Wasser bemerkt hat, erkennt man bei allen
Stoffen der unbelebten Welt, und selbst bei vielen, die durch das Wachstum
der Pflanzen und Tiere erzeugt werden. Jeder von ihnen ist aller drei Zustände
fähig und bindet bei der Stufe des Schmelzens und bei der Stufe der Ver-
flüchtigung eine bestimmte Menge Wärme, die er wieder frei giebt, wenn er
in die Zustände des Festen oder Flüssigen zurückkehrt. Der Schwefel ist ein
fester, gelber Körper, wird aber bei einem bestimmten Wärmegrade eine braune
Flüssigkeit, bei einem anderen, höheren Wärmegrade eine braune Luftart. Das
Quecksilber ist ein flüssiges Metall, verwandelt sich aber bei einem nicht sehr
hohen Wärmegrade in eine durchsichtig klare Luft und bei dem niedrigen Wärme-
grade der Polargegcnden in ein festes, hämmerbares Metall.
Ebenso machen es alle anderen Stoffe, und Ausnahmen davon sind nur
scheinbar, so daß die drei Elemente der Alten in der That die drei Zustände der
Körperwelt sind.
Die Unterschiede dieser drei Zustände lehrt am besten die Anschauung.
Im flüssigen Körper ist jedes Teilchen beweglich gegen jedes andere, im luftigen
wird es gleichzeitig durch Dehnsamkeit von ihm abgestoßen, im festen ist jedes
Teilchen mit dem anderen unbeweglich verbunden. Diese Unbeweglichkeit beruht
auf der Krystallisation, indem sich die Teilchen nach streng mathematischen
Gesetzen, geradlinig und ebenflächig, unter bestimmten, unwandelbaren Winkeln,
an einander legen und nach verschiedenen Richtungen einen verschiedenen Grad
des Zusammenhalts offenbaren, indem sie nach gesetzlich bestimmten Richtungen
ebenflächig spalten.
Wie das geschieht, lehrt am besten der regelmäßige, sechseckige Stern
des Schnees, der bei klarer Lust zuweilen niederfällt, doch sieht man es auch
an jeden: Körnchen Salz und an jedem Stück Kandiszucker. Ein jeglicher Körper
hat seine bestimmten Gestalten, von denen er nie abweicht, die er aber oft
unregelmäßig zusammenhäuft. Das kann man mit Leichtigkeit an einer Gruppe
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
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Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
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482
147. Das Eisen.
Dadurch erhält die Bernsteinfischerei, welche mehr große Stücke ansgiebt,
eine noch höhere Bedeutung, als die Gräberei.
Wenn nämlich das Meer im Sturme größere, also tiefer reichende Wellen
schlägt, wühlt es seinen Boden auf und reißt den Blasentang daraus los, der
sich mit seiner Saugwurzel auf Steinen festgesogen hat und die kleineren und
leichteren derselben mit sich nimmt. Von allen Steinen am Meeresgrunde ist
nun seiner geringen Eigenschwere wegen der Bernstein am leichtesten beweglich,
daher der Tang vorzugsweise Bernstein an den Strand schleppt und in dortiger
Gegend das Bernsteinkraut genannt wird.
In den kalten Herbststürmen müssen die abgehärteten Bewohner dieser
Küste, oft bis an die Brust im Wasser stehend und von den höheren Wellen
überflutet, mit kleinen Netzen den Bernstein fangen und nach dem Sturm mik
ihren Booten hinausfahren, um die größeren Stücke, die sich zwischen Stein-
blöcken des Meeresgrundes festgeklemmt haben, heranfzustechen. Die Gräberei
giebt jährlich höchstens 30 000 Pfund, die Fischerei dagegen über 100 000 Pfund,
und gegenwärtig wird von einem Handelshaus in Memel der flache Grund
des kurischen Haffs mit Hilfe von 12 Dampfbaggern und 3 Handbaggern
durchsucht, und liefert noch etwa 70 000 Pfund.
Die meisten großen Stücke wandern für edle Schmncksachen nach dem
Orient und werden daselbst oder in Danzig und Paris verarbeitet, die kleinsten
und alle verunreinigten Stücke werden zu Räucherpulver oder zu einem köst-
lichen Malerlack verbraucht, aber mehr als die Hälfte des Ganzen wird zu
sogenannten Korallen, das heißt rohen Perlen, verwendet, welche bei allen wil-
den Völkern Afrikas, Ostasiens und der Südseeinseln stets willige Käufer finden.
Oft ist der Bernstein mit Stücken Rinde und braunkohlenähnlichem Holze
verwachsen, daß man erkennt, er sei wie ein Harz ans den Bäumen geflossen.
Wie noch heute an flüssigen Harzen sind Blätter und Moose, ja, selbst kleine
Tiere, namentlich Insekten, ans ihm hasten geblieben und überlaufen, so daß sie
jetzt wie in einem klaren Glase mit ihren feinsten Teilen aufbewahrt sind.
Alle diese Tiere und Pflanzen leben nicht mehr ans der Erde, und da der
Reichtum im Bernstein so groß ist, daß man z. B. schon mehr als 200 ver-
schiedene Arten Spinnen, die sämtlich seitdem von der Erde verschwanden, darin
erkannt hat, so hat man fast eine ganze Naturgeschichte des Waldes herstellen
können, welcher den Bernstein lieferte und ersichtlich den Rand des benachbarten
finnischen Meerbusens nicht bloß als ein Küstenwald, sondern auch als ein
höher aufsteigender Gebirgswald umsäumte. Es giebt keinen Stein, der in alle
Gebiete des menschlichen Wissens, in die Naturlehre und die Chemie, die Natur-
geschichte der Jetztwelt und der Vorwelt, ja, in die Geschichte und Geographie
so bedeutsam hineinragt, als der Bernstein, den man in jeder Beziehung mit
Fug den preußischen Edelstein nennen kann. Meyn.
147. Das Eisen.
^7>e ersten Werkzeuge, deren sich der Mensch bediente, waren sicherlich harte,
in ihrer Gestalt zum Schneiden, Sägen, Schöpfen und dergleichen von
der Natur dargebotene Muscheln. Nach und nach lernte der Mensch mit deren
Hilfe aus Knochen, Horn und Holz sich bessere Geräte schaben, immer aber
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Extrahierte Ortsnamen: Bernstein Danzig Paris Afrikas Ostasiens Bernstein
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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116. Die Dnsektenwelt.
Gott hat den Menschen Weisheit gelehrt, aber dabei es nicht unter sich
gehalten, auch die verachteten Insekten so zu unterrichten, daß sie den Menschen
in manchen: übertreffen. Die Erbauer von Babylon hielten ohne Zweifel ihre
Erfindung, die Erde in künstlichen Stein zu verwandeln, für eine sehr glückliche
(1. Mos. 11, 3); aber eine kleine Biene hat diese Kunst nach einem kleineren
Maßstabe, und die weißen Anwisen haben sie in einem größeren schon von
Anbeginn der Welt geübt. Der Mensch glaubt, seinen Gebäuden gleiche nichts
unter den Werken der Tiere; aber viele Insekten sind seit undenklichen Zeiten
Baumeister gewesen, haben ihre Häuser in verschiedene Geinücher geteilt und
mit Treppen, Bögen, Kuppeln und Säulenhallen versehen, ja, sie haben Kanäle
ausgehöhlt, die zwölfmal weiter sind, als die größten Tunnel der Eisenbah-
nen. Die feine Dame, welche stolz ist auf den Glanz und die Schönheit der
Scharlachvorhänge an den kostbaren Wänden ihres Zimmers, weiß wohl nicht,
daß, ehe sie und ihre Vorfahren lebten, und ehe der lyrische Purpur entdeckt
ward, ein kleines Insekt die Wände seiner Zelle mit einem viel mehr schim-
mernden Scharlachteppich zu behängen verstand, als ihre Zimmer aufweisen
können. Auch andere Künste sind von diesen kleinen Geschöpfen betrieben wor-
den. Wie wichtig ist die Erfindung des Papiers! Aber seit Jahrtausenden hat
eins unserer gemeinsten Insekten, die Wespe, dasselbe verfertigt und zu seinen
Absichten gebraucht, und selbst Pappe, an Stoff und Glätte vorzüglicher als
die, welche wir hervorzubringen vermögen, wird von einem anderen erzeugt.
Wir denken uns, daß kein Werk des nienschlichen Verstandes der Erfindung der
Taucherglocke oder der Luftpumpe gleichkomme; doch hat eine Spinne die täg-
liche Gewohnheit, sich der ersten zu bedienen, und zwar einer solchen, welche
viel sinnreicher als die unsere ausgeführt ist: sie sitzt mittels derselben auf dem
Boden des Wassers, ohne naß zu werden, und verschafft sich die nötige Luft
durch ein einfacheres Verfahren, als durch eine Doppelpumpe. Die Larve einer
kleinen Motte versteht die Luftpumpe nachzuahmen, indem sie nach Bedürfnis
sich ein Leeres verschafft, ohne einen andern Stempel als ihren Leib. Wenn
wir bedenken, wie die volkreichen Städte die vereinten Kräfte der Menschen seit
vielen Zeitaltern in Anspruch genommen haben, um sie zu ihrer jetzigen Aus-
dehnung zu bringen, was sollen wir zu den weißen Ameisen sagen, welche
nur wenige Monate brauchen, um eine Hauptstadt zu erbauen, die eine unend-
lich große Menge von Einwohnern zählt!
Daß die Insekten uns so in unseren Erfindungen zuvorgekommen sind,
sollte uns antreiben, ihnen und ihren Mitteln größere Aufincrksamkeit zu
schenken, als wir bisher gethan haben; es ist nicht unwahrscheinlich, daß einige
Winke zur Verbesserung unserer Künste dienen und vielleicht einige nützliche
Entdeckungen die Folge davon sein würden. So könnte vielleicht der Maler mit
glänzenderen Farben und der Kunstarbeiter mit neuem und besserem Geräte ver-
sehen werden. Denn alle Verrichtungen üben die Insekten mit bewunderungs-
würdiger Kürze und Geschicklichkeit; sie verfahren dabei beständig auf dieselbe
Weise, und diese ist allezeit die beste, um das Ziel zu erreichen. Die Werk-
zeuge, mit welchen sie versehen sind, erscheinen nicht weniger wunderbar und
mannigfaltig, als die Arbeiten selbst. Sie haben ihre Sägen, Nagel- und
Hohlbohrer, Feilen, Messer, Lanzetten, Scheren, Zangen u. s. w.; viele üben
sich in :nehr als einer Fertigkeit, und mit so verwickelten und abwechselnden
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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128. Der Kuhbaum.
Der Pi sang oder die Banane bringt auf gleichem Boden sehr viel mehr
Nahrungsstoff als der Weizen hervor. Deshalb ist ein kleiner Garten bei der
Hütte des Bewohners hinreichend, eine Familie zu ernähren. Innerhalb eines
Jahres, nachdem er gepflanzt ist, trägt er reife Frucht; werden alsdann die
Stengel abgeschnitten, so kommen neue hervor, welche nach 3 Monaten tragen.
Ein Kokosbaum giebt nach einer Mittelzahl jährlich 60 Nüsse, was ein
bedeutender Ertrag ist, wenn man auf die Größe der Nüsse und den Reichtum
an Mehlstoff Rücksicht nimmt. Der Brotfruchtbaum giebt 8—9 Monate des
Jahres frische Früchte; in der übrigen Zeit speist man das Brot, aus teigför-
mig zubereiteten Brotfrüchten gebacken; man nimmt an, daß 3 Bäume hinrei-
chend sind, einen Menschen zu ernähren. Cooks Reisebegleiter, Georg Förster,
äußert sich deshalb so: „Wenn ein Bewohner der Südsee während seines
Lebens zehn Brotfruchtbäume gepflanzt hat, so hat er die Pflicht gegen seine
Familie ebenso gut erfüllt, wie ein Bauer bei uns, wenn derselbe jedes Jahr
gepflügt und gesäet, geerntet und gedroschen hat, ja, er hat in den Bäumen
auch noch über seinen Tod hinaus seinen Kindern ein Kapital hinterlassen."
Aber noch leichter ist die Beschaffung des Brotes auf den östlichen Inseln
im asiatischen Archipelagus, wo der Sago wild im Walde wächst. Wenn die
Bewohner, ein Loch in den Stamm bohrend, sich überzeugt haben, daß das
Mark reif ist, so wird der Stamm umgeschlagen und in Stücke geteilt, das
Mark wird herausgekratzt, mit Wasser gemischt und geseihet, es ist dann völlig
brauchbares Sagomehl. Ein Baum giebt gewöhnlich 300, zuweilen 5 — 600
Pfund. Man geht also dort in den Wald und fällt sich sein Brot, wie man
bei uns sein Brennholz schlägt.
Jedoch scheint die Leichtigkeit, sich sein Brot zu erwerben, beinahe in
umgekehrtem Verhältnis zur Bildung zu stehen. Denn der Überfluß der Natur
selbst trägt gewiß dazu bei, die Kraft des Menschen erschlaffen zu machen;
dagegen Kampf gegen die Natur, wenn er nicht allzuhart ist, fördert die Bil-
dung. Arbeit ist die Mutter der Gesittung.
Merkwürdig ist es, daß wir darüber in Ungewißheit sind, ob die Korn-
arten der alten Welt noch wild wachsen, und in welchen Gegenden dies der
Fall ist. Wir wissen nicht, ob die Stammpflanzen derselben gänzlich verschwun-
den sind, oder ob sie im Laufe der Zeit durch die Pflege so verändert wurden,
daß wir sie in den Arten nicht wieder erkennen können, welchen sie wirklich
ihren Ursprung verdanken. Dasselbe scheint vom Mais und den Kartoffeln in
Amerika zu gelten. Dagegen wächst die Dattelpalme in Afrika und Arabien
wild, die Kokospalme in Indien, Ceylon und ganz Australien, die Sagopalme
im östlichen indischen Archipelagus. Auch der Brotfruchtbaum und der Buch-
weizen können noch zu den Brotpflanzen gezählt werden, von welchen man weiß,
daß sie noch in wildem Zustande vorkommen. Schouw.
128. Der Kuhbaum.
uf der Rückreise von Porto Cabello nach Valenzia (beides Städte in Süd-
amerika und ehemals den Spaniern gehörig) schlugen wir einen Weg ein,
um den Kuhbaum kennen zu lernen, über den wir viel gehört hatten. Man
versicherte uns, die Neger der Meiereien, welche die Milch von diesem Baume