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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 149

1855 - Mainz : Kirchheim
149 zu waffnen. Indessen wird die über die Erde ausgebreitete Nacht immer fürchterlicher und aus der Ferne murmelt schon eine dumpfe Stimme die Drohungen des kommenden Donners her,, dem Ohre immer hörbarer. Auf einmal scheint das Gewölbe des Him- mels zu zerreißen; ein schreckliches Krachen erfüllet den weiten Luft- raum, die Erde bebt und alle Echo in den Gebirgen werden erregt. Mit jedem Schlage des Donners fahren die flammenden Blitze Strahl auf Strahl aus, durchkreuzen die schwefelichten Lüfte, schlängeln sich an den Spitzen der Berge herab und werfen ihr Feuer in die ödesten Abgründe. Die Schleusen des Himmels lösen sich von ihrer Last und stürzen ganze Fluthen herab, und indem die Wolken unter dem Kampfe der Winde von einer Gegend in die an- dere sich fortjagen, tobet das wilde Geplätscher auf dem dürren Erdboden herunter. Vater. Welch ein Gewitter! Ist es doch, als krachte die Achse des Erdballs! Blitz und Schlag immer schneller und schneller aus einander! — Nun gilt es Vorsicht!... Weg vom Ofen, ihr Kinder! — Tretet in die Mitte des Zimmers! Oeffnet die Thür! (dem Gesinde zurufend) Löscht das Feuer auf dem Heerde aus! Geschwind! — Kinder. (Sich an ihn schmiegend.) Ach Vater! ach Vater! O wie es raffelt und rollt! Alle Fenster zittern! — Vater. Zittert nur ihr nicht! Furcht vergrößert die Gefahr! — Mutter. Gott sei bei uns ! Ach, der Blitz hat gezündet! Gewiß! Gewiß! Seht, da laufen schon Leute zusammen. — Kinder. Ach Gott! Feuer! Feuer! Feuer! — Vater. Still doch! noch wissen wir ja gar nicht, ob der Strahl gezündet hat oder nicht. — Bleibt, ich laufe, um selbst zu sehen! — Kinder. O Vater! Vater! in dem schrecklichen Wetter willst du fort? Auch du wirst erschlagen und wir sterben vor Angst. — Mutter. Seid doch nicht so ängstlich, ihr Kinder! Geh! Geh, lieber Vater, und bring uns bald gute Nachricht! — Vater. Gott geb' es! In wenigen Minuten bin ich wieder bei euch. Adieu. Kinder. Der Vater kommt! Der Vater kommt schon wie- der. — Mutter. Ach, was für Nachrichten wird er uns bringen? — Vater. Gott Lob und Dank! Das Glück war größer, als das Unglück. Der Strahl hat nicht gezündet, kein Mensch ist verunglückt! Das Wetter entfernt sich und die Gefahr ist vorbei. 40. Vorsiehtsmassregelii heim Gewitter. 1) Sobald ein Gewitter entsteht, ¡öffne man entweder eine Thüre oder ein Fenster, damit man nicht Gefahr laufe, von der schwefelichten Luft überwältigt zu werden, wenn der Blitzstrahl durch das Zimmer fahren sollte.

2. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 280

1855 - Mainz : Kirchheim
280 der Vögel ihre Jagd auf dieses Ungeziefer an, kalte Nächte tödten eine Unzahl, und überdies sind aus der Klasse der Insekten selbst sehr viele thätig, ihr eigenes Geschlecht zu erwürgen. Zu ihnen sind die Laufkäfer zu zählen, wahre Tiger in Mordlust, dabei ausgerüstet mit Stärke, Gewandtheit und Muth. Allerorts mar- schiren sie mit Wachsamkeit und halten Standrecht über das ver- wüstende Geschmeiß. Wem ist der Goldlaufkäfer oder Gold- schmied nicht bekannt, der in der glänzenden Montur mit aller Leichtigkeit über Erdschollen, Furchen, unebene Wege und Pfade dahin eilt, manchmal an abschüssigen Stellen sich überstürzt und herunterpurzelt, dann gleich darauf wieder eine Erhöhung erklettert, und daselbst Halt macht, die Gegend zu überschauen! Er ist ohne Rast geschäftig, fegt das Land und Gefilde, und manche Raupen, Käfer, Regenwürmer und Schnecken sterben zwischen seinen harten Freßzangen, und diese Waffe versagt ihm niemals. Er wehrt sich damit auch, wenn man ihn in die Hand nimmt, doch kann er nicht verwunden. Nebst dem Goldlaufkäfer gibt es noch andere Laufkäfer, welche in derselben Weise, wie dieser, thätig sind und daher alle Schonung ver- dienen. Fast sämmtliche Käfer dieser Art sind von herrlich schim- merndem Metallglanze an Brustschild und Flügeln. Letztere fehlen manchen größeren Gattungen oder sind vielmehr verkümmert. Einige dieser Käfer dürften bekannt sein, z. B. der Bombardierkäfer, der seinen Verfolgern einen blauen Dunst entgegen knallt; der kleine Raupensäger oder Aufpasser und die Sy cophanta, welche beide häufig auf Bäumen vorkommen, besonders Abends und Mor- gens, um Raupen zu fressen. 8. Das Johanniswürmchen und Marienkäferchen. Wenn am schönen Sommerabende mit dem einbrechenden Dun- kel von dem dämmernden Grunde des Himmels einzelne Sternlein blicken, denen allmälig sich so viele zugesellen, daß ein Leuchten und Flammen entsteht, als ob jenseits ein himmlischer Fest- und Freuden- tag angebrochen sei; so will die dunkle Erde bei dem prachtvollen Lichtscheine, der sich so reichlich über sie ergießt, auch nicht ohne ähn- lichen Schmuck erscheinen. Sie streut glänzende Leuchtkäferchen, schö- ner als Edelsteine, in Menge über den Rasen und an Häge, Hecken, Zäune und Wegeränder, schmückt damit ihr dunkles Gewand und ahmt so gleichsam, freilich schwach und bescheiden, das majestätische Schau- spiel des gestirnten Firmamentes nach. Kein Wunder, daß kleine Kin- der, welche die schimmernden Glühwürmchen zum ersten Male sehen, solche für herabgefallene Sternchen halten und sie voller Verwunderung hetrachten; haben ja die Erwachsenen ihre Freude daran, obwohl sie dieselben schon oft gesehen haben, es müßte denn der späte Spazier- gänger gar keinen Sinn für die Schönheiten der Natur haben und sehr gleichgültig sein, was jedenfalls bei dieser Erscheinung selten der Fall sein wird. Doch nicht alle Fünkchen liegen zur Zierde ruhig im Dun-

3. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 459

1855 - Mainz : Kirchheim
459 8- Gaualgesheim, den 2. Mai 1853- Liebe Maria! Göll sei gedankt! Die grosse Gefahr, in welcher meine liebe Mutter seit einigen Tagen schwebte, ist glücklich vorüber, die Krankheit ist gehoben und die Mutter befindet sich auf dem Wege der Besserung, Ich weiss, liebe Maria! dass Du meine Freude hierüber theilst, so wie Du auch an meinem Schmerze Theil nähmest. wie ich dies aus Deinen Briefen ersah, worin Du mit der zärtlichsten Besoigniss Dich nach dem Krankheitszustande meiner lieben Mutter erkundigtest. 0, wie wohl- thuend ist die Theilnahme einer Freundin an unserer Freude , an unse- rem Schmerze! Dafür, liebe Maria! meinen innigsten Dank und die Versicherung, dass in Liebe allzeit Deiner gedenken wird' Deine Freundin Johanna. 9. Gernsheim, den 2. September 1853. Geliebter Julius! Gestern Vormittag neun Uhr, als wir eben in der Schule einen Aufsatz ausarbeiteten, entstand plötzlich Feuerlärm, und wir sahen aus dem Schulfenster auf der Südseite unseres Städtchens ein Haus schon in hellen Flammen stehend. Wir eilten zur Brandstätte und leisteten durch Wafsertragen alle Hülfe, allein das Wohnhaus, nebst der Hosraithe wurde ein Raub der Flammen, da Scheuer, Speicher und Stallung mit Heu, Stroh und Getreide angefüllt waren, wo daö Feuer reiche Nahrung fand. So war in einigen Stunden Haus und Hosraithe in eine Ruine verwandelt, und ein braver, fleißiger Mann größtentheilö seiner Habe beraubt. Sein Vieh wurde noch gerettet; wo nun aber für dasselbe Futter hernehmen? — Nun man steuert bei. — Dein guter Vater wurde, wie ich weiß, auch dieses Jahr in seiner Futterernte reich gesegnet, und er wird aufdeine Bitte eine Beisteuer an Futter nicht versagen, und dies um so mehr nicht, als der Brandbeschädigte Euch auch verwandtschaftlich nahe steht, was ich nun nicht länger verhehlen kann; es ist nämlich Euer guter Vetter Müller. Bringe diese Nachricht Deinem Vater auf eine zarte Weise bei und behalte in freundschaftlichem Andenken Deinen Ludwig Berg. 10. Heppenheim, den 4. September 1653. Theurer Ludwig! Deine uns mitgetheilte Nachricht von dem Unglücke unseres ar- men Vetters Müller hat mich und meinen Vater sehr erschüttert; doch danken wir Dir herzlich dafür, daß Du uns so schnell davon in Kennt- niß letztest und so meinem Vater Gelegenheit gegeben wurde, gegen seinen lieben, unglücklichen Vetter erkenntlich zu sein, wiewohl die Veranlassung hierzu eine traurige ist. Nächstens werden wir unsern

4. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 424

1855 - Mainz : Kirchheim
Wunschsätze. Käme die Mutter! Entfernte sich die Krankheit! Besserte sich der Sohn J Aenderte sich das Wetter! Wäre er zufrieden! Wäre der Vater gesund! Befehls- oder Heischesätze. Kind, gehorche! Betet! Arbeitet! Schweige! Sei bescheiden! Seid ehrlich! Freund, sprich! Sei kein Prahler! Seid keine Betrüger! Fragesätze: Freust du dich? Kommt der Vater? Weint die Mutter? Wird die Eisenbahn gebaut? Sind die Vögel giftig-? Ist die Lust elastisch? Zst der Schatten ein Körper? Ist der Mond ein Fixstern? — Nach Urtheilssätzen macht man einen Punkt, nach Wunsch- und Befehlssätzen ein Ausrufzeichen, nach Fragesätzen ein Fragezeichen. 13. An dem Zeitworte werden verschiedene Zeiten bezeich- net, nämlich die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zu- kunft. Der Schüler lernt. Der Schüler hat gelernt. Der Schüler wird ler- nen. Der Taglöhner arbeitet. Der Taglöhner hat gearbeitet. Der Tag- löhner wird arbeiten. Der Vogel singt. Der Vogel hat gesungen. Der Vogel wird singen. Die Zeit vergeht. Die Zeit ist vergangen. Die Zeit wird vergehen. Das Gebäude zerfällt. Das Gebäude ist zerfallen. Das Gebäude wird zerfallen. Das Kind fällt. Das Kind ist gefallen. Das Kind wird fallen. Ich gehe. Ich bin gegangen. Zch werde gehen. Du gehst. Du bist gegangen. Du wirst gehen. Er, sie, es geht. Er, sie, es ist gegangen. Er, sie, es wird gehen. Wir gehen. Wir sind gegangen. Wir werden gehen. Zhr gehet. Zhr seid gegangen. Ihr werdet gehen. Sie gehen. Sie sind gegangen. Sie werden gehen. Welche Sätze stehen in der Gegenwart, Vergangenheit und Zu- kunft ? 14. Sätze, worin am Zeitworte die drei Hauptzeiten in der Leideform bezeichnet sind. Die Schülerin wird gelobt. Die Schülerin. ist gelobt worden. Die Schülerin wird gelobt werden. Die Fische werden gefangen. Die Fische find gefangen worden. Die Fische werden gefangen werden. Der Geschickte wird geachtet. Der Geschickte ist geachtet worden. Der Geschickte wird geachtet werden. Zch werde empfohlen. Zch bin empfohlen worden. Du wirst empfohlen. Du bist empfohlen worden. Zch werde empfohlen werden. Du wirst empfohlen werden. Er, sie, cs wird empfohlen werden. Wir werden empfohlen werden. Zhr werdet empfohlen werden. Sie werden empfohlen werden. 15. Die durch das Zeitwort ausgedrückte Thätigkeit wurde seit- her als wirklich ausgesagt. — Sätze, worin durch das Zeitwort die Thätigkeit auch als möglich und nothwendig ausgesagt wird. Er, sie, es wird empfohlen. Er, sie, es ist empfohlen worden. Wir werden empfohlen. Zhr werdet empfohlen. Sie werden empfohlen. Wir sind empfohlen worden. Zhr seid empfohlen worden. Sie find empfohlen worden.

5. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 107

1855 - Mainz : Kirchheim
107 1400 Sorten zählt, und eben deswegen gibt es auch eine so große Menge von Weinarten, die sich durch Güte und Geschmack, wie auch durch Farbe und andere Eigenschaften sehr von einander unter- scheiden. Unter den deutschen Weinen wird der Rheinwein für den besten gehalten. Die besten Traubensorten zum Essen sind: der Muskateller, wovon es eine weiße und eine rothe Spielart gibt, der Gutedel, ebenfalls weiß oder roth, und die Zibentraube, mit ovalen gelblichen Beeren, wovon in den wärmeren Ländern die großen Rosinen oder Zibeben kommen. Die besten Weine geben: der Riesling, welcher weiße (grüne) Beeren hat, und besonders häufig am Rhein gebaut wird, wovon die Rheinweine so vorzüglich sind; der Klüvn-er, welcher kleine, dunkelblaue oder graue Beeren hat; der Sylvaner (Salviner) oder Oestreicher mit einer weißen oder einer blauen Spielart; der Traminer, roth; der Strohwein oder Sekt entsteht aus den Trauben, die man im Herbste noch auf dem Stroh trocknet, wodurch sie einen großen Theil des Wässerigen verlieren und also an Süße zunehmen. Wohl ist der Wein ein herrliches, den Müden und Kranken erquickendes, den Niedergeschlagenen erfreuendes Getränke, das der, der es haben kann, täglich genießen mag, aber immer so, daß wirklich nur das Herz erfreut wird und nicht der Bauch dabei in seine tolle Luftigkeit geräth, wobei er mit dem Verstände und dem Herzen durchgeht, und beide zu Sachen hinreißt, die nicht gut und nicht recht sind. 9. Der Haifeebaimi. Seine Bhitler sehen fast wie Pommeranzenblät- ter aus; nur sind sie viel länger; die Blüthen sind weiss; die Frucht ist eine kleine Hirsche, welche anfangs grün, später roth, zuletzt bei völliger Heise schwarz ist. Sie enthält unter dem dünnen, widrig- süsslichen, ungeniessbaren Fleische zwei harte Sa- menkerne, die bekannten Kaffeebohnen, welche mit den flachen Seiten an einander liegen. Der Kaffeebaum blüht jährlich zweimal und man findet fast immer Blüthen, unreife und reife Früchte an demselben. Ursprünglich wächst dieser Baum in Arabien, wo er in vielen Gegenden eben so häufig angepflanzt ist, als bei uns der Zwetschenbaum. Und gewiss ist die dortige die edelste und beste Kaffeesorte in der ganzen luteit. Ufenn man aber meint, dass nun auch in jenen Gegenden immer und überall der beste Kuffee getrunken werde, so irrt man sich sehr.

6. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 300

1914 - Nürnberg : Korn
300 gesetzt. Dort war der unglückliche Friedrich von aller Welt ab- geschnitten; er hörte nichts von seinem treuen Weibe, das sich um ihn blind geweint hatte, nichts von seinem Bruder, der ihn gerne gerettet hätte. Er konnte sich nirgends bewegen als in dem engen, düsteren Schloßhvfe, statt daß er sonst jeden Morgen auf seinem Roß in den Wald sprengte, um Hirsche und Rehe zu erlegen. Aber auch dem Kaiser Ludwig war es nicht gut gegangen; er hatte viele Unruhe und Gefahr im Kriege aus- gestanden und es waren noch immer viele Leute, welche den gefangenen Friedrich lieber zum Kaiser gehabt hätten als ihn. Da erinnerte sich Ludwig, daß Friedrich sein Jugendfreund und immer so treu und ehrlich gewesen war. Eines Abends setzte er sich auf sein Roß und ritt zu dem Schlosse, wo Friedrich ge- fangen saß. „Alter Freund," sprach er, „willst du frei werden?" „Frei? so daß ich meine Gemahlin und meinen Bruder wieder sehen könnte?" antwortete Friedrich. „O, dafür täte ich alles!" Nun eröffnete ihm Ludwig die Bedingungen, unter welchen er ihn freilassen wolle. „Wenn du mir versprichst und am Altare schwörest, daß du dich wieder in die Gefangenschaft stellen willst, wenn du das Versprechen nicht halten kannst, dann bist du frei!" Friedrich versprach es und beide empfingen am Altare das heilige Abendmahl zum Zeugnis ihres Bundes. So ritten sie freund- lich zusammen bis an die Grenze. Als aber Friedrich nach Hause kam, fand er vieles anders, als er wünschte. Sein liebes Weib war blind; sein Bruder war mit seinem Bündnis gar nicht zufrieden und machte ihm Vorwürfe; es gab sogar Leute, welche behaupteten ein solches Versprechen brauche man nicht zu halten. Da war Friedrich nicht imstande die Bedingungen zu erfüllen, welche Ludwig gemacht hatte, und schon kam die Zeit, in die Gefangenschaft zurückzukehren, wie er gelobt hatte. Er selbst erschrak, wenn er an das Gefängnis dachte, worin er drei Jahre geschmachtet hatte. Als der Tag der Rückkehr kam, da wollten alle die Seinigen in Tränen über fein trauriges Schicksal vergehen; aber Treue und Eid galten ihm mehr als alles andere. Er riß sich los und erschien vor Ludwig. Dieser war so gerührt durch die Red- lichkeit seines Freundes, daß er rief: „Komm, Friedrich, wir wollen zusammen die Kaiserkrone tragen!" Von Stund an lebten sie wie Brüder beisammen, aßen an einem Tisch, schliefen in einem Bett, und wenn einer abwesend war, besorgte ihm der andere seine Geschäfte und behütete das Land. Turtma«.

7. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 333

1914 - Nürnberg : Korn
333 sich zu fragen: „Warum tust du das?“ selbst sein eigener Bruder nicht. Auch sein Weib nicht; denn er hatte keines. Und ob nun gleich der Hausmeister Karsten fortan einen weiten Umweg machen mußte, wenn er zu den Seinen im Gartenhaus© gelangen wollte, so fragte er doch nicht, auch nicht mit einer Miene: wie oder warum? Darüber starb der Zuckersieder und in seinem Testament stand geschrieben: „Dem Klaus Karsten vermache ich die andere Halbscheid meines Gartens jenseit der Mauer; und will ihn mein Bruder auch fernerhin als Hausmeister behalten, so mag er eine Türe durch die Wand brechen lassen. Wo nicht, so zahlt er dem Mann noch weiter dreitausend Mark und läßt ihn ziehen. Sollte aber Klaus Karsten, was ich jedoch nicht hoffe und erwarte, fragen, warum er zu mir gekommen, so werde ihm zu wissen getan, wie folgt: Zum Holzhacker wählte ich den Klaus, weil ich ihn beten sah. Hätte damals sein Kamerad gebetet und er den Hut auf dem Kopfe behal- ten, würde ich ihn nicht gedungen haben, sondern seinen Vetter.“ Karl Stbber. 266. Kolumbus und die Entdeckung Amerikas. Schon das graue Altertum hatte dunkle Sagen von großen Ländermassen, welche im Westen Europas jenseit des Meeres lägen. Häufig wird in jenen Sagen einer Insel Atlantis ge- dacht, zu der man habe leicht gelangen können; ein fürchterliches Erdbeben habe aber die Inseln verschlungen und seit jener Zeit sei das Meer in jener Gegend so mit Schlamm angefüllt, daß es nicht beschifft werden könne. Was so das graue Altertum geahnt, das hat Kolumbus 1492 verwirklicht. Die uralte Ansicht, daß die Erde eine Scheibe sei, ringsum von Wasser umgeben, ist durch Kolumbus' Fahrt quer über den Ozean zuschanden gemacht. Dieser außergewöhnliche Mann stammte aus Genua. Ge- boren mit einem unwiderstehlichen Drange in die hohe See hinauszufahren, saß er als Kind schauend und sinnend stunden- lang am Ufer des Meeres und ging schon mit seinem vierzehnten Jahre zu Schiffe. Aber 18 Jahre hatte er als Mann warten müssen, ehe ihm die Mittel wurden seine großartigen Pläne zur Ausführung zu bringen. Er wandte sich an seine Vaterstadt Genua, er wandte sich an das ebensoreiche Venedig; aber beide Kaufmannsstädte verstanden ihn nicht und ließen ihn im Stich. Als Plänemacher abgewiesen, ging er nach Portugal. Hier wußte

8. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 370

1914 - Nürnberg : Korn
370 er vergeblich gejagt hatte, zog er wieder ab. Sobald er aus dem Gesichtskreise verschwunden war, fielen die Enten wieder ein, schwammen auseinander und suchten wieder nach ihrer Nahrung» Bald darauf zeigte sich der geschickte und für die Enten sehr gefährliche Wanderfalke, welcher sehr ungern auf einen sitzenden Vogel stößt, einen fliegenden aber mit großer Leichtigkeit sängt. Die Enten, ihn erblickend, flogen nicht auf, sondern tauchten fortwährend um sich den Fängen des Räubers zu entziehen, was ihnen auch vollständig gelang. Der Falke flog dicht über ihnen weg ohne auf eine zu stoßen; denn er hatte offenbar die Absicht sie zum Auffliegen zu bewegen. Nach langer Bemühung gab auch er seine Jagd auf und flog davon. Noch an demselben Tage erschien nun aber der Taubenhabicht, der furchtbarste Feind dieser Vögel, da er die sitzenden ebenso geschickt zu fangen weiß als die fliegenden. Der Beobachter sah mit großer Spannung dem Ausgange entgegen; ihm schien eine der Enten ohne Gnade verloren. Doch der Instinkt der Tiere half hier abermals aus der Not. Sie zogen sich, sobald sie den Habicht erblickten, ganz eng zusammen und warfen mit den Flügeln ohne Unterlaß Wasser in die Höhe. Dieses zerteilte sich durch die Gewalt des Flügelschlages in viele Tropfen und bildete einen dichten, un- durchsichtigen Staubregen. Der Habicht ließ sich zwar dadurch nicht abschrecken; er strich mitten hindurch und ganz niedrig über dem Wasserspiegel sich haltend. Allein, da er keine Ente ins Auge fassen konnte, so konnte er auch auf keine stoßen und mußte gleichfalls mit leeren Klauen abziehen. Grub-. 290. Züge aus dem Leben der beiden Könige Ludwig I. und Max Li. 1. Ein vornehmer Herr flüchtete sich vor dem heftigen Regen in eine Hütte der Vorstadt Au. Schon in der Haus- flur hörte er vom obern Stock her Töne des Jammers, lautes Schluchzen. Er eilte hinauf und auf seine Frage schilderte ihm eine arme Mutter ihre elende Lage mit ihren vielen Kindern und das schreckliche Unglück, welches ihnen erst dadurch noch be- vorstehe, daß in den nächsten Tagen ihre kleine Habe gepfändet werden soll. Der Herr riet dieser unglücklichen Frau sich am anderen Tage nach dem Wittelsbacher Palast zu begeben, und versicherte, daß ihr König Ludwig aus der Not helfen werde. „Ach," erwiderte die Frau, „dieser Rat kanu mir auch nichts nützen; denn König Ludwig wird ohnedies von armen Leuten

9. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 466

1914 - Nürnberg : Korn
466 furchtbare Dampfkraft vollständig zu zähmen. Um diese nach Belieben verwenden zu können baut man mächtige Kessel, in welchen man den Dampf erzeugt; von dem Kessel leitet man den Dampf dahin, wo man ihn haben will, um Räder, Hebel u. s. w. in Bewegung zu setzen. Nach ai&cke. f 362. Die sieben Kindlein. Am frühen Morgen, als es anfing zu dämmern, erhob sich ein frommer Hausvater von dem nächtlichen Lager und dankte mit feinem Weibe Gott für den neuen Tag und die Stärkung des Schlummers. Das Morgenrot aber strahlte in das Kämmer- chen und sieben Kindlein lagen in den Betten und schliefen. Da sahen die Eltern die Kindlein nach der Reihe an und die Mutter sprach: „Es sind ihrer sieben an der Zahl! Ach, es wird uns hart fallen sie zu ernähren!" Denn es war eine Teurung im Lande. Der Vater aber sprach: „Siehe, schlum- mern nicht alle sieben in voller Gesundheit? Und fließt nicht von neuem das Morgenrot über sie her, daß sie so schön aus- sehen wie sieben blühende Röslein? Mutter, das beweiset uns ja, daß der, welcher das Morgenrot macht und den Schlaf sen» det, sie lieb hat und ihrer nicht vergessen wird." Und als sie aus dem Kämmerlein traten, da standen an der Tür vierzehn Schuhe in einer Reihe, immer kleiner, je zwei für ein jegliches Kindlein. Da sah die Mutter die Schuhe an, daß ihrer so viele waren, und seufzte. Der Vater aber sprach: „Mutter, was seufzest du? Haben sie doch alle sieben die mun- teren Füßlein von ihrem Schöpfer empfangen; wie sollten wir denn um die Hüllen uns ängstigen? Haben doch die Kindlein Vertrauen zu uns; wie sollten wir es denn nicht zu dem haben, der mehr vermag, als wir bedürfen? — Siehe, seine Sonne kommt! Wohlan, laß uns auch unseren Tageslaus wie sie mit fröhlichem Mute beginnen!" Also redeten sie und gingen voll Vertrauen auf Gott an ihr Tagewerk. Und der Herr segnete ihre Arbeit, daß sie genug hatten samt den Kindern. srummachn. 363. Das Nordlicht. Der Nordschein oder das Nordlicht ist eine Röte am Himmels die in Winternächten von Norden her leuchtet. Die Nordlichter nehmen manchmal fast den halben Himmel ein, sind von dunkler, brennender Blutfarbe wie in einer wallenden Bewegung, so daß schon manchmal Nachbarorte einander mit Feuerspritzen zu Hilfe

10. Präparationen für den Geschichts-Unterricht in der Volksschule - S. 232

1912 - Nürnberg : Korn
— 232 — Lehre. Lehrgeld konnte der Kleine freilich keines versprechen; denn seine Eltern lagen schon seit etlichen Jahren im Grabe, und der sterbende Vater, ein armer Glaser in Straubing, hatte dem weinenden Kinde nichts zurücklassen können als Tränen. Aber der junge Fraunhofer, so hieß der Knabe, war brav und lernte eifrig, und es tat ihm gar weh, daß ihn sein Lehrmeister so selten in die Feiertagsschule schickte. Drum kaufte er sich auf dem Trödelmarkt ein altes Buch um ein paar Pfennige; darüber saß und lernte er halbe Nächte und ließ sich auch nichts anfechten, wenn seine Kameraden ihn verspotteten oder sein Meister ihn hart anfuhr. Da geschah es, daß eines Tages das alte baufällige Wohnhaus des Spiegelmachers krachend zusammenstürzte; der junge Fraunhofer wurde unter den Trümmern begraben. Aber die stürzenden Balken hatten eine starke Decke gebildet über den Knaben und ihn so vor dem Tode beschützt. Wie nun die Nachbarn das Krachen der stürzenden Wände hörten und die Staubwolken aufsteigen sahen, eilten sie voll Schrecken aus den Häusern. Auch der König, der gute Vater Max, kam aus seinem Schlosse herbei, eiferte zur Rettung an und half selber mit, und nach vierstündiger, gefährlicher Arbeit gelang es endlich, den Verschütteten aus dem Trümmerhaufen hervorzuziehen. Als man ihn heraustrug, rief eine mitleidige Nachbarin: „Ach Gott, es ist noch dazu ein armer Waisenknabe!" Da sprach Vater Max: „Er ist keine Waise mehr; ich will sein Vater sein!" Schnell griff der gute König in die Tasche, reichte dem Knaben achtzehn Goldstücke und versprach auch ferner für ihn zu sorgen. Von dem reichen Geschenke zahlte Fraunhofer zuerst sein Lehrgeld. Mit dem übrigen Gelde aber kaufte er sich allerlei Werkzeug, um sich selbst sein Brot zu verdienen. Auch stand ihm ein vornehmer Herr bei, schenkte ihm Bücher und nahm ihn in sein Geschäft auf. Dort erfand Fraunhofer nach langer Mühe ein Riesenfernrohr, mit dem man die Sterne viel genauer sehen konnte als bisher. Jetzt wurde der junge tüchtige Mann weit und breit bekannt, und der König erhob ihn wegen seiner Geschicklichkeit in den Adelstand. B. Betrachtung des Bildes. Der junge Fraunhofer; seine Retter; Max I.; die Zuschauer; die Trümmer des eingestürzten Hauses.
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