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1. Europa - S. 34

1905 - Leipzig [u.a.] : Müller-Fröbelhaus
34 und Gleichmut bewahrten in allen Lagen des Lebens und vor keiner Kriegsgefahr zurückschreckten. So unterwarfen sie alle die kleineren Balkanstaaten, die wir in folgender Nummer noch betrachten werden. c) Nach und nach aber kam das gefürchtete Volk von seiner Höhe immer mehr zurück. Der Türke liebt die Bequemlichkeit und hat Abneigung gegen straffe und geregelte Tätigkeit. Er kann stundenlang mit untergeschlagenen Beinen auf der Erde hocken, Tabak rauchen und träumen. Er scheut oft die Mjihe, Kinder zu erziehen. Mit seinen Frauen vertändelt der Reiche im Harem seine Zeit, und dieser ist vielfach eine Stätte der Faulheit, Putzsucht und Ränke. d) So wenig das türkische Volk ehrlich erwirbt, so sehr sucht es sich zu bereichern durch Erpressung und Aussaugung der unter- worfenen Ländereien. Kein Wunder, dass sich die unterjochten Vasallenstaaten wieder losrissen. So ist von dem ehemaligen grossen Türkenreich in Europa nur wenig übrig geblieben. Wenn auch der Sultan in Bulgarien noch Herrscher ist, so ist er es doch nur dem Schein und Namen nach. Bosnien (mit Herzegowina) lernten wir bereits kennen als einen Teil Österreichs. Die Verwaltung dieses Landes liegt vollständig in Österreichs Händen, die „Ober- hoheit der Pforte" steht nur auf dem Papier. Wegen dieser Hin- fälligkeit des Türkischen Reiches wird der Sultan spottweise der „kranke Mann" genannt.*) Schon mehr als einmal war Russland nahe daran, den ganzen morschen Staat zu unterwerfen. e) Indessen so ganz ohne Bedeutung für Europa ist der Türke auch heute noch nicht. Er ist ein tapferer Soldat, der alle Strapazen und Mühen eines Feldzuges bewunderungswürdig erträgt. Ein Schutz für die Türkei ist die gegenseitige Eifersucht der Staaten. Als im Krimkriege (1853—1856) Russland sich der Türkei bemächtigen wollte, wurde es durch das eifersüchtige England und durch Frankreich daran gehindert. Eine bedeutsame Macht besitzt der Sultan in der Herrschaft über den Wasserweg vom Mittelländischen zum Schwarzen Meer. Zwei Dardanellen (d. s. Schlösser, 26 ö 40) auf der asiatischen, zwei auf der europäischen Seite bewachen die Meeresstrasse, z. B. gegen das Auslaufen russischer Schiffe ins Mittelmeer. Kein Kriegsfahrzeug darf ohne des Sultans Einwilligung diesen Weg nehmen, die Kruppschen Kanonen auf den Wällen der Dardanellen würden es im Streitfalle bald sicher auf den Grund des Meeres betten. f) Die Hauptstadt ist Konstantinopel (1125 Tausend). Es ist wunderbar gelegen am sogenannten Goldenen Horn. Um so mehr enttäuscht das Innere, das ganz die türkische Nachlässigkeit verrät. Enge, krumme, finstere Strassen, Schmutz und übler Geruch, Leich- name gestorbener Tiere, herrenlose Hunde darum her und anderes Widrige überall! Vor dem stadtähnlichen Palaste des Sultans erhebt sich die „Hohe Pforte", der Palast des Grossveziers, nach welchem *') Nach einem Ausspruche deä russischen Kaisers Nikolaus I. (1853).

2. Europa - S. 74

1905 - Leipzig [u.a.] : Müller-Fröbelhaus
— 74 — mals daran, sich die Türkei einzuverleiben. Nicht mit Unrecht nennt man die Balkanhalbinsel den Wetterwinkel Europas. Hier stehen beständig kriegerische Wölkchen am Himmel Europas; erst wenige Jahre ist es her, dass Kriegsschiffe aller europäischen Nationen vor Kreta (25 ö 35) standen. Frankreich strebt nach der Herrschaft über das Mittelmeer und nach Wiedererlangung von Elsass-Lothringen. In Österreich - Ungarn führt der Hass der Tschechen zu beständigen Reibereien mit den Deutschen. Der Pole trachtet nach Wiederaufrichtung seines Reiches. Der Islam befehdet das Christentum. Desgleichen bekämpfen sich die Anhänger der katho- lischen und der evangelischen Lehre. Qegen 260 Millionen Katho- liken stehen 100 Millionen Protestanten entgegen. Die Katholiken wollen dem heiligen Vater wieder einen weltlichen Staat verschaffen, wie er ihn einst besass, und Andersgläubige wieder in den Schoss ihrer Kirche zurückführen. — So ist die Einigkeit Europas beständig gefährdet und die Einigung der Völker bedauerlich erschwert. Wie die Geschichte lehrt, ist Frankreich stets ein Erbfeind Deutschlands gewesen. Sein Verlangen nach „Deutschlands Strom" und deutschem Land besteht fort. Auch der Bedrohung des Deutschtums seitens der Tschechen wurde bereits gedacht. Die Polen sind geborene Feinde des Reiches. Sie bekämpfen uns im Reichstag und durch ihre Presse; ihre Einnistung im oberen Schlesien und im Ruhrkohlengebiet (7 ö 51) ist ebenfalls eine Gefahr für Deutschland. Aber auch unter den reindeutschen Be- wohnern herrschen Gegensätze, Kampf und Erbitterung. Agrarier und Industrielle, Ultramontane und Evangelische verlieren über ihren Fehden oft das allgemeine Wohl aus dem Auge. Nun halte man sich noch vor Augen, dass Deutschland an allen Seiten von kriegstüchtigen Nationen umgeben ist, und dass es der starken, schützenden Naturgrenzen entbehrt. So erkennt man, dass es ihm nicht leicht wird, sich im Wettkampfe der europäischen Völker zu behaupten. Rückblick und Weltanschauung. Beständig wächst die Bevölkerung unseres Erdteils, und damit wächst auch der Kampf um den Absatz der Erzeugnisse und um wirtschaftliche Vorteile. Da gerät manches Land in eine schwierige Lage. Kleinere Länder müssen sich in den Schutz stärkerer be- geben; so steht z. B. San Marino (12 ö 44) unter italienischem, Andorra (1 ö 42) unter französischem Schutze. Die Grossmächte starren in Waffen. Die Heere von Russland, Deutschland, Frank- reich, Österreich und Italien erreichen in Friedenszeiten durch- schnittlich die Stärke von 600 000 Mann, in Kriegszeiten eine solche von 3 Millionen. So muss auch unser Vaterland sich schwere Opfer auferlegen für Militärzwecke. Heer und Marine verschlingen die Hälfte aller Reichseinnahmen; sie verursachten 1895 bereits für

3. Europa - S. 45

1905 - Leipzig [u.a.] : Müller-Fröbelhaus
— 45 — ist Marino noch der einzige Staat im Staate. Es ist Hoffnung vorhanden, dass das Volk sich in seiner schönen Behausung endlich auch wohnlicher einrichtet. 19. Spanien und Portugal, a) Die Pyrenäenhalbinsel be- sitzt viel Hochland und weist nur an der Westküste, am Ebro und in Andalusien (6 w 37) bedeutendere Tiefländer auf. In den beiden letztgenannten Gegenden finden wir alle die herrlichen Naturschönheiten Italiens wieder: blauen Himmel, goldigen Sonnenschein, schimmernde Früchte. „Fern im Süd das schöne Spanien", singt der Zigeunerbube voll schmerzlichen Heimwehes, „Spanien ist mein Heimatland, wo die schattigen Kastanien rauschen an des Ebro Strand, wo die Mandeln rötlich blühen, wo die heisse Traube winkt, wo die Rosen schöner glühen und das Mondlicht goldner blinkt" (Qeibel). Südlich von Andalusien bildet Spanien ja den südlichsten Punkt ganz Europas. Und hinwiederum schützt die Sierra-Nevada (3 w 37) durch ihre bedeutende Er- hebung (3500 m) gegen die allzu verheerende Glut des Südens. Ausser den Südfrüchten sind die Weine von Porto (9 w 41), Jerez oder Sherry (6 w 37) und Malaga (4 w 37) weltbekannt. Wir sind im 3. Weinland Europas. Steigen wir auf die Hochflächen der Halbinsel hinauf, so suchen wir vergeblich die lieblichen Gärten Italiens, vergeblich den deutschen Wald und Vogelsang. Statt dessen finden wir sonnenverbrannte Grassteppen wie in Südrussland, oft ohne Baum und Strauch. Das genügsame Schaf und die Ziege gehen hier in grossen Herden ihrer dürftigen Nahrung nach. Und doch ist das Land allenthalben nicht unfruchtbar, wenn man es nur mit frischem Wasser berieselt und den Wald nicht schonungs- los vernichtet. Auch das Erdinnere ist dankbar; Spanien ist das 1. Land des ganzen Erdteils für Blei, Kupfer und Quecksilber und steht an Mannigfaltigkeit der Bodenschätze in Europa einzig da. Es hat grosse, noch ungenützte Kohlenfelder. Von Bedeutung sind die Wälder der Korkeiche. Getreide muss eingeführt werden, obwohl das Land so ergiebig sein könnte und die Bevölkerungs- dichte so gering ist. b) Den Boden mit Geduld und Sorgfalt zu pflegen, dazu ist der Spanier nicht zu haben. Er will öffentliche Schaugepränge, Prozessionen und Tänze. Anstatt das nutzbare Rind zu hegen, hetzt er es in grausamen Stiergefechten elend zu Tode. Da die Verwaltung eines Landes ebenso mühevoll ist wie seine Bebauung, so herrscht auch in dieser Hinsicht ein gut Teil Miss Wirtschaft. „Wer ein Amt hat, der.warte sein!" Der spanische Beamte sucht sich oft nur zu bereichern. Von der allgemeinen Nachlässigkeit macht auch die Hauptstadt Madrid (4 w 40) keine Ausnahme, wenn es hier auch nicht gar so schlimm bestellt ist wie in vielen Städten Italiens oder in Konstantinopel. Verbrechen aller Art, sogar Strassenraub sind in solchem Lande keine Seltenheit. Zu dem allen gesellt sich ein dünkelhafter Stolz, auch kalte Grausamkeit, die sich schon zu Kolumbus' Zeiten offenbarte und gegenwärtig noch

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen, der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 45

1886 - Leipzig [u.a.] : Strübig
Karl der Große. 45 tapferes Volk und leisteten heftigen Widerstand. Doch vermochte Karl der Große, sie bis an den Fluß Raab in'ungarn zurückzudrängen und ferne Herrschaft bis hierher auszudehnen. Zur Sicherung derselben ward hier 791 die östliche Mark gegründet. Dieser Teil seines Gebietes, der am weitesten nach O. zu „lag, hieß damals Ostarrichi, d. h. das östliche Reich, woraus später der Name Österreich entstanden ist. — In Italien herrschten seit dem Schlüsse der Völkerwanderung (568 H. Chr.) die ßintflubnidcn. Auch diese unterwarf Karl schon in den ersten Jahren des Sachsenlrieges (774) und schickte deu letzteu Lvngobardenkönig in ein Kloster. — Jenseit der Pyrenäen, in Spanien, hatten die Araber ein Reich gegründet. Karl wurde mit diesen in einen Krieg verwickelt und nahm denselben 778 einen Teil ihres Gebietes im S. bis an den Ebro ab, welchen er unter dem Namen der spanischen Wtnrt mit dem Frankenreiche vereinigte. Dieselbe ist von seinen Nachfolgern bis 864 gegen die Araber behauptet worden. — Während eines in Rom'ausgebrochenen Aufstandes war Papst no Iii. von feinen Unterthanen vertrieben, aber von Karl mit Waffengewalt wieder in feine Herrschaft eingeführt worden. Am ersten Weihnachtstage des Jahres 800 befand sich Karl in der Peterskirche zu Rom. Als er in königlichem Schmncke am Altar knieete, um seine Andachr zu verrichten, trat der Papst an ihn heran und setzte ihm eine goldene Krone auf das Haupt, während das Volk mit lautem Jubel rief: „Karl, dem von Gott gekrönten, großen und friedebriugeuden Kaiser der Römer toben und Sieg !" So ward der Frankenkönig zum römischen Kaiser gekrönt, nachdem mit der 'Absetzung des Romulus Augustnlus (476 u. Chr.) die römische Kaiser-würde erloschen war. Alle Pracht und Majestät, die man sich mit Dieser Würde verbunden dachte, giug nun auf den Fürsten über, dessen Haupt wiederum die Kaiserkrone schmückte. Karls iueichsverwaltnilg. Ausgerüstet mit solchem Ansehen, konnte der große Fraukenfürst noch kräftiger wirken als bisher. Ungehorsame Gewalthaber ln seinem Reiche wußte er jederzeit zu züchtigeu. Wenn er einen Befehl an einen übermütigen Großen mit dem Petschaft, das an feinem Degengriff eingegraben war, untersiegelt hatte, pflegte er wohl zu sagen: „Hier ist der Befehl, und hier," indem er auf die Spitze des Schwertes hinwies, „ist, was ihm Gehorsam schaffen soll!" Die herzogliche Gewalt suchte er im Reiche so viel als möglich zu beseitigen und setzte Grafen als Verwalter der Provinzen ein; ferner Sendboten oder ^endgrafeu. letztere reisten in den einzelnen Laiidesteileit umher und untersuchten die' Verwaltung der Grafen und die Amtsthätigkeit der Richter. Vor ihnen konnte man über beide Beschwerde führen. Die Sendboten legten dem Kaiser jährlich ausführliche Berichte vor, so daß er in steter Bekanntschaft mit den Verhältnissen aller seiner Länder blieb. Die Strafbestimmungen waren nicht bei allen Völkern gleich und zum Teil sehr hart. N'ach sächsischem Recht wurde jeder, der einen Ochsen, ein Pferd, einen Bienenstock oder einen Gegenstand von gleichem Werte gestohlen hatte, mit dem Tode bestraft. Wer des Meineides überführt werden konnte, dem wurde nach einem Gesetze Karls d. Gr. die Hand abgehauen; wer als Räuber ergriffen ward, mußte mit dem Verluste eines Auges seinen Frevel büßen; ward' er nochmals ergriffen, so wurde ihm die Nase abgeschnitten, das dritte Mal verlor er das Leben. Wer sein Kind innerhalb eines Jahres nicht taufen ließ, mußte eine hohe Geldsumme zahlen, und wer sich verbarg, um Heide zu bleiben, sollte dies mit dem Leben büßen. Karls Borne für die Bildunn des Volkes. Die Franken hatten vor Karl dem Großen schon einen berühmten Namen und waren nichts weniger als roh, aber doch hatte weder das Christentum seinen vollen Einfluß auf sie ausgeübt, noch waren sie durch Liebe zu deu Wisseuschafteu gebildet mit) veredelt worden. Auch hierin, wo es die Bildung und Veredelung seines Volkes gilt, erscheint Karl uicht weniger glorreich, als weitn er mit dem Schwerte in der Haitb feindlichen Nationen entgegentritt Von England aus, von wo Bouifazius gekommen, erschienen auch zu seiner Zeit Gelehrte im Frankenlande. Er lud dieselben ein, sich unter feinem Volke niederzulassen und auch au seinen Hos zu kommen. So umgab ihn ein Kreis von Männern, aus deren Schätzen der Weisheit er eifrig schöpfte, und mit denen er umging, als wäre er nur ein Freund der Gelehrsamkeit und nicht der mächtigste Fürst Europas. Er besaß eine Buchersnmmlttnq, die für jene Zeit von Bedeutung war, wenn sie im ganzen

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen, der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 46

1886 - Leipzig [u.a.] : Strübig
46 Mrl der Große. — Ludwig der Fromme. Vertrag zu Verdun. auch nicht mehr als etwa fünfzig (geschriebene) Bücher enthielt. — In seiner Jugend war er nur zum Krieger ausgebildet worden und hatte selbst nicht einmal das Schreiben erlernt. Darum suchte er im späteren Alter diese Kuust nachzuholen. Bei seinem Bette soll er Wachstäfelchen zur Hand gehabt haben, um sich in schlaflosen Nächten im Schreiben zu üben Die meisten Völker, welche Karl beherrschte, waren deutscher Abkunft; die deutsche Sprache war jedoch damals noch roh. Karl ließ es sich angelegen sein, sie auszubilden und viele fremde Namen in derselben durch deutsche zu ersetzen. Mit großer Ausdauer sorgte der Kaiser auch für die Bildung von Schulen. Und zwar wurden nicht bloß höhere Bildungsanstalten gegründet, sondern auch die Errichtung von Volksschulen scheint er schon ins Auge gefaßt zu haben, denn er behauptete, es sei Regentenpflicht, auch für die Ausbildung der Niederen im Volke zu sorgen. Äbte und Bischöfe wurden daher angewiesen, in ihren Sprengeln niedere Schulen zu gründen. Es fehlte auch nicht an gewissenhaften Bischöfen, die in jedem Dorfe ihres Kirchenkreises eine Schule errichteten und die Eltern zwangen, ihre Kinder in dieselbe zu schicken. Die Kinder lernten darin lesen, rechnen und singen. Auch eine Anzahl von Psalmen mußten sie auswendig lernen. Man erzählt, daß der Kaiser selbst die Schulen zuweilen besucht habe, um sich von ihrem Zustande zu überzeugen. Als er sich dabei einst die Arbeiten der Schüler vorlegen ließ und ihre Kenntnisse geprüft hatte, ergab es sich, daß die Kinder aus niederem Stande gut, die Söhne der Vornehmen dagegen auffallend schlecht bestanden. Da stellte er die armen, aber fleißigen Schüler zu seiner rechten, die vornehmen, jedoch trägen Knaben zu seiner linken Seite. Zu jenen sprach er: „Habt vielen Dank, meine Söhne, daß ihr meinen Willen nach Möglichkeit befolgt und euer Bestes gesucht habt. Fahret fort in eurem Fleiße, dann will ich euch herrliche Bistümer und Klöster zur Verwaltung geben!" Darauf wandte er sich zu den anderen und redete sie an: „Ihr Junker, Söhne der Edlen in meinem Reiche, ihr Weichlinge! Ihr trotzet auf eure Herkunft und auf eure Güter ; meinen Befehl und euren wahren Nutzen habt ihr dagegen hinten angesetzt. Aber ich achte euren Adel und eure Schönheit gar gering. Bei dem Herrn droben im Himmel sei es euch gesagt: Ihr sollt, wenn ihr euch nicht bessert, nie wieder ein gutes Wort von mir hören!" — Weil der Äirchenqesang sehr viel zur Erbauung beiträgt, so wurde nicht bloß in den Schulen darauf gehalten, oaß die Kinder singen lernten, sondern Karl ließ auch aus Italien Gesanglehrer kommen, damit sie in dem besseren italienischen Gesänge Unterricht erteilten, denn der Franken Gesang war schlecht, man verglich ihn mit dem Rumpeln eines Lastwagens, der über eine Knüttelbrücke fährt. Tes Kaisers Lebensweise, Charakter und Tod. So reich und mächtig Karl auch war, befleißigte er sich in feinem Äußern doch stets einer edlen Einfachheit. An gewöhnlichen Tagen und auf der Jagd trug er eine einfache Kleidung, zu welcher meistens seine Gemahlin und seine Töchter den Stoff gewebt hatten. Bei festlichen Gelegenheiten schmückte die große Herrschergestalt allerdings ein köstliches, mit seltenem Pelz besetztes Gewand und sein Haupt die goldene Kaiserkrone. Wenn er auch streng und im Zorne sogar heftig war, so muß seine Wesensrichtung doch eine vorherrschend heitere, ja sein Verhalten bisweilen ein schalkhaftes genannt werden. Er zeigte seinen Hofleuten aus den fast täglichen Jagden gern, wie man in derbem Gewände ausdauernd jagt, und freute sich, wenn deren zierliche Kleidung verdarb oder ihre Kräfte versagten. Um mehr in der Mitte des Reiches zu wohnen, verlegte er seine Residenz von Paris nach Aachen, dessen heilende warme Quellen schon damals benutzt wurden. Hier beschloß der große Kaiser (am 18. Januar) 814 seine Tage und ward im Dome begraben. Angethan mit dem vollen kaiserlichen Schmucke, ein goldenes Evangelienbuch auf den Knieen, ein Stück des heiligen Kreuzes aus dem Haupte, etne kostbare Pilgertasche um die Hüften befestigt, sitzend auf einem reich vergoldeten Stuhle — so ward er in seiner Gruft beigesetzt. Nach Löichkc. 29. Ludwig der Fromme. Vertrag jit Verdun ^ Karls Sohn Ludwig überkam ein Reich, welches einen Teil von Spanien, ganz Frankreich, Deutschland, die Schweiz, halb Italien und einen Strich von Ungarn

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen, der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 18

1886 - Leipzig [u.a.] : Strübig
18 Drako und (Sofort in Athen. werden. Lykurg wollte nicht, daß es Reiche nnb Arme in Sparta gebe. Die Gleichheit des Besitzes suchte er dadnrch herzustellen, daß er das ganze Land in 9000 größere und 30000 kleinere Anteile oder Lose zerlegte. Jene erhielten die spartanischen Dollbürger, diese die Periöken, d. H. diejenigen Bewohner Lakoniens, welche sich den siegreichen Dorern gutwillig unterworfen hatten. Mehr als eins dieser Lose durfte weder der Spartiat noch der Periöke besitzen Lebensweise und Erziehung. Die Spartiaten aßen auch gemeinschaftlich; das Nationalgericht war bte sogenannte schwarze Suppe, vermutlich ein Gemisch von Fleischbrühe, Blut, Essig und Salz. Reisen ins Ausland waren verboten, nnb auch den Fremden, die nach Sparta kamen, wurde der Aufenthalt sehr erschwert Die Stadt durfte keine Mauern haben, der Mut ihrer Bürger sollte die Wehr sein. Auch Mädchen und Frauen wurden durch körperliche Übungen abgehärtet Die Erziehung war sehr hart. Jedes neugeborene Kind wurde besichtigt; ungesunde Kinder wurden zum Verhungern ausgesetzt. Die Knaben mußten unbekleidet auf Rohrbetten schlafen und ebenso thre Spiele halten, die Jünglinge in Gegenwart älterer Männer schweigen und durften nur auf Fragen kurz und bestimmt antworten. Leeres Geschwätz wurde mcht gebulbet; die lakonische Kürze war sprichwörtlich. Am Feste der Artenus würden sie öffentlich bis aufs Blut gepeitscht und der war ein Ferglmg, welcher auch nur einen Schmerzenslaut von sich gegeben hätte. Manche sollen die Glaubhaftigkeit so weit getrieben haben, daß sie" ohne einen Klagelaut tot am Altare der Göttin niebersanken. — Allerbings würden die Spartaner bei dieser Verfassung ein tapferes Volk, aber man 'fcutb bei ihnen keine Liebe zu Künsten und Wissenschaften, und die ebtemi, sanften Tugenben fehlten in eparta. — Um feinen Gesetzen nachtililtiqc Wirkung zu verschaffen, lreß sich Lykurg von den Oberhäuptern , des Volkes einen Eid leisten, sie bis zu 1et^er Jbtederkehr 5jt halten. Dann ging er auf Reisen und kehrte nicht mehr nach Sparta zurück, um feine Landsleute niemals ihres Eides entbinden zu dürfen; er soll der Sage nach auf der Insel Kreta gestorben sein. Zum erstenmale bewahrten sich bte Lykurgischen Einrichtungen tu den messenischcn Kriegen, tnsolge bereu das westlich von Sparta belegene Messenien trotz der tapferen Gegenwehr feiner Bewohner erobert und jenem Staate einverleibt würde. 0. Drako und Solon in Athen (594 n. Chr.). . Im athenischen Staate waren nach der Abschaffung des Königtums und Einführung der Republik (Freistaat) häufig Unruhen eingetreten. Die zum tonischen Stamme gehörenbe Bevölkerung des Staates sehnte 'sich nach einer festen Ordnung der allgemeinen Verhältnisse, und der Archont (höchster Staatsbeamter) Drako versuchte, biefe Orbnung herzustellen (620 v. Ehr). Aber feilte Gesetze waren zu streng; jebes, auch das kleinste Verbrechen wurde mit dem Tode bestraft. Daher sagte man, Drakos Gesetze feien mit Blut geschrieben. Die Unruhen dauerten fort; da gelang es beut Archonten Solon, dem unglücklichen Zn staube Der Dinge durch eine vortreffliche Saatsverfasfnug ein Ende 'zu machen. Seine Gesetze waren milber als die, welche Drako nnb Lykurg gegeben; er selbst trug einen Reichtum voll Milbe mit männlicher Würbe und streuger Rechtschaffenheit vereinigt in _ sich. Solon wanbelte die bisherige Regierung der Vornehmen und Reichen (Aristokratie) tu eine gemeinsame (demokratische)' tun. Die Dbrlflfcit bestaub aus 400, später 500 der ersten Bürger. Aus biesen würde wieder ein Ausschuß erwählt (besten Mitglieber Prytänen genannt wurden), welcher den wichtigsten Teil der gesetzgebenden und ausübenben Gewalt vertrat. Die höchsten Beamten des Staates waren neun Archonten, und das höchste Gericht würde bin-ch den Arcopä(| ausgeübt. Dieser hatte die Entscheibuug über Leben und Tod tn feiner Hand, denn er galt als letzte und höchste Instanz. Sein Einspruch machte darum auch jedes Urteil eines anberen Gerichtshofes uugiltig. Er konnte liederliche, unthätige und unordentliche Bürger auch nnangeklagt richten, ebenso führte er die Aufsicht über die Religion und die Jugend'. Die unparteiische Gerechtigkeit der Areopaglteu war sprichwörtlich, auch konnte nur ein gewesener Archont Mitglieb des Areopägs werben. Die athenischen Bollbürger versammelten sich in gleichen Zwischenräumen zehnmal int Jahre zur Volksversammlung, zu der sie mit volleubetem zwanzigsten Lebensjahre Zutritt erhielten;

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen, der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 23

1886 - Leipzig [u.a.] : Strübig
Sokrates in Athen. 23 zu Land nähern. Im Tempel befand sich eine Bildsäule der Athene, 12 m hoch, ans Gold und Elfenbein von Phidias gefertigt. Eine andere Statue derselben Göttin in Erz, ebenfalls ein Werk des Phidias, stand auf der höchsten Spitze der Burg, so daß Helmbusch und Lanze der Bildsäule den Seeleuten in einer Entfernung von 37 km entgegen leuchteten. — Auch Sdlyron war neben Phidias ein berühmter Bildhauer. Gleichzeitig mit., ihnen wirkten in Athen und in Griechenland überhaupt die großen Dichter Äschylos, Sophokles und Enripides, die Maler Zeuxis Parrhästos und Apellcs, letzterer als der größte von allen. Auch die Musik wurde von den Griechen hoch geschätzt und fleißig geübt. Perifies aber, dem Athen und ganz Griechenland dieses reiche, geistige Leben und diese Fülle äußerer Macht mittelbar verdankte, verstand es, dieses reiche Leben in Thätigfeit zu erhalten, und so verdiente er doppelt das Vertrauen, mit welchem das Volk ihm anhing und ihn bei seinen Unternehmungen gegen einzelne Anfeindungen schützte. Am Ende feiner Verwaltung neigte sich fein Glück, und er starb während des von den Athenern gegen die Spartaner unglücklich geführten pelupvnttksischcn Krieges im Jahre 429 v. Chr. an der Pest. Zufolge dieses Krieges ging auch die Hegemonie von den Athenern wieder an die Spartaner über (404 v. Chr.). 12. Sokrates in Athen (uw 425 v. Ehr.). Leben und Lehren desselben. Zur Zeit der spartanischen Oberleitung und vor derselbe» lebte in Athen Sokrates, einer der besten und weisesten Griechen. Er zeigte seinen Zeitgenossen, daß es nicht unmöglich sei, unter verhärteten Menschen gilt zu bleiben. Als Sohn eines Bildhauers lernte er ebenfalls diese Kunst beim Vater, versäumte aber auch die friegerischeu Übungen nicht und focht mehrere Male mit Mut und Tapferfeit. Doch weder der Kriegsdienst noch die Bildhauerkunst waren feiner Neigung angemessen. Seine Neigung war vielmehr, Jünglinge, welche ihm durch körperliche Schönheit und Anlagen des Geistes gefielen, zu unterrichten, und ihnen widmete er gern feine Zeit. Er besaß eine außerordentliche Geschicklichkeit im Fragen, und indem er mit jungen Männern freundschaftlich verkehrte, verstaud er es, sie durch passeude Fragen dahin zu bringen, daß sie in ihren Antworten selbst gestehen mußten, wie viel sie noch nicht wußten, wie vieles sie irrtümlich für wahr hielten, und wie sehr sie die Bildung des Geistes und die Übung des Guten vernachlässigten. Seine Wirksamkeit als Lehrer fällt um das Jahr 425 v. Chr., in die Zeit der allgemeinen Sitteuver-derbuis in Athen; und obwohl die griechischen Priester ihn im Namen der Götter für den weisesten der Menschen erklärten, war die Zahl seiner Freunde gering gegen die seiner Neider und Feinde. In seinen Lehren finden sich Hinweisungen über den Glauben an einen Gott und die Unsterblichkeit der Seele; auch findet sich in ihnen der Grundsatz: „Nichts bedürfen ist göttlich, und derjenige kommt der Gottheit am nächsten, der am wenigsten bedarf." — Darum legte er selbst auf irdischen Besitz und äußeres Wohlleben keinen Wert, sondern genoß nur die einfachste Nahrung, trug auch immer einen Mantel von gewöhnlichem Stoffe und Sommer und Winter denselben. Einer feiner Schüler wollte ihn in der Gleichgiltigkeit gegen äußere Güter noch übertreffen und ging, um Aussehen zu erregen, in einem zerrissenen Mantel umher. „Freund, Freund," rief ihm Sokrates einst zu, „durch die Löcher deines Mantels schimmert deine Eitelkeit!" So wie hier zeigte sieb in seinen Reden oft ein fcharfer Spott. Einst grüßte er einen vornehmen Bürger, der ihm nicht banste, worüber des (5 of rat es Schüler ungehalten waren. „Nicht boch," versetzte der Weise, „ihr würdet ja nicht zürnen, wenn mir jemand begegnete, der häßlicher wäre als ich. Warum ereifert ihr euch denn, daß dieser Mensch nicht so höflich ist als ich2" — Des Weifen streitsüchtige und zänkische Frau Xanthippe stellte seine Geduld oft auf harte Proben. Noch heute nennt man deshalb ein streitsüchtiges Frauenzimmer eine Xanthippe. Unter den Schülern des Sükrates sind neben vielen andern z. B. Anti-stlienes. Alciliiades und Euklid anzuführen. Der erstgenannte ging täglich etwa 7—8 km nach der Stadt, um feinen Lehrer zu hören. Euklid kam oft von Megara, einer Stadt, welche 30 km entfernt war, nach Athen, um nur einen Tag den Unterricht des Weifen zu genießen. Und als die Athener aus Erbitterung gegen das spartanisch gesinnte Megara im peloponnesifchen Kriege die Verordnung

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen, der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 29

1886 - Leipzig [u.a.] : Strübig
Kriege der römischen Republik. 29 sich auf Seite der letzteren, denn nach einiger Zeit hatten sie zwei der römischen Kämpfer getötet. Da floh der dritte vor ihnen. Als er aber seine Verfolger in großen Zwischenräumen hinter sich erblickte, kehrte er plötzlich um und stieß den nächsten Albaner nieder, warf sich dann auf deu zweiten, nach diesem aus den dritten und überwand so einen nach dem anderen. Da unterwarfen sich die Albaner der römischen Herrschaft. Der siegreiche Horatier aber tötete beim Einzuge in Rom seine Schwester, weil sie den Tod eines Gefallenen, der ihr verlobt gewesen, beklagte. Da wurde auch er zum Tode verurteilt, doch auf des Vaters Bitten vom Volke wieder freigesprochen. Die Albaner ertragen nur mit Unwillen die Oberherrschaft der Römer und sannen anf Verrat. Da wurde Alba longa zerstört, seine Bewohner mußten sich auf dem cölischen Hügel anbauen, und dieser ward mit Rom vereinigt. Seruind Tüll ins teilte die Bürger Roms nach ihrem Vermögen in sechs Klassen, und auf dieser Einteilung beruhte die Verpflichtung zum Kriegsdienste, so daß die größte Vast auf dem größten Vermögen lag, wofür aber auch die reicheren Klassen in öffentlichen Angelegenheiten das meiste zu sage» hatten. Seine beiden an Gesinnung sehr verschiedenen Töchter, Tüllia die ältere und jüngere, verheiratete der König an die ebeufals sehr verschiedenen Enkel seines Vorgängers (Tarqninins Priscus), Namens Lucius und Aruitd. Jeu er aber und Tnllia die ältere, beide gleich schlecht von Gesinnung brachten ihre Gatten um lind vermählten sich aufs neue. Daraus stiftete Lucius auf Veranlassung seiner Gemahlin eine Verschwörung an, infolge deren Servins Tullms fiel. Er wurde von dem herrschsüctigen Schwiegersöhne die Treppe des Forums (Marktplatz) herabgestürzt, daun von dessen nachgeschickten Mördern getötet, und die entartete Tochter soll sogar über den Leichnam des erschlagenen Vaters gefahren sein, um ihren Gemahl als König zu begrüßen. Vitmis Xitrititiitiud, genannt superbus, d. H. der Stolze, hatte den Thron durch Gewalt erworben und suchte ihn auch babitrch zu behaupten. Er umgab sich mit einer Leibwache, ließ Senatoren, Reiche nnb Amte töten nnb machte sich überall gefürchtet. Obgleich er auch manches zum Vorteil des Staates that, konnte Idies bort) bte Abneigung der vornehmen Familien (Patrizier) gegen ihn und fein Geschlecht nicht beschwichtigen, und diese trat auch bald zu Tage. Als der König einst die rntnlische Hauptstadt Ardea belagerte, ward die Gemahlin des Collatmus, die tugendhafte Lucretia, von dem Sohne des Königs mißhandelt und beschimpft. Sie mochte diese Schmach nicht überleben und gab sich selbst den Tod. Nun stiegen Abfchen und Haß gegen den Tyrannen und die Seiuigen zum höchsten Grade. Die Thore der Stadt wurden geschlossen; Jünins Brutus, etit Verwandter des königlichen Hanfes, welcher der Mordluft des Königs nur durch vorgeblichen Blödsinn entgangen war, rief das Volk zusammen und schilderte die Handlungsweise des Königs und seiner Familie in lebhafter Weise, Da ward beschlossen und durch feierliche Eide bekräftigt, daß Tarquiuius mit feinem ganzen Stamme ans dem römischen Gebiete verbannt, und daß jeder des Todes schuldig sein sollte, der zu Gunsten des vertriebenen Königs und feiner Familie etwas unternehmen werde. Die Königswürde wurde abgeschafft, und zwei Konsuln (Berater) sollten die Stelle des Königs ersetzen. Die ersten Konsuln waren Collatinns, der Gemahl jener unglücklichen i'itcretia, und Brutus. Der vertriebeue König starb nach mehreren vergeblichen Versuchen, wieder auf deu Thron zu steige», im Jahre 493 zu Cumä. !(>. Kriege der römischen Republik. Porsenna. Eine Folge der Bemühungen destarquiuius Superbus, den verlorenen Königsthron tu Rom wieder einzunehmen, war der Krieg gegen den König Porsenna von Clitfiuitt, nördlich vom römischen Staatsgebiete gelegen. Dieser eilte 508 v, Chr. an der Spitze eines großen Heeres gerade auf Rom los, schlug die Römer, und mir der Tiber trennte ihn noch von der Stadt. Schon wollte er mit den fliehenden Römern zugleich eindringen, da stellt sich ihm am Eingänge der Brücke ein heldenmütiger Kämpfer, Hvrstins Cörlcs, kühn entgegen und hält den Andrang des ganzen feindlichen Heeres so lange auf, bis die Römer die Brücke hinter ihm abgebrochen haben. Dann erst stürzt er sich in den Tiber und schwimmt unter dem' Hagel der feindlichen Pfeile und Wurfspieße unverletzt zu

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen, der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 30

1886 - Leipzig [u.a.] : Strübig
30 Krieg der Römer gegen die Tarentiner. den ©einigen hinüber, die ihn jubelnd empfangen. Porsenna ließ hierauf die Stadt belagern, um die Bewohner durch Hunger zur Übergabe zu zwingen. Schon war die Not aufs höchste gestiegen, da entschloß sich ein' kühner Jüngling, Mucius Scsvola, das Leben zu wagen, um feine Mitbürger zu retten. Während der Morgendämmerung schlich er ins etrurifche Lager und drängte sich mit den Soldaten in das Zelt des Königs, in welchem gerade der Sold ausgezahlt wurde. Alle wandten sich an den Schreiber, der neben dem Könige saß und fast ebenso gekleidet war rote dieser. Mucius hielt ihn für Porsenna und erstach beit Schreiber statt des Königs. Ergriffen und entwaffnet soll er bekennen, wer er fet. „Etn Römer bin ich," antwortet er, „Mucius ist mein Name. Als Feind wollte, tch den Feind töten, benn tch scheue den Tod nicht. Wisse, o König, daß stch tntt nur 300, Jünglinge gegen bein Leben verschworen haben, und zu feber ftunbe wirb ein Feind dich umlauern!" Über biefe Tollkühnheit ergrimmte Porsenna und wollte Mucms lebenbtg Verbrennen lassen. Doch biefer streckte feine Hand tu die Flamme eines nahen Opferherdes und rief: Sieh her und lerne, wie wenig denen der Leib gilt, die hohen Ruhm vor Augen haben!" Da sprang der König vom throne, riß bett Römer vom Feuer weg und schenkte ihm großmütig Leben und Freiheit. Durch biefes Erlebnis warb Porsenna die Ln st benommen, mit solchen Feinben Kriecj zu führen, und er machte daher Frieden mit den Römern. Rach anberen Mitteilungen soll biefe Erzählung ebenfalls Sage lern und nur der Krieg mit Porsenna überhaupt geschichtlich' feststehen. Rom habe sich ihm völlig ergeben müssen und einen bebeutenben Teil seiner Felbmarfen an ihn verloren. Auch soll er ihnen den Gebrauch des Eisens, ausgenommen, wenn es beim Ackerbau verwenbet würde, verboten haben. 17. Krieg der Römer gegen die Tarentlner tun 280 v. Chr. .. r Phrrhus. Die Einwohner von Tarent, einer griechischen Kolonie in Unteritalien,hatten römische schiffe geraubt und im stolzen Übermute einen römischen Ge-l- ro-' oer bafür Genugthuung forberte, öffentlich beschimpft. Als ihnen beshalb Die. Jtotner den Krieg, erklärten, riefen sie den König Plirrhus uun Epirus zur vute. ^tejer war einer der größten Felbherreu seiner Zeit und wollte ein so gefeierter Helb im Westen werben, wie es sein Vorbilb Alexanber b. Gr. int ~|?en geworben war. Er erschien in Unteritalieu mit einem Heere kampsgewohnter Kmger und einer Menge zum Streite abgerichteter Elefanten. Gegen einen solchen Feind hatten die Römer noch nicht gestritten, bennoch erklärten sie dem 4>t)ra)u§ unverzagt, daß sie ihn als Vermittler nicht wollten und als Feind nicht Turchteten. Die erste Schlacht gewann Pyrrhns (bei Herakloa) besonbers beshalb, tvetl bte Pf erbe der römischen Reiter burd) die Elefanten scheu würden, die Soldaten abwarfen und Verwirrung in die römische Schlachtreihe brachten. Sie verloren aud) viele _ Gefangene und schickten wegen ihrer Auswechselung den Flwricttts ins feinbliche Lager. Der König nahm ihn fveuublid) auf und wollte thnt als Zeichen seiner Hochad)tung ein reiches Geschenk geben. Aber Fabricins schlug es aus, inbem er sprach: „Id) bin zwar arm, aber babei boch glücklich, benn tch besitze die Achtung meiner Mitbürger. Behalte also bein Golb' wie ich ntettte Arntut und meinen guten Rauten!" Am folgctibett Tage wollte der König auch die Unerschrockenheit des römischen Gesanbten prüfen. Er ließ beshalb in dem Zelte, in welchem die Unterrebitng zwischen beibeu stattfaub, einen seiner größten Elefanten hinter einen Vorhang stellen. Währenb des Gespräches warb Dieser weggezogen, und plötzlich streckte das Ungeheuer mit fürchterlichem Gebrüll lernen Rüstet über bett Kopf des Fabricins hin. Dieser aber sprach mit ruhigem Ladjeln: „So wenig mich gestern bein Golb gereizt hat, so wenig schreckt mich beut dem Elefant!" In der zweiten Schlacht, und zwar bei Asculum, siegte Pyrrhns abermals, aber mit so großem Verluste, daß er ausrief: „Roch ein solcher Sieg, und id) bin verloren!" — Später erhielt Fabricius einen Brief von yiicc«v, dem Leibarzte des Pyrrhns, in welchem jener fid) erbot, gegen eine angemessene Belohnung den König zu vergiften. Fabricins schickte biefeit Brief dem -pyrrhns, nachbeni er noch bazn geschrieben hatte: „Hieraus erkenne die ~reue deiner Diener!" Der König erstaunte sowohl über solchen Verrat des Arztes als über den Ebelmut des Römers und rief ans: „Dieser Fabricins ist

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen, der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 32

1886 - Leipzig [u.a.] : Strübig
32 Julius Cäsar. verlangt worden war. Als er, von einem Lande in das andere gehetzt, keinen Ausweg mehr sah den Römern zu entkommen, nahm er Gift. welches er in einem Ringe bet sich zu tragen pflegte, um seinen Feinden nicht lebendig in die Hände M fallen. So ging er ungebeugten Sinnes aus dem Leben, der große, stolze Römerfeind (183 v. Chr.). 19. Julius Cäsar, von 48—44 v. Chr. Diktator tu Nom. In der späteren Zeit der römischen Republik gelangte Julius Cüsar, ein Mann von außerordentlichen Gaben und wohl unbestritten tar größte aller römischen Feldherren, zur Alleinherrschaft (Diktatur) in Rom. Seinen Vater hatte er frühzeitig verloren Nach dem Tode desselben hatte seine Mntter, die edle Aurelta, mit.aller Liebe die Erziehung ihres hoffnungsvollen Sohnes geleitet, -oon.ihr hatte er steh besonders jene Freundlichkeit im Ilmgange angeeignet, durch welche er stch nachher so behebt zu machen wußte. Schon früh war fein Sinn ans großen Ruhm gerichtet. Deshalb war er unermüdlich bestrebt, seinen Geist zu bilden und fettten Körper zu stählen. Als Erwachsener bewarb er sich um die Gunst des Volkes und gaj den Einwohnern Roms oft glänzende Feste Dabei er ungeheure Schulden (45 Millionen Mark), die er indes später auch bezahlte. Auf einer Reife nach der Insel Rhodus (f. Karte S. 14), wohin er sich begab, um bet dem ©riechen Molo sich zum Redner heranzubilden, ward er von Seeräubern überfallen, die für ihn 20 Talente Lösegeld (75000 Ms.) verlangten Kyt? / er «ms,, für einen Mann wie ich bin, fordert ihr nur 20 Talente * Meint ihr ^ sei nicht mehr wert? 50 Talente sollt ihr haben!" Während seine Begleiter das Geld herbeiholten, benahm er sich auf dem Schiffe nicht als Gefangener, sondern als Herr der Seeräuber. Wollte er schlafen, so mußten sie ganz ruhig sein, lobten sie feine Aufsätze und Gedichte nicht, die er ihnen bisweilen vor., 'v darbaren und drohte mit Lachen i „Ich werde euch alle kreuzigen lassen! Nachdem er ausgelöst worden, verschaffte er sich einige gut bemannte Schtsse, setzte bett Jiaubern nach, nahm ihnen ihre geraubten Schätze ab und ließ }te auch sämtlich kreuzigen. , W wird Alleinherrscher. Nachdem er mehrere Staatsämter mit Ruhm bekleidet hatte, warb ihm Gallien (Frankreich) und Jllyrieu zur Verwaltung übertragen. Hier führte er Kriege denn nur ein Teil des Landes war bereits den Römern unterworfen, bildete sich ein tüchtiges Heer und sammelte Schätze. Nach acht ^cchren (von o8-50 v. Chr.) hatte er die Eroberung des Landes vollendet Diese Erfolge erweckten den Neid des Pompejus, eines anderen Machthabers im römischen Staate. Er drang ans die Abberufung Cäsars und dessen Rückkehr nach Rom Dieser erschien auch, aber gegen das Gesetz an der Spitze seines Heeres Pontpejus, stellte ihm ein anderes entgegen, und es kam zum Bürgerkriege. Casars überwiegende Kriegskunst verschaffte'ihm wiederholt den Sieg und endlich überwand er Pompöjus entscheidend in der Schlacht bei Pharsä-Itts In Thessalien (48 v. Chr.). Der Geschlagene flüchtete nach Ägypten, warb aber hier ruchlos ermordet, mtb Cäsar war thatsächlich jetzt Alleinherrscher nn großen römischen Retck)e (4s v. Chr.), bettn die ihm noch wib erstreb eiben Machthaber in Ägypten, Pontns (Kleinasien) mtb Italien würden schnell besiegt. Von dem Kampfe gegen beit König Phürnazes von 'Lvntus machte er dem Senate bte kurze Mitteilung: „Ich kam, sah und siegte!" (Veni, vidi vici) rr... ^äsars etnatsucriualtmin ltitd lob. Nach Rom zurückgekehrt, feierte Casar bte Besiegung feiner Gegner bttrch glänzenbe Feste und gab seinen Gönnern und bett Soldaten reiche Geschenke. Zu feinen wirklichen Verdiensten gehört die Verbesserung der Zeitrechnung, und die griechisch-katholischen Völker zählen noch heute ttach dem Julimiiichen Kalender. Viele der vornehmen Römer waren indes damit nicht zufrieden, daß Cäsar Alleinherrscher war; sie verschworen sich es drangen seine Feinde mit ihren Dolchen auf ihn ein. Der dem Tode Ge-weihete verteidigte sich anfänglich. Als er aber unter den Mördern auch feinen Liebling Brutus erblickte, sprach er wehmütig: „Auch du, mein Sohn Brutus?"
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