Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Vi
auf Vollständigkeit machen. Wenn der einheitliche Grundton durchklingen
soll, müssen die störenden Ober- und Untertöne sorgfältig ferngehalten werden.
Staatsbürgerliche Erziehung hängt ja zum Glück nicht von der Masse der
Kenntnisse ab. Die Betrachtung einer einzigen Angelegenheit reicht oft hin,
das tiefste Wesen des Staates erkennen zu lassen. Die Darstellung der
Entstehungsgeschichte einer einzigen gesetzgeberischen Maßnahme genügt oft,
die Schwierigkeiten aufzudecken, die sich der Befriedigung aller Wünsche ent-
gegenstellen.
Doch sollen die einzelnen Darlegungen den Staat in seiner Größe
und Kraft zeigen, den überragenden Wert seiner Aufgaben und Ziele jedem
noch so sehr berechtigten Einzelinteresse gegenüber erkennen lassen. Was man
nicht zu lieben und zu bewundern vermag, für das kann man auch nicht
opferwillig und freudig arbeiten.
Bei aller liebevollen Versenkung in die Verhältnisse der Heimat aber
müssen die Einzelbilder den Blick stets über die rot-weißen Grenzpfähle hinaus-
lenken. Heimatland und Heimatstaat sollen nur den Stoff des ersten Fort-
bildungsschuljahres bilden. Das zweite hat in ähnlicher Weise, von einer
erhöhten Warte aus, Volk und Reich als größere Lebensgemeinschaft darzustellen
und lebendig zu machen. Die Verbindungsfäden zwischen den beiden Kreisen
sind von Anfang an zu knüpfen. Für ein Land ferner, das in so weitgehendem
Maße wirtschaftlich abhängig ist vom großen Vaterlande, das politisch, staats-
rechtlich so eng mit den Einrichtungen des Reiches verwachsen ist, dürfte der
durchgehende Nachweis der Beziehungen zwischen Heimat und Vaterland eine
besondere Notwendigkeit sein. Über dem allem aber steht noch das große
Ziel aller staatskundlichen Belehrung: Die Entwickelung nationalen Fühlens,
jener nationalen Lebensenergie, die nicht nur eine der wichtigsten Bedingungen
für den Bestand des Reiches, sondern auch für den Einzelnen das hervor-
ragendste Mittel zur Auswirkung einer vollen Persönlichkeit bildet. Empfangend
und gebend, anregend und selber mannigfache Förderung erhaltend, treibend
durch die Kraft stammesbestimmter Eigenart und getrieben und getragen vom
Strome des Volksgeistes, so ist die heimatliche Lebensgemeinschaft zu sehen,
so erst erhält das Bild der Heimat und seiner Bewohner die richtige Um-
rahmung und Abtönung.
In dieser Zwecksetzung wendet sich das Buch nicht an die Fortbildungs-
schule allein. Es dürfte auch der Heimatkunde in Volks- und Mittelschule
manche wertvolle Anregung geben und wenigstens einen Weg zeigen, wie
dieses Stoffgebiet mit reicherem Leben zu durchdringen sei. Die Fortbildungs-
schule könnte wesentlich entlastet und ihre Zeit für weiterliegende Aufgaben
frei werden, wenn die sieben- und achtklassige Volksschule wenigstens versuchen
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1. Wo stehen wir?
Mit stiller Ehrfurcht betrachten wir wohl den Hausrat, der vom
Großvater oder von den Urgroßeltern herstammt. Wieviel Freude und Glück,
wieviel Weh und Leid hat sich schon vor diesen alten Erbstücken abgespielt!
Während unser Blick sinnend auf ihnen ruht, werden unsere Väter vor
unserm Auge wieder lebendig und mit ihnen alte, längstvergangene Tage.
Sie erinnern uns, daß viele, viele vor uns denselben Namen getragen wie
wir. Gar gerne möchten wir Genaueres über ihr Leben wissen, weil wir
fühlen, daß wir durch sie nicht allein stehen, daß wir nur ein Glied
einer langen Reihe sind. Gerne hören wir von jenen Gewesenen, die
wir nicht gekannt, berichten. Wir sind stolz auf sie und möchten es ihnen
gerne gleichtun.
Auch außerhalb unserer Häuser steigen da und dort gewesene Geschlechter
vor uns auf. Dieses oder jenes graue, jahrhundertealte Gebäude, besonders
aber die Kirchen in Dorf und Stadt erinnern uns an sie. Oft genug aber
denken wir derer gar nicht, die uns diese Stätten gebaut haben.
So manche Gemeinde zieht alljährlich aus ihrem Walde bedeutende
Summen, und doch denkt das Geschlecht, das diese Summen verbraucht,
selten der langen und heißen Kämpfe, die einst von den längst verstorbenen
Bewohnern dieser Gemeinde ausgekämpft werden mußten, damit der Wald
als Gemeindebesitz sicher stand und stehe.
Von unsern Bergen herab schauen zahlreiche Burgruinen ins Tal auf
ein Geschlecht neuer Menschen, das sich kaum nach ihnen umsieht und scheinbar
vergessen hat, daß die einstigen Bewohner dieser Burgen dem Namen unseres
Stammes einen hellen Klang gegeben.
So lassen diese Zeugen der Vergangenheit unsern Blick weiter schweifen
auf eine noch größere Gemeinschaft, der wir angehören, deren Glieder zwar
nicht denselben Namen tragen wie wir, die aber mit uns zum gleichen
Volksstamme gehören, die sich gleich uns Elsässer oder Lothringer nennen.
Gemeinsame Geschichte, gemeinsame Mundart machen aus uns allen eine
große Familie.
1
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Nur im südlichen Teile von Lothringen ist es oft schwer, zu unterscheiden,
ob die Bewohner nach ihrer körperlichen Beschaffenheit mehr den Franzosen
oder mehr den Bewohnern der benachbarten deutschen Länder zugezählt
werden müssen (nach Schwalbe). So ist es also nicht die Sprache allein,
die uns der deutschen Volksfamilie zuweist.
Mit durchlebt, und das von ganzem Herzen, haben die Elsaß-
Lothringer jedenfalls den größten Teil der deutschen Geschichte.
Sie ist also auch elsaß-lothringische Geschichte. Nur ein paar Stichproben
aus ihr sollen uns zeigen, wer und was unsere Vorfahren gewesen sind.
Schon aus einer Zeit, in der es noch kein deutsches und kein französisches
Reich gab, klingt uns das Lob von alamannischer und fränkischer Tapfer-
keit und Treue entgegen. Nachdem die Römer unser Land hatten verlassen
müssen, wollten Alamannen und Franken ihre Schwerter nicht ruhen lassen.
Ihr tapferer Sinn sehnte sich nach Schlacht und Sieg, und da sie zu
Hause nichts zu bekriegen hatten, traten sie ins römische Heer ein, von den
Römern mit offenen Armen aufgenommen, und schlugen dort als „Römer"
die Schlachten des Weltreiches, selbst gegen ihre germanischen Brüder. So
finden wir gleich zu Anfang unserer Geschichte zwei hervorstechende Eigen-
schaften der Elsaß-Lothringer: ihre Liebe zum Waffenhandwerk und ihre
Treue gegen den selbstgewählten Herrn, zwei Eigenschaften, die sie in ihrer
späteren Geschichte noch oft bewähren sollten.
Beide Hauptteile unseres Landes haben im ersten Jahrtausend längere
Zeit hindurch den Mittelpunkt eines Reiches gebildet. Lothringen war
unter den Söhnen und Enkeln Chlodwigs wiederholt das Hauptstück eines
Königreiches Austrasien; Metz mit seinen berühmten Klosterschulen die
Hauptstadt dieses Königreiches. Die Waren ans Ost und Nord flössen
in dieser Stadt zusammen, um nach Italien und Südfrankreich abgegeben
zu werden.
Als sich aus dem gewaltigen Frankenreiche, das das heutige Frank-
reich und einen großen Teil des heutigen Deutschland zu einem Staate
vereinigt hatte, ein französisches und ein deutsches Reich herausbildete, blieb
unser Land für lange Zeit eines der Hauptländer des deutschen Reiches.
Bis zum Jahre 900 etwa hat, neben Worms und Mainz, Straßburg die
deutschen Könige am meisten gesehen. Der Südwesten des heutigen Deutsch-
land war eben Kern und Herz des Reiches.
In der Folgezeit finden wir dann die Namen Elsaß und Lothringen
jedesmal genannt, wenn es sich um wichtige Ereignisse in der deutschen
Geschichte handelte.
Aus der Römerzeit her stand bei den Gebildeten Deutschlands, be-
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Extrahierte Personennamen: Chlodwigs
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Elsaß-Lothringer Nord Italien Deutschland Worms Mainz Lothringen Deutschlands
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Land zu leiten. Wenn unser Wein wieder wie in alter Zeit in allen deutschen
Landen seinen wohlverdienten Ruf erlangt hat, dann wird es das ganze Land
zu spüren bekommen, wie stolz es sein darf, mit so glücklichem Klima be-
gnadet zu sein.
Durch die Ebene, über unser Hügelgelände hat uns unsere Wanderung
bisher geführt und hat uns den Reichtum unseres Landes erschlossen. Wir
dürfen aber nicht vorübergehen an der Krone unserer Berge. Stehen
und wachsen uns doch da oben auch Schätze, Reichtümer anderer Art.
E. Unsere Wälder.
Wald! Anders klingt der Name, wenn ihn ein Germane, anders,
wenn ihn ein Romane ausspricht. Der Germane nennt ihn mit einem
gewissen ehrfurchtsvollen Schauer; denn er denkt dabei seiner Vorfahren,
die in ihren Wäldern jahrhundertelang ein Leben voll tapferer Taten
gelebt, die darin ihre Freude an der Natur erworben, ihre Neigung zum
Sinnen und Grübeln vertieft haben. Der Deutsche besonders hat sich seine
Liebe zum Walde bewahrt bis auf den heutigen Tag. Noch immer zieht
es ihn dahin, wo die Wipfel geheimnisvoll rauschen, wo ein eigenartiges
Halbdunkel ihn umfängt. Er tröstet sich daher leicht darüber, daß weite
Strecken seines Bodens gar nichts anders tragen können als Wald, weil
keine Feldfrucht mehr darauf fortkommt. Er sieht es dankbar als ein
gütiges Geschick an, im Schatten und unter dem Schirme weiter Wälder
wohnen zu müssen.
Der Romane der alten Zeit betrachtete den Wald mehr als ein
Hindernis. Seine Heimat war frühe schon ein Land der Städte, der
weiten, offenen, wohlbebauten Ebenen. Fruchttragendes Land wollte er
sehen. Darum ging er dem Walde zu Leibe, hieb und rodete, um immer
neuen Raum zu gewinnen für seinen Fleiß und seine Geschicklichkeit. Er
wollte nicht sinnen und grübeln, ihn zog es und zieht es heute noch nicht
in die Berge. Er wollte nur schaffen. Sein Land war daher viel
früher und lange Zeit besser bebaut als das deutsche. Aber er hat in
seinem Eifer auch mehr vom Walde gehauen, als dem Ackerlande gut
war. So hat er sich schließlich selber des Freundes beraubt, den er jetzt
vielleicht schmerzlich vermißt.
Auf welche Seite zählt der Elsaß-Lothringer?
Nun, unsere westliche Landesgrenze ist nicht nur die Grenze zwischen
Frankreich und Deutschland, zwischen Germanen und Romanen, sie bildet
auch einen Teil der Grenze zwischen den waldreichen und den wald-
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Extrahierte Ortsnamen: Elsaß-Lothringer Frankreich Deutschland
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B. Elsaß-Lothringen im Rate des Reiches.
Es bedarf gewöhnlich sehr langer Zeit, bis eine neue Staatseinrich-
tung, die alle wünschen, auch wirklich geschaffen wird. Das kann uns
wieder die Geschichte des neudeutschen Reiches lehren. Wie lange hat nicht
das deutsche Volk darüber beraten, wie dieses Reich eingerichtet sein soll!
Wie lange hat es mit heißer Sehnsucht vergeblich geharrt, gehofft, gewünscht!
Kaum war das alte Reich 1806 rühmlos untergegangen, da stand schon
in allen Herzen die Sehnsucht nach einem neuen, stärkeren, gewaltigeren
Reiche auf. Die besten und klügsten Männer zerbrachen sich die Köpfe,
wie dieses Reich eingerichtet sein sollte. Sie strengten ihre besten Kräfte
an, den Weg zur Einigung zu finden. Und doch verstrichen beinahe 70 Jahre,
bis dieser Weg gefunden war, bis der Riese an Geist und Willen,
Bismarck, der Führer zur Einheit wurde. Vielleicht ist die Lösung der
Frage, wie man Elsaß-Lothringen zum selbständigen Bundesstaat machen
könne, ebenso schwer wie die Reichsgründung.
Am guten Willen, unseren Staat den andern gleichzustellen, fehlt es
nicht. Sonst hätte man ihm nicht das höchste Recht im Reiche, das es
für einen deutschen Staat nur geben kann, eingeräumt. Sonst hätte
man Elsaß-Lothringen nicht zum Mitregenten im Reiche gemacht.
Das klingt wunderlich. Im Reiche gibt es doch nur einen Regenten,
den Kaiser, so möchte man einwenden. Für die Fremden gewiß ist der
Kaiser allein der Regent des Reiches. Zu ihm kommen die Abgesandten
der fremden Staaten, er spricht und verhandelt mit ihnen, er ist in diesen
Verhandlungen das Reich selbst. Und wie er Gesandte empfängt, so
sendet er auch seine Gesandten hinaus zu den Völkern der Erde. Wenn
die Fremden mit ihnen sprechen und verhandeln, bedeutet das soviel, als
ob sie es mit Kaiser und Reich selber täten. Der Kaiser ist ferner der
oberste Kriegsherr, seinem Befehle gehorchen Heer und Flotte. Die Macht,
die Gewalt des Reiches also, die von den Fremden Achtung verlangt
und im Innern den Frieden sichert, liegt in einer Hand, und das ist gut
so. Denn an der höchsten Stelle kann nur einer gebieten, nur einer
lenken. Das alte deutsche Reich ist zugrunde gegangen, weil der höchste
Mann und Name im Reich nicht auch zugleich die höchste Gewalt besaß.
Aber es weiß doch auch jedermann, daß in allen andern als den
obengenannten Angelegenheiten der Kaiser eben nicht der „Souverän" des
Reiches ist. Die Herrschaft über das Reich, die Reichsregierung, „die
Souveränität" liegt in der Hand der Gesamtheit aller Bundes-
staaten. Deutschland hat sozusagen einen vielköpfigen Regenten. Das
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Extrahierte Personennamen: Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Elsaß-Lothringen Elsaß-Lothringen Elsaß-Lothringen Deutschland
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Sobald wir aber unserer Sprache und unserer Geschichte gedenken,
wird uns deutlich, daß die Verwandtschaft noch weiter reicht. Drüben überm
Rhein tönen Laute, die uns bekannt genug klingen. Da eröffnet sich uns
ein noch weiterer Fernblick; wir fühlen uns als Teil eines großen stolzen
Volkes. Wohl haben wir unsere Besonderheiten, wie jeder deutsche Stamm
die seinen hat. Wir unterscheiden uns von den anderen Stämmen in Mundart
und in Sitte. Doch diese Unterschiede sind gering und unbedeutend und
können keineswegs vergessen machen, daß viel mehr Übereinstimmendes als
Trennendes vorhanden ist. Scheinen doch auch die Glieder einer Familie
äußerlich oft sehr verschieden, während sie im Charakter einander auffallend
gleichen.
Deutsche nennen wir uns. Was bedeutet dieser Name unter den
Völkern? Das müssen wir die anderen, die Fremden, fragen. Ein Volk
kann ebensowenig über sich ein völlig richtiges, unparteiisches Urteil abgeben,
wie ein einzelner Mensch sich selber richtig einzuschätzen vermag. Für jeden
Fremden, der ohne Vorurteil die Leistungen eines Volkes prüft, bedeutet
jener Name etwas Ehrfurchtgebietendes, wie jedes Volk durch gewisse
Leistungen Ehrfurcht abnötigt.
Der eine kennt vielleicht unsere großen, berühmten Dichter, hat sie
mit Bewunderung gelesen. Wenn wir uns vor ihm „Deutscher" nennen, so
sieht er hinter uns jene großen Männer stehen. Wir gehören zu diesen,
weil er bei unserm Namen an sie denkt. Ein anderer kennt unsere Erfinder,
und auch er nennt uns die Volksgenossen dieser Berühmten. Ein Dritter hat
unsere Geschichte, die Geschichte des deutschen Volkes, studiert. Er denkt
beim Klang des deutschen Namens an all die glänzenden Kriegshelden aus
unserer Geschichte, und auch für ihn gewinnen wir an Wert, weil wir
Volksgenossen dieser Männer uns nennen dürfen.
So ist also auch von unserm Volke ein gewaltiges Erbgut an
Ansehen, Ruhm und Ehre auf uns gekommen.
Jeder freut sich und ist stolz, wenn er auf diesen oder jenen Mann,
den viele kennen und achten, hinweisen und sagen kann: das ist mein Ver-
wandter. Welche erhabene Verwandtschaft verbindet uns aber mit unserm
Volke, mit all den Helden und großen Männern, die einst gleich uns den
Namen „Deutscher" getragen haben! Darum ist das Glück und Bewußt-
sein: „Ich gehöre zu dem und dem Volke", so etwas Großes und Herrliches.
Durch die andern, die mit uns zu demselben Volke gehören, werden wir
selbst bedeutender. Etwas vom Glanze der Vielen, Großen fällt auch auf
uns bescheidenere Menschen. Wir möchten darum, wenn wir auch nicht so
groß werden können wie sie, doch wenigstens gut werden, um dieser großen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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des elsaß-lothringischen Volkes nicht für sich betrachten, nicht tun, als hätten
wir es dabei nur mit der Arbeit innerhalb unserer Grenzpfähle zu tun.
Soviel weiß ja heute jedes Kind, daß nicht etwa die Bewohner jedes kleinen
Landes sagen können: Wir sind etwas für uns selbst, wir brauchen niemand
anders; wir haben alles, was wir brauchen. Der allerärmste Mann ver-
braucht täglich Dinge, die gewissermaßen aus der ganzen bekannten Welt
hergeholt werden mußten. Zum Brote, das er ißt, hat vielleicht Nord-
amerika oder Argentinien oder Rußland das Getreide mitgeliefert. Sein
Kaffee ist in Brasilien oder auf Java gewachsen. Den Reis hat der braune
Inder gezogen. Der Stofs seines Kleides wurde aus der Baumwolle Nord-
amerikas, Ostindiens oder Ägyptens oder auch ans der Wolle gewebt, die
die geduldigen Tiere Australiens oder am Kap der Guten Hoffnung oder
am La Plata auf dem Rücken getragen haben.
Man muß also die Arbeit eines jeden eigentlich auch auffassen als
ein winziges Teilchen jener Riesenarbeit, die von der gesamten Menschheit
geleistet wird; Einzelarbeit als Teil der Weltwirtschaft.
Weltwirtschaft aber heißt auch Kampf, stiller Kampf mit friedlichen
Waffen. Alle Völker der Erde wollen kaufen, was sie brauchen, — und
verkaufen, was sie im Überfluß haben. Da entsteht sehr oft ein Kampf
um die Waren und um die Käufer. Den Kampf kann der einzelne Mensch
nicht führen, und auch unser kleines Heimatland kann es nicht. Draußen
in der weiten Welt weiß man nichts von den kleinen Stämmen und Ländern.
Da kennt man nicht einmal ihren Namen. Da werden nur die ganz Großen
genannt und gefürchtet. Unsere Waren heißen da nur schlechtweg deutsche Waren;
und was die fremde Welt uns sendet, geht „nach Deutschland". Nur unter dem
Schutz und Schirm des Reiches kann deswegen unseres Stammes Wirtschaft
gedeihen. Und so können wir die Arbeit unseres Heimatvolkes, des elsaß-
lothringischen, auch nur betrachten als einen Teil des gesamten deutschen
Wirtschaftslebens. Was bedeutet die Arbeit des elsaß-lothringischen Volkes
im Rahmen der gesamtdeutschen Arbeit? Das muß überall die erste Frage sein.
Welchen Anteil Elsaß-Lothringen an Wissenschaft und Kunst, an den
Kriegstaten des deutschen Volkes genommen hat, haben wir an ein paar-
kurzen wenigen Beispielen gesehen. Nur Einzelnen ist es vergönnt ge-
wesen, sich darin besonders hervorzutun. Am Wirtschaftsleben des deutschen
Volkes aber hat jeder seinen Anteil.
Nun wäre es sehr reizvoll, alle die Menschen an ihrer Arbeit zu
sehen, die von alten Zeiten her bis in unsere Tage hinein auf unsrer Heimat-
erde gesessen haben. Das gäbe jedoch ein so vielgestaltiges Bild, daß vieles
undeutlich bleiben würde. Uns Menschen von heute liegt ja auch die Arbeit
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zu bringen, was wir wünschen: der Bundesrat und der Reichstag. Im
französischen Staate stand uns nur ein Weg offen, der durch den franzö-
sischen Reichstag, „die Kammer".
Weit zurück schweift nochmals unser Blick, zurück in die alte Zeit, da
Elsaß-Lothringens Söhne sich um die deutschen Angelegenheiten kümmerten, als
ob es die ihren wären. Damals wußte man nichts von einem Gegensatz
zwischen „deutsch" und „elsässisch". Deutsche Sorgen waren auch elsässische
Sorgen, deutscher Stolz wurde in unserem Lande als der eigene empfunden.
Die Bahn zu diesem alten Verhältnis ist wieder frei. An uns
liegt es nun zu zeigen, daß alamannische und fränkische Kraft, daß der
alte Tatendrang auch in unsern Herzen wohnt. Nur in der Mitarbeit an
den Werken eines ganzen großen Volkes kann dieser Tatendrang Befriedigung
finden. Wenn wir am Glück, an der Festigung des Reiches mitarbeiten,
dienen wir auch dem Wohle unseres Heimatlandes.
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Rückblick und Ausblick.
Lenken wir zum Schlüsse unsere Blicke noch einmal zurück zu dem
Punkte, von dem wir ausgegangen sind. Des „Erbes unserer Väter" haben
wir uns zum Beginn unserer Wanderung durch die Heimatgaue erinnert.
Wir sind stolz geworden auf unsern Stammesnamen, weil wir gesehen, was
unsere Väter einst gewesen. An Taten, die die Geschichte aufbewahrt, fand
unser Stolz Nahrung. Dann traten wir in die Gegenwart ein. Volks-
wirtschaft und Staatsverfassung suchten wir zu überschauen und zu verstehen.
Alle die Einrichtungen aber, die wir da kennen lernten, können das, wozu
sie bestimmt sind, unseres Stammes Wohl, allein nicht schaffen. Es
kommt auf die Menschen an, für die sie gemacht wurden, die sie benützen
sollen. Das sind die jetzt mündigen Staatsbürger, das sind besonders auch
diejenigen, die es nach ihnen werden sollen.
Nach unseres Stammes eigenemwillen wird sich die Zukunft
gestalten. Dafür ist durch die Einrichtung des Landtags, durch die weit-
gehenden Selbstverwaltungsrechte, durch unsere Mitwirkung an den Geschicken
des Reichs in Bundesrat und Reichstag gesorgt. Der Wille eines Volkes
aber setzt sich zusammen aus den Willensäußerungen der vielen einzelnen
Bürger. Von jedem einzelnen hängt es also ab, ob dieser Wille gut ist
oder nicht. Es kommt daraus an, was ein Volk will. Damit der Volks-
wille wirklich das Heil des Ganzen schasst, muß jeder bestrebt sein, dieses
Heil durch fortgesetztes Lernen, durch immer engere Bekanntschaft mit den
allgemeinen Bedürfnissen zu erfassen. Keiner darf denken: Darum brauche
ich mich nicht zu kümmern. Das ist nur Sache der Abgeordneten zum
Landtage oder Bezirkstage, der Gemeinderäte. Unfrei bei aller Freiheit
in Staats- und Gemeindeleben ist der, der sich seine Meinung von andern
geben, sich ohne eigene Meinung von andern führen läßt. Von jedem
Einzelnen hängt es ab, ob die verschiedenen Volksvertretungen wirklich mit
rastlosem Eifer des Volkes Bestes schaffen. Ein Volk, in dem jeder Bürger
sich ernsthaft und eifrig um die allgemeinen Angelegenheiten kümmert, treibt
auch seine Abgeordneten zu immer besserer Wirksamkeit an.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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