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1. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. VI

1912 - Straßburg : Bull
Vi auf Vollständigkeit machen. Wenn der einheitliche Grundton durchklingen soll, müssen die störenden Ober- und Untertöne sorgfältig ferngehalten werden. Staatsbürgerliche Erziehung hängt ja zum Glück nicht von der Masse der Kenntnisse ab. Die Betrachtung einer einzigen Angelegenheit reicht oft hin, das tiefste Wesen des Staates erkennen zu lassen. Die Darstellung der Entstehungsgeschichte einer einzigen gesetzgeberischen Maßnahme genügt oft, die Schwierigkeiten aufzudecken, die sich der Befriedigung aller Wünsche ent- gegenstellen. Doch sollen die einzelnen Darlegungen den Staat in seiner Größe und Kraft zeigen, den überragenden Wert seiner Aufgaben und Ziele jedem noch so sehr berechtigten Einzelinteresse gegenüber erkennen lassen. Was man nicht zu lieben und zu bewundern vermag, für das kann man auch nicht opferwillig und freudig arbeiten. Bei aller liebevollen Versenkung in die Verhältnisse der Heimat aber müssen die Einzelbilder den Blick stets über die rot-weißen Grenzpfähle hinaus- lenken. Heimatland und Heimatstaat sollen nur den Stoff des ersten Fort- bildungsschuljahres bilden. Das zweite hat in ähnlicher Weise, von einer erhöhten Warte aus, Volk und Reich als größere Lebensgemeinschaft darzustellen und lebendig zu machen. Die Verbindungsfäden zwischen den beiden Kreisen sind von Anfang an zu knüpfen. Für ein Land ferner, das in so weitgehendem Maße wirtschaftlich abhängig ist vom großen Vaterlande, das politisch, staats- rechtlich so eng mit den Einrichtungen des Reiches verwachsen ist, dürfte der durchgehende Nachweis der Beziehungen zwischen Heimat und Vaterland eine besondere Notwendigkeit sein. Über dem allem aber steht noch das große Ziel aller staatskundlichen Belehrung: Die Entwickelung nationalen Fühlens, jener nationalen Lebensenergie, die nicht nur eine der wichtigsten Bedingungen für den Bestand des Reiches, sondern auch für den Einzelnen das hervor- ragendste Mittel zur Auswirkung einer vollen Persönlichkeit bildet. Empfangend und gebend, anregend und selber mannigfache Förderung erhaltend, treibend durch die Kraft stammesbestimmter Eigenart und getrieben und getragen vom Strome des Volksgeistes, so ist die heimatliche Lebensgemeinschaft zu sehen, so erst erhält das Bild der Heimat und seiner Bewohner die richtige Um- rahmung und Abtönung. In dieser Zwecksetzung wendet sich das Buch nicht an die Fortbildungs- schule allein. Es dürfte auch der Heimatkunde in Volks- und Mittelschule manche wertvolle Anregung geben und wenigstens einen Weg zeigen, wie dieses Stoffgebiet mit reicherem Leben zu durchdringen sei. Die Fortbildungs- schule könnte wesentlich entlastet und ihre Zeit für weiterliegende Aufgaben frei werden, wenn die sieben- und achtklassige Volksschule wenigstens versuchen

2. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 1

1912 - Straßburg : Bull
1. Wo stehen wir? Mit stiller Ehrfurcht betrachten wir wohl den Hausrat, der vom Großvater oder von den Urgroßeltern herstammt. Wieviel Freude und Glück, wieviel Weh und Leid hat sich schon vor diesen alten Erbstücken abgespielt! Während unser Blick sinnend auf ihnen ruht, werden unsere Väter vor unserm Auge wieder lebendig und mit ihnen alte, längstvergangene Tage. Sie erinnern uns, daß viele, viele vor uns denselben Namen getragen wie wir. Gar gerne möchten wir Genaueres über ihr Leben wissen, weil wir fühlen, daß wir durch sie nicht allein stehen, daß wir nur ein Glied einer langen Reihe sind. Gerne hören wir von jenen Gewesenen, die wir nicht gekannt, berichten. Wir sind stolz auf sie und möchten es ihnen gerne gleichtun. Auch außerhalb unserer Häuser steigen da und dort gewesene Geschlechter vor uns auf. Dieses oder jenes graue, jahrhundertealte Gebäude, besonders aber die Kirchen in Dorf und Stadt erinnern uns an sie. Oft genug aber denken wir derer gar nicht, die uns diese Stätten gebaut haben. So manche Gemeinde zieht alljährlich aus ihrem Walde bedeutende Summen, und doch denkt das Geschlecht, das diese Summen verbraucht, selten der langen und heißen Kämpfe, die einst von den längst verstorbenen Bewohnern dieser Gemeinde ausgekämpft werden mußten, damit der Wald als Gemeindebesitz sicher stand und stehe. Von unsern Bergen herab schauen zahlreiche Burgruinen ins Tal auf ein Geschlecht neuer Menschen, das sich kaum nach ihnen umsieht und scheinbar vergessen hat, daß die einstigen Bewohner dieser Burgen dem Namen unseres Stammes einen hellen Klang gegeben. So lassen diese Zeugen der Vergangenheit unsern Blick weiter schweifen auf eine noch größere Gemeinschaft, der wir angehören, deren Glieder zwar nicht denselben Namen tragen wie wir, die aber mit uns zum gleichen Volksstamme gehören, die sich gleich uns Elsässer oder Lothringer nennen. Gemeinsame Geschichte, gemeinsame Mundart machen aus uns allen eine große Familie. 1

3. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 5

1912 - Straßburg : Bull
5 Nur im südlichen Teile von Lothringen ist es oft schwer, zu unterscheiden, ob die Bewohner nach ihrer körperlichen Beschaffenheit mehr den Franzosen oder mehr den Bewohnern der benachbarten deutschen Länder zugezählt werden müssen (nach Schwalbe). So ist es also nicht die Sprache allein, die uns der deutschen Volksfamilie zuweist. Mit durchlebt, und das von ganzem Herzen, haben die Elsaß- Lothringer jedenfalls den größten Teil der deutschen Geschichte. Sie ist also auch elsaß-lothringische Geschichte. Nur ein paar Stichproben aus ihr sollen uns zeigen, wer und was unsere Vorfahren gewesen sind. Schon aus einer Zeit, in der es noch kein deutsches und kein französisches Reich gab, klingt uns das Lob von alamannischer und fränkischer Tapfer- keit und Treue entgegen. Nachdem die Römer unser Land hatten verlassen müssen, wollten Alamannen und Franken ihre Schwerter nicht ruhen lassen. Ihr tapferer Sinn sehnte sich nach Schlacht und Sieg, und da sie zu Hause nichts zu bekriegen hatten, traten sie ins römische Heer ein, von den Römern mit offenen Armen aufgenommen, und schlugen dort als „Römer" die Schlachten des Weltreiches, selbst gegen ihre germanischen Brüder. So finden wir gleich zu Anfang unserer Geschichte zwei hervorstechende Eigen- schaften der Elsaß-Lothringer: ihre Liebe zum Waffenhandwerk und ihre Treue gegen den selbstgewählten Herrn, zwei Eigenschaften, die sie in ihrer späteren Geschichte noch oft bewähren sollten. Beide Hauptteile unseres Landes haben im ersten Jahrtausend längere Zeit hindurch den Mittelpunkt eines Reiches gebildet. Lothringen war unter den Söhnen und Enkeln Chlodwigs wiederholt das Hauptstück eines Königreiches Austrasien; Metz mit seinen berühmten Klosterschulen die Hauptstadt dieses Königreiches. Die Waren ans Ost und Nord flössen in dieser Stadt zusammen, um nach Italien und Südfrankreich abgegeben zu werden. Als sich aus dem gewaltigen Frankenreiche, das das heutige Frank- reich und einen großen Teil des heutigen Deutschland zu einem Staate vereinigt hatte, ein französisches und ein deutsches Reich herausbildete, blieb unser Land für lange Zeit eines der Hauptländer des deutschen Reiches. Bis zum Jahre 900 etwa hat, neben Worms und Mainz, Straßburg die deutschen Könige am meisten gesehen. Der Südwesten des heutigen Deutsch- land war eben Kern und Herz des Reiches. In der Folgezeit finden wir dann die Namen Elsaß und Lothringen jedesmal genannt, wenn es sich um wichtige Ereignisse in der deutschen Geschichte handelte. Aus der Römerzeit her stand bei den Gebildeten Deutschlands, be-

4. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 44

1912 - Straßburg : Bull
44 Land zu leiten. Wenn unser Wein wieder wie in alter Zeit in allen deutschen Landen seinen wohlverdienten Ruf erlangt hat, dann wird es das ganze Land zu spüren bekommen, wie stolz es sein darf, mit so glücklichem Klima be- gnadet zu sein. Durch die Ebene, über unser Hügelgelände hat uns unsere Wanderung bisher geführt und hat uns den Reichtum unseres Landes erschlossen. Wir dürfen aber nicht vorübergehen an der Krone unserer Berge. Stehen und wachsen uns doch da oben auch Schätze, Reichtümer anderer Art. E. Unsere Wälder. Wald! Anders klingt der Name, wenn ihn ein Germane, anders, wenn ihn ein Romane ausspricht. Der Germane nennt ihn mit einem gewissen ehrfurchtsvollen Schauer; denn er denkt dabei seiner Vorfahren, die in ihren Wäldern jahrhundertelang ein Leben voll tapferer Taten gelebt, die darin ihre Freude an der Natur erworben, ihre Neigung zum Sinnen und Grübeln vertieft haben. Der Deutsche besonders hat sich seine Liebe zum Walde bewahrt bis auf den heutigen Tag. Noch immer zieht es ihn dahin, wo die Wipfel geheimnisvoll rauschen, wo ein eigenartiges Halbdunkel ihn umfängt. Er tröstet sich daher leicht darüber, daß weite Strecken seines Bodens gar nichts anders tragen können als Wald, weil keine Feldfrucht mehr darauf fortkommt. Er sieht es dankbar als ein gütiges Geschick an, im Schatten und unter dem Schirme weiter Wälder wohnen zu müssen. Der Romane der alten Zeit betrachtete den Wald mehr als ein Hindernis. Seine Heimat war frühe schon ein Land der Städte, der weiten, offenen, wohlbebauten Ebenen. Fruchttragendes Land wollte er sehen. Darum ging er dem Walde zu Leibe, hieb und rodete, um immer neuen Raum zu gewinnen für seinen Fleiß und seine Geschicklichkeit. Er wollte nicht sinnen und grübeln, ihn zog es und zieht es heute noch nicht in die Berge. Er wollte nur schaffen. Sein Land war daher viel früher und lange Zeit besser bebaut als das deutsche. Aber er hat in seinem Eifer auch mehr vom Walde gehauen, als dem Ackerlande gut war. So hat er sich schließlich selber des Freundes beraubt, den er jetzt vielleicht schmerzlich vermißt. Auf welche Seite zählt der Elsaß-Lothringer? Nun, unsere westliche Landesgrenze ist nicht nur die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland, zwischen Germanen und Romanen, sie bildet auch einen Teil der Grenze zwischen den waldreichen und den wald-

5. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 89

1912 - Straßburg : Bull
89 B. Elsaß-Lothringen im Rate des Reiches. Es bedarf gewöhnlich sehr langer Zeit, bis eine neue Staatseinrich- tung, die alle wünschen, auch wirklich geschaffen wird. Das kann uns wieder die Geschichte des neudeutschen Reiches lehren. Wie lange hat nicht das deutsche Volk darüber beraten, wie dieses Reich eingerichtet sein soll! Wie lange hat es mit heißer Sehnsucht vergeblich geharrt, gehofft, gewünscht! Kaum war das alte Reich 1806 rühmlos untergegangen, da stand schon in allen Herzen die Sehnsucht nach einem neuen, stärkeren, gewaltigeren Reiche auf. Die besten und klügsten Männer zerbrachen sich die Köpfe, wie dieses Reich eingerichtet sein sollte. Sie strengten ihre besten Kräfte an, den Weg zur Einigung zu finden. Und doch verstrichen beinahe 70 Jahre, bis dieser Weg gefunden war, bis der Riese an Geist und Willen, Bismarck, der Führer zur Einheit wurde. Vielleicht ist die Lösung der Frage, wie man Elsaß-Lothringen zum selbständigen Bundesstaat machen könne, ebenso schwer wie die Reichsgründung. Am guten Willen, unseren Staat den andern gleichzustellen, fehlt es nicht. Sonst hätte man ihm nicht das höchste Recht im Reiche, das es für einen deutschen Staat nur geben kann, eingeräumt. Sonst hätte man Elsaß-Lothringen nicht zum Mitregenten im Reiche gemacht. Das klingt wunderlich. Im Reiche gibt es doch nur einen Regenten, den Kaiser, so möchte man einwenden. Für die Fremden gewiß ist der Kaiser allein der Regent des Reiches. Zu ihm kommen die Abgesandten der fremden Staaten, er spricht und verhandelt mit ihnen, er ist in diesen Verhandlungen das Reich selbst. Und wie er Gesandte empfängt, so sendet er auch seine Gesandten hinaus zu den Völkern der Erde. Wenn die Fremden mit ihnen sprechen und verhandeln, bedeutet das soviel, als ob sie es mit Kaiser und Reich selber täten. Der Kaiser ist ferner der oberste Kriegsherr, seinem Befehle gehorchen Heer und Flotte. Die Macht, die Gewalt des Reiches also, die von den Fremden Achtung verlangt und im Innern den Frieden sichert, liegt in einer Hand, und das ist gut so. Denn an der höchsten Stelle kann nur einer gebieten, nur einer lenken. Das alte deutsche Reich ist zugrunde gegangen, weil der höchste Mann und Name im Reich nicht auch zugleich die höchste Gewalt besaß. Aber es weiß doch auch jedermann, daß in allen andern als den obengenannten Angelegenheiten der Kaiser eben nicht der „Souverän" des Reiches ist. Die Herrschaft über das Reich, die Reichsregierung, „die Souveränität" liegt in der Hand der Gesamtheit aller Bundes- staaten. Deutschland hat sozusagen einen vielköpfigen Regenten. Das

6. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 2

1912 - Straßburg : Bull
Sobald wir aber unserer Sprache und unserer Geschichte gedenken, wird uns deutlich, daß die Verwandtschaft noch weiter reicht. Drüben überm Rhein tönen Laute, die uns bekannt genug klingen. Da eröffnet sich uns ein noch weiterer Fernblick; wir fühlen uns als Teil eines großen stolzen Volkes. Wohl haben wir unsere Besonderheiten, wie jeder deutsche Stamm die seinen hat. Wir unterscheiden uns von den anderen Stämmen in Mundart und in Sitte. Doch diese Unterschiede sind gering und unbedeutend und können keineswegs vergessen machen, daß viel mehr Übereinstimmendes als Trennendes vorhanden ist. Scheinen doch auch die Glieder einer Familie äußerlich oft sehr verschieden, während sie im Charakter einander auffallend gleichen. Deutsche nennen wir uns. Was bedeutet dieser Name unter den Völkern? Das müssen wir die anderen, die Fremden, fragen. Ein Volk kann ebensowenig über sich ein völlig richtiges, unparteiisches Urteil abgeben, wie ein einzelner Mensch sich selber richtig einzuschätzen vermag. Für jeden Fremden, der ohne Vorurteil die Leistungen eines Volkes prüft, bedeutet jener Name etwas Ehrfurchtgebietendes, wie jedes Volk durch gewisse Leistungen Ehrfurcht abnötigt. Der eine kennt vielleicht unsere großen, berühmten Dichter, hat sie mit Bewunderung gelesen. Wenn wir uns vor ihm „Deutscher" nennen, so sieht er hinter uns jene großen Männer stehen. Wir gehören zu diesen, weil er bei unserm Namen an sie denkt. Ein anderer kennt unsere Erfinder, und auch er nennt uns die Volksgenossen dieser Berühmten. Ein Dritter hat unsere Geschichte, die Geschichte des deutschen Volkes, studiert. Er denkt beim Klang des deutschen Namens an all die glänzenden Kriegshelden aus unserer Geschichte, und auch für ihn gewinnen wir an Wert, weil wir Volksgenossen dieser Männer uns nennen dürfen. So ist also auch von unserm Volke ein gewaltiges Erbgut an Ansehen, Ruhm und Ehre auf uns gekommen. Jeder freut sich und ist stolz, wenn er auf diesen oder jenen Mann, den viele kennen und achten, hinweisen und sagen kann: das ist mein Ver- wandter. Welche erhabene Verwandtschaft verbindet uns aber mit unserm Volke, mit all den Helden und großen Männern, die einst gleich uns den Namen „Deutscher" getragen haben! Darum ist das Glück und Bewußt- sein: „Ich gehöre zu dem und dem Volke", so etwas Großes und Herrliches. Durch die andern, die mit uns zu demselben Volke gehören, werden wir selbst bedeutender. Etwas vom Glanze der Vielen, Großen fällt auch auf uns bescheidenere Menschen. Wir möchten darum, wenn wir auch nicht so groß werden können wie sie, doch wenigstens gut werden, um dieser großen

7. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 13

1912 - Straßburg : Bull
13 des elsaß-lothringischen Volkes nicht für sich betrachten, nicht tun, als hätten wir es dabei nur mit der Arbeit innerhalb unserer Grenzpfähle zu tun. Soviel weiß ja heute jedes Kind, daß nicht etwa die Bewohner jedes kleinen Landes sagen können: Wir sind etwas für uns selbst, wir brauchen niemand anders; wir haben alles, was wir brauchen. Der allerärmste Mann ver- braucht täglich Dinge, die gewissermaßen aus der ganzen bekannten Welt hergeholt werden mußten. Zum Brote, das er ißt, hat vielleicht Nord- amerika oder Argentinien oder Rußland das Getreide mitgeliefert. Sein Kaffee ist in Brasilien oder auf Java gewachsen. Den Reis hat der braune Inder gezogen. Der Stofs seines Kleides wurde aus der Baumwolle Nord- amerikas, Ostindiens oder Ägyptens oder auch ans der Wolle gewebt, die die geduldigen Tiere Australiens oder am Kap der Guten Hoffnung oder am La Plata auf dem Rücken getragen haben. Man muß also die Arbeit eines jeden eigentlich auch auffassen als ein winziges Teilchen jener Riesenarbeit, die von der gesamten Menschheit geleistet wird; Einzelarbeit als Teil der Weltwirtschaft. Weltwirtschaft aber heißt auch Kampf, stiller Kampf mit friedlichen Waffen. Alle Völker der Erde wollen kaufen, was sie brauchen, — und verkaufen, was sie im Überfluß haben. Da entsteht sehr oft ein Kampf um die Waren und um die Käufer. Den Kampf kann der einzelne Mensch nicht führen, und auch unser kleines Heimatland kann es nicht. Draußen in der weiten Welt weiß man nichts von den kleinen Stämmen und Ländern. Da kennt man nicht einmal ihren Namen. Da werden nur die ganz Großen genannt und gefürchtet. Unsere Waren heißen da nur schlechtweg deutsche Waren; und was die fremde Welt uns sendet, geht „nach Deutschland". Nur unter dem Schutz und Schirm des Reiches kann deswegen unseres Stammes Wirtschaft gedeihen. Und so können wir die Arbeit unseres Heimatvolkes, des elsaß- lothringischen, auch nur betrachten als einen Teil des gesamten deutschen Wirtschaftslebens. Was bedeutet die Arbeit des elsaß-lothringischen Volkes im Rahmen der gesamtdeutschen Arbeit? Das muß überall die erste Frage sein. Welchen Anteil Elsaß-Lothringen an Wissenschaft und Kunst, an den Kriegstaten des deutschen Volkes genommen hat, haben wir an ein paar- kurzen wenigen Beispielen gesehen. Nur Einzelnen ist es vergönnt ge- wesen, sich darin besonders hervorzutun. Am Wirtschaftsleben des deutschen Volkes aber hat jeder seinen Anteil. Nun wäre es sehr reizvoll, alle die Menschen an ihrer Arbeit zu sehen, die von alten Zeiten her bis in unsere Tage hinein auf unsrer Heimat- erde gesessen haben. Das gäbe jedoch ein so vielgestaltiges Bild, daß vieles undeutlich bleiben würde. Uns Menschen von heute liegt ja auch die Arbeit

8. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 93

1912 - Straßburg : Bull
93 zu bringen, was wir wünschen: der Bundesrat und der Reichstag. Im französischen Staate stand uns nur ein Weg offen, der durch den franzö- sischen Reichstag, „die Kammer". Weit zurück schweift nochmals unser Blick, zurück in die alte Zeit, da Elsaß-Lothringens Söhne sich um die deutschen Angelegenheiten kümmerten, als ob es die ihren wären. Damals wußte man nichts von einem Gegensatz zwischen „deutsch" und „elsässisch". Deutsche Sorgen waren auch elsässische Sorgen, deutscher Stolz wurde in unserem Lande als der eigene empfunden. Die Bahn zu diesem alten Verhältnis ist wieder frei. An uns liegt es nun zu zeigen, daß alamannische und fränkische Kraft, daß der alte Tatendrang auch in unsern Herzen wohnt. Nur in der Mitarbeit an den Werken eines ganzen großen Volkes kann dieser Tatendrang Befriedigung finden. Wenn wir am Glück, an der Festigung des Reiches mitarbeiten, dienen wir auch dem Wohle unseres Heimatlandes.

9. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 146

1912 - Straßburg : Bull
Rückblick und Ausblick. Lenken wir zum Schlüsse unsere Blicke noch einmal zurück zu dem Punkte, von dem wir ausgegangen sind. Des „Erbes unserer Väter" haben wir uns zum Beginn unserer Wanderung durch die Heimatgaue erinnert. Wir sind stolz geworden auf unsern Stammesnamen, weil wir gesehen, was unsere Väter einst gewesen. An Taten, die die Geschichte aufbewahrt, fand unser Stolz Nahrung. Dann traten wir in die Gegenwart ein. Volks- wirtschaft und Staatsverfassung suchten wir zu überschauen und zu verstehen. Alle die Einrichtungen aber, die wir da kennen lernten, können das, wozu sie bestimmt sind, unseres Stammes Wohl, allein nicht schaffen. Es kommt auf die Menschen an, für die sie gemacht wurden, die sie benützen sollen. Das sind die jetzt mündigen Staatsbürger, das sind besonders auch diejenigen, die es nach ihnen werden sollen. Nach unseres Stammes eigenemwillen wird sich die Zukunft gestalten. Dafür ist durch die Einrichtung des Landtags, durch die weit- gehenden Selbstverwaltungsrechte, durch unsere Mitwirkung an den Geschicken des Reichs in Bundesrat und Reichstag gesorgt. Der Wille eines Volkes aber setzt sich zusammen aus den Willensäußerungen der vielen einzelnen Bürger. Von jedem einzelnen hängt es also ab, ob dieser Wille gut ist oder nicht. Es kommt daraus an, was ein Volk will. Damit der Volks- wille wirklich das Heil des Ganzen schasst, muß jeder bestrebt sein, dieses Heil durch fortgesetztes Lernen, durch immer engere Bekanntschaft mit den allgemeinen Bedürfnissen zu erfassen. Keiner darf denken: Darum brauche ich mich nicht zu kümmern. Das ist nur Sache der Abgeordneten zum Landtage oder Bezirkstage, der Gemeinderäte. Unfrei bei aller Freiheit in Staats- und Gemeindeleben ist der, der sich seine Meinung von andern geben, sich ohne eigene Meinung von andern führen läßt. Von jedem Einzelnen hängt es ab, ob die verschiedenen Volksvertretungen wirklich mit rastlosem Eifer des Volkes Bestes schaffen. Ein Volk, in dem jeder Bürger sich ernsthaft und eifrig um die allgemeinen Angelegenheiten kümmert, treibt auch seine Abgeordneten zu immer besserer Wirksamkeit an.
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