Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Volksschulen - S. 20

1918 - Breslau : Morgenstern
20 Stellt man nun die Frage, ob diese Summe wirklich eine so un- geheure Belastung des deutschen Volkes darstellt, so sind die Mei- nungen geteilt. Die einen halten die Belastung des deutschen Volkes durch das Heer für die schwerste aller Lasten, die wir zu tragen haben. Und da die übrigen europäischen Staaten zum Teil noch größere Geldsummen für ihr Heer ausgeben, so meinen sie, Europa werde demnächst unter den Militärlasten zusammenbrechen. Andere dagegen sagen: Aber das Geld bleibt ja im Lande, es wechselt nur den Besitzer. Die Belastung des deutschen Volkes durch das Heer ist also nur scheinbar. In Wirklichkeit kostet uns das Heer überhaupt nichts, sondern es ruft nur eine andere Verteilung der Einkommen hervor. Obschon diese beiden Ansichten einander genau entgegengesetzt sind, leiden sie an demselben Fehler: sie versuchen beide, die Frage nach den kosten des Heeres mit dem Geldbegriff zu lösen, was deshalb unmöglich ist, weil die volkswirtschaftlichen kosten gar nicht in Geld, sondern in Arbeit und Boden bestehen. Ob die erste Anschauung von dem furchtbaren Druck, den das Heer dem deutschen Volke auferlegt, richtig ist, können wir jetzt noch nicht erkennen, sondern erst dann, wenn wir die kosten des Heeres richtig (d. h. in Arbeit und Boden) berechnet haben. Daß dagegen die zweite Ansicht falsch sein muß, läßt sich auch für denjenigen, der nicht weiß, daß die volkswirtschaftlichen kosten in Arbeit und Boden bestehen, leicht nachweifen. Märe nämlich die Meinung, daß uns das Heer nichts kostet, richtig, so würde uns auch eine Verdoppelung des Heeres nichts kosten, denn 2x0 = 0. Dann könnten wir sogar das Heer verdreifachen, ja verzehn- oder verzwanzigfachen, denn 20 x 0 ist immer noch gleich 0. Warum stellen wir denn da nicht schon im Frieden jeden gesunden Mann zwischen 17 und 60 Jahren in das Heer ein? Da dürften die Anhänger der Ansicht, daß uns das Heer gar nichts kostet, wohl stutzig werden. Sie werden anfangen zu überlegen und sagen: Wenn alle Männer zum Heere einberufen sind, so ist ja niemand mehr da, der unsere Feldfrüchte baut, der unser Brot bäckt, der unsere Häuser baut, der die stöhle aus den Bergwerken holt, der unsere Kinder unterrichtet, der die Künste und Wissenschaften pflegt. Dieser Einwand widerlegt die zweite Ansicht, und er zeigt uns ferner für die Lösung unserer Frage den richtigen Weg, indem er darauf hinweist, worin der Hauptteil der Kosten des Heeres tatsächlich besteht. Wenn wir alle waffenfähigen Männer ins Heer einstellten, so würden für

2. Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Volksschulen - S. 24

1918 - Breslau : Morgenstern
24 Wir wollen nur noch feststellen, daß die Meinung derjenigen, welche glauben, das Deutsche Reich müsse demnächst unter den Militär- lasten Zusammenbrechen, falsch ist. Denn wenn das deutsche Volt reich genug ist, um den 10. Teil der Volksarbeit und den Io. Teil des Volksbodens für die geistigen Getränke hinzugeben, so wird es auch imstande sein, einen weit geringeren Teil der Arbeit und des Bodens für das Heer aufzuwenden. Aber auch diejenigen haben unrecht, welche glauben, daß uns das Heer überhaupt nichts kostet. Denn in Wirklichkeit erfordert es den 20. Teil der Volksarbeit und den 80. Teil des Volksbodens. — Bei unserem Vergleich haben wir noch ganz davon abgesehen, daß die Unterhaltung eines starken Heeres für die Verteidigung des Vaterlandes unbedingt notwendig ist, wäh- rend die geistigen Getränke nicht nur überflüssig sind, sondern unserem Volke sogar noch großen sittlichen und gesundheitlichen Schaden bringen. Die Rosten des Heeres betragen nur den 20. Teil der deutschen Arbeit und den 80. Teil des deutschen Bodens. 12. Das Einkommen. Wenn wir vom Einkommen eines Menschen reden, so denken wir fast immer nur an sein Geldeinkommen. So sehr sind wir gewöhnt, in allen wirtschaftlichen Dingen nur Geld zu erblicken. Aber das Geld- einkommen eines Menschen ist schließlich etwas ganz Gleichgültiges. Von Wichtigkeit ist vielmehr seine Lebenshaltung. Es kommt darauf an, wie der Mensch lebt, wie er sich nährt, wie er sich kleidet, wie er wohnt, was er überhaupt an Nahrungs- und Kulturmitteln ver- braucht. Denn das ist der Maßstab für sein wirtschaftliches Wohl- ergehen, nicht das in Geld berechnete Einkommen. Daß das Geldeinkommen in der Tat kein Maßstab für den Wohl- stand eines Menschen ist, können wir am besten in der Kriegszeit beobachten. Die Geldeinkommen sind während des Krieges sogar noch gestiegen, und zwar zum großen Teile recht bedeutend. Und doch wird niemand behaupten, daß die meisten Menschen während der Kriegszeit reicher geworden sind. Wir sind im Gegenteil im allgemeinen viel ärmer geworden. Denn die Menge der Nahrungs- mittel hat infolge der Absperrung durch die Engländer so erheblich abgenommen, daß auf den einzelnen ein weit geringerer Anteil ent- fällt als im Frieden. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn wir

3. Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Volksschulen - S. 30

1918 - Breslau : Morgenstern
30 armer Mann oder eine arme Frau oder ein armes Kind in Lumpen einhergehen mutz. Und wer unnützerweise im Sommer seine Schuhe verbraucht, ist schuld daran, datz ein armes Kind im Winter barfutz oder in zerrissenen Schuhen herumlaufen mutz. Mehr Kleider und Schuhe, als erzeugt werden, können nicht verbraucht werden. Wer daher zuviel Kleider oder Schuhe verbraucht, trägt die Schuld daran, datz andere Menschen sich nicht einmal das Nötigste an Kleidungs- stücken verschaffen können. Noch zwei Dinge gibt es, mit denen wir ganz besonders sparsam sein müssen. Es sind dies Arbeit und Boden. Keine Arbeit darf unnütz vertan werden, besonders in der Kriegszeit, wo so viele Millio- nen arbeitender Männer zur Verteidigung des Vaterlandes einberufen und viele andere Millionen arbeitender Männer und Frauen mit der Anfertigung von Waffen und Ausrüstungsgegenstünden beschäftigt sind. Wer mützig geht, verschwendet das kostbarste wirtschaftliche Gut, das es auf Erden gibt: die Arbeit. Brachliegende Arbeit ist die allerschlimmste Verschwendung! Hieraus ergibt sich für jeden Men- schen die sittliche Pflicht zu arbeiten. Kein arbeitsfähiger Mensch hat das Recht, mützig zu gehen, und wenn er auch noch soviel Geld hat. Der Mütziggänger versündigt sich nicht nur an sich selbst, sondern auch an seinen Mitmenschen. Er genietzt die Arbeit der anderen, ohne selbst Arbeit zu leisten. Er ist ein arger Verschwender und wenn er mit seinem Geld auch noch so sparsam umgeht. Auch mit dem Boden müssen wir, besonders in der Kriegszeit, sparsam umgehen. Wir müssen den Boden ausnützen, so gut wir können, und keine nutzbare Fläche, wenn sie auch noch so klein ist, brachliegen lassen. Auch brachliegender Boden ist eine arge Ver- schwendung. Die volkswirtschaftliche Sparsamkeit bezieht sich nicht auf Geld, sondern sie ist eine Einschränkung im Verbrauch von Nahrungs- und Rulturmitteln. Besonders sparsam müssen wir mit Arbeit und Boden umgehen. Müßiggang ist die allerschlimmste Ver- schwendung! 16. Das Lob der Arbeit. Es hat Zeiten gegeben, in denen der arbeitende und besonders der körperlich arbeitende Mensch verachtet wurde. Diese Auffassung finden wir besonders bei den alten Griechen und Römern. Und leider kann man nicht behaupten, datz sie heute gänzlich verschwunden

4. Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Volksschulen - S. 32

1918 - Breslau : Morgenstern
32 ganger, sondern er ist auch volkswirtschaftlich viel wertvoller. Es kommt also nicht darauf an, welchen Beruf ein Mensch ausübt, sondern darauf, daß er in seinem Berufe tüchtig ist. Jeder einfache Arbeiter, der seine Pflicht erfüllt, verdient die höchste Achtung. Denn er leistet der Menschheit einen wertvollen Dienst. Wer in diesem Geiste seine Arbeit verrichtet, wer da weih, daß seine Arbeit der Allgemeinheit Nutzen bringt, der wird auch nicht unzufrieden sein und nicht neidisch auf diejenigen sehen, die einen „höheren" Beruf haben. Jeder tüchtige Arbeiter verdient nicht nur die Achtung der anderen, fondern hat auch das Recht, sich selbst zu achten, volks- wirtschaftlich minderwertig und daher verächtlich ist nur der Müßiggänger! Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig.

5. Lebenskunde - S. 34

1909 - München : Gerber
34 Gemütes bezeichnet; man spricht von einem guten, einem mit- leidigen, einem steinernen Herzen, einem herzlosen Menschen u. v. a. Alle starken Gemütszustände wirken auf das Herz ein. Plötz- licher Schreck infolge eines Unglücksfalles, eine heftige Ge- mütsbewegung kann den Herzschlag dauernd beschleunigen. Was plötzliche heftige Erregungen hervorrufen können, das vermögen auch wiederholte kleinere Aufregungen, seelische Schmerzen, ferner Ausschweifungen aller Art zu bewirken. In dieser Hinsicht besteht die Hygiene des Herzens darin, heftige Gemütserregungen mög- lichst zu vermeiden. Diese Forderung ist allerdings recht schwer zu erfüllen. Das Leben hat für unser Gemüt Stöße und Püffe genug bereit, ja es verwundet sogar oft und recht tief. Dennoch aber ist es Lebenskunst, Hygiene des Herzens, sich in allen Stürmen das Gleichgewicht unseres Seelenlebens womöglich zu erhalten oder es wenigstens bald wieder zu erlangen. Eine unbedingt notwendige Voraussetzung hierzu ist aber: frei von Schuld! Es steckt Lebensweisheit in dem Goetheschen Spruche: „Du sollst mit dem Tode zufrieden sein; warum machst du dir das Leben zur Pein?" Schon die Jugend muß lernen, sich zu beherrschen. Wer schlimmen Gewohnheiten und Leidenschaften ergeben ist, gibt fortwährend unnütz Stückchen für Stückchen seiner Lebenskraft hin, so daß diese frühzeitig zu Ende geht. „Das ganze Ge- heimnis, sein Leben zu verlängern, besteht darin, es nicht zu verkürzen." (Feuchtersleben.) 1b. Das Blut transportiert zu allen Körperstellen a) Brennstoffe in den aufgesaugten Nährstoffen und d) Sauerstoff. Überall kann sich daher Kohlenstoff mit Sauerstoff verbinden; überall findet eine langsameverbrennung statt. Überall entsteht infolge der Verbrennung Wärme, jedoch nicht Licht. Diese Wärme erhält unsern Körper stets auf der Temperatur von 37 0. 16. Solange wir aber leben, gibt es keinen Stillstand in der Atmung und im Blutlaus. Die Stoffe, die unser Leben erhalten, sind in beständiger Umänderung. Die Aufnahme der Nährstoffe und des Sauer- stoffs, den Verbrauch derselben und die Ausscheidung der Schlacken in beständigem Wechsel nennt man Stoffwechsel. Wir leben so lange und sind so lange gesund als der Stoffwechsel richtig vor sich geht.

6. Lebenskunde - S. 97

1909 - München : Gerber
97 Welche Sprache reden diese wenigen Zahlen? Für Bier hat das deutsche Volk dieselbe Summe geopfert als für Fleisch, für Bier mehr als für Brot! 3310 Mill. Ji in einem Jahre nur für geistige Getränke! Wieviel Freude und Behaglichkeit, wieviel Nützliches und Schönes hätte für Nahrung und Wohnung, für Bildung und Kunst mit dieser Riesensumme, welche für geistige Getränke ausgegeben worden ist, geschaffen werden können! Der Alkohol schadet dem Wohl st ande unseres Volkes. 1c. Die Richter wissen, wieviele Vergehen und Verbrechen der Be- leidigung, der Körperverletzung, der Unsittlichkeit, des Mordes rc. in der Trunkenheit begangen werden. Gerade der Sonntag, der Tag des Herrn und der Tag der Ruhe, wird hierdurch mehr als jeder Werktag entweiht. Bericht der Münchener freiwilligen Rettnngsgesellschaft über Un- fälle 1894-1896: Wochentage 1894 u. 1895 1896 Montag 17,38 % 16,53 o/o Dienstag 15,63 »/o 14,27 °/o Mittwoch 11,37 % 12,98 o/o Donnerstag 12,03 °lo 14,44 % Freitag 14,31 o/o 12,93 % Samstag 13,35 7o 12,76 »/o Sonn- und Feiertage 15,93 7-> 16,09 o/o Trunkenheit entsittlicht den Menschen und führt oft zu Verbrechen. 1. Ganze Familien, die Bewohner ganzer Dörfer gingen elend zugrunde, weil sie dem Laster des Branntweingenusses frönten. Ist der Alkohol nicht ein Volksgift, ein Volks- fei n d? — 9. Neben der Unmäßigkeit im Genusse von Alkohol zehrt teilweise noch eine weitere Leidenschaft am Marke unseres Volkes und der Menschheit, die Unsittlichkeit. Diese ruft entsetzliche körperliche Leiden, frühzeitiges Siechtum und Lebensüberdruß hervor. Zus. Alkohol und Unzucht sind furchtbare Feinde der Menschheit. — 0. Derjenige Erwachsene, welcher den Sonntag zu einem Erholungs- tage zu machen gewöhnt ist, empfindet nach einem Spaziergange durch Anlagen und Wälder, nach einem längeren Marsche, Durst. Er trinkt ein Glas Bier oder Wein und raucht dazu eine Zigarre. Die geringe Menge Alkohol und Nikotin wird aber durch die gesteigerte Atmung während der Rückwanderung wieder aus dem Blute entfernt. (¿¡?org-Eckert-lnstitut für internationale Schulbuchforschung Braunschweig -Schulbuchbibliothek -

7. Lebenskunde - S. 100

1909 - München : Gerber
100 4. Wer die Gebote der Natur befolgt, erfüllt damit auch Gebote Gottes. Wer z. B. den Sonntag zu einem wirklichen Ruhetage macht, befolgt Gottes und der Natur Gebot. Wer sich vor Unmäßigkeit und Unreinheit bewahrt, erfüllt ein Gebot der Sittlichkeit und schützt seinen Körper vor Krankheit und Siechtum. Jedes Gebot der Sittlichkeit enthält auch ein Gebot der Natur. Sittlichkeit ist Gesundheit. 5. Gesundheit ist für jeden Menschen wichtig. Und doch! Wieviele Menschen lernen sie erst schätzen, wenn sie krank sind! Gesundheit ist besonders für den Arbeiter wichtig; denn sie bedeutet für ihn Arbeitskraft, Verdienst. Gesundheit ist sein einziges Kapital. Wenn der Besitzer dieses Kapital gut anzulegen versteht, dann trägt es Zinsen. Ausreichendes Einkommen erzeugt Zufriedenheit und Freude an der Arbeit und am Leben. Der Reiche braucht zwar in der Regel die Gesundheit nicht dazu, um sich den Lebensunterhalt zu verschaffen. Verliert aber nicht auch er die Freude am Leben, wenn ihm die Gesundheit fehlt? Preist nicht auch er die Gesundheit als das Wichtigste des Lebens, wenn er auf dem Krankenlager seufzt? Gesundheit ist das größte Gut. 6. Gesundheit und Sittlichkeit sind notwendig für das Lebensglück des Menschen. Sie sind aber auch notwendig für die Erhaltung einer großen Wirtschaftsgemeinde, eines Volkes. Ein Volk, welches die Sittlichkeit mißachtet, geht unter. Der deutsche Volksstamm hat zwar auch arbeitsscheue, laster- hafte Glieder, die an Leib und Seele krank sind; er muß zwar auch sehen, wie schlecht manche junge Leute mit ihrem Kapital „Gesundheit" wirtschaften. Die große Mehrzahl des deutschen Volkes aber ist voll Arbeitskraft und Arbeitslust, voll Lebensfreude, ein Volk mit zäher Widerstandsfähigkeit, ein sittlich starkes, ein gesundes Volk. Das deutsche Volk hat darum Hoffnung zu bestehen und zu blühen. Trage jeder dazu bei! (3sse>

8. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 11

1912 - Straßburg : Bull
11 Nur wenige Ausschnitte aus der Geschichte unserer Heimat und unseres Stammes konnten wir an uns vorüber ziehen lassen. Aber sie zeigen zur Genüge: Wenn es stolz macht, ein Deutscher zu sein, so dürfen wir auch unsern Stammesnamen mit Stolz und Befriedigung nennen. Wir stehen am Ende einer Reihe von Geschlechtern, von denen jedes etwas hinzugetan hat zum reichen Erbgut unseres Stammes. Viele und verschiedene Menschen sind über unsere Heimaterde hinweggegangen. Aber wie sie alle gleichen Blutes, gleicher Abstammung waren, so haben sie auch die gleichen Eigen- schaften zu allen Zeiten bewiesen: Unerschrockenheit, Tapferkeit, Warmherzig- keit, Treue gegen die, die ihnen das Schicksal oder ihre eigene Wahl zum Herrn setzten, rastlosen Arbeitseifer und Beharrlichkeit. Es ist, als wäre das ganze Volk der Elsaß-Lothringer von Anfang an nur eine Person. Wenn wir Heimat und Stamm so verstehen, dann rühmen wir nicht nur die Vergangenheit und fühlen unsere Herzen stolzer schlagen, dann wissen wir, daß diese Vergangenheit uns auch Verpflichtungen auferlegt. Wir dürfen die Hände nicht tatlos in den Schoß legen. Das Erbgut erhalten, das heißt, es vermehren. Wir dürfen nicht kleiner werden, als unsere Väter sich gezeigt haben. Wenn sie Großes vollbracht, so müssen wir Größeres zu schaffen suchen. Deshalb bedarf es der ernsten Selbstprüfung: Sind wir, die Jetzigen, der Väter wert und würdig? Könnten wir, wenn heute die lange Reihe derer, die einst gewesen, wieder aufstünde, vor sie treten und sagen: Das haben wir hinzugetan zu dem, was ihr als die Früchte eurer Arbeit uns vererbt? Wenn wir uns so prüfen, werden wir allerdings nicht an so hohe Dinge denken dürfen wie eben, da wir die Geschichte der Heimat durchwanderten. Warum, das wird sich bald zeigen.

9. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 12

1912 - Straßburg : Bull
12 3. Unsere Volkswirtschaft. A. Was ist Volkswirtschaft? Tapferkeit im Kriege. Freude am Soldatenwesen sind gewiß sehr achtbare Tugenden. Man kann sie aber nicht jeden Tag bewähren. Sie haben ihren Wert in Ausnahmezeiten. Daß wir ferner Deutschland be- rühmte Gelehrte. Dichter und Künstler geliefert haben, darf uns stolz machen. Es zeigt uns. daß gute Kräfte und Anlagen in unserm Volke schlummern. Aber jene hervorragenden Männer waren Einzelne. Sie konnten zwar nur hervorgehen aus einem Volke, das etwas wert war. Aber sie erzählen uns doch zu wenig von diesem Volke selbst. Hat nicht auch das Volk selbst, die große Menge derer, die weder Gelehrte, noch Künstler werden konnten, denen es nicht vergönnt war, ihren Namen durch kühne Kriegstaten in die Bücher der Geschichte einzutragen, etwas getan, was des Rühmens wert wäre? Die größte Menge der Menschen muß arbeiten, mit der Hand arbeiten, muß Brot schaffen für sich und die Angehörigen, die es noch nicht oder nicht mehr können. Sehr oft bewährt sich in dieser Arbeit ein Helden- sinn. der nicht geringer ist als jener, der in Pulverdampf und Schwertgeklirr zum Ausdruck kommt, nur daß ihm weder Lorbeer blüht, noch Nachruhm winkt; oft sogar, ohne daß die Allernächsten etwas davon merken. Aber auch hier machen die Bächlein zusammen einen Strom. Die Arbeit des Einzelnen sieht man nicht. Nimmt man aber die der vielen Einzelnen zu- sammen. so bekommt man die Arbeit eines ganzen Volkes, und daran läßt sich sehr wohl erkennen, welcher Art dieses Volk ist. ob es tüchtig und gesund ist oder nicht. Was der einzelne Landmann z. B. arbeitet, bleibt verborgen, die Arbeit aller Landleute zusammen aber gibt einen Wert, den man gar nicht übersehen kann. Ähnlich ist es in anderen Berufen. Wenn wir also die Art unseres Volkes, das Maß seiner Kraft und seiner Tüchtigkeit kennen lernen wollen, müssen wir dieses Volk bei seiner Arbeit aufsuchen, nicht dem Einzelnen nachgehen, sondern die Werte fest- stellen, die ganze Berufsstände erzeugen. Die Arbeit aller Berufsstände eines Volkes nennt man wohl auch die Wirtschaft dieses Volkes. Wir reden vom elsaß-lothringischen Volke und wissen doch, daß wir kein Ganzes, kein Volk, sondern nur ein Teil, noch dazu ein kleiner Teil eines großen Volkes sind. So können wir auch das Wirtschaftsleben.

10. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 40

1912 - Straßburg : Bull
40 wenigstens ebenso teuer wurde als der Natnrwein. Es genügte natürlich nicht, wenn das nur in Elsaß-Lothringen geschah; fürs ganze Reich hätten solche Gesetze gelten müssen. Aber konnte denn das das Reich? Wohl vier Fünftel desselben wissen nichts vom Weinbau. Soll man vier Fünfteln der Bewohner das Getränk verteuern, um einem Fünftel zu nützen? Selbst im Elsaß wollten einsichtsvolle und ehrliche Männer und Volksfreunde von einem Verbot oder einer übermäßigen Besteuerung des Kunstweins nichts wissen. Sie sahen im Kunstwein ein billiges, die Gesundheit nicht schädi- gendes Getränk für die vielen Arbeiter, Handwerker, Kleinbürger, das diese wenigstens von dem so verderblichen Branntweingenusse abhielt. So erwuchs unsern Winzern im Knnstwein ihr gefährlichster Gegner. Schutzlos standen sie ihm gegenüber. Aller Kampf war vergebens. Man schalt das Reich, man sah es als ein Unglück an, daß Elsaß-Lothringen deutsches Land geworden war. Und doch litten die französischen Winzer unter ähnlichen Verhältnissen. Ja, ihre Unzufriedenheit machte sich sogar in kleinen Revolutionen Luft. Doch noch mehr. Zu den Kunstweinfabrikanten gesellte sich dann der Weinhandel als Schädiger unseres Weinbaues. Der Winzer selber verkauft ja in den seltensten Fällen unmittelbar an den Verbraucher. Er gibt sein Erzeugnis an den Weinhändler ab. Was dieser nach Altdeutschland liefert, gilt als Elsässer Wein. Zum Unglück lernten aber die Weinhändler die Weinverfälschung auch. Sie kauften Kunstwein zusammen, vermischten ihn mit Naturwein und verkauften ihn wieder als „Naturwein". Viel Pfälzer Wein ging auch ins Land. Der aber erlangte um die Jahrhundertwende eine höchst traurige Berühmtheit, weil durch einige Prozesse nachgewiesen wurde, wie sehr einige Weinhändler ihren „Wein" gefälscht hatten. Die Handelsverbindung zwischen der Pfalz und dem Reichsland war allgemein bekannt. Und so hat auch unser Wein durch die Aufdeckung jener Wein- verfälschungen seinen guten Namen verloren. Noch eine Reihe anderer Umstände haben mitgewirkt, die unsern Wein nicht hoch kommen ließen. Sie können hier nicht alle aufgeführt werden. Jedenfalls hat sich von den großen Hoffnungen unserer Winzer nach 1870 lange Zeit nichts erfüllt. Für alle andern Landeserzeugniffe, die wir bisher kennen lernten, ist die Verbindung Elsaß-Lothringens mit dem Deutschen Reiche von Segen gewesen. Nur unserm Wein blühte lang kein ähnliches Glück. Was mußte denn nun geschehen, damit er wenigstens einen Teil seines alten Ruhmes wieder erwerben konnte? Zunächst war sein Hauptfeind, der Kunstwein, zu besiegen. Immer wieder haben unsere Winzer ein Reichs- weingesetz verlangt, das den Naturwein, die edle Gottesgabe, von seinem
   bis 10 von 141 weiter»  »»
141 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 141 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 256
1 48
2 1
3 44
4 77
5 666
6 0
7 195
8 9
9 10
10 141
11 20
12 1
13 32
14 0
15 26
16 149
17 5
18 64
19 109
20 0
21 114
22 5
23 0
24 30
25 29
26 46
27 5
28 16
29 56
30 190
31 3
32 4
33 266
34 9
35 8
36 28
37 1151
38 103
39 243
40 6
41 0
42 0
43 2
44 2
45 627
46 0
47 57
48 5
49 6

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 9
2 0
3 6
4 6
5 0
6 0
7 0
8 2
9 4
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 8
17 104
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 1
24 1
25 1
26 31
27 0
28 2
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 0
35 0
36 8
37 0
38 17
39 21
40 0
41 18
42 6
43 4
44 0
45 49
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 10
53 0
54 5
55 0
56 0
57 0
58 1
59 8
60 2
61 3
62 0
63 1
64 0
65 0
66 2
67 0
68 41
69 1
70 1
71 23
72 25
73 0
74 0
75 0
76 2
77 13
78 0
79 1
80 1
81 1
82 4
83 0
84 8
85 0
86 0
87 5
88 2
89 0
90 0
91 3
92 69
93 0
94 54
95 0
96 1
97 0
98 31
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 4
4 0
5 10
6 0
7 9
8 0
9 1
10 0
11 0
12 6
13 1
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 2
25 1
26 4
27 0
28 1
29 1
30 0
31 0
32 0
33 55
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 16
40 0
41 0
42 6
43 8
44 0
45 0
46 1
47 2
48 0
49 0
50 10
51 6
52 13
53 0
54 5
55 0
56 0
57 0
58 0
59 28
60 3
61 3
62 12
63 0
64 2
65 7
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 2
72 0
73 0
74 1
75 0
76 0
77 0
78 6
79 0
80 0
81 21
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 1
90 0
91 2
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 4
99 1
100 35
101 0
102 2
103 0
104 0
105 0
106 0
107 1
108 0
109 0
110 1
111 6
112 1
113 0
114 4
115 0
116 22
117 0
118 0
119 0
120 0
121 1
122 0
123 0
124 3
125 3
126 0
127 7
128 0
129 0
130 0
131 5
132 0
133 1
134 0
135 0
136 15
137 1
138 0
139 0
140 0
141 0
142 2
143 5
144 0
145 2
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 17
152 8
153 0
154 4
155 8
156 3
157 11
158 0
159 0
160 0
161 1
162 0
163 0
164 0
165 1
166 15
167 2
168 1
169 0
170 0
171 0
172 1
173 6
174 0
175 23
176 0
177 58
178 0
179 33
180 0
181 0
182 4
183 64
184 0
185 0
186 0
187 0
188 2
189 8
190 0
191 0
192 0
193 0
194 1
195 5
196 7
197 0
198 0
199 1