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1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 402

1880 - Sondershausen : Eupel
402 neben dem Dorfe Probstheida ist auf einer Hohe, die eine weite Aussicht gewährt, noch jetzt ein einfacher Stein zu sehen, der bezeichnet den Punkt, von welchem Napoleon an diesen: ewig denkwürdigen Tage die Schlacht leitete. Er hatte die Anhöhe am frühen Morgen zuerst erstiegen, und hier blieb er auch während des ganzen Tages. Neben ihm stand eine durch- löcherte, halbzerstörte Windmühle, ein mahnendes Bild des von allen Win- den abhängigen Glückes. — Napoleons Standpunkt gegenüber, auf einer Anhöhe, die noch heute der Monarchenhügel heißt, übersahen die drei ver- bündeten Monarchen, die Kaiser Franz und Alexander und König Friedrich Wilhelm nebst dem Feldmarschall Fürsten Schwarzenberg den ungeheuren Schlachtenkreis. Es war ein Schauspiel, wie es die Welt wohl niemals gesehen hat. Über 2000 Feuerschlünde machten in fast ununterbrochener Thätigkeit die ganze Erde umher erzittern. Auf dem Raume von einer Meile ins Gevierte focht eine halbe Million Menschen. Hier wurden brennende Dörfer angegriffen und umgangen, dort plänkelten Tirailleur- schwürme; da sprengten Reiterregimenter gegen den Feind los; ein Kartätschen- hagel warf sie zurück; das Kreuzfeuer der Artillerie wütete; hinter den angreifenden Linien rückte langsam und wohlbedacht unsere 100 000 Mann starke Reserve nach und harrte des Befehles, um den entscheidenden Schlag auszuführen. Am fürchterlichsten wütete der Kampf um Probstheida. Beide Theile stritten um dies Dorf mit größter Entschlossenheit. Die Kartätschen schmetterten ganze Reihen nieder. Berge von Leichen und Verwundeten thürmten sich an den Eingängen des Dorfes auf. Probstheida selbst brannte. Bald waren die Unseren, bald die Franzosen Meister. 300 Kanonen donnerten auf diesem einen Punkte gegen einander. So war's bereits nachmittags 5 Uhr geworden, als die Monarchen, da der Sieg über die Franzosen an mehreren Punkten bereits errungen war, dem mörderischen Kampf Einhalt thun ließen. Napoleon mußte von jetzt an nur auf seine Rettung bedacht sein. Beim Scheine des Wachtfeuers diktirte er seinen Marschällen die Befehle zum Rückzüge. Noch in der nämlichen Nacht be- gann derselbe. Die gewaltigen Scharen, welche der vermessene Kriegsmann herbeigeführt hatte, waren jetzt tief gedemütigt, froh, wenn sie den sicheren Rückweg in die Heimat gewinnen konnten. Im Ganzen verloren die Fran- zosen in jenen Tagen 38 Om Todte und Verwundete, und 30 000 Ge- fangene, aber auch die Verbündeten hatten ihren Sieg mit 42 Om Todten und Verwundeten erkaufen müssen. Am 19. Oktober nahmen die Verbündeten Leipzig ein. Napoleon hatte schon vormittags 10 Uhr die Stadt verlassen. Ihm nach, dem Rheine zu, eilte in größter Unordnung auch der Rest des französischen Heeres. Um die Verfolgung seines Heeres den Verbündeten für kurze Zeit unmöglich zu machen, hatte Napoleon befohlen, die steinerne Elsterbrücke zu sprengen, und diese flog daher um elf Uhr — zu früh für die Franzosen — plötzlich in die Luft. Viele Tausende seiner eigenen ^oldnten wurden dadurch theils getödtet, theils verstümmelt, theils vom Hauptcorps abge- schnitten, so daß sie sich gefangen geben mußten. Der Polenführer Fürst Poniatowski, der, um auch der Gefangenschaft zu entgehen, mit seinem wilden Hengste in den Fluß setzte, um ihn zu durchreiten, kam darin um. Gegen Abend hielten die drei Monarchen Friedrich Wilhem Iii., Franz und Alexander ihren Einzug in Leipzig. Es war ein großer Augenblick,

2. Lesebuch für Volksschulen - S. 71

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
136. Der Preuße Lu Lissabon. Ein Bürgersmann von echtem Schrot und Korn, Der tapfer noch im vor'gen Krieg — als Colberg Belagert ward —, ein Greis, gestritten hat Und jetzt begraben liegt im kühlen Sande — Der alte, wohlbekannte Nettelbeck, War einst als eines Schiffes Capitän In Lissabon — und in bedrängter Lage. Er wußte keine Ladung für sein Schiff Und sah bekümmert in die Zukunft wohl Und dachte trauernd an die lieben Seinen Im fernen Preußenland. — Geladen nun Zu einem Schmaus bei einem Portugiesen, Den kaum er kennt dem Namen nach, geht still Und düstern Sinn's er seinen Weg. Am Markt Erblickt er plötzlich — und er glaubt zu träumen, Traut seinen Augen nicht, den perlenden, Und faßt sich bebend vor Erstaunen an — Erblickt er plötzlich groß vor einem Zelt In voller Pracht zwei preußische Soldaten. Zwei Grenadiere waren's, wie sie damals Gekleidet gingen — majestätisch — steif — Der Zopf nicht fehlte, wie in Erz gegossen, So standen die vor jenem Zelte da, Und auf dem Zelte weht die preußische Flagge. Er denkt bei sich: Die mußt du rasch begrüßen, Tritt auf sie zu, reicht ihnen froh die Hand Und sieht, — daß es Wachspuppen sind, doch schön gebildet, „Ha!" ruft er aus, „wo solch' ein Aushängschild Gewählt ist worden, muß auch mehr noch stecken, Was eines Preußen Herz erlaben kann!" Und zahlt sein Eintrittsgeld — und tritt hinein. Und tritt hinein — und sieht, o welch' Entzücken! (Es war im Jahre siebzehnhundertachzig) Und sieht auf einem Thron den alten Fritz, Zum Sprechen ähnlich. Und die Siegesgöttin Und die Gerechtigkeit umschweben ihn. — Ringsum geschaart steh'n viele Portugiesen Und horchen staunend mit bewegtem Antlitz Den Thaten jenes göttlichen Monarchen, Die ein begeisterter Rhapsode singt. Gar tief ergriffen scheint der ganze Kreis — Da fastet unsern Nettelbeck der Sturm. Ihm pocht das Herz (so drückt er selbst sich aus) Und hämmert ihm gewaltig in der Brust. — Da stürzt er vor und sinkt dem Bild zu Füßen; Gebroch'ne Stimme, Auge voll von Thränen, Gefalt'ne Hände — liegt er auf dem Boden Und jauchzet auf: „Ja preiset, preiset ihn, Er ist mein König, ich bin auch ein Preuße!" Und Jubel tönt durch's Zelt, und jeder drängt Sich näher hin, den Preußen anzuschauen, Drückt ihm die Hand, beneidet ihm den König. Doch Nettelbeck geht stolz zum Zelt hinaus, Umdrängt vom Volk, läßt seine Augen leuchten; Arm, wie er ist, im tiefsten Herzen reich, Und murmelt nur: „Ja, ich bin auch ein Preuße!"

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 15

1861 - Stuttgart : Hallberger
15 durch Ertheilung der Doktorwürde ehren wollten, sagte er: »Nu, wenn ich Doktor werden soll, so müssen sie den Gneisenau wenigstens zum Apotheker machen; denn wir gehören einmal zusammen." Ein anderes Mal, als in seiner Gegenwart von seinen Thaten gesprochen wurde, sprach er: „Was ist es denn, das ihr rühmt? Es geschah durch meine Verwegenheit, durch Gneisenau’s Besonnenheit und durch des grossen Gottes Barmherzigkeit.“ Blücher starb im Jahre 1819, 77 Jahre alt. Sein Andenken wird in vielen Liedern gefeiert, von welchen wir folgendes anführen. 1. Der Trompeten Schlachtgeschmetter • Ruft hervor wie brausend Wetter Die Husaren kämpf entbrannt. Wie sie stink im Sattel sitzen, Wie so kühn die Schwerter blitzen ln der sieggewohnten Hand! 2. Hurrah! schallt’s aus tausend Kehlen, Hurrah ! schallt’s aus tausend Seelen, Als erscheint der Heldengreis, Der nicht trefflich blos zu streiten, Wie ein Vater auch zu leiten Seine braven Krieger weiss. 3. „ Vorwärts, Kinder !u kommandirt er ; „ Vorwärts, Kinder !u repetirt er, Und es flieht und flieht der Feind Von der Oder bis zum Rheine, Von dem Rhein bis zu der Seine, Und der Freiheit Sonne scheint. 4. Welcher Titel ziemt dem Helden, Seinen Siegeszug zu melden Recht bezeichnend aller Welt? Diesen Titel soll er haben, Den die Krieger selbst ihm gaben: „Mar sch all Vorwärts“ heiss’ der Held ! 5. Wer nur Grosses will erreichen, Muss dem Marschall Vorwärts gleichen ln der Losung, in der That. „ Vorwärts !u lasst zum Ziel uns fliegen, Allen Widerstand besiegen, Wie einst unser Blücher that! Züge aus dem Leben Friedrich Wilhelms Hi. Um die unter der Regierung seines Vaters entstandene Staatsschuld von 22 Millionen Thalern wieder zu tilgen, sah sich Friedrich Wil- helm veranlasst, die größtmöglichste Sparsamkeit im Staatshaushalte

4. Teil 3 - S. 223

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 223 — den Ehrennamen Bülow von Dennewitz. — Damit war bet Lieblingsplan Napoleons abermals znnichte geworben. Den Preußen allein gebührte die Ehre des Tages. Wieber hatte die Lanbwehr mit den alten Kerntrnppen in Thaten der Tapferkeit gewetteifert, und wieber hatten Deutsche mit Deutschen in wütenbem Kampfe gerungen; benn auf Seite der Franzosen fochten auch Sachsen und Württemberger mit größter Tapferkeit. Der sächsischen Armee schob Napoleon fälschlich die Schulb an der Nieberlage zu und entfrembete sich bamit auch bieses Volk, das jetzt einsehen lernte, wie eines Frernben Freunb-schaft lohnte. So waren in 14 Tagen vier Siege erfochten und baburch die Verluste der Hauptarmee bei Dresben in glänzenber Weise ausgeglichen. Napoleons Stern schien im Sinken begriffen. 5. Die Völkerschlacht bei Leipzig am 16., 18., 19. Oktober. a) Der Aufmarsch der Heere. Nach biegen Siegen schien der Krieg ins Stocken zu geraten. Napoleon saß wie in einer Zwickmühle. Wanbte er sich gegen das eine seinbliche Heer, so konnten ihm die ßeiben andern in den Rücken kommen. Zweimal versuchte er es noch, mit gewaltiger Übermacht gegen Blücher vorzugehen und ihn zu einer Schlacht zu verleiten; aber der alte Haubegen wich listig aus. Die Hauptarmee in Böhmen zu einer großen Schlacht zu bewegen, gelang ebenfalls nicht; sie blieb unbeweglich stehen. Auch die Norbarmee, der durch den Sieg bei Dennewitz der Weg über die Elbe offen staub, rührte sich nicht von der Stelle. Die Waffen ruhten fast völlig; die beiben Teile stauben sich thatenlos gegenüber. Da brachte Blücher mit feiner schlesischen Armee wieber Leben und Bewegung in die erstarrten Maffen. Er brach mit seinem Heere aus Schlesien auf, zog in nordwestlicher Richtung zur Elbe, wollte sich mit der Norbarmee vereinigen, dann die Elbe überschreiten und durch einen nach ©üben gerichteten Marsch Napoleon in den Rücken kommen. Dabnrch mußte besten Stellung in Dresben unhaltbar werben. Auch die Hauptarmee konnte dann aus Böhmen heranziehen, und aus der weiten Schlachtebene bei Leipzig war eine Vereinigung der brei Heere zum letzten Schlage gegen Napoleon möglich. Das war Blüchers und Gneisenans Plan. Ende September brach Blücher aus Schlesien auf; es war die entfchei-benbe Wenbung des Krieges. Sein Heer zog an der schwarzen Elster hin, die zwischen Torgau und Wittenberg münbet. Der Münbung gegenüber, ba, wo die Elbe in scharfer Wenbung westwärts strömt, liegt das Dörfchen Warten-bürg, durch die hohen Deiche, welche das seichte Flußbett einengen, geschützt. H^r ging Blücher mit seinem Heer über die Elbe. llngehinbert hatte er zwei Schiffbrücken schlagen können; als aber am 3. Oktober das Jorksche Korps seinen Übergang bewerkstelligte, ba entbrannte aus dem linken Elbufer, in den Weibenbickichten und Sumpfstrecken vor Wartenburg, ein möberisther Kampf;

5. Teil 3 - S. 218

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 218 — Er wollte anfänglich auf den Höhen gleich südlich von Berlin Aufstellung nehmen; dann beschloß er sogar, rückwärts über die Spree zu gehen und die Hauptstadt der zügellosen Rache des erbitterten Feindes preiszugeben. Auf Bülows dringende Vorstellungen dagegen meinte er: „Was ist Berlin? — eine Stadt?" — Aber es war die Hauptstadt Preußens, das Herz der ganzen deutschen Erhebung, und mit vollem Recht erklärte Bülow zornig, seine Knochen sollten vor, aber nicht hinter Berlin bleichen. Trotzdem that der Kronprinz nichts, des Feindes Vormarsch zu hindern; ja er befahl fogar Tauenzien den Rückzug. Da folgten die preußischen Generale dem Vaterlandsgefühl mehr, als einem fast verräterischen Oberbefehl. Tauenzien blieb stehen, und Bülow beschloß den Angriff. Am Nachmittage des 23. August kam es bei Großbeeren, zwei Meilen südlich von Berlin, zum Kampfe. Ein dicker Wolkenschleier lag über der Landschaft. Unter strömendem Regen gingen die Preußen, unter ihnen viele Landwehrleute, vor, alle voll Kampflust, doch niemand ergrimmter als die pommerfche und brandenbnrgische Landwehr, die hier recht eigentlich für Weib und Kind, für Haus und Herd focht. Sie drehte die Gewehre, die bei dem schrecklichen Regenwetter versagten, um und hieb unter dem Rufe „So flutscht et bäter" mit schmetternden Kolbenschlägen auf die Schädel der Feinde ein. Nach furchtbarer Blutarbeit wurde Großbeeren am Abend genommen; die Franzosen traten den Rückzug au. Sie hatten es nur der Gleichgültigkeit des Kronprinzen zu danken, daß sie nicht völlig aufgerieben waren; denn dieser hatte nichts gethan, Bülow zu unterstützen; auch ließ er den Feind unversolgt abziehen. Die Preußen allein, und zwar in nicht überlegener Zahl, hatten den Feind bezwungen und die Hauptstadt gerettet. Nun hob sich der gesunkene Mut der Bewohner Berlins wieder; sie hatten am Schlachttage in fieberhafter Spannung auf den Kanonendonner gelauscht, der vom Süden herüber klang. Sie wußten, was ihnen bei einem Siege der Franzosen drohte; denn Napoleon hatte besohlen, die verhaßte Stadt in Brand zu schießen. Am folgenden Morgen aber, als die Siegesnachricht eingetroffen war, eilten die Berliner in Scharen aus das Schlachtfeld hinaus, ihre Befreier zu begrüßen. Lauge Züge hochbepackter Wagen brachten Bettzeug für die Verwundeten, Wein und Speisen für die Ermatteten. Ausbrüche des Jubels und der Klage ertönten unter Eltern, die ihre Söhne, unter Geschwistern, die ihre Brüder suchten; es war des Dankens und der Umarmungen kein Ende; in tausend rührenden Zügen bekundete sich die heilige Macht der Liebe, die ein gerechter Krieg in edlen Völkern erweckt. c) Blüchers Sieg an der Katzbach am 26. August. Während Ondinot den Marsch nach Berlin antrat, wendete sich Napoleon selbst mit überlegenen Streitkräften gegen feinen gefährlichsten Feind, den thatenfrohen Blücher, in der Hoffnung, den siebzigjährigen, heißblütigen Feldherrn zu einer

6. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 155

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischeir Geschichte. 155 des Oberbefehls entstand Verwirrung in den Reihen der Preußen, und als nun auch die ersten Flüchtlinge aus der verlorenen Schlacht bei Jena sich zeigten, ergriff die Kämpfer Angst und Entsetzen. Alles entfloh. Die Mutlosigkeit wurde bald so groß, daß die meisten Waffen und Munition wegwarfen und sich willenlos dem Feinde ergaben. Die Franzosen besetzten nun die preußischen Lande und behandelten Preußen nach jeder Richtung hin als ein erobertes Land. Viele der stärksten Festungen des Landes öffneten ohne die geringste 'Verteidigung den Franzosen ihre Thore; in so schmachvoller Weise ergaben sich Spandau, Küstrin, Magdeburg u. a. Alles hatte den Kops verloren; das ganze Preußen schien die Beute des Feindes werden zu sollen. Allerdings fehlte es nicht an Beispielen opferfreudiger Treue; jedoch war es nur eine geringe Anzahl Männer, die die Ehre des Preußennamens hochhielten. In der ersten Reihe dieser herrlichen Männer steht der tapfere Blücher, der sich nicht ergab und bis Lübeck sich durchschlug. Hier wollte er so lange aushalten, „bis er weder Pulver noch Blei, noch Lebensmittel, noch Vieh mehr hätte." Und er hat sich tapfer verteidigt. —In der Festung Kolberg hielten Schill, Nettelbeck und Gueiseuau so wacker stand, daß die Festung nicht in den Besitz der Franzosen gelangte, auch Graudenz ergab sich nicht, denn die tapferen Bürger wurden durch ihren heldenmütigen Bürgermeister Courbiere zum Ausharren begeistert; ebenso tapfer hielten sich die schlesischen Festungen Glatz, Silberberg und Kosel; im ganzen waren es aber doch nur wenige, die in dieser traurigen Zeit sich der Ehre des Vaterlandes bewußt blieben. — Der König und die Königin hatten aus Berlin fliehen müssen, um nicht den anrückenden Franzosen in die Hände zu fallen; diese Flucht wurde für die unglückliche Königin die Quelle unsäglicher Leiden. Die Königin war ihrem Gatten nach Schwedt vorausgeeilt, um sich dort wieder mit den geliebten Kindern zu vereinigen. Als sie dieselben erblickte, ward sie von namenlosem Weh erfüllt. Sie umschlang die beiden ältesten Söhne und sagte ihnen mit thränenerstickter Stimme jene historisch berühmten Worte, einer Heldenkönigin würdig: „Ihr seht mich in Thränen, ich beweine den Untergang meines Hauses und den Verlust des Ruhmes, mit dem eitere Ahnen und ihre Generale den Namen Hohenzollern gekrönt haben. Ach, meine Söhne, ihr seid in dem Alter, wo euer Verstand die großen Ereignisse, welche uns jetzt heimsuchen, fassen und fühlen kann. Ruft künftig, wenn eure Mutter nicht mehr lebt, diese unglückliche Stunde in euer Gedächtnis zurück, weint meinem Andenken Thränen, wie ich sie jetzt in diesem Augenblicke dem Umstürze des Vaterlandes weine! Aber begnügt euch nicht mit den Thränen allein; handelt, entwickelt eure

7. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 90

1892 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I —90 — 3. Blücher in Lebensgefahr. Während des hin- und herwogenden Kampfs kam Blücher selbst in Lebensgefahr. Sein Pferd erhielt einen Schuß und stürzte mit ihm nieder. „Nodz, nun bin ich verloren!" rief er seinem Adjutanten zu. Dieser sprang sofort vom P^rde, spannte sein Pistol und hielt treue Wacht neben seinem Herrn. Die Franzosen jagten vorüber und wieder zurück, aber sie bemerkten Blücher nicht. Endlich nahten Preußen und zogen ihn unter dem toten Pferde hervor. Schnell bestieg er ein frisches Pferd und jagte davon. 4. Belle-Alliance. Jetzt wandte sich Napoleon gegen die Engländer. Wellington hatte bei Waterloo, Napoleon bei dem Meierhofe Belle-Alliance Stellung genommen. Sogleich schickte Wellington zu Blücher und ließ ihn bitten, ihm zwei Heereshaufen zu schicken. Dieser gab ihm zur Nachricht: „Nicht nur mit zwei Abteilungen, sondern mit meiner ganzen Armee will ich kommen." Gegen Mittag begann die Schlacht. Mit äußerster Gewalt versuchte,, Napoleon, die Reihen der Engländer zu 'durchbrechen, aber diese leisteten trotz der Übermacht tapfern Widerstand. „Kinder", rief Wellington, „wir müssen tapfer aushalten, wir dürfen nicht geschlagen werden; was würde man in England sagen!" Schon war es 4 Uhr; das erschöpfte Heer leistete nur noch geringen Widerstand. Da nahm Wellington unter einer Ulme Platz und rief, nach der Uhr sehend, ungeduldig aus: „Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!" 5. Blücher hält Wort. Blücher hatte den Tag vorher infolge des Sturzes im Bette bleiben müssen. Als er dann Wellington zu Hilfe eilen und auf das Pferd steigen wollte, fühlte er heftige Schmerzen. Sein Arzt wollte ihn einreiben; er aber gf/ /» ' >' - /, Bliicher feuert seine Truppen an

8. Vaterländische Geschichte für die Mittelstufe der Volksschulen - S. 23

1890 - Köln am Rhein : Bachem
23 Börsen, und wenn ich keine verkaufe, so haben wir heute Abend nichts zu essen." Da ward der König gerührt und fragte den Knaben nach seinen Familien-Verhält-nissen. Der Knabe erzählte nun, sein Vater sei Soldat gewesen und bei Leipzig gefallen. Außer ihm habe die Mutter noch zwei kleinere Geschwister zu ernähren. Der König sah dem Knaben in das ehrliche Gesicht und fragte nach dem Preise der Börsen. „Jedes Stück kostet zwei Groschen," war die Antwort. Der König kaufte ihm ein Dutzend ab und gab ihm dafür einen Friedrichsd'or. „Ja, lieber Herr Lieutenant," sagte der erfreute Knabe, „ich habe aber kein kleines Geld, um Ihnen herauszugeben." Der König erwiderte, er solle das Goldstück nur behalten und seiner Mutter bringen. Nachdem der König sich noch nach dem Namen und der Wohnung der Mutter erkundigt hatte, dankte der Knabe und eilte voll Freude nach Hause. Nach einiger Zeit trat ein Adjutant des Königs in die ärmliche Stube der Frau und überzeugte sich, daß der Knabe die Wahrheit gesagt hatte. Die Frau erhielt nun eine jährliche Pension und der kleine Börsenhändler wurde auf Kosten des Königs in eine Erziehungs-Anstalt gebracht. (W. 163.) *33. Feldmarschall Blücher. Blücher war der tüchtigste General des preußischen Heeres. Er zeichnete sich durch Entschlossenheit und verwegenen Mut aus. Die Soldaten nannten ihn nur den „Marschall Vorwärts". Kurze Zeit vor der Schlacht bei Leipzig stand er mit seinem Heere in Schlesien an der Katzbach. Da rückte ein französischer Marschall mit 80000 Mann heran, um ihn anzugreifen. Der Regen siel in Strömen und der Fluß war stark angeschwollen. Blücher ließ die Franzosen ruhig über die Katzbach kommen. Auf einmal aber rief er: „Nun haben wir Franzosen genug herüber. Jetzt vorwärts, Kinder!" Mit dem Rufe: „Es lebe der König!" griffen die Preu-

9. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 301

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
43. Die Schlachten des Befreiungskrieges. 301 alle, alle kamen!" ist das erhebende Gedenkwort jener herrlichen Zeit geblie- den. Das gesamte Volk wollte lieber die höchste Not und Entbehrung, als eine neue Knechtschaft tragen. Ganz Preußen war wie eine große Waffenstätte; alle Kräfte regten sich in neuer Lust und Frische. Jiinglinge, die kaum aus dem Knabenalter getreten waren, Männer mit grauem Haar, Väter zahlreicher Familien — alles eilte herbei zu dem harten Dienste des Krieges. Aber nicht die Männer allein, es waren auch Greise und Kinder und vor allen die Frauen, welche von einem schönen Eifer entbrannt waren. Das ganze Volk arbeitete und lebte für den Krieg. Wer nicht mitziehen konnte, der gab sein Gut und die Arbeit seiner Hände. Freudig brachte die Hausfrau ihren Schmuck oder ihr Silbergerät, das sie mit Zinn oder Eisen ersetzte, die Kinder ihren Spar- psennig, die Dienstmagd die Ringe ans ihren Ohren; — und edle Jungfrauen gab es, die, weil sie nichts anderes hatten, ihr langes, schönes Haar abschnit- ten und den Erlös dem Vaterlande brachten. Darum wird in der Geschichte des Vaterlandes der Frühling und Som- mer 1813 unvergeßlich sein. Das aber ist das Herrlichste daran, daß die Menschen wieder lernten, ihre Herzen zu Gott emporzuheben, von dem allein Segen und Hilfe kommt. Deshalb wurden auch alle diejenigen, welche in den heiligen Krieg zogen, feierlich in den Kirchen eingeweiht, und an heiliger Stätte ward des Herrn Beistand in dem Kampfe für das Vaterland inbrünstig herab- gesleht. Und wenn die ausrückenden Scharen durch Städte und Dörfer zogen, geschah es unter ernstem, feierlichem Glockengeläute. Das klang wohl wie Grabgeläute, und es konnten sich auch starke Männer in solchen Augenblicken der Thränen nicht enthalten. Aber wenn auch die Ahnung eines nahen Todes in die Brust der Streiter kam, sie blickten dennoch voll freudiger Erhebung zum Himmel empor; gingen sie doch dem schönsten Tode entgegen, dem Tode fürs Vaterland! Wetzel. 43. Die Schlachten des Befreiungskrieges. napoleón hatte nach seiner Rückkehr aus Rußland rasch ein neues, zahlreiches Heer geschaffen und den verbündeten Preußen und Russen entgegengesührt. In Sachsen, bei Großgörschen und Bautzen, geschahen die ersten Schlach- ten. Mit Heldenkühnheit fochten hier vor alíen die jungen preußischen Krieger; doch die Franzosen behaupteten zuletzt das Schlachtfeld, und die Verbündeten zogen sich in guter Ordnung vor der feindlichen Übermacht zurück. Bald aber folgte diesem Zurückweichen ein mutiges Vorwärtsdringen. Den Russen und Preußen schlossen sich die Österreicher an, und drei Heere standen nun dem französischen Kaiser entgegen. Den Oberbefehl über die gesamte verbündete Streitmacht führte der österreichische Feldmarschall Fürst Schwarzenberg; der oberste Feldherr der Preußen war der General Blücher. Dieser edle Preußenheld, ein Greis an Jahren, ein Jüngling an Feuer und Kampfeslust, hat den Franzosen die grimmigsten Schläge ausgeteilt. Zuerst besiegte er sie in der Schlacht an der Katzbach in Schlesien. Verwegenen Mutes zog dort ein französisches Heer über das Flüßchen heran; da ruft Blücher seinen Kriegern zu: „Nun hab' ich genug Franzosen herüber, jetzt, Kin- der, vorwärts!" Dies „Vorwärts" dringt allen ins tiefste Herz. „Hurra!"

10. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 76

1888 - Braunschweig : Wollermann
76 L* ur zusammenstieß, trat er mit demselben in Unterhandlungen \ C«j^ von den Franzosen trennte. Als ihm seine Offiziere infolge dieses Beschlusses zujubelten, sagte er ernst: „Ihr habt gut reden ^fir iuuaen Leute, aber mir Altem wackelt der Kopf auf den Schüttern." Dann reiate er b«?m Ss atfujss * en und schrieb dabei: „Ew. Majestät lege ich willig meinen ^ y * ^enn ich gefehlt haben sollte. Ich würde mit der freudigen Beruhiauna w e-' .^emgstens nicht als treuer Unterthan und wahrer Preuße gefehlt tu haben " Als fd“ 7 ausgerufen haben: Jsa möu einenär ©chlag Ss ..Pork. wurde seines Kommandos cntiefct. Der Adjutant aber, welcher ihm diesen Bm ilnät" * S «? den Tuffen aufgefangen und festgehalten, und so Breslmu f “ ®er König verlegte bald darauf seine Residenz nach 49. $>ie ^xeifyeitzkriege. i,rj'arnlnunt lic Seit ^kommen, ba§ Joch Frankreichs abzufchüt- txln; das fühlte jeder. Auch der König faßte Mut und erklärte, nachdem er sich mit Rußland verbündet hatte 1813 an Frankreich den Krieg. Am Tage darauf erließ er den Ausruf. ,,An mein Volk!" und von allen Seiten strömte alt und jung, reich und arm herbey das Vaterland zu retten oder mit Ehren unterzugehen. „Das Volk steht ™f- is @tirm bricht los." Die Studenten verließen die Sehrsäle, die Gesellen die Werkstätten. Jünglinge, welche kaum dem Knabenalter entwachsen waren, und Männer welche vch bereits dem Greifenalter näherten, eilten zu den Waffen. Ein Bauer brachte ein Pferd und sagte: „5 haben mir die Franzosen gestohlen, das 6. will ich ihnen nachschicken." Der Freiherr von Lützow bildete zu Breslau eine Freischar, Die mh aus den vornehmsten Jünglingen zusammensetzte. Man nannte sie „die Schar der Jtache". ^hre schwarze Uniform deutete die Trauer um das geknechtete Vaterland an Auch der Dichter Körner, der Sänger von „Lützows wilder, verwegener Jaad" ?e5mtei derselben an. - Wer kein Geld hatte, legte seine Schmucksachen auf den Altar r1? Vaterlandes. So wurden 160000 goldene Trauringe eingesandt. Dafür erhielten die Geber eiserne mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen 1813." Ein junges armes Mädchen, Ferdinande von Schmettau, ließ sich ihr schönes Haar abschneiden und legte die 9 J{, welche sie dafür gelöst hatte, auf den Altar des Vaterlandes. Auch tue heldenmütige Eleonore Prohaska soll hier nicht vergessen sein, die in Männerkleidung unter dem Namen August Nenz unter die Lützowschen Jäger ging und ihr Herzblut für das Vaterland opferte. j?1 1813. Bald rückte Napoleon mit einer großen Macht heran; in der weiten Ebene von Leipzig kam es bei Groß-Görfchen (2. Mai) zur Schlacht. Die Freiwilligen bestanden hier ruhmvoll die erste Feuerprobe, aber die Schlacht blieb unentschieden. Leider wurde hier der edle Scharnhorst verwundet. Er starb einige Wochen später zu Prag, wohin er sich hatte bringen lassen, um Östreich zur Teilnahme am Kampfe zu bewegen. Noch einmal rangen beide Heere bei Bautzen miteinander; aber den Sieg konnte sich auch hier keine Partei zuschreiben. „Wie?" ries Napoleon entrüstet aus, „nach solcher Schlächterei keine Erfolge? Nicht einmal den Nagel von einer Kanone lassen sich die Preußen nehmen!" 3. Waffenstillstand. Jetzt wurde ein sechswöchentlicher Waffenstillstand abgeschlossen. Während desselben traten Östreich und Schweden dem Bunde gegen Napoleon bei. Nun wurden 3 große Armeen gebildet: 1. die Nordarmee unter dem Kronprinzen Bernadotte von Schweden; 2. die schlesische Armee unter Blücher und 3. die Hauptarmee unter Schwarzenberg in Böhmen. 4. Wlücher hatte schon unter dem „alten Fritz" gedient: als er jedoch einmal beim Avancement ubergangen wurde, forderte er seinen Abschied. Der alte Fritz gewährte ihm denselben und schrieb dabei: „Der Rittmeister Blücher kann sich zum Teufel scheren!" Später ®™cher nieder in die Armee ein, focht auch tapfer bei Jena, mußte sich dann aber doch bei Lübeck ergeben. Beim Beginn der Freiheitskämpfe war er bereits 70 Jahre alt, doch stand
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