Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 71

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
71 «r seinem Bruder und den Großen des Reiches, seinen Fernd, den Herzog Heinrich von Sachsen, zum Nachfolger zu wählen, weil dieser kräftige Fürst nur allein das schwer bedrohte Reich zu schützen vermöge. Sein Wunsch wurde erfüllt. Als die Boten Heinrich die Nachricht von der Königswahl brachten, fanden sie ihn gerade auf dem Harze bei dem Vogelherde beschäftigt. Man nannte ihn daher auch wohl den Finkler oder Vogelsteller. Die mächtigen Herzöge von Schwaben und Baiern wollten ihm anfangs nicht gehorchen. Der erstere unterwarf sich, als Heinrich den Heerbann der Sachsen und Franken aufbot. Den Herzog von Baiern bat er zu bedenken, daß einem deutschen Manne das Wohl und Heil seines großen Vaterlandes höher stehen müsse als ein persönlicher Vortheil — und gewann ihn zum Freunde. Dem Herzoge von Lothringen gab er seine Tochter Gerberga zur Gemahlin. So stellte er die Einheit des Reiches glücklich her. 2. Nachdem Heinrich im Innern des Landes Ruhe hatte, konnte er auch an die auswärtigen Feinde, die Ungarn, denken. Diese räuberischen Horden kamen auf schnellen Rossen wiederholt nach Deutschland, raubten und plünderten, wo es ihnen beliebte, und schleppten viele tausend Männer, Weiber und Kinder in die Knechtschaft nach Ungarn. Heinrich mußte anfänglich ihren Angriffen weichen. Als sie aber im Jahre 924 nach Deutschland zurückkehrten, glückte es ihm, einen der vornehmsten Führer der Ungarn gefangen zu nehmen. Diesen Vortheil benutzte Heinrich. Er versprach, den Fürsten auszuliefern und einen jährlichen Tribut zu zahlen, unter der Bedingung, daß die Ungarn in neun Jahren nicht wieder nach Deutschland kämen. Die Feinde waren damit zufrieden und zogen ab. 3. Heinrich dachte jetzt daran, sein Land gegen künftige feindliche Einfälle zu schützen. Zu diesem Zwecke ließ er die alten Städte befestigen und viele neue Burgen bauen. Um den neuen Städten Bewohner zu verschaffen, mußte auf Heinrichs Befehl jeder neunte Mann vom Lande seinen Aufenthalt in der Stadt nehmen und zu deren Vertheidigung helfen; zur Zeit des Krieges nahmen diese die andern acht mit ihrer Habe bei sich auf. Die Vertheidiger der Burgen nannte man Bürger. Außerdem ließ Heinrich sein Heer tüchtig in den Waffen üben und bestimmte, daß jeder freie Grundbesitzer waffenpflichtig sei, wenn der Kriegsruf durchs Land schalle. Sein Hauptaugenmerk aber wandte er auf die Bildung einer geübten Reiterei, durch welche allein die Ungarn besiegt werden konnten. 4. Als nun die Ungarn nach Ablauf des Waffenstillstandes den weitern Tribut forderten, ließ Heinrich den Gesandten einen verstümmelten Hund überreichen und dabei sagen, wenn sie einen andern Tribut wollten, so möchten sie kommen und ihn holen. Die beschimpften Ungarn ließen nicht lange auf sich warten, sie kamen in zwei großen Hausen herangezogen, um Rache zu nehmen. Der eine Heereshaufen verheerte Thüringen. Alle Bewohner des Landes flohen in die festen Städte, um hier vor den räuberischen Horden Schutz zu suchen. Hierauf zogen die Ungarn nach

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 72

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
Sondershausen, wurden aber daselbst von einem aus Sachsen und Thüringern gebildeten Heere gänzlich geschlagen. Der andere Heereshaufen der Ungarn war bis Merseburg gekommen und hatte sich dort gelagert. Gegen diesen Haufen wandte sich Heinrich selbst. Um sein Heer an den Anblick der Barbaren zu gewöhnen, schlug er sein Lager auf einem Hügel den Feinden gerade gegenüber auf und wartete drei Tage, ehe er eine Schlacht wagte. Am Morgen des folgenden Tages stellte er seine Scharen auf, erinnerte sie an die so lange erlittene Schmach und ermahnte sie, standhaft zu sein im Kampfe für die gerechte Sache. Heinrich stellte sick selbst an die Spitze seiner Scharen, und als er das Zeichen zum Angriff gab, stürmten seine Soldaten so gewaltig aus die Ungarn ein, daß sie den Angriff nicht aushielten, sondern erschrocken entflohen. Viele wurden noch^ auf der Flucht gefangen genommen, das ganze Lager mit allen Schätzen erbeutet, und viele Gefangene, welche die Ungarn schon als Sklaven zusammengetrieben hatten, wurden befreit. Diesen herrlichen Sieg über die Ungarn erkämpfte Heinrich im Jahre 933. 5. Auch nach Italien beabsichtigte Heinrich zu gehen, um sich in Rom krönen zu lassen; er wurde aber durch eine plötzliche Krankheit verhindert, sein Vorhaben auszuführen. Kurz vor seinem Tode ließ er die Großen seines Reiches nach Erfurt kommen und hatte die Freude, daß sie seinen Sohn Otto zu seinem Nachfolger wählten. Heinrich starb im Jahre 936 zu Memleben an der Unstrut. Rührend und erhebend war der Abschied von seiner Gemahlin. „O du," sprach er, „die ich mit Recht liebe, ich danke Gott dafür, daß ich dich lebend hinterlasse. Ich danke dir für alle deine Milde, womit du mich, wenn ich zürnte, besänftigt; für allen nützlichen Rath, den du mir gegeben; dafür, daß du mich oft zur Gerechtigkeit geleitet, und für jede deiner Ermahnungen, daß ich mich der Unterdrückten erbarmen sollte. Gott dem Allmächtigen empfehle ich dich und unsere Kinder und meine Seele, die nun ihren Leib verlassen will." Seine Gebeine begrub man in Quedlinburg, seiner Lieblingsstadt. 37. Otto der Große (936—973). 1. Nach dem Tode Heinrichs versammelten sich die Fürsten und Herzoge zu Aachen, setzten Otto, Heinrichs Sohn, auf den Thron und gelobten ihm durch Handschlag Treue und Gehorsam. Darnach geleiteten sie ihn zur Kirche, und der Erzbischof von Mainz stellte ihn dem versammelten Volke vor, indem er sprach: „Seht hier Otto, der von Gott erwählt, von König Heinrich vorgeschlagen und von allen Fürsten zum König gemacht ist! Gefällt euch die Wahl, so erhebet die Hand zum Himmel." Da jubelte das ganze Volk: „Heil und Segen dem neuen König!" und hob die Rechte gen Himmel. Nun führte ihn der Erzbischof vor den Altar und umgürtete ihn mit dem Schwert. „Nimm hin das Schwert," sprach er zu ihm, „führe es zum Schrecken der Feinde Christi und zum Segen der Christen!" Dann bekleidete er ihn mit dem

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 73

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
Königsmantel und dem Gürtel, gab ihm Stab und Scepter und sprach: „Züchtige väterlich die Verirrten, wache über deine Unterthanen und erzeige den Witwen und Waisen deine Milde." Hierauf salbte er ihn mit dem heiligen Oele, setzte ihm die Krone aufs Haupt und stellte ihn auf einen zwischen Marmorsäulen erbauten Thron, wo das ganze Volk den Neugekrönten schauen konnte. Nach Beendigung der kirchlichen Feier begab sich Otto iu den kaiserlichen Palast, setzte sich an eine marmorne Speisetafel und hielt das Königsmahl. Die Herzöge leisteten die Ehrendienste und bedienten den jungen Herrscher. Der Herzog von Lothringen, Giselbert, ordnete als Erzkämmerer die Festseier, der Frankenherzog Eberhard sorgte als Truchseß für die Tafel, der Herzog von Schwaben schenkte den Wein ein, und der Herzog von Baiern war Marschall: er wies dem Gefolge die Lagerplätze an und nahm für die Ritter und Pferde Bedacht. 2. Was sein Vater begonnen, führte Otto kühn durch. Mit kräftiger Hand suchte er die gespaltenen deutschen Stämme zu einem Reiche zu verbinden, den Herzögen ihre Unabhängigkeit zu entziehen und als freier König der Deutschen zu herrschen. Durch dies Streben erregte er aber den Neid der trotzigen Großen, welche dem König gleich stehen wollten, und ward in heftige Kämpfe verwickelt. Doch sein Glück blieb ihm treu, und mit seiner gewaltigen Tapferkeit überwand er alle seine Gegner. Vor allem fühlte sich Eberhard von Franken verletzt. Dieser hatte einen ungehorsamen Vasallen bekriegt, dessen Burg gestürmt und die Bewohner erschlagen. Otto strafte ihn für den Reichsfriedensbruch und verurtheilte die Bundesgenossen desselben zu der entehrenden Strafe, Hunde nach Magdeburg zu tragen. Aus Rache verband sich Eberhard mit dem leidenschaftlichen Thankmar, Ottos ältestem Bruder, der sich zurückgesetzt fühlte, und erhob die Fahne der Empörung wider den königlichen Jüngling. Vergebens versuchte Otto den Weg der Milde und der Versöhnung; wilde Kriegsgreuel wurden in Hessen und Westfalen verübt. Da zog Otto mit Heeresmacht gegen die Empörer und erstürmte die Er e sbu rg, welcher sich Thankmar bemächtigt hatte. Von den Seinen rerlasfen, suchte Thankmar in einer Kirche Schutz. Aber die Sieger folgten ihm, und während sich an dem Altar ein harter Kampf entspann, flog ein Speer durchs Fenster und traf den Königssohn in den Rücken. Verwundet stürzte er nieder. Nun eilte ein Ritter herbei und gab ihm den Todesstoß. Eberhard flehte um Gnade, und Otto, großmüthig gegen Reuige, verwies ihn auf kurze Zeit nach Hildesheim und gab ihm sogar, nachdem er aufs neue den Treuschwur geleistet hatte, die frühere Stellung wieder zurück. 3. Nicht lange darnach griff Ottos jüngerer Bruder Heinrich zu den Waffen. Da der Vater bei seiner Geburt schon die Königskrone trug, glaubte er gerechtere Ansprüche auf den Thron zu haben. Er verbündete sich mit dem unzufriedenen Eberhard und dem ehrsüchtigen Giselbert von Lothringen, welcher sein Herzogthum in ein selbständiges Königreich zu verwandeln hoffte, rückte gegen seinen Bruder und brachte

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 74

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
74 ihn in große Noth. Doch das Kriegsglück war den Empörern nicht günstig; ihr Heer wurde von einer kleinen tapfern Schar Ottos in die Flucht geschlagen. Heinrich selbst erhielt schwere Wunden und wurde für todt gehalten. Aber sein dreifaches Panzerhemd hatte die Gewalt der Streiche gebrochen. Er floh nach Sachsen. Otto zog ihm nach, belagerte ihn in Merseburg und bedrängte ihn so, daß er um Frieden bat. Der biedere Otto gewährte ihm eine Waffenruhe von dreißig Tagen und forderte, daß er sich während dieser Zeit unterwerfe oder das Land verlasse. Der trotzige Jüngling wählte das letztere und vereinigte sich wieder mit den alten _ Feinden des Reichs. Diesmal schien Otto dem Untergange nahe zu sein; denn mächtig rückten die zahlreichen Feinde heran. Dazu verließen ihn viele der Seinen treulos und giengen zu den Empörern über. Bei der vergeblichen Belagerung von Breisach riethen ihm seine Getreuen sogar zur Flucht, er aber erwiderte: „Laßt ab von solchen Reden, denn es ist unsere Pflicht, gegen die Treulosen muthig auszuharren, und wenn denn unsere Zeit gekommen ist, so laßt uns sterben und unsere Ehre nicht beflecken." Das Glück rettete Otto ans aller Bedrängniß. In einem Gefechte am Rhein ward Eberhard getöbtet, und Giselbert fanb in den Fluten des Rheins seinen Tod. Heinrich mußte um Gnade bitten und erhielt volle Verzeihung. Aber er vergalt die Großmuth des Bruders mit Undank. Zwei Jahre nachher ließ er sich in eine Verschwörung ein, welche zum Zweck hatte, den König am Osterfeste in Quedlinburg zu ermorden. Der ruchlose Plan wurde inbes entdeckt und Heinrich ins Gefängniß gesetzt. Hier erwachte sein schulbbeladenes Gewissen. Er entrann der Haft, eilte nach Frankfurt, wo sein Bruder das Christfest feierte, stürzte, in ein Bußgewand gekleidet, in der Domkirche vor Otto nieder und bat ihn reuig um Verzeihung. Otto hob ihn auf und verzieh ihm; und von da blieb ihm Heinrich in allen Wechselfällen des Lebens treu. 4. Hm die Reichseinheit zu befestigen, verschenkte nun Otto die erledigten Herzogtümer an Mitglieder seines Hauses oder an Männer, auf deren Treue er bauen konnte. So gab er Lothringen feinem trefflichen Schwiegersohn Konrad, Baiern erhielt sein Bruder Heinrich, Schwaben kam an Ottos Lieblingssohn Ludolf, und Sachsen übertrug er seinem treuen Waffengefährten, dem tapfern Slavenbekämpfer Hermann Billung. 5. Wie im Innern, so kämpfte Otto siegreich gegen alle äußern Feinde des Reichs. Den Slaven entriß er das ganze Land bis an die Oder und führte dort das Christenthum ein. Den Dänenkönig Blauzahn schlug er aus den eroberten Ländern zurück, drang durch Jütland bis ans Meer und warf zum Zeichen, daß dort die Grenze seiner Herrschaft fei, seinen Speer in die Wogen, weshalb der Meerbusen O tt en-sund genannt wurde. Auch die Böhmen und Polen zwang er zur Anerkennung der deutschen Oberhoheit. Einen harten Kampf hatte er gegen die Ungarn zu bestehen. In großen Scharen zogen diese Räuber

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 82

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
82 die Stadt nicht zu gewinnen, und darum wurde eilig mit der Anft.tigung derselben begonnen. Mit großer Mühe mußten sie die nöthigen Balken aus einem stundenweit entfernten Walde herbeischaffen, und viele erlagen bei dem gänzlichen Mangel an Wasser und bei der unerträglichen Hitze der Anstrengung und dem Durste. Nach vier Wochen endlich waren alle Vorbereitungen beendigt, und nachdem man einen feierlichen Umzug um die Stadt gehalten hatte, um die Begeisterung des Volkes zu erhöhen, begann ein abermaliger Sturm. Mit Ungestüm und Todesverachtung brauste das Heer heran, aber es wurde wieder von den Belagerten muthig zurückgeschlagen. Erst am zweiten Tage gelang es, die Vormauer niederzuwerfen und bis zur Hauptmauer vorzudringen. Diese aber war hoch und stark und wurde mit solcher Tapferkeit vertheidigt, daß alle Anstrengung vergebens schien. Doch endlich wurde auch sie erstürmt, und die Wallbrüder drangen, Gottfried an der Spitze, mit dem Rufe: „Gott will es, Gott hilft uns!" in die Stadt (1099). 5. Schrecklich war das Los der Ueberwundenen, furchtbar die Rache der Sieger. Die Straßen füllten sich mit Leichen und Gliedern von Verstümmelten, und das Blut von 10,000 Erschlagenen rann durch die Gaffen; die Luft ertönte von dem Jammergeschrei und dem Gestöhne der Verwundeten und Sterbenden; Raub, Mord und Verwüstung herrschte überall. Am dritten Tage zogen darauf dieselben Menschen, die kurz vorher wie rasende Thiere gewüthet hatten, barfuß, unter Lobgesängen nach dem heiligen Grabe und dankten Gott auf den Knien, daß er ihnen den Sieg verliehen habe. Nun wurde Herzog Gottfried zum Könige gewählt. Dieser aber nannte sich nur Beschützer des heiligen Grabes, denn er sagte: „Wie sollte ich da eine Königskrone tragen, wo der König der Könige eine Dornenkrone getragen hat?" Er starb schon im folgenden Jahre, und sein Bruder Balduin folgte ihm als König von Jerusalem. Das Königreich hatte indessen keinen Bestand. Durch die Uneinigkeit der Fürsten und die fortwährenden Angriffe der Türken gieng eine Besitzung nach der anderen verloren. Sechs Kreuzzüge, welche nach diesem ersten unternommen wurden, konnten nicht verhindern, daß Jerusalem im Besitze der Türken verblieb. 40. Friedrich Barbarossa (1152—1190)1 1. Auf dem Hohenstaufen, einem Berge der rauhen Alp in Würtemberg, wohnte vor Zeiten ein Fürstengeschlecht, das dem deutschen Reiche mehrere Kaisei' gegeben hat. Der größte unter ihnen war Friedrich I., Barbarossa oder Rothbart genannt, ein schöner, starker Mann, dessen Seele Edelmuth, Tapferkeit und Gerechtigkeit zierten. Seine ersten Regentenhandlungen waren Werke des Friedens. Vor allem suchte er den alten Streit der Hohenstaufen und Welfen auszugleichen. Diese beiden mächtigen Geschlechter hatten sich lange Zeit auf das hart-

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 83

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
83 nackigste in Deutschland und Ztalien bekämpft und dadurch viel Elend über diese Länder gebracht. Friedrich gab dem jungen welfischen Herzog von Sachsen, Heinrich dem Löwen, das Herzogthum Baiern zurück, das seinem Vater mit Unrecht genommen war. Dadurch gewann er an dem jungen Helden einen tüchtigen Kriegsgefährten in seinen ersten Feldzügen. Doch wurde von Baiern die Ostmark getrennt und zu einem eigenen Herzogthum Oesterreich mit vielen Vorrechten erhoben (1156). 2. Unter Friedrich erlangte das deutsche Reich nach außen einen großen Glanz. Auf einem Reichstage erschienen Gesandte aus Italien, Frankreich, England, sowie aus allen Ländern Europas, um dem Kaiser ihre Huldigungen darzubringen. In Italien dagegen war das kaiserliche Ansehen tief gesunken. Die großen Städte dieses Landes, z. B. Mailand, Venedig, Florenz, Genua und andere, waren durch den Fleiß ihrer Bürger und durch den Handel mit dem Morgenlande in kurzer Zeit sehr reich und mächtig geworden. Sie hatten nun aber auch seit der Zeit Heinrichs Iv. immer größere Rechte und Freiheiten erlangt; sie schlossen Bündnisse untereinander und führten Kriege, als wenn sie unabhängige Staaten wären. In ihrem Uebermnthe vergaßen sich die Bürger von Mailand soweit, daß sie ein Schreiben Friedrichs I. zerrissen und mit Füßen traten. 3. Kaiser Friedrich aber wollte solche Uebergrisse nicht dulden und beschloß daher, die aufrührerischen Städte zu demüthigen. Schon auf dem ersten Zuge zerstörte er mehrere Städte, welche mit Mailand im Bunde waren und vor ihm ihre Thore schlossen. In Pavia ließ er sich zum König der Langobarden und in Rom vom Papste Hadrian zum Kaiser krönen. Dafür erniedrigte er sich jedoch so tief, daß er wie ein Stallknecht dem Papste die Steigbügel hielt und den freiheitsliebenden Arnold von Brescia auslieferte, der in Rom ohne Verhör verbrannt wurde. Auf dem zweiten Zuge eroberte er nach längerer Belagerung das stolze Mailand. Die Bürger warfen sich im Büßeranzuge, mit Stricken um den Hals, demüthig vor dem Kaiser nieder und gelobten Frieden. Aber die Unterwerfung war nur von kurzer Dauer. Kaum war der Kaiser abgezogen, so jagten die Mailänder den kaiserlichen Gesandten mit Hohn aus der Stadt. Darüber ergrimmte Friedrich und schwur, die Krone nicht eher auf fein Haupt zu setzen, als bis er die meineidige Stadt der Erde gleich gemacht habe. Mailand wurde belagert und mußte sich nach zweijähriger tapferer Gegenwehr auf Gnade und Ungnade ergeben. Die Stadt wurde gänzlich zerstört, nur die Kirchen und Kunstschätze blieben verschont. Ueber den Boden zog man den Pflug und streute Salz in die Furchen, zum Zeichen, daß die Stadt ewig wüst liegen sollte. 4. Doch kaum war der Kaiser nach Deutschland zurückgekehrt, so erhoben sich die Lombarden abermals. Das zerstörte Mailand wurde wieder hergestellt, und eine neue Festung, dem Papste zu Ehren Alessandria genannt, angelegt. Ta zog der Kaiser noch einmal über die Alpen. Zuerst belagerte er die neuerbante Festung, mußte sich jedoch nack sieben "6*

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 84

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
84 Monaten zurückziehen, da ein großer Theil seines Heeres durch Krankheiten umgekommen war. Friedrich hoffte von den deutschen Fürsten Hülse, aber gerade der mächtigste unter ihnen, Heinrich der Löwe, versagte jeden Beistand. Friedrich lud ihn zu einer Zusammenkunft ein und suchte durch alle Mittel der Ueberredung den stolzen Herzog zu gewinnen. Endlich als alles vergeblich schien, siel er ihm zu Füßen; aber Heinrich Be-harrte Bet seiner Weigerung. Da trat die Kaiserin hinzu und sagte: „Stehet auf, Mer Herr! Gott wird euch helfen, wenn Ihr einst dieses Tages und dieses Hochmuthes gedenket." Heinrich setzte sich aus sein Roß und sprengte davon. Bald hernach kam es Bei Legnano zu einer mörderischen Schlacht, in welcher das kaiserliche Heer durch die Uebermacht der Lombarden eine völlige Niederlage erlitt, und- Friedrick selbst in die größte Lebensgefahr gerieth. Friedrich erkannte, daß er fein Ziel nicht erreichen konnte und schloß Frieden. 5. Voll Untnuth zog er nach Deutschland zurück, um Heinrich den Löwen, den Urheber dieser Niederlage, zu züchtigen. Da auck viele deutsche Fürsten laute Klagen führten gegen den übermüthigen Welfen, so ward die Reichsacht über ihn ausgesprochen. Da kam der Löwe und bat den Kaiser fußfällig um Gnade. Aber es war zu spät. Baiern gab der Kaiser dem Grafen Otto von Wittelsbach, dem Stammvater des jetzigen Bairischen Regentenhauses; das Herzogthum Sachsen wurde getheilt. Heinrich behielt nur fein väterliches Erbe Braunschweiq und Lüneburg. 6. Im hohen Alter unternahm Friedrich noch einen Kreuzzug, um den mächtigen Sultan Saladin, der die Christen' geschlagen und Jerusalem erobert hatte, zu vertreiben. Mit einem großen Heere drang er siegreich in Kleinasien vor. Als er an den Fluß Saleph in Cilicien kam, mußte er mit dem Heere über eine schmale Brücke. Der Zug währte dem kühnen Greise zu lange. In seiner Hast beschloß er durch den Fluß zu schwimmen. Man warnte ihn, er möge sich nicht dem unbekannten Wasser anvertrauen; allein furchtlos wie immer, sprengte er mit dem Pferde in den reißenden Bergstrom. Doch bald ergriffen ihn die Wellen und rissen ihn fort, und ehe man ihm zu Hülfe kommen konnte, war er Bereits eine Leiche (1190). Der Jammer des ganzen Heeres war unbe-fchreiblich. In Europa wollte niemand an fernen Tod glauben. Alle hofften auf eiae Wiederkehr des geliebten Kaisers. So entstand unter dem Volke die Sage, Barbaroffa schlafe im Kyffhäufer und werde einst wiederkommen, des Reiches Glanz und Herrlichkeit herzustellen. 4l Rudolf von Habsburg (1273—1291). 1. Mit dem Tode des letzten Hohenstaufen war auch der Glanz und die Macht des beutfchen Reiches bahin. Kein deutscher Fürst strebte nach der Kaiserkrone, denn sie schien dem Besitzer doch nur Kampf und Untergang zu Bringen. Diese kaiserlose Zeit war für Deutschland eine sehr

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 85

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
85 traurige; allenthalben brach Unordnung und Verwirrung aus. Es galt kein Gesetz mehr; das Faustrecht herrschte ungestört. Die Ritter hausten aus ihren Burgen wie Räuber und Mörder, plünderten wehrlose Kaufleute, stahlen das Vieh des Laudmauns, verwüsteten die Felder und brannten die Hütten nieder. Um diesem Elend ein Ende zu machen, traten die deutschen Fürsten zusammen und beschlossen, wieder einen Kaiser zu wählen. Ihre Wahl fiel auf den schwäbischen Grafen Rudolf von Habsburg (1273). Dieser war nicht reich an Land und Leuten, aber ein kluger, tapferer und redlicher Mann. Die Krönung geschah zu Aachen.^ Als die Fürsten dem neuen Kaiser huldigen wollten, fehlte zufällig das Reichs-scepter, auf welches der Eid geleistet zu werden pflegte. Um jede übele Vorbedeutung zu beseitigen, ergriff Rudolph rasch ein Krucifix und sprach: „Dieses Zeichen, durch welches die ganze Welt erlöset ist, wird wohl die Stelle des Scepters vertreten können." Darauf leisteten die Fürsten die Huldigung. Nur der mächtige Böhmenkönig Ottokar, der sich Hoffnung auf die Kaiserkrone gemacht hatte, wollte dem armen Grafen, wie er Rudolf fpottend nannte, nicht gehorchen. Da zog der Kaiser gegen ihn mit einem Reichsheere und besiegte ihn auf dem M a r ch f e l d e, wo Ottokar Schlacht und Leben verlor (1278). Rudolf ließ Ottykars unmündigem Sohne die böhmischen Länder, aber Oesterreich gab er seinen eigenen Söhnen und wurde dadurch der Gründer des Habsburgischen Herrscherhauses, das noch jetzt in Oesterreich regiert. 2. Nun suchte Rudolf auch im Reiche selbst Recht und Ordnung zurückzuführen. Er durchzog ganz Deutschland und verhängte strenge Strafen über die Friedensstörer. Eine Menge Raubschlösfer wurde zerstört, und die adeligen Räuber wurden gehängt; „denn," sagte Rudolf, „keinen Menfchen halte ich für adelig, der von Raub und unehrlicher Hantierung lebt." Den Zollaufsehern schrieb er: „Ich höre, daß ihr Reisende zu ungebührlichen Abgaben zwingt und unerträgliche Lasten ihnen auslegt; aber ich sage euch: Haltet eure Hände rein von ungerechtem Gut!" Ein Geschichtsschreiber der damaligen Zeit rühmt deswegen von ihm: „Er verbreitet Furcht und Schrecken über die ungerechten Großen und Freude unter dem Volke. Der Landmann nimmt wieder den Pflug zur Hand, der lange Zeit ungenützt im Winkel lag. Der Kaufmann durchzieht jetzt das Land mit größter Sicherheit, und die Räuber und Böse-wichter, die sonst'ungestört umherschwärmten, suchen sich in öden Gegenden zu verbergen." 3. Obwohl Rudolf den ersten Thron von Europa besaß, so machte ihn doch diese hohe Würde nicht stolz'und übermüthig. Auf den Feldzügen trug er wie seine Kriegsgesährten einen groben Mantel, und oft flickte er selbst sein graues Wamms im Angesichte des Heeres. Jedermann hatte freien Zutritt zu ihm. Als einmal feine Diener einen armen Mann zurückweisen wollten, rief er unwillig aus: „Warum weifet ihr ihn ab? Bin ich denn dazu Kaiser geworden, daß man mich vor den Menschen einschließt?" Einst meinten des Kaisers Freunde, er sei oft allzngütig;

9. Alte Geschichte - S. 1

1888 - Leipzig : Fues (Reisland)
I. Die orientalische Wett. 1. Die alten Kulturvölker: Ägypter und Phönizier. 1. Die Ägypter. Ägypten liegt im nordöstlichen Teile Afrikas und wird vom Mittelmeere, von der Landenge von Suez, vom arabischen Meerbusen, von Äthiopien und von der libyschen Wüste begrenzt. Es besteht aus dem engen, von zwei Bergreihen begrenzten Nilthale und ist mit dem zwischen den Strommündungen angeschwemmten Lande etwa 120 Meilen lang. Man teilt das ganze Land in Oberägypten mit der hnndertthorigen Hauptstadt Theben, Mittelägypten mit der Hauptstadt Memphis und Unterägypten oder das Delta mit Heliopolis, Sais, Pelnsinm ze. Seine außerordentliche Fruchtbarkeit verdankt das Land bei fast gänzlichem Regenmangel den regelmäßigen Überschwemmungen des Nil. Wenn im Süden während der Regenzeit Ströme von Wasser dem Nil zufließen, wird derselbe so groß, daß er im August über seine Ufer tritt; dann ragen die Städte und Dörfer wie Inseln ans einem großen See hervor, und man fährt mit Kähnen über die Felder. Mit dem Beginn unsers Herbstes ist der Nil wieder in seine Ufer zurückgekehrt und hat einen überaus fruchtbaren Schlamm zurückgelassen. In diesen säet man, ohne den Boden vorzubereiten, und schon im März ist das Korn reif zum Schnitt, und im Juni hat man reife Weintrauben. Ohne diese Überschwemmungen wäre Ägypten eine Wüste. Die ersten Bewohner Ägyptens waren eingewanderte Äthiopier, zu deuen später Priesterkolonien kaukasischen Stammes hinzukamen. Sie hatten einen sehr ernsten Charakter; selbst Hüttig, Die Weltgeschichte in Bildern. I. 1

10. Mittlere Geschichte - S. 18

1892 - Leipzig : Reisland
— 18 — in. Die Übermacht der päpstlichen Kerrschaft. 5. Kaisertum und Papsttum. 1. Konrad Ii. Nach dem Tode Heinrichs Ii. zogen die deutschen Herzöge und Fürsten, Bischöfe und Herren an den Rhein, um in der Ebene zwischen Mainz und Worms die Königswahl vorzunehmen. Die Wahl schwankte zwischen zwei Vettern, dem ältern und jüngern Konrad. Jener, Konrad von Franken, der Salier, wurde gewählt, und mit ihm kam das salisch-fränkische Kaiserhaus auf den Thron. Konrad Ii. (1024—1039) wußte dem Kaisertume in Deutschland wieder großes Ansehen zu verschaffen, indem er die Macht der Herzöge schwächte und die kleineren Fürsten erblich machte. Er war zum Besten des Reichs unermüdet thätig. So brachte er das Königreich Burgund (das arelatische Reich) zu Deutschland. Dieses umfaßte damals die westliche Schweiz, Savoyen, die Provence und das Rhonegebiet. Kaiser Heinrich Ii. hatte nämlich mit Rudolf, König von Burgund, einen Vertrag geschlossen, daß Burgund nach dessen Tode an Deutschland fallen sollte. Konrads Stiefsohn aber, Herzog Ernst von Schwaben, glaubte als Rudolfs Neffe (seine Mutter Gisela war die Witwe des Schwabenherzogs) ein näheres Anrecht auf Burgund zu haben. Es kam zum Kriege. Ernst mußte sich unterwerfen und wurde in Giebichenstein gefangen gesetzt. Bald aber wurde er seiner Hast entlassen und sollte wieder in sein Herzogtum Schwaben eingesetzt werden, wenn er seinen Freund Werner von Kiburg verfolgen helfe. Dazu verstand sich Ernst nicht; er floh zu Werner in den Schwarzwald und fiel mit diesem zusammen im Kampfe gegen kaiserliche Truppen. Nach dem Tode Rudolfs fiel Burgund an das Deutsche Reich. Der dort eingeführte Gottesfriede, wonach von Mrtt-woch Abend bis Montag früh die Waffen ruhen mußten, wurde bestätigt und in Deutschland eingeführt. Konrad erlangte nicht nur die lombardische und römische Krone, sondern suchte auch einzelne Herzogtümer an sich zu
   bis 10 von 2636 weiter»  »»
2636 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 2636 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 11
1 24
2 9
3 14
4 174
5 89
6 96
7 132
8 63
9 25
10 452
11 101
12 1
13 20
14 0
15 119
16 69
17 420
18 18
19 15
20 1
21 17
22 145
23 2
24 90
25 19
26 47
27 41
28 33
29 33
30 100
31 22
32 11
33 22
34 12
35 7
36 141
37 924
38 213
39 24
40 11
41 184
42 462
43 100
44 5
45 95
46 1636
47 68
48 50
49 243

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 479
1 436
2 0
3 114
4 80
5 14
6 19
7 484
8 1
9 281
10 15
11 143
12 26
13 26
14 9
15 8
16 190
17 1151
18 18
19 23
20 74
21 223
22 2
23 309
24 22
25 25
26 70
27 32
28 67
29 3
30 6
31 1
32 17
33 2
34 12
35 12
36 23
37 465
38 50
39 72
40 23
41 40
42 39
43 78
44 17
45 157
46 6
47 389
48 101
49 53
50 189
51 6
52 25
53 10
54 57
55 0
56 453
57 16
58 63
59 77
60 14
61 128
62 3
63 1
64 141
65 36
66 27
67 295
68 208
69 45
70 225
71 168
72 34
73 167
74 7
75 84
76 82
77 235
78 17
79 162
80 14
81 6
82 239
83 1042
84 134
85 26
86 13
87 71
88 9
89 34
90 19
91 20
92 246
93 12
94 165
95 192
96 33
97 92
98 240
99 2

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1682
1 1425
2 1444
3 1917
4 720
5 1152
6 3761
7 1147
8 361
9 1689
10 1883
11 981
12 3475
13 3662
14 1716
15 228
16 366
17 878
18 1582
19 1719
20 270
21 1641
22 456
23 92
24 3364
25 2056
26 1699
27 358
28 4165
29 1236
30 1348
31 569
32 1981
33 11542
34 3087
35 1059
36 1133
37 313
38 786
39 2774
40 1613
41 695
42 4539
43 3381
44 1714
45 300
46 2989
47 2694
48 805
49 471
50 5083
51 8562
52 1603
53 386
54 1132
55 1527
56 723
57 421
58 1932
59 10124
60 600
61 2372
62 1099
63 246
64 960
65 2728
66 890
67 893
68 465
69 17
70 1178
71 2287
72 1346
73 554
74 321
75 2142
76 593
77 686
78 1955
79 571
80 1272
81 19127
82 508
83 1816
84 4195
85 500
86 737
87 657
88 425
89 2302
90 791
91 1169
92 606
93 1028
94 1278
95 1539
96 966
97 1593
98 413
99 963
100 13518
101 1113
102 4502
103 708
104 737
105 523
106 1233
107 2314
108 105
109 1597
110 1830
111 3206
112 1964
113 1388
114 2438
115 334
116 2852
117 922
118 488
119 2452
120 579
121 3946
122 1205
123 1745
124 4320
125 3079
126 727
127 1392
128 393
129 1831
130 1269
131 6308
132 851
133 3971
134 607
135 819
136 3062
137 1707
138 282
139 2056
140 1929
141 1145
142 2896
143 3113
144 512
145 1739
146 329
147 764
148 302
149 104
150 708
151 2573
152 5899
153 775
154 1533
155 2734
156 3716
157 2958
158 566
159 1070
160 1013
161 1649
162 166
163 306
164 1625
165 1271
166 2409
167 1119
168 1886
169 1306
170 969
171 1899
172 532
173 3024
174 1168
175 12018
176 897
177 4964
178 442
179 5658
180 1121
181 374
182 2257
183 12447
184 1285
185 837
186 408
187 1350
188 2847
189 1188
190 370
191 608
192 1021
193 2278
194 931
195 2930
196 5825
197 491
198 1382
199 1302