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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 124

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
124 daß im Dorfe fein Platz mehr war. Hieraus entstand die nachmalige russische Garde, mit welcher es Peter gelang, die Macht der Strelitzen zu brechen und die ränkesüchtige Sophie ins Kloster zu bringen. 2. Um diese Seit starb auch Iwan, und Peter war fortan Alleinherrscher von Rußland. Mit rastlosem Eifer arbeitete er mit seinem Freunde Lefort an der Aufklärung seines Volkes und an der Verbesserung der Staatseinrichtung. Er sandte viele junge Russen zu ihrer Ausbildung nach Deutschland, Holland und Italien und zog viele Ausländer in sein Land. Die Großen des Reichs aber waren über alle Neuerungen sehr erbittert. Sie beschuldigten Peter, er ziehe die Ketzer in fein Reich und wolle ihre Sitten verderben. Seine Schwester nährte von ihrem Kloster aus die Unzufriedenheit, und so bildete sich ganz geheim abermals eine Verschwörung. Peter ahnte nichts davon. Als er eines Abends bei einem Gastmahle saß, wurde er von zwei Strelitzen herausgerufen. Sie warfen sich vor ihm nieder und entdeckten ihm, daß mehrere Verschworene sich diesen Abend in einem Hause versammelt hätten, welche die Absicht hegten, ihn morgen zu ermorden. Sofort schickte Peter einen schriftlichen Befehl an einen Hanptmann feiner Garde, das Bezeichnete Haus um 11 Uhr zu umgeben und die Verschworenen gefangen zu nehmen. Um 10 Uhr verließ er, ein kleines Geschäft vorschützend, die Gesellschaft und fuhr, von einem Adjutanten begleitet, nach dem Hanse der Verschwörer. Als er hier die Wache nicht sah, vermuthete er sie im Hause und trat in den Saal. Die Verschworenen fuhren erschrocken in die Höhe. „Ei guten Abend!" sagte Peter. „Ich fuhr vorbei und sah helles Licht. Da vermuthete ich muntre Gesellschaft! ich komme, mit euch ein Gläschen zu trinken." Wählend des Trinkens flüsterte ein Strelitz dem Wirte zu: „Nun ist es Zeit, Bruder!" „Noch nicht!'' antwortete dieser. Da sprang Peter, der es gehört hatte, aus, schlug den Wirt mit der Faust ins Gesicht und schrie: „Für mich aber ist es Zeit, fort! bindet die Hunde!" Zum Glück kam in diesem Augenblick feine Garde und führte feinen Befehl aus. _ Peter aber gab dem Hauptmann eine Ohrfeige, weil er glaubte, er fei eine Stunde zu spät gekommen. Als dieser aber den schriftlichen Befehl vorzeigte, küßte ihn der Kaiser auf die Stirn und bat ihn um Verzeihung. 3. Je mehr ihm Lefort von fremden Ländern erzählte, desto größer wurde fein Verlangen, sie selbst zu sehen. Vermehrt wurde Lies Vergangen noch durch feine Liebe zur Schifffahrt. Er reifte durch Preußen und Hannover nach den Niederlanden, wo er auf der Schiffswerfte in Saar -dam als gemeiner Schiffszimmermann, unter dem Namen Peter Baas, längere Zeit selbst mitarbeitete. Von Holland reiste er nach England, wo eine ihm zu Ehren veranstaltete Seeschlacht ihn dermaßen ergötzte, daß er ausrief : „Wäre ich nicht zum Czaren des russischen Reiches geboren, so möchte ich wohl englischer Admiral sein." Als er auf dem Wege nach Italien war, erhielt er in Wien die Nachricht von einem neuen Aufstande der Strelitzen. Rasch kehrte er deshalb über Polen nach Rußland zurück. Die Anführer

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 127

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
127 als sein Lehrer im Flötenspiel bei ihm war, ertönte der Schreckensruf: „Der König kommt!" Eilig flüchtete der Lehrer sich in den Kamin. Der Prinz versteckte Noten und Flöte, warf den Schlafrock bei Seite und zog die Uniform an. Aber des Königs spähendes Auge entdeckte gar bald die Bücher und den Schlafrock, und wüthend über des Sohnes Ungehorsam, ließ er den Schlasrock ins Feuer werfen und die Bücher dem Buchhändler wieder zurückschicken. Da der Kronprinz gegen den Willen seines Vaters seine Lieblingsbeschäftigung nicht aufgab, behandelte ihn der König mit übermäßiger Strenge. Er schalt: „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet; er macht sich nichts aus dem Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben." Ja er gieng in seinem Unwillen soweit, daß er dem Sohne zumuthete, zu Gunsten seines Bruders der Thronfolge zu entsagen. Der Prinz aber entgegn ete, er wolle sich lieber den Kopf abschlagen lassen, als in dieses Begehren willigen. Zuletzt ward ihm der Aufenthalt in dem väterlichen Hause unerträglich, und er beschloß, sich dem Joche des Vaters durch die Flucht nach England zu entziehen. Mit Hülfe seiner vertrauten Freunde, der Lieutenants von Katte und Keith, bereitete er dazu alles sorgfältig und heimlich vor. Vom Rheine aus, wohin er seinen Vater auf der Reise begleiten sollte, dachte er zu entkommen. Aber der König erhielt Kunde davon; und in dem Augenblicke, als Friedrich mit seinen Begleitern die Rosse zur Flucht besteigen wollte, wurde er auf Befehl des Königs verhaftet. Als ihn die Wache vor den König brachte, rief dieser: „Du bist ein ehrloser Ausreißer, der kein Herz und keine Ehre im Leibe hat!" und zog den Degen um ihn zu durchbohren. Der General von der Mosel hielt ihn zurück und sprach: „Tödten Sie mich, Sire, aber schonen Sie Ihres Sohnes!" Diese Kühnheit machte den König bedenklich. Der Prinz wurde auf die Festung Küstrin gebracht unv im engen Gefängniß streng behandelt. Ein hölzerner Schemel war sein Sitz, der Fußboden sein Bett und ganz magere Kost seine Nahrung. Sein Freund Katte wurde zum Tode verurtheilt und vor dem Fenster des Kronprinzen hingerichtet. „Verzeihung, theurer Katte," ries weinend der Gefangene, als der unglückliche Katte vor feinem Gefängniffe vorbeigeführt wurde; doch dieser entgegnete: „Dessen Bedarfs nicht, ich gebe mit Freuden mein Leben für Sie hin!" Keith hatte noch rechtzeitig vom Prinzen einen Zettel erhalten mit den Worten: „Retten Sie sich, alles ist entdeckt!" und war glücklich nach England entkommen. Friedrich änderte in der strengen Haft seinen trotzigen Sinn und schrieb an seinen Vater einen Brief, in welchem er reumüthig um Verzeihung bat. Des Königs Zorn legte sich etwas. Nachdem Friedrich geschworen hatte, sich wegen dieses Vorfalls nie rächen und ein gehorsamer Sohn sein zu wollen, wurde er aus dem Gefängniß entlassen. Er durste eine Wohnung in der Stadt Beziehen, mußte aber noch fast 2 Jahre als Kriegsrath in Küstrin arbeiten; -,8ritz soll/' so hatte der König Besohlen, „nicht Blos nnterschreiben, sondern selbst schreiben." Und da sich Friedrich auch mit wahrem Fleiße der

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 138

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
138 er die Königin: „Wie konnten Sie aber auch nur einen Krieg mit mir anfangen?" Luise erwiderte mit edler Würde: „Dem Ruhme Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen." Preußen verlor die Hälfte seiner Länder und mußte außerdem noch eine große Kriegssteuer zahlen. Aus braunschweigischem, hessischem und hannoverschem Gebiet und den preußischen Provinzen am linken Elbufer wurde das Königreich Westfalen gebildet, über welches Jerome, ein Bruder Napoleons, herrschte. Die Hauptstadt des neuen Reiches wurde Kassel. 2. Zum Glück kam Preußen nach diesen Niederlagen zur Erkenntniß seiner Fehler. Die Königin Luise schrieb an ihren Vater: „Es wird mir immer klarer, daß alles so kommen mußte, wie es gekommen ist. Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbar neue Weltzustände ein, und es soll eine neue Ordnung der Dinge werden, da die alte sich überlebt hat und in sich selbst als abgestorben zusammenstürzt. Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen, wir sind mit der von ihm geschaffenen neuen Zeit nicht fortgeschritten, deshalb überflügelte sie uns." Friedrich Wilhelms erste Sorge war es nun auch, das gestimmte Staats- und Heerwesen neu zu gestalten und zu ordnen, und ausgezeichnete Männer, die das redliche Streben hatten, das Vaterland wieder zu heben, standen ihm treulich zur Seite. Vor allem war es der redliche Freiherr von Stein, der durch eine bessere Staatsverwaltung die Kräfte des Volkes hob und Gememsinn und echte Vaterlandsliebe in den Herzen weckte. Zwar mußte er auf Befehl Napoleons fein Amt niederlegen und Deutschland verlassen; aber sein Nachfolger Hardenberg wirkte in seinem Sinne fort. Ebenso suchte Scharnhorst durch Umgestaltung des ganzen Kriegswesens das Heer mit Liebe zum Könige und zum Vaterlande zu erfüllen. Der Waffendienst wurde als eine Ehrenpflicht dem ganzen Volke auferlegt. Im Frieden von Tilsit hatte sich Preußen freilich verpflichten müssen, nur eine Armee von 42,000 Mann zu halten; indem aber Scharnhorst einen Theil des Heeres entließ, dafür Rekruten einzog und, wenn diese einexerziert waren, von neuem wechselte, brachte er, des Feindes Wachsamkeit täuschend, die Zahl der schlagfertigen Krieger auf das Dreifache. Außer den Räthen des Königs suchten auch Männer aus dem Volke, voll von glühender Vaterlandsliebe, das heranwachsende Geschlecht zu bilden. Ernst Moritz Arndt weckte durch seine Lieder das schlummernde • Nationalgefühl; Friedrich Ludwig Jahn strebte durch das Turnen alle Stände wehrhaft zu machen und sie mit Muth und Kampfeslust zu erfüllen. Johann Gottlieb Fichte wagte es, in Berlin, während die Trommeln der französischen Besatzung durch die Straßen wirbelten, seine berühmten Reden „an die deutsche Nation" zu halten, die wie ein Aufruf gegen die verhaßte Fremdherrschaft erklangen. 3. Im Jahre 1809, als Napoleon mit Spanien in einen hartnäckigen Kampf verwickelt war, erhob Oesterreich sich von neuem, um dic

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 150

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
150 Frühjahr 1870 hielt er sich für schlagfertig, denn sein Kriegsminister hatte ihm erklärt, „daß auch nicht mehr ein Gamaschenknopf an der Ausrüstung der Armee fehle." Jetzt suchte Napoleon nur noch nach einem Vorwande zum Kriege, und der war bald gefunden. Die Spanier ließen nämlich einem Verwandten des preußischen Königshauses, dem Prinzen Leopold von Hohenzollern, ihre Königskrone anbieten. Da forderte Napoleon, der König von Preußen solle als Familienhaupt der Hohenzollern dem Prinzen Leopold die Annahme der spanischen Königskrone verbieten. Diese unberechtigte Forderung wies König Wilhelm zurück. Inzwischen erklärte Prinz Leopold, um allen Streit zu vermeiden, daß er auf die spanische Königswürde verzichte. Aber Napoleon war noch nicht zufrieden. Da er durchaus Krieg haben wollte, so schickte er seinen Botschafter Ben edetti nach dem Bade Ems, wo sich der König Wilbelm gerade aufhielt, und ließ denselben auffordern, sich schriftlich zu verpflichten, daß er niemals einwilligen wolle, wenn die Spanier künftig wieder einen Hohenzollern zum Könige wählen würden. Zudem hatte Benedetti noch den geheimen Auftrag, den König bei dieser Gelegenheit „anzufahren". Benedetti setzte daher allen Anstand aus den Augen, indem er den König auf einem Spaziergange anredete, um seinen Auftrag auszurichten. Der König wies den unverschämten Franzosen gebührend ab. Diese Abweisung erklärte Napoleon für eine Verletzung der Ehre Frankreichs, wofür er Preußen am 19. Juli den Krieg ankündigte. 2. Darüber entstand großer Jubel in Frankreich. In zwei, drei Wochen, so prahlte man, wolle man nach Berlin spazieren und die französischen Adler an den Usern der Spree aufpflanzen. Das deutsche Volk aber stand zusammen wie ein Mann. Auch die Süddeutschen, auf welche Napoleon gerechnet hatte, eilten herbei und stellten sich unter die bewährte Führung des preußischen Königs. . Der Geist der Freiheitskriege war wieder aufgewacht, und vieltausendstimmig erbrauste der Gesang: „Lieb Vaterland magst ruhig fein: Fest steht und treu die Wacht am Rhein!" Napoleon dachte, den Feind unvorbereitet zu finden, aber das deutsche Kriegswesen war so vortrefflich geordnet, daß die deutschen Heere eher schlagfertig dastanden als die französischen. Kaum 14 Tage nach der Kriegserklärung waren drei deutsche Heere, 400,000 Mann stark, an der Grenze ausgestellt. 3. Am 28. Juli kam der Kaiser mit seinem Sohne bei Metz an und veröffentlichte von hier eine Ansprache an die Armee, in welcher er pomphafter Weise sagte: „Das Weltall hat seine Augen auf euch gerichtet, von unserem Erfolge hängt das Schicksal der Freiheit und der Civilisation ab." - Auch der König von Preußen erließ eine Proklamation an sein Volk, als er am 31. Juli Berlin verließ. „Mein Volk weiß mit mir," sagte er darin, „daß der Friedensbruch und die Feindschaft wahrhaftig nicht auf unserer Seite war; aber herausgefordert, sind wir entschlossen, gleich unsern Vätern und in fester Zuversicht auf Gott den Kamps zu bestehen zur Errettung des Vaterlandes." Diese einfachen, mannhaften

5. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 79

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
nannte. Friedrich Wilhelm I. sah wohl ein, da bei der Eifersucht seiner Nachbarn zur Erhaltung und Vermehrung seines Landes ein stets schlag-fertiges Heer unbedingt notwendig sei. Auch war er berzeugt, da selbst hohe Ausgabe fr ein steheudes Heer viel geringer seien, als der groe Nochteil, den cht unglcklicher Krieg dem Lande bringt. Er der-mehrte deshalb das Heer von 38000 Mcntn aus 83000 Mann; die Uniform der einzelnen Truppenteile wurde genau bestimmt, und alle Soldaten muten mit Strenge und Genauigkeit eingebt werden. Das Heer war anfangs ein Sldnerheer, das mit allen Mitteln angeworben wurde. Spter versuchte der König die allgemeine Wehrpflicht einzufhren. Die Wehrpflicht lastete jedoch fast allein auf den Bauern; die Bewohner der Städte waren frei, damit.sie ihre Gewerbe betreiben knnten. Er teilte das Land in ^Kantone ein; die Ausgehobenen (Kantonisten) muten ein Jahr .bei der^ Fahne dienen, .spter wurden sie zu krzereu buugeu eingezogen.')' Gehorsam, Pnktlichkeit und Sauberkeit waren die vornehmsten Soldatentugenden, auf Manneszucht wurde streng gehalten (Gassenlaufen), Fahnenflucht anf das hrteste bestraft. Fürst Leopold vou Dessau, der Schpfer der preuischen Infanterie, stand dem König hierbei treu zur Seite.5' In seinen Offizieren suchte der König das Ehrgefhl zu wecken; auch lie er sie nicht mehr von den Obersten auswhlen, sondern stellte, sie selber au und sah hierbei nicht so sehr auf Abstammung und Her-fnft, als vielmehr auf Anlage und Tchtigkeit. Um einen guten Nachwuchs fr die lteren Offiziere zu Haben, grndete er zu Berlin das Sta delteukorps. Er traf ferner die Einrichtung, da den Rekruten Unterricht in der Religion, im Lesen, Schreiben und Rechnen erteilt wurde. Fr die Kinder verstorbener Soldaten grndete er das Militr-Waisenhaus zu Potsdam.' Auffallend war des Klligs Vorliebe fr recht groe Soldaten, lauhe Kerls", und sein Leibregimeut in Potsdam war eine wahre Riesengarde von 4000 Mann. Es befand sich unter ihnen keiner, der nicht wenigstens 1,88 m Hoch war; der Flgelmann Jonas ma sogar 2,5f> m. Wo man von einem recht groen Menschen hrte, da suchten des Knigs Werber ihn durch eine groe Geldsnmme, aber auch durch List und ewalt in ihren Besitz zu bringen. Auswrtige Fürsten konnten Friedrich Wilhelm keine grere Freude bereiten, als wenn sie ihm recht groe Soldaten schickten. Diese Riesengarde wurde ganz besonders tchtig einexerziert und bildete das Mnsterregiment fr das ganze Heer./ ') Die Kantonisten erhielten eine rote Halsbinde. Heute schmcken sich die ausgehobenen jungen Leute mit Blnmen und bunten Bndern.

6. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 82

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
82 Wege zu rumen. Um den Sohn zu retten, zog die Mutter mit dem Knaben nach einem Dorfe in der Nhe Moskaus, wo er zu einem krftigen, hochstrebenden Jngling heranwuchs. Durch den Umgang mit wohlgebildeten Auslndern wurde seine Lern- und Wibegierde befriedigt und der junge Zar im stillen Tr seine sptere hohe Stellung vorbereitet. Er lernte die deutsche und holln-dische Sprache kennen, hrte von den Sitten und Einrichtungen der gebildeten Völker des westlichen Europas, und es erwachte in dem jungen Herrscher der lebhafte Wunsch, auch seine Untertanen dereinst auf eine gleiche Stufe der Gesittung und Bildung zu erheben. Unter Leitung des Schweizers Lefort, der bedeutende militrische Kenntnisse besa, bildete er sich eine Leibgarde' Poieschni, d. i. Kameraden, die ganz nach europischer Weise ein-gerichtet und eingebt wurde. Lefort war der Hauptmann dieser Truppe, Peter selber trat als Gemeiner ein und brachte es bis zum Range eines Leutnants! Diese anfangs kleine Schar, die nach und nach zwei Regimenter ausmachte, wurde die Pflanzschule der russischen Garde, die die Macht der Strelitzen brechen' die herrschschtige Sophia strzen und den Grund zu Rulands Kriegsruhm legen sollte. Als Sophia durch die Strelitzen einen neuen Angriff ans das Leben des jungen Zaren machen lie, schlug er den Angriff mit Hilfe seiner Kameraden" und Freunde nieder, sperrte seine Schwester in ein Kloster und bernahm als siebzehnjhriger Jngling die Alleinherrschaft. 2. seine Regierung. Das Hauptstreben Peters war daraus gerichtet, Rußland zu einer europischen Gromacht zu erheben. Zu diesem Zwecke wollte er sein Land, das sich noch im Zustande asiatischer Barbarei befand, nach dem Muster eines Kultur st aates umgestalten und ihm durch die Gewinnung des Schwarzen und Baltischen Meeres eine ein-Jiitr-eiche Stellung im Rate der Völker Europas verschaffen. Zur Erreichung dieses Zieles verbesserte er das Heer, schuf eine Flotte, entri den Trken die Stadt Asow an der Mndung des Don und erhielt so den Schlssel zum Schwarzen Meere. Er schickte junge Russen zu ihrer Aus-bildung nach Deutschland, Holland und Italien, zog europische Offiziere, Gelehrte, Knstler und Handwerker ins Land, fhrte europische Kleidung und Sitten ein und errichtete hhere und niedere Lehranstalten. Weil ihm bei diesen Neurungen die Geistlichen hindernd in den Weg traten, machte er sich selber zum Oberhaupte der russisch-griechischen Kirche. Um die abendlndischen Einrichtungen mit eigenen Augen zu sehen, unternahm Peter eine Reise durch Preußen, Hannover und Holland. Fr alles zeigte er ein lebhaftes Interesse, berall besuchte er die Werksttten und Zimmerpltze, und in Zaandani bei Amsterdam soll er als gewhnlicher Zimmermann unter dem Namen Peter Baas auf einer Schiffswerft gearbeitet haben. Amsterdam mit seinem lebhaften Handel, seinen Schiffen und Schleusen, seinen Soldaten und Maschinen war ihm eine ganz neue Welt. Von Amsterdam reiste er nach England, wo besonders das englische Seewesen seine Aufmerksamkeit und sein Staunen erregte. Tchtige Männer, besonders erfahrene Seeleute, nahm er in seinen Dienst und schickte sie nach Rußland. Dann ging die Reise der Dresden und Wien nach der Heimat zurck, wo auf Anstiften seiner Schwester ein neuer Aufstand ausgebrochen war. Die

7. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 153

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
von Orleans) und der Geistlichkeit (Bischof Talleyraud) schlo sich der neuen Krperschaft an. Als hierauf tu der Nhe von Paris Truppen angesammelt wurden und der König den beim Volke beliebten Minister Necker entlie, geriet ganz Paris in Aufregung. Die Sturmglocken wurden gelutet, die Zeug-Huser erbrochen und die Bastille, eine alte Zwingburg und zugleich ein Staatsgefngnis namentlich fr politische Verbrecher, in dem wieder-holt unschuldig Verurteilte gesessen hatten, erstrmt.') Von Paris verbreitete sich die immer noch zunehmende Grung durch das ganze Land. In den Provinzen erhoben sich die hart bedrckten Bauern gegen ihre Gutsherren, erstrmten und plnderten Schlsser und Klster, vernichteten die Pachturkunden und vertrieben Edelleute und Geistliche, die als Emigranten zu den benachbarten Staaten ihre Zuflucht nahmen und besonders an den Hfen deutscher Bischfe am Rhein eine freundliche Aufnahme fanden. 2. Die verfassunggebende (konstituierende) Nationalver-sammlung. (17891791). a) Wichtige Beschlsse. An Stelle der Reichsstnde war die verfassunggebende (konstituierende) Nationalversammlung getreten; um der stets wachsenden Volkswut gegen Adel und Geistlichkeit Einhalt zu hm, fate sie iu der denkwrdigen Nacht vom 4. aus den 5. August 1789 eine Reihe wichtiger Beschlsse. Durch die Verkndigung der Menschenrechte" wurden die Vor-rechte einzelner Stnde, Personen und Krperschaften aufgehoben; fortan sollten alle Franzosen gleiche Rechte haben. Der Leibeigenschast der Bauern wurde ein Ende gemacht; ans die Steuerfreiheit, das Jagdrecht und die anderen feudalen Rechte mute der Adel verzichten (Sturz des Feudalstaates). Den Brgern Frankreichs wurde das Recht zuerkannt, Abgeordnete zu whlen (politische Freiheit); jede religise berzeugung sollte geduldet werden (religise Freiheit)/ jeder seine Meinung in Wort und Schrift nern (Rede- und Pre-freiheit), jeder ungehindert feine geistigen und krperlichen Krfte zu feinem wirtschaftlichen Fortkommen gebrauchen knnen (Gewerbesreiheit). Die Verwaltung des Landes wurde dem Könige und der Volksvertretung bertragen, doch wurde dem Könige nnr ein r) Das Andenken an diese Tat wird heute in Frankreich als nationaler Festtag gefeiert.

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 154

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
154 aufschiebendes Einspruchsrecht (suspensives Veto) zugestauden. Frankreich war aus einer absoluten eine konstitutionelle Monarchie geworden. b) Der Zug nach Versailles. Eine Brotteueruug, die in Paris ausgebrochen war, benutzte der ehrgeizige und herabgekommene Herzog von Orleans (Philipp Egalite), um bei dem Volke den Verdacht zu erregen, der König wolle Paris aushungern lassen. Ein roher Volkshausen, bei dem die Fischweiber, die sogenannten Damen der Halle", die erste Rolle spielten, zog nach Versailles, wo der König residierte, drangen nachts in das Schlo nnb zwangen die knigliche Familie, inmitten eines lrmenden und hhnenden Pbels uach Paris berzusiedeln. Dorthin wurde auch die Nationalversammlung verlegt, die weiter sortsuhr, alles Bestehende nach und nach zu beseitigen. Die Gter der Kirche und das persnliche Eigentum des Knigs wurden als Eigentum der Nation erklrt, die Geistlichen sollten wie Beamte vom Staate bezahlt und vom Volke gewhlt werden. Der Erbadel wurde aufgehoben und ihm Titel und Wappen genommen. Das Land wnrde in 83 Departements eingeteilt; die Namen der alten Grafschaften und Herzogtmer sielen fort. Nach einer neuen Gerichtsordnung whlte sich das Volk selber die Richter; das gerichtliche Verfahren war ffentlich, mndlich und kostenfrei. Freiheit. Gleichheit, Brderlichkeit war das Lofnngswort, Brger und Brgerin die allgemeine Anrede. In Paris bildeten sich republikanische Vereinigungen (Klubs), die alle Ordnung der den Haufen zu werfen beabsichtigten. c) Das Verbrderungsfest und der Fluchtversuch des Knigs. Am Jahrestage der Erstrmung der Bastille sollte auf dem Marsfelde bei Paris ein groes Verbrderungsfest" gefeiert werden. Der König und die Nationalversammlung hatten sich eingefunden, ein hoher Altar, der Altar des Vaterlandes" war aufgebaut, an dem der Bischof von Autuu, Tallehrand, ein feierliches Hochamt hielt; alle waren truuken vor Freude; nur zu bald sollten der Frankreich noch schlimmere Ereignisse hereinbrechen, als es bereits gesehen hatte. Die Rede- und Prefreiheit benutzten die Fhrer des Volkes, be-sonders die Jakobiner, um das Land gegen König, Geistlichkeit und alle hher gestellten und vermgenden Leute auszuhetzeu. Der König, der sich in seiner Freiheit beschrnkt und in seiner Sicherheit gefhrdet sah, entschlo sich, mit seiner Familie, zu entfliehen; doch ehe er die Greuze erreichte, wurde er in St. Meuehould erkannt

9. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 155

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
155 und in Varennes festgehalten und dann unter Hohn und Spott des Pbels als Gefangener nach Paris zurckgefhrt, wo er gezwungen wurde, den Eid auf die Verfassung zu leisten. Die gesetzgeberische (legislative) Nationalversammlung. (1791 1792^. a) Die Gefangennahme des Knigs. Nachdem die verfassunggebende Nationalversammlung ihr Werk, dem Lande eine Verfaffuug zu geben, vollendet hatte, trat an ihre Stelle die gesetz-gebende (legislative), die durch Erla von Einzelgesetzen die Verfassung weiter ausbauen sollte. In dem Parlamente bernahm die Linke, die republikanische Partei, in der die Girondisten^) und Jakobiners am rcksichtslosesten vorgingen, die Fhrung, während die Rechte, die sich aus den Anhngern der konstitutionellen Monarchie zusammensetzte, immer mehr an Einflu verlor. Der König wurde gezwungen, an sterreich, das sich mit Preußen verbndet hatte, um dem revolutionren Treiben in Frankreich entgegenzutreten, den Krieg zu erklären; er tat es. Als er sich aber weigerte, die Geistlichen, die die Verfassung nicht beschworen hatten, aus dem Lande zu weisen und die Emigranten, die innerhalb einer festgesetzten Frist nicht zurck-gekehrt waren, zum Tode zu verurteilen und ihrer Gter-verlustig zu erklären, als serner die Preußen und sterreicher in Lothringen einrckten und der Herzog Karl Ferdinand von Braunschweig eine Erklrung verffentlichte, die alle Anhnger der neuen Staatsform in Frankreich bedrohte; da reizten die Jakobiner den zahlreichen Pbel der Vorstdte zu einem Sturm auf die Tuillerim. Der König flchtete mit den Seinen in die Nationalversammlung, wo er Schutz zu finden hoffte; aber feine Worte: Ich bin hierher gekommen, um Frankreich ein groes Verbrechen zu ersparen, ich hoste, nirgends sicherer zu fein als in ihrer Mitte!" machten keinen Eindruck. Er wurde mit seiner Familie zum Tempel", einem bnrghnlichen Gebude, gebracht und unter strenge Aufsicht gestellt; sein Schicksal lag bei der Nationalversammlung, seine Regierung hatte ein Ende. b) Die Septembermorde. Als die Nachricht von der Ein-nhme Verdnns durch die Preußen nach Paris gelangte, benutzten die Jakobiner diese Gelegenheit, die letzten Anhnger des Knigtums aus dem Wege zu rumen. Der Justizminister Dauton, selbst ein wtender *) Sie fhrten ihren Namen nach dem Departement der Gironde. 3) So genannt nach dem Orte ihrer Zusammenkunft, einem frheren Kloster der Jakobiner (Dominikaner).

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 156

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
156 - Jakobiner, ordnete jene frchterlichen Hinrichtungen an, die unter dem Namen Septembermorde" bekannt sind. In den Tagen vom 2. bis 7. September wurden von dem entmenschten Pbel, von Mnnern und Weibern, Geistliche und Laien, Adlige und Brger, Muuer und Frauen, ja selbst Kinder mit ausgesuchter Grausamkeit und wster Roheit hingemordet. Die Zahl der getteten adligen und geistlichen Personen betrug gegen 1500. 4. Der Nationalkonvent. (17921795.) a) Der Kuigs-tnorb. An Stelle der gesetzgebenden Nationalversammlung trat der N a t i o n a l k o n V e n t, der gleich in seiner ersten Sitzung die Verfassung nderte; das Knigtum wurde abgeschafft und Frankreich fr eine Republik erklrt. Auf Betreiben der Bergpartei",') zu der die Blutmenschen Robespierre, Marat und Danton gehrten, wurde beschlossen, dem Könige den Proze zu machen. Louis Capet", wie die Republikaner den König Ludwig Xvi. nannten, mute vor den Schranken des Gerichtes erscheinen; er wurde des Hochverrates angeklagt und mit einer Stimme Mehrheit zum Tode verurteilt. Am 21. Januar 17 93 wurde der König von Frankreich ffentlich durch das Fallbeil hingerichtet. Im Oktober desselben Jahres folgte ihm seine Gemahlin, die Knigin Maria Antoinette, ebenfalls aus das Schafott; der Dauphin wurde dem Schuhmacher Simon, einem entmenschten Jakobiner, bergeben, der das unschuldige Kind langsam zu Tode qulte; es starb nach zwei Jahren infolge der aus-gestandenen Mihandlungen im Alter von noch nicht elf Jahren. b) Die Schreckensherrschaft. Infolge der Hinrichtung des Knigs entstand ein Brgerkrieg im Innern und ein Krieg mit sst allen Staaten Europas. Die Bergpartei", welche der die Girondisten die Oberhand gewann, richtete eine wahre Schreckens-Herrschaft (Terrorismus) ein. Die vollziehende Gewalt wurde dem Wohlfahrtsausschu" (comite de salut public), der aus deu wtendsten Jakobinern sich zusammensetzte, bertragen, eine neue Zeit-rechnung^) eingefhrt, das Christentum abgeschafft und in der Kirche Notre Dame vor einer bel beleumundeten Sngerin als Gttin der Vernunft die Hymne der Freiheit angestimmt. Ans den Glocken wurden Kanonen gegossen, aus den goldenen und silberueu *) Auch Sansculotten genannt, weil ihre Mitglieder statt der Kniehosen (culottes) lange Hosen (pontalons) trugen. 2) Sie begannen mit dem 20. September 1792.
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