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man ein und sendete es nach jenem fernen Königreiche zu dem neuen
Kurfürsten, der immer in Geldnoth war. Das Land zu regieren,
daran dachte man nicht. Ordnung, Gesetz und Recht hatten auf-
gehört. Jeder hausete nach Belieben. Ob die Menschen zu Dutzen-
den an den Straßen lagen und ermordet waren, ob Dörfer und
Städte, angezündet von Raubgesindel, in lichten Flammen standen,
das war gleichgültig und fiel alle Tage vor. Nur Gewalt galt.
Die Edelleute waren unter den Räubern die tollsten. Sie über-
fielen Städte und Dörfer, Reisende und Unterthanen, und plün-
derten aus, wer ihnen vorkam. Das arme Land war sehr unglücklich.
Unterdeß war Sigismund deutscher Kaiser geworden, und die
Brandenburger, welche der guten Regierung des Kaisers Karl ge-
dachten, freuten sich, daß Sigismund jetzt ihr Kurfürst sei, denn
sie hofften von ihm Errettung aus ihrer grenzenlosen Noth. Er
versprach auch den Abgeordneten alles Mögliche, aber nicht durch
ihn sollte dem Lande Erlösung werden. Ein anderes Fürstenhaus
sollte unter Gottes sichtbarem Beistände unser Vaterland nach und
nach zu einer Höhe erheben, die Niemand geahnet hatte.
19. Der Burggraf von Nürnberg, Friedrich Vi., Fürst zu
Hohenzollern, erhält das Kurfürstenthum Brandenburg.
In dem schönen Theile von Deutschland, der von uns nach
Mittag zu liegt, ist ein kleines Land, das heißt Hohenzollern-
Hechingen. Dort steht auf einem 800 Fuß hohen Berge ein Schloß,
welches jetzt uralt ist, das aber vor vielen Jahrhunderten schön und
herrlich war. Denn in alten Zeiten wohnte dort ein berühmtes
Fürstengeschlecht, die Grafen von Hohenzollern. Man weiß
fast nicht den Ursprung dieser Grafen anzugeben, so alt ist diese
Fürftensamilie. Doch erzählen die alten Nachrichten, daß um das
Jahr 1164 ein Prinz aus diesem Hause vom damaligen deutschen
Kaiser das Burggrafenthum Nürnberg bekam. Diese Würde war
nicht bedeutend; aber von jeher verbanden die Glieder des Hohen-
zollern'schen Hauses Weisheit mit Tapferkeit, und diese beiden
Eigenschaften machten es, daß die Burggrafen von Nürnberg gar
bald zu größerer Macht gelangten. Ungefähr 150 Jahre nachher
hatten sie die Fürstenthümer Anspach und Baireuth, die jetzt zu
Baiern gehören, in Besitz. Nachher wurden sie in den Reichsfürsten-
stand erhoben. Fürst Friedrich V., der 1398 starb, hinterließ zwei
Söhne, Johann und Friedrich, die sich in die väterliche Erbschaft
theilten. Als Johann nach wenigen Jahren starb, erhielt Friedrich
die gesammten Besitzungen. Dieser Friedrich Vi., Fürst zu Hohen-
zollern und Burggraf zu Nürnberg, war inniger Freund des Kaisers
Sigismund. Ihm verdankte der Kaiser in allen Dingen Hülfe.
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Karl Karl Sigismund Burggraf_von_Nürnberg Friedrich_Vi Friedrich Friedrich_V. Friedrich_V. Johann Friedrich Friedrich Johann Friedrich Friedrich Friedrich_Vi Friedrich Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Geldnoth Brandenburg Deutschland Hechingen Burggrafenthum_Nürnberg Nürnberg
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baten den deutschen Bund um Hülfe und dieser drohete, aber man
kehrte sich in Kopenhagen nicht daran. Endlich wurde das Treiben
zu toll. Mehrere Mächte schlossen in London einen Vertrag, das
„Londoner Protokoll" genannt, in welchem die Rechte der Herzog-
thümer festgestellt und auch bestimmt wurde, daß der Prinz Christian
von Holstein-Glücksburg der Nachfolger des kinderlosen dänischen
Königs Friedrich Vii. sein sollte. Plötzlich starb im Herbste 1863
dieser König und König Christian Ix. bestieg den dänischen Thron.
Ihn zwang die aufrührerische Partei in Kopenhagen, eine Ge-
sammtstaats-Verfassung zu unterschreiben, nach welcher die deutschen
Herzogtümer dänisch gemacht werden sollten. Jetzt griff der deutsche
Bund ein. Hannoveraner und Sachsen rückten im December 1863
in Holstein und Lauenburg und besetzten das Land. Die Dänen
zogen sich ohne Widerstand nach Schleswig zurück. Dies Herzog-
thum zu besetzen, verweigerte der deutsche Bund; da erklärten Preu-
ßen und Oesterreich, sie würden allein die Sache in die Hand neh-
men. 40,000 Preußen und 25,000 Oesterreicher setzten sich unter
dem Oberbefehle des Feldmarschalls Wrangel in Marsch. Als Er-
kennungszeichen trugen die Verbündeten eine weiße Binde um den
linken Arm. Die Oesterreicher unter dem Generale von Gablenz
gingen auf die Städte Rendsburg und Schleswig zu, die Preußen
unter dem Befehle des Prinzen Friedrich Karl auf Kiel und Eckern-
förde. Am 30. Januar 1864 wurde der dänische Obergeneral
de Meza aufgefordert, das Herzogthum Schleswig zu räumen; —•
er werde es auf die Waffen ankommen lassen, gab er zur Antwort.
Am 1. Februar überschritten die Verbündeten die Eider; — der
Krieg war da.
Die Dänen hatten sich in das Danewirke zurückgezogen. Das
Danewirke war eine 3 Meilen lange Befestigung, nahe hinter einem
Meeresarme belegen, die Schlei genannt. Schon vor tausend Jah-
ren errichteten die Dänen dort einen hohen Wall aus Holz und
Stein zum Schutze gegen die alten Sachsen. Diese Feste war in
den letzten zwanzig Jahren außerordentlich stark ausgebaut. Sie
bestand aus 19 Schanzen mit 30 bis 40 Batterien. Die 60 bis
70 Fuß hohen Wälle, die starken, steinernen Gewölbe, die mit
Wasser gefüllten tiefen Gräben, der breite Meeresarm, die Schlei,
die große Menge Kanonen und die 25,000 Dänen im Danewirke
waren eine gewaltige Wehr. Am 2. Februar rückte Prinz Fried-
rich Karl auf den östlichen Flügel der Feste, den Brückenkopf beim
Städtchen Missunde los. Der Feind hatte 7 Schanzgräben vor
Missunde angelegt; die jungen preußischen Soldaten stürmten frisch
darauf und setzten sich in den Gräben fest. 72 Kanonen donnerten
gegen die Dänen, doch diese wehrten sich tapfer und hielten den
Brückenkopf fest. Der Prinz beschloß, an der Schlei abwärts zu
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Extrahierte Personennamen: Christian
von_Holstein-Glücksburg Friedrich_Vii Friedrich Christian_Ix Friedrich_Karl Friedrich Karl Meza Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Kopenhagen London Kopenhagen Sachsen Holstein Lauenburg Schleswig Oesterreich Kiel Sachsen
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und Aristobulus Ii., eroberten Palästina und setzten den Jdumäer,
Herodes den Großen, zum König (Statthalter) über das Land.
Nach seinem Tode wurde das Land unter seine drei Sohne vertheilt.
Archelaus erhielt Judäa, Samaria und Jd'umäa; Herodes An-
tipas Galiäa und Pcräa und Philippus das Land jenseits des
Jordans. Archelaus wurde seiner Grausamkeiten wegen abgesetzt
und ein röm. Statthalter, Landpflegcr genannt, wurde über sein Land
gesetzt. Die Römer theilten das Land ein in: Judäa, Samaria,
Galiläa, Pcräa oder das Land jenseit des Jordans. Diese
Eintheilung bestand zu der Zeit, als Jesus Christus erschien und
wir wollen nun diese einzelnen Provinzen wie die merkwürdigsten Oertcr
näher beschreiben.
20. Judäa.
Judäa, die südlichste und größte Provinz deü Westjordanlandcs,
wurde nördlich von Samaria begrenzt und umfaßte die Gebiete der
Stämme Juda, Simeon, Benjamin und Dan. Ein westlicher Küsten-
strich reichte indessen über Cäsarea Palästina hinaus. Jdnmäa
wurde gewöhnlich mit unter Judäa begriffen. Die Bewohner hatten
sich möglichst vor aller Vermischung mit andern Völkern zu bewahren
gesucht, und waren nicht wenig stolz darauf, echte Israeliten zu sein.
Ja, sie verachteten deshalb die andern Juden, namentlich die Galiläer.
Jerusalem, Hauptstadt, zählte zu Jesu Zeit 120,000 Ein-
wohner. In der ältesten Geschichte hieß Jerusalem auch Salem und
Jebuö. Auch wird Jerusalem Stadt Gottes, heilige Stadt, Davids
Stadt, Tochter Zion genannt. Jerusalem lag auf und an vier
Hügeln und hatte 12 Thore. Die Stadt war durch Mauern und
Thürme stark befestigt und war reich an schönen, herrlichen Gebäuden.
Der Tempel, auf Moriah, hatte fast Stunde im Umfang. Die
Burg Davids, auch Zion genannt, lag auf Zion. Der von Salomon
erbaute Pglast diente allen nachfolgenden Königen zur Wohnung.
Der Marmorpalast des Herodes war mit großer Verschwendung erbaut.
Die Burg Antonia war mit römischen Soldaten bcl-'gt. In der
Nähe von Jerusalem lag Gethsemane, am Fuße deö Oelberges,
ein Meicrhof nebst Garten, in welchem der Heiland oft des Nachts
verweilte und auch gefangen genommen wurde. An dem Wege nach
Jericho, jenseits des Oelberges, lagen die Flecken B^thphage und
Bethanien. Drei Stunden nordwestlich von Jerusalein lag der
Flecken Emmauö. Jerusalem wurde 70 Jahre nach Christo gänzlich
zerstört. Alle Herrlichkeit der Stadt ist jetzt dahin, und nur 20,000
Ew., bestehend auö Juden, Mohamedanern und Christen, bewohnen
dieselbe.
Bethlehem, früher Ephrata, lag 2 Stunden südlich von Jcru-
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