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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 426

1904 - Habelschwerdt : Franke
426 Deutschlands unter Preuens Fhrung. Der 1866 gegrndete Norddeutsche Bund" wurde durch den Beitritt von Bayern, Wrttemberg, Baden und Hessen zu einem Deutschen Bunde" erweitert. Nachdem die Vertrge mit den sddeutschen Staaten abgeschlossen waren, wurde König Wilhelm von dem Könige Ludwig von Bayern im Namen der deutschen Fürsten aufgefordert, als Prsident des neuen Deutschen Bundes, der den Namen Deutsches Reich" erhalten sollte, in Erinnerung an die Kaiserherrlichkeit des alten Reiches den Titel Deutscher Kaiser" zu führen. Der norddeutsche Reichstag erteilte den Bundesvertrgen mit den sddeutschen Staaten seine Zustimmung und sandte eine Abordnuug nach Versailles, um den König Wilhelm zu ersuchen, die deutsche Kaiserkrone anzunehmen. Der Sprecher der Deputation war derselbe Dr. Simson, der als Abgesandter der Frank-furter Nationalversammlung im Jahre 1849 Friedrich Wilhelm Iv. vergeblich die Kaiserkrone angetragen hatte. Tief ergriffen erklrte König Wilhelm, da er infolge des einmtigen Wunfches des deutschen 18. 1. 1871 Volkes und seiner Fürsten die Kaiserkrone annehmen werde. Die feierliche Kaiserproklamation erfolgte am 18. Januar 1871 im Spiegelsaale des glnzenden Knigsschlosses zu Versailles in Gegen-wart der versammelten deutschen Frsteu. In seiner Proklamation an das deutsche Volk erklrte Kaiser Wilhelm I.: Wir bernehmen die kaiserliche Wrde in dem Bewut-sein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reichs und seiner Glieder zu schtzen, den Frieden zu wahren, die Unabhngigkeit Deutschlands, gesttzt auf die geeinte Kraft seines Volkes, zu ver-teidigen. Wir nehmen sie an in der Hoffnung, da dem deutschen Volke vergnnt sein wird, den Lohn seiner heien und opfermtigen Kmpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu genieen, welche dem Vaterlande die seit Jahrhunderten entbehrte Sicherung gegen erneute Angriffe Frankreichs gewhren." Er schlo mit dem Wunsche: Uns aber und Unfern Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allzeit Mehrer des Deutschen Reichs zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gtern und Gaben des Friedens, auf dem Gebiete nationaler Wohl-fahrt, Freiheit und Gesittung." Am 21. Mrz erffnete der Kaiser den ersten deutschen Reichstag, der die neue Reichsverfassung zu berate hatte. 1). Die Vergrerung des Deutschen Reiches. Durch Elsa-Lothringen wurde das Deutsche Reich um 14 500 qkm und um Die Errichtung des neuen Deutschen Reiches. Atzler, Qu. u. L. Iii. Ergnzungen Nr. 37 und 38. Die Kaiserproklamation in Versailles. Atzler, a. a. O. Thronrede Kaiser Wilhelms I. an den ersten deutschen Reichstag am 21. Mrz 1871. Atzler, a. a. O.

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 459

1904 - Habelschwerdt : Franke
459 Befestigungen werden geschleift. China zahlt an die Verbndeten Mchte Entschdigungen und gewhrt Erleichterungen im internationalen Ver-kehr. Eine von einem kaiserlichen Prinzen geleitete Sondergesandtschaft bedauert dem Deutschen Kaiser gegenber die Ermordung des Freiherrn von Ketteler, zu dessen Ehren ein Denkmal in Peking errichtet wird. Im Sommer 1901 kehrten die siegreiche Truppen aus China ins Vaterland zurck, und einige Monate darauf empfing Kaiser Wilhelm die von dem Prinzen Tschnn gefhrte Shnegesandtschaft. Der Aufstand in Sdwestafrika. Im Januar 1904 brach in Sdwestafrika pltzlich und unvermutet ein allgemeiner Aufstand der Hereros aus. Eine Anzahl deutscher Farmen wurden geplndert und viele Ansiedler ermordet. Da die Aufstndischen gut bewaffnet sind und die Vorteile des schluchtenreichen, mit Dornbschen bewachsenen Gelndes trefflich zu bentzen verstehen, haben sie den deutschen Truppen schon empfindliche Verluste zugefgt. 5. Kaiser Wilhelms Ii. Som fr die arbeitenden Klassen. Schon in seiner ersten Thronrede erklrte Wilhelm Ii., da er die soziale Gesetzgebung im Sinne seines kaiserlichen Grovaters frdern wolle, betonte aber zugleich, da er jeder Untergrabung der staatlichen Orduuug mit Festigkeit entgegentreten werde. Infolge der kaiserlichen Anregung lsten die gesetzgebenden Krperschaften in kurzer Zeit eine Riesenaufgabe, indem sie bis 1889 das Gesetz der die Jnvaliditts-und Altersversicherung schufen. Diese Versicherung trat am 1. Januar 1891 ins Leben und brachte die Bestrebungen Kaiser Wilhelms I. fr das Wohl der arbeitenden Bevlkerung zu einem gewissen Abschlu. Um einige in der Praxis hervorgetretene Mngel der Versicherung zu beseitigen und den Kreis der Versicherungspflichtigen zu vergrern wie auch die Erlangung der Renten zu erleichtern, trat am 1. Januar 1900 an Stelle der bisherigen Bestimmungen das Jnvalideuversicheruugsgesetz. Nachdem fr die arbeitsunfhig gewordenen Arbeiter gesorgt worden war, fate Kaiser Wilhelm die Entwicklung des Arbeiterschutzes ins Auge. Zu diesem Zwecke berief der Kaiser zu Anfang des Jahres 1890 den Staatsrat, der ihm Vorschlge machen sollte, wie den sozialen belstnden abzuhelfen sei. In demselben Jahre erffnete der Kaiser die auf seinen Vorschlag in Berlin zusammengetretene internationale Arbeiterschutzkonferenz, in der die Vertreter der europischen Regierungen die hierher gehrenden Fragen errterten. Als Frchte dieser Bestrebungen kamen in Deutschland das Gesetz der die Gewerbegerichte (1890), die in bestimmten Fllen Streitigkeiten Kaiser Wilhelms Ii. Frsorge fr die Arbeiter. Atzler, Qu. u. L. Iii.

3. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

4. Theil 3 - S. 266

1880 - Stuttgart : Heitz
266 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. trifft, so ist sie nicht aufzuzählen, unter anberm ein Gürtel von Diamanten, zwei mit Diamanten besetzte Uhren, fünf Köcher mit Rubinen, Saphiren und Perlen, bte schönsten Zobel von der Welt und tansenb Kleinigkeiten." Am andern Tage hielt Sobieski mit dem Kaiser und den andern Fürsten seinen Einzug in Wien. Das Volk jubelte, aber sah nur aus den tapfern König, nicht auf den schwachen Kaiser, der in der Stunbe der Noth sein Volk im Stiche gelassen hatte. Mit Inbrunst stimmte Sobieski in der Augustinerkirche das „Herr Gott, bich loben wir" an, und bankbar sang ihm das gerührte Volk nach, währenb alle Glocken jubelnb brein tönten. Karct Mustapha würde auf des Sultans Befehl enthauptet; aber leiber hatten die Türken 6000 Männer, 11,000 Frauen, 14,000 Mäbchen und 50,000 Knaben aus Oestreich in die Sklaverei geschleppt, von benen nur 600 auf dem Schlachtfelbe gerettet würden. — Seitbem fittb die Türken nicht wieber nach Dentschlanb gekommen. Ueberhanpt hörten sie auf, für Europa ein Gegenstanb des Schreckens zu sein, seitbem Prinz Eugen ihnen einige schwere Nieberlagen in Ungarn beigebracht hatte. Der tapfere Sobieski starb 1696,*) und sogleich begann unter den nie einigen Polen das Ränkespiel Über die Königswahl. Zwei Bewerber, ein französischer Prinz (von Conti) und Kurfürst August von Sachsen, boten den Polen Gelb über Gelb; enblich siegte August, mit dem Beinamen: der Starke. Er hat von 1697—1733 regiert. Um König von Polen zu werben, mußte er sich zux römischen Kirche bekennen. Das that er auch ohne viel Bebenken. Zur Beruhigung seiner Sachsen erklärte er, daß er nie katholische Minister annehmen wolle. Beibe Länber hat er aufs gewissenloseste regiert; unbekümmert um das Wohl seiner Unterthanen, sann er nur auf die Befriebigung feines Ehrgeizes und seiner Prunksucht und vergeubete das ihnen abgepreßte Gelb durch Jagben, Schwelgereien und anbete Ergötzlichsten. Währenb des spanischen Erbfolgekriegs starb der unfähige *) König Sobiesky, 1674—1696, war ein ausgezeichneter-Kriegsmann, aber als Regent ließ er es nicht selten an der Unparteilichkeit und Gerechtigkeit fehlen, welche in dem Parteigewirr zur Behauptung des königlichen Ansehns nothwendig war. Er machte sich Gegner durch auffallende Begünstigung seiner Anhänger und war zu nachgiebig gegen die Habsucht und die Ränke seiner Gemahlin, der Tochter eines französischen Marquis, welche an den französischen Umtrieben in Polen so leidenschaftlich sich betheiligte, daß sie sogar die Wahl ihres Sohnes zum Nachfolger des Vaters verhindern half.

5. Theil 4 - S. 199

1880 - Stuttgart : Heitz
Sonderbund. 199 sogenannten „Sonderbund" zu gegenseitiger Abwehr fremder Ueberfälle. Die radicale Partei forderte dagegen Ausweisung der Jesuiten und die Auflösung des mit den Bundesgesetzen nicht verträglichen Sonderbundes, und erlangte bei der allgemeinen Tagsatzung wirklich einen hierauf lautenden Beschluß. Die katholischen Cantone fügten sich nicht, und so beschloß denn die Tagsatzung, sie mit Gewalt ihrem Willen zu unterwerfen. Der General Du-four rückte an der Spitze einer von Genf gestellten Armee gegen Freiburg und Luzern an, nach deren Unterwerfung die übrigen Cantone sich freiwillig ergaben. In Folge dieses Ausgangs setzten die Radicalen eine Aenderung der schweizer Verfassung durch, um der Bundesregierung mehr Gewalt gegenüber den einzelnen Cau-tonen zu geben.

6. Theil 4 - S. 337

1880 - Stuttgart : Heitz
Proclamation. Attentat. 337 Mir vorsetze. Ich will das Recht des Staates nach seiner geschichtlichen Bedeutung befestigen und ausbauen und die Institutionen, welche König Friedrich Wilhelm Iv. ins Leben gerufen hat, aufrecht erhalten. Treu dem Eide, mit welchem Ich die Regentschaft übernahm, werde ich die Verfassung und die Gesetze des Königreichs schirmen. Möge es Mir unter Gottes gnädigem Beistände gelingen, Preußen zu neuen Ehren zu führen! Meine Pflichten für Preußen fallen mit Meinen Pflichten für Deutschland zusammen. Als deutschem Fürsten liegt Mir ob, Preußen in derjenigen Stellung zu kräftigen, welche es vermöge feiner ruhmvollen Geschichte, feiner entwickelten Heeres-Organifation unter den deutschen Staaten zum Heile aller einnehmen muß. Das Vertrauen auf die Ruhe Europas ist erschüttert. Ich werde Mich bemühen, die Segnungen des Friedens zu erhalten. Dennoch können Gefahren für Preußen und Deutschland heraufziehen. Möge dann jener Gott vertrauende Muth, welcher Preußen in feiner großen Zeit beseelte, sich an Mir und Meinem Volke bewähren und dasselbe Mir auf Meinen Wegen in Treue, Gehorsam und Ausdauer treu zur Seite stehen. Möge Gottes Segen auf der Aufgabe ruhen, welche Sein Rathschluß Mir übergeben hat." Wenige Tage nach seinem Regierungsantritt erließ der König eine umfassende Amnestie, eröffnete am 14. Januar den Landtag und nahm dessen Huldigung entgegen. In der Thronrede hatte der König die Verstärkung des Heeres betont; der Landtag bewilligte für das laufende Jahr eine Erhöhung des Militairbudgets. Nach dem Schluffe des Landtags begab sich der König zu feiner Erholung nach Baden-Baden und wäre hier beinahe das Opfer eines ruchlosen Attentats geworden. Der König ging ant 14. Juli 1861, Morgens 8 \ Uhr, in der Richtung von Baden kommend, in der Lichtenthaler Allee spazieren, als ein junger, scheinbar einige 20 Jahre alter Mensch, von hinten kommend, an dem König vorüberging und ihn ans so besonders ehrfurchtsvolle Weise grüßte, daß es dem König auffiel. Bald nachdem der Fremde so vorübergegangen, verkürzte er feine Schritte und ließ nun den König an sich vorüber, wobei er abermals sehr freundlich grüßte. Wenige Minuten später begegnete der König feinem Gesandten, Grafen Flemming, und nahm ihn als Begleiter mit. Indem sie die Richtung gegen Lichtenthal fortsetzten, fielen etwa 200 Schritte jenseits der Kettenbrücke hinter Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 22

7. Theil 4 - S. 121

1880 - Stuttgart : Heitz
Tugendbund. 121 über die künftige Einrichtung des ganzen deutschen Vaterlandes, rme über die Verfassung in den einzelnen Staaten entstanden die heftigsten öffentlichen Streitigkeiten. Ein Theil von denjenigen gerade, welche die Befreiung des Vaterlandes am thätigsten vorbereiten geholfen hatten, stellte jetzt Anforderungen an die Regierungen, welche diese fürerst nicht befriedigen zu können glaubten. Gleich nach dem Tilsiter Frieden hatte sich unter dem heimlichen Schutz der allverehrten Königin Luise selber unter dem Namen des Tugendbundes ein Verein gebildet, welcher seinen Mitgliedern die strengste sittliche und geistige Ausbildung zur Pflicht machte, dessen geheimes Bestreben aber zunächst auf die Befreiung des deutschen Vaterlandes gerichtet war. An der Spitze des Bundes stand der Minister Stein, zu den Mitgliedern gehörten Prinzen des königlichen Hauses und Männer wie Scharnhorst, Gneisenan, Jork, Schill, Schleiermacher, Niebnhr it. a. Von ihnen ging vorzüglich die geheime Anregung zu dem feurigen Aufschwung aus, welcher die Wunder der Tapferkeit und der patriotischen Hingebung im Freiheitskriege bewirkte. Als aber die Befreiung von dem fremden Joch erkämpft war, da nahm der schwärmerische Geist der Freiheit und Vaterlandsliebe, welche den Tugendbund beseelte, eine andere Richtung. In ihrer Begeisterung sür das deutsche Vaterland wünschten viele, daß Deutschland zu einem einigen mächtigen Reich würde; die Größe der gegen Frankreich errungenen Erfolge ließ sie die Hindernisse übersehen, welche der Erreichung jenes Wunsches damals noch entgegenstanden. Sie waren mißvergnügt über das unvollkommene Band der Einigkeit, welches der wiener Congreß durch die deutsche Bundesacte geschaffen hatte, und machten ihrem Unwillen in öffentlichen Schriften Luft. Daß noch über ein halbes Jahrhundert verfließen würde, bis ein einiges Deutschland wiedergewonnen sei; daß zur Erfassung dieses Zieles mehr nothwendig sei, als die Abfchüttelnng der französischen Zwingherrschaft; daß Völkerstürme, Umwälzungen, blutige Kriege, vor allem aber das Einleben des Einheitsgedankens in den Sinn des Volkes den noch weiten Weg erfüllen würden, welchen die göttliche Vorsehung dem deutschen Volke bestimmte, — dies alles hätten in jenen Zeiten die Wenigsten geglaubt. Auch die Begeisterung für die Freiheit, welche der Tugend-, buud genährt hatte, nahm jetzt eine andere Richtung. Ein Theil der Mitglieder war von den Ideen, welche die französische Revolution verbreitet hatte, lebhaft ergriffen, und verlangte die Umän-

8. Theil 4 - S. 187

1880 - Stuttgart : Heitz
Verfassung. >187 beralismus verwickelt gewesen waren, besonders den General von Boyen (als Kriegsminister) und den Dichter E. M. Arndt, in den Staatsdienst zurück. Die Hoffnungen des Volks steigerten sich zu einer lebhaften Begeisterung, als Friedrich Wilhelm Iv. bei den Huldigungen in Königsberg und in Berlin selbst mit erhabenen Worten die Ueberzeugung von seinen hohen Regentenpflichten und den ernsten Willen aussprach, dieselben mit Gottes Hülfe zu erfüllen; als er gelobte „ein gerechter Richter, ein treuer, sorgfältiger, barmherziger Fürst, ein christlicher König zu sein" wie sein unvergeßlicher Vater; als er in Königsberg die schönen Worte sprach: „Bei uns ist Einheit an Haupt und Gliedern, an Fürst und Volk, im großen und ganzen herrliche Einheit des Strebens aller Stände nach einem schönen Ziele: nach dem allgemeinen Wohl in heiliger Treue und wahrer Ehre!" — und in Berlin: „Ich gelobe mein Regiment in der Furcht Gottes und in der Liebe der Menschen zu führen, mit offenen Augen, wenn es die Bedürfnisse meiner Völker, mit geschlossenen, wenn es die Gerechtigkeit gilt. — Ich will vor allem dahin trachten, dem Vaterlande die Stelle zu sichern, auf welche es die göttliche Vorsehung durch eine Geschichte ohne Beispiel erhoben hat, auf welcher Preußen zum Schilde geworden ist für die Sicherheit und für die Rechte Deutschlands. In allen Stücken will ich so regieren, daß man in mir den echten Sohn des unvergeßlichen Vaters, der unvergeßlichen Mutter erkennen soll, deren Andenken von Geschlecht zu Geschlecht in Segen bleiben wird." Schon zu Königsberg waren jedoch einige Mißtöne mitten in der allgemeinen Freude laut geworden; bei der Versammlung der preußischen Stände war eine Adresse an den König beschlossen worden, in welcher er zwar in der Form einer vertrauensvollen Bitte, aber doch sehr nachdrücklich an das Versprechen seines Vaters erinnert wurde, eine ständische Verfassung für Preußen ins Leben zu rufen. Der König erwiederte darauf im wesentlichen, daß schon sein Vater in Betracht der Ergebnisse, welche er in andern Ländern wahrgenommen, den Gedanken einer allgemeinen Volksvertretung aufgegeben, dagegen in Uebereinstimmung mit der geschichtlichen Entwickelung Preußens allen Theilen der Monarchie Provinzial- und Kreisstände gegeben habe. Dieses Werk immer treu zu pflegen und einer für das geliebte Vaterland immer ersprießlichern Entwickelung entgegen zu führen, sei eine der wichtigsten und theuersten Pflichten seines königlichen Berufs. Er fügte

9. Theil 4 - S. 214

1880 - Stuttgart : Heitz
214 Neueste Geschichte. 3. Periode. Deutschland. theilhaftere Wendung zu geben, beschloß der König, sich an die deutschen Sympathien seines Volkes zu wenden. Schon früher hatte er persönlich eine warme Begeisterung für Deutschlands Einheit gepflegt; um so mehr glaubte er jetzt in solchem Sinne an die deutsche Nation appelliren zu können. In einer Proclamation vom 21. März verkündete er, daß er sich zur Rettung Deutschlands an die Spitze des Gesammtvaterlandes gestellt habe und als constitutioneller König Führer der freien, wiedergeborenen deutschen Nation sein wolle, und Tags darauf hielt er, mit den deutschen dreifarbigen Fahnen umgeben, einen feierlichen Umzug, um nochmals dieselbe Absicht zu verkündigen. In Berlin wurde damit zwar ein augenblicklicher Halt in der wilden Aufregung erreicht, dagegen fand des Königs Anerbieten im übrigen Deutschland keinen günstigen Boden mehr. Während noch vor wenigen Wochen die Führer der Liberalen dem König gleiche Vorschläge gemacht hatten, war jetzt das deutsche Volk durch radicale Wühler schon zu ganz andern Hoffnungen aufgeregt, und überdies hatte die Kunde von dem Berliner Straßenkampf dem König vollends die Zuneigung der Süddeutschen entzogen. Inzwischen hatte die Aufregung sich allen Provinzen des preußischen Staats mitgetheilt, und von allen Seiten wurde der König durch Deputationen um noch weitere Zugeständnisse bestürmt. Durch einen Erlaß vom 22. März verhieß er die Berufung einer constituirenden Nationalversammlung, welche eine Verfassung auf „breitester Grundlage" für Preußen feststellen sollte. Vorher trat der Vereinigte Landtag im April noch zu einer zweiten Sitzung zusammen, beschränkte aber seine Aufgabe darauf, durch Erlaß eines Wahlgesetzes mit unbeschränkten Urwahlen der Nationalversammlung die Wege zu bahnen. Aber nun bemächtigten sich vielfach unreife, selbstsüchtig nach Gewalt strebende Menschen des Eingusses auf die Volksversammlungen; die ruhigeren, besonnenen Bürger ließen sich einschüchtern und zogen sich zurück. So herrschte lange Zeit hindurch in Berlin, wie in den größeren Provinzral-städten, die größte Zügellosigkeit der aufgereizten -Volksmassen. Das Stocken der Gewerbthätigkeit vermehrte die arbeitslosen Kräfte, welche sich als willige Werkzeuge jener Führer gebrauchen ließen; zugleich versuchte man nicht ohne Glück in einzelnen Provinzen die Bauern durch blendende Verheißungen gegen die Gutsherren aufzuwiegeln, und so schienen alle Verhältnisse einer gänzlichen Auflösung entgegen zu gehen.

10. Theil 4 - S. 356

1880 - Stuttgart : Heitz
356 Neueste Geschichte. 3. Periode. verlegt ward. Vergeblich machte Preußen Vorschläge zu einer ehrenvollen Übereinkunft; der König von Hannover ging auf Verhandlungen nur ein, um Zeit und Gelegenheit zu gewinnen, die Truppen aus' der eisernen Umarmung heraus zu ziehen. So kam es am 28. Juni, nachdem am Tage vorher ein von General Flies mit schwachen Streitkräften tapfer, aber vereinzelt unternommener Angriff mißglückt war, zu einem blutigen Gefecht bei Langensalza, in welchem die Hannoveraner zur Capitulation gezwungen wurden. König Georg begab sich nach Wien; die Mannschaften wurden in ihre Hetmath entlassen. Sachsen, Hannover und Kurhessen wurden besetzt und die Civilverwaltuug von preußischen Behörden übernommen. In Italien war auf die Nachricht von dieser Eröffnung der Feindseligkeiten König Victor ©mannet mit seinem Heere gegen Venetien aufgebrochen. So war zum Erstaunen aller Welt in einer kurzen Spanne Zeit ganz Nord deutsch land in die Gewalt Preußens gekommen; ein Glück verheißender Anfang und ein unermeßlicher Vortheil für die weitere Führung des Krieges. Aber das Schwerste stand noch bevor: der Krieg mit Oestreich. Am 18. Juni erließ König Wilhelm folgenden Aufruf: „An Mein Volk! In dem Augenblicke, wo Preußens Heer in einen entscheidenden Kampf auszieht, drängt es Mich, zu Meinem Volke, zu den Söhnen und Enkeln der tapfern Väter zu reden, zu welchen vor einem halben Jahrhundert Mein in Gott ruhender Vater unvergessene Worte sprach. Das Vaterland ist in Gefahr. Oestreich und ein großer Theil Deutschlands steht gegen dasselbe in Waffen. Nur wenige Jahre find es her, seit Ich aus freiem Entschlüsse und ohne früherer Unbill zu gedenken, dem Kaiser von Oestreich die Bundeshand reichte, als es galt, ein deutsches Land von fremder Herrschaft zu befreien. Aus dem gemeinschaftlich vergossenen Blute, hoffte ich, würde eine Waffenbrüderschaft erblühen, die zu fester, auf gegenseitiger Achtung und Anerkennung beruhender Bund es genoss enf ch aft und mit ihr zu all' dem gemeinsamen Wirken führen würde, aus welchem Deutschlands innere Wohlfahrt und äußere Bedeutung als Frucht hervorgehen sollte. Aber meint Hoffnung ist getäuscht worden. Oestreich will nicht vergessen, daß seine Fürsten einst Deutschland beherrschten; in dem jüngern, aber kräftig sich entwickelnden Preußen will es keinen natürlichen Bundesgenossen, sondern einen feindlichen Nebenbuhler
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