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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 121

1822 - Elberfeld : Büschler
Kaiser aus verschiedenen Häusern. 121 hineinragte, sprang darauf, stieß den Kahn mit dem Fuße in die Wellen zurück und entfloh über die steilen Felsen. Wohl wissend, daß nun sein und seiner Kinder Leben unwiderruflich verloren sey, wenn der Landvogt lebe, der ans dem Stürme noch entkommen war, lau- erte er ihm auf und erschoß ihn in der hohlen Gasse bei Küßnach. Diese That regte alle Gemüther auf. Schon lange waren sie über die Tyrannei der Landvögte erbittert ge, wesen und zuletzt hatten drei freiheitsliebende Männer, Werner S ta n ffa ch e r von Schwyz, W a l t h e r F n r st im Lande U-ri, Tests Schwiegervater, und Arnold von Melchthal in Unterwalden, mit einander einen Bund zur Befreiung des Vaterlandes geschworen. Jeder batte zehn vertraute Männer unter seinen Freunden ausgewählt, und diese 33 hatten sich in der Nacht Mittwochs vor Mar- tinitag im 1.1.307 auf einer abgelegenen, von Felsen um- schlossenen, Wiese gm Vierwalvstätter-Sce, das Rütli genannt, versammelt und den alten Bund der Waldstädte beschworen. Sie wollten einander treulich beistehen zur Vertreibung der tyrannischen Vögte und zur Vertheidigung gegen die Angriffe von Oestreich, die sie a.ü sicher voraus sehen konnten. Jetzt nun, als der Geßler dnrch Tests Pfeil gefallen war, hatten sie es nur noch mit dem zweiten Vogte, dem Landenberg, zu thun. Dessen Veste Sarnen wurde durch eine wohlansgcdachtc List gewonnen. Am Ncujahrstage 1308 gingen zwanzig rüstige Männer von Unterwalden, mit Kälbern, Ziegen, Lämmern, Hühnern und Hasen, als den gewöhnlichen Neujabrsgpschenlen, zur Burg hinauf. Landenberg begegnete ihnen, als er gerade zur Messe herabging, und wies sie in die Burg. Da sie im Thore waren, stieß einer in ein Horn und auf dies Zeichen rannten 30 andere aus dem Gebüsch bewaffnet den Berg heran, während die 20 ein Eisen hervorzogen und auf ihre Stöcke steckten. Die Burgleute wurden gefangen und Laudenberg, der Kunde von dem Vorfall erhielt, floh. Er wurde eingeholt aber nicht gctödtet, weil die Verbün- deten geschworen hatten, ohne Noth kein Blut zu vergie- ßen; ste ließen ihn schwören, den Boden der Schweiz nie wieder zu betreten und ließen ihn über die Gränze ziehen. — Von asten Seiten erscholl Jubel über die so leicht, oh- ne Blut, errungene Freiheit, und dazu befreite der Tod des Kaisers Albrecht, im Mai desselben Jahres, die Schwei- zer von der Gefahr, die ihnen von seiner Seite drohte. Albrecht ncmlich rüstete sich schon, Strafe an ihnen zu üben, als ihn der Mordstahl seines eigenen Neffen,

2. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 128

1822 - Elberfeld : Büschler
m M. Ztr. Das Mittelalter. Don 768 — 1517. Kriegen; das Heer der Städte litt aber im offenen Felde mehrere Niederlagen, besonders durch den Grafen Eber- hard von Württemberg und den Pfalzgrafen Ruprecht. Glücklicher waren die Schweizer in dem neuen Krie- ge, den der Herzog Leopold von Oestreich, ein Nachkom- me des Leopold, der bei Morgarten stritt, gegen sie er- hob. Es waren von beiden Seiten Beleidigungen vorge- fallen und nun sollte im I. 1386 ein großes Heer von Rittern und Herren die trotzigen Schweizer Bauern be- kämpfen und vielleicht wieder ganz in den alten Gehorsam bringen. Leopold zog auf Sempach los, wo die Schwei- zer sich zur Schlacht gesammelt hatten. Sein Fußvolk war zwar noch zurück, aber in seiner Ungeduld glaubte er mit seinen Rittern allein den wenig zahlreichen Feind besiegen zu können ; wie er denn überhaupt ein tapferer und hciden- müthiger Fürst war. Er ließ die Ritter absitzen, die Pfer- de hinter die Schlachtordnung führen, und die Ritter schlos- sen sich nun zu einer festen Schlachtreihe, mit vorgestreck- ten Speeren, zusammen. Die Schweizer kamen mit lau- tem Kriegsgeschrei von ihrem Hügel herunter und griffen die Ritter an; aber ihre Strcitärte und Schwerdter wa- ren nicht lang genug, die geharnischten Männer hinter ihren langen Speeren zu erreichen und viele tapfere Schwei- zer waren schon durchbohrt gefallen. Es war ein heißer Sommertag und viel Schweiß und Blut wurde vergossen. Da entschied Arnold von Winkelricd ans Unterwal- den die verzweifelte Schlacht durch Aufopferung seines ei- genen Lebens. Vorspringend umfaßte er so viele Speere aus der Reihe der Ritter, als er mit seinen Armen um- spannen konnte, und indem er mit lauter Stimme rief: „Sorget für mein Weib und meine Kinder, treue liebe Eidgenossen!" drückte er sich die Speere in die Brust und riß sie m seinem Falle mit sich nieder. Schnell drangen die Nachfolgenden durch diese Lücke ein und schmetterten mit ibren kurzen schweren Waffen die Ritter, die sich nicht so behende rühren konnten, von beiden Seiten nieder. Das Glück verließ die Oestrcicher. Ihr Hanptbanner sank. Der Herzog Leopold selbst ergriff es und schwang es hoch über den Schaaren. Man redete ihm zu, sich selbst zu retten; aber er sprach: „Es ist so mancher Graf und Herr mit mir in den Tod gegangen, ich will mit ihnen ehrlich ster- den!" — stürzte sich mitten in den dicksten Haufen der Feinde und wurde im Gedränge zur Erde geworfen. Er rang in der schweren Rüstung, sich wieder empor zu hel- fen , aber ein Landmann ans Schwyz erschlug ibn. Der Fall-des Fürsten brach den Muth der Seinigen gänzlich;

3. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 150

1822 - Elberfeld : Büschler
Í50 m.ztr. Die neuere Zeit, von der Reformation bis jetzt. mahl aber wurde die Zuversicht dco französischen Königs getäuscht. Im kaiserlichen Heere waren auch 15,000 deut- sche Lanzknechte unter dem tapfern Hauptmann Georg Freunds derg; -diese drangen mit solcher Erbitterung auf ihre vaterlandsvergcffenen Landsleute ein , daß diese sammt den Schweizern ihren Angriff nicht aushalten konn- ten und bald das französische Heer mit ia Unordnung brach- ten. Alles floh. Der König hatte sein Pferd verloren und vertheidigte sich noch zu Fuß gegen einen Haufen Spa- nier, die ihtl umringt hatten und nicht tanntcm Zum Glück sah ihn ein französischer Edelmann und rief den kai- serlichen Feldherrn Lannoy herbei. Diesem überreichte der König seinen Degen. Lannoy nahm ihn knicend an und überreichte dem Könige sogleich den seinigen mit den Wor- ten: „cs ist ungeziemend, daß ein so großer König vor einem Unterthan des Kaisers waffenlos bastelten soll." Franz wurde nach Spaniens Hauptstadt Madrid ge- bracht und hat dort 1 Jahr als Gefangener gelebt. Karl verlangte als Preis der Loslassung das Herzogthum B u r- gund, welches einst.zu der Erbschaft Karls des Kühnen gehört hatte und von den Franzosen widerrechtlich wegge- nommen war. Um nur ans der Gefangenschaft zu kom- men, versprach endlich der König, was von ihm verlangt wurde, und beschwur cs auf die heiligen Evangelien; al- lein, da er frei war, hielt er sein Versprechen doch nicht, unter dem Vorwände, die Stände seines Reichs wollten nicht darein willigen; und als ihm Karl sein wortbrüchi- ges Betragen mit barten Ausdrücken vorwarf, und ihn zum ritterlichen Zweikampfe hcrausfoderte, wich er auch diesem aus: Der Krieg sing wieder an und Tausende ha- den für diese Wortbrüchigkcit des Königs ihr Leben ver- lieren müssen. Dennoch wurde durch alles Blut, in drei nachfolgenden Kriegen, nichts Entscheidendes ausgemacht; Franz bekam das Herzogthum Mayland, welches er durch die Schlacht von Paviä verloren hatte, nicht wieder; aber eben so wenig konnte Karl das Herzogthum Burgund wieder von Frankreich abreißen. 61. Karls V. Züge gegen die Naubstaaten Tunis und Algier, 1535 uno 1541. Ein Licblingsgedanke des Kaisers Karl ist immer der gewesen, gegen den Hanptfeind der Christenheit, die Tür- ken und ihre Helfer, seine ganze Macht zu kehren; und nur die übrigen wichtigen Geschäfte seines Lebens haben ihn verhindert, seinen Wunsch ganz auszuführen. Sobald

4. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 185

1822 - Elberfeld : Büschler
Leopold l. 185» Friedrich Wilhelm wollte feine Stunde zögern, die Ver- wüster seines Landes zu bestrafen, griff sie mnthig an und schlug sic nach einem harten Kampfe gänzlich in die Flucht. Die übrig Gebliebenen mußten schleunig nach ihrem Pom- mern fliehen. Im 3u 1679 wurde endlich zu Ninrwegen Friede gemacht und Ludwig erhielt leider wieder eine der Fe- stungen, die Deutschland gegen Frankreich vertheidigen soll- ten, Frei bürg im Breisgau.— Das war ihm aber laug nicht genug. Was er im Kriege nicht hatte erlangen kön- nen, versuchte er durch freche List im Frieden. Besonders reizte die große und feste Stadt Straßburg seine Hab- sucht, welche eigentlich der Schlüssel des Oberrhcins und so wichtig ist, daß Karl v. einst sagte: „wenn Wien und Straßburg zugleich in Gefahr wären, so würde er Straß- burg zuerst zu Hülfe kommen." Ludwig Xiv. ließ nun durch seine dienstfertigen Räthe, welche eiue Sache am be- sten zu verdrehen verstanden, alte, ganz nichtige Ansprü- che auf jene Stadt und das ganze umlcegende Land her- vorsuchen, um nur irgend einen. Vorwand, gleichviel ob gut oder schlecht, zu haben und darauf rückte er auf ein- mahl, mitten im Frieden, gegen Straßburg, welches eine freie Stadt des deutschen Reiches war, heran und ehe sich die Bürger nur besinnen oder irgend zur Gegenwehr rü- sten konnten, nahm er sie in Besitz. Da half kein Gegen- reden des Kaisers und Reiches, er behielt die Stadt und Landschaft, und damit der Kaiser genug in seinem eignen Lande zu thun hätte, hetzte er noch dazu die Türken gegen ihn auf. Belagerung von Wien durch die Türken 1683. — Der türkische Kaiser batte gerade einen sehr kriegs- lustigen Großvezier, Kara Mustapha, ^>cr seinen Herrn gern beredete, ein großes Heer gegen Oestreich auszurü- sten und gerade auf die Hauptstadt Wien loüzugchcn. Dies geschah mit solcher Schnelligkeit, daß im Frühjahr 1683 zweimahlhunderttausend Türken vor Wien standen, ehe sich das öltreichsche und deutsche Heer zur Gegenwehr hat- te sammeln können/ Sic beschossen die große, nur in der Eile befestigte, Stadt auf das Furchtbarste, sprengten die Walle durch angelegte Minen und waren ganz nahe da- ran, daß sie mit Sturm eindrangen, obwohl sich die Be- satzung unter dem Grafen von Stahrenberg mit Helden- mutb vertheidigte. Als die Noth am größten war, erschien endlich am Abend des 11. Scpt. das Befrciungsheer auf den Höhen des Äalenbergcs und gab seine Ankunft dnrch ein paar Kanonenschüsse zu erkennen. Es bestand aus

5. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

6. Theil 3 - S. 266

1880 - Stuttgart : Heitz
266 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. trifft, so ist sie nicht aufzuzählen, unter anberm ein Gürtel von Diamanten, zwei mit Diamanten besetzte Uhren, fünf Köcher mit Rubinen, Saphiren und Perlen, bte schönsten Zobel von der Welt und tansenb Kleinigkeiten." Am andern Tage hielt Sobieski mit dem Kaiser und den andern Fürsten seinen Einzug in Wien. Das Volk jubelte, aber sah nur aus den tapfern König, nicht auf den schwachen Kaiser, der in der Stunbe der Noth sein Volk im Stiche gelassen hatte. Mit Inbrunst stimmte Sobieski in der Augustinerkirche das „Herr Gott, bich loben wir" an, und bankbar sang ihm das gerührte Volk nach, währenb alle Glocken jubelnb brein tönten. Karct Mustapha würde auf des Sultans Befehl enthauptet; aber leiber hatten die Türken 6000 Männer, 11,000 Frauen, 14,000 Mäbchen und 50,000 Knaben aus Oestreich in die Sklaverei geschleppt, von benen nur 600 auf dem Schlachtfelbe gerettet würden. — Seitbem fittb die Türken nicht wieber nach Dentschlanb gekommen. Ueberhanpt hörten sie auf, für Europa ein Gegenstanb des Schreckens zu sein, seitbem Prinz Eugen ihnen einige schwere Nieberlagen in Ungarn beigebracht hatte. Der tapfere Sobieski starb 1696,*) und sogleich begann unter den nie einigen Polen das Ränkespiel Über die Königswahl. Zwei Bewerber, ein französischer Prinz (von Conti) und Kurfürst August von Sachsen, boten den Polen Gelb über Gelb; enblich siegte August, mit dem Beinamen: der Starke. Er hat von 1697—1733 regiert. Um König von Polen zu werben, mußte er sich zux römischen Kirche bekennen. Das that er auch ohne viel Bebenken. Zur Beruhigung seiner Sachsen erklärte er, daß er nie katholische Minister annehmen wolle. Beibe Länber hat er aufs gewissenloseste regiert; unbekümmert um das Wohl seiner Unterthanen, sann er nur auf die Befriebigung feines Ehrgeizes und seiner Prunksucht und vergeubete das ihnen abgepreßte Gelb durch Jagben, Schwelgereien und anbete Ergötzlichsten. Währenb des spanischen Erbfolgekriegs starb der unfähige *) König Sobiesky, 1674—1696, war ein ausgezeichneter-Kriegsmann, aber als Regent ließ er es nicht selten an der Unparteilichkeit und Gerechtigkeit fehlen, welche in dem Parteigewirr zur Behauptung des königlichen Ansehns nothwendig war. Er machte sich Gegner durch auffallende Begünstigung seiner Anhänger und war zu nachgiebig gegen die Habsucht und die Ränke seiner Gemahlin, der Tochter eines französischen Marquis, welche an den französischen Umtrieben in Polen so leidenschaftlich sich betheiligte, daß sie sogar die Wahl ihres Sohnes zum Nachfolger des Vaters verhindern half.

7. Theil 4 - S. 187

1880 - Stuttgart : Heitz
Verfassung. >187 beralismus verwickelt gewesen waren, besonders den General von Boyen (als Kriegsminister) und den Dichter E. M. Arndt, in den Staatsdienst zurück. Die Hoffnungen des Volks steigerten sich zu einer lebhaften Begeisterung, als Friedrich Wilhelm Iv. bei den Huldigungen in Königsberg und in Berlin selbst mit erhabenen Worten die Ueberzeugung von seinen hohen Regentenpflichten und den ernsten Willen aussprach, dieselben mit Gottes Hülfe zu erfüllen; als er gelobte „ein gerechter Richter, ein treuer, sorgfältiger, barmherziger Fürst, ein christlicher König zu sein" wie sein unvergeßlicher Vater; als er in Königsberg die schönen Worte sprach: „Bei uns ist Einheit an Haupt und Gliedern, an Fürst und Volk, im großen und ganzen herrliche Einheit des Strebens aller Stände nach einem schönen Ziele: nach dem allgemeinen Wohl in heiliger Treue und wahrer Ehre!" — und in Berlin: „Ich gelobe mein Regiment in der Furcht Gottes und in der Liebe der Menschen zu führen, mit offenen Augen, wenn es die Bedürfnisse meiner Völker, mit geschlossenen, wenn es die Gerechtigkeit gilt. — Ich will vor allem dahin trachten, dem Vaterlande die Stelle zu sichern, auf welche es die göttliche Vorsehung durch eine Geschichte ohne Beispiel erhoben hat, auf welcher Preußen zum Schilde geworden ist für die Sicherheit und für die Rechte Deutschlands. In allen Stücken will ich so regieren, daß man in mir den echten Sohn des unvergeßlichen Vaters, der unvergeßlichen Mutter erkennen soll, deren Andenken von Geschlecht zu Geschlecht in Segen bleiben wird." Schon zu Königsberg waren jedoch einige Mißtöne mitten in der allgemeinen Freude laut geworden; bei der Versammlung der preußischen Stände war eine Adresse an den König beschlossen worden, in welcher er zwar in der Form einer vertrauensvollen Bitte, aber doch sehr nachdrücklich an das Versprechen seines Vaters erinnert wurde, eine ständische Verfassung für Preußen ins Leben zu rufen. Der König erwiederte darauf im wesentlichen, daß schon sein Vater in Betracht der Ergebnisse, welche er in andern Ländern wahrgenommen, den Gedanken einer allgemeinen Volksvertretung aufgegeben, dagegen in Uebereinstimmung mit der geschichtlichen Entwickelung Preußens allen Theilen der Monarchie Provinzial- und Kreisstände gegeben habe. Dieses Werk immer treu zu pflegen und einer für das geliebte Vaterland immer ersprießlichern Entwickelung entgegen zu führen, sei eine der wichtigsten und theuersten Pflichten seines königlichen Berufs. Er fügte

8. Theil 4 - S. 434

1880 - Stuttgart : Heitz
434 Neueste Geschichte. 3. Periode. großer Spiegel in goldenem Rahmen. Das Deckengemälde zeigt Ludwig Xiv., wie ihn die olympischen Götter beglückwünschen; in demüthiget Haltung ringsumher stehen die Figuren von Deutschland , Spanien und Holland. Welch ein Contrast zwischen diesem übermüthig prahlenden Bilde und der Wirklichkeit dieses Tages! Ein einfacher Mar war hergerichtet, links und rechts davon standen die Truppen, welche die Fahnen nach Versailles gebracht hatten, die Fahnenträger mit den Fahnen waren auf einer Estrade an einer der schmalen Seiten aufgestellt. Dem Altar gegenüber nahmen der König, der Kronprinz und die vielen fürstlichen Personen ihren Platz, umgeben von zahlreichen Generalen und Osfi-ciereu. Ein Gebet eröffnete die Feier, dann folgte die Predigt auf Grund des 21. Psalms: „Du überschüttest ihn mit Segen und setzest eine goldene Krone auf sein Haupt. Groß ist sein Ruhm durch deine Hülfe, Würde und Hoheit legtest du auf ihn. Der König vertraut auf den Herrn. Sie spannten dir Netze des Unheils, sannen Anschläge, aber vermochten es nicht." Mit dem mächtig hinaufschallenden Liede: „Nun danket alle Gott" war die religiöse Feier beendet. Der König schritt zur Estrade; dort stand der greise Heldenfürst, zu seiner Rechten der Kronprinz, zur Linken Fürst Bismarck; die Fürsten traten hinter den König., Mit bewegter Stimme verkündigte er, daß er die ihm dargebotene Kaiserkrone annehme und ertheilte dem Fürsten Bismarck den Befehl, die Proclamatiou an das deutsche Volk zu verlesen. Darauf trat der Großherzog von Baden vor und rief mit lauter Stimme: „Es lebe hoch der König Wilhelm, der deutsche Kaiser!" Unter dem langen, markigen Jubelrufe der ganzen Versammlung erschütterte sich die stattliche Gestalt des Kaisers vor Rührung, helle Thränen stürzten ihm ans den Augen und in tiefer Bewegung schloß er den Kronprinzen in seine Arme, als dieser zuerst ihm durch Handkuß huldigte. Auch die andern Fürsten und alle Anwesende brachten dem Kaiser ihre Huldigung dar; dann schloß diese denkwürdige Handlung. Das war ein Tag, wie ihn die Geschichte Deutschlands lange nicht gesehen und auf den späte Jahrhunderte mit freudigem Stolze zurückschauen werden. Mit ihm war nicht allein für die deutsche .Nation der Abschluß einer langen, unruhvollen Entwickelung erreicht und die Sicherung einer kraftvollen Zukunft gewonnen, auch dem Frieden Europas war durch das geeinigte Deutschland eine machtvolle Bürgschaft gegeben. Den tapfern Kriegern, welche mit unsäglichen Anstrengungen, mit Blut und Leben

9. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 120

1837 - Elberfeld : Büschler
120 11. Zeitr. Das Mittelalter. Von 768 bis 1517. gezeigt; denn als dieser, auf seine Geschicklichkeit in Turnieren ver- trauend, bei dem Reichstage in Worms 1495 die ganze deutsche Nation zur Probe in den Waffen herausforderte, ließ es sich der Kaiser nicht nehmen, die Ehre seines Volkes zu vertreten, und'warf den Franzosen mit seiner Lanze kräftig vom Pferde. — Dabei war dieser Kaiser ein Beschützer aller derer, die sich in einer Kunst oder Wissenschaft auszeichneten, war in allen, in Europa üblichen, Sprachen erfahren und hat selbst Werke in deutscher Sprache geschrieben. Wäre dieser treffliche Kaiser in einer günstigem Zeit auf den deutschen Thron gekommen, so würde er ohne Zweifel seinen und des Vaterlandes Ruhm auf einen hohen Gipfel gehoben haben. Allein es war schon die Zeit gekommen, da die ritterlichen Tugenden weniger galten, als List und Verschlagenheit; ja selbst das Geld hatte schon eine ungebührliche Herrschaft erlangt. Die französischen Könige, mit denen es Maximilian am meisten zu thun gehabt hat, scheuten sich nicht, ihre Zwecke durch solche Mittel zu erreichen, die die er verachtete. Ein Wort zu brechen, -um dadurch einen Gewinn zu erlangen, die Freunde zu verlassen, mit denen sie eben einen Bund errichtet hatten, und sich mit andern zu verbinden, die ihnen größern Vortheil boten, daraus machten sie sich kein Gewissen. Auch hatte das Kriegswesen schon eine andere Gestalt angenommen. Die Heere bestanden nicht mehr einzig aus Vasallen, welche der Lehnsherr auf- bot, und die ihm mit ihren Knechten die Heeresfolge leisten mußten, sondern größtentheils aus geworbenen Leuten, die für Geld dienten und, je nachdem sie gut bezahlt wurden, bald diesem bald jenem Herrn folgten. Wer viel Geld hatte, konnte große Heere auf die Beine bringen, und da Maximilian oft Mangel daran hatte, weil er es nicht gehörig achtete, so hatten die französischen Könige mei- stentheils den Vortheil gegen ihn. Dieß zeigte sich vorzüglich in Italien, wo sie sich der Stadt und des Gebietes von Mailand zu bemächtigen suchten, obgleich diese von Rechtswegen unter der Lehnsherrschaft des deutschen Kaisers standen, Nach langem Streite behielt es endlich der französische König Franz I. Hätte in Deutschland die rechte Einigkeit geherrscht, so möchten es die französischen Könige wohl nicht gewagt haben, so gegen den Kaiser aufzutreten; allein die innere Unordnung und die langen Fehden hatten Deutschland geschwächt, und überdieß waren die deut- schen Fürsten mehr auf ihren Vortheil als auf die Ehre des Reiches bedacht. Auf den Reichstagen erschienen sie nicht mehr selbst, son- dern schickten Gesandte, und daher gingen nicht nur die Geschäfte sehr langsam, sondern auch die alte Herzlichkeit verschwand immer mehr, welche früher noch oft einen großen Entschluß zur Reife gebracht hatte, wenn Kaiser und Fürsten selbst zusammen kamen und von Ange- sicht zu Angesicht mit einander verhandelten. Die Gesandten dagegen wechselten kalte Worte oder lange schriftliche Erklärungen mit einan- der und setzten ihr Verdienst darin, wenn sie bewirken konnten, daß ihr Land wenig zu den Lasten des Reiches beizutragen brauchte. — Maximilian wollte wenigstens dadurch Deutschland wieder stark

10. Theil 2 - S. 167

1880 - Stuttgart : Heitz
Friedrich Ii. Gregor Ix. 167 zurück nach ihren Steppen. Auf der Stelle, wo Heinrich gefallen war, wurde Kloster Wahlstatt erbaut, noch heute ein weit zu sehendes Wahrzeichen für die Bewohner jener weiten Fläche. Zu dieser Zeit nun regierte in Deutschland, wie schon erwähnt, Kaiser Friedrich Ii. von 1212—50. Friedrich Ii. war ein schöner Jüugling, von mehr zartem als kräftigem Körperbau. Sein schönes, blondes Haar, das ihm in Locken die Schultern umwallte, erinnerte an seinen Großvater Friedrich den Rothbart, und das Feuer, das ihm aus den blauen Augen strahlte, an seine italienische Mutter. Er besaß außer der deutschen Kaiserkrone auch noch Neapel und Sicilien, ein paar herrliche Länder, die er vorzugsweise liebte, und in der That sind auch beide seit dieses Friedrichs Tode nie wieder so blühend gewesen und so gut regiert worden. Aber er hatte das Unglück, sich mit dem Papste zu veruneinigen, der ihn in den Bann that, und wir wissen schon aus der Geschichte Heinrichs Iv., wie übel es war, wenn man den Papst zum Fem^ß hatte. Zwar war Friedrich kein Heinrich, aber trotz aller Anstrengungen während der 38 Jahre, die er regierte, hat er endlich unterliegen müssen. Zuerst veruneinigte er sich mit dem Papste wegen eines Kreuzzuges. Friedrich hatte versprochen nach Palästina zu ziehen, schob aber die Sache von einem Jahre zum andern auf, weil er Wichtigeres zu thun habe.- Das nahm aber der Papst sehr übel; denn das heilige Grab war immer noch in den Händen der Ungläubigen, weil die bisher dahin geführten Haufen nicht geeignet waren, es mit den tapfern Muhamedanern aufzunehmen. Es waren ja sogar knrz vorher, angeregt durch die Reden eines französischen Hirtenknaben, welcher vorgab, himmlische Erscheinungen zu haben, 7000 Knaben nach dem Morgenlande aufgebrochen und bald darauf gar 30,000 Knaben und Mädchen eben deßhalb zu Schiffe gegangen; aber jene hatten sich schon in Italien zerstreut und diese waren durch einen Sturm nach der afrikanischen Küste geworfen worden, wo die Sarazenen sie theils niederhieben, theils zu Sklaven machten. Wenige kehrten in ihre Heimath zurück. Da nun der Papst Gregor Ix., ein mehr als achtzigjähriger, aber schöner, kräftiger Greis von unbezwingbarer Hartnäckigkeit, immer aufs neue auf den Kreuzzug drang, so ging der Kaiser endlich zu Schiffe; doch schon nach drei Tagen stieg er bei Otranto wieder ans Land, weil eine" Seuche auf der Flotte eingerissen war. Der Papst war darüber sehr entrüstet, schrie, das sei ein bloßer Vorwand, und that den Kaiser in den Bann. Dieser, um dem Gregor seinen guten
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