176
Ix. Die Griechen.
Nach der ältern Sage kommt die Blutschuld bald zu Tage, worauf sich Jo-caste das Leben nimmt, Oedipus aber mit der zweiten Gattin, Euryganeia, zwei Söhne, Eteocles und Polynices, und zwei Töchter, Antigone und Jsmene, zeugt. Nach den Tragikern gebiert Jocaste selbst dem Oedipus in längerer Ehe diese Kinder. Endlich kommt eine Pest über das schuldbefleckte Land. Man forscht bei dem Seher Tiresias nach der Ursache und nach dem Mittel der Sühnung, worauf der ganze schreckliche Zusammenhang an Tag kommt. Jocaste tobtet sich mit dem Strick. Oedipus sticht sich die Augen aus und wird dann von den Thebanern aus dem Lande getrieben. Geleitet von seinen Töchtern, Antigone und Jsmene, wandert der blinde Greis nach dem attischen Flecken Colonus, nachdem er den Fluch über die Söhne, die ihn verrathen, ausgesprochen. Im Hain der Erinnyen, wo die „eherne Schwelle" in die Unterwelt führte, findet der greise Dulder endlich Sühnung und Lösung seines harten unverschuldeten Schicksals.
Der Fluch des Oedipus über seine Söhne erfüllte sich bald. Eteocles und Polynices geriethen über das Erbe in Streit, und der letztere mußte aus Theben fliehen. Die Veranlassung seiner Flucht wird in der Dichtung und Sage verschieben angegeben. Nach der geläufigsten Darstellung hatten beibe Brüber die Verabredung getroffen, daß sie abwechselnd die Stadt ein Jahr regieren und ein Jahr meiden wollten, aber Eteocles sei der Ueberein-kunst nicht nachgekommen, woraus Polynices Hülfe suchend sich zu Adrastus, dem Herrscher von Argos und Sicyon, begeben habe. Mit ihm trifft zugleich ein anderer Flüchtling bei Adrast ein, Tydeus, des ätolischen Oeneus Sohn, der seine Vettern im feindlichen Streit erschlagen und darum die Heimat meiden mußte. Adrastus nimmt die Flüchtlinge, die in einer stürmischen Nacht auf seinem Gehöfte erscheinen, gastfreundlich auf, vermählt ihness seine beiden Töchter und verspricht ihnen, sie mit gewaffneter Hand in die Heimat zurückzuführen.
Mit dem Kriegszug nach Theben sollte der Anfang gemacht werden. Zu dem Zwecke werben alle Vettern und Verwanbten von Abrastus zur Versammlung und zum Mahle in die Königsburg berufen. Amphiaraus, dem vermöge feiner Seherkunst der unglückliche Ausgang des Unternehmens bekannt war, widerrieth den Zug; aber Eriphyle, seine Gemahlin, Adrastus' Schwester, hatte von Polynices das prächtige Halsband erhalten, das einst Kadmus der Harmonia verehrt, und sprach zu Gunsten des Unternehmens, das daher auch beschlossen ward.
Sieben argivische Helden, voran Adrastus und Amphiaraus, zogen aus gegen Theben, aber unter ungünstigen Zeichen, denn Zeus mißbilligte das Vorhaben. Durch das Loos werben die sieben Thore der Stadt den sieben argivischen Helden zugetheilt; aber Eteokles stellte jedem der Führer einen auserwählten thebanischen Krieger entgegen. Im ersten Treffen werden die Kadmeer besiegt und in bis Thore zurückgetrieben, worauf die Argiver den
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X. Die makedonischen Reiche.
sodann den Dolch gegen die eigene Brust. Sobald Belgius ihn zur Erde bestattet hatte, ließ er alle Verwundeten niederhauen und zog dann weiter gegen den Spercheus, den er mit Gewalt überschritt. > Jenseits desselben trennte man sich, ein Theil ging nach Pannonien zurück, ein zweiter drang erobernd in Thracien ein, während ein dritter in Griechenland und Makedonien verblieb und das gewohnte Leben fortsetzte.
103. Der iitolischc Sund.
(Nach Jo H. Gust. Drohsen, Geschichte des Hellenismus, und G. F..Schoemann, griechische Staatsalterthümer.)
Die einzige Macht in Griechenland, die um die Zeit des Galliereinfalls eine selbständige Bedeutung hat, ist die der Aetoler. Ihre Kraft ist es, ein rohes, srisches, gleichsam erst beginnendes Volk zu sein. Während die anderen Staaten eine lange Reihe von historischen Entwicklungen hinter sich haben, mit politischen Theorieen experimentirt, mit immer neuen Mißbrauchen und deren Abstellung sich abgeschwächt haben und nun endlich in ihrer kläglichen Gegenwart nichts als einen Wust von Trümmern aus nahen und fernen, guten und üblen Zeiten besitzen, lebt dieses Aetolervolk in der rohen Freiheit jener Urzeit, da das Recht noch reichte, so weit das Schwert reicht, und der ehrliche Raub zur See und zu Lande des wackern Mannes Gewerbe war. Bei den Aetolern war weder der Dorierzug eingedrungen, ' die alte Stammverfasfung zu durchreißen und einen streng gefugten Heerstaat zu gründen, noch hatte die spätere Zeit Colonieen an ihre Küste geführt; sie blieben den übrigen Hellenen fern; die Jahrhunderte, in denen sich Griechenland hoch und höher entwickelte, waren spurlos an ihnen vorübergegangen. Uralt mag der Bund dieser Gaue sein; aber wie locker er gewesen sein muß, ergibt sich daraus, daß an Alexander nach der Zerstörung Thebens die einzelnen Gaue ihre Gesandtschaften sandten. Erst in den Wirren der nächstfolgenden Zeit begann der Bund als solcher hervorzutreten; die alte Fehde-lust, die Raub- und Stegreifzüge einzelner Häuptlinge oder Gaue, das trotzige Gefühl roher Ueberlegenheit ließ bald diesen Bund als einen förmlichen und organisirten Raubstaat erscheinen; in Thermum hoch hinauf in den Bergen hielten die Gaue ihr Bundesfest und ihre Versammlung; dort waren zugleich die Jahrmärkte und die Gastereien; dort in dem Tempel und in den Hallen waren Rüstungen zu Tausenden, waren die Schätze, Prachtgefäße und Fest-gewänder und was Jeder Auserlesenes hatte, aufbewahrt; bei den Zusammenkünften und Gelagen ward dann alle die Pracht zur Schau gestellt, getagt und gefchmaus't, und galt es Krieg, so zog dies Volksaufgebot sofort von dem Zech- und Landtage aus hinaus unter Führung des neuen Strategen,
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Extrahierte Personennamen: Jo_H._Gust Alexander Alexander
330
Ix. Die Griechen.
bei Ehäronea (338) seine Hoffnung zerschmetterte. Aber muthvoll erklärte er in der Versammlung: auch so gereuten ihn seine Rathschläge nicht. Bald änderte ein unerwartetes Ereigniß die ganze Lage der Dinge. Philipp fiel als Opfer eines Meuchelmords; ein noch wenig gekannter Jüngling ward sein Nachfolger. Sofort ward Demosthenes der Stifter einer zweiten Verbindung der Griechen: aber Alexander erschien plötzlich vor Theben; die schwere Rache, die er hier nahm, zerstörte sofort den Bund, die Auslieferung von Demosthenes, Lykurg und mehreren seiner Gehülfen ward gefordert, aber Demades glich damals die Sache aus und besänftigte den König. Seine Kraft blieb also gelähmt, als Alexander nach Asien ging; er fing an, wieder das Haupt zu erheben, als Sparta das Joch abzuschütteln versuchte, aber unter Antipater erlag er. Dennoch war es um diese Zeit, als er durch die berühmteste seiner Reden den Sieg über den beredtesten seiner Gegner davon trug, und Aeschmes Athen verlassen mußte. Aber seine Feinde, die Führer der macedonischen Partei, schienen dadurch nur noch mehr erbittert zu sein, und bald fanden sie eine Gelegenheit, ihn zu stürzen. Wie Harpalus, geflüchtet von Alexander's Heer, mit feinen Schätzen nach Athen kam, und die Frage entstand, ob man hier ihn dulden wollte, ward Demosthenes beschuldigt, durch sein Geld gewonnen zu sein, wenigstens still zu schweigen. Das reichte hin, ihn in eine Geldstrafe verfallen zu machen, deren Nichtbezahlung ihn in den Kerker brachte. Es gelang ihm, daraus zu entfliehen, aber für den Mann, der nur dem Vaterlande lebte, war das Exil so schlimm wie der Kerker. Meist weilte er auf Aegina und in Trözen, von wo aus er mit nassen Augen nach dem nahen Attika hinüberblickte. Plötzlich und unerwartet brach ein neuer Strahl durch die Gewölle. Die Nachricht erscholl, Alexander sei todt. Der Augenblick der Befreiung schien da zu fein, ganz Griechenland gerieth in Bewegung, die Gesandten der Athener durchzogen die Städte, unter sie mischte sich Demosthenes, sprach, half und bewirkte, daß sie sich gegen Macedonien verbanden. Zum Ersatz dafür beschloß das Volk seine Rückkehr, und für Jahre von Leiden folgte endlich ein Tag hohen Lohnes! Eine Triere ward nach Aegina gesandt, den Sachwalter der Freiheit zu holen. Ganz Athen erhob sich, kein Beamter, kein Priester blieb in der Stadt, als der Ruf erscholl, daß Demosthenes aus dem Piräus herausziehe. Ueber-wältigt von seinen Gefühlen pries er sich glücklicher als Alcibiades, denn nicht gezwungen, sondern freiwillig rufe ihn sein Volk zurück! Es war ein Sonnenblick des Glücks, den bald schwärzere Gewölle als je vorher verdunkeln sollten! Antipater und Kraterus siegten," mit ihnen in Athen die mace-donische Partei; Demosthenes und seine Freunde wurden in den Anklagestand versetzt, und auf Demades' Antrag zum Tode verurtheilt. Sie hatten sich schon vorher heimlich aus der Stadt entfernt, aber wo einen Zufluchtsort finden? Hyperides mit zwei Anderen hatten sich auf Aegina in das Heiligthum des Aiax geflüchtet. Umsonst, sie wurden weggerissen, zum Antipater
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Alexander Alexander Alexander Alexander Harpalus Alexander Alexander
Den Herzog von Böhmen erhob er zum Könige, und als solcher erkannte dieser willig die Oberhoheit Deutschlands an.
Das Land östlich von Bayern, zu beiden Seiten der Donau, wurde zu einem selbständigen deutschen Herzogtum Österreich erhoben.
Die Streitigkeiten zwischen den Hohenstaufen und den Welfen, den Herzögen von Bayern, welche unter seinen beiden Vorgängern zu erbitterten Kriegen geführt hatten, legte er bei.
Im ganzen Lande wurden Ruhe und Ordnung in kurzer Zeit hergestellt.
Mit Freuden folgte er dann dem Rufe des Papstes, um diesen gegen die empörten Römer zu schützen und die Kaiserkrone zu empfangen. Auf diesem Zuge hatte er Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, daß das kaiserliche Ansehen in Italien nicht mehr viel galt; namentlich kümmerten sich die reichen Städte Oberitaliens wenig um die kaiserlichen Befehle. Friedrich, der eine hohe Auffassung von der Macht und dem Ansehen eines Kaisers hatte, hielt es für seine Pflicht, jene für ihre Mißachtung des kaiserlichen Ansehens zu züchtigen. Dadurch entstand nicht nur ein Krieg mit den oberitalischen Städten, sondern es kam auch zu Streitigkeiten mit dem Papste. Dreizehn Jahre dauerte der gewaltige Kampf/ Mailand wurde zwar von Grund aus zerstört, aber auch wieder ausgebaut. Dem Kaiser zum Trotz bauten die Italiener eine neue Festung, die sie dem Papste Alexander zu Ehren Alessandria nannten. Friedrich wurde in einer entscheidenden Schlacht bei Legnano 1176, trotz der größten Tapferkeit der Deutschen, vollständig geschlagen.
Nach dieser Niederlage beeilte er sich, zunächst mit dem Papste Frieden zu schließen. Einige Jahre später kam auch eine Einigung zwischen ihm und den oberitalischen Städten zustande. Sie schwuren ihm den Eid der Treue und gaben auch sonst einige Zeichen der Unterwerfung, behielten aber in Wirklichkeit ihre Unabhängigkeit.
Trotzdem Friedrich in dem langen Kriege sein Ziel nicht erreicht, ja sogar einmal eine große Schlacht ver-
Brandenberg, Leitfaden. I. o
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Alexander Alexander Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Brandenberg
— 32
loren hatte, war das kaiserliche Ansehen doch nicht gesunken Ber lerne* wiederholten Anwesenheit in Deutschland zwischen den Heerfahrten nach Italien ging er mit Strenge geaen dre Raubritter vor und verhängte über sie die schärfsten Strafen. ^ Den Rittern, welche sich bei ihren Streitigkeiten selbst Recht zu schaffen und dabei das Besitztum chres Femdes zu zerstören und diesen selbst in ihre Gewalt zu bringen suchten, gebot er Ruhe und Frieden. Aber nicht nur die kleineren Adeligen hielt er im Zaume, auch die höheren strafte er für Bergehen, die sie sich hatten zu Schulden kommen lassen. Schwer mußte Heinrich der Löwe, der mächtige Herzog von Bayern und Sachsen, dasür büßen, daß er ihn vor der Schlacht bei Legnano verlassen hatte. Er wurde verbannt und behielt nur einen kleinen Teil seiner Besitzungen (Brannschweiq und Luneburg). Bayern erhielt des Kaisers treuer Waffengefährte Otto von Wittelsbach, bessert Nachkommen noch heute in Bayern regieren. Das Herzogtum Sachsen wurde in verschiedene Teile geteilt, und mit diesen wurden die Anhänger des Kaisers belohnt.
So sorgte Friedrich ftrr Recht und Gerechtigkeit, für Ruhe und Ordnung. Nachdem der Friede überall hergestellt war, hielt er einen glänzenden Reichstag in Mainz ab. Hier erschienen die Fürsten und Bischöfe, die Grafen
und Ritter, eine unzählige Menge Volkes. Glänzende Ritter-
spiele wurden gehalten. Der Kaiser, noch immer schön von Gestalt und Haltung, ritt selbst mit in die Schranken, seine ritterliche Fertigkeit zu zeigen. Sänger traten auf, die in alten und neuen Liedern das Lob deutscher Tapferkeit und deutscher Treue besangen. Friedrich bewirtete
alle mit kaiserlicher Freigebigkeit und sorgte sür die Unter-
haltung aller.
Selbst in Italien, wohin er einige Jahre später zum sechsten und letzten Male zog, um seinen Sohn mit der Erbin von Unteritalien zu vermählen, wurde er mit Jubel und Begeisterung aufgenommen.
Als im Jahre darauf die Kunde von der Wiedereroberung Jerusalems durch die Türken Europa erschreckte, da hielt Friedrich als Schirmherr der Christenheit es für
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Sachsen Luneburg Bayern Sachsen Mainz Italien Unteritalien Jerusalems Europa
51. Wilhelm I., König von Württemberg.
481
im Februar 1848 von Frankreich über die deutschen Länder hin-
brauste, auch hier die Gemüther. Der König sah sich genöthigt,
ein Ministerium aus „Sr. Majestät getreuer Opposition" zu bilden,
mit Römer, Pfizer, Duvernoy, Goppelt, Männern/ die er bisher
als seine entschiedensten Feinde angesehen. Er hinderte sie jedoch
nicht, den Wünschen seines Volkes gerecht zu werden: alle Erlasse
und Gesetze, die von der Paulskirche ausgingen, wurden als
für Württemberg rechtskräftig anerkannt, die Grundrechte schon
Ende December 1848 promulgirt, die Reichsverfassung nach kurzem
Sträuben angenommen, und Württemberg blieb zuletzt der einzige
Staat, der sie anerkannte. Das Frankfurter Rumpfparlament siedelte
daher nach Stuttgart über; aber die voil ihm hier eingesetzte provi-
sorische Regentschaft ward auf den Befehl des Königs aufgehoben
(s. S. 384). Auf die späteren Unionspläne ging der König nicht
ein, sprach sich vielmehr in der Thronrede 1850 (ohne Vorwissen
seiner Minister) so energisch gegen jede Unterwerfung unter einen
Hohenzollern aus, daß darüber die diplomatischen Verbindungen zwi-
schen Preußen und Württemberg abgebrochen wurden. So war er
denn auch ein hervorragender Theilnehmer an der gegen Preußens
Hegemonie gerichteten Zusammenkunft süddeutscher Monarchen in
Bregenz, im October 1850 (s. S. 388), und wie er in der Thron-
rede erkärt hatte : „Ich unterwerfe mich keinem Hohenzollern", so rief
er hier: „Ich folge meinem Kaiser, wohin er mich ruft."
Zwei politische Lichtpunkte traten noch in den Abend seines Le-
bens. Der eine war, als in den Septembertagen 1857 die beiden
Kaiser von Rußland und Frankreich das Hoflager des Nestors der
deutschen Fürsten wählten, um sich die Hand zu bieten. Napoleon
trug ihm damals die ganze Verehrung des jüngern vor dem greisen
Regenten, den er „von père“ nannte, entgegen, und es war ein
stattlicher Anblick, als der ritterliche König zwischen seinen beiden
Gästen zu Pferde auf dem Volksfeste zu Cannstadt erschien. Obgleich
sich hier ein Freundschaftsbündniß zwischen beiden Monarchen schloß,
stand der König doch keinen Augenblick an, als die deutschen Gren-
zen bedroht waren, die Mobilmachung der Armee aufs energischste
zu betreiben und für Deutschlands Ehre mit Wort und That einzu-
treten. — Der letzte Lichtpunkt war der Besuch des Kaisers von
Oesterreich und des Königs von Baiern. als sie zum Frankfurter
Fürstentage gingen und sich Rath bei ihm über das Reform-Project
(s. S. 468) holten, der sie nicht mehr begleiten konnte. Mit Freuden
begrüßte er den Gedanken der Bundesreform, die er sich freilich nicht
ohne Volksvertretung denken konnte. Der Abend seines Lebens, über
den er sich gern Illusionen hiugab, da er seinen Kräften mehr zu-
muthete, als sie zu leisten im Stande waren, blieb nicht ohne Zeug-
nisse seines unermüdlichen Bemühens für das Glück seines Volkes,
und es bleibt merkwürdig, wie er seine Kreise enger und enger zog,
die Residenz zu seinem Wirkungskreise erlas und sich hier ein steinernes
Pütz, Histor. Darstell, u. Charakteristiken. Iv. Zi
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_I. Württemberg Duvernoy Napoleon
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328 Dritter Zeitraum des Mittelalters: 1096-1273.
Reiche die Ruhe zu sichern, welche für die Kräftigung seines innern Lebens so nothwendig war. Diesen Frieden verletzte jedoch Fürst Raynald von Chatillon, indem er eine Karawane, welche im Vertrauen aus die Eide der Christen an seiner Burg Kerach vorbei nach Aegypten ziehen wollte, überfiel und ausplünderte (1186). Solche Treulosigkeit rächte Saladin durch einen glänzenden Sieg bei Hittin am See Genesareth (5. Juli 1187) über König Guido von Lusignan und dessen stolzes Heer von 30,000 Mann, von welchen nur 1000 entkamen; König Guido und sein Bruder, Raynald von Chatillon, Bonifaz von Montserrat, der Großmeister der Templer, eine Menge Barone und Ritter fielen in- die Gefangenschaft Saladin's, welcher dem Fürsten Raynald, als dem verruchten Urheber dieses Krieges, eigenhändig das Haupt abschlug. Einige Tage daraus fiel Accon, nach zwei Monaten Ascalon, am 3. October die Hauptstadt Jerusalem, und im nächsten Frühjahre unterwarf Saladin bis auf Tripolis und Antiochien sämmtliche Städte und Burgen des nördlichen Syriens.
Eben war Papst Urban Iii. gestorben. Die Nachricht von der Niederlage der Christen bei Hittin soll seinen Tod beschleunigt haben. Sein Nachfolger, der ergraute Gregor Viii., starb schon im zweiten Monate seines Pontificats zu Pisa, ohne nach Rom gekommen zu sein. Seine und seines Nachfolgers Clemens Iii. Bemühungen, die Begeisterung für die Sache des heil. Landes anzufachen, hatten zunächst Erfolg bei den (westlichen) Königen von Frankreich und von England. Aber auch der 67jährige Kaiser Friedrich Barbarossa ließ sich auf dem glänzenden „Hoftage Christi" (curia Christi) zu Mainz (27. März 1188), wo er auf den Vorsitz verzichtete, weil man sich Christus inmitten seiner Gläubigen und als das Haupt dieser Versammlung dachte, durch den Bischof Gottfried von Würzburg, dessen Rede am meisten gezündet hatte, mit dem Kreuze bezeichnen, ebenso sein Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben, und eine Menge Grafen und (4000) Ritter. Der Aufbruch ward auf den 23. April angesetzt, den Tag des heil. Georg, des besondern Schutzpatrons aller Kreuzfahrer, und als Ort Regensburg bestimmt. Was den Kaiser vor Allem bewog, den Landweg dem Seewege vorzuziehen, war außer der Möglichkeit, daß beim Landen des Kreuzheeres in Syrien vielleicht kein Hafen mehr im Besitze der Christen sei, das Vertrauen auf seine Freundschaft mit Kilidfch Arslan, dem Sultan von Jkonium, der früher (1179) um die Hand einer Tochter Friebrich's geworben hatte und versprochen haben soll, mit seinem ganzen Volke zum Christenthum überzutreten. War auch durch den Tod der Tochter die Verbindung, in die der Kaiser bereits eingewilligt hatte, vereitelt worben, so bestanb boch zwischen den beiben Herrschern seitdem ein freundschaftliches Verhältniß, und so durfte man hoffen, im Reiche Jkonium nicht nur keine Wiberfacher, fonbern selbst Bunbesgenosien zu finden. Auch an diejenigen Höfe (von Ungarn, Serbien, Byzanz, Jkonium), bereit Gebiet der Zug berühren mußte, gingen Gesandtschaften, um wegen
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Extrahierte Ortsnamen: Burg_Kerach Jerusalem Tripolis Syriens Rom Frankreich England Christi Mainz Syrien Ungarn Serbien Byzanz Jkonium
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Extrahierte Ortsnamen: Cypern Oesterreich Oesterreich Frankreich Oesterreich Apulien England Jerusalem
101. Die schweizerische Eidgenossenschaft. 497
fest, daß 1291 auf die Nachricht vom Tode Königs-Rudolf I. die reichsfreien Gemeinden Uri und Schwyz mit dem von Habsburg noch völlig abhängigen Nidwalden einen „ewigen" Bund schlossen, als dessen Zweck die Ausschließung fremder Richter hervortritt und der als der erste Ansang der Eidgenossenschaft angesehen wird. Erst mit dem Tode Albrecht's I. tritt der Kampf der Schweizer gegen die Unterwerfungsversuche des Hauses Habsburg in das historische Tageslicht. Denn die historische Kritik hat Tell's That in das Gebiet der Sage verwiesen und den übermüthigen Reichsvögten (Landenberg, Geßler), welche die reichsfreien Waldstätte nöthigen sollten, sich an Oesterreich zu ergeben, den historischen Boden entzogen. *) Der nach Ai-
*) Die Sage, wie sie sich bis zum I. 1170 allmählich ausgebildet hat, lautet also: Albrecht I. schickte zwei Reichsvögte, Hermann Geßler von Bruneck und Bering er von Landenberg, in die Waldstätte; sie drückten das Volk durch Zölle, waren mehr streng als gerecht und reizten es durch rohen Uebermuth. Der Untervogt Wolsenschießen, welcher das Weib des biedern Landmannes Konrad Baumgarten mißhandeln wollte, ward von dem ergrimmten Ehemanne im Bade erschlagen, ohne daß die Brüder des getödteten Edelknechtes Rache nahmen an dem Mörder, welcher gegen Uri entflohen war; sie sprachen, es sei dem Wollüstling Recht geschehen. Die Vögte aber achteten solcher Warnung des Schicksals nicht; vielmehr gebot Beringer von Landenberg 1307 einem Landmann Heinrich von Melchthal in Unterwalden, sein schönstes Paar Ochsen abzuliefern, damit eine leichte Uebertretung seines Sohnes Arnold gebüßt werde. Als nun der Knecht kam und trotz der Bitten die Thiere abspannte, „dieweil der Bauer selber den Pflug ziehen könne", ergrimmte der junge Melchthal, zerschlug dem Diener des Vogts zwei Finger und floh gegen Uri zu seinem Blutsfreunde Walther Fürst. Da ließ Landenberg den Greis, welcher des Sohnes Aufenthalt weder entdecken konnte noch wollte, verhaften und an beiden Augen blenden. Um dieselbe Zeit ließ Geßler bei Altorf eine Veste bauen, die er Zwing-Uri nannte, und forderte von edlen und unedlen Landsassen schwere Frohndienste. Es erging der Befehl, daß jeder Vorüberwandelnde den auf einer Stange zu Altorf erhöhten Hut als Zeichen des Herzogs von Oesterreich und seines Statthalters begrüßen sollte. In denselben Tagen ritt der Vogt gegen Küßnacht und blickte mit neidischem Auge auf das neue, stattliche Haus Werner’S von Stauffacher, welcher in dem Dorfe Steinen wohnte. Auf die Frage: „Wessen ist das Haus?" entgegnete bescheiden der Inhaber: „Herr, es ist meines Herrn des Königs und Euer und mein Sehen." Dennoch versetzte unwirsch Geßler: „Ich bin statt meines Herrn Fürst im Lande und will nicht, daß Bauern Häuser bauen ohne meine Einwilligung, will auch nicht, daß ihr also frei lebet, als ob ihr selber Herren wäret; ich werd's euch wehren!" und ritt weiter. Stauffacher, welcher den geheimen Kummer über des Landes Knechtschaft und des Vogtes Drohung endlich dem klugen Eheweibe mitgetheilt hatte, entschloß sich auf den Rath desselben, gegen Uri zu fahren, Gleichgesinnte zu werben und des Volkes Stimmung zu erforschen. Beides gelang; denn überall hatte der Druck eine dumpfe Gährung hervorgerufen, welche nur eines starken Mittelpunktes bedurfte. Der fand sich alsbald in dem Bündnisse Werner Stauffacher's, Arnold’s von Metch-, Pütz, Histor. Darstell, und Charakteristiken. Ii. 2. Aufl. 32
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Extrahierte Personennamen: Habsburg Albrecht_I. Hermann_Geßler_von_Bruneck Konrad_Baumgarten Konrad Beringer_von_Landenberg Heinrich_von_Melchthal Heinrich Arnold Walther Stauffacher Stauffacher Werner_Stauffacher's