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Es war im Winter 1805. Da wankten auf der Straße, die von
Zwickau ins Vogtland führt, bleiche Gestalten, kaum mit den notdürf-
tigsten Kleidern bedeckt, hungernd und frierend durch Schönfels. Es
waren Flüchtlinge, die der französischen Gefangenschaft entronnen waren.
Wie gern hätten die Einwohner die bittere Not der Unglücklichen ge-
lindert, aber sie selbst plagte der Hunger. Durch Mißernte waren die
Preise der Nahrungsmittel ungeheuer gestiegen, so daß ein Scheffel Korn
45 Mark kostete.
Doch im nächsten Jahre sollte es noch schlimmer kommen. An einem
Herbsttage jagten sächsische Reiter auf schweißbedeckten Pferden durchs
Dorf und verkündeten, daß Preußen und Sachsen eine entsetzliche Nieder-
lage bei Jena an der Saale erlitten hätten. Die Furcht der Bewohner
war groß. Kanonendonner, der bald näher, bald ferner klang, beun-
ruhigte sie immer mehr. Täglich erwartete man die Feinde und sollte
ihre Grausamkeiten bald bitter fühlen.
In unabsehbarer Menge wälzten sich französische und bayerische
Truppen heran. Gierig fielen die Soldaten in die Häuser ein. Alle
Vorräte wurden von den wilden Horden Napoleons geraubt oder aufs
schändlichste verdorben. Das Brot wurde ausgehöhlt und, mit dem
Unflate der übermütigen Soldaten gefüllt, weggeworfen. Die Bewohner
wurden gemißhandelt, mehrere sogar erstochen. Das Pfarrhaus wurde
geplündert, und der Pfarrer wäre getötet worden, wenn ihn nicht ein
Nachbar errettet hätte. Dem geraubten Vieh zerschnitten die grausamen
Menschen einzelne Glieder oder Sehnen. Dann ließen sie die seufzenden
Geschöpfe in ihrem Blute liegen.
Kein Jahr verging nun, in dem nicht Truppen der verschiedensten
Völker durch Schönfels zogen. Die Wirte konnten den Fremdlingen
das Essen nicht gut genug geben. Das Fleisch wurde ohne Brot ver-
zehrt. Auf den fettesten Schweinebraten strichen die wüsten Gesellen
noch frische Butter, und als Zehrung für den Marsch verlangten sie
Braten und Semmeln. Endlich wurde durch die Völkerschlacht bei Leipzig
der übermütigen Fremdherrschaft für immer ein Ende bereitet. Lange
Zeit aber dauerte es, ehe sich die verarmten Einwohner von den Wunden,
die der Krieg geschlagen hatte, erholten. Hertel, Schönfels.
(8. Schuljahr.)
20. Von dem Colombdenkmale.
Wenn du von Zwickau aus der Stadt Lichtenstein zuwanderst, so
gelangst du unweit des Dorfes Pöhlau an ein alleinstehendes Haus.
Es ist die frühere Chausseegeldereinnahme. Unmittelbar bei derselben
siehst du einen großen Granitblock, der mit Kanonenkugeln geschmückt
und mit einer Inschrift versehen ist. Du merkst, daß du vor einem
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Aber sehr bald wucherte neben dem Weizen auch das Unkraut em-
por. Mit übertriebenem Eifer drängten einzelne allzu stürmisch vor-
wärts, andere gefährdeten durch mangelndes Verständnis oder in böser
Absicht die ruhige Entwicklung des guten Werkes. Hatte ja auch in
unserer Gegend ein Thomas Münzer mit seinen Anhängern vieles Un-
heil gestiftet. Um nun die ganze Bewegung in gesunde Bahnen zu
lenkeu und Ordnung in den verworrenen kirchlichen Verhältnissen zu
schaffen, entschloß sich endlich der Kurfürst Johann der Beständige dazu,
daß er eine allgemeine Kirchenvisitation in seinen Ländern unter Luthers
maßvoller Leitung abhalten ließ.
1529 fand diese auch im Zwickauer Kreise statt. Am 11. Januar
des genannten Jahres trafen die damit beauftragten Abgeordneten des
Kurfürsten, Anarch von Wildenfels, Dietrich von Starschedel und die
Pfarrer von Altenburg und Jena, Spalatin und Musa, hier ein und
begannen sofort ihre Tätigkeit. Am 18. Januar wurden auch die bei-
den Kirchberger Ortsgeistlichen nach Zwickau berufen und daselbst über
ihre religiöse Gesinnung und ihre Fähigkeit für das Predigeramt ver-
hört. Da sie bereits seit 1522 dem Evangelium zugetan waren und
besonders der eine von ihnen als „gelehrter und frommer Mann"
galt, so mußte das Ergebnis natürlich günstig sein. Die Kommission
konnte ihr Urteil dahin zusammenfassen: „Der Pfarrer von Kirchberg,
von Rudolf von der Planitz zu Wiesenburg belehnt, Lorenz Pöhler, ist
nicht ungeschickt gefunden. Der Prediger zu Kirchberg, Johannes Münch,
ist ziemlich gefunden." Daraufhin wurden beide in ihrem Amte bestätigt.
Um aber der Reformation die notwendige sichere Grundlage zu
schaffen, mußte eine neue Ordnung des Gottesdienstes eingeführt wer-
den. Sie trat Anfang März ins Leben, nachdem man sie zuvor der
Gemeinde auf dem Rathause auseinandergesetzt hatte. Damit war
dem Werke der Kirchenerneuerung für alle Zeit eine feste Grundlage
gegeben. Im einzelnen blieb allerdings noch manches zu ordnen
übrig. Deshalb fand 1533 eine zweite Visitation statt. Diesmal wurde
mit dem „Papismus" vollständig aufgeräumt und die kirchliche Ver-
fassung strengstens durchgeführt. Auch wurden die Wohnungs- und Be-
soldungsverhältnisse der Geistlichen und Lehrer geregelt und andere Ver-
waltungsfragen erledigt. Nun erst hatte das innerlich vollendete Werk
auch äußerlich Gestalt und Halt bekommen. Lieb old, Kirchberg.
(6. Schuljahr.)
15. Belagerung Zwickaus durch General Holk.
Zwickau war zur Zeit des dreißigjährigen Krieges eine wohlbefestigte
Stadt mit starken Mauern. An der inneren Seite der letzteren befand sich
ein erhöhter Holzgang, von dem aus man durch Schießscharten feindliche
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Johann Anarch_von_Wildenfels Dietrich_von_Starschedel Musa Rudolf_von_der_Planitz Rudolf Lorenz_Pöhler Johannes_Münch Holk
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und mich nicht fallen läßt, damit du mir nicht durch Unvorsichtigkeit
einen frühen Tod bereitest."
Ich gelobte im stillen, stets vorsichtig mit ihr umzugehen.
Terpitz, Friedrichsgrün.
(7. Schuljahr.)
51. Koppermanns Holzwarensabrik und Kunsttischlerei
in Wilkau.
Der jüngste Industriezweig, der in Wilkau seßhaft wurde, ist die
Holzwarenfabrik und Kunsttischlerei. Sie wurde vor achtzehn Jahren
von dem jetzigen Inhaber der Firma, Herrn August Koppermann, in
sehr bescheidenen Verhältnissen eingeführt, hat sich aber durch dessen Tat-
kraft und Umsicht in diesem Zeitraume zu nicht geahnter Höhe aufge-
schwungen.
Das Hauptgebäude liegt an der Mündung der Plotsch. Es wurde
im Sommer 1903 durch Feuer völlig eingeäschert, wobei auch alle Be-
triebsmaschinen, sowie das Kessel- und Maschinenhaus mit vernichtet
wurden. Sofort nach dem Brande aber wurde der Neubau tatkräftig
in Angriff genommen, und dabei wurden,, alle technischen Neuerungen
und praktischen Erfahrungen benutzt. Sein Äußeres, besonders die großen
Fenster, zeigen uns, daß bei der Herstellung der Erzeugnisse viel Licht
nöüg ist.
Bevor wir jedoch in das Innere eintreten, besuchen wir den Holz-
platz. Er ist nicht etwa sehr groß, aber wenn wir die Preise hören,
die für die einzelnen Hölzer gezahlt werden, so staunen wir. Hier liegen
lauter fremde Stämme/ denn einheimische sind für die Erzeugnisse der
Koppermannschen Fabrik zu weich.
Neben dem eisenfesten Pockholze der Insel St. Domingo liegt das
afrikanische und westindische Ebenholz. Die größten Stämme sind Nuß-
bäume aus den Urwäldern Nord- und Südamerikas mit einem Durch-
messer von 1 bis Iv2 Meter. Unter diesen wieder sind die Satin-Nuß-
baumstämme mit einem Alter zwischen zweihundert bis fünfhundert Jahren
die größten. Sie standen also schon bei der Entdeckung Amerikas, und
mancher hat wahrscheinlich die Kämpfe der Eingeborenen mit den fremden
Eroberern gesehen. Daß diese Annahme keine zu kühne ist, geht daraus
hervor, daß man beim Schneiden der Stämme auf dem Gatter im
Innern des Stammes schon Geschosse aus jener Zeit gefunden hat.
Außerdem sehen wir noch anderes Holz, brasilianisches und ostindisches,
Mahagoniholz aus Amerika und unseren afrikanischen Kolonien, Eichen-,
Pappeln-, Eschen-, Rosenholz, Tiekholz aus den verschiedensten Gegen-
den, letzteres aber besonders aus Java und Ostindien. Alle Hölzer zeich-
nen sich durch Härte und Haltbarkeit aus.
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TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Koppermanns_Holzwarensabrik August
Extrahierte Ortsnamen: Wilkau Wilkau Amerikas Amerika Ostindien