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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 102

1861 - Stuttgart : Hallberger
102 35. Karl der Große. Pipin starb zu Aachen im Jahre 768 und hinterließ das Reich seinen beiden Söhnen Karl und Karlmann. Als aber Letzterer schon im dritten Jahre nach des Vaters Tod gleichfalls starb, wurde Karl der alleinige Regent der großen Monarchie. Dieser Fürst ist einer jener außerordentlichen Männer, die unsere Bewunderung rmd unsern Dank zugleich in Anspruch nehmen und deren Fehler und Schwächen man bei ihren überwiegenden Verdien- sten gerne vergißt. Schon seine äußere Gestalt gab den Herrscher zu erkennen. Er maß sieben Fuß; sein Leib war vollkräftig und ebenmäßig, sein Auge groß und lebhaft, seine Stirne breit, seine Haare blond. Bei Tisch war er mäßig, und mehr als Speise und Trank behagte ihm während des Mahles das Saitenspiel oder die Vorlesung der Thaten alter Helden. In Führung der Waffen, im Jagen, Reiten und Schwimmen galt er für den Besten der Franken. Unablässig war er bemüht, sich und sein Volk auszubilden und seine Kenntnisse zu vermehren; deshalb gieng er gerne mit gelehrten Män- nern um und lernte selbst noch im Alter schreiben. Mit größter ^ Sorgfalt betrieb er die Erziehung der Jugend und legte nicht nur * in Städten und Klöstern, sondern auch in Dörfern Schulen an, die er öfters selbst besuchte, um sich von den Fortschritten der Schüler zu überzeugen. Als Karl nun einst bei einem solchen Besuche wahrnahm, daß die Kinder der Reichen meistens faul und unwissend, die der Ar- men aber fleißig und geschickt waren, stellte er diese zur Rechten und jen-e zur Linken und sprach zu den Kindern der Armen: „Ihr lieben, guten Kinder armer Leute, der allmächtige Gott wolle euern Verstand und euern Fleiß segnen und vermehren! Fahret fort wie ihr angefangen k>abt und lasset die Furcht Gottes in euern Herzen wohnen, so will ich euch ein guter und gnädiger Herr seyn und euch einst mit Gut und Ehrenstellen lohnen." Darauf wandte er sich aber zürnend zu denen, die zur Linken standen und sprach mit donnernder Stimme: „Ihr aber, ihr geputzten, zarten Herrlein, die ihr auf den Glanz und den Reichthum eurer Eltern stolz seid und den Müßiggang und andere Laster den Wissenschaften und der Tugend vorzieht; bei dem König des Himmels! wofern ihr eure Faulheit nicht bald durch Fleiß wieder gut macht, so werdet ihr an mir einen strengen Richter finden." Karl bewies sich als Regent besonders thatkräftig. Schon früher hatten nämlich die neben den Franken wohnenden Sachsen wiederholte Einfälle in das fränkische Reich unternommen; er hatte sie deshalb mehrere Male hart gezüchtigt; aber dennoch erhoben sie

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 104

1861 - Stuttgart : Hallberger
104 Haltung guter Zucht und Sitten. In seinem Rathe saßen jederzeit die Bischöfe des Reiches. In seinem Testamente gedachte er nebst der Armen auch der Kirche und schenkte ihnen zwei Dritttheile seines gesammten Schatzes, seines Hausrathes und seiner Kostbarkeiten. Er stiftete Klöster, die zur Verbreitung der Religion und Bildung sehr Vieles beitrugen; er errichtete viele Bisthümer und jedes Blatt seiner Geschichte beweist, wie sehr er bemüht war, seine Völker zum wahren Glauben zu führen und ihre Wohlfahrt in jeder Richtung zu fördern. Als Karl das Ende seines Lebens nahe fühlte, berief er eine feier- liche Versammlung der Großen des Reiches nach Aachen. Da, nachdem er in der Kirche sein Gebet verrichtet hatte, ermahnte er seinen Sohn Ludwig: Gott zu fürchten, sein Volk zu lieben wie seine Kinder, den Armen Trost zu verschaffen. Recht und Gerechtig- keit zu üben und selbst vor Gott und den Menschen unsträflich zu wandeln. Unter Thränen versprach Ludwig alles dieses zu halten, und Karl hieß ihn sich selbst die Krone aufsetzen und seines Ver- sprechens stets zu gedenken. Am 28. Januar 814 fühlte der große Kaiser, daß die letzte Stunde seines Lebens nahe sei; er empfieng aus den Händen seines Freundes, des Bischofs Hildebold, die heiligen Sterbsakramente. Zum letzten Male erhob er die Hand, die so kraftvoll Schwert und Scepter geführt hatte, das Kreuz auf Stirn und Brust zu zeichnen, sprach leise die Worte des Psalms: „In deine Hände, o Herr, em- pfehle ich meinen Geist!" und entschlief in dem Herrn im 72. Jahre seines Alters. In der Marienkirche zu Aachen wurde Karl begraben; im vollen kaiserlichen Ornate auf einem goldenen Sessel sitzend, mit einem Schwert umgürtet, das Haupt mit einer Krone geschmückt, das Evangelienbuch auf dem Schooße und eine Pilgertasche an der Seite hängend — so ward der glorreiche Kaiser in die Gruft ge- senkt; aber er lebte fort in der Liebe und Verehrung des deutschen Volkes, dessen Regenten in ihm fortan ein Vorbild erblicken mögen, dem sie zum Wohle ihrer Völker nachahmen sollen. Karl's Nachkommen, die Karolinger genannt, regierten bis zum Jahre 911, wo sie ausstarben. Die Deutschen wählten einen frän- kischen Herzog, Conrad I-, zum Könige. Seine Regierung war kraftvoll, aber zu kurz, um die vielen Unordnungen, die sich seit Karls des Großen' Tode im Reiche und unter den übermüthigen Großen eingeschlichen hatten, abzuschaffen. Als er im Jahre 918 starb, forderte daher der edle Mann seinen Bruder Eberhard auf, den biedern und weisen Herzog Heinrich von Sachsen, seinen bisherigen Feind, zur Wahl zu empfehlen, weil er nur diesen für fähig hielt unter den damals so schwierigen Verhältnissen das deutsche

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 134

1861 - Stuttgart : Hallberger
134 herab hieng. Sein Kleid und seine Beinkleider waren von grünem Atlas nach spanischem Schnitt. Im Gürtel trug er blos eine Pi- stole, in der Hand eine Reitgerte, und fast immer ritt er in der Schlacht auf einem kleinen Grauschimmel. Als Feldherr war er äußerst pünktlich und strenge; in seinem Leben sittlich, reli- giös und mäßig. Er kannte keine Art von Wohlleben, trank nie- 'mals Wein, und Eigennutz, Stolz und Hochmuth waren ihm ganz unbekannt. Als der Kaiser ihn für seine treuen Dienste irk den Reichsfürstenstand erheben wollte, verbat er sich die Ehre und gab dem Schreiber d<er Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht ausfertigen solle. Eine goldene, mit Diamanten besetzte Kette, die er von der Regentin der Niederlande erhalten hatte, schenkte er so- gleich dem Kloster Alt-Oetingen, und der Stadt Hamburg, die ihm aus Dankbarkeit 1000 Rosenobel zustellen ließ, schickte er dieselben unverweilt wieder- zurück. Dies war der Held, dem man zwei Jahrhunderte lang un- gerechter Weise die Grausamkeiten zur Last legte, die bei der Ero- berung Magdeburgs (1631) begangen wurden, was jedoch un- partheiische Geschichtsforscher neuerer Zeit glänzend widerlegten. Seit dem Monate Dezember 1630 hielt nämlich Tilly Magde- burg enge eingeschlossen und beschoß es fast täglich. In mehreren, noch vorhandenen Briefen an den Administrator der Stadt, den Markgrafen Christian Wilhelm, sowie an den Befehlshaber Falken- berg und an den Magistrat hatte er zur Uebergabe aufgefordert und selbst beigesetzt, daß die Stadt dadurch billige Bedingungen erlangen und nur so einem sehr harten und traurigen Geschicke entgehen könne. So schrieb er einmal an Falkenberg, der die Einwohner immer mit falschen Nachrichten über die Ankunft des Schwedenkönigs täuschte und dadurch zum Widerstände ermuthigte: Er werde bei so be- schaffenen Dingen wohl selbst erwägen können, daß es weder christ- lich noch billig, viel weniger vor Gott und dem Gewissen zu verantworten sei, durch Rath und That dazu beizutragen, daß so viele unschuldige Menschen in das äußerste Elend gestürzt werden und Gut und Leben verlieren sollten. Als aber all' seine Mah- nungen fruchtlos blieben, wurden am 20. Mai 1631, Morgens um 7 Uhr schnell die Sturmleitern angelegt; die Soldaten erstiegen die Mauern, schlugen die obcnstehenden Wächter zurück; alle Kanonen wurden gelöst, die Thore.eingeschlagen, und ehe noch die Bürger sich zum Widerstände sammeln konnten, waren Tilly's Truppen Meister der Stadt. Falkenberg, der vom Rathhause herbeieilte, wurde gleich auf der Straße erschossen. Immer heftiger ward die Wuth der Stürmenden, als sie aus allen Häusern Widerstand fan- den und Gasse für Gaffe einzeln einnehmen mußten. Wer auf der Straße sich blicken ließ, wurde niedergestochen; wie hungrige Tiger

4. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 139

1861 - Stuttgart : Hallberger
139 14. „Eure Väter, die Gefang'nen, mordete der Türke hier, „Ihr, die liebsten aller Schätze, kommt, ihr Armen, kommt zu mir." 15. Als der Bischof dies gesprochen, milde und voll heil'ger Ruh': Liefen froh dreihundert Kinder ihrem neuen Vater zu. 16. Und von dannen gieng der Bischof, der der Armuth sich vermählt, Mit der-Beute, die er siegend aus den Schätzen sich erwählt. Von nun an begann die Macht der Türken zu sinken. Treff- liche Feldherrn, wie Herzog Carl von Lothringen, Max Ema- nuel, Kurfürst von Bayern, vor Allen aber Oesterreichs großer Held, Prinz Eugen von Snvoyen, führten die Christen von Sieg zu Sieg. Schrecken kam über Constantinopel, als die Nachricht einlief, daß der Kurfürst von Bayern das für unüberwindlich ge- haltene Belgrad erstürmt habe, und Eugen's glorreiche Siege bei Zeutha, bei Peterwardein und bei Belgrad belehrten die stolzen Osmanen, daß die Zeit ihrer Herrschaft und Macht vor- über sei. 57. Der spanische Erbfolgckrieg. Glücklicherweise genoß Deutschland nach dem Abschlüsse des westphälischen Friedens längere Jahre Ruhe, um sich von den Schreck- nissen des Krieges erholen zu können. Allein auf einmal riß der raubsüchtige König Ludwig Xiv. von Frankreich, mitten im Frie- den, ' die Stadt Straßburg von Deutschland ab und verwüstete die Gegenden der Rheinpfalz, um, wie er sagte, Frankreich durch eine Wüste zu decken. Kaiser Leopold I. hatte zu gleicher Zeit mit den Türken, die zum zweiten Mal Wien belagert hatten, blutige Kämpfe und mußte daher den Franzosen die gemachten Eroberungen größtentheils überlassen. Er schloß deshalb mit Ludwig einen 20jäh- rigen Wassenstillstand, der indeß bald durch den spanischen Erb- folgekrieg unterbrochen wurde. Der König von Spanien, Karl Ii., war nämlich kinderlos ge- storben und hatte aus Betreibung des ränkevollen französischen Kö- nigs dessen Enkel Philipp zu seinem Nachfolger ernannt. Allein Kaiser Leopold glaubte als Verwandter des verstorbenen Königs gerechtere Ansprüche aus Spanien zu haben und machte diese sofort auch geltend. Hiedurch entstand ein schwerer Krieg, in welchem Bayern zu Frankreich hielt, wodurch der Kriegsschauplatz abermals nach Deutschland verlegt wurde. Nach zwölfjährigem Kampfe wurde endlich Friede geschlossen und bestimmt: daß Philipp Spanien be- halten, dagegen aber Belgien, Mailand, Neapel und Sar- dinien an Oesterreich abtreten solle. f

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 133

1861 - Stuttgart : Hallberger
133 ihrer Conmon bauen zu dürfen. Die Protestanten giengen hierin aber bald weiter, als ihnen eingeräumt worden war, und erbauten auf dem Gebiet des Erzbischofs von Prag und des Abts von Braunau zwei Kirchen. Der Erzbischof und der Abt untersagten den Bau, aber vergebens. Darauf ließ der Erzbischof, mit Bewilligung des Hofes, die auf seinem Gebiet erbaute Kirche niederreißen, und der Abt von Braunau ließ die dortige sperren. Dadurch wurden die Protestanten auf's Höchste erbittert, drangen in das Schloß zu Prag ein, warfen die kaiserlichen Räthe zum Fenster hinaus, kündigten dem Kaiser den Gehorsam auf und drangen selbst m die österreichi- schen Staaten ein. In dieser gefahrvollen Zeit kam, nach dem Tode des Kaisers Mathias, Ferdinand 11. auf den Thron. Dieser unterdrückte schnell den Aufstand und verlangte durch das Restitutionsedikt (oder Wiederherstellungsgesetz), daß die protestantischen Fürsten alle seither eingezogenen katholischen Kirchengüter zurückgeben sollten. Die Pro- testanten waren aber hiezu nicht geneigt, riefen den schwedischen König Gustav Adolph um Hilfe an, und dieser landete bald mit 15,000 Mann ausgesuchter Truppen in Deutschland. Er ver- band sich mit den Protestanten und erhielt selbst von Frankreich Unterstützung, woraus der Krieg mit der größten Heftigkeit fort- geführt wurde. Schlachten um Schlachten wurden geschlagen; Städte und Dörfer wurden eingeäschert, Mord und Raub waren überall an der Tagesordnung. Zwei Drittheile der Bevölkerung Deutsch- lands kamen während dieses unheilvollen Krieges durch das Schwert, durch Seuchen, Hungersnoth und Elend aller Art um das Leben. Die Fluren unseres unglücklichen Vaterlandes lagen öde; die einst so wohlhabenden Städte waren verarmt; Handel und Gewerbe lagen darnieder; Gottesdienst, Schulen und Iustizpflege hatten aus- gehört; Noth und Elend waren allgemein: kurz, Deutschland stand am Rand des Verderbens, und sein Wohl schien für alle Zukunft vernichtet zu seyn. Als Heerführer hatten sich in diesem Kriege auf Seite der Pr o te- st anten nebst dem Könige Gustav Adolph, der in der Schlacht bei Lützen, unweit Leipzig, das Leben verlor, Herzog Bernhard von Sachsen- Weimar, kath olischerseits aber die Feldherren Wallenstein und Tilly ausgezeichnet. Besonders aber ist es Letzterer, der durch seinen Heldenmuth, seinen biedern Charakter und seine Frömmigkeit unsere Hochachtung und Bewunderung in vollem Maaße in Anspruch nimmt. Tilly war ein Mann von hagerer Statur mit derben Knochen, eingefallenen Wangen, großer Nase und lebhaft blitzenden Augen. Das graue Haar hieng ihm stets borstenartig über die gerunzelte Stirne und um dm Kopf, auf dem er einen grauen, spitzigen Hut trug, von welchem seitwärts eine rothe Straußseder über den Rücken

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 28

1861 - Stuttgart : Hallberger
28- Wer Nachbarn und Vettern die Hilfe vertraut, Dem wird nur ein Schloss in die Lüfte gebaut; Doch unter dem Streben der eigenen Hand Erblüht ihm des Werkes vollendeter Stand. Die Wachtel entfloh mit den Kleinen geschwind, Und über die Stoppeln gieng Tag’s d'rauf der Wind. (Langbein) 32. Der Gotteskasten. Es war einmal ein wohlhabender, angesehener Mann, deß' Namen hieß Benediktus, das heißt Sessenreich. Solchen Na- men führte er mit Recht; denn Gott hat ihn reichlich mit Gütern gesegnet, und alle Welt segnete ihn desgleichen.. Darum suchte er auch jeden zu erfreuen, den Fremdling wie den Nachbar, besonders die Armen und Nothleidenden. Er that aber folgendermaßen: Wenn er einen frohen Tag gehabt hatte mit seinen Freunden, so gieng er in sein Kämmerlein und dachte: Es sind Viele, die kei- nes solchen Tages sich erfreut haben, und was wäre es, so ich der Gäste noch einmal so viel geladen hätte! — Also legte er von sei- nem Gelde so viel, als ihn die Mahlzeit gekostet, in eine Lade ; die nannte er den Gotteskästen. Desgleichen, wenn er vernahm, daß irgendwo eine Feuersbrunst gewüthet, so gab er seinen Beitrag zur Unterstützung der Unglücklichen reichlich. Daraus sah er sein Haus an und gieng in sein Kämmerlein und sprach: „Alles stehet bei mir fest und unversehrt," und legte dafür in den Gottes- kasten. Abermals, wenn er vom Hagelschlag, Wassersnöthen und andern Unfällen hörte, so legte er dafür in den G otteskasten. Also auch, wenn ihm kostbarer Wein und schönes Geräthe geboten wurde, so kaufte er davon, jedoch mäßig, so daß sie sein Haus zierten und» seine Freunde erfreuten, und gieng alsdann in sein Kämmerlein und sprach: „Solches hast du dir kaufen und deinen Vorrath mehren können," und legte in den Gotteskasten; dazu sendete er gern von dem köstlichsten Weine, wenn ein Kranker dessen bedurfte. Also that er sein Leben lang. Als er nun sterben sollte, da klagten und weinten die Armen, die Wittwen und W aisen und sprachen: „Wer wird sich unser erbarmen, wenn B e n e d i kt u s von uns scheidet?" Er aber sprach: „Ein guter Hausvater sorget, daß auch dann, wenn er nicht daheim ist, den Kindlein Nichts gebreche. So nehmet den Gotteskasten mit Allem, was darin ist. Er gehöret den Armen, den Wittwen und den Waisen; theilet davon aus und verwaltet es wohl und weislich." Darauf starb er, und es geschah, wie er gesagt hatte.

7. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 194

1861 - Stuttgart : Hallberger
194 unter dem Schnee liegt. Mit den Füßen scharren sie den Schnee auf und heulen laut, um die Mönche und Laienbrüder zum Bei- stände aufzufordern. Um den ermatteten und erstarrten Reifenden schnell in's Leben zurückzurufen und stärken zu können, hat jeder von diesen Hunden am Halse eine Flasche mit starkem Branntwein, und sein Begleiter trägt einen warmen Ueberrock. Tressen diese Hunde auch nicht immer einen Lebenden an, so entdecken sie doch die Leiche, welche von ihren Freunden wieder erkannt werden kann, da die Ge- sichtszüge in diesem kalten Klima wohl zwei Jahre nach dem Tode noch kenntlich sind. — Einer dieser edeln Hunde, Barry genannt, trug eine Medaille, weil derselbe das Leben von 22 Personen ge- rettet hatte. Viele Reisende haben noch in den Jahren 1814 und 1815 diesen Hund gesehen und beim Wärmefeuer der Mönche die Geschichte seines wohlthätigen Lebens gehört. Er starb im Jahre 1816 bei der Begleitung eines piemontesischen Postcouriers, der gern baldmöglichst zu seiner, wegen seines langen Ausbleibens sich äng- stigenden Familie zurückkehren wollte, so sehr ihm auch die Mönche wegen des heftigen Sturmes davon abriethen. Von Sehnsucht nach den Seinigen getrieben, ließ er sich nicht aufhalten, und die menschenfreundlichen Mönche gaben ihm zwei Be- gleiter nebst zwei Hunden mit. Aber kaum hatten sie das Kloster verlassen, so wurden sie von zwei Lawinen bedeckt — und diese ver- schütteten auch unten im Thale die Familie des armen Postillons, die sich herausgewagt hatte, um dem Vater entgegen zu gehen. Einer dieser nützlichen Klosterhunde soll einst eine von einer La- wine verschüttete Mutter mit ihrem noch lebenden Knaben angetroffen haben, und das gute Thier ruhete nicht eher, bis der Knabe aus seinen Rücken stieg, damit er ihn in das Kloster zurücktragen konnte. 4. Azor. In den ersten Jahren der Besitznahme von Algier durch die Franzosen geschah es häufig, daß in der Nacht die Vorposten auf eine unbegreifliche Weise überfallen und ermordet wurden. Die Soldaten suchten daher herrenlose Hunde, die in allen muhameda- nischen Städten zu Hunderten herumlaufen, an sich zu ziehen, um sich derselben als Warner zu ihrem Schutze zu bedienen, und wirklich leisteten diese Hunde bald den Soldaten vortreffliche Dienste, indem sie bei Annäherung eines B eduineu in ein furchtbares Ge- heul ausbrachen und so die nahe Gefahr und die Gegend, woher sie kam, anzeigten. Ein junger Soldat Namens B achard (sprich Baschar) hatte eines Abends, als es schon dunkel war, mit seinem Hunde Azor den äußersten Wachposten bezogen. Es dauerte nicht lange, so hörte

8. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 3

1861 - Stuttgart : Hallberger
3 rufen wurden, legten den Grund zu Preussens späterer Grösse und Wohlfahrt. Auch als Krieger zeichnete sich der grosse Kurfürst aus. Der eroberungssüchtige König von Frankreich, Ludwig Xiv., hatte Versuche gemacht, das Herzogthum Jülich, Cleve, Berg wegzunehmen, und defc Kurfürst war dahier zur Vertheidigung seiner Erbländer an den Ehein ge- zogen. Währenddem hetzte Ludwig die Schweden auf, und diese fielen in Brandenburg ein, wurden aber von dem wackern Derflinger, der es vom Schneidergesellen bis zum General gebracht hatte, übel em- pfangen. Indessen eilte der Kurfürst mit seinem Heere herbei, und bei Fehrbellin kam es zur Schlacht, in welcher die Feinde eine bedeutende Niederlage erlitten. Während der Schlacht war der Kur- fürst selbst in grosser Gefahr gewesen. Er ritt nämlich einen Schim- mel, wodurch er den Schweden kenntlich war, die sofort ihr Geschütz auf ihn richteten. Der Stallmeister Proben bemerkte dies, gab unter einem Vorwände dem Fürsten seinen Rappen und bestieg selbst den Schimmel, worauf die Feiude ihn für den Kurfürsten hielten, und gleich nachher sank der treue Diener von einer Kugel durchbohrt vom Pferde. In folgenden Versen ist die heldenmüthige Aufopferung des edlen Frohen umständlicher geschildert. Der grosse Kurfürst. 1640—1688. I * r 1. Man fraget nach den Quellen des mächtig fluthenden Stroms; Man fragt nach dem Erbauer des riesenhaften Doms ; So höret, wer zum Baue den festen Grund gelegt, ln dessen Höh’ wild Tiefe sich Licht und Leben regt! 2. Sein Name Friedrich Wilhelm, wie nennt ihn der so gut! Wohl war er reich an Frieden, der auf dem Sieg beruht; Ersehnter Helm den Schwachen, war ihm die Wehr willkommen, Wenn’s Schlacht galt oder Wache zu seines Landes Frommen. 3. Als ringsum Krieg entbrannte, da ward der Held geboren (1620), Der seines Landes Wunden zu heilen war erkoren; Vom Sturm der Zeit gestählet, spiesh er als Knabe schon Des Waldes Eber und Wölfe, der kühne Fürstensohn. 4. Da ihn mit zwanzig Jahren zum Throne Gott berief, Weckt er des Volkes Thatkraft, die nutzlos, rühmlos schlief; Man staunt des weisen Jünglings, man freut sich seiner Kraft, Durch Beide, stets verbunden, er Wunder wirkt und schafft. 5. Das rege Holland hatt’ ihm viel Hand’ und Köpf gesandt, Und Leben und Streben erfüllte Werkstatt und Ackerland; Doch als nun die Franzosen nach deutschem Land gelüstet, Da sah die Brandenburger der Rhein zuerst gerüstet.

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 181

1860 - Stuttgart : Hallberger
181 ^: Etwas höher findet man Wälder, noch höher treffliche Matten, auf denen das Vieh im Sommer eine herrliche Weide findet. Noch etwas weiter hinauf fangen die Felsen an, die aber noch mit Gesträuchen und Bäumen bewachsen find. Gemsen und Steinböcke irren auf ihnen umher und setzen manchen Jäger, der ihnen nachklettert, in große Angst, wie er den Rückzug finden will. Noch weiter hinauf werden die Berge kahl und öde, und die Gipfel derselben bedeckt ein immer- währender Schnee, den auch die Glut des heißesten Sommers nicht ganz schmelzt. Von dem Weg auf den St. Bernhard kann man jetzt von Mar- tinach an der Rhone aus eine ziemliche Strecke im Wagen zurück- legen; die letztere höhere Strecke können nur Fußgänger und Lastthiere begehen. Früher waren keine Fahrwege möglich, sondern man fand nur Fußsteige, die oft sehr schmal waren und so dicht an den Felsen hingingen, daß man sie nicht ohne Schwindel und ohne die größte Gefahr, in unabsehbare Abgründe zu stürzen, pasfiren konnte. Doch noch jetzt ist die Reise in der Schneegegend gefährlich. Die Kälte ist erstaunlich streng, und bei unfreundlicher Witterung steht man den Weg nicht und ist in Gefahr, in tiefen Schnee zu versinken oder in mehr als hundert Ellen tiefe Felsenriffe zu stürzen. Waaren und Ge- räthschasten werden großentheils durch Maulesel über den Berg ge- tragen, die dazu abgerichtet sind und sicher gehen. Da indessen jähr- lich gegen 20,000 Menschen hier die Alpen überschreiten, so geht wohl kaum ein Jahr vorüber, in dem nicht Menschen verunglücken. Dies bewog in der Vorzeit einen menschenfreundlichen Edelmann und .Geistlichen, Namens Bernhard von Menthon, auf der Höhe dieses Bergübergangs in einem engen Hochthal zwischen hohen Felsen, am Ufer eines kleinen Sees, ein Kloster anzulegen und die Mönche zu verpflichten, die Reisenden aufzunehmen und zu bedienen, ja sogar aus- zugehen, um die Verirrten oder Verunglückten aufzusuchen und leben- dig oder todt in das Kloster zu bringen. Für einen Vorsteher (Prior) und für zwölf bis fünfzehn Mönche ist dieses Kloster eingerichtet, und so lange es steht, hat es nicht an Männern gefehlt, die ihr Leben diesem beschwerlichen Dienst aufzuopfern bereit waren. Man denke, was für ein Leben sie dabei wohl führen müssen. Einen großen Theil ihrer Lebenszeit bringen sie auf dem hohen Berge zu, wo sie keine Pflanze, kein Kraut, sondern nur Himmel und Schnee um und neben sich sehen. Uns dünkt ein Winter von acht Wochen lang, und diese Menschen leben in einem beinahe ewigen Winter, wo sie keine Sonne

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 281

1860 - Stuttgart : Hallberger
281 130. Leben -er Christen in den ersten Jahrhunderten. Dieselbige Veränderung, die das Christenthum im Herzen der Menschen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen bleiben, sie mußte sich im Leben und im Wandel offenbaren. Welch ein Unter- schied, wenn man das Thun und Treiben der Heiden der damaligen Zeit mit dem Leben der Christen vergleicht! Die Christen lebten in der Liebe zu ihrem Herrn und zu ihren Brüdern ein frommes, demü- thiges Leben in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; sie nannten sich unter einander Brüder und waren bereit, für einander das Leben zu lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn erzogen; ihre Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt; ihre Armen, Kran- ken, Wittwen und Waisen wurden mit aufopfernder Sorgfalt ge- pflegt; auch der Fremde, sogar der Feind, war nicht von dieser Liebe ausgeschlossen. Ein heiliger, aber heiterer Ernst begleitete alles Thun der Christen; ihr Blick war gerichtet auf das, was droben ist, sie sahen den Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der Erde und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten ihnen ein gutes Zeugniß nicht versagen. In den Gemeinden der Christen war eine einfache Ordnung ein- geführt. Einige der erfahrensten Christen, die den Namen Presbyter oder Aelteste führten, wurden dazu ernannt, die gemeinschaftliche Er- bauung zu leiten und über Lehre und Leben der Brüder zu wachen. Andere übernahmen die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen Armenpfleger oder Diakonen. Derjenige unter den Presbytern, der den Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde. Als später sich mehrere nahliegende Gemeinden unter einem Bischof an einander schlossen, wurde das Amt der Bischöfe noch bedeutender und ihr Ansehen größer. Am Tag des Herrn, am Sonntage, versammelten sich die Chri- sten in einem Christenhause', in Zeiten der Verfolgung auch wohl zur Nachtzeit in Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Ge- meinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und nannte es des Herrn Haus, auf griechisch: Kyriake, woraus unser deutsches Wort: Kirche worden ist. Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Psalm gesungen, ein Abschnitt aus der heiligen Schrift gelejen, darüber geredet und gebetet. Jeden Sonntag, und in ae-
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