Vorder-Asien.
29
mit den Sakern und Lydern unter Alyattes (Frieden) undv.c.g
stirbt, nachdem er Medien zur höchsten Blüthe emporgehoben.
Astyages unterwirft sich durch seinen Enkel Kyros 585.
Armenien und Babylonien (554); wird aber bald darauf selbst
von demselben mit Hilfe des Harpagos bei Pasargadä 550.
geschlagen und mit Medien den Persern unterworfen.
Die Religion der Meder ist die magische, durch Zoroaster
gereinigte Verehrung der Elemente (Feuer, Licht); die Priester
(Magier) sind im alleinigen Besitze der Weisheit: Sternkunde; Opfer
auf freien Anhöhen; Unterhaltung des heiligen Feuers. Die Könige
herrschen despotisch; die Satrapen in den Provinzen haben Richter
neben sich re. Das Volk ist im höchsten Grade roh (Behandlung der
Kranken; Vergiftung der Pfeile durch Naphtha re.).
§. 13.
Vorder-Asien.
# In der Urzeit breitet sich hier vorzüglich der pelas-
gische Stamm allmälig aus. Unter den vielen Völker-
schaften erhebt sich dke lydische als vorherrschend, bis
auch sie mit den übrigen durch Kyros ihren Untergang
findet.
1. Phrygien ist bekannt durch seinen Metallreichthum,
seine Götterdienste: Vergötterung der Heroen, der Natur-
krafte und Himmelskörper, Verehrung der Kybele durch ihre
Priester, die Kybelen (Kureten), Kabiren; ferner durch den
Reichthum seiner Könige, unter welchen fünf Midas und
zwei Gordios genannt werden. Pflugwagen, dem Zeus
geweiht, mit dem gordischen Knoten zu Gordion. Gegen
600 v. Eh/Lydien und 546 Persien unterworfen.
Die Phrygen werden als feig, knechtisch, üppig und dumm geschildert;
Ackerbau, Bergbau und Viehzucht war frühe ihnen eigen.
2. T r o a s hat nur mythische Geschichte: Teukros und
Dardanos werden als Stammväter der Teukrer und Dar-
daner genannt, ein Enkel des letzteren ist Tros, der Erbauer
Troja's. Ein Rachekrieg der Troer unter Ilos, gegen Tánta-
los , den Herrscher von Sipylos, veranlaßt die Flucht der
Pelopiden nach Griechenland und spater den Ausbruch des
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§. i.
ueberslcht
der
Weltgeschichte nach ihren Perioden und Hauptmomenten.
A. Alte Geschichte,
von 2000 I. v. Ch. G. bis -76 I. n. Ch. G., bis zu dem
Untergange des weströmischen Reiches.
1. Erste Periode, von 2000 bis 555 v. Ch. G., bis
Kyros, den Gründer der persischen Monarchie.
Assyrisch-babylonisches Zeitalter, — Niños,
Nebukadnezar.
«' Der menschliche Geist beginnt seine erste Entwickelung aus dem
rohen Naturzustände; wird jedoch bei den meisten Nationen im sklavischen
Joche gewaltsam niedergehalten. Assyrische und babylonische Herrscher
suchen ihre Reiche durch Eroberungen ins Unermeßliche auszudehnen,
haben aber nirgends ein menschenbeglttckendes Ziel im Auge; ihre Nach-
folger versinken in unwürdige Schwäche, und ihre Reiche gehen alsbald
bedeutungslos unter.
2. Zweite Periode, von 555 bis 333 v. Chr. G., von
Kyros bis Alerander den Gr., den Gründer der mace-
doniscben Herrschaft in Asien.
Griechisch-persisches Zeitalter.
* Griechenland hebt sich rasch zur höchsten Blüthe der äußeren
Macht, der Kunst und Wissenschaft empor; geht aber durch innere Zer-
rüttung alsbald seinem Untergang entgegen. Persten macht unglückliche
Eroberungsversuche, bleibt im tyrannischen Despotismus einer eigentlichen
Entfaltung der edleren Geisteskräfte entfremdet, und wird eine leichte
Beute des kühnen Eroberers.
1
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8
Chinesen.
fungen. Aber mit der weiteren Entwickelung des menschlichen
Geistes wurden auch höhere Kräfte in der Natur anerkannt,
die sich theils feindlich und zerstörend, theils freundlich und
wohlthuend offenbarten. Diese für sich zu gewinnen durch
Geschenke und Pflege lag dem rohen Menschen all zu nahe.
Aeussere Formen knüpften sich an die Götterverehrung, und
machten in ihrer Ausbildung von dem niederen Fetischismus
gleiche Fortschritte mit der Cultivirnng des gesellschaftlichen
Zustandes der Menschen. Die stetige Pflege der Götter und
ihrer Verehrung erzeugte den Götterdienst und mit ihm auch
bestimmte Diener oder Priester desselben, abgeschlossen von
allen weltlichen Beziehungen. Je größer und allgemeiner die
Achtung vor den Göttern sich offenbarte, um so größer war
auch der Einfluß ihrer Priester. Der weltliche Herrscher suchte
durch ihre Weihe seine Würde zu erheben, und unterlag oft
der priesterlichen Gewalt; — daher die Theokratischen
Verfassungen und Priester-Herrschaften.
§. 4.
Chinesen.
* Der Stamm der Mongolen, von welchen die Chinesen
ein Nebenzweig sind, ist aus dem Stande der Rohheit
und Knechtschaft eigentlich nie in den Stand der freien
Entwickelung übergegangen, und hat die Eigenthümlich-
keilen seiner Urzeit mit wenigen Abänderungen stets bei-
behalten.
Die Chinesen hatten eine Menge zum Theil fabelhafte
Herrscher-Dynastien, und nahmen in ihrer Vorzeit zwei große
Ueberschwemmungen an, die erste gegen 3000 v. Ch. G.,
worin Fouhi, gleich dem biblischen Noah, und die zweite,
gegen 2300 v. Ch. G., worin Pao, gleich dem griechischen
Deukalion, gerettet wurde.
Durch die reichen Produkte ihres Landes befriedigt, blieben die
Chinesen ohne alle Verbindung mit den übrigen Völkern des Alterthums;
ihre Cultur daher sehr einseitig und beschränkt; ihre Verfassung patriar-
chalisch , despotisch; ihre bürgerlichen Einrichtungen und industriellen
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Assyrier.
25
der unter den mannichfaltigsten Wechseln und furchtbar-
sten Anstrengungen von beiden Seiten das in Parteien
zerrissene Karthago, so hoch es auch durch Hannibal's
Heldenthaten emporgestiegen, ins Verderben stürzt.
2>n ersten punischen Kriege büßt Karthago mit dem Ver-
luste Siciliens und Sardiniens seine Herrschaft über das
Mittelmeer; im zweiten punischen'kriege rächt zwar Hannibal
die Schmach seines Vaterlandes durch die herrlichsten Siege,
muß aber, den Parteien unterliegend, nach seiner Niederlage
bei Zama einen Frieden eingehen, der Karthago, seiner Flotte
beraubt, unter Rom's Vormundschaft stellt, — Masiniffa;
und im dritten punischen Kriege muß es, aller Demüthigungen
ungeachtet, den verzweiflungsvollen Kampf für seine Vernich-
tung kämpfen*).
§. 10.
Assyrier.
* Die Könige sind entweder despotische Eroberer,
oder unwürdige Weichlinge; daher geschieht weder von
ihnen, noch von ihren sklavischen Völkern irgend etwas
für die allgemeine C u l t u r.
Dunkle Sagenzeit. Unsichere Nachrichten bis
gegen 770 v. Ch. G. Nimrod soll Babylon, Assur soll
Ninive erbaut haben. Als der eigentliche Gründer des großen
assyrischen Reiches wird Niños genannt, der Babylo-
nien, Medien, Armenien und überhaupt alles Land zwischen
Nil und Tanais unterjocht. Bei seiner Belagerung Baktra's
vermählt er sich mit Sem ira mis, die ihm in der Herrschaft
nachfolgt; sie erweitert und verschönert Babylon (Mauern,
Thore, Thürme, Kanäle rc.), dringt erobernd durch Aegypten
bis Aethiopien, nach Lybien, und von da gegen Indien
(Stabrobates mit seinen Elephanten); sie siegt in der ersten
Schlacht am Indos, eilt aber, in der zweiten geschlagen,
nach Baktrien zurück und verschwindet. Ihr Sohn
*) Das Nähere aus den punischen Kriegen gehört in die römische
Geschichte. t
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» '
28 Di e d e r.
v.c.g. Nabonedos (^abynetos) weigert sich, den Bezwinger
536. Mediens, Kyros von Persien, anzucrkenncn, und wird
von ihm bei der Eroberung Babylon's gefangen genommen,—
Babylonien persische Provinz.
Die Religion der Babylonier ist vorzüglich Verehrung der
Himmelskörper: Bel (Sonne), Mylikta (Venns) rc.; vergötterte
Heroen; Opfer mit Weihrauch, auch Menschenopfer (dem glühenden
Moloch); Tempel. — Die chaldäischen Priester (Magier) allein im
Besitze der Weisheit: Sternkunde, Traumdeutung, Mathematik rc.
Von Künsten werden gerühmt ihre Gold - und Silber-Stickereien,
Webereien (Gewänder) und Purpurfärbereien rc. Daher das V o l k in
der letzteren Zeit unkriegerisch, verweichlicht, prachtliebend und üppig.
Der Handel geht über Medien, Baktrien, Persien durch Karawanen
bis Indien, zur See über den persischen Dnsen nach Arabien (von hier
Räucherwerk, Gewürze rc.), Indien, Taprobane (Elfenbein, Zimmt,
Perlen rc.); eben sö auf dem Euphrat westwärts nach Vorder - Asien.
-1 - • ■ ^
§. 12.
Meder.
* Medien steht, gleichwie Babylonien, frühe unter
assyrischen Satrapen, bis es sich unter Kyarares mit der
Zerstörung Ninive'6 606 v. Ch. G. unabhängig macht,
und 550 v. Ch. G. durch Kyros an Persien übergeht.
821. Arbakes unabhängig, König von Medien und Assyrien;
aber seine Nachfolger schnell wieder Assyrien unterworfen, bis
gegen 711 v. Ch.
700. Desokes vereint und beherrscht die sechs medischen
Stamme, — seine Burg mit sieben Mauern in Ekbatana,
Gerechtigkeitspflege rc.
647. Phraortes fällt in der Schlacht bei Ragau gegen den
assyrischen Nabuchodonosor.
625. Kyarares erobert Vorder-Asien bis zum Halys, schlägt
die Assyrier; muß aber vor den einbrechenden Scythen zurück-
606. weichen; darauf erobert und zerstört er, verbunden mit Nabo-
polasar Ninive und unterwirft sich Assyrien; er vertreibt
die Scythen aus Vorder-Asien, bezwingt die Pariher, kämpft
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§ 23. Die Phönizier. 01
heute Dschible; Sarepta, heute Surafend; Berytns, heute Beirut. Ptolomais f@t. Jean d'acre) gehörte eigentlich mehr zu Palästina als zu Phönixen. 1091 ninrde es von den Kreuzfahrern erstürmt und 1798 von Napoleon vergeblich belagert. Unter den vielen Kolonieen waren die bedeutendsten Ga des, heute Eabir; Hispalis, heute Sevilla in Spanien; Utika und H ad rum et in Afrika; Panormns, heute Palermo auf Sicilien. Die ältesten Kolonieen waren auf Cypern, R h o d u s und Kreta
2. Unter den phönizischen Königen sind zu merfeti: Ethbaal von Sidou, dessen Tochter Jezabel die Gattin des israelitischen Königs Ach ab war. Sie brachte den Dienst des Baal und der Astarte unter das Volk von Samaria. Vor Pygmalion floh seine Schwester Elissa und flüchtete sich nach Gambe in Afrika, einer alten sidonischen Kolonie, welche von ba an beit Namen Karthaba (Karthago) ober Neustabt erhielt (826).
3. Auf die Purpurfärberei itrtb bte Bereitung des Glases soll, wie Plinius erzählt, ein Zufall die Phönizier geleitet haben. Ein Hirt, der am Meeresstranbe die Herbe weibete, bemerkte, daß die Schnauze seines Huubes rot fei. Er wollte die Wunde untersuchen, faitb aber, daß der rote Saft kein Blnt, fortbern eine schöne Farbe war. So sollen ferner phönizische Seefahrer einmal an einem mit schönern Kies-saitbe bebeckten User gekocht itrtb zur Unterlage ihres Geschirres einige Salpeterstücke genommen haben. Als das Feuer ausgebrannt war, erblickten sie unter der Asche eine glänzenbe, burchsichtige Masse — das Glas war etfuiibeu. Allein biefe Erzählungen finb Märchen. Die Purpurfärberei, wozu man beit Saft zweier Konchylien, der Trompetenschnecke nnb der Pnrpurschnecke, verwenbete, reicht in das höchste Altertum hinauf. Es gab roten, gelben, blauen nnb violetten, selbst weißen Purpur. Der rote war der prachtvollste mtb der Purpur von Tyrus der teuerste, da er zehnmal soviel galt, als der andere. Deshalb war Purpur auch das Zeichen der königlichen und priesterlichen Würbe. Glas kommt schon bei Job vor, der lagt, daß weber Ebelstein, noch Gold, noch Glas der Weisheit gleich zu achten sei (Job 28, 17). Die Vornehmen Bedienten sich gläserner Trinkgeschirre, welche kostspieliger als goldene waren. Die Bereitung des Fensterglases kam erst etwa zur Zeit Christi auf.
4. Die Schreibekunst oder die Kunst, seine Gedanken durch Zeichen auszudrücken, war den Babyloniern und Assyrern schon bekannt. Die Babylonier kannten die Keilschrift. Die Zeichen nämlich, bereit sie sich bebienten, bestanden ans einer Verbindung keilförmiger Striche und Winkel, von denen die Striche bald senkrecht, bald wagrecht, bald schräg aufwärts oder schräg abwärts liefen. Über diese Schrift können wir nichts Sicheres sagen, weil noch wenig von ihr entziffert ist. Sie findet sich auf den alten Baudenkmälern der Babylonier und Perser. Die Hieroglyphen der Ägypter waren eine Zeichenschrift, in der einzelne Zeichen die Stelle ganzer Wörter vertraten. Man setzte z. B. zwei Häitbe, um eilten Bogenschützen zu bezeichnen. Allein biefe Hieroglyphen entwickelten sich bald zur Silbenschrift und zur Buchstabenschrift, die den Ägyptern und Äthiopiern zu gleicher Zeit mit den Phöniziern bekannt war. Moses schrieb schon in ein Buch ein, was der Herr ihm gebot und was sich ereignete. Er schrieb die Namen der zwölf Stammhäupter auf die Stäbe. Auf dem Brustblatt Aarons waren die Namen der Stämme'israels eingegraben (2. Mos. K 4; 28, 34; 4. Mos. 17, 2). Job (ein Äthiopier) klagt, daß der Herr Bitterkeit wiber ihn schrieb. Auch ersehen wir ans
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Extrahierte Personennamen: Jean Napoleon Pygmalion Elissa
Extrahierte Ortsnamen: Sarepta Sevilla Spanien Afrika Palermo Sicilien Cypern Kreta Samaria Afrika Karthago Tyrus Christi Aarons
§ 26. Das babylonische Weltreich.
67
Euphrat ableiten lassen und drang in jener Nacht durch das Flußbett in die Stadt ein. Beltschaza^wurde überfallen und mit seinen Gästen niedergehauen. An die Stelle des babylonischen v Weltreiches trat das persische unter Cyrns.
Anmerkungen.
1. Reihenfolge der babylonisch-chaldäischen Könige. Nabopolassar 625-606; Nabnchodonosor 606—562; Evil m e-rodach 562—560; Neriglissar 560—556; Laborasoarchod 556; Nabonid 556—539. Dieses mächtige Reich dauerte unter 6 Königen dennoch nur 86 Jahre, worunter Nabuchodonosor allein 42 Jahre regierte. Während dieser 42 Jahre war er 7 Jahre lang von einer Geisteskrankheit befangen, in der er sich für ein Tier hielt. Unterdessen führten die Königin Nitökris und Daniel die Regierung.
2. Babylon war in einem Viereck gebaut, desseu Seiten je sechs Stunden laug waren, so daß es nach dem Berichte des Aristoteles nicht sowohl eine Stadt, als ein Volk einzuschließen schien. Die Mauer, welche die Stadt einschloß, bestand aus gebrannten Ziegeln und war mit Asphalt gekittet. Sie war 120 m hoch, 18 m dick und hatte 250 mit Erz bedeckte Türme, seder 40 m hoch. Um die Stadtmauer herum gingen breite und tiefe Wassergräben. An jeder Seite der Stadtmauer befanden sich 25 Thore von Erz, die genan einander gegenüberlagen und durch gerade Straßen miteinander verbunden waren, so daß die Stadt 676 regelmäßige Vierecke enthielt, die aus drei- und vierstöckigen Häusern bestanden, die wieder viereckig gebaut waren und im Innern einen Garten einschlössen. Auch an der Flußseite der beiden Stadtteile erhoben sich hohe Mauern, deren jede ebenfalls 25 Thore hatte. Es bestand Babylon demnach ans zwei Festungen, deren die eine am rechten, die andere am linken Ufer des Euphrat lag. Beide Festungen waren durch eine 900 m lange und 9 m breite Brücke miteinander verbunden. Aus der Westseite des Euphrat war der Tempel des Bel (f. § 14, Anm. 3) von einer dreifachen Mauer umgeben. Auf der Ostfette des Euphrat war die neue Köuigsburg mit den hängenden Gärten der Semiramis, die aber wahrscheinlich erst Nabnchodonosor für feine medische Gemahlin erbauen ließ.
3. Die hängenden Gärten waren Anlagen, von denen eine jeweils höher als die andere war. Ans einem Vierecke, von dessen Seiten eine jede 120 m hatte, stand eine Anzahl Pfeiler und Bogen von verschiedener, aber gleichmäßig sich abstufender Höhe, welche steinerne Platten trugen. Auf diesen Platten lag eine Schicht Asphalt mit Schilfrohr vermengt; dann kam eine zweifache Schicht von Steinen, welche mit Gips verbunden waren; auf diesen drei Schichten tagen dicke Bleiplatten, und auf diesen Bleiplatten eine Erdfchichte, so dick, daß die stärksten Bäume darin Wurzel fassen konnten. So lagen also auf diesen Pfeilern terrassenförmige Gärten. Auf der obersten Anlage war ein Räderwerk, mit dem Wasser hinausgeschafft werden konnte, um die Anlagen zu bewässern. Von drei Seiten waren diese Gärten frei, auf der vierten waren sie abgeschlossen durch eine hohe Mauer. Diese hängenden Gärten gehören zu den sieben Wunderwerken der Welt. (Die sechs anderen sind: der Tempel der Diana zu Ephesus, die ägyptischen Pyramiden, die Bildsäule des olympischen Jupiter von Phidias, das Mausoleum, d. i. das Grabmal des Königs Mausolos zu Halikarnaß, der Koloß von Rhodus und der Leuchtturm zu Alexandria.)
539
.Chr.
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10 Das Altertum.
so entstünde eben nur wieder die Frage: woher dieses Etwas? Das erste Etwas muß aus Nichts hervorgebracht worden fein, wie der erste Mensch keine Eltern haben konnte, sondern aus der Schöpferhand Gottes hervorgegangen sein mußte. Eine jede andere Annahme widerspricht der Vernunft ebenso sehr, wie der Offenbarung.
4. Das Sechstagewerk (Hexaemeron) ist Gegenstand heftiger Angriffe geworden, und man hat vielfach angenommen, unter den Zeitabschnitten, welche Moses „Tage" nennt, seien Zeiträume von Jahrtausenden zu verstehen, welcher die Erdrinde zu ihrem Übergang aus dem früheren in den jetzigen Zustand bedurfte. Hierüber nun läßt sich nur sagen: vor dem vierten Zeitabschnitte konnte es keine Zeitrechnung geben, weil weder Sonne noch Mond am Himmel stand. Daß aber Moses das Werk des fünften und sechsten Zeitabschnittes Tage genannt und Jahrtausende darunter verstanden haben soll, das dürfte doch kaum glaublich sein. Die Kirche aber läßt jedem hierüber die Wahl, obwohl es dem christlichen Gefühle naheliegt, den Ausdruck „Tag" wörtlich zu nehmen, da Gottes Kraft und Allmacht keiner Zeit bedarf. Übrigens gilt hier einfach, was der Apostel sagt: „Ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind wie ein Tag" (2 Petr. 3, 8).
So verschieden aber auch die Meinungen der Gelehrten von der Welt-schöpfuug sind, so hat die Wissenschaft von der Beschaffenheit des Erdkörpers (Geologie) doch folgende vier Sätze festgestellt, welche die Wahrheit der Mosaischen Weltentstehungslehre (Kosmogsnie) unumstößlich barthun. Diese Sätze heißen: 1) Es gab einmal eine Zeit, in der kein Leben vorhanben war; das Leben hat angefangen durch Einwirkung von außen. In der Erbe selbst lag also ursprünglich kein Naturgesetz. Dies tiebingt notwenbig eine von der Welt getrennte Schöpfungskraft. 2) Der Mensch ist die jüngste Kreatur von allen, die geschaffen sind. 3) Die Landtiere, die großen Säugetiere, die Elefanten, die Pferde it. s. w. sind die dem Menschen zunächst vorhergehende Schöpfung. 4) Unter den Fossilien sind die versteinerten Vögel und Fische, die Luft-und Wasserungehener älter, als die versteinerten Landtiere, und älter als die versteinerten Vögel und Fische sinb die versteinerten Pflanzen. Das, was also die Gelehrten primäre, seknnbäre, tertiäre Bilbnngsperiobe nennen, stimmt beit Hauptumrissen nach mit der Aufeinanberfolge der Mosaischen Erzählung überein.
5. Der Ort, wo die ersten Menschen lebten, war Eben (Annehmlichkeit) ober das P arabies (Lusthain). Es lag gegen Morgen. Bewässert würde biefer Garten von einem Strome, der sich außerhalb besserten in vier verschobene Flüsse schieb. Es war das östliche Asien, wohin uns nicht nur die Überlieferung aller alten Völker weist, sonbern wo es bcn ersten Menschen auch allein möglich war, in einfacher Weise ihr Leben zu fristen und ein so hohes Alter zu erreichen. Dort, wahrscheinlich in Tibet, in den Thälern des Himalaja, entfaltet sich jetzt noch die üppigste Pflanzenwelt, und es ist das einzige Land, wo 9000 Fuß über der Meeresfläche Weizen wächst, und wo die Früchte der heißen Zone zugleich mit benen der gemäßigten Zone fortkommen. Dort ist auch das Vaterland unserer Haustiere, die den Menschen auf seiner Sbanberung begleiteten. Von bort lassen sich auch die Völkerzüge nachweisen, obwohl die Gestalt der Erbe auch bort durch die große Wasserflut oeränbert würde und das Parabies verschwanb.
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26 Das Altertum.
germanischen Völker mit den Indern nachweisen (indo-germanischer Sprachstamm). Die Ureinwohner wurden teils unterjocht, teils in die Gebirge gejagt, und blutige Schlachten und Niederlagen sind es, welche durch die indische Geschichte sich hindurchziehen, aus denen zuletzt das Kastenwesen in seiner grellsten Gestalt hervorging, indem die Krieger und die Priester die herrschenden, die andern aber die dienenden Stände wurden.
28) Die ursprüngliche Religion kannte nur Ein höchstes Wesen, und zwar ein unsichtbares, das sich aber als Brahma (Erde) schaffend, als W ischnu (Luft und Wasser) erhaltend und als Schiwa (Fener) zerstörend und richtend offenbarte. Bald aber artete sie in Götzendienst und iu den lächerlichsten Aberglauben aus, welcher die vielen Götter ersten und zweiten Ranges als Ungeheuer darstellte (vielköpfig, vieläugig, vielarmig). Wir sehen dies in den alten Tempelbanten zu Ellora, Elefaute und an andern Orten. Einen Gegensatz zu diesem Aberglauben wollte
540 Gautäma Buddha (f 540 v. Chr.) hervorruseu, aber [eine
lsln'lehre führte nur zum Glauben an die Seelenwanderung, zur Untätigkeit, zu unnatürlicher Selbstpeinignng und znm Glauben an die Herrschaft des Minden Zufalls, dem alle unterworfen sind (Fatalismus).
29) Der Reichtum und die köstlichen Produkte Indiens zogen bald Fremde in das Land und es wurde schon frühe des Handels wegen von Phöniziern und Arabern besucht. Die Inder selbst durchzogen als Kaufleute mit ihren 'Waren ganz Asien und zwar sowohl zu Land als zu Schiffe. Das heilige Gesetzbuch des Menu empfiehlt sogar den Handelsleuten, fremde Sprachen zu lernen, ganz im Gegensatz zu den Sitten anderer Völker des Altertums. Aber dieser Reichtum und die fabelhaften Erzählungen, die aus dem Goldlande in andere Länder drangen, machten die Eroberer lüstern, ihre siegreichen Waffen auch nach Indien zu tragen, und fchou Ninus, Semlramis und Sefostris überzogen mit ihren Heeren das Land, obwohl keiner sich darin zu halten vermochte. Auch Alexander d. Gr., der bis in das heutige Königreich Lahore drang, mußte wieder umkehren. Aber fortan war Indien der Schauplatz, auf dem die auswärtigen Völker ihre Schlachten lieferten, denn an den Grenzen Indiens hatten sich fremde Völker, vorzüglich Parther, Ägypter, Baktrier, Scythen und Griechen niedergelassen. Diese führte die Gier nach Beute tiefer nach Indien, und sie bekämpften auf indischem Boden sich selbst und die Eingeborenen mit wechselndem Erfolge.
30) Dennoch blühte die alte indische Pracht und Herrlichkeit, der Reichtum und der Überfluß, bis 664 n. Chr. die Mohammedaner in das Land
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Extrahierte Personennamen: Alexander_d Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Indiens Asien Goldlande Indien Lahore Indien Indiens Indien
38 Das Altertum.
tru?in' l!m den 3nbu§ überschreiten zu können, baute ö l c^tl[e' solche zerlegt werden konnten, und ließ sie auf Kamelen zu land an den Indus bringen, um sie dort zusammenzusetzen und ihre Gruppen uberzulchiffeu. Als sie den Indern gegenüberstand, merkte sie, daß die ^nder im Vorteile seien, weil sie Elefanten hatten. Um nun die Femde glauben zu machen, sie habe ebenfalls Elefanten, lieft sie 300 000 schwarze Ochsen schlachten und umgab Kamele mit ihren Hauten. Auf diese Kamele wurden nun hölzerne Türme befestigt die mit Soldaten besetzt waren. Allein die Elefanten der Inder ließen sich nicht tauschen und richteten ein furchtbares Blutbad unter den Kamelen an, die noch überdies in ihren Bewegungen durch die Ochsenhäute gepudert nim-den. Semiramis erlitt eine so gewaltige Niederlage, daß sie ihre Residenz nur mit 20 Mann erreicht haben soll. Wer sieht nicht in all diesem Unwahrscheinlichkeit und Übertreibung?
3. Uber Ninive s. § 25, Anm. 2.
4. Ci in erstaunliches Kunstwerk war der angeblich von Semiramis angelegte große See in Babylonien, in welchem die überfließenden Gewässer des Euphrat gesammelt wurden. Dieser See hatte die Gestalt eines Vierecks und jede Seite desselben eine Länge von 68 km. Seine Tiere betrug 10y2 m; die Seitenwände waren mit Ziegelsteinen ausgemauert. Als der See vollendet war, ließ Semiramis den Euphrat ab-und in dieses Becken leiten, und als das Flußbett trockengelegt war wurde etit gewölbter Gang quer durch den Euphrat gebaut, der die alte Komgsburg (den Tempel des Bel) mit der neuen Königsburg verband Alsdann ließ man das Wasser aus dem See wieder in den Euphrat strömen. Dieses Werk soll in sieben Tagen zustande gebracht worden lern., Auch ans dieser Nachricht kann man ersehen, wie die Geschicht-ichmber der alten Zeit sich in Übertreibungen gefallen.
8 16.
Die Ägypter.
37) Die ältesten Einwohner Ägyptens waren wohl ebenfalls Chamiten (Neger), unter denen sich aber bald semitische Priester-jtämme ansiedelten. Die Priester begannen damit, Tempel und um dieselben herum Wohnungen für sich und die Ihrigen zu bauen und das Land urbar zu machen. Die Eingebornen schlossen sich au und es entstand so eine gemischte Bevölkerung, die aber an vollständiger Verschmelzung dnrch die Kasteneinteilnng gehindert wurde. Im Anfange wnrden die einzelnen Tempelbezirke von Vorstehern aus der Mitte der Priester regiert. Sie nannten sich Pharaonen, d. H. Stellvertreter der Sonne. Später wurden alle Tempelbezirke unter einem Pharao vereinigt, und die Vorsteher der einzelnen Tempelbezirke wurden untergeordnete Statthalter. Die wichtigsten Tempelbezirke waren Thebais mit der alten Hauptstadt Theben, Memphis, On (Heliopolis), Sais und Pellt sin m.
38) Die Religion der Ägypter war, wie die des Zendvolkes,
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