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1. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 345

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Culturverhlltnisse Großbritanniens. §. 66. 345 4. Ihre Nahrungsquellen findet die dichte Bevölkerung, na- mentlich Englands, in der möglichst starken Ausbeutung des über- und unterirdischen Reichthums des Bodens, welche hier eine höhere Stufe er- reicht hat, als in irgend einem andern Lande. Trotz des trefflichen Anbaus des Landes befriedigt der Ertrag ■ des Ackerbaus in der Regel nicht das starke Bedürfniß; die Viehzucht (besonders von Pferden, Rind- vieh, Schafen) übertrifft im Allgemeinen die günstigsten Verhältnisse anderer Länder, da Wiesen und Weiden bei der feuchten Atmosphäre in der üppigsten Fülle prangen; die Fischerei (Wallfische, Häringe u. s. w.) ist nicht allein lohnend, sondern auch die Schule der Matrosen; der Bergbau und das mit demselben verbundene Hüttenwesen liefert in Cornwallis Zinn, das Produkt, welches am frühesten die südlichen Culturvölker anzog, dann im N.-W. (namentlich in Wales und rings um die centrale Gebirgskette) Steinkohlen (1856 im Werthe von I6v2 Mtll. Pf. St.) und Eisen (1856 für 5 Mill. Pf. St. gefördert) zugleich. Gerade diese so außerordentlich fruchtbare Verbindung der beiden ersten Bedürfnisse einer ins Große getriebenen Fabrikation haben Englands industrielle Größe begründet, um so mehr als das gemeinschaft- liche Vorkommen derselben theils in die Nahe des Meeres, theils in die durch Flüsse, Canäle und Eisenbahnen durchkreuzte Ebene fällt und also die Rohstoffe leicht zu den Hüttenwerken und Fabrikorten gelangen und das verarbeitete Produkt von diesen ebenso leicht den Weg nach den consumirenden Gegenden des Landes und nach dem Meere findet. Diese Steinkohlenbezirke, welche 5 Procent des englischen Bodens einnehmen, haben daher auch alle großen Gewerbe aus dem übrigen Lande an sich gezogen, und jeder derselben hat seine besondere Industrie. Im O. und W. der penninischen Kette und im südlichen Schottland hat die Baumwollenfabrikation ihren Sitz, Manchester erhält durch seine benachbarte Hafenstadt Liverpool den rohen Stoff und läßt denselben aus dem nämlichen Wege, als Zeuge oder Garn verarbeitet, ausführen; ebenso Glasgow (dessen Seehafen Greenock ist). Die Verarbeitung der Schafwolle, theils inländischer, theils deutscher, die der benachbarte Hafen von Hüll einführt, beschäftigt vorzugsweise die Bevölkerung von Uorkshire, namentlich die von Leeds. Im südlichen Theile von Uork- shire verarbeitet Sheffield Stahl zu Messern und Scheeren. Im süd- lichsten Kohlenbezirk ist Birmingham der Mittelpunkt der Eisenfabri- kation. Die Kohlenbezirke unmittelbar an der Küste im N.-O. und S.-W. führen zur See das rohe Produkt aus, um diejenigen Gegenden des Landes mit Brennmaterial zu versehen, welche selbst dessen ent- behren. Wie in der industriellen Thätigkeit, so übertrifft auch in der Groß- artigkeit des Handels und der Schifffahrt die britische Nation alle europäischen bei weitem. Die englische Flagge weht auf allen Meeren und in den fernsten Häfen aller Erdtheile. Bei der außerordentlichen Ausdehnung seiner Colonialmacht umfaßt Englands Handel die Pro- dukte aller Zonen, die theils roh, theils im Mutterlande verarbeitet, sowohl von Colonie zu Colonie, als in fremde Länder geführt werden.

2. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 72

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
72 Das Dekhan. §. 22. Gebirges, bildet in der Mitte ein von dem übrigen Hochlande Hinter- asiens vollständig isolirtes Tafelland (3000—5000' hoch), welches im O. und W. von den Ghatta-Gebirgen (noch 1000—2000' höher) be- grenzt und eingeschlossen wird. а. Die Westküste des Dekhan ist wegen ihrer günstigen Lage für den Seehandel von den ältesten Zeiten ein Hauptziel der Schifffahrt gewesen und in neueren Zeiten zunächst von den Portugiesen angesiedelt worden, von deren ehemals bedeutenden Besitzungen an der Küste das verfallene Goa der einzige Ueberrest ist. Die britische Hauptstadt des westlichen Dekhan ist Bomb ay (566,000 (§.?) mit trefflichem Kriegshafen. In der Nähe liegen die berühmten unterirdischen Felsentcmpel Indiens; namentlich ist zu Ellora der (1 M. lange) sagenannte Götterberg van oben bis unten in stackwerkartig übereinander befindlichen Grotten ausgehöhlt und in un- zählige Tempel (von denen allein 20 dem Gotte Siwa angchören) zu einem wahren Pantheon der Inder umgeschaffen. Das südwestliche Küstenland oder Malabar gleicht einem großen terrassenförmigen Garten, in welchem vorzüglich die Pfeffer- und Betel- Ranke, die Palme, Zucker u. s. w. gedeihen, höher folgen die Tekwälder mit ihrem fast unverweslichen Holze und, wo diese aufhören, beginnen die Waldungen des kostbaren Sandelholzes. Daher ward dieser Küsten- strich einer der frühesten Centralpunkte des Welthandels mit zahlreichen Emporien. б. Das Tafelland, welches sich in progressiver Steigung von N. gegen S. erhebt, nimmt den bei weitem größten Theil des Dekhan ein. Es wird nur von wenigen Hügelreihen durchzogen und senkt sich allmählich gegen O., weshalb die Flüsse einen trägen Lauf haben. Das Land hat einzelne sehr fruchtbare Theile, andere von mittlerer Frucht- barkeit, viele Striche liegen unangebaut da, namentlich seit der Herr- schaft der Mahratten. Die wichtigste Stadt im Innern ist ein zweites Haid arabad (200,000 E.). c. Die Ostküste oder die sandige Küste Koromandel, eine der gefährlichsten und hafenlosesten (vgl. §. 7, 3), konnte bei ihrem heißen, ungesunden Klima und wegen des Mangels an eigenthümlichen Erzeug- nissen nicht die Bedeutung gewinnen, welche der Küste Malabar durch ihre tropische Begetatiou zu Theil ward. Doch war sie durch ihre Lage und die Natur des bengalischen Meerbusens auf Handelsverkehr nllt Hinterindien, dem indischen Archipel, Ceylon und dem Gangeslande angewiesen. Daher entstanden die Handelsplätze Mansaltpatam, Madras (720,000 E. ?), der Hauptsitz des indischen Perlen- und Edelstein-Handels, und die französische Niederlassung P o n d i ch e rr y (25—30,000 E.). D. Die Insel Ceylon (1154 sz M.) wird vom Festlande ge- trennt durch eine gefährliche Meerenge, voll Felsenriffe und Sandbänke, an denen sich die von den Monsoous hergetriebeuen Meeresströmungen in heftigen Brandungen brechen und welche (namentlich die sogenannte Adamsbrücke) die Durchfahrt für größere Schiffe unmöglich machen.

3. Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie - S. 57

1914 - Karlsruhe i.B. : Braun
57 Teil der Türkei, in Wirklichkeit aber steht Ägypten und der Nilsudan unter dem Einfluß Englands, das die Armee und die Verwaltung beherrscht. Im Völkerverkehr spielt Ägypten als Durchgangsland von Afrika nach Asien eine wichtige Rolle, und in neuerer Zeit hat es als Station aus dem kürzesten Weg von West- europa nach Indien die größte Bedeutung erlangt. Den von den Franzosen im Jahre 1869 erbauten Suezkanal haben die Engländer in ihre Gewalt zu bringen ver- standen, damit sie im Kriegsfälle dem Gegner den Weg nach Asien versperren können. Die Kanalgebühr beträgt pro Tonne 7,75 Franks, es fahren jährlich etwa 4000 Schisse mit 12—15 Millionen Tonnen durch den Kanal. Durch den Riesenbau der Bahn von Kairo nach Kapstadt sucht England auch eine Verbindung Ägyptens mit seinem Besitz in Südafrika herzustellen. Ägypten führt hauptsächlich Baumwolle aus. Es ist das dritte Baumwolleland der Erde. Auch die Verarbeitung des Tabaks zu Zigaretten und die Ausfuhr von Zwie- beln und Gummi arabicum ist bedeutend. Der deutsche Handel hat in Ägypten stark zugenommen; es gibt dort große deutsche Geschäftshäuser, die Porzellan, Geschirr, Musik- instrumente, Strumpfwaren und Lokomotiven einführen. Am Ansang des Nildeltas liegt Kairo, die „Perle des Orients", mit 660 000 Ein- wohnern die volkreichste Stadt Afrikas. Zahlreiche Fremde gehen hierher zum Ver- gnügen, auch von Brustleidenden wird Ägypten als Winteraufenthalt aufgesucht. Alexandria (360000), von Alexander d. Gr. gegründet, ist der Haupthandelsplatz am westlichen Mündungsarm des Nils. Port Said und Suez sind als Zugänge zu der 160 km langen Weltverkehrsstraße des Suezkanals wichtig. 5. Abessinien. Zu den Nilländern kann man noch Abessinien rechnen. Wie eine natür- liche Festung steigt das Abessinische Hochland aus dem östlichen Sudan auf. Es ist ein Bergland von etwa 2000 m Höhe, über das noch Gipfel bis zu Alpenhöhen (4600 m) emporragen. Wegen der tiefen Täler und der engen Schluchten mit ihren brausenden Strömen hat man ihm den Namen der „afrika- nischen Schweiz" gegeben. Der Ostrand fällt in fast unzugänglichen Wänden zum Roten Meer ab. Die wichtigsten Flußläufe, der Blaue Nil und der A t b a r a , wenden sich nach Westen und Nordwesten. In den Gewässern tum- meln sich Krokodile und Flußpferde. Den Fuß des Hochlandes umgeben Palmen- haine und wildreiche Urwälder. Bis zu einer Höhe von 1900 m können auf dem außerordentlich fruchtbaren Boden Baumwolle, Zuckerrohr und Kaffee gebaut werden. Die Landschaft Kaffa ist die Heimat des Kaffeebaumes, der dort in den Wäldern noch wild wächst. Auch Weihrauch und Myrrhen werden in diesem Gebiet gewonnen. Bis zu 2400 m Höhe gedeihen noch alle Mittelmeergewächse °. Mais, Weizen, Wein und Südfrüchte. Weiter oben pflanzt man noch Gerste und Hafer, und die höchsten, vom Wald entblößten Hänge sind von Rinder-, Schaf- und Ziegenherden belebt. Die Hochgipfel sind alljährlich eine Zeitlang mit Schnee bedeckt. Die dunkelfarbigen Abessinier (8 Millionen) sind in uralter Zeit aus Arabien eingewandert. Sie sind ein fleißiges, kriegerisch gesinntes Volk, das sich sein Christentum inmitten des Islam bewahrt hat. Fremde Eroberer hat das Kaiserreich Abessinien bis jetzt mit Erfolg abzuwehren gewußt. Das Land ist etwa Wz mal so groß wie Deutschland und führt Gummi, Wachs, Elfenbein, Häute und Kaffee aus. Aus Mangel an Ver- kehrsstraßen ist Abessinien schwer zugänglich. An den Zugängen, besonders an der wichtigen Meeresstraße Bab el Mandeb (Tränenpforte) haben sich Frankreich, Italien und England festgesetzt. Die Italiener besitzen den furchtbar heißen Küstenstrich mit der Jnselstadt M a s s a ü a.

4. Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie - S. 59

1914 - Karlsruhe i.B. : Braun
59 2. Ostasrika. In die flache ostafrikanische Küste vom Busen von Aden bis zum Sambesi teilen sich Italien, England, Deutschland und Portugal. Aus dem Hochland (1000—1200 m) im Innern haben sich durch vulkanische Tätigkeit gewaltige Einbruchstäler gebildet, die sich zum Teil mit Wasser füllten. Die so entstandene Seenkette setzt sich aus dem Viktoria-Nyansa-, Tanganjika- und N y a s s a s e e zusammen. Innerhalb der Seenreihe ragen zwei mächtige, er- loschene Vulkanberge über das Hochland empor, der Kenia (5600 m) und der doppelhäuptige Kilimandscharo (6000 m), deren Gipfel trotz der Nähe des Äquators mit ewigem Schnee bedeckt sind. Deutsch-Ostafrika ist unsere wertvollste Kolonie. Von der 800 km langen Küste erstreckt es sich nach Westen bis zu den großen Seen und dem Kongostaat. Im Norden grenzt es an englisches, im Süden an portugiesisches Gebiet. Deutsch- Ostafrika ist fast doppelt so groß als Deutschland. Vor der Küste liegt die Insel Sansibar mit dem besten Hasen Ostasrikas. Sie wurde 1890 von Deutschland an England abgetreten, das uns dafür Helgoland über- ließ. Sansibar ist der wichtigste Handelsplatz Ostasrikas, berühmt sind die Gewürznelken- gärten dieser Insel. Die Küste. Das Klima der ostafrikanischen Küste ist schwül und erschlaffend. Im Norden der Kolonie tritt das Bergland von U s a m b a r a nahe an die Küste heran, während in der Mitte und im Süden sich eine hügelige Kiisten- ebene ausdehnt, die im Süden an Breite zunimmt. Längs des Meeresufers er- heben Kokospalmen ihre schlanken Wipfel. Das flache Küstenland eignet sich vorzüglich für den Großpflanzungsbetrieb. Im Nordosten werden die Sisalagave und Baumwolle bereits in großen Mengen angebaut. Die Sisalagave, eine aus Mexiko eingeführte Kaktuspslanze, liefert ein vorzügliches Gespinst zu Seiler- waren lind hat den friiher in Deutschland vorwiegend gebrauchten Manilahanf ganz verdrängt. Noch wichtiger für unsere Industrie ist die Gewinnung der Baumwolle. Der Boden der gewaltigen Baumwollfelder wird, da es an Arbeits- kräften fehlt, mit mächtigen Dampfpslügen bestellt. Das Hochland. Von der Küstenebene steigen wir aus das Hochland (1000 bis 1200 m) im Innern, das den größten Teil der Kolonie ausfüllt. Der Boden erhält hier nur wenig Regen und ist daher Steppe. Mannshohes Gras bietet den Anti- lopen, Gazellen, Zebras und Giraffen reichliche Nahrung und verbirgt sie auch den Löwen. Anderseits erleichtert das hohe Gras den Raubtieren das An- schleichen. Akazien und einzelne Affenbrotbäume bilden den einzigen Baum- wuchs in den weiten Grasebenen, die von nomadischen Negerstämmen mit ihren Herden durchzogen werden. Zweinwl im Jahre, wenn die Sonne senkrecht über der Erde steht, tritt für das Land eine Regenzeit ein. In den fruchtbaren ge- sund- und hochgelegenen Landschaften an den Abhängen des Kilimandscharo können sich auch Weiße ansiedeln. Das Land an den großen Seen eignet sich zu Viehzucht und Ackerbau. Am Nyassasee hat man auch Steinkohlen gesunden, die sehr wertvoll sind, wenn die Seen künftig von Dampfern befahren werden. Die Bevölkerung Deutsch-Ostafrikas lvird aus 6% Millionen geschätzt. Im Innern wohnen Neger, an der Küste auch Inder und Araber. Schon seit dem Mittelalter war Ostasrika für die Araber das Ziel kühner Raubzüge. Auf ihren Segelschiffen holten sie Elfenbein und Sklaven. Ihre Macht reichte weit ins Innere Afrikas, bis die Deutschen ihrer Schreckensherrschaft ein Ende machten. Eine Gefahr für die Sicherheit im Lande sind noch die kriegerischen Nomadenstämme der Massai, welche die friedliche, acker-

5. Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie - S. 29

1914 - Karlsruhe i.B. : Braun
warfen werden. Ein buntes Völkergemisch wimmelt in dieser herrlichen, an der Grenze zweier Erdteile gelegenen Stadt. Mit dem Herzen Europas ist Konstantinopel durch die Orientbahn verbunden, und auf der asiatischen Seite führt ein mit deutschem Kapital erbauter Schienenweg bereits weit nach Vorderasien hinein. Griechenland. Den Süden der Balkanhalbinsel nimmt das Königreich Griechenland ein. Dieses Land ist siir den Seehandel wie geschaffen. Das Ägäische Meer wird mit Recht das Griechische Meer genannt, weil es heute noch wie im Altertum in seinem ganzen Umfang von Griechen bewohnt wird. Die reiche Kiistengliederung und die Inselwelt lockten die Griechen frühe hinaus aufs Meer, und auch heute noch sind sie als treffliche Seefahrer und Kaufleute bekannt. Die Hauptstadt A t h e n (167 000) war im Altertum eine her- vorragende Stätte der Künste und Wissenschaften. Noch jetzt zeugen die Ruinen der Akropolis von seiner ehemaligen Herrlichkeit. Zu Griechenland gehören die meisten Inseln des Ägäischen und des Ionischen Meeres und die Insel Kreta, die das Ägäische Meer im Süden abschließt. Im Balkankrieg hat Griechenland Mazedonien und die wichtige Hafenstadt Saloniki erworben. Sie ist einer der besten Seehäfen des Orients und Endpunkt einer für den Ver- kehr nach Asien wichtigen Eisenbahn. Der kürzeste Weg von Berlin nach den: Suezkanal und Indien führt künftig über Saloniki. Im Handel mit den Ländern der Balkanhalbinsel stehen wir in Einfuhr und Ausfuhr noch sehr zurück, da andere Länder näher liegen oder wie England kürzere Verbindungen zur See haben. Doch nimmt der Handelsverkehr nach dem Orient durch die deutschen Schiffahrtslinien stetig zu. Wir liefern haupt- sächlich Eisen- und Webwaren nach dem Balkan und empfangen aus Grie- chenland: Korinthen, Wein und Olivenöl, aus der Tiirkei: Seide und Teppiche, aus Bulgarien: Eier, Weizen und Rosenöl und aus Serbien: getrocknetes Obst (Zwetschgen), Eier, Schmalz und Mais. 3. Die Apenninenhalbinsel (Italien). Lage. Vom Rumpf Europas ist I t a l i e n durch die hohe Mauer der Alpen abgetrennt. Die eigentliche Halbinsel erstreckt sich in Gestalt eines Stiefels weit ins Mittelmeer. Infolge seiner Lage ist der Verkehr Italiens mit allen Ländern Südeuropas leicht und bequem. Die im Süden vorgelagerte Insel Sizilien bildet eine Brücke nach Nordafrika, und durch den Suezkanal ist der Weg nach Indien und dem fernen Osten geöffnet. Auch die Alpen sind kein Hindernis für den Verkehr mit den Ländern nördlich des Hochgebirges. Zahlreiche Alpenpässe und mehrere Alpenbahnen erleichtern die Überschreitung des Gebirges. Nach Bodengestalt und Klima unterscheiden wir zwei Haupt- gebiete: Norditalien und die eigentliche Halbinsel. Dazu kommen noch einige größere und kleinere Inseln. 1. Norditalien (Oberitalien) oder die Lombardische Tiefebene ist ein nach Osten sich öffnendes Becken, umkränzt von den steilen Höhen der Alpen und den weniger schroffen Bergen der Apenninen. Einst war die Ebene eine Bucht des Adriatischen Meeres; die Gewässer und Gletscher der Alpen trugen unge- heure Mengen Geröll, Sand und Schlamm von den Bergen herab und füllten die Mulde aus. In der so entstandenen Ebene sammelt der P o, einer der wasserreichsten Flüsse Europas, die Alpengewässer und fiihrt sie dem Adriatischen Meer zu.

6. Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie - S. 54

1914 - Karlsruhe i.B. : Braun
54 sich trotz der ungünstigen Küstenverhältnisse so rasch entwickelt, daß die Kolonie seit Jahren ohne Reichszuschuß für ihre Verwaltung auskommt. Die schnelle Ent- wicklung des Landes beruht auf der dichten, betriebsamen Negerbevölkerung, die eine Menge niitzlicher Ausfuhrprodukte zu erzeugen versteht. Die Bewohner (iy2 Mill.) sind fleißige, friedfertige Ackerbauer, die allerdings den Pflug nicht kennen, sondern ihre Felder nur behacken. Die Regierung ist bemüht, die Bewoh- ner dahin zu bringen, statt der landesüblichen Hacke den Pflug zu benützen. Die Neger müssen sich jedoch selbst vor den Pflug spannen, da die gefürchtete Tsetse- fliege die Viehzucht nicht aufkommen läßt. Die Produkte aus dein Innern des Landes mußten friiher, wie überall in Afrika, wo dieser gefährliche Feind der Rinder und Pferde sich findet, auf den Köpfen der Neger auf mühseligen, zeit- raubenden Karawanenreifen an die Küste befördert werden. Seit der Besitznahme des Landes hat die deutsche Verwaltung ein Netz von guten Wegen geschaffen, auf denen Beamte, Missionare, Kaufleute und auch die Eingeborenen mit dem Rad die ganze Kolonie bereisen können. Eine Küsten- und eine Binnenbahn, die immer weiter ins Land eindringt, werden eifrig benützt. Flüsse, die man friiher nur' auf schwanken Baumstämmen überschreiten konnte, sind jetzt von festen Stegen überspannt. Die Trägerkarawanen sind verschwunden. Die Waren werden schneller und billiger an die Küste befördert und die vielen ehedem als Träger tätigen Eingeborenen werden für die Landwirtschaft frei. Togo führt hauptsäch- lich Palmöl, Palmkerne, Kautschuk und Baumwolle aus. Das wertvollste Ge- wächs hier wie an der ganzen westasrikanischen Küste ist die Ö l p a l m e. Die Ölpalme liebt wasserreichen Boden und findet sich daher in besonders dichten Beständen am Rande der Gewässer. Ihre reiche volle Krone bildet mit den 5—6 m langen, gleichmäßigen Wedeln, die beim leisesten Windhauch hin und her wogen, einen Schmuck der Landschaft. Die Fruchtstände gleichen dichtbesetzten Trauben und wiegen oft bis zu 20 kg. Die reifen Früchte sind gelbrot und etwa so groß wie Kirschen. Das faserige ölhaltige Fruchtfleisch umschließt den von einer harten Schale umgebenen Palmkern, der nußartig schmeckt. Durch Zerstampfen in Steintrögen wird das Öl aus dem Fruchtfleisch herausgepreßt. Nachdem.es durch Kochen in großen Töpfen von den Unreinigkeiten befreit ist, füllt man es in Flaschenkürbisse und bringt es zum Verkauf. Das Öl verwendet der Neger in seinem Haushalt als Fettzusatz zu allen Speisen. Die steinharten Samen werden von Weibern und Kindern aufgeklopft, um die haselnuhgroßen Kerne zu erhalten, die ebenfalls sehr ölhaltig sind. Sie werden auf deu Markt gebracht, in Säcken nach Deutschland verschifft und dort in Fabriken weiter ver- arbeitet. Das Palmöl dient zur Bereitung von Seifen, Speisefett (Palmin), Kerzen und zur Herstellung anderer Fettwaren. Kamerun. Im innersten Winkel der Bucht von Guinea, wenige Grade nördlich vom Äquator, liegt die Kolonie K a m e r u n , die eine Fläche von der 1i/2 fachen Größe Deutschlands einnimmt. Tie Küstenstrecke ist nur kurz; nach dem Innern zu dehnt sich die Kolonie bis zum Tsadsee, Kongo und Ubangi aus. Von den Kameruner Gewässern ist der Sanaga länger als der Rhein, aber wegen der Stromschnellen in seinem Unterlauf nicht befahrbar. Der niedrige, heißfeuchte Küstenstrich ist in einer Breite von 100—200 km mit dichten Urwäldern bedeckt. Unmittelbar am Meer erhebt sich aus dem Kiistenland das gewaltige, 4000 in hohe Kamerungebirge. Seine Abhänge und die Ränder des Hochlandes erhalten durch die vom Meere her wehenden Winde reiche Niederschlüge. In den dichten Urwäldern herrscht schwüle Hitze, und Weiße können hier gar nicht arbeiten. Hier trifft man ganze Ölpalmenwälder an, die eine Menge Öl für die Ausfuhr liefern könnten, wenn statt der schmalen Negerpfade mehr und bessere Wege durch die Wildnis zur Küste führen würden. Der Neger, der auch in Kamerun «lle

7. Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie - S. 101

1914 - Karlsruhe i.B. : Braun
101 über die ganze Welt verschickt wird. Das Fett der Tiere kommt als Speisefett und Talg in den Handel. Häute und fertiges Leder werden in Massen nach Europa ausgeführt. Die Überreste des Fleisches verwendet man als Kraftfutter und die Abfälle beim Schlachten als Dünger. 6. Argentinien ist wie Chile in: Westen der am weitesten vorgeschrittene Staat des östlichen Südamerikas. Es ist jetzt schon eines der wichtigsten Weizenländer der Erde. Im Gebiet des La Plata reiht sich Farm an Farm. Der Boden ist mit Maschinen leicht zu bestellen. Westlich vom Getreidegebiet treffen wir große Viehfarmen, von denen manche einige 100 güm umfassen. Rinder- und Pferdezucht wird hier im Großen betrieben. Argentinien mit seinen riesigen Schafherden ist das erste Wolland der Erde. Das Land ist etwa fünfmal so groß als Deutschland und hat eine zahlreiche weiße Bevölkerung. Be- sonders stark ist die Einwanderung von Italienern. Hauptstadt ist Buenos-Aires (—gute Lüfte, 300 000), so genannt wegen seiner gesunden Lage am Südufer des La Plata. Es ist die größte Stadt und der Ausgangspunkt der einzigen Pazifikbahn Südamerikas. Der Welthandel Argentiniens ist bedeutender als der des ganzen übrigen Südamerikas. Deutschlands Handel mit Argentinien ist sehr stark. Wir beziehen von dort Weizen, Wolle und Häute. Deutsche Geschäftshäuser, die unsere Jndustrieerzeugnisse einführen, haben sich in großer Zahl dort angesiedelt. Die elektrischen Anlagen (z. B. Straßen- bahnen) werden fast ausschließlich von deutschen Unternehmern hergestellt. Australien. Der kleinste Erdteil, Australien (— Südland), liegt ganz aus der süd- lichen Halbkugel. (Gib seine Grenzen an!) Er ist an: weitesten von Europa ent- fernt und wurde erst (1605) längere Zeit nach der Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Ostindien entdeckt. Am engsten berührt sich Australien mit Asien, zu dem eine Jnselbrücke hinüberführt. Wir unterscheiden das F e st l a n d und die Inseln im Großen Ozean. I. Das Festland Australien. Küste, Gebirge. Das australische Festland hat wie Afrika und Südamerika eine sehr wenig gegliederte einförmige Küste. Abgesehen von dem flachen A u st r a l g o l s im Süden dringt nur der Carpentariagolf im Norden tief ins Land und bildet die spitzige Halbinsel Jork. Australien ist ein etwa 300 in hohes Tafelland, das im Osten und Südosten von Randgebirgen um- rahmt wird (Afrika!). Die Ränder fallen steil nach dem Meere ab. Das Kiisten- gebirge beginnt bei der schmalen flachen Torresstraße und begleitet die Küste in einer Ausdehnung von der dreifachen Länge der Alpen. Die höchsten Teile des Gebirges sind die Blauen Berge und die Australalpe n. Die Er- hebungen übersteigen aber kaum eine Höhe von 2000 rn. Als eine Fortsetzung des Küstengebirges ist die Insel Tasmanien (— Bayern) südlich von der Baß- straße zu betrachten. Die schroffe Ostküste besitzt einige gute Häsen. Jnneraustralien. Übersteigen wir die Blauen Berge, so gelangen wir an der innern Seite des Gebirgbogens in die größte Tiefebene des Landes, in das Strombecken des Murray (mörre) und seines Nebenflusses, des Darling. Nur diese beiden siihren das ganze Jahr Wasser. Der Murray (1650 km) ist etwas länger als der Rhein und ziemlich weit hinaus schiffbar. Alle andern Ge- wässer schwellen nur zur Regenzeit an, versiegen aber in der Trockenheit und lösen sich in eine Reihe von Sümpfen und Lachen aus. Das Tiefland des Murray
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