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1. Das Vaterland - S. 20

1856 - Darmstadt : Diehl
20 und sieht darauf, daß beide dem Vieh nicht in die Krippe springen und selbige verunreinigen. Alle acht Wochen kann man die Seidenhascn kahl rupfen, wobei man nur etwas Wolle am Bauche läßt. 14. Die Hausmaus. Die Hausmaus hat sich von Europa ans über fast alle Lander und Inseln verbreitet. Sie wohnt in Häusern, wo sie sich Löcher gräbt und nagt; zuweilen jedoch auch im Freien, weit von Häusern. Sie ist munter, reinlich, naschhaft, flink, springt weit, schwimmt, gleich den anderen Mänsearten, in der Noth schnell, klettert mit Hülfe der kurzen, steifen Borsten des Schwanzes vortrefflich. Sie frißt sehr Vielerlei, z. B. Getraide, Nüsse, Hanf, Hirse, Rübsamen, Speck, Butter, Brod, Kuchen, Honig, Zucker, Fliegen, Milch. Sie bekommt jährlich 3 mal, an solchen Orten, die das ganze Jahr warm sind, und wo viel Nahrung ist, auch wohl öfter, 4 bis 7 nackte 9 Tage blinde Jungen. Um ihnen ein recht weiches Nest zu machen, zernagt sie gern Bücher, Betten und Kleider, je feiner, desto lieber. Sie nagt aber oft auch blos zum Zeitvertreibe, um ihre Zähne zu üben. Merkwürdig ist ihre Liebe zur Musik. Es geschieht nicht selten, daß sie aus ihrem Loche hervorkommt, um einem Spielenden aufmerksam zuzuhören. Zu ihrer Vertilgung hält man Katzen, und stellt Fallen. Letztere sind sehr verschieden, und die Lockspeisen sind Speck, Hanfsamen, Nuß- oder Mandelkern und in Butter gebratenes Brod. Bei überhand nehmender Menge vergiftet man die Mäuse; allein Dies ist immer ge- fährlich, weil sie das Gift bisweilen wieder ausspeien. Am gefähr- lichsten ist die Vergiftung durch Arsenik. Daher nehme man lieber ge- pulverte Krähenaugen, und mische sie unter mit Milch oder Butter gekneteten Kuchen, oder unter Brod, oder gehackten Speck. Mehlpillen oder Weizen mit Phosphorsäure besprengt, soll ebenfalls ein gutes Mittel sein, und wären für den Menschen nicht gefährlich. Weiße Mäuse hält man sich oft zum Vergnügen in besonderen Käsigen. Im Gefängniß dienen die Mäuse oft den Gefangenen zur Unterhaltung. So hatte z. B. der bekannte Baron von Trent in seinem Kerker eine so zahm gemacht, daß sie auf seinen Ruf jedesmal herbeikam und auf seine Schulter sprang. Ein Ofsicier nahm sie ihm weg, aber sie ent- wischte, kauerte sich in eine Ecke vor dem Kerker und huschte, sobald er wieder geöffnet wurde, hinein. Der unbarmherzige Ofsicier holte sie abermals und that sie in einen schönen Käfig; allein sie wollte, fern von ihrem Freunde, keine Nahrung zu sich nehmen, und starb schon am dritten Tage. 13. Die Ratte. Dies häßliche, langschwänzige Thier ist wie bekannt von schwarz- grauer Farbe und von der Länge einer Mannöhand. Da in alten Schriften die Ratten nicht erwähnt werden, so glaubt man, sie seien erst nach der Entdeckung von Amerika von dorther auf Schiffen zu uns gebracht worden. Jetzt bewohnt die Ratte ganz Europa, ist durch Schiffe in alle Kolonien verpflanzt und an vielen Orten, zu-

2. Das Vaterland - S. 69

1856 - Darmstadt : Diehl
69 ihm doch. Sie füttern ihn sogar noch, wenn er das Nest verlassen hat und vor Hunger schreiend auf einem nahen Aste sitzt. 'Übrigens hätten die Menschen Ursache zu wünschen, daß alle Kuckuckseier gut ausgebrütet würden, und daß der Vogel weniger scheu wäre und bis an die Ortschaften herankäme. Denn dann würden die Raupen an den Obstbäumen und in den Gemüsegärten vertilgt, ohne daß zugleich die Kirschen, Erbsen und der Waizen Noth litte, wie durch die Sperlinge. Ein Beweis dafür ist, daß die Kuckucke nur in den wärmsten Mona- ten bei uns sind, und sogleich abziehen, wenn die Insekten wegen der kühlen Nächte nicht mehr in großer Menge und zu allen Tageszeiten zu haben sind. 31. Die Hühnereier. Die Hühner zu beobachten hat jedes Kind Gelegenheit. Das Lesebuch kann also wohl davon schweigen. Um aber doch zu zeigen, wieviel man auch bei den alltäglichsten Dingen noch zu lernen hat, mag ein Aufsatz über die Behandlung der Eier unseres Haushuhns hier Platz finden. Will man Hühnereier längere Zeit aufbewahren, so wähle man stets srisch-gelegte dazu, da schon gelegene den Keim des Verderbens gewissem maßen in sich tragen. Am besten sollen sich die im Monat August ge- legten halten. Man hat verschiedene Aufbewahrungs-Methoden. Eine der besten ist wohl folgende: Man verdünnt gelöschten Kalk, wie man ihn in den Kalbgruben findet, bis zur Dichtigkeit eines ganz dünnen Breies oder dicker Milch und gießt denselben über die, in einem Topfe oder Fasse, auf die Spitzen über einander gestellten Eier, so daß diese etwa einige Finger hoch davon bedeckt werden, hierauf deckt man den Tops oder das Faß mit einem Deckel zu, verbindet diesen noch außerdem gut mit star- kem Papiere und stellt das Gefäß an einen kühlen, jedoch frostfreien Ort. Man kann auch die zum Aufbewahren irr einen Topf übereinander gestellten Eier mit Fett, Butter oder Talg begießen und sie halten sich ebenfalls ein Jahr lang. Auch halten sie sich in 'Getraidehausen, in Häckerling, Salz oder Asche gelegt, wenn sie nur so liegen, daß sie ein- ander nicht berühren. Für die besten Eier hält man diejenigen, welche eine klare, dünne Schale haben. Je heller das Eiweiß und je voller das Ei, gegen das Licht gehalten, scheint, um so besser ist es. Alte und verdorbene Eier schwimmen im Wasser. Will man wissen, ob ein Ei angegangen oder angebrütet ist, so darf man cs nur an beiden Enden mit der Spitze der Zunge berühren. Ist das Ei iloch frisch, so wird man den stumpfen Theil wärmer als den spitzigen finden: ist es aber angegangen, oder angebrütet, so sind beide Enden von gleichmäßiger Temperatur. Die Eier werden aus vielfache Weise zur Speise benutzt; hart ge- kocht sind sie aber ein schwer zu verdauendes Gericht und eignen sich für einen schwachen Magen nicht wohl zur Abendspeise. Rohe, oder- weich gesottene Eier dagegen sind, mäßig genossen, eine leicht verdauliche nährende Speste. Gegen Heiserkeit, so wie überhaupt zur Erhaltung einer geschmeidigen Stimme sind rohe Eier ein bewährtes Mittel. Will man bunte Eier sieden, so kocht man die Eier mit einem dem Wasser beigemischten färbenden Stosse. Sollen sic gelb werden, so nimmt

3. Das Vaterland - S. 319

1856 - Darmstadt : Diehl
319 (Sin Semithum begreift gewöhnlich 20 bis 60 Kühe. Der Besitzer derselben heißt Küher. Aus der Milch bereiter man täglich einen Käse bis zu 20 Pfund schwer. Die Molke gibt den Zieger, die Hauptnahrung der Sennen. Aus diesem Zieger bereitet man auch den bekannten Schab- zieger, indem man etwas Klee hinzusetzt. Nahm (Sahne) nimmt man nicht von der Milch, aus welcher Käse bereitet werden soll. Eine fernere Beschäftigung des Schweizers ist die Gemsenjagd, ein höchst gefährliches Geschäft, welches nur selten reichen Erwerb gewährt. Der Gemsenjäger ist ungemein lustig und heiter. Er scheut keine Mühe und keine Gefahr; er klettert über Klippen und Felsen, über Spalten und Klüfte, um den scheuen Thieren nachzustellen. Unermüdlich steigt er, so oft es auch schon vergebens sein mochte, immer wieder aus die höchsten Alpenweiden, wo die Gemsen zuweilen in kleinen Hecrden beisammen leben. Sobald er einige erblickt klettert er, wo möglich, noch höher, kriecht dann langsam und ohne Geräusch zu machen, oft neben fürchterlichen Ab- gründen, über lockere Steine und Rasen, über gefahrvolle Stellen, welche durch Thau und Regen schlüpfrig geworden sind, unbemerkt wieder herab, bis er nahe genug ist, um schießen zu können. Hat er eine Gemse ge- troffen, so eilt er dann herbei und zerhaut ihr die Sehnen, damit sie nicht entlaufen kann. Ist es möglich, so lädt er das Thier auf seine Schultern, trägt es nach Hause und verzehrt hier mit seinen Verwandten in Lust und Freude das Fleisch. Sehr oft ist aber der Weg zu beschwer- lich, um eine solche Last fortzubringen; in diesem Falle wird dem Thiere blos die treffliche Haut abgezogen. Das Fleisch bleibt als ein willkomm- ues Mahl für Raubvögel liegen. Große Gefahr droht dem Gemsenjäger, wenn ihn die Gemsen ge- wahr werden, schnell über Abgründe, Felsen und Gletscher entfliehen, und er sie dann in ganz unbekannte Gegenden verfolgt. Wissen sich die Gem- sen nicht mehr zu retten, so stürmen sie auf ihn ein und stürzen ihn in die Tiefe, wo er sich zu Tode fällt oder verhungern muß. Bei dieser Jagd kommen jährlich viele Menschen um. Denn obgleich der Jäger sich Fuß- eisen und einen mit starkem Stachel versehenen Stock zulegt, so sind Dies doch nur schwache Schutzmittel gegen die große Gefahr. Das Fleisch und die Haut einer Gemse kosten in der Regel etwa einen Louisd'or. — Der schweizer Landmann trägt einen kleinen, runden Hut. Den Rock, die Weste und die Beinkleider fertigt man aus einem groben, wollenen Zeuge. Die alten Alpenbewohner tragen zuweilen lange Bärte. Die Frauen kleiden sich in einen kurzen Kittel mit vielen Knöpfen. Die Haare werden um den Kopf gewunden und mit silbernen Nadeln befestigt. Unverheirathete flechten ihr Haar in zwei Zöpfe, welche sie mit Bändern schmücken. Alle tragen Strohhüte mit schwarzen Bändern und eine über- mäßige Menge Röcke. Doch sind die Trachten auch verschieden. In Ap- penzell trägt der Mann eine kurze, scharlachfarbene Tuchweste, welche vorn etwas offen steht, damit das weiße Hemd hervorleuchte. Die leder- gelben Zwillichbeinkleider reichen bis auf die Schuhe und werden von einem gestickten Hosenträger gehalten. Die verheiralheten Frauenzimmer- haben ein schwarzes Käppchen auf mit zwei steifen Flügeln. In den Städten sind französische Trachten üblich. In früheren Zeiten hatte man sehr strenge Kleidergesetze, um dem Lurus zu steuern.

4. Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie - S. 57

1914 - Karlsruhe i.B. : Braun
57 Teil der Türkei, in Wirklichkeit aber steht Ägypten und der Nilsudan unter dem Einfluß Englands, das die Armee und die Verwaltung beherrscht. Im Völkerverkehr spielt Ägypten als Durchgangsland von Afrika nach Asien eine wichtige Rolle, und in neuerer Zeit hat es als Station aus dem kürzesten Weg von West- europa nach Indien die größte Bedeutung erlangt. Den von den Franzosen im Jahre 1869 erbauten Suezkanal haben die Engländer in ihre Gewalt zu bringen ver- standen, damit sie im Kriegsfälle dem Gegner den Weg nach Asien versperren können. Die Kanalgebühr beträgt pro Tonne 7,75 Franks, es fahren jährlich etwa 4000 Schisse mit 12—15 Millionen Tonnen durch den Kanal. Durch den Riesenbau der Bahn von Kairo nach Kapstadt sucht England auch eine Verbindung Ägyptens mit seinem Besitz in Südafrika herzustellen. Ägypten führt hauptsächlich Baumwolle aus. Es ist das dritte Baumwolleland der Erde. Auch die Verarbeitung des Tabaks zu Zigaretten und die Ausfuhr von Zwie- beln und Gummi arabicum ist bedeutend. Der deutsche Handel hat in Ägypten stark zugenommen; es gibt dort große deutsche Geschäftshäuser, die Porzellan, Geschirr, Musik- instrumente, Strumpfwaren und Lokomotiven einführen. Am Ansang des Nildeltas liegt Kairo, die „Perle des Orients", mit 660 000 Ein- wohnern die volkreichste Stadt Afrikas. Zahlreiche Fremde gehen hierher zum Ver- gnügen, auch von Brustleidenden wird Ägypten als Winteraufenthalt aufgesucht. Alexandria (360000), von Alexander d. Gr. gegründet, ist der Haupthandelsplatz am westlichen Mündungsarm des Nils. Port Said und Suez sind als Zugänge zu der 160 km langen Weltverkehrsstraße des Suezkanals wichtig. 5. Abessinien. Zu den Nilländern kann man noch Abessinien rechnen. Wie eine natür- liche Festung steigt das Abessinische Hochland aus dem östlichen Sudan auf. Es ist ein Bergland von etwa 2000 m Höhe, über das noch Gipfel bis zu Alpenhöhen (4600 m) emporragen. Wegen der tiefen Täler und der engen Schluchten mit ihren brausenden Strömen hat man ihm den Namen der „afrika- nischen Schweiz" gegeben. Der Ostrand fällt in fast unzugänglichen Wänden zum Roten Meer ab. Die wichtigsten Flußläufe, der Blaue Nil und der A t b a r a , wenden sich nach Westen und Nordwesten. In den Gewässern tum- meln sich Krokodile und Flußpferde. Den Fuß des Hochlandes umgeben Palmen- haine und wildreiche Urwälder. Bis zu einer Höhe von 1900 m können auf dem außerordentlich fruchtbaren Boden Baumwolle, Zuckerrohr und Kaffee gebaut werden. Die Landschaft Kaffa ist die Heimat des Kaffeebaumes, der dort in den Wäldern noch wild wächst. Auch Weihrauch und Myrrhen werden in diesem Gebiet gewonnen. Bis zu 2400 m Höhe gedeihen noch alle Mittelmeergewächse °. Mais, Weizen, Wein und Südfrüchte. Weiter oben pflanzt man noch Gerste und Hafer, und die höchsten, vom Wald entblößten Hänge sind von Rinder-, Schaf- und Ziegenherden belebt. Die Hochgipfel sind alljährlich eine Zeitlang mit Schnee bedeckt. Die dunkelfarbigen Abessinier (8 Millionen) sind in uralter Zeit aus Arabien eingewandert. Sie sind ein fleißiges, kriegerisch gesinntes Volk, das sich sein Christentum inmitten des Islam bewahrt hat. Fremde Eroberer hat das Kaiserreich Abessinien bis jetzt mit Erfolg abzuwehren gewußt. Das Land ist etwa Wz mal so groß wie Deutschland und führt Gummi, Wachs, Elfenbein, Häute und Kaffee aus. Aus Mangel an Ver- kehrsstraßen ist Abessinien schwer zugänglich. An den Zugängen, besonders an der wichtigen Meeresstraße Bab el Mandeb (Tränenpforte) haben sich Frankreich, Italien und England festgesetzt. Die Italiener besitzen den furchtbar heißen Küstenstrich mit der Jnselstadt M a s s a ü a.

5. Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie - S. 59

1914 - Karlsruhe i.B. : Braun
59 2. Ostasrika. In die flache ostafrikanische Küste vom Busen von Aden bis zum Sambesi teilen sich Italien, England, Deutschland und Portugal. Aus dem Hochland (1000—1200 m) im Innern haben sich durch vulkanische Tätigkeit gewaltige Einbruchstäler gebildet, die sich zum Teil mit Wasser füllten. Die so entstandene Seenkette setzt sich aus dem Viktoria-Nyansa-, Tanganjika- und N y a s s a s e e zusammen. Innerhalb der Seenreihe ragen zwei mächtige, er- loschene Vulkanberge über das Hochland empor, der Kenia (5600 m) und der doppelhäuptige Kilimandscharo (6000 m), deren Gipfel trotz der Nähe des Äquators mit ewigem Schnee bedeckt sind. Deutsch-Ostafrika ist unsere wertvollste Kolonie. Von der 800 km langen Küste erstreckt es sich nach Westen bis zu den großen Seen und dem Kongostaat. Im Norden grenzt es an englisches, im Süden an portugiesisches Gebiet. Deutsch- Ostafrika ist fast doppelt so groß als Deutschland. Vor der Küste liegt die Insel Sansibar mit dem besten Hasen Ostasrikas. Sie wurde 1890 von Deutschland an England abgetreten, das uns dafür Helgoland über- ließ. Sansibar ist der wichtigste Handelsplatz Ostasrikas, berühmt sind die Gewürznelken- gärten dieser Insel. Die Küste. Das Klima der ostafrikanischen Küste ist schwül und erschlaffend. Im Norden der Kolonie tritt das Bergland von U s a m b a r a nahe an die Küste heran, während in der Mitte und im Süden sich eine hügelige Kiisten- ebene ausdehnt, die im Süden an Breite zunimmt. Längs des Meeresufers er- heben Kokospalmen ihre schlanken Wipfel. Das flache Küstenland eignet sich vorzüglich für den Großpflanzungsbetrieb. Im Nordosten werden die Sisalagave und Baumwolle bereits in großen Mengen angebaut. Die Sisalagave, eine aus Mexiko eingeführte Kaktuspslanze, liefert ein vorzügliches Gespinst zu Seiler- waren lind hat den friiher in Deutschland vorwiegend gebrauchten Manilahanf ganz verdrängt. Noch wichtiger für unsere Industrie ist die Gewinnung der Baumwolle. Der Boden der gewaltigen Baumwollfelder wird, da es an Arbeits- kräften fehlt, mit mächtigen Dampfpslügen bestellt. Das Hochland. Von der Küstenebene steigen wir aus das Hochland (1000 bis 1200 m) im Innern, das den größten Teil der Kolonie ausfüllt. Der Boden erhält hier nur wenig Regen und ist daher Steppe. Mannshohes Gras bietet den Anti- lopen, Gazellen, Zebras und Giraffen reichliche Nahrung und verbirgt sie auch den Löwen. Anderseits erleichtert das hohe Gras den Raubtieren das An- schleichen. Akazien und einzelne Affenbrotbäume bilden den einzigen Baum- wuchs in den weiten Grasebenen, die von nomadischen Negerstämmen mit ihren Herden durchzogen werden. Zweinwl im Jahre, wenn die Sonne senkrecht über der Erde steht, tritt für das Land eine Regenzeit ein. In den fruchtbaren ge- sund- und hochgelegenen Landschaften an den Abhängen des Kilimandscharo können sich auch Weiße ansiedeln. Das Land an den großen Seen eignet sich zu Viehzucht und Ackerbau. Am Nyassasee hat man auch Steinkohlen gesunden, die sehr wertvoll sind, wenn die Seen künftig von Dampfern befahren werden. Die Bevölkerung Deutsch-Ostafrikas lvird aus 6% Millionen geschätzt. Im Innern wohnen Neger, an der Küste auch Inder und Araber. Schon seit dem Mittelalter war Ostasrika für die Araber das Ziel kühner Raubzüge. Auf ihren Segelschiffen holten sie Elfenbein und Sklaven. Ihre Macht reichte weit ins Innere Afrikas, bis die Deutschen ihrer Schreckensherrschaft ein Ende machten. Eine Gefahr für die Sicherheit im Lande sind noch die kriegerischen Nomadenstämme der Massai, welche die friedliche, acker-

6. Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie - S. 54

1914 - Karlsruhe i.B. : Braun
54 sich trotz der ungünstigen Küstenverhältnisse so rasch entwickelt, daß die Kolonie seit Jahren ohne Reichszuschuß für ihre Verwaltung auskommt. Die schnelle Ent- wicklung des Landes beruht auf der dichten, betriebsamen Negerbevölkerung, die eine Menge niitzlicher Ausfuhrprodukte zu erzeugen versteht. Die Bewohner (iy2 Mill.) sind fleißige, friedfertige Ackerbauer, die allerdings den Pflug nicht kennen, sondern ihre Felder nur behacken. Die Regierung ist bemüht, die Bewoh- ner dahin zu bringen, statt der landesüblichen Hacke den Pflug zu benützen. Die Neger müssen sich jedoch selbst vor den Pflug spannen, da die gefürchtete Tsetse- fliege die Viehzucht nicht aufkommen läßt. Die Produkte aus dein Innern des Landes mußten friiher, wie überall in Afrika, wo dieser gefährliche Feind der Rinder und Pferde sich findet, auf den Köpfen der Neger auf mühseligen, zeit- raubenden Karawanenreifen an die Küste befördert werden. Seit der Besitznahme des Landes hat die deutsche Verwaltung ein Netz von guten Wegen geschaffen, auf denen Beamte, Missionare, Kaufleute und auch die Eingeborenen mit dem Rad die ganze Kolonie bereisen können. Eine Küsten- und eine Binnenbahn, die immer weiter ins Land eindringt, werden eifrig benützt. Flüsse, die man friiher nur' auf schwanken Baumstämmen überschreiten konnte, sind jetzt von festen Stegen überspannt. Die Trägerkarawanen sind verschwunden. Die Waren werden schneller und billiger an die Küste befördert und die vielen ehedem als Träger tätigen Eingeborenen werden für die Landwirtschaft frei. Togo führt hauptsäch- lich Palmöl, Palmkerne, Kautschuk und Baumwolle aus. Das wertvollste Ge- wächs hier wie an der ganzen westasrikanischen Küste ist die Ö l p a l m e. Die Ölpalme liebt wasserreichen Boden und findet sich daher in besonders dichten Beständen am Rande der Gewässer. Ihre reiche volle Krone bildet mit den 5—6 m langen, gleichmäßigen Wedeln, die beim leisesten Windhauch hin und her wogen, einen Schmuck der Landschaft. Die Fruchtstände gleichen dichtbesetzten Trauben und wiegen oft bis zu 20 kg. Die reifen Früchte sind gelbrot und etwa so groß wie Kirschen. Das faserige ölhaltige Fruchtfleisch umschließt den von einer harten Schale umgebenen Palmkern, der nußartig schmeckt. Durch Zerstampfen in Steintrögen wird das Öl aus dem Fruchtfleisch herausgepreßt. Nachdem.es durch Kochen in großen Töpfen von den Unreinigkeiten befreit ist, füllt man es in Flaschenkürbisse und bringt es zum Verkauf. Das Öl verwendet der Neger in seinem Haushalt als Fettzusatz zu allen Speisen. Die steinharten Samen werden von Weibern und Kindern aufgeklopft, um die haselnuhgroßen Kerne zu erhalten, die ebenfalls sehr ölhaltig sind. Sie werden auf deu Markt gebracht, in Säcken nach Deutschland verschifft und dort in Fabriken weiter ver- arbeitet. Das Palmöl dient zur Bereitung von Seifen, Speisefett (Palmin), Kerzen und zur Herstellung anderer Fettwaren. Kamerun. Im innersten Winkel der Bucht von Guinea, wenige Grade nördlich vom Äquator, liegt die Kolonie K a m e r u n , die eine Fläche von der 1i/2 fachen Größe Deutschlands einnimmt. Tie Küstenstrecke ist nur kurz; nach dem Innern zu dehnt sich die Kolonie bis zum Tsadsee, Kongo und Ubangi aus. Von den Kameruner Gewässern ist der Sanaga länger als der Rhein, aber wegen der Stromschnellen in seinem Unterlauf nicht befahrbar. Der niedrige, heißfeuchte Küstenstrich ist in einer Breite von 100—200 km mit dichten Urwäldern bedeckt. Unmittelbar am Meer erhebt sich aus dem Kiistenland das gewaltige, 4000 in hohe Kamerungebirge. Seine Abhänge und die Ränder des Hochlandes erhalten durch die vom Meere her wehenden Winde reiche Niederschlüge. In den dichten Urwäldern herrscht schwüle Hitze, und Weiße können hier gar nicht arbeiten. Hier trifft man ganze Ölpalmenwälder an, die eine Menge Öl für die Ausfuhr liefern könnten, wenn statt der schmalen Negerpfade mehr und bessere Wege durch die Wildnis zur Küste führen würden. Der Neger, der auch in Kamerun «lle
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