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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 300

1868 - Mainz : Kunze
300 Dritte Periode der neueren Geschichte. Bauten. Bildhauer, Maler und Tonkünstler. Dr. Vogel bilden eine Reihe ansgezeichneter Männer, die sich um die Erforschung des Innern von Afrika die größten Verdienste erworben haben. Die Reisen von Johannes Burkhardt, Simon Rüppel, Joseph von Nnssegger, den Missionären Dr. Krapf und Rebmann in vas östliche Afrika, und die mühsamen Fahrten Livingstones im südlichen Afrika ge- hören zu den lobenswerthesten Bestrebungen, welche wir kennen. Mit gleicher Anfopfernng sind erst jüngst die Brüder Schlagintweit von Ostindien heimgekehrt, wo sie das Himalayagebirge zum Gegenstände ihrer Forschungen gemacht hatten. Auch die Erfindung des Luftballons hat man in neuester Zeit weiter allsgebildet, und die Gasbeleuchtung zur Erhellung von Straßen und Häusern erfunden. Daneben hat man mancherlei Maschinen er- funden : Webstühle aller Art, Dresch-, Säe- und Mähemaschinen für den Landmann, Nähmaschiilen, sowie zum Kriegsgebrauch neue Wurf- geschosse und Geschütze, Hinterladungs- (Zündnadel-) Gewehre u. s. w. Zur Hebung der Industrie dienen Actien-Gefellschaften, Vereine und die großen Weltausstellungen zu London (1851 und 1862) und Paris (1855 und 1867), wo in colossalen Palästen von Glas und Eisen die herrlichsten Werke der Kunst und Industrie zur Bewunderung von Millionen Reisenden zusammengestellt werden. Auch auf dem Gebiete der Baukunst, der Bildhauerei, Malerei und Musik hat das 19. Jahrhundert Bedeutendes geleistet. Alte Dome und viele Burgen des Mittelalters wurden glänzend restaurirt. Zur Förderung des Verkehrs hat man Riesenbauten angelegt, welche sich den größter! aller Zeiten würdig zur Seite stellen können. Außer den prachtvollen Kunststraßen über die Alpen erwähnen wir den Schienen- weg über den Sömmering, den Tunnel in London, die ungeheure Eisenbahnröhrenbrücke über die Menaistraße nach Anglesea, die Ueber- brückung der Lagunen von Venedig und den Trollhättakanal in Schwe- den. Unter allen Fürsten hat entschieden König Ludwig von Barern das Meiste für die Verschönerung seiner Hauptstadt und die Hebung der bildenden Kunst geleistet. Von den berühmtesten Bildhauern der neuesten Zeit verdienen der Italiener Canova, der Däne Thorwaldsen, dessen Christus und die 12 Apostel die Frauenkirche zu Kopenhagen schmücken, der Franzose David, der Engländer Flaxmann, die Deutschen Dannecker in Stutt- gart, Rauch, Schadow, Tieck in Berlin und Schwanthaler in München besondere Erwähnung. Die deutschen Maler, Cornelius in Berlin und sein Schüler Kaulbach, ferner W. Schadow, Lessing, Bendemann, Ludwig Schnorr in Wien, Julius Schnorr von Carolsfeld in Dresden, Peter Heß, Overbeck und M. Rugendas nebst vielen Andern haben

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 310

1876 - Mainz : Kunze
310 Dritte Periode der neueren Geschichte. Chemie und Physik haben in allen Verhältnissen des Lebens eine gänzliche Umgestaltung hervorgerufen. Wer muß nicht die Größe und den Scharfsinn des menschlichen Geistes bewundern, wenn er die Drähte des elektromagnetischen Telegraphen, welche heutigen Tags sogar entfernte Continente mit einander verbinden, die Kräfte der Dampfmaschinen und des Galvanismus zu würdigen versteht? Durch diese weittragenden D-r Berkehr Erfindungen und die fortgesetzten Forschungen in fremden Welttheilen Europas mit haben Handel und Verkehr, Gewerbe und Ackerbau einen früher nie Welttheilen, geahnten Aufschwung erhalten. Der Welthandel konnte sich in China und Japan, in Amerika und Australien, in Asien und Afrika Bahn brechen, und zahlreiche Auswanderer haben ein Nutzen bringendes Band mit dem europäischen Mutterlande geknüpft. Die Goldminen in Ca-lifornien und Australien haben neue Wohnsitze und neue Unternehmungen Entdeckungs- Leben gerufen, welche Europa gar manchen Vortheil bieten. Noch reisen im i9. immer ziehen unbekannte Länder die Aufmerksamkeit strebsamer Forscher Jahrhundert. sich i Mungo Park, Konrad Hornemcmri, Richard und John Lan- der, James, Richardson, Heinrich Barth, Adolf Overweg, Dr. Vogel und viele andere bilden eine Reihe ausgezeichneter Männer, die sich um die Erforschung des Innern von Afrika die größten Verdienste erworben haben. Die Reifen von Johannes Burkhardt, Simon Rüppel, Joseph von Russegger, Capitän Speke, den Missionären Dr. Krapf und Rebemann in das östliche Afrika, und die mühsamen Fahrten Living-stone's im südlichen Afrika gehören zu den lobenswerthesten Bestrebungen, welche wir kennen. Mit gleicher Aufopferung haben die Brüder Schlag-intweitdes Himalayagebirge zum Gegenstände ihre Forschungen gemacht. Auch die Erfindung des Luftballons hat man in neuester Zeit weiter ausgebildet, und die Gasbeleuchtung zur Erhellung von Straßen und Häusern eingeführt. Daneben hat man mancherlei Maschinen erfunden: Webstühle aller Art, Drefch-, Säe- und Mähemaschinen für den Landmann, Nähmaschinen, sowie zum Kriegsgebrauch neue Wurfgeschosse und Geschütze, Hinterladungs- (Zündnadel-) Gewehre it. s. w. Zur Hebung der Industrie dienen Actien-Gesellschasten, Vereine und die großen Weltausstellungen zu London (1851 und 1862), Paris (1855 und 1867) und Wien (1873), wo in kolossalen Palästen von Glas und Eisen die herrlichsten Werke der Kunst und Industrie zur Bewunderung von Millionen Reisenden zusammengestellt werden. Bauten. Auch auf dem Gebiete der Baukunst, der Bildhauerei, Malerei und Musik hat das 19. Jahrhundert bedeutendes geleistet. Alte Tome z. B. der Kölner, und viele Burgen des Mittelalters wurden und werden glänzend restaurirt. Zur Förderung des Verkehrs hat man

3. Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie - S. 57

1914 - Karlsruhe i.B. : Braun
57 Teil der Türkei, in Wirklichkeit aber steht Ägypten und der Nilsudan unter dem Einfluß Englands, das die Armee und die Verwaltung beherrscht. Im Völkerverkehr spielt Ägypten als Durchgangsland von Afrika nach Asien eine wichtige Rolle, und in neuerer Zeit hat es als Station aus dem kürzesten Weg von West- europa nach Indien die größte Bedeutung erlangt. Den von den Franzosen im Jahre 1869 erbauten Suezkanal haben die Engländer in ihre Gewalt zu bringen ver- standen, damit sie im Kriegsfälle dem Gegner den Weg nach Asien versperren können. Die Kanalgebühr beträgt pro Tonne 7,75 Franks, es fahren jährlich etwa 4000 Schisse mit 12—15 Millionen Tonnen durch den Kanal. Durch den Riesenbau der Bahn von Kairo nach Kapstadt sucht England auch eine Verbindung Ägyptens mit seinem Besitz in Südafrika herzustellen. Ägypten führt hauptsächlich Baumwolle aus. Es ist das dritte Baumwolleland der Erde. Auch die Verarbeitung des Tabaks zu Zigaretten und die Ausfuhr von Zwie- beln und Gummi arabicum ist bedeutend. Der deutsche Handel hat in Ägypten stark zugenommen; es gibt dort große deutsche Geschäftshäuser, die Porzellan, Geschirr, Musik- instrumente, Strumpfwaren und Lokomotiven einführen. Am Ansang des Nildeltas liegt Kairo, die „Perle des Orients", mit 660 000 Ein- wohnern die volkreichste Stadt Afrikas. Zahlreiche Fremde gehen hierher zum Ver- gnügen, auch von Brustleidenden wird Ägypten als Winteraufenthalt aufgesucht. Alexandria (360000), von Alexander d. Gr. gegründet, ist der Haupthandelsplatz am westlichen Mündungsarm des Nils. Port Said und Suez sind als Zugänge zu der 160 km langen Weltverkehrsstraße des Suezkanals wichtig. 5. Abessinien. Zu den Nilländern kann man noch Abessinien rechnen. Wie eine natür- liche Festung steigt das Abessinische Hochland aus dem östlichen Sudan auf. Es ist ein Bergland von etwa 2000 m Höhe, über das noch Gipfel bis zu Alpenhöhen (4600 m) emporragen. Wegen der tiefen Täler und der engen Schluchten mit ihren brausenden Strömen hat man ihm den Namen der „afrika- nischen Schweiz" gegeben. Der Ostrand fällt in fast unzugänglichen Wänden zum Roten Meer ab. Die wichtigsten Flußläufe, der Blaue Nil und der A t b a r a , wenden sich nach Westen und Nordwesten. In den Gewässern tum- meln sich Krokodile und Flußpferde. Den Fuß des Hochlandes umgeben Palmen- haine und wildreiche Urwälder. Bis zu einer Höhe von 1900 m können auf dem außerordentlich fruchtbaren Boden Baumwolle, Zuckerrohr und Kaffee gebaut werden. Die Landschaft Kaffa ist die Heimat des Kaffeebaumes, der dort in den Wäldern noch wild wächst. Auch Weihrauch und Myrrhen werden in diesem Gebiet gewonnen. Bis zu 2400 m Höhe gedeihen noch alle Mittelmeergewächse °. Mais, Weizen, Wein und Südfrüchte. Weiter oben pflanzt man noch Gerste und Hafer, und die höchsten, vom Wald entblößten Hänge sind von Rinder-, Schaf- und Ziegenherden belebt. Die Hochgipfel sind alljährlich eine Zeitlang mit Schnee bedeckt. Die dunkelfarbigen Abessinier (8 Millionen) sind in uralter Zeit aus Arabien eingewandert. Sie sind ein fleißiges, kriegerisch gesinntes Volk, das sich sein Christentum inmitten des Islam bewahrt hat. Fremde Eroberer hat das Kaiserreich Abessinien bis jetzt mit Erfolg abzuwehren gewußt. Das Land ist etwa Wz mal so groß wie Deutschland und führt Gummi, Wachs, Elfenbein, Häute und Kaffee aus. Aus Mangel an Ver- kehrsstraßen ist Abessinien schwer zugänglich. An den Zugängen, besonders an der wichtigen Meeresstraße Bab el Mandeb (Tränenpforte) haben sich Frankreich, Italien und England festgesetzt. Die Italiener besitzen den furchtbar heißen Küstenstrich mit der Jnselstadt M a s s a ü a.

4. Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie - S. 59

1914 - Karlsruhe i.B. : Braun
59 2. Ostasrika. In die flache ostafrikanische Küste vom Busen von Aden bis zum Sambesi teilen sich Italien, England, Deutschland und Portugal. Aus dem Hochland (1000—1200 m) im Innern haben sich durch vulkanische Tätigkeit gewaltige Einbruchstäler gebildet, die sich zum Teil mit Wasser füllten. Die so entstandene Seenkette setzt sich aus dem Viktoria-Nyansa-, Tanganjika- und N y a s s a s e e zusammen. Innerhalb der Seenreihe ragen zwei mächtige, er- loschene Vulkanberge über das Hochland empor, der Kenia (5600 m) und der doppelhäuptige Kilimandscharo (6000 m), deren Gipfel trotz der Nähe des Äquators mit ewigem Schnee bedeckt sind. Deutsch-Ostafrika ist unsere wertvollste Kolonie. Von der 800 km langen Küste erstreckt es sich nach Westen bis zu den großen Seen und dem Kongostaat. Im Norden grenzt es an englisches, im Süden an portugiesisches Gebiet. Deutsch- Ostafrika ist fast doppelt so groß als Deutschland. Vor der Küste liegt die Insel Sansibar mit dem besten Hasen Ostasrikas. Sie wurde 1890 von Deutschland an England abgetreten, das uns dafür Helgoland über- ließ. Sansibar ist der wichtigste Handelsplatz Ostasrikas, berühmt sind die Gewürznelken- gärten dieser Insel. Die Küste. Das Klima der ostafrikanischen Küste ist schwül und erschlaffend. Im Norden der Kolonie tritt das Bergland von U s a m b a r a nahe an die Küste heran, während in der Mitte und im Süden sich eine hügelige Kiisten- ebene ausdehnt, die im Süden an Breite zunimmt. Längs des Meeresufers er- heben Kokospalmen ihre schlanken Wipfel. Das flache Küstenland eignet sich vorzüglich für den Großpflanzungsbetrieb. Im Nordosten werden die Sisalagave und Baumwolle bereits in großen Mengen angebaut. Die Sisalagave, eine aus Mexiko eingeführte Kaktuspslanze, liefert ein vorzügliches Gespinst zu Seiler- waren lind hat den friiher in Deutschland vorwiegend gebrauchten Manilahanf ganz verdrängt. Noch wichtiger für unsere Industrie ist die Gewinnung der Baumwolle. Der Boden der gewaltigen Baumwollfelder wird, da es an Arbeits- kräften fehlt, mit mächtigen Dampfpslügen bestellt. Das Hochland. Von der Küstenebene steigen wir aus das Hochland (1000 bis 1200 m) im Innern, das den größten Teil der Kolonie ausfüllt. Der Boden erhält hier nur wenig Regen und ist daher Steppe. Mannshohes Gras bietet den Anti- lopen, Gazellen, Zebras und Giraffen reichliche Nahrung und verbirgt sie auch den Löwen. Anderseits erleichtert das hohe Gras den Raubtieren das An- schleichen. Akazien und einzelne Affenbrotbäume bilden den einzigen Baum- wuchs in den weiten Grasebenen, die von nomadischen Negerstämmen mit ihren Herden durchzogen werden. Zweinwl im Jahre, wenn die Sonne senkrecht über der Erde steht, tritt für das Land eine Regenzeit ein. In den fruchtbaren ge- sund- und hochgelegenen Landschaften an den Abhängen des Kilimandscharo können sich auch Weiße ansiedeln. Das Land an den großen Seen eignet sich zu Viehzucht und Ackerbau. Am Nyassasee hat man auch Steinkohlen gesunden, die sehr wertvoll sind, wenn die Seen künftig von Dampfern befahren werden. Die Bevölkerung Deutsch-Ostafrikas lvird aus 6% Millionen geschätzt. Im Innern wohnen Neger, an der Küste auch Inder und Araber. Schon seit dem Mittelalter war Ostasrika für die Araber das Ziel kühner Raubzüge. Auf ihren Segelschiffen holten sie Elfenbein und Sklaven. Ihre Macht reichte weit ins Innere Afrikas, bis die Deutschen ihrer Schreckensherrschaft ein Ende machten. Eine Gefahr für die Sicherheit im Lande sind noch die kriegerischen Nomadenstämme der Massai, welche die friedliche, acker-

5. Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie - S. 54

1914 - Karlsruhe i.B. : Braun
54 sich trotz der ungünstigen Küstenverhältnisse so rasch entwickelt, daß die Kolonie seit Jahren ohne Reichszuschuß für ihre Verwaltung auskommt. Die schnelle Ent- wicklung des Landes beruht auf der dichten, betriebsamen Negerbevölkerung, die eine Menge niitzlicher Ausfuhrprodukte zu erzeugen versteht. Die Bewohner (iy2 Mill.) sind fleißige, friedfertige Ackerbauer, die allerdings den Pflug nicht kennen, sondern ihre Felder nur behacken. Die Regierung ist bemüht, die Bewoh- ner dahin zu bringen, statt der landesüblichen Hacke den Pflug zu benützen. Die Neger müssen sich jedoch selbst vor den Pflug spannen, da die gefürchtete Tsetse- fliege die Viehzucht nicht aufkommen läßt. Die Produkte aus dein Innern des Landes mußten friiher, wie überall in Afrika, wo dieser gefährliche Feind der Rinder und Pferde sich findet, auf den Köpfen der Neger auf mühseligen, zeit- raubenden Karawanenreifen an die Küste befördert werden. Seit der Besitznahme des Landes hat die deutsche Verwaltung ein Netz von guten Wegen geschaffen, auf denen Beamte, Missionare, Kaufleute und auch die Eingeborenen mit dem Rad die ganze Kolonie bereisen können. Eine Küsten- und eine Binnenbahn, die immer weiter ins Land eindringt, werden eifrig benützt. Flüsse, die man friiher nur' auf schwanken Baumstämmen überschreiten konnte, sind jetzt von festen Stegen überspannt. Die Trägerkarawanen sind verschwunden. Die Waren werden schneller und billiger an die Küste befördert und die vielen ehedem als Träger tätigen Eingeborenen werden für die Landwirtschaft frei. Togo führt hauptsäch- lich Palmöl, Palmkerne, Kautschuk und Baumwolle aus. Das wertvollste Ge- wächs hier wie an der ganzen westasrikanischen Küste ist die Ö l p a l m e. Die Ölpalme liebt wasserreichen Boden und findet sich daher in besonders dichten Beständen am Rande der Gewässer. Ihre reiche volle Krone bildet mit den 5—6 m langen, gleichmäßigen Wedeln, die beim leisesten Windhauch hin und her wogen, einen Schmuck der Landschaft. Die Fruchtstände gleichen dichtbesetzten Trauben und wiegen oft bis zu 20 kg. Die reifen Früchte sind gelbrot und etwa so groß wie Kirschen. Das faserige ölhaltige Fruchtfleisch umschließt den von einer harten Schale umgebenen Palmkern, der nußartig schmeckt. Durch Zerstampfen in Steintrögen wird das Öl aus dem Fruchtfleisch herausgepreßt. Nachdem.es durch Kochen in großen Töpfen von den Unreinigkeiten befreit ist, füllt man es in Flaschenkürbisse und bringt es zum Verkauf. Das Öl verwendet der Neger in seinem Haushalt als Fettzusatz zu allen Speisen. Die steinharten Samen werden von Weibern und Kindern aufgeklopft, um die haselnuhgroßen Kerne zu erhalten, die ebenfalls sehr ölhaltig sind. Sie werden auf deu Markt gebracht, in Säcken nach Deutschland verschifft und dort in Fabriken weiter ver- arbeitet. Das Palmöl dient zur Bereitung von Seifen, Speisefett (Palmin), Kerzen und zur Herstellung anderer Fettwaren. Kamerun. Im innersten Winkel der Bucht von Guinea, wenige Grade nördlich vom Äquator, liegt die Kolonie K a m e r u n , die eine Fläche von der 1i/2 fachen Größe Deutschlands einnimmt. Tie Küstenstrecke ist nur kurz; nach dem Innern zu dehnt sich die Kolonie bis zum Tsadsee, Kongo und Ubangi aus. Von den Kameruner Gewässern ist der Sanaga länger als der Rhein, aber wegen der Stromschnellen in seinem Unterlauf nicht befahrbar. Der niedrige, heißfeuchte Küstenstrich ist in einer Breite von 100—200 km mit dichten Urwäldern bedeckt. Unmittelbar am Meer erhebt sich aus dem Kiistenland das gewaltige, 4000 in hohe Kamerungebirge. Seine Abhänge und die Ränder des Hochlandes erhalten durch die vom Meere her wehenden Winde reiche Niederschlüge. In den dichten Urwäldern herrscht schwüle Hitze, und Weiße können hier gar nicht arbeiten. Hier trifft man ganze Ölpalmenwälder an, die eine Menge Öl für die Ausfuhr liefern könnten, wenn statt der schmalen Negerpfade mehr und bessere Wege durch die Wildnis zur Küste führen würden. Der Neger, der auch in Kamerun «lle

6. Dichtung der Neuzeit - S. 110

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
110 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. von Klopstock (Briefe 18 19 51 111), Wieland (Briefe 7—14 und 63), Gottsched (Briefe 16 und 17) usw. eine freimütige und strenge Kritik. Auch griff er zurück auf Gleim (Brief 15), auf Kleist (Brief 40), auf Logau (Briefe 36 und 43), dessen Dichtungen er selbst mit Ramler heraus- gab, wies hin auf neue Bahnen der Literatur, machte aufmerksam auf Shakespeare (Brief 17), auf das Volkslied und stellte unter Warnung vor allem Unedlen und Undeutschen die Kriterien einer guten Dichtung auf, deren Schönheit auf der Harmonie der einzelnen Teile, deren Lebens- fülle auf der Darstellung der nationalen Gegenwart beruhe. Von noch größerer Tragweite für die Literatur erwies sich „Laokoon * oder über die Grenzen der Malerei und Poesie" (erster Teil). Der Titel Laokoon stammt von jenem antiken Kunstwerk, welches, von den rhodischen Bildhauern Agesander, Athenodorus und Polydorus^ in den letzten Jahrhunderten vor Christus oder nach Lessings Ansicht unter den ersten Kaisern ausgeführt und im Jahre 1506 unweit Rom aufgefunden^, den trojanischen Priester Laokoon mit seinen beiden Söhnen von einem Schlangenpaar umschlungen darstellt. Denselben Gegenstand behandelt Vergil in seiner Äneide Ii 199 usw. Bei einer Vergleichung jenes Kunst- werkes mit der Schilderung des Dichters hatte der berühmte Archäolog Winckelmann^ rühmend hervorgehoben, daß der schlangenumwundene und gebissene Priester in der plastischen Gruppe „kein schreckliches Geschrei erhebe, wie Vergil von seinem Laokoon singt", und durch „ein ängstliches ' Vgl. Goethes Aufsatz: „Laokoon" in Teil Iii, S. 56. 2 Laocoon, qui est in Titi imperatoris domo, opus omnibus et picturae et statuariae artis praeponendum. Eum et liberos draconumque mirabiles nexus de consilii sententia fecere summi artifices Agesander et Polydorus et Athenodorus Rhodii (Plinius, Hist. nat. 1, 36, sect. 4, n. 11). 3 Dasselbe befindet sich jetzt im Vatikanischen Museum zu Rom. 4 Johann Joachim Winckelmann (1717—1768), geboren zu Stendal als Sohn eines Schuhmachers, wurde nach umfassenden Studien, die er trotz großer Dürftig- feit unermüdlich mit gewaltigem Fleiß betrieb, Bibliothekar des Reichsgrasen von Bünau zu Röthenitz bei Dresden. Hier und in der Musenstadt Dresden an regem Kunstleben sich beteiligend, trat er 1754 zum Katholizismus über, um sich in Rom seinem Lieblingsstudium, der antiken Kunst, widmen zu können. In Rom wurde er vom Bibliothekar der Vatikanischen Bibliothek zum Oberausseher aller römischen Altertümer befördert und schrieb seine durch glänzende Darstellung ausgezeichnete „Geschichte der Kunst des Altertums" (1758—1763). Auf einer Reise nach der Heimat wurde er in Triest von einem habsüchtigen Italiener ermordet. Mit hin- gebendster Begeisterung umfaßte Winckelmann die Antike, deren Gebilde ihm die Gesetze des Schönen, edle Einfalt und stille Größe, offenbarten. In ihnen sah er das Ideal der Klassizität, deren Gesetze alsbald auf Baukunst, Bildnerei und Malerei einen durchschlagenden Einfluß ausübten.

7. Dichtung der Neuzeit - S. 361

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 46. Der schwäbische Dichterkreis. Mörike. 361 8 46. Der schwäbische Dichterkreis. Aus dem schon im 13. Jahrhundert als Heimat der Sänger und Lieder bekannten Schwabenlande erwuchsen in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts mehrere Dichter, die gleich den Freiheitssängern in der R o m a n t i k wurzelten. Während die F r e i h e i t s s ä n g e r die P a t rio- tischen Regungen der Romantik in sich aufgenommen hatten und in schwung- haften Liedern zum Ausdruck brachten, wandten sich die schwäbischen Dichter der deutschen Sage und der alten deutschen Dichtung zu und wurden zugleich begeisterte Sänger der Sittlichkeit und Freiheit. Zu diesen Dichtern gehören: Gustav Schwab (1792—1850), erst Gymnasialprofessor in seiner Vaterstadt Stuttgart, dann Pfarrer und Oberkonsistorialrat. In seinen lyrischen Dichtungen (bekannt das vielgesungene Lied: „Bemooster Bursche zieh ich aus") steht er Uhland nach, kommt ihm aber nahe in seinen Balladen und Romanzen („Das Gewitter", „Der Reiter und der Bodensee", „Johannes Kant", „Romanzen aus dem Jugendlebeu des Herzogs Christoph von Württem- berg"). Bedeutsam ist er durch seine Sagenforschung: „Fünf Bücher deutscher Lieder und Gedichte". Justinus Kerner (1786—1862), geb. zu Ludwigsburg, schloß mit Uhland auf der Universität zu Tübingen Freundschaft, war Arzt in Wildbad und seit 1818 Oberamtsarzt in Weinsberg, wo er 1862 starb. Er war ein tüchtiger Lyriker, hervorragend durch seine Meisterschaft, den Ton des Volksliedes zu treffen. Viel gesungen sind: „Wohlauf noch getrunken den funkelnden Wein" und „Preisend mit viel schönen Reden". In seinen Romanzen und Balladen liebt er Geisterhaftes und Schauerliches. Eduard Mörike (1804—1875), geb. zu Ludwigsburg, studierte Theo- logie zu Tübingen, wurde Pfarrer, dann Privatgelehrter und 1851 Professor am Katharinenstift zu Stuttgart, wo er im Ruhestande (seit 1866) starb. Er ist bedeutender Lyriker, fruchtbar im Liede, im Märchen und in der Idylle; auch schrieb er Balladen („Der alte Turmhahn"), Romane (bekannt „Der Maler Rotten") und Novellen. I. I. Än der Frühe. Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir. Dort gehet schon der Tag herfür An meinem Kammerfenster. Es wühlet mein verstörter Sinn Roch zwischen Zweifeln her und hin Und schaffet Nachtgespenster. — Ängste, quäle Dich nicht länger, meine Seele! Freu dich, schon sind da und dorten Morgenglocken wach geworden.
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