Das Europäische oder Kaukasische Weltwirtschaftsreich.
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völlig in den Vordergrund. Namentlich die Fulbe, die früher als
Hirtenadel viele Völkerschaften beherrschten, haben die Verbreitung der
Viehzucht gefördert. Das Hauptgewicht wird auf die Rinder- und
Pferdezucht gelegt, in den Randsteppen der Wüste Sahara auch auf
die Kamelzucht. Der Betrieb der letzteren steht in engstem Zusammen-
hang mit dem Karawanenverkehr durch die Wüste. Im Kongogebiete
spielt die Viehzucht keine Rolle, dagegen liefert die Jagd auf Elefanten
das wertvolle Elfenbein. Von Bedeutung ist der Reichtum des riesigeil
Kongo und seiner riesigen Nebenflüsse an Fischen.
e) Der Bergbau. Auf das Vorkommen von Bodenreichtümern
hin sind die meisten Gebiete noch nicht genügend durchforscht worden;
der Mangel an Verkehrseinrichtnngen würde eine Ausbeutung derselben
auch meist unmöglich machen. Nur bei sehr reichen Funden können
diese Schwierigkeiten überwunden werden. Solche sind in dem südöst-
lichsten Teile vou Belgisch-Kongo, im Katangagebiet, gemacht worden.
Namentlich sehr reiche Kupfer-, Zinn-, Eisen- und Manganerz-
lag er wurden festgestellt, deren Ausbeutung in nächster Zeit, nach
Fertigstellung der nötigen Eisenbahnverbindungen beginnen soll. Auch
Gold und Platina kommt in diesem Gebiete vor. Als Bergbaugebiet
dürfte Kautauga bald eine große Bedeutung erlangen, namentlich sein
fabelhafter Reichtum an Kupfer auf dem Weltmarkte bald eine
große Rolle spieleu.
ä) Die Gewerbtätigkeit. Die Sudan Völker sind in den
Gewerben, da sie von N her dem Einfluß der höheren Kultur des
Islams ausgesetzt waren, viel weiter fortgefchritten als die Be-
wohner des Kongogebiets, die der riesige Urwald vom Völkerverkehr
abschloß. Besonders in der Töpfer-, Schmiede- und Webekunst
sind sie ziemlich erfahren. Durch die Einfuhr europäischer Waren
ist die Entwicklung der einheimischen Gewerbe meist zum Still-
stand gekommen. Da die Europäer, die zurzeit alle Gebiete des tropischen
Westafrika als Kolonien besitzen, die Landeserzeugnisse als Rohstoffe
zur Ausfuhr bringen, ist eine weitere Entwicklung der Gewerbtätigkeit
nicht zu erwarten.
e) Die Beteiligung am Welthandel. Zur Anknüpfung von
Handelsbeziehungen stand zwar eine lange Küste zur Verfügung.
Durch Urwälder, Gebirgsterraffen und durch die Stromschnellen aller
Flüsse und Ströme war aber der Zugang in das Innere Afrikas
so erschwert, daß gerade die reichen Gebiete des tropischen Westafrika
bis in die jüngste Zeit den Europäern fast unbekannt blieben (der Kongo
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Das Europäische oder Kaukasische Weltwirtschaftsreich.
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betrug. Französisch Westafrika (Einfuhr 9, Ausfuhr 3 Mill. Mark) ist noch
wichtig für den Bezug von Erdnüssen, Portugiesisch-Westafrika (Einfuhr 11,
Ausfuhr 5) für den Bezug von Kakaobohnen. Der gesamte Handelsverkehr
mit dem Wirtschaftsreiche betrug im Jahre 1908 über 100 Mill. Mark in der
Einfuhr und 30 Mill. Mark in der Ausfuhr, zusammen also 130 Mill. Mark.
5. Gstafrika.
(5. Wirtschaftsreich.)
a) Der Pflanzenbau. Das Klima Ostafrikas ist heiß und
im allgemeinen trocken. Das hohe Wärmemaß erklärt sich aus der
Lage des Ländergebiets zu beiden Seiten des Äquators, also in der
heißen Zone. Namentlich die tiesgelegenenküstengegenden sind
sehr warm, und das Gebiet von Massaua im 0 von Abessinien
ist die heißeste Gegend der Erde mit einer Durchschnittswärme im
Juli von 35° C. Die Hochflächen sind kühler, und das Hochland
von Abessinien weist fast alle Klimate der Erde auf. Die Bergriesen
Kilimandscharo, Ruwenzori und Kenia sind dauernd mit einer Eis-
Haube geschmückt. In hohem Grade beeinflußt der Oberflächenban die
Regenverteilung. Die feuchten Seewinde benetzen nur die Küsten-
gebiete; uach N hin werden aber auch diese immer trockener. Auf den
Hochflächen des Juuern, die im Regenschatten ihres aufgewulfteteu
Ostraudes liegen, empfangen nur die hohen Vnlkangebirge häufigere
Steigungsregen. Die weiten Gebiete sind fast ganz auf das Ein-
treffen der Tropenregen angewiesen. Da diese mit dem Höchststande
der Sonne wandern, entstehen lange Trockenzeiten. Am günstigsten
sind noch die Äquatorgegenden gestellt, weil sie zwei Regen- und kurze
Trockenzeiten haben. Besonders das Seengebiet hat günstige Regen-
Verhältnisse. Die Abschließnng des Meereinflusses ruft auf dem Hoch-
lande auch große Wärmeschwankungen hervor, während die Küsten-
gebiete ein sehr gleichmäßiges Klima haben. Entsprechend den großen
klimatischen Unterschieden weicht die Entfaltung des Pflanzenlebens
sehr von einander ab. An den tropischen Pflanzengürtel des regen-
reichen Küstenlandes grenzt unmittelbar die Steppe, die auf dem
Hochlande weite Gebiete einnimmt und streckenweise sogar in wüsten-
artige Öden übergeht. Die höheren Berge und Berggruppen bilden
inmitten der Steppen gleichsam Oasen des Pflanzenlebens, denen
selbst Urwälder nicht fehlen. Alle Klimate und daher auch alle Pflanzen-
zonen der Erde folgen in der Höhe aufeinander. In Abeffinien
werden nach der ungleichen Entwicklung des Pflanzenlebens drei Höhen-
stufen unterschieden, nämlich 1) die senchtheiße Kolla (von 800 bis
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Das Europäische oder Kaukasische Weltwirtschaftsreich.
57
Hanfplantagen wurden in Deutsch-Ostafrika im Gebiet der Usambara-
Berge und in einigen anderen Bezirken angelegt.
b) Die Biehzucht. Die trockneu Steppengebiete Ostafrikas sind
für den Betrieb der Viehzucht im allgemeinen Keffer geeignet als für
den des Ackerbaues. Vor Ausbruch der Rinderpest (1891) hatten einige
Völkerschaften, wie die Massai, schon einen bedeutenden Viehstand. Für
den Betrieb der Viehzucht kommt ferner noch die oberste Höhenzone der
dem Hochlande von Ostafrika aufgefetzten Erhebungen in Betracht. Sie
wird namentlich auf dem Hochlande von Abeffinien stark betrieben und
spielt in diesem Lande eine viel größere Rolle als der Ackerbau.
c) Der Bergbau. Für den Bergbau hat Ostafrika noch keine
Bedeutung erlangt, obfchon wohl mineralische Schätze nicht fehlen.
ä) Die Beteiligung am Welthandel. Zur Angliederung §
Ostafrikas an den Weltverkehr konnte der Nil wenig beitragen,
weil Katarakte diesen Wasserweg sperren und auch die Wüste abschreckte.
Günstige Windverhältnisse machten es aber den Arabern möglich, eine
Schiffahrtslinie nach der Küste Ostafrikas einzurichten, und Sansibar
wurde ein Stützpunkt des arabischen Handels, ein Sitz arabischer Kultur.
Die Fahrt dorthin wurde im Nordwinter mit Hülfe des Nordostmonsuns
gemacht, und sobald zu Anfang des Nordsommers der Südwestmonsun
einsetzte, fand die Rückreise statt. Die Dürre der Steppen erschwerte
das Vordringen des arabischen Einflusses nach dem Innern sehr. In
jüngster Zeit hat England durch den Bau der Ugandabahn das
wertvolle Seengebiet erschlossen, und auch im N uähert sich die Nilbahn
und macht die Nilschiffahrt Fortschritte. In die Abgeschlossenheit
Abessiniens hat die französische Bahn von Djibuti nach Harar die
erste Bresche gelegt. Unter den Städten Ostafrikas steht Sansibar,
das Sitz eines Sultans ist, sich aber jetzt unter englischer Herrschaft be-
findet, an erster Stelle. Es ist ein wichtiger Handelsplatz, besonders für
den Handel nach Indien hin. Ihm gegenüber liegt an der Küste
Dentsch-Ostafrikas Daressalg.nl (— Friedenshafen). Mombofa (mon-
boffa) ist Ausgangspunkt der englischen Ugandabahn. Auf den Welt-
markt liefert Ostafrika besonders Kautschuk, Gewürznelken, Kopra,
Sisalhans, Elfenbein, Wachs, Kaffee und Baumwolle; als
Baumwollgebiet dürfte es noch eine Bedeutung erlangen, da die geerntete
Baumwollfaser von hervorragender Güte ist.
k) Die Bedeutung des Wirtschaftsreiches für Deutschland.
Der Besitz einer großen Kolonie in Ostafrika, nämlich Deutsch-
^stasrikas, gibt Deutschland die Möglichkeit, sich an dem Waren-
austausch mit dem Wirtschaftsreiche in immer stärkerem Maße zu
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Extrahierte Personennamen: Mombofa
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch-Ostafrika Ostafrikas Ostafrika Ostafrika Ostafrikas Ostafrikas Sansibar England Abessiniens Djibuti Ostafrikas Sansibar Indien Daressalg Ostafrika Kopra Deutschland Ostafrika Deutschland
60 Die Wirtschaftsreiche der Erde und ifire Bedeutung für Deutschland,
bedeutende Ausdehnung erlangt. In neuester Zeit wendet man im
Kaplande auch dem Obstbau erhöhte Aufmerksamkeit zu. Die Hoch-
ebeue der französischen Insel Madagaskar eignet sich ebenfalls für
Getreidebau, doch auch für Wein- und Kaffeebau.
b) Die Viehzucht. Für deu Betrieb der Viehzucht stehen in
Südafrika ausgedehnte Grasweiden zur Verfügung, Trotz schlimmer
Seuchen hat sich dieselbe großartig entwickelt. Die erste Stelle nimmt
die Schafzucht ein, deren Hauptziel die Wollerzeugung ist. Die
englische Kapkolonie allein hatte bei der Viehzählung von 1904 fast
12 Mill. Schafe und 7 Mill. Ziegen und konnte schon 1898 für 35 Mill.
Mark Wolle ausführen. Aus Kleinasien wurde die Angoraziege
eingeführt. Für die Süd- und Westküste des Kaplandes, für die Gebiete
der früheren Burenstaaten, sowie für die Kaffernstämme hat auch die
Rinderzucht große Bedeutung, Der Ochs ist zugleich das wichtigste
Zugtier, der Ochseuwageu das Hauptverkehrsmittel Südafrikas. Das
Pferd wurde erst im 17. Jahrhundert eingeführt. Reich an Pferden
ist der Volksstamm der Basutos. Zur Gewinnung der Straußenfedern
hat sich in letzter Zeit die Straußenzucht entwickelt. Sie wird
besonders in der Karroo betrieben, die passendes Futter und die für die
Strauße wichtigen Staubbäder bieten kann. Auch die deutsche Kolonie
Südwestafrika und die Hochflächen der Insel Madagaskar
eignen sich für den Betrieb der Viehzucht.
c) Der Bergbau. Die Erzeugnisse der Viehzucht werden gegen-
wärtig noch weit übertroffen durch mineralische Schätze. In erster
Linie stehen Gold und Diamanten. Am Witwatersrand, in der
Nähe der Goldstadt Johannesburg, hat sich iu kurzer Zeit der
großartigste Goldbergbau auf Erden entwickelt. Der Goldreichtnm
Südafrikas wurde schou in alter Zeit ausgebeutet. Man will sogar
das berühmte Goldland Ophir der Bibel dorthin und zwar nach Portu-
giesisch-Ostasrika verlegen Die Wiederentdeckung der südafrikanischen
Goldfelder erfolgte 1867 durch den württembergischen Lehrer Karl
Manch. Es folgten die Goldfunde in andern Gebieten, besonders in
Transvaal. Die Goldstadt Johannesburg erwuchs innerhalb kurzer
Zeit zu einer Ansiedelung von 200090 E. Schon i. I. 1898 betrug
die Goldausbeute Transvaals 324 Mill. Mark. Die Goldmenge, die
allein die Hauptriffreihe im Umkreise von 25 km um die Stadt
Johannesburg enthält, wird auf 14 Milliarden Mk. geschätzt. Die
bedeutendsten Diamantgruben, die reichsten auf Erden, liegen bei
Kimberley (Kimberle). Vor einigen Jahren wurden auch in der
wüstenhaften Küstenzone Deutsch-Südwestasrikas Diamanten
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Extrahierte Personennamen: Südafrikas Karl
Manch Karl
Das Europäische oder Kaukasische Weltwirtschaftsreich. 49
Italien, auf den Jonischen Inseln, in Griechenland, Algerien und ans
den westafrikauischen Inseln; geschätzte Erzeugnisse sind der Malaga-
Wein (aus Südspanien), der Port-Wein (von Oporto), viele italienische
Weine, die griechische Korinthe (aus dem westlichen Griechenland), der
Samos-Wein (von der Insel Samos) und andere griechische und klein-
asiatische Weine, der algerische Wein und der Madeira (von der Insel
Madeira). Die Verbreitungsgebiete des Ölbaums sind das untere
Rhonegebiet im südlichen Frankreich. Mittel- und Süditalien, Spanien,
Portugal, die Westküste und die südlichen Gebiete der Balkan-Halbinsel,
die Insel Kreta, Kleinasien und Syrien, Tunesien, Algerien und Marokko.
Unter den südländischen Obstarten des Mittelmeergebiets sind die
Agrumen, nämlich Apfelsinen und Citrouen, und die edle
Kastanie die wichtigsten. Der Anbau von Apfelsinen ist sehr wichtig für
Süditalien, Sizilien (Messina-Apfelsinen) und das südöstliche Spanien
(Valencia-Apfelsinen), während die Kastanie im Hügelland von Toskana
ein wichtiges Volksnahrungsmittel, wichtiger als Brot ist. Südländische
Gemüsearten (Tomaten, Artischoken und Frühgemüse) liefert uament-
lich Italien und die Insel Malta (Malta-Kartosfeln). Die Zucht von
wohlriechenden Blumen ist an der Riviera und in Ostrnmelien
(Bilderanh. 8) eine wichtige Kultur. Datteln werden in Syrien,
in Ägypten, in den Oasen der Sahara und in Marokko, Feigen in
Kleinasien (Smyrna-Feigen) gezogen. Ägypten liefert ferner eine sehr
geschätzte Baumwolle und Tabak. Letzterer wird auch in der
Türkei viel augebaut. Durch Korkgewinnung (Bilderanh. 9) zeichnen
sich das südöstliche Spanien, das südliche Portugal, Algerien und
Tunesien aus, und in den nämlichen Ländern wird auch das Halfa-
gras gewonnen. Der Maulbeerbaum ist namentlich in Süd-
frankreich, Italien und Griechenland viel angebaut. Im Gegensatz zu
Mittel- und Nordwesteuropa sind die meisten Mittelmeerländer arm
an Wäldern und daher auch arm an Holz.
d) Die Viehzucht und die Fischerei. In den meisten Mittel-
meerländern spieltdieviehzucht, da infolge des trocknen Klimas die Weiden
meist wenig grasreich sind, eine untergeordnete Rolle. Die Rind-
Viehzucht beschränkt sich auf die kühleren und feuchteren Gebiete und
anf die wiesenreichen Niederungen; nur in den nordwestlichen Gebieten
der Pyrenäeu-Halbinfel und in der Lombardischen Tiefebene hat sie
eine größere Bedeutung. Wichtiger sind im allgemeinen Schaf- und
Ziegenzucht, zumal die trockne Nahrung die Woll- und Haarbildung
günstig beeinflußt. Besonders zwei Länder zeichnen sich in dieser Hin-
sicht aus, die Hochebene von Castilien in Spanien durch die Zucht der
Kerp, Lehrbuch der Erdkunde, Ausgabe C'iii. 4
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Extrahierte Personennamen: Oporto
Extrahierte Ortsnamen: Italien Griechenland Algerien Griechenland Samos Frankreich Spanien Portugal Balkan-Halbinsel Kleinasien Syrien Tunesien Algerien Marokko Sizilien Spanien Toskana Italien Malta Ostrnmelien Syrien Sahara Marokko Kleinasien Spanien Portugal Algerien Tunesien Süd- Italien Griechenland Nordwesteuropa Pyrenäeu-Halbinfel Lombardischen_Tiefebene Spanien
52 Die Wirtschaftsreiche der Erde und ihre Bedeutung für Deutschland.
Wein, Ausfuhr 12), Bulgarien (Einfuhr 6, Ausfuhr 16) und Marokko (Einfuhr
10, Ausfuhr 2 Mill. Mark) ist der Handelsverkehr nicht unbedeutend. Mit den
sämtlichen Mittelmeerländern betrug dieser i. I. 1908 540 Mill. Mar! iu
der Einfnbr und 560 in der Ausfuhr, zusammen also 1100 Mill. Mark.
4. Der Sudan und Has Kongobecken
oöer das tropische Ä)estasrlka.
(4. Wirtschaftsreich.)
a) Der Pflanzenbau. An das dürre Nordafrika schließen sich
nach 8 Landschaften an, in denen eine große Wärme und eine größere
Regenmenge eine viel üppigere Entfaltung des Pflanzenlebens
hervorrufen. Mit der Annäherung an den Äquator nimmt, weil die
Trockenzeiten kürzer, die Regenzeiten aber länger und die Regenmenge
größer wird, die Üppigkeit des Pflanzenwuchses immer mehr zu. Die
baumbesetzten Grassavannen des Sudan bildeu den Übergang
zu den Urwaldgebieten der Küste, wie dem Kamerunwalde, und
zu dem riesigen Urwaldgebiete des Kongo. In diesen Urwald-
gebieten hat die Natur ungeheure Pflanzenschütze aufgespeichert.
Durch den Plantagenbau vermag der Mensch diese Schätze zu er-
halten und zu vermehren. Als die wichtigsten Gewächse des afrikanischen
Urwaldes sind die Ölpalme und die kautschukliefernden Gewächse
zu bezeichnen. Aus diesen Gewächsen hat namentlich der frühere Kongo-
staat, die jetzige belgische Kongokolonie, große Einnahmen gezogen. Auch
au wertvollen Holzarten sind die Urwaldgebiete reich. Unter den
Kulturen der Eingeborenen haben für den Handel der Erdnuß-,
Baumwoll- und Maisbau die größte Bedeutung oder doch die meisten
Aussichten für die Zukunft. In der Kolanuß besitzt der Sudan ein
wichtiges Erzeugnis für den Handelsverkehr unter den Sudanvölkern
selbst. Für den Plantagenbau der Europäer ist neben der Kultur
der Ölpalme und der Kautschukpflanzen auf gutem Boden besonders
Kakao, wie an Kameruu-Gebirge in der deutschen Kolonie Kamerun,
in Britisch-Westasrika und in Portngiesisch-Weftafrika, eine aussichtsreiche
Kultur. Iu der englischen Goldküsten-Kolonie hat sich diese schwierige
Kultur mit Erfolg sogar zu eiuer Eingeborenen-Kultur entwickeln lassen.
Auch Kaffee, Tee, Sisalhauf und andere Kulturen dürften gute
Aussichten haben. An den trockeneren Küstenstrecken Guineas ist die
Kokospalme von den Portugiesen in früherer Zeit angepflanzt worden.
d) Die Viehzucht. Die trocknen Hochflächen des Sudan,
auch im Hinterlande der deutschen Kolonien Togo und Kamerun, sind
vor allem zur Viehzucht geeignet. Bei vielen Völkern tritt diese
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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54 Die Wirtschaftsreiche der Erde und ihre Bedeutung für Deutschland.
und der Kongowald wurden erst i. I. 1877 durch Stanley [ftänlij ent-
deckt und bekannt). Der Sudan besitzt iin Senegal, Niger und dessen
großen Nebenflüsse, dem Venne, Flußläufe, die wenigstens ans weiten
Strecken als Schiffahrtstraßen dienen können, und der Kongo bildet
mit seinen riesigen Nebenarmen ein weitverzweigtes Netz von
Wasserstraßen, deren Gesamtlänge etwa 7 500 km beträgt. Zur
Umgehung der durch Wasserfälle gesperrten Stromstrecken sind aber
Eisenbahnbanten nötig. In Belgisch-Kongo sind diese meist schon
ausgeführt. In fast allen europäischen Kolonien Westafrikas sind
ferner Eisenbahnlinen, die von der Küste nach dem Innern führen,
in Bau genommen; sie sollen die wichtigsten Gebiete des Hinterlandes
dem Handelsverkehr und der Kultur erschließen. Nach ihrer Fertig-
stellnng wird das Wirtschaftsreich des tropischen Westafrika noch viel
größere Schätze auf den Weltmarkt liefern können, als es heute schon
der Fall ist, namentlich große Mengen Palm kerne und Palmöl,
Kautschuk, Elfenbein, Erdnüsse, Baumwolle, Mais, Kakao
und andere Erzeugnisse des Plautageubaues, sowie Kupfer
und Ziuu (aus dem Kataugagebiet).
f) Die Bedeutung des Wirtschaftsreiches für Deutschland.
Durch den Besitz von zwei wertvollen Kolonien, von Togo und
Kamerun, ist Deutschland ein bedeutender Anteil an den Schätzen,
am Handel und an großen Unternehmungen (Bahnkanten, Hafenbanten)
im tropischen Westafrika gesichert. Der Handelsverkehr des Deutschen
Reiches mit den Ländern des Sudan ist schon heute ziemlich bedeutend,
aber noch sehr entwicklungsfähig, besonders der mit den eignen Kolonien.
Der Handelsverkehr mit dem reichen Kongogebiete, den früher der bel-
gische Kongostaat völlig unterbunden hatte, dürfte sich ebenfalls günstig
entwickeln, nachdem Belgien einen Teil dieser Kolonie dem freien Ver-
kehr geöffnet hat. Namentlich wäre es möglich, den Handelsverkehr aus
dem erzreichen Katangagebiet zum Teil über Deutsch-Ostasrika zu leiten,
wenn im 8 dieser Kolonie eine Bahn nach dem Innern erbaut würde.
Im Jahre 1908 führte Deutschland aus Togo Waren im Werte von fast
4 Mill. Mark, aus Kamerun im Werte von 8v2 Mill, Mark ein, und seine Ausfuhr
uach diesen beiden Kolonien betrug 21/* bezw. 6l/2 Mill. Mark. Aus Togo bezog
es hauptsächlich Mais (21/* Mill. Mark), Kautschuk ('/-), Palmkerne und Palmöl ('/-)
und Baumwolle (V*), aus Kamerun Kautschuk (5l/s Mill. Mark), Kakaobohnen (Ivb),
Palmkerne und Palmöl und Elfenbein (V3). Viel bedeutender ist der Waren-
austausch mit Britisch-Westafrika; er betrug fast 60 Mill. Mark in der Einfuhr
(Palmkerne, Kakaobohnen, Palmöl, Kautschuk) und 12 Mill. Mark in der Ausfuhr.
Aus Belgisch-Kongo bezog Deutschland ebenfalls Waren im Werte von 11 Mill.
Mark (hauptsächlich Kautschuk), während seine Ausfuhr dorthin nur 1 Mill. Mark
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Senegal Niger Belgisch-Kongo Westafrikas Westafrika Deutschland Togo Kamerun Deutschland Westafrika Deutschland Togo Kamerun Togo Kamerun Belgisch-Kongo Deutschland
56 Die Wirtschaftsreiche der Erde und ihre Bedeutung für Deutschlands
1700 in) mit reichem Palmenschmuck, 2) die Woina-Dega (bis 2400 m)
mit herrlichem, etwa südeuropäischem Klima und Pflauzeulebeu, die den
größten Teil des nur in den tiefen Schluchten bewaldeten Hochlands
mit umfaßt, und 3) die Dega, d. i. die sehr pflanzenarme und meist
schneebedeckte Hochregion. Für den Ackerbau eröffnen die trocknen
Steppengebiete Ostafrikas keine günstigen Aussichten. Auch
der Boden hat vielfach eine ungünstige Beschaffenheit. Der
vielverbreitete Lateritboden verlangt, weil er das Wasser rasch ein-
sinken läßt, viel Feuchtigkeit, um gute Erträge liefern zu können. Von
Erzeugnissen der trocknen Gebiete Ostafrikas ist der Kaffee zu nennen,
dessen Heimat das Land südlich von Abessinien ist. Anderseits besitzt
Ostafrika auch manche für Anbau und Besiedelnng wertvolle Gebiete,
wie das Hochland von Abessinien, die übrigen Erhebungen
auf dem Hochland, das Seen gebiet und deu regenreicheren Abschnitt
der Ostküste. Abessinien hat durch seine bedeutende Erhebung
gleichsam die Tropenlage eingebüßt. Seine Bewohner entgingen dem
schroffen Wechsel zwischen der feuchtheißen Regenzeit und der heißdürren
Trockenzeit. Ferner bot das fast mauerartig in Stufen aufsteigende
Land mehr Sicherheit. Mit den drei Höhen- und Pflanzenzonen
wechselt auch das Bild des Anbaues. In der heißen, meist mit Wald
bewachsenen Kolla wird Durrah und Baumwolle geerntet. Die Haupt-
zoue des Getreidebaues ist die zweite, umfangreichste Zone, die
Woina-Dega. Weizen und Gerste werden in ihr viel angebaut.
Auch die höher als 2400 m gelegene Dega gestattet noch deren Anbau.
Erst in einer Höhe von 3w0 m hört dieser auf. Die übrigen
Erhebungen sind gleich Abessinien wertvolle Kulturoasen in steppen-
artiger Umgebung und gestatten ebenfalls in der untern heißen Zone
Plantagen-, in der Mittlern Getreidebau. Das Seeugebiet Ost-
afrikas ist fchon heute vou eiugeboreueu Völkern verhältnismäßig gut
angebaut und ziemlich dicht besiedelt, namentlich das englische Uganda,
doch auch ein Teil des deutschen Gebietes. Die günstige Verteilung
der Niederschläge ermöglicht bei der stetig hoheu Wärme wenigstens ein
zweimaliges Ernten. Hirse, Mais, Bananen und andere Gewächse
werden von den Eingeborenen überall angebaut. Auch für Kaffee-,
Zucker-, Baumwoll- und Tabakplantagen würden sich gute Aus-
sichten eröffnen. Für Plantagenbau dürfte aber in erster Linie
wegen der günstigen Lage der regenreichere Küstenstrich Ostafrikas
in Betracht kommen. Am wichtigsten ist bisher der Anbau von Kokos-
palmen, sowie der Gewürznelke, die besonders auf der wertvolleu
Insel Sansibar gewonnen wird. Bedeutende Kaffee- und Sisal-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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58 Die Wirtschaftsreiche der Erde und ihre Bedeutung für Deutschland.
beteiligen. Der Küste der deutschen Kolonie fehlt es nicht an
guten Häfen; Daressalam und Tanga als Ausgangspunkte von
Bahnlinien sind die wichtigsten. Ungünstig ist, daß der Küste Deutsch-
Ostafrikas die englische Insel Sansibar mit der gleichnamigen bedeutenden
Hafen- und Handelsstadt vorgelagert ist. Auch durch die englische
Ugandabahn und die englische Nordsüdbahn, die ganz Afrika von N
nach S durchziehen soll, wird die Ausbreitung des deutschen Handels
gehemmt. Um so mehr ist der weitere Ausbau des deutscheu
Eisenbahnnetzes uötig. Günstig ist noch, daß Dentsch-Ostafrika nur
wenig abseits von der großen Weltverkehrslinie liegt, die durch das
Mittelländische Meer, das Rote Meer und den Indischen Ozean nach
Süd- und Ostasien führt.
Den bedeutendsten Handelsverkehr unterhält Deutschland mit seiner
eignen Kolonie. Im Jahre 1908 führte es aus Deutsch-Ostafrika Waren
im Werte von 6 Mill. Mark ein und im Werte von 7v« Mill. Mark dorthin aus;
Die Einfuhr bestand hauptsächlich aus Kautschuk (Ivo, Sisalhaus (Vis), Wachs (3/s)r
Kaffee (Vs) und Baumwolle (2/s). Der Handelsverkehr Deutschlands mit den übrigen
Ländern Ostafrikas ist unbedeutend. Es betrug die Einfuhr aus Britisch-Ostafrika
3, die Ausfuhr dorthin lx/2, die Einfuhr aus Abessinien V2 nitd die Ausfubr
dorthin V2 Mill. Mark, während mit Jtalienisch-Ostafrika gar keine Handels-
beziehungen bestanden. Der gesamte Handelsverkehr Deutschlauds mit dem
Wirtschaftsreiche Ostafrika betrug somit nur 20 Mill. Mark, wovon je
10 Mill. Mark, also die Hälfte auf die Einfuhr und auf die Ausfuhr entfielen.
6. Südafrika.
(6. Wirtschastsreich.)
§ 24. a) Der Pflanzenbau. Das Tafelland von Südafrika, zu
dem auch, als ein abgetrenntes Stück des Festlandes, die große Insel
Madagaskar gehört, hat gleich Ostafrika im allgemeinen ein trocknes,
infolge seiner Lage in der gemäßigten Zone aber viel kühleres Klima.
Die Hauptregenquelle Südafrikas ist der Judische Ozeau. Deu
meisten Regeu empfängt daher die Ostküste. Diese hat ein durchaus
ozeanisches, das Innere und die Westküste Südafrikas dagegen ein
kontinentales, trockenes Klima. Beim Aufsteigen zu den Gebirgs-
stufen verlieren die Winde den größten Teil ihrer Feuchtigkeit; als
trockene Winde erreichen sie die Hochflächen. Diese sind aber durchaus
nicht regenlos, sondern nur verhältnismäßig regenarm, d. h. im Vergleich
zur großen Wärme und zur starken Verdunstung. Die Regenmenge
der meisten Gegenden ist so groß wie in Deutschland. Nach W nimmt
sie ab. Der Küstensaum Deutsch-Südwestafrikas gehört zu deu regen-
ärmsten Gebieten der Erde, da er unter dem Einflnffe kalter Meeres-
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Extrahierte Personennamen: Ivo Südafrika Südafrika
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Daressalam Deutsch-
Ostafrikas Sansibar Afrika Süd- Ostasien Deutschland Deutsch-Ostafrika Sisalhaus Deutschlands Ostafrikas Britisch-Ostafrika Abessinien Deutschlauds Ostafrika Ostafrika Südafrikas Judische_Ozeau Deutschland