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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 141

1894 - Dresden : Ehlermann
Zeit der Rückströmung. — § 47. Verfassungskämpfe. 141 Ii. Rückströmung. Das Bedürfnis der Ruhe nach soviel Erschütterungen, die Erinnerung an das viele in Frankreich vergossene Blut, und der dadurch hervorgerufene Abscheu vor Staatsumwälzungen bringen eine Rückströmung hervor, die ebenso durch die Anschauung der Fürsten von dem Werte einer festbegründeten Selbstherrschschaft wie durch die romantische Gefühlsrichtung (§ 44, Iii) der Gebildeten genährt wird. * a) Die Fürsten. (26. September) 1815 Abschluss der (26.Sept.) ,,heiligen Allianz“ zwischen dem Zaren Alexander I., dem 1815 Kaiser Franz I. und dem Könige Friedrich Wilhelm Iii., den Vertretern dreier verschiedener christlicher Bekenntnisse! Ihr Gelöbnis: „ihre Völker gemäss der göttlichen Lehre Christi zu regieren als von Gott verordnete Familienväter in enger und unauflöslicher Brüderlichkeit“. Bürgschaft einer solchen Regierung nach der Vorstellung der Fürsten die Selbstherrschaft. Beitritt der meisten europäischen Staaten zu der Allianz (nur England, der Papst und die Pforte treten nicht bei). b) Die Staatsmänner. Fürst Metternich, österreichischer Staatskanzler, ein schlauer und gewandter Diplomat, doch ohne ideale Begeisterung und Seelengrösse (schon beim Wiener Kongress thätig: das engherzige Zurücktreten Österreichs von der Stellung als Wacht am Rhein durch Aufgabe des Breisgaus sein Werk) bestimmt den Geist europäischer Diplomatie. Seine Aufgabe, die verschiedenartigen Volksstämme Österreichs dem Zepter des Kaisers unterwürfig zu erhalten, sucht er durch Unterdrückung jeder freieren Regung zu erfüllen. Daher ängstliches Überwachungssystem und politische Verfolgungswut (der italienische Dichter Silvio Pellico). Unmittelbar ist sein Einfluss auf deutsche und italienische Staatsleitung ; mittelbar lenkt er auch die meisten übrigen europäischen Staatsmänner. Verständigung auf Fürstentagen („Fürstenkongresse“ zu Aachen, Troppau, Laibach, Verona). Abmachung, jeden Staat in dem sich Volksbewegungen erheben, auf den Boden der Ordnung zurückzuführen. Iii. Aufhebung der Verfassungen, i) Der König Ferdinand I. von Neapel folgt der Einladung zu dem Fürstentage in Laibach und willigt trotz feierlich ge- * Der katholische Philosoph Baader stützt u. a. die fürstliche Selbstherrschaft mit der Forderung einer Durchdringung der Staatskunst mit der Religion.

2. Abriss der neuesten Geschichte - S. 93

1875 - Mainz : Kunze
93 Italien und Frankreich; Abzug der französischen Truppen von Rom; Verlegung der königlichen Residenz von Turin nach Florenz; Verpflichtung der italienischen Regierung, jeden An- griff auf päpstliches Gebiet abzuwehren. In Rom verhält man sich dieser Convention gegenüber scheinbar gleichgültige der Papst aber eröffnet nun den universalen Angriff gegen die „Revolution" mit der Encyklika vom 8. Dez. 1864 mit angehängtem Syllabus oder Verzeichniss der hauptsächlichsten Irrthümer der Zeit, in welchen Dokumenten die römische Curie die Ansprüche Gregors Vii. und Bonifacius Vtll erneuernd und überbietend die meisten Grundsätze, auf welchen die Ordnung der modernen Staaten beruht, verdammte. Venetien der östreichischen Regierung feil zu machen ge- lang nicht; die Verwicklung zwischen Preussen und Oestreich, das bevorstehende grosse Duell in Deutschland, eröffnet Aus- sicht zu seiner Erwerbung. Daher geheimes Bündniss mit Preussen vom 8. April, an welchem die italienische [Regierung festhielt, auch als sich die Möglichkeit bot, durch Frankreichs Vermittlung Venetien ohne Kampf durch den Rücktritt 'von jenem preussischen Bündniss zu erlangen.

3. Erzählungen aus der Geschichte der neueren Zeit - S. 106

1887 - Dresden : Höckner
— 106 — „Frei geworden ist der Strom, Ist das Land am deutschen Rheine; Doch der Stuhl von Felsgesteine Trauert noch im Aachner Dom. Steht er wohl noch lange leer? Will sich drauf kein Kaiser setzen, Allen Völkern zum Ergötzen, Der Bedrängten Schirm und Wehr? Ach, die Sehnsucht wird so laut! Wollt ihr keinen Kaiser küren? Kommt kein Ritter heimzuführen, Deutschland, die verlaßne Braut?" Viel später erst hat sich des Dichters Wunsch herrlich cifüllt; damals wurde nur der Deutsche Bund geschaffen, eine lockere Vereinigung der beiden Großmächte Österreich und Preußen mit den vier Königreichen Bayern, Hannover, Sachsen, Württemberg und den 32 kleineren Staaten und Reichsstädten; gemeinsame Beschlüsse sollten auf dem Bundestage zu Frankfurt a. M. gefaßt werden. Xxiii. Die wichtigsten Erfindungen des 19. Jahrhunderts. 1. Are Umgestaltung der Industrie, des Kandels und Werkehrs. Schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts hatte man in England allerhand Maschinen erfunden, um in verschiedenen Zweigen der Industrie eine Ersparnis an Menschenkraft herbeizuführen. Namentlich die Verarbeitung der Wolle und Baumwolle wurde durch Spinnmaschinen, später auch durch Webemaschinen erleichtert, die Leistungsfähigkeit der Fabriken durch dieselben beträchtlich erhöht. Zu Anfang unseres Jahrhunderts wurde der Maschinenbau nach Deutschland verpflanzt und

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 297

1876 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 297 ihrer Waffen durch die rasche und elegante Kriegführung Preußens verdunkelt worden war. Schon gleich nach dem Prager Frieden wurden jenseits der Vogesen Stimmen laut, welche Napoleon Iii. tadelten, daß er dem Könige Wilhelm in seinem Siegeslaufe nicht entgegengetreten sei; auf Böhmens Feldern habe die französische Ehre — gloire nennen sie es — einen gewaltigen Schlag erlitten, man müsse Rache für Sadowa nehmen, schrieen sie, wie einst ihre Väter Rache für Belle Alliance verlangten. Daneben fing man an die Schritte der Regierung immer schärfer zu kritisieren, besonders nach dem traurigen und für Frankreich durchaus nicht ehrenvollen Ausgange der mexicanischen Expedition ; man blickte ferner mit unverhohlenem Neide auf die,sich immer mehr befestigende Einheit Italiens und auf die ruhige Entwickelung der deutschen Verhältnisse, die ebenfalls zur Hoffnung auf baldige feste Vereinigung der jetzt noch durch den Main geschiedenen germanischen Stämme berechtigte; gerade als ob es Frankreichs Recht sei um sich herum nur politische Auflösung und Zersplitterung zu erblicken. Ein Funke nur in diese Pulvertonne, und man mußte auf eine furchtbare Explosion gefaßt sein. Fast wäre schon im Jahre 1867 der Krieg um Luxemburgs willen entbrannt. Im Wiener Frieden war dieses Ländchen besonders der starken Die Luxem-gleichnamigen Festung wegen, deren man zum Schutze gegen französische 6ur9er^ra0e’ Zugriffe zu bedürfen glaubte, dem deutschen Bunde zugewiesen worden; der Landesherr war der nichts weniger als deutsch gesinnte König von Holland, während Preußen die Besatzung der Stadt Luxemburg bildeten. Nach Auflösung des deutschen Bundes hätte Napoleon gar zu gerne durch Kauf das Land an sich gebracht und würde feinen Plan durchgesetzt haben, wenn es blos auf den König-Großherzog angekommen wäre. Doch dem trat Preußen entschieden entgegen; um jedoch aus der anderen Seite seine Friedensliebe zu beweisen, willigte es in den Vorschlag des Londoner Congresses (1867), Luxemburg als neutrales Land seinem früheren Besitzer zu lassen, die Festung dagegen zu schleifen. So war diese Frage glücklich aus der Welt geschafft, ohne daß die Mißstimmung der Franzosen gegen den norddeutschen Bund gehoben worden wäre. Die unruhigen Geister zu beschwichtigen, war nun Napoleons Iii. Hauptaufgabe. Zu diesem Zwecke steuerte er, wenn auch langsam und vorsichtig, einer liberaleren Regierung zu, wählte sich nach Rouhers, des sogenannten Vicekaisers, Rücktritt ein Ministerium aus den Reihen der Opposition und ließ sogar durch eine beeinflußte allgemeine Volksabstimmung sich der Zufriedenheit des Landes mit feiner Regierung versichern. Wichtiger waren feine Bemühungen um eine bessere Bewaffnung des Heeres. In dem Wahne, daß hauptsäch-

5. Geschichte des Mittelalters - S. 222

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
222 Das heilige römische Reich deutscher Nation. bereitet hat. Dem Nibelungenliede steht das etwas spätere Epos Gudrun zur Seite, aus uralten Volksliedern entstanden, dem Sagen- kreis der Nordsee mit ihren Wickingern angehörig. Eines der schönsten Denkmäler der Sprache und Poesie des 12. Jahrhunderts ist das von einem Geistlichen verfaßte Annolied (feiert den hl. Anno oder Hanno, Erzbischof von Köln). Die Bürger. Hansen. Zünfte. Für die Städte hatten die Kreuzzüge unendlich wichtige Folgen; denn sie brachten das Morgenland und Abendland nicht etwa bloß in feindselige Berührung, sondern auch zugleich in den lebendigsten Handelsverkehr, der jedesmal wieder angeknüpft wurde, sobald Waffenstillstand eintrat; ohnehin waren die verschiedenen mohammedanischen Reiche im Morgen- lande selten gleichzeitig mit den Christen im Kriege. Die italienischen Seestädte hatten davon den größten Gewinn, namentlich Venedig, Ge- nua und Pisa, denn diese kauften unmittelbar in der Levante ein und versorgten ganz Europa mit den Erzeugnissen des Morgenlandes. Das waren einmal die verschiedenen Gewürze, unter welchen Pfeffer und Safran die Hauptrolle spielten, sodann Arzneien, Zucker, Gold, Silber, Perlen und Edelsteine. Das Morgenland lieferte aber auch Kunstpro- dukte und zwar die gleichen, durch welche sich Asten noch jetzt auszeichnet: Waffen, als: Schwerter, Dolche und Panzer; Geschmeide und Schmuck jeder Art, Teppiche, Baumwollentücher mit trefflicher Färbung, Seide, feines, schönfarbiges Leder, wie Saffian und Korduan u. s. w. Die Europäer gaben dagegen kostbare Pelzwerke, Glas, in dessen Verfertigung sich Venedig auszeichnete, verschiedene Metallarbeiten und vor allem Lein- wand. Mit den Italienern verkehrten zunächst die süddeutschen Städte Augsburg, Ulm, Lindau, Konstanz, Regensburg, Wien u. s. w. und versorgten die norddeutschen, welche in England, Polen, Rußland und den skandinavischen Neichen den Absatz ihrer Maaren bewerkstelligten. Da dieser Handel ausschließlich in den Händen der Städte war und sie von keiner Seite her eine Konkurrenz hatten, so mußte er sehr einträg- lich sein. Zu diesem Zwecke bildeten die Kaufleute, die Großhändler, geschlossene Verbindungen, welche im allgemeinen Hansen genannt wur- den; dieser Name verblieb dem Bunde der norddeutschen Handelsstädte. Aller Gewerbfleiß hatte sich in die Städte eingebürgert, welche in ihrer Umgebung, auf dem Lande, den sichersten Markt fanden, während die Kaufleute das Geschäft des Verkaufs in die Ferne besorgten; so kamen z. B. aus England Wolle und Felle in norddeutsche Hansestädte und kehrten als Tuch und Leder wieder dorthin zurück. Auch die Handwerker

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 441

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Rußland. 441 der Menschenverlust wurde um so mehr empfunden, als die Bevölkerung des Reichs ohnehin eine dünne ist, und die finanziellen Kräfte waren so abgespannt, daß sie allein schon den Frieden als das einzige Heilmittel rathsam machten. Unter Alerander ruhten daher von 1815 bis 1825 die russischen Waffen und die seit Peter I. traditionelle russische Politik zeigte sich während dieses Decenniums nur dadurch, daß 1824 die Nord- westküste von Amerika zum großen Aergeruisse der Briten und Nord- amerikaner förmlich in Besitz genommen wurde; wie das Augenmerk der russischen Herrscher unverrückt gegen Centralasien schaut, bewies die Ge- schicklichkeit, mit der im gleichen Jahre 7 kirgisische und kalmückische Hor- den sich dem chinesischen Reiche entziehen und zu russischen Schützlingen machen ließen. Für den Ackerbau sorgte der Kaiser, insoweit dies über- haupt ein Fürst thun kann, in dessen Lande die Mehrzahl der Bauern Leibeigene sind. Den Ausfuhrhandel mit den Erzeugnissen des Acker- baues, der Viehzucht, der Jagd, des Fischfangs, des Bergbaues (Hanf, Lein, Talg, Häute, Pelzwerk, Hausenblase, Kaviar, Holz, Theer, Kupfer), beförderte er durch weise Gesetze; die Industrie, die den Bedürfnissen Rußlands bei weitem nicht genügte, versuchte er bereits durch die un- mittelbare Betheiligung des Staats zu heben, indem er z. B. Wollen- tuchfabriken auf Regierungskosten anlegte. Erst 1823 jedoch wurde durch den Finanzminister Kankrin (einen Deutschen aus Hanau) das System der russischen Handelspolitik in seinen Grundzügen aufgestellt, das jetzt vollendet dasteht: Ausschließung jedes fremden Fabrikats, dessen Erzeu- gung in Rußland nur irgendwie möglich ist; Herstellung einer einheimi- schen Industrie nicht allein durch diese Sperre gegen das Ausland, son- dern nöthigenfalls dadurch, daß aus den Leibeigenen Arbeiter für die Fabriken wie Rekruten ausgehoben, gedrillt und eingetheilt werden; Ver- schließung des alten Handelswegs nach Centralasien über Kolchis und das kaspische Meer für alle nichtrussischen Maaren. Dadurch strebte Ruß- land sein ungeheueres Gebiet der Abhängigkeit von fremder Industrie zu entziehen, wie es auch andererseits als eine eigene Welt dastehen und dem, was man in dem andern Europa den Zeitgeist zu nennen pflegt, keine Opfergaben oder Tribute darbringen wollte. Anfangs gehörte Ale- rander selbst der liberalen Richtung an (das beweisen die finnländische und polnische Verfassung, die Manifeste im Kriege von 1812—15 re.), er entzog ihr jedoch bald seine Gunst. Er gründete allerdings 5 Uni- versitäten, 50 Gymnasien, 100 Kreis- und mehrere tausend Volksschulen, aber er ließ den öffentlichen Unterricht streng überwachen und führte eine scharfe Censur ein, Maßregeln, die unter seinem Nachfolger bis zur äußersten Konsequenz ausgebildet wurden, so daß der Umfang des Wis- sens jedem Russen der unteren Stände genau zugemessen ist. Religiö- sen Bewegungen und Differenzen wurde er schon 1816 sehr abhold; in

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 498

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
498 Die Zeit von 1815 bis 1857. nach dagegen sämmtlich von andern deutschen Monarchen wieder ange- stellt wurden, während der Minister von Scheele, der bei der Aufhebung der Verfassung das Hauptwerkzeug war, mit einem hohen preußischen Orden dekoriert wurde; wenn so die öffentliche Meinung in Deutschland nicht verwirrt worden wäre, so hätte es gar keine geben müssen. Der Zollverein. Die trübe Zeit von 1830—40 hatte aber doch eine Schöpfung in's Leben gerufen, welche seitdem nicht nur alle Stürme überdauert hat, son- dern trotz derselben immer herrlicher herangewachsen ist; diese nationale Schöpfung, an welcher der Wahnsinn von 1848 nicht zu rütteln wagte, ist der Zollverein. Bayern und Württemberg gingen mit dem Beispiele eines Zollbündnisses voran (s. S. 467), dem alsbald Hessen- D arm st ad t und Preußen folgten, und die hierin klug berechnete Politik der letztern Macht setzte es bis 1836 durch, daß Kurhessen (1831), Bayern, Württemberg mit den beiden Hohenzollern, Sachsen und die sächsischen Fürstenthümer (1833), Baden und Nassau (1835), Frankfurt (1836) beitraten. Durch diesen Verein wurde endlich eine für das Aufleben des nationalen Wohlstandes unumgänglich nothwendige Bedingung erfüllt, nicht allein dadurch, daß die Bewachung der Zollgränze besser und dreifach wohlfeiler wurde, die Zölle also den Staatskassen viel mehr abwarfen, sondern namentlich durch die Steigerung des Verkehrs unter den Zollvereinsstaaten, sowie durch die Belebung der Industrie, obwohl der Vereinstarif die einhei- mische Industrie gegen die Konkurrenz der auswärtigen in vielen Ar- tikeln nur ungenügend schützt. Preußen behandelte nämlich den Zoll- verein immer als eine fiskalische Einrichtung, d. h. als eine Quelle für die Staatseinnahmen oder ein verbessertes System der indirekten Be- steuerung, nicht als eine Anstalt, deren Hauptzweck die Hebung der einheimischen Industrie wäre, daher setzte es einen hohen Tarif für die Kolonialwaaren durch, obgleich diese Lebensbedürfnisse sind, sowie die höhere Besteuerung des einheimischen Rübenzuckers (welche den Ausfall an den Einfuhrzöllen des Kolonialzuckers decken muß), wußte auch immer die Erhöhung des Tarifs namentlich auf englische Fabrikate zu ver- hindern, wenn diese Erhöhung, wie besonders durch den württembergi- schen Abgeordneten Vayhinger geschah, auf einigen Zollkonferenzen ener- gisch, aber freilich immer vereinzelt, beantragt wurde. Ein Prohibitiv- system zu Gunsten der Fabrikanten auf Kosten der Konsumenten wurde von niemanden verlangt, sondern nur zureichender Schutz für einige Zweige der einheimischen Industrie gegen das Uebergewicht der aus- wärtigen, und auch nur so lange, bis die einheimische Industrie hin- länglich erstarkt wäre, um den Kampf mit der auswärtigen auf dem

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 499

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die schweizerischen Wirren. 499 einheimischen Markte wenigstens auf gleichem Fuße aufnehmen zu können. Mußte mau es sich zuletzt gefallen lassen, daß die national-ökonomischen Ueberzeugungen preußischer und anderer Staatsmänner sich mit einem folgerichtigen Schutzzollsysteme nicht vereinigen können, so hätte man doch so viel erwarten dürfen, daß die Resultate der Zollkonferenzen wenigstens den betheiligten Deutschen zuerst bekannt gemacht würden, so aber erfuhren diese dieselben jedesmal zuerst aus triumphierenden Artikeln englischer Zeitungen, was jedenfalls kein günstiges Vorurtheil für die Unabhängigkeit der Leiter eines Vereins, den man als „deutschen" betonte, erwecken konnte und das deutsche Selbstbewußtsein demüthigte. Dennoch gewann der Zollverein eine solche Lebenskraft und trieb seine Wurzeln so tief, daß nicht allein die Staatskassen seiner nicht mehr ent- rathen können, sondern auch das Verkehrsleben der Staaten des Zoll- vereins so zusammengewachsen ist, daß die Wiedererrichtung der alten Zollschranken geradezu in das Reich der Unmöglichkeit gehört und selbst das Ausland den Zollverein als eine, wenn auch unvollkommene natio- nale deutsche Einrichtung anerkennt und dessen weitere Entwicklung nach Kräften zu hindern sich bestrebt. Vierzehntes Kapitel. Die schweizerischen Wirren (1830—1840). Wie 1802 die Gegner der helvetischen Republik die einheitliche Verfassung derselben wohl umzuwerfen, aber keine andere statt derselben einzuführen vermochten, sondern Napoleons allgewaltige Vermittlung Ruhe und Verfassung (Mediationsakte) bringen mußte, so ging es auch 1814, als der „erhabene Vermittler" gestürzt wurde. Die ehemals herrschenden Städte und die Urkantone erklärten die Mediationsverfas- suug mit Beistimmung der fremden Gesandten als aufgehoben, erneuer- ten aber auch zugleich alle ihre Ansprüche auf die ehemals von ihnen bevogteten Landschaften und Orte, z. B. Bern auf Waadt und Aargau, welche dagegen ihre gesammte waffenfähige Mannschaft aufboten; andere Theile, z. B. der katholische Aargau, wollten selbstständig werden, wie- der andere sträubten sich länger, dem bisherigen Kanton anzugehören, z. B. die Landschaft Gaster, welche schwyzerisch werden wollte. Diesem Treiben that das Wort der Allierten Einhalt, sowie sie auch die Bun- desverfassung von 1815 vermittelten und die leitenden Grundsätze für die Kantonalverfassungen aufstellten. Die Schweizer hatten sich über den Wienerkongreß in keiner Weise zu beklagen, denn das Gebiet der Eidgenossenschaft wurde durch Genf, Neuenburg, Pruntrut und Wallis vergrößert, der Eidgenossenschaft ewige Neutralität zugesichert, und selbst 32*

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 666

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
666 Die Zeit von 1815 bis 1857. hatten, erklärt sich von selbst. Der Bundestag half ihnen dazu, indem er am 23. August 1851 die Grundrechte förmlich aufhob; die alten Konstitutionen wurden wieder hergestellt oder die neuen so revidiert, daß die Regierungen und der Bundestag ihre Zustimmung geben konnten; theilweise jedoch, wie z. B. in Hannover, das in der Sturmeszeit die loyalste Haltung gezeigt hatte, blieb die Revision bis 1857 noch im Gange. Dagegen sind die meisten Mittelstaaten in der Ordnung der kirchlichen Angelegenheiten dem Beispiele Oesterreichs und Preußens noch nicht gefolgt und unterhandeln noch fortwährend mit dem heiligen Stuhle. Im Wesentlichen kann der Ausgang jedoch nicht zweifelhaft sein: ihre unveräußerlichen Rechte könnten der Kirche nur durch Unterdrückung vor- enthalten werden, was keine deutsche Regierung beabsichtigen kann, und sodann macht sich die Thatsache immer mehr geltend, daß da die Ein- tracht am wenigsten leidet, daß da die Genossen der christlichen Bekennt- nisse am friedlichsten Zusammenleben, wo die Rechte derselben am schärf- sten gesetzlich abgegränzt sind. So war es vor der ersten französischen Revolution in Deutschland und in der Schweiz; die Bekenner jedes Glaubens hatten ihre vielfach verbrieften und besiegelten Rechte, die man gegenseitig anerkannte; es gab wohl auch Prozesse, die Hauptsache aber kam nie in Frage und der Friede blieb ungestört. Jetzt ist die Parität, das politische Zusammenleben verschiedener Bekenntnisse, in Deutschland eine allgemeine geworden, daher die schärfste Scheidung der religiösen Rechte dringend nothwendig; Feindseligkeit wird durch das Recht nicht gepflanzt, denn wer sein Recht festhält, der achtet auch das des andern und kann keine Unterdrückung oder Schmälerung desselben wollen, die Gegensätze aber werden immer bestehen, so lange es verschiedenen Glauben gibt; nur allgemeine religiöse Charakterlosigkeit könnte den Versuch wagen, die Bekenntnisse zusammenzuquirlen und den Völkern statt kirchlicher Dogmen eine philosophische Bettelsuppe zu reichen. Dreißigstes Kapitel. Das zweite französische Kaiserthum. Die erste französische Republik brauchte doch von 1792—1804 zu ihrer Verwandlung in die Militärmonarchie, die zweite dagegen machte dieselbe in einer wunderbar schnellen Weise durch. Die Législative förderte das Werk wesentlich; den 31. Mai gab sie ein neues Wahl- gesetz, durch welches über 3 Millionen Franzosen das Stimmrecht ver- loren, am 16. Juli ein neues Preßgesetz; fast gleichzeitig votierte sie dem Präsidenten eine Dotation von 2% Millionen Franken, so daß derselbe

10. Meister Bindewald als Bürger - S. 127

1912 - Dresden : Köhler
— 127 — hierauf beleuchtete der Redner das Riesenwerk Scharn- horsts, das noch in dem vollen Glanze des „Volks in Waffen" strahlt, des Mannes, durch dessen Hände Millionen gingen, und an dessen Singern nicht der Schmutz eines Rupferdreiers haften blieb, und der sein eigen Leben fürs Vaterland opferte. Dann erschien die leuchtende Gestalt des alten Blücher, eines der wenigen, in deren Seele das Wort Furcht nicht war, der die wahre Absicht Napoleons durchschaute. Oie Reihe all der herrlichen Männer, die im Rriege und in der Verwaltung dazu beigetragen haben, das Land frei zu machen, sie alle wußte er den herzen der deutschen Jugend aufs neue nahezubringen. Dann kam die Varstellung der herben Enttäuschung all der vaterlandsfreunde, die Gut und Blut so freudig geopfert hatten: das deutsche Reich erstand nicht neu. Oer 1815 ge- gründete deutsche Bund (Staatenbund) brachte die n a t i o - nale Einigung nicht. Es fehlte ihm die Einheit. Dem verlangen nach Volksvertretungen war die Bundes- verfassung zwar entgegengekommen, aber nur Weimar (1816), Laden und Bagern (1818), Hannover und Württemberg (1819), Hessen (1820) gaben ihren Völkern Verfassungen. Oie Zuhörer waren im Geiste mit bei dem wartburg- f e st. Sie ergrimmten über die verkehrte Politik des österreichischen Ministers Metternich. Sie freuten sich, wie die Stein- hardenbergschen Gedanken in dem sich wiederauf- richtenden Preußen sich in zunächst unbemerkte Taten umsetzten, wie auch in anderen Staaten treue, fürsorgende Dbrigkeiten den willen der Bürger zu wirtschaftlichen Fort- schritten führten, wie klug und zielbewußt der sich immer fester fügende Staat Preußen die Sehnsucht der Deutschen nach innigerem Zusammenschluß erkannte. Oie Arbeiten der Männer Arnoldi in Gotha, v. Motz in Preußen, des Schwaben List, des Badensers Rebenius, des Lagern hoffmann traten zum erstenmal vor die Seele der lauschenden Jugend, und sie freute sich, daß die Metternichschen Pläne durch denklugen staatsmännischen Erfolg des Zollvereins zerbrachen. Immer verstand es der Lehrer, die Ereignisse der ganzen Welt auf die Entwicklung Deutschlands zu beziehen.
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